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Trainings-Krümel 1.12.2016

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Merkwürdige Vögel.

In den letzten Monaten kommen doch tatsächlich Grünspechte aus dem nahen Enkheimer Ried in unsere Wohnstraße geflogen, krallen sich gegenüber an die Fassade des mehrstöckigen Wohnblocks, ziemlich oben beim Dachfirst, und gehen dort ihrer Arbeit nach. Sie hacken Löcher in die gedämmte Fassade, daß die Styroporstückchen links und rechts nur so wegfliegen.
Was soll das, warum bleiben die nicht in ihrem Wald und werkeln Löcher in die Bäume wie schon seit Urzeiten? Warum können die nicht mehr ihren Gewohnheiten in ihrem angestammten Lebensraum nachgehen?

Ganz ähnliches geschieht auch zehn Kilometer Luftlinie entfernt in südwestlicher Richtung. Dort sind es Vögel aus der Familie Regenpfeifer, Gattung Kiebitze, die ihren Gewohnheiten im angestammten Habitat nicht mehr nachgehen können. Diese possierlichen, liebenswerten Gesellen sind dem Wahn eines  spionageverfolgungsgeplagten Trainers anheimgefallen, vertrieben aus gerade den Gefilden, wo sie doch immer ihre schönsten ungelegten Eier ausgebrütet hatten.

Gestern, Mittwoch, durften wir wieder mal Training gucken.

Zunächst mal sind die Herrschaften die Treppe runter abgebogen zum Platz an der Wintersporthalle, weil Rasenheizung. Die anderen Trainingsplätze natürlich frostig weiß......allerdings der beheizt sein sollende ebenfalls jungfräulich weiß, nix Heizung. Das muß einem, der seine Trainings akribisch plant, auf die Nüsse gehen, daß in diesem Frankfurt selbst die banalsten Dinge nicht klappen.

Zweidrei Runden Warmlaufen der Mannschaft. Wenn sie bei uns Vögeln vorbeilaufen, schnell mal gucken, wen man identifizieren kann, versteckt und vermummt in den polaren Kopfverkleidungen. Von einem sieht man burkamäßig nur die Augen, aber die schlaksige Körperlänge, alle anderen mit ähnlicher Länge hat man erkannt, ja, es muß Hector sein. 16 Feldspieler, 3 Torhüter, gefehlt hat nur Vallejo. Ganz schön dünn, der Kader.  Richtig gezählt?  Muß wohl.

Es ist ja nach wie vor der Wahnsinn, wie dieser Mann arbeitet. Man könnte denken, daß er es nach acht Monaten vielleicht mal etwas gemütlicher angeht, es ist gegen Ende der Halbrunde, es weihnachtet sehr, viele Punkte sind im Sack, also, mal bißchen halblang, oder?

Knappes Viertelstündchen jetzt in zwei Gruppen Gammelkreis ohne Gammel. Es ist Druck drauf, aber auch Bombenstimmung.

Dann geht es in ein von Reutershahn kleinabgestecktes Feld, mit gelben und roten Stangen sind einige einmeterbreite Tore markiert, willkürlich verstreut, und es geht mit gelber und roter Mannschaft die wilde Jagd ab. Genauestens geregelt von Kovacs Trillerpfeife und Stoppuhr. Jedes Set drei Minuten, ein Gebrülle der Spieler, werwiewo den Ball und Zeitzeit und die Trainer brüllen und feuern an, alles muß rasend schnell gehen, gehdrauf gehdrauf, bleibdochdran, abschnüren, mach breit, play the ball, mach das Tor, make it.... Ja, es fallen Tore, aber fragt nicht, nach welchem Schema, ich kapiers nicht. Pfiff, wieder drei Minuten um. Kovac mosert mit den Gelben, halblaut, mit deutlichem Nachdruck und auch Schärfe, Rot hat schon drei Sets nacheinander gewonnen, da solltet ihr mal drüber nachdenken, oder? Prompt gewinnt Gelb den nächsten Set.

Der Mann hat sich eine Autorität geschaffen, unaufgeregt,  authentisch, wahrhaftig. Man muß das gesehen haben: wenn Kovac den Set abpfeift, bedeutet das kleine Pause.  Er geht dann jedesmal in die Mitte des Spielfeldes, um das eben Gesehene nachzubesprechen. Und während er der Mitte zustrebt, streben die Spieler von ihren Abpfiffstandpunkten ebenfalls in die Mitte, zur Mitte hin schon beginnend, einen Kreis zu bilden. Der ganze Vorgang sieht aus wie dieser physikalische Versuch mit dem Magnet und den Eisenteilchen  -geradezu zwingend fügt sich eine Formation, die unzerstörbar scheint, die nicht auseinanderfallen kann, die von keiner anderen Kraft angreifbar ist. Es sei denn, der Magnet entfernt sich oder wird entfernt. Magisch.
Der Magnetkreis steht nicht weit von uns Vögeln entfernt, dennoch hört man von Kovacs gesprochenen Worten nichts. Er spricht leise und eindringlich, viel sagt er mit dem Körper. Sein Bein spielt den druckvolleren Paß als eben von Oczipka gesehen, seine Handkante schlägt scharf durch die Luft, um Fabian zu verdeutlichen, wie noch rabiater er draufgehen soll. Und die Herrschaften lauschen andächtig, keiner daddelt mit einem Ball, keiner quatscht oder albert mit seinem Nachbar. Noch so ein Bild  -eine Verkündigung. Fehlt nur noch Junior-Jesus. Frohe Weihnachten.

Vom Spiel, welches dann noch auf dem Halbfeld mit Torhütern gespielt wurde, weiß ich nix mehr. Irgendein Thema kam unter den Vögeln auf, das mich gefordert hat....war es Meier, Trump oder der Ölpreis? Ich kann mich nur noch erinnern, daß Kovac Bunjaki auffallend oft gelobt hat, gut gemacht Enis, Klasse Einsatz Enis. Das ist auch ein Spieler, den er bald mal werfen könnte. Der müßte eigentlich nach seinem Geschmack sein, ein Wühler, nimmermüd, gradlinig, den Abschluß suchend.

