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Die Wettbewerbsregeln in der NFL - Vorbild für die Bundesliga ???

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Heribert Bruchhagen beklagt regelmässig die finazielle Übermacht einiger Clubs der Bundesliga.

Eine ähnliche Diskussion wurde in der NFL, der amerikanischen Footballliga bereits 1989-1990 geführt.

Dort waren damals einige Vereinsbesitzer nicht mehr bereit, an einem Wettbewerb teilzunehmen, der die NFL im arm und reich aufgeteilt hatte, was zur Folge hatte, dass stets die gleichen, finanziell besser gestellten  Teams (z.B. San Francisco 49ers, New York Giants) den Superbowl erreichten.

Die Androhung eines Streiks führte 1991 zu einem neuen Ligavertrag.

Diesem Vertrag lag die Idee zugrunde, dass aus finanzieller Sicht allen Vereine die gleiche Chance auf das Erreichen des Superbowl gegeben werden sollte.

Ab der Saison 1992 nahm die Liga den Spielbetrieb auf Grundlage dieses Vertrags auf, dessen wesentliche Inhalte ich nachfolgend darstelle.

Dabei habe ich jene Elemente, die mit europäischem Recht vereinbar wären, unter den Punkten 1 - 3 zusammengefasst.

Die Vertragsinhalte, die spezifisch für den geschlossenen Kreislauf der NFL sind und auf den europäischen Fussball keinesfalls übertragen werden können findet man ab Punkt 4.




1.   Eine Salary Cap

Die NFL legt für jede Saison eine Salary Cap - eine Gehaltsobergrenze - fest.

Diese Cap richtet sich in der Regel nach den TV Geldern, die jeder Verein erhält.

Für die kommende Saison liegt die Cap z. B. bei 123 Millionen Dollar.

Das bedeutet, jeder Verein kann bis zu dieser GESAMTHÖHE seine Gehälter beliebig an seine Spieler verteilen.

Da man im Football 53 Spieler benötigt, kann kein Club der NFL nur Stars bezahlen. Man würde bereits mit 20 Topspielern die 123Millionen Grenze sprengen.

Daher sind alle Manager gezwungen, einen Kader aus Stars, Durchschnittsspiekern und Talenten zusammenzustellen.




2. Die TV Gelder

Die NFL handelt die TV Verträge ähnlich der DFL für die gesamte Liga aus.

Der Unterschied:  Die NFL verteilt die TV Gelder zu gleichen Teilen zwischen allen Mannschaften, damit die Schere zwischen arm und reich nicht auseinandergeht.



3. Die Merchandisingeinnahmen

Die Liga vermarktet sich zentral. Das bedeutet, dass alle Merchandisingeinnahmen in einen Topf wandern und zu gleichen Teilen zwischen allen Teams aufgeteilt werden.

Ziel ist auch hier, eine Wettbewerbsparität herzustellen um die Chancengleichheit zu verbessern.






Folgende Vertragsinhalte dienen lediglich der Information.  Sie sind mit europäischem Recht nicht vereinbar.


4. Die "Draft"

Collegespieler, die in die NFL wollen, können sich nicht einfach ihren Club aussuchen. Sie werden "gedraftet".

Das bedeutet: Ein Verein nach dem anderen wählt einen Collegespieler aus, wobei die schlechteste Mannschaft des Vorjahres zuerst wählen darf. Als nächstes wählt der Vorletzte aus der vergangenen Saison. Usw. usw.

Ziel auch hier die grösstmögliche Channcengleichheit




5. Die "Tag"

Einmal pro Spieljahr kann jeder Verein einen Spieler aus seinem Kader, dessen Vertrag ausläuft, eine "Tag" geben.

Das bedeutet:  Er kann damit seinem Spieler trotz ablaufendem Vertrag einen Vereinswechsel verwehren.

Im Gegenzug muss der Club diesem Spieler mindestens das fünfthöchste Gehalt, dass auf dessen Position bezahlt wird, überweisen.  Es wird also teuer für den Clubs, da es sich in diesem Fall in der Regel um einen zweistelligen Millionenbetrag handelt, was die Salary Cap belastet.

Das Ziel dieses Verrtagsbestandteils:  Identifikationsfiguren an den Verein zu binden




6. Blackout

Wenn ein Spiel nicht mindestens 48 Stunden vor dem Anpfiff ausverkauft ist, wird es im Umkreis von 50 Meilen (80 km) rund um das Stadion nicht übertragen.  

