Ich hatte heute im Pub eine sehr interessante Diskussion mit einigen Lehrerkollegen. Wir haben uns darueber unterhalten, ob Tawain ein souveraener eigenstaendiger Staat ist oder nicht. Auf der einen Seite ist Taiwan ja bei der WTO und dem ICC aber wird nicht als eigener Staat anerkannt, weil China die Provinz Taiwan beansprucht. Was ist es jetzt eigentlich genau?
auch wenn ich kein experte bin, hier meine sichtweise:
taiwan wird von china offiziell als "abtrünnige provinz" gesehen. auch in taiwan versteht man putonghua (hochchinesisch/mandarin), selbst wenn es dort anders heißt (guoyu) und viele wörter nicht 1:1 übernommen worden sind - wie es im dialekt eben so ist. schriftzeichen werden nur in der bis 1955 auch auf dem festland üblichen langzeichenform geschrieben (genauso wie heute übrigens auch noch in hong kong), was viele chinesen zum teil gar nicht mehr lesen können, selbst wenn so gut wie alle liedtexte in den beliebten karaoke-bars auch in traditioneller form geschrieben sind.
taiwan denkt sich souverän, ist es faktisch wohl auch. kein taiwanese fühlt sich dem festland verbunden. natürlich haben beide seiten verschiedene sichtweisen; taiwanesen haben auch einen anderen nationalfeiertag (10.10., jahrestag der xinhai-revolution 1911 - sturz des kaisertums bzw. der qing-dynastie) als die volksrepublik (1.10., ausrufung vr-china durch mao zedong auf dem tian'anmen; platz des himmlischen friedens in beijing 1949) und verehren andere volkshelden (sun yat-sen vs. mao zedong und folgschaft). interessant auch, dass sich dort wohl allem anschein nach auch ein kleines wettrüsten anzufangen droht.
nach meinem verständnis ist taiwan von china losgelöst, wüsste jedenfalls nicht, was da noch für ein mitspracherecht herrscht. in taiwan hat man auch zugang zu facebook, twitter etc., alles, auf was man in china (ohne proxy-server) verzichten muss. sollte das festland jedoch seinen besitzanspruch auf taiwan aufgeben, drohen weitere innere gefahren, sodass sich mehrere provinzen vom großen china loslösen wollen und china letztendlich in sich zusammenfallen würde. hierzu zählen insbesondere xinjiang (mit seiner zahlreichen uigurischen bevölkerung) und tibet (wie es zu den olympischen spielen 2008 die ganze welt sehen konnte). die inneren unruhen, von denen es genug gibt, sind eben eine große gefahr für den alten staatsapparat, sollte er nicht zurückschlagen, sei es auch mit gewalt.
taiwan selbst steht auch vor einer identitätsfrage, was sich auch in zeitgenössischer literatur wiederspiegelt. bevor sun yat-sen mit seinen nationalisten (guomindang) nach dem verloreren bürgerkrieg gegen die kommunisten mit einer millionen leute gefolgschaft nach taiwan flüchtete, war taiwan auch einige jahre japanisches gewesen (wenn ich mich nicht irren sollte). vielleicht sagt dir "weißer terror" etwas. die nationalisten, gerade erst nach taiwan geflüchtet, scheinen sich dort auch nicht sonderlich vorbildlich verhalten zu haben.
das wars von meiner seite. sollte ich etwas vergessen oder falsch gesagt haben, bitte ich um verbesserung! danke
Schmuddi schrieb: ... bevor sun yat-sen mit seinen nationalisten (guomindang) nach dem verloreren bürgerkrieg gegen die kommunisten mit einer millionen leute gefolgschaft nach taiwan flüchtete, ...
ich meine natürlich chiang kai-shek. sun yat-sen starb gegen mitte oder ende der zwanziger jahre
Schmuddi schrieb: auch wenn ich kein experte bin, hier meine sichtweise:
taiwan wird von china offiziell als "abtrünnige provinz" gesehen. auch in taiwan versteht man putonghua (hochchinesisch/mandarin), selbst wenn es dort anders heißt (guoyu) und viele wörter nicht 1:1 übernommen worden sind - wie es im dialekt eben so ist. schriftzeichen werden nur in der bis 1955 auch auf dem festland üblichen langzeichenform geschrieben (genauso wie heute übrigens auch noch in hong kong), was viele chinesen zum teil gar nicht mehr lesen können, selbst wenn so gut wie alle liedtexte in den beliebten karaoke-bars auch in traditioneller form geschrieben sind.
taiwan denkt sich souverän, ist es faktisch wohl auch. kein taiwanese fühlt sich dem festland verbunden. natürlich haben beide seiten verschiedene sichtweisen; taiwanesen haben auch einen anderen nationalfeiertag (10.10., jahrestag der xinhai-revolution 1911 - sturz des kaisertums bzw. der qing-dynastie) als die volksrepublik (1.10., ausrufung vr-china durch mao zedong auf dem tian'anmen; platz des himmlischen friedens in beijing 1949) und verehren andere volkshelden (sun yat-sen vs. mao zedong und folgschaft). interessant auch, dass sich dort wohl allem anschein nach auch ein kleines wettrüsten anzufangen droht.
nach meinem verständnis ist taiwan von china losgelöst, wüsste jedenfalls nicht, was da noch für ein mitspracherecht herrscht. in taiwan hat man auch zugang zu facebook, twitter etc., alles, auf was man in china (ohne proxy-server) verzichten muss. sollte das festland jedoch seinen besitzanspruch auf taiwan aufgeben, drohen weitere innere gefahren, sodass sich mehrere provinzen vom großen china loslösen wollen und china letztendlich in sich zusammenfallen würde. hierzu zählen insbesondere xinjiang (mit seiner zahlreichen uigurischen bevölkerung) und tibet (wie es zu den olympischen spielen 2008 die ganze welt sehen konnte). die inneren unruhen, von denen es genug gibt, sind eben eine große gefahr für den alten staatsapparat, sollte er nicht zurückschlagen, sei es auch mit gewalt.