Dann nimmt sich der Athletiker Klaus Luisser, bei diesen Temperaturen kernig-drahtig in kurzer Hose, alle Achtung,  die Mannschaft noch ein klitzekleinbißchen vor, es werden im 60%-Tempo Läufe bis an die Mittellinie gelaufen, dann schnellere Sprints nur noch an die Viertellinie, anschließend Vollsprints von der Grundlinie an die Achtellinie, mehrere Male hin und her. Effektvoller Abschluß. Die Schippe drauf.
Während dieser Läufe stehen die Kovac-Brüder und Co Reutershahn zusammen und babbeln. Was wäre ich da gerne mal kein Vogel, kein komischer, sondern Maus, wenn die ihre frischen Eindrücke vom Mittwochvormittagstraining gegeneinander abwägen.....

Ich mußte noch in den Fanshop, um für kleine Fans vernünftige Adventskalender zu besorgen. Auf dem Weg zu meinem Auto komme ich also nochmal am spionagefest verhüllten Winterhallenplatz vorbei, da höre ich doch noch Stimmen, schafft da noch jemand was? Ich linse also durch ein Loch in der Abhängeplane, komme mir dabei ziemlich kindisch und doof vor.....aber meine schiere Neugier hält mich dran am Loch.

Reutershahn hält die Buben Bunjaki, Zorba und Barkok noch in Bewegung, Moppes zimmert unverdrossen weiter Bälle auf seine Torhüter. Und wer ist noch mit Robert Kovac zugange?  Unglaublich, Alex Meier, wer sonst. Frappierend, dessen Trainingsfleiß. Kovac und Meier haben sich ein paar Stangen senkrecht auf den Strafraum zulaufend hingesteckt. Quasi wie Slalomstangen. Und Meier wedelt jetzt mit Ball am Fuß durch diesen Slalom, es sieht nicht wirklich schön aus, holprig wäre die rechte Beschreibung  -aber nachdem er die Stangen überwunden hat, kommt seine Waffe, die rechte Innenseite, und der junge Bätge sieht alt aus.
Bätge hat null Chance, er flucht wie ein Bierkutscher, er sieht partout kein Land.  Ich klebe weiter am Loch, denn jetzt schlägt Robert Kovac Eckbälle von rechts. Geplant sind diese offenbar, um Meiers Kopfball(nicht)können zu verbessern. Jetzt kann Bätge doch etliche Bälle halten, wenn Meier mit dem Kopf drankommt. Wenn die Bälle allerdings zu flach kommen und Meier nimmt sie mit dem sweetpoint seiner Innenseite, dann macht es bloß dieses eine satte Geräusch und Bätge kämpft mit den Tränen.
Und Meier hat noch Lust auf "ein paar Elfmeter". Grausam für den Torhüter, denn trotz Ansage kann er keinen dieser Kracher halten. Wie traumwandlerisch Meier diese Dinger mit seiner rechten Innenseite brachial oben links in den Winkel zimmert, das ist eine fließende Bewegung, das Auge am Loch sieht nur den Anlauf und den Einschlag der Kugel. Dazwischen ist nichts als ein Wimpernschlag.

Endlich machen auch die Überstundler Feierabend. Ich hänge auf dem Weg zum Auto Meier nach. Einerseits bewundernswert sein unendlicher Trainingsfleiß, andererseits, denke ich, komisch, trotz dieses Fleißes ist er fußballerisch doch sehr eindimensional geblieben, so über die ganze lange Laufbahn gesehen. Müßte so einer sich nicht multiplere Fähigkeiten antrainiert haben, wenn er schon nicht schnell ist und nicht Eins gegen Eins gehen kann? Mit diesem Zauberfuß müßte er doch mindestens auch ein begnadeter Eckball- und Freistoßschütze sein, so calhanogloumäßig ungefähr? Warum hat das nie ein Trainer ausprobiert, vielleicht wären genau das die Bälle für die vielen Innenverteidiger gewesen, die Meier schon erlebt hat? Zu kurz gedacht, ich verwerfe den Gedanken, denn er kann ja nicht gleichzeitig Absender und dann noch vollstreckender Abnehmer sein. Meier spaltet mich. Schon immer. Aber jetzt absehbar.

Lieber kehre ich gedanklich zurück zu meinem Niko, da fühle ich mich absolut frei und unbeschwert, da habe ich keinen Zweifel, da lasse ich mich fallen. Weil ich bei ihm alles in besten Händen weiß.
Ich fühle Ärger in mir aufsteigen, doof, aber ich könnte platzen, weil man mir erst nach so vielen Jahren mit so einem genialen Trainer kommt. Nein, nicht DIE Eintracht hat ihn verdient, weil da viele sind und waren, die viele Jahre lang viel falsch gemacht haben.

Wir Fans, Anhänger, Supporter, wir elend ewig Leidgeprüften, wir allerdings haben ihn voll verdient. Sowas von. Wenigstens diese mögliche Zeitspanne.
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Wunderbar!
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Vielen Dank für Deine Eindrücke! Wie immer in deinen Trainings-Krümeln: Informativ und dabei  wunderbar unterhaltsam.
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Herzlichen Dank für diesen "Sweetpoint" der Trainingsberichterstattung!
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Merkwürdige Vögel.

In den letzten Monaten kommen doch tatsächlich Grünspechte aus dem nahen Enkheimer Ried in unsere Wohnstraße geflogen, krallen sich gegenüber an die Fassade des mehrstöckigen Wohnblocks, ziemlich oben beim Dachfirst, und gehen dort ihrer Arbeit nach. Sie hacken Löcher in die gedämmte Fassade, daß die Styroporstückchen links und rechts nur so wegfliegen.
Was soll das, warum bleiben die nicht in ihrem Wald und werkeln Löcher in die Bäume wie schon seit Urzeiten? Warum können die nicht mehr ihren Gewohnheiten in ihrem angestammten Lebensraum nachgehen?