Weder im TV, noch im Pay TV oder im Internet. Pay TV Abonnenten erklären sich damit z. B. schon bei Vertragsabschluss einverstanden.

Ziel:  Optimale Umsätze für die Liga



Anmerkung:  Seit der Einführung dieses Ligavertrages 1992 hat sich die NFL zur reichsten Liga der Welt entwickelt.

Die Stadien sind zu 99% ausverkauft, wobei alle Vereine schwarze Zahlen schreiben und ihre Topstars bezahlen können.



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hi,

tag & draft funktionieren nicht in deutschland. das eine verstösst gegen EU-Arebitsrecht, das andere funktioniert nur dann, wenn deine Liga das A & O, sprich das Endziel ist.

Beispiel, ein Spieler wird von Hertha "gedraftet" mit #1 pick, und der sagt dann danke, und geht nach Barcelona ...

Auch alles andere wird in Deutschland nicht umzusetzen sein, das liegt an vielen rechtlichen Dingen.

Ich fänd es prima, aber .... das wird nix ....
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jazon123 schrieb:
hi,

tag & draft funktionieren nicht in deutschland. das eine verstösst gegen EU-Arebitsrecht, das andere funktioniert nur dann, wenn deine Liga das A & O, sprich das Endziel ist.

Beispiel, ein Spieler wird von Hertha "gedraftet" mit #1 pick, und der sagt dann danke, und geht nach Barcelona ...

Auch alles andere wird in Deutschland nicht umzusetzen sein, das liegt an vielen rechtlichen Dingen.

Ich fänd es prima, aber .... das wird nix ....



Hi,

ließ mal den Satz, den ich über Punkt 4 "Die Draft" gesetzt habe.

Diskussionsstoff für die Bundesliga bieten lediglich die Punkte 1-3  
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ja sorry cheesehead, hast ja Recht
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Ich geb Jazon recht.

Das funktioniert in der NFL, weil die Liga autark ist. Daran scheitert das bereits im Fussball
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Der große Knackpunkt an der Sache ist, dass dies von der Bundesliga nicht alleine umgesetzt werden kann. Könnte schon, aber nutzlos wenn das restliche Europa nicht mitzieht.
Solange die UEFA da nicht mal selbst ein Machwort spricht, ist alles Herumgerede, auch von HB, leider sinnlos. Sinnvoll wäre es aber aus meiner Sicht allemal, speziell die Gelderverteilung. Bis man jedoch mal in Rest-Europa Befürworter findet, werden noch viele Bayern-Meisterschaften und englische CL-Finals vergehen.
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Ein Problem daran ist auch, dass die Topvereine bereits soviel zahlen. Das würde bei der Einführung einer Gehaltsobergrenze berücksichtigt, schließlich haben die großen Vereine die Macht. Ein Salary Cap würde die europäische Spitze näher zusammen bringen, die meisten Vereine jedoch kämen nicht mal ansatzweise an die Grenze heran.
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greenbay. schrieb:
1.   Eine Salary Cap

Die NFL legt für jede Saison eine Salary Cap - eine Gehaltsobergrenze - fest.

Man kann einem Unternehmen, und das sind Fußballklubs mittlerweile nunmal, nicht vorschreiben, dass es seinen Mitarbeitern nicht mehr als Betrag XY zahlen darf, das verträgt sich nicht mit der allgemeinen deutschen Vertragsfreiheit.

Hannovers Präsident Martin Kind kündigt schon an gegen die 50+1 - Regel zu klagen, laut einiger Juristen stünden seine Chancen so schlecht nicht.
Da würde sich auch in Windeseile jemand finden, der gegen eine Gehaltsobergrenzenregelung klagen will.

Außerdem seien wir doch mal ehrlich, in Zeiten in denen der Branchenprimus zwar auf dem Papier die Zentralvermarktung aufrecht erhält, in Wahrheit aber längst mit dem TV-Rechteinhaber einen geheimen (Zusatz-) Einzelvermarktungsvertrag aushandelt finden sich auch genug Möglichkeiten Spielern mehr zu zahlen als auf dem Papier steht.
Der Deal mit Kirch ist doch auch nur durch die Kirch-Pleite bekannt geworden, sonst wüssten wir doch bis heute noch alle nichts davon.

greenbay. schrieb:
2. Die TV Gelder

Die NFL handelt die TV Verträge ähnlich der DFL für die gesamte Liga aus.