taiwan selbst steht auch vor einer identitätsfrage, was sich auch in zeitgenössischer literatur wiederspiegelt. bevor sun yat-sen mit seinen nationalisten (guomindang) nach dem verloreren bürgerkrieg gegen die kommunisten mit einer millionen leute gefolgschaft nach taiwan flüchtete, war taiwan auch einige jahre japanisches gewesen (wenn ich mich nicht irren sollte). vielleicht sagt dir "weißer terror" etwas. die nationalisten, gerade erst nach taiwan geflüchtet, scheinen sich dort auch nicht sonderlich vorbildlich verhalten zu haben.
das wars von meiner seite. sollte ich etwas vergessen oder falsch gesagt haben, bitte ich um verbesserung! danke
die VR China hat gar kein Mitspracherecht, die beiden Staaten lagen eher schon mehrfach miteinander im Krieg. Interessant ist vor allem, dass lediglich 23 Staaten diplomatische Beziehungen mit Taiwan unterhalten, mit der VR China aber über 160.
Neuerdings unterhalten beide Staaten immerhin wirtschaftliche Beziehungen.
Recht hast du damit, dass Taiwan vom ersten bis zum zweiten Chinesisch-Japanischen Krieg durch Japan besetzt war - wie allerdings weite Teile der heutigen VR China auch. Japan ist daher für beide so der gemeinsame Feind.
Auf der einen Seite ist Taiwan ja bei der WTO und dem ICC aber wird nicht als eigener Staat anerkannt, weil China die Provinz Taiwan beansprucht. Was ist es jetzt eigentlich genau?
http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtlicher_Status_Taiwans
taiwan wird von china offiziell als "abtrünnige provinz" gesehen. auch in taiwan versteht man putonghua (hochchinesisch/mandarin), selbst wenn es dort anders heißt (guoyu) und viele wörter nicht 1:1 übernommen worden sind - wie es im dialekt eben so ist. schriftzeichen werden nur in der bis 1955 auch auf dem festland üblichen langzeichenform geschrieben (genauso wie heute übrigens auch noch in hong kong), was viele chinesen zum teil gar nicht mehr lesen können, selbst wenn so gut wie alle liedtexte in den beliebten karaoke-bars auch in traditioneller form geschrieben sind.
taiwan denkt sich souverän, ist es faktisch wohl auch. kein taiwanese fühlt sich dem festland verbunden. natürlich haben beide seiten verschiedene sichtweisen; taiwanesen haben auch einen anderen nationalfeiertag (10.10., jahrestag der xinhai-revolution 1911 - sturz des kaisertums bzw. der qing-dynastie) als die volksrepublik (1.10., ausrufung vr-china durch mao zedong auf dem tian'anmen; platz des himmlischen friedens in beijing 1949) und verehren andere volkshelden (sun yat-sen vs. mao zedong und folgschaft). interessant auch, dass sich dort wohl allem anschein nach auch ein kleines wettrüsten anzufangen droht.
nach meinem verständnis ist taiwan von china losgelöst, wüsste jedenfalls nicht, was da noch für ein mitspracherecht herrscht. in taiwan hat man auch zugang zu facebook, twitter etc., alles, auf was man in china (ohne proxy-server) verzichten muss.
sollte das festland jedoch seinen besitzanspruch auf taiwan aufgeben, drohen weitere innere gefahren, sodass sich mehrere provinzen vom großen china loslösen wollen und china letztendlich in sich zusammenfallen würde. hierzu zählen insbesondere xinjiang (mit seiner zahlreichen uigurischen bevölkerung) und tibet (wie es zu den olympischen spielen 2008 die ganze welt sehen konnte). die inneren unruhen, von denen es genug gibt, sind eben eine große gefahr für den alten staatsapparat, sollte er nicht zurückschlagen, sei es auch mit gewalt.
taiwan selbst steht auch vor einer identitätsfrage, was sich auch in zeitgenössischer literatur wiederspiegelt. bevor sun yat-sen mit seinen nationalisten (guomindang) nach dem verloreren bürgerkrieg gegen die kommunisten mit einer millionen leute gefolgschaft nach taiwan flüchtete, war taiwan auch einige jahre japanisches gewesen (wenn ich mich nicht irren sollte). vielleicht sagt dir "weißer terror" etwas. die nationalisten, gerade erst nach taiwan geflüchtet, scheinen sich dort auch nicht sonderlich vorbildlich verhalten zu haben.
das wars von meiner seite. sollte ich etwas vergessen oder falsch gesagt haben, bitte ich um verbesserung! danke
ich meine natürlich chiang kai-shek. sun yat-sen starb gegen mitte oder ende der zwanziger jahre
http://de.wikipedia.org/wiki/Taiwan-Konflikt
die VR China hat gar kein Mitspracherecht, die beiden Staaten lagen eher schon mehrfach miteinander im Krieg. Interessant ist vor allem, dass lediglich 23 Staaten diplomatische Beziehungen mit Taiwan unterhalten, mit der VR China aber über 160.
Neuerdings unterhalten beide Staaten immerhin wirtschaftliche Beziehungen.
Recht hast du damit, dass Taiwan vom ersten bis zum zweiten Chinesisch-Japanischen Krieg durch Japan besetzt war - wie allerdings weite Teile der heutigen VR China auch. Japan ist daher für beide so der gemeinsame Feind.