Ganz ähnliches geschieht auch zehn Kilometer Luftlinie entfernt in südwestlicher Richtung. Dort sind es Vögel aus der Familie Regenpfeifer, Gattung Kiebitze, die ihren Gewohnheiten im angestammten Habitat nicht mehr nachgehen können. Diese possierlichen, liebenswerten Gesellen sind dem Wahn eines  spionageverfolgungsgeplagten Trainers anheimgefallen, vertrieben aus gerade den Gefilden, wo sie doch immer ihre schönsten ungelegten Eier ausgebrütet hatten.

Gestern, Mittwoch, durften wir wieder mal Training gucken.

Zunächst mal sind die Herrschaften die Treppe runter abgebogen zum Platz an der Wintersporthalle, weil Rasenheizung. Die anderen Trainingsplätze natürlich frostig weiß......allerdings der beheizt sein sollende ebenfalls jungfräulich weiß, nix Heizung. Das muß einem, der seine Trainings akribisch plant, auf die Nüsse gehen, daß in diesem Frankfurt selbst die banalsten Dinge nicht klappen.

Zweidrei Runden Warmlaufen der Mannschaft. Wenn sie bei uns Vögeln vorbeilaufen, schnell mal gucken, wen man identifizieren kann, versteckt und vermummt in den polaren Kopfverkleidungen. Von einem sieht man burkamäßig nur die Augen, aber die schlaksige Körperlänge, alle anderen mit ähnlicher Länge hat man erkannt, ja, es muß Hector sein. 16 Feldspieler, 3 Torhüter, gefehlt hat nur Vallejo. Ganz schön dünn, der Kader.  Richtig gezählt?  Muß wohl.

Es ist ja nach wie vor der Wahnsinn, wie dieser Mann arbeitet. Man könnte denken, daß er es nach acht Monaten vielleicht mal etwas gemütlicher angeht, es ist gegen Ende der Halbrunde, es weihnachtet sehr, viele Punkte sind im Sack, also, mal bißchen halblang, oder?

Knappes Viertelstündchen jetzt in zwei Gruppen Gammelkreis ohne Gammel. Es ist Druck drauf, aber auch Bombenstimmung.

Dann geht es in ein von Reutershahn kleinabgestecktes Feld, mit gelben und roten Stangen sind einige einmeterbreite Tore markiert, willkürlich verstreut, und es geht mit gelber und roter Mannschaft die wilde Jagd ab. Genauestens geregelt von Kovacs Trillerpfeife und Stoppuhr. Jedes Set drei Minuten, ein Gebrülle der Spieler, werwiewo den Ball und Zeitzeit und die Trainer brüllen und feuern an, alles muß rasend schnell gehen, gehdrauf gehdrauf, bleibdochdran, abschnüren, mach breit, play the ball, mach das Tor, make it.... Ja, es fallen Tore, aber fragt nicht, nach welchem Schema, ich kapiers nicht. Pfiff, wieder drei Minuten um. Kovac mosert mit den Gelben, halblaut, mit deutlichem Nachdruck und auch Schärfe, Rot hat schon drei Sets nacheinander gewonnen, da solltet ihr mal drüber nachdenken, oder? Prompt gewinnt Gelb den nächsten Set.

Der Mann hat sich eine Autorität geschaffen, unaufgeregt,  authentisch, wahrhaftig. Man muß das gesehen haben: wenn Kovac den Set abpfeift, bedeutet das kleine Pause.  Er geht dann jedesmal in die Mitte des Spielfeldes, um das eben Gesehene nachzubesprechen. Und während er der Mitte zustrebt, streben die Spieler von ihren Abpfiffstandpunkten ebenfalls in die Mitte, zur Mitte hin schon beginnend, einen Kreis zu bilden. Der ganze Vorgang sieht aus wie dieser physikalische Versuch mit dem Magnet und den Eisenteilchen  -geradezu zwingend fügt sich eine Formation, die unzerstörbar scheint, die nicht auseinanderfallen kann, die von keiner anderen Kraft angreifbar ist. Es sei denn, der Magnet entfernt sich oder wird entfernt. Magisch.
Der Magnetkreis steht nicht weit von uns Vögeln entfernt, dennoch hört man von Kovacs gesprochenen Worten nichts. Er spricht leise und eindringlich, viel sagt er mit dem Körper. Sein Bein spielt den druckvolleren Paß als eben von Oczipka gesehen, seine Handkante schlägt scharf durch die Luft, um Fabian zu verdeutlichen, wie noch rabiater er draufgehen soll. Und die Herrschaften lauschen andächtig, keiner daddelt mit einem Ball, keiner quatscht oder albert mit seinem Nachbar. Noch so ein Bild  -eine Verkündigung. Fehlt nur noch Junior-Jesus. Frohe Weihnachten.

Vom Spiel, welches dann noch auf dem Halbfeld mit Torhütern gespielt wurde, weiß ich nix mehr. Irgendein Thema kam unter den Vögeln auf, das mich gefordert hat....war es Meier, Trump oder der Ölpreis? Ich kann mich nur noch erinnern, daß Kovac Bunjaki auffallend oft gelobt hat, gut gemacht Enis, Klasse Einsatz Enis. Das ist auch ein Spieler, den er bald mal werfen könnte. Der müßte eigentlich nach seinem Geschmack sein, ein Wühler, nimmermüd, gradlinig, den Abschluß suchend.