Der Unterschied:  Die NFL verteilt die TV Gelder zu gleichen Teilen zwischen allen Mannschaften, damit die Schere zwischen arm und reich nicht auseinandergeht.

Da sind wir wohl beim Grundproblem angelangt:

Die NFL, bzw. die in ihr organisierten Clubs sehen sich (mittlerweile) als Solidargemeinschaft. Die entscheidende Einsicht ist, dass die Großen auch nicht ohne die Kleinen können.
Die großen Clubs können aber auch nicht woanders hin, über der NFL gibt es nichts im American Football.

Die Clubs der Bundesliga sehen sich nur bedingt als Solidargemeinschaft. Das Prinzip der gleichmäßigen TV-Gelderverteilung wurde aufgegeben, weil die großen Clubs mehr gefordert hatten, da man "auch international wettbewerbsfähig bleiben müsse". Im American Football gibt es nichts internationales, schon gar nicht über der NFL.

Im Gegensatz zur NFL, wo die kleinen Clubs allein durch ihre Anzahl eine gewisse Macht darstellen konnten (ohne uns könnt ihr gegen niemanden spielen), lag das Drohpotenzial hierzulande bei den großen Clubs.
In den 90ern wurde unverhohlen offen damit gedroht sich mit Mailand, Madrid, etc. zusammen zu tun und eine "Europaliga" zu gründen.
Die (mittlerweile aufgelöste) G14 wurde zur Aufrechterhaltung dieser Drohkulisse gegründet.

Die kleinen Vereine konnten dem wenig entgegen setzen, denn das Argument der kleinen NFL-Clubs hatten sie damit nicht mehr. Stattdessen grassierte die Angst, was im Fall der Fälle wirklich passieren würde, die großen Gelder würden in die Europaliga abgezogen, die TV-Berichterstattung ebenfalls, die Bundesliga bliebe bestenfalls eine bessere 2. Liga.

Also stimmte man zu, dass die Verteilung zukünftig am Tabellenplatz festgemacht wird.
Was hätte man auch tun sollen?
Alles riskieren?
Mit dem zusätzlichen Risiko des gerade gefällten Bosman-Urteils im Rücken?

greenbay. schrieb:
3. Die Merchandisingeinnahmen

Die Liga vermarktet sich zentral. Das bedeutet, dass alle Merchandisingeinnahmen in einen Topf wandern und zu gleichen Teilen zwischen allen Teams aufgeteilt werden.

Ziel ist auch hier, eine Wettbewerbsparität herzustellen um die Chancengleichheit zu verbessern.

Das hängt mMn aber eng damit zusammen, dass die Liga eben konstant ist, dass es also weder Auf- noch Abstieg gibt.
Ich hoffe das will für die Bundesliga keiner, schon allein weil die Spannung im Absteigskampf oft wesentlich größer ist als im Meisterkampf, schon allein, weil meist mehr Vereine betroffen sind.

Eine Verteilung der Gelder über aller 18 Bundesligisten würde deren Status gegenüber den Zweitligisten extrem zementieren, eine gleiche Verteilung der Einnahmen über alle 36 Profivereine die Chancen der aktuellen Drittligisten jemals wieder in den Profibereich zu kommen zunichte machen.

Das ist eben auch ein sehr wesentlicher Unterschied zu den US-Amerikanischen Profiligen, dass sie keinen Vereinsunterbau haben.
Das machen da eben die Colleges. Das ist dort aber eben Tradition, bei uns aber dass es Vereine wie Preussen Münster, Hessen Kassel oder Fortuna Köln gibt und dass diese im wesentlichen alle die Möglichkeit haben sich wieder nach oben zu arbeiten. Siehe z.B. Nürnberg oder der KSC, die beide schon bis in die Regionalliga bzw. Bayernliga abgestiegen waren.

greenbay. schrieb:
6. Blackout

Wenn ein Spiel nicht mindestens 48 Stunden vor dem Anpfiff ausverkauft ist, wird es im Umkreis von 50 Meilen (80 km) rund um das Stadion nicht übertragen.  

Weder im TV, noch im Pay TV oder im Internet. Pay TV Abonnenten erklären sich damit z. B. schon bei Vertragsabschluss einverstanden.

Ziel:  Optimale Umsätze für die Liga

Das wiederum könnte ich mir sehr gut vorstellen, müsste nur die DFL mit Premiere et al. aushandeln. Müssten sogar nicht allzu große Angst um ihr Zugpferd die Bayern haben, denn da ist ja eh so gut wie immer ausverkauft.


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