Dann nimmt sich der Athletiker Klaus Luisser, bei diesen Temperaturen kernig-drahtig in kurzer Hose, alle Achtung,  die Mannschaft noch ein klitzekleinbißchen vor, es werden im 60%-Tempo Läufe bis an die Mittellinie gelaufen, dann schnellere Sprints nur noch an die Viertellinie, anschließend Vollsprints von der Grundlinie an die Achtellinie, mehrere Male hin und her. Effektvoller Abschluß. Die Schippe drauf.
Während dieser Läufe stehen die Kovac-Brüder und Co Reutershahn zusammen und babbeln. Was wäre ich da gerne mal kein Vogel, kein komischer, sondern Maus, wenn die ihre frischen Eindrücke vom Mittwochvormittagstraining gegeneinander abwägen.....

Ich mußte noch in den Fanshop, um für kleine Fans vernünftige Adventskalender zu besorgen. Auf dem Weg zu meinem Auto komme ich also nochmal am spionagefest verhüllten Winterhallenplatz vorbei, da höre ich doch noch Stimmen, schafft da noch jemand was? Ich linse also durch ein Loch in der Abhängeplane, komme mir dabei ziemlich kindisch und doof vor.....aber meine schiere Neugier hält mich dran am Loch.

Reutershahn hält die Buben Bunjaki, Zorba und Barkok noch in Bewegung, Moppes zimmert unverdrossen weiter Bälle auf seine Torhüter. Und wer ist noch mit Robert Kovac zugange?  Unglaublich, Alex Meier, wer sonst. Frappierend, dessen Trainingsfleiß. Kovac und Meier haben sich ein paar Stangen senkrecht auf den Strafraum zulaufend hingesteckt. Quasi wie Slalomstangen. Und Meier wedelt jetzt mit Ball am Fuß durch diesen Slalom, es sieht nicht wirklich schön aus, holprig wäre die rechte Beschreibung  -aber nachdem er die Stangen überwunden hat, kommt seine Waffe, die rechte Innenseite, und der junge Bätge sieht alt aus.
Bätge hat null Chance, er flucht wie ein Bierkutscher, er sieht partout kein Land.  Ich klebe weiter am Loch, denn jetzt schlägt Robert Kovac Eckbälle von rechts. Geplant sind diese offenbar, um Meiers Kopfball(nicht)können zu verbessern. Jetzt kann Bätge doch etliche Bälle halten, wenn Meier mit dem Kopf drankommt. Wenn die Bälle allerdings zu flach kommen und Meier nimmt sie mit dem sweetpoint seiner Innenseite, dann macht es bloß dieses eine satte Geräusch und Bätge kämpft mit den Tränen.
Und Meier hat noch Lust auf "ein paar Elfmeter". Grausam für den Torhüter, denn trotz Ansage kann er keinen dieser Kracher halten. Wie traumwandlerisch Meier diese Dinger mit seiner rechten Innenseite brachial oben links in den Winkel zimmert, das ist eine fließende Bewegung, das Auge am Loch sieht nur den Anlauf und den Einschlag der Kugel. Dazwischen ist nichts als ein Wimpernschlag.

Endlich machen auch die Überstundler Feierabend. Ich hänge auf dem Weg zum Auto Meier nach. Einerseits bewundernswert sein unendlicher Trainingsfleiß, andererseits, denke ich, komisch, trotz dieses Fleißes ist er fußballerisch doch sehr eindimensional geblieben, so über die ganze lange Laufbahn gesehen. Müßte so einer sich nicht multiplere Fähigkeiten antrainiert haben, wenn er schon nicht schnell ist und nicht Eins gegen Eins gehen kann? Mit diesem Zauberfuß müßte er doch mindestens auch ein begnadeter Eckball- und Freistoßschütze sein, so calhanogloumäßig ungefähr? Warum hat das nie ein Trainer ausprobiert, vielleicht wären genau das die Bälle für die vielen Innenverteidiger gewesen, die Meier schon erlebt hat? Zu kurz gedacht, ich verwerfe den Gedanken, denn er kann ja nicht gleichzeitig Absender und dann noch vollstreckender Abnehmer sein. Meier spaltet mich. Schon immer. Aber jetzt absehbar.

Lieber kehre ich gedanklich zurück zu meinem Niko, da fühle ich mich absolut frei und unbeschwert, da habe ich keinen Zweifel, da lasse ich mich fallen. Weil ich bei ihm alles in besten Händen weiß.
Ich fühle Ärger in mir aufsteigen, doof, aber ich könnte platzen, weil man mir erst nach so vielen Jahren mit so einem genialen Trainer kommt. Nein, nicht DIE Eintracht hat ihn verdient, weil da viele sind und waren, die viele Jahre lang viel falsch gemacht haben.

Wir Fans, Anhänger, Supporter, wir elend ewig Leidgeprüften, wir allerdings haben ihn voll verdient. Sowas von. Wenigstens diese mögliche Zeitspanne.
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upandaway schrieb:

Ja, es fallen Tore, aber fragt nicht, nach welchem Schema, ich kapiers nicht.

So geht wohl öffentliches Geheimtraining
Nein, wie so oft tolle Einblicke, und wie immer mit Herzblut geschrieben. Vielen Dank!
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Grandios, uaa. Einfach grandios.
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Prima Bericht!
Falls du raus kriegst warum die Grünspechte was gegen Wärmedämmung haben sag Bescheid.
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Ein richtiger Literat toller Bericht mal wieder, einfach gelungen.
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Klasse! Wie immer.
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Klasse. Informativ und unterhaltsam.
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Klasse Krümel, danke
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Perfekt, vielen Dank dafür !
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Wohl verpackt, ansehnlich drapiert und sehr wohlschmeckend, diese Krümel.

Danke
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Merkwürdige Vögel.

In den letzten Monaten kommen doch tatsächlich Grünspechte aus dem nahen Enkheimer Ried in unsere Wohnstraße geflogen, krallen sich gegenüber an die Fassade des mehrstöckigen Wohnblocks, ziemlich oben beim Dachfirst, und gehen dort ihrer Arbeit nach. Sie hacken Löcher in die gedämmte Fassade, daß die Styroporstückchen links und rechts nur so wegfliegen.
Was soll das, warum bleiben die nicht in ihrem Wald und werkeln Löcher in die Bäume wie schon seit Urzeiten? Warum können die nicht mehr ihren Gewohnheiten in ihrem angestammten Lebensraum nachgehen?

Ganz ähnliches geschieht auch zehn Kilometer Luftlinie entfernt in südwestlicher Richtung. Dort sind es Vögel aus der Familie Regenpfeifer, Gattung Kiebitze, die ihren Gewohnheiten im angestammten Habitat nicht mehr nachgehen können. Diese possierlichen, liebenswerten Gesellen sind dem Wahn eines  spionageverfolgungsgeplagten Trainers anheimgefallen, vertrieben aus gerade den Gefilden, wo sie doch immer ihre schönsten ungelegten Eier ausgebrütet hatten.

Gestern, Mittwoch, durften wir wieder mal Training gucken.

Zunächst mal sind die Herrschaften die Treppe runter abgebogen zum Platz an der Wintersporthalle, weil Rasenheizung. Die anderen Trainingsplätze natürlich frostig weiß......allerdings der beheizt sein sollende ebenfalls jungfräulich weiß, nix Heizung. Das muß einem, der seine Trainings akribisch plant, auf die Nüsse gehen, daß in diesem Frankfurt selbst die banalsten Dinge nicht klappen.

Zweidrei Runden Warmlaufen der Mannschaft. Wenn sie bei uns Vögeln vorbeilaufen, schnell mal gucken, wen man identifizieren kann, versteckt und vermummt in den polaren Kopfverkleidungen. Von einem sieht man burkamäßig nur die Augen, aber die schlaksige Körperlänge, alle anderen mit ähnlicher Länge hat man erkannt, ja, es muß Hector sein. 16 Feldspieler, 3 Torhüter, gefehlt hat nur Vallejo. Ganz schön dünn, der Kader.  Richtig gezählt?  Muß wohl.

Es ist ja nach wie vor der Wahnsinn, wie dieser Mann arbeitet. Man könnte denken, daß er es nach acht Monaten vielleicht mal etwas gemütlicher angeht, es ist gegen Ende der Halbrunde, es weihnachtet sehr, viele Punkte sind im Sack, also, mal bißchen halblang, oder?

Knappes Viertelstündchen jetzt in zwei Gruppen Gammelkreis ohne Gammel. Es ist Druck drauf, aber auch Bombenstimmung.

Dann geht es in ein von Reutershahn kleinabgestecktes Feld, mit gelben und roten Stangen sind einige einmeterbreite Tore markiert, willkürlich verstreut, und es geht mit gelber und roter Mannschaft die wilde Jagd ab. Genauestens geregelt von Kovacs Trillerpfeife und Stoppuhr. Jedes Set drei Minuten, ein Gebrülle der Spieler, werwiewo den Ball und Zeitzeit und die Trainer brüllen und feuern an, alles muß rasend schnell gehen, gehdrauf gehdrauf, bleibdochdran, abschnüren, mach breit, play the ball, mach das Tor, make it.... Ja, es fallen Tore, aber fragt nicht, nach welchem Schema, ich kapiers nicht. Pfiff, wieder drei Minuten um. Kovac mosert mit den Gelben, halblaut, mit deutlichem Nachdruck und auch Schärfe, Rot hat schon drei Sets nacheinander gewonnen, da solltet ihr mal drüber nachdenken, oder? Prompt gewinnt Gelb den nächsten Set.

Der Mann hat sich eine Autorität geschaffen, unaufgeregt,  authentisch, wahrhaftig. Man muß das gesehen haben: wenn Kovac den Set abpfeift, bedeutet das kleine Pause.  Er geht dann jedesmal in die Mitte des Spielfeldes, um das eben Gesehene nachzubesprechen. Und während er der Mitte zustrebt, streben die Spieler von ihren Abpfiffstandpunkten ebenfalls in die Mitte, zur Mitte hin schon beginnend, einen Kreis zu bilden. Der ganze Vorgang sieht aus wie dieser physikalische Versuch mit dem Magnet und den Eisenteilchen  -geradezu zwingend fügt sich eine Formation, die unzerstörbar scheint, die nicht auseinanderfallen kann, die von keiner anderen Kraft angreifbar ist. Es sei denn, der Magnet entfernt sich oder wird entfernt. Magisch.
Der Magnetkreis steht nicht weit von uns Vögeln entfernt, dennoch hört man von Kovacs gesprochenen Worten nichts. Er spricht leise und eindringlich, viel sagt er mit dem Körper. Sein Bein spielt den druckvolleren Paß als eben von Oczipka gesehen, seine Handkante schlägt scharf durch die Luft, um Fabian zu verdeutlichen, wie noch rabiater er draufgehen soll. Und die Herrschaften lauschen andächtig, keiner daddelt mit einem Ball, keiner quatscht oder albert mit seinem Nachbar. Noch so ein Bild  -eine Verkündigung. Fehlt nur noch Junior-Jesus. Frohe Weihnachten.

Vom Spiel, welches dann noch auf dem Halbfeld mit Torhütern gespielt wurde, weiß ich nix mehr. Irgendein Thema kam unter den Vögeln auf, das mich gefordert hat....war es Meier, Trump oder der Ölpreis? Ich kann mich nur noch erinnern, daß Kovac Bunjaki auffallend oft gelobt hat, gut gemacht Enis, Klasse Einsatz Enis. Das ist auch ein Spieler, den er bald mal werfen könnte. Der müßte eigentlich nach seinem Geschmack sein, ein Wühler, nimmermüd, gradlinig, den Abschluß suchend.

Dann nimmt sich der Athletiker Klaus Luisser, bei diesen Temperaturen kernig-drahtig in kurzer Hose, alle Achtung,  die Mannschaft noch ein klitzekleinbißchen vor, es werden im 60%-Tempo Läufe bis an die Mittellinie gelaufen, dann schnellere Sprints nur noch an die Viertellinie, anschließend Vollsprints von der Grundlinie an die Achtellinie, mehrere Male hin und her. Effektvoller Abschluß. Die Schippe drauf.
Während dieser Läufe stehen die Kovac-Brüder und Co Reutershahn zusammen und babbeln. Was wäre ich da gerne mal kein Vogel, kein komischer, sondern Maus, wenn die ihre frischen Eindrücke vom Mittwochvormittagstraining gegeneinander abwägen.....

Ich mußte noch in den Fanshop, um für kleine Fans vernünftige Adventskalender zu besorgen. Auf dem Weg zu meinem Auto komme ich also nochmal am spionagefest verhüllten Winterhallenplatz vorbei, da höre ich doch noch Stimmen, schafft da noch jemand was? Ich linse also durch ein Loch in der Abhängeplane, komme mir dabei ziemlich kindisch und doof vor.....aber meine schiere Neugier hält mich dran am Loch.

Reutershahn hält die Buben Bunjaki, Zorba und Barkok noch in Bewegung, Moppes zimmert unverdrossen weiter Bälle auf seine Torhüter. Und wer ist noch mit Robert Kovac zugange?  Unglaublich, Alex Meier, wer sonst. Frappierend, dessen Trainingsfleiß. Kovac und Meier haben sich ein paar Stangen senkrecht auf den Strafraum zulaufend hingesteckt. Quasi wie Slalomstangen. Und Meier wedelt jetzt mit Ball am Fuß durch diesen Slalom, es sieht nicht wirklich schön aus, holprig wäre die rechte Beschreibung  -aber nachdem er die Stangen überwunden hat, kommt seine Waffe, die rechte Innenseite, und der junge Bätge sieht alt aus.
Bätge hat null Chance, er flucht wie ein Bierkutscher, er sieht partout kein Land.  Ich klebe weiter am Loch, denn jetzt schlägt Robert Kovac Eckbälle von rechts. Geplant sind diese offenbar, um Meiers Kopfball(nicht)können zu verbessern. Jetzt kann Bätge doch etliche Bälle halten, wenn Meier mit dem Kopf drankommt. Wenn die Bälle allerdings zu flach kommen und Meier nimmt sie mit dem sweetpoint seiner Innenseite, dann macht es bloß dieses eine satte Geräusch und Bätge kämpft mit den Tränen.
Und Meier hat noch Lust auf "ein paar Elfmeter". Grausam für den Torhüter, denn trotz Ansage kann er keinen dieser Kracher halten. Wie traumwandlerisch Meier diese Dinger mit seiner rechten Innenseite brachial oben links in den Winkel zimmert, das ist eine fließende Bewegung, das Auge am Loch sieht nur den Anlauf und den Einschlag der Kugel. Dazwischen ist nichts als ein Wimpernschlag.

Endlich machen auch die Überstundler Feierabend. Ich hänge auf dem Weg zum Auto Meier nach. Einerseits bewundernswert sein unendlicher Trainingsfleiß, andererseits, denke ich, komisch, trotz dieses Fleißes ist er fußballerisch doch sehr eindimensional geblieben, so über die ganze lange Laufbahn gesehen. Müßte so einer sich nicht multiplere Fähigkeiten antrainiert haben, wenn er schon nicht schnell ist und nicht Eins gegen Eins gehen kann? Mit diesem Zauberfuß müßte er doch mindestens auch ein begnadeter Eckball- und Freistoßschütze sein, so calhanogloumäßig ungefähr? Warum hat das nie ein Trainer ausprobiert, vielleicht wären genau das die Bälle für die vielen Innenverteidiger gewesen, die Meier schon erlebt hat? Zu kurz gedacht, ich verwerfe den Gedanken, denn er kann ja nicht gleichzeitig Absender und dann noch vollstreckender Abnehmer sein. Meier spaltet mich. Schon immer. Aber jetzt absehbar.

Lieber kehre ich gedanklich zurück zu meinem Niko, da fühle ich mich absolut frei und unbeschwert, da habe ich keinen Zweifel, da lasse ich mich fallen. Weil ich bei ihm alles in besten Händen weiß.
Ich fühle Ärger in mir aufsteigen, doof, aber ich könnte platzen, weil man mir erst nach so vielen Jahren mit so einem genialen Trainer kommt. Nein, nicht DIE Eintracht hat ihn verdient, weil da viele sind und waren, die viele Jahre lang viel falsch gemacht haben.

Wir Fans, Anhänger, Supporter, wir elend ewig Leidgeprüften, wir allerdings haben ihn voll verdient. Sowas von. Wenigstens diese mögliche Zeitspanne.
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Vielen Dank mal wieder! ?
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Ich kann einfach nur DANKE sagen! Toller Bericht!
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schöne "Unterhaltung" dank dir.

Rasenheizung
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Merkwürdige Vögel.

In den letzten Monaten kommen doch tatsächlich Grünspechte aus dem nahen Enkheimer Ried in unsere Wohnstraße geflogen, krallen sich gegenüber an die Fassade des mehrstöckigen Wohnblocks, ziemlich oben beim Dachfirst, und gehen dort ihrer Arbeit nach. Sie hacken Löcher in die gedämmte Fassade, daß die Styroporstückchen links und rechts nur so wegfliegen.
Was soll das, warum bleiben die nicht in ihrem Wald und werkeln Löcher in die Bäume wie schon seit Urzeiten? Warum können die nicht mehr ihren Gewohnheiten in ihrem angestammten Lebensraum nachgehen?

Ganz ähnliches geschieht auch zehn Kilometer Luftlinie entfernt in südwestlicher Richtung. Dort sind es Vögel aus der Familie Regenpfeifer, Gattung Kiebitze, die ihren Gewohnheiten im angestammten Habitat nicht mehr nachgehen können. Diese possierlichen, liebenswerten Gesellen sind dem Wahn eines  spionageverfolgungsgeplagten Trainers anheimgefallen, vertrieben aus gerade den Gefilden, wo sie doch immer ihre schönsten ungelegten Eier ausgebrütet hatten.

Gestern, Mittwoch, durften wir wieder mal Training gucken.

Zunächst mal sind die Herrschaften die Treppe runter abgebogen zum Platz an der Wintersporthalle, weil Rasenheizung. Die anderen Trainingsplätze natürlich frostig weiß......allerdings der beheizt sein sollende ebenfalls jungfräulich weiß, nix Heizung. Das muß einem, der seine Trainings akribisch plant, auf die Nüsse gehen, daß in diesem Frankfurt selbst die banalsten Dinge nicht klappen.

Zweidrei Runden Warmlaufen der Mannschaft. Wenn sie bei uns Vögeln vorbeilaufen, schnell mal gucken, wen man identifizieren kann, versteckt und vermummt in den polaren Kopfverkleidungen. Von einem sieht man burkamäßig nur die Augen, aber die schlaksige Körperlänge, alle anderen mit ähnlicher Länge hat man erkannt, ja, es muß Hector sein. 16 Feldspieler, 3 Torhüter, gefehlt hat nur Vallejo. Ganz schön dünn, der Kader.  Richtig gezählt?  Muß wohl.

Es ist ja nach wie vor der Wahnsinn, wie dieser Mann arbeitet. Man könnte denken, daß er es nach acht Monaten vielleicht mal etwas gemütlicher angeht, es ist gegen Ende der Halbrunde, es weihnachtet sehr, viele Punkte sind im Sack, also, mal bißchen halblang, oder?

Knappes Viertelstündchen jetzt in zwei Gruppen Gammelkreis ohne Gammel. Es ist Druck drauf, aber auch Bombenstimmung.

Dann geht es in ein von Reutershahn kleinabgestecktes Feld, mit gelben und roten Stangen sind einige einmeterbreite Tore markiert, willkürlich verstreut, und es geht mit gelber und roter Mannschaft die wilde Jagd ab. Genauestens geregelt von Kovacs Trillerpfeife und Stoppuhr. Jedes Set drei Minuten, ein Gebrülle der Spieler, werwiewo den Ball und Zeitzeit und die Trainer brüllen und feuern an, alles muß rasend schnell gehen, gehdrauf gehdrauf, bleibdochdran, abschnüren, mach breit, play the ball, mach das Tor, make it.... Ja, es fallen Tore, aber fragt nicht, nach welchem Schema, ich kapiers nicht. Pfiff, wieder drei Minuten um. Kovac mosert mit den Gelben, halblaut, mit deutlichem Nachdruck und auch Schärfe, Rot hat schon drei Sets nacheinander gewonnen, da solltet ihr mal drüber nachdenken, oder? Prompt gewinnt Gelb den nächsten Set.

Der Mann hat sich eine Autorität geschaffen, unaufgeregt,  authentisch, wahrhaftig. Man muß das gesehen haben: wenn Kovac den Set abpfeift, bedeutet das kleine Pause.  Er geht dann jedesmal in die Mitte des Spielfeldes, um das eben Gesehene nachzubesprechen. Und während er der Mitte zustrebt, streben die Spieler von ihren Abpfiffstandpunkten ebenfalls in die Mitte, zur Mitte hin schon beginnend, einen Kreis zu bilden. Der ganze Vorgang sieht aus wie dieser physikalische Versuch mit dem Magnet und den Eisenteilchen  -geradezu zwingend fügt sich eine Formation, die unzerstörbar scheint, die nicht auseinanderfallen kann, die von keiner anderen Kraft angreifbar ist. Es sei denn, der Magnet entfernt sich oder wird entfernt. Magisch.
Der Magnetkreis steht nicht weit von uns Vögeln entfernt, dennoch hört man von Kovacs gesprochenen Worten nichts. Er spricht leise und eindringlich, viel sagt er mit dem Körper. Sein Bein spielt den druckvolleren Paß als eben von Oczipka gesehen, seine Handkante schlägt scharf durch die Luft, um Fabian zu verdeutlichen, wie noch rabiater er draufgehen soll. Und die Herrschaften lauschen andächtig, keiner daddelt mit einem Ball, keiner quatscht oder albert mit seinem Nachbar. Noch so ein Bild  -eine Verkündigung. Fehlt nur noch Junior-Jesus. Frohe Weihnachten.

Vom Spiel, welches dann noch auf dem Halbfeld mit Torhütern gespielt wurde, weiß ich nix mehr. Irgendein Thema kam unter den Vögeln auf, das mich gefordert hat....war es Meier, Trump oder der Ölpreis? Ich kann mich nur noch erinnern, daß Kovac Bunjaki auffallend oft gelobt hat, gut gemacht Enis, Klasse Einsatz Enis. Das ist auch ein Spieler, den er bald mal werfen könnte. Der müßte eigentlich nach seinem Geschmack sein, ein Wühler, nimmermüd, gradlinig, den Abschluß suchend.

Dann nimmt sich der Athletiker Klaus Luisser, bei diesen Temperaturen kernig-drahtig in kurzer Hose, alle Achtung,  die Mannschaft noch ein klitzekleinbißchen vor, es werden im 60%-Tempo Läufe bis an die Mittellinie gelaufen, dann schnellere Sprints nur noch an die Viertellinie, anschließend Vollsprints von der Grundlinie an die Achtellinie, mehrere Male hin und her. Effektvoller Abschluß. Die Schippe drauf.
Während dieser Läufe stehen die Kovac-Brüder und Co Reutershahn zusammen und babbeln. Was wäre ich da gerne mal kein Vogel, kein komischer, sondern Maus, wenn die ihre frischen Eindrücke vom Mittwochvormittagstraining gegeneinander abwägen.....

Ich mußte noch in den Fanshop, um für kleine Fans vernünftige Adventskalender zu besorgen. Auf dem Weg zu meinem Auto komme ich also nochmal am spionagefest verhüllten Winterhallenplatz vorbei, da höre ich doch noch Stimmen, schafft da noch jemand was? Ich linse also durch ein Loch in der Abhängeplane, komme mir dabei ziemlich kindisch und doof vor.....aber meine schiere Neugier hält mich dran am Loch.

Reutershahn hält die Buben Bunjaki, Zorba und Barkok noch in Bewegung, Moppes zimmert unverdrossen weiter Bälle auf seine Torhüter. Und wer ist noch mit Robert Kovac zugange?  Unglaublich, Alex Meier, wer sonst. Frappierend, dessen Trainingsfleiß. Kovac und Meier haben sich ein paar Stangen senkrecht auf den Strafraum zulaufend hingesteckt. Quasi wie Slalomstangen. Und Meier wedelt jetzt mit Ball am Fuß durch diesen Slalom, es sieht nicht wirklich schön aus, holprig wäre die rechte Beschreibung  -aber nachdem er die Stangen überwunden hat, kommt seine Waffe, die rechte Innenseite, und der junge Bätge sieht alt aus.
Bätge hat null Chance, er flucht wie ein Bierkutscher, er sieht partout kein Land.  Ich klebe weiter am Loch, denn jetzt schlägt Robert Kovac Eckbälle von rechts. Geplant sind diese offenbar, um Meiers Kopfball(nicht)können zu verbessern. Jetzt kann Bätge doch etliche Bälle halten, wenn Meier mit dem Kopf drankommt. Wenn die Bälle allerdings zu flach kommen und Meier nimmt sie mit dem sweetpoint seiner Innenseite, dann macht es bloß dieses eine satte Geräusch und Bätge kämpft mit den Tränen.
Und Meier hat noch Lust auf "ein paar Elfmeter". Grausam für den Torhüter, denn trotz Ansage kann er keinen dieser Kracher halten. Wie traumwandlerisch Meier diese Dinger mit seiner rechten Innenseite brachial oben links in den Winkel zimmert, das ist eine fließende Bewegung, das Auge am Loch sieht nur den Anlauf und den Einschlag der Kugel. Dazwischen ist nichts als ein Wimpernschlag.

Endlich machen auch die Überstundler Feierabend. Ich hänge auf dem Weg zum Auto Meier nach. Einerseits bewundernswert sein unendlicher Trainingsfleiß, andererseits, denke ich, komisch, trotz dieses Fleißes ist er fußballerisch doch sehr eindimensional geblieben, so über die ganze lange Laufbahn gesehen. Müßte so einer sich nicht multiplere Fähigkeiten antrainiert haben, wenn er schon nicht schnell ist und nicht Eins gegen Eins gehen kann? Mit diesem Zauberfuß müßte er doch mindestens auch ein begnadeter Eckball- und Freistoßschütze sein, so calhanogloumäßig ungefähr? Warum hat das nie ein Trainer ausprobiert, vielleicht wären genau das die Bälle für die vielen Innenverteidiger gewesen, die Meier schon erlebt hat? Zu kurz gedacht, ich verwerfe den Gedanken, denn er kann ja nicht gleichzeitig Absender und dann noch vollstreckender Abnehmer sein. Meier spaltet mich. Schon immer. Aber jetzt absehbar.

Lieber kehre ich gedanklich zurück zu meinem Niko, da fühle ich mich absolut frei und unbeschwert, da habe ich keinen Zweifel, da lasse ich mich fallen. Weil ich bei ihm alles in besten Händen weiß.
Ich fühle Ärger in mir aufsteigen, doof, aber ich könnte platzen, weil man mir erst nach so vielen Jahren mit so einem genialen Trainer kommt. Nein, nicht DIE Eintracht hat ihn verdient, weil da viele sind und waren, die viele Jahre lang viel falsch gemacht haben.

Wir Fans, Anhänger, Supporter, wir elend ewig Leidgeprüften, wir allerdings haben ihn voll verdient. Sowas von. Wenigstens diese mögliche Zeitspanne.
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Genialer Beitrag! Vielen Dank für die überaus gelungene Frühstückslektüre. So macht der erste Kaffee gleich doppelt Spaß.

upandaway schrieb:

Wir Fans, Anhänger, Supporter, wir elend ewig Leidgeprüften, wir allerdings haben ihn voll verdient. Sowas von. Wenigstens diese mögliche Zeitspanne.

Aber hallo!
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Vielen Dank für den toll geschriebenen Bericht! Immer wieder eine Freude
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Noch ein Kovac-Groupie

Nee Quatsch, vielen Dank für den ausführlichen Bericht, klingt wirklich alles sehr schön.
Was mich aber wirklich erstaunt hat ist, dass Kovac sich die Zeit nimmt noch mit dem
Alex Spezialtraining zu machen. Da haben sich anscheinend die beiden richtigen
Arbeitstiere getroffen.
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Noch ein Kovac-Groupie

Nee Quatsch, vielen Dank für den ausführlichen Bericht, klingt wirklich alles sehr schön.
Was mich aber wirklich erstaunt hat ist, dass Kovac sich die Zeit nimmt noch mit dem
Alex Spezialtraining zu machen. Da haben sich anscheinend die beiden richtigen
Arbeitstiere getroffen.
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Taunusabbel schrieb:

Was mich aber wirklich erstaunt hat ist, dass Kovac sich die Zeit nimmt noch mit dem
Alex Spezialtraining zu machen. Da haben sich anscheinend die beiden richtigen
Arbeitstiere getroffen.

es war der Robert Kovac.


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