Wirklich schöner Bericht! Sehr interessant und informativ. Danke dafür
Ähnliches kenne ich auch. Vor etlichen Jahren ein Tal entdeckt, landschaftlich wirklich schön. Die Bevölkerung..naja etwas "schwierig", man muß sich eben drauf einlassen und an die fremden Gebräuche gewöhnen, die Verständigung ging so mit Händen und Füßen einigermassen gut. Bilder von damals habe ich leider keine, aber ihr könnt ja mal googeln Suchwort: Zillertal
Wirklich sehr schöne Berichte... aber wann geht es denn weiter? Bitte nicht falsch verstehen aber ich brenne auf eine Fortsetzung.... Ich interessiere mich wirklich sehr für die Thematik rund um AFG
So schön der Bericht mit den Bildern auch ist, aber es gibt da heutzutage Möglichkeiten die zu verkleinern bevor man sie hier reinstellt. Wenn man für eine Seite Forum 50MB laden muß ist das extrem übertrieben.
Das kann jetzt natürlich nur eine subjektive Wahrnehmung sein, aber ich hatte wirklich das Gefühl, dass die Frauen in Afghanistan "freier" sind als z.B. in den arabischen Staaten.
In Kabul sah ich Frauen auf der Straße ganz normal rumlaufen. In Saudi-Arabien oder in Bahrain, sieht man hingegen kaum Frauen im Alltag. Und wenn, dann sind sie verschleiert. (Ich will das hier nicht infrage stellen, ist halt ihre Kultur.)
Ich fragte eine ältere Dame, bei der wir zu Gast waren, weshalb sie draußen eine Tschoderi trage. Sie sagte, wenn sie es nicht tragen würde, würden die Leute ihren Ehemann als Feigling denunzieren. Der Ehemann saß neben ihr und lächelte. Er sagte, so sind hier einfach die kulturellen Bedingungen.
Ich hab die Frauen dort als sehr selbstbewusst in Erinnerung. Es schien so, als wollen sie der Welt zeigen, dass auch sie etwas auf dem Kasten haben. Sowas sieht man in den arabischen Staaten hingegen kaum, in Pakistan mit Abstrichen.
Vielleicht hat das auch etwas mit dem Persischen bzw. Khorasanischen Kulturkreis zu tun, denn auch im Iran strotzen die Frauen vor Selbstbewusstsein. Ich glaub wir müssten wirklich stärker differenzieren und nicht alles in einen Topf werfen, Deckel drauf und mit "Islam" abkleben. Ja man muss selbst in Afghanistan zwischen Nord und Süd differenzieren, das sind 2 verschiedene Ethnien.
Ich hab Ärztinnen gesehen, Polizistinnen, Lehrerinnen usw., ich sah viele Mädchenschulen, morgens marschierten sie alle zusammen in Schuluniform dorthin. Auch in den Provinzen gab es in jedem Dorf eine Mädchenschule. Das gilt zumindest für den Norden, über den Süden ist mir nichts bekannt.
Man sagte, dass die Zahl der Studentinnen mittlerweile die der Studenten übertreffen würde. Ich besuchte auch eine Universität, die Polytechnique. Und tatsächlich, obwohl eigentlich eine technische Hochschule, waren die Frauen dort sehr stark vertreten. An der Medizin-Uni soll es kaum noch männliche Studenten geben, besucht habe ich diese Uni allerdings nicht.
Im afghanischen Parlament sind 1/4 der Abgeordneten Frauen. Dank einer "Frauenquote".
Was ich nicht gesehen habe, waren Frauen am Steuer. Faktisch dürfen sie zwar Autos fahren, im Gegensatz zu Saudi-Arabien, doch aus kulturellen Zwängen tun sie es nicht, man würde sie sonst "belächeln und nicht ernst nehmen" (O-Ton). Und ich glaube bei dem Verkehr ist es für ihre Nerven auch besser, nicht zu fahren.
Die Frauen dort sind teilweise, ähnlich wie in anatolischen Kreisen, sowas wie der Familienstolz. Schaut oder betatscht jemand die Schwester bzw. Mutter, dann ist aber Feuer in der Bude.
Es werden natürlich auch die Töchter verkauft, allerdings sind das sehr seltene Fälle. Diese Fälle treten meistens in den Provinzen auf und auch hier tendenziell eher in den südlichen Gefilden, wie mir glaubhaft versichert wurde. "Normal" läuft es so ab: Der Bursche kommt zu den Eltern und bittet um die Hand der Tochter, die Eltern stimmen zu und los gehts.
Gewalt ist natürlich auch vorhanden. Allerdings konnte ich erkennen, je höher der Bildungsgrad, desto harmonischer waren die Paare, ich war bei einigen Familien zu Gast. In den Provinzen soll die Dunkelziffer sehr hoch liegen was Gewalt angeht.
Die Frauen sind vor dem Gesetz in Afghanistan gleichgestellt mit Männern, allerdings nicht so wie wir jetzt denken würden. Dort herrscht teilweise die Scharia. Und die besagt in Afghanistan, ähnlich wie in Saudi-Arabien: Mann und Frau sind vor Gott gleich, aber sie sind unterschiedlich, weswegen man sie nicht mit demselben Maßstab messen sollte.
Mir wurde dieses Verfahren folgendermaßen erklärt: Wenn der Vater stirbt und er eine Tochter und einen Sohn hinterlassen hat, dann bekommt der Sohn von seiner Erbe mehr zugesprochen. Grund: In Afghanistan ist der Mann verpflichtet für den Unterhalt der Familie zu sorgen, die Frau ist hiervon befreit. Und darüber hinaus muss der Mann, wenn er heiratet, die gesamten Kosten der Heirat tragen, das ist zwar kein Gesetz, aber ein Brauch. Und aus diesen Gründen steht dem Mann mehr Geld zu.
Nebenbei: Was mich wirklich erstaunt hat, waren die riesigen Hochzeitspaläste. Kosten pro Feier: ca. 20k-30k Dollar. Und die Säle waren jeden Abend voll, das konnte man beim vorbeifahren immer schön erkennen. In der Nähe des Flughafens gab es nur solche Paläste.
Alles in allem war ich wirklich sehr erstaunt, so "frei" habe ich das nicht erwartet. Das Land ist für Frauen, aus unserer Sicht gesehen, immer noch kein El Dorado, doch unsere Sicht zählt hier nicht. Aus afghanischer Sicht sind das schon Meilensteine. Das gilt übrigens nur für den Norden, über den Süden weiß ich nichts.
Und noch einmal: Das sind Welten im Vergleich zu den Arabern.
Das kann jetzt natürlich nur eine subjektive Wahrnehmung sein, aber ich hatte wirklich das Gefühl, dass die Frauen in Afghanistan "freier" sind als z.B. in den arabischen Staaten.
In Kabul sah ich Frauen auf der Straße ganz normal rumlaufen. In Saudi-Arabien oder in Bahrain, sieht man hingegen kaum Frauen im Alltag. Und wenn, dann sind sie verschleiert. (Ich will das hier nicht infrage stellen, ist halt ihre Kultur.)
Ich fragte eine ältere Dame, bei der wir zu Gast waren, weshalb sie draußen eine Tschoderi trage. Sie sagte, wenn sie es nicht tragen würde, würden die Leute ihren Ehemann als Feigling denunzieren. Der Ehemann saß neben ihr und lächelte. Er sagte, so sind hier einfach die kulturellen Bedingungen.
Ich hab die Frauen dort als sehr selbstbewusst in Erinnerung. Es schien so, als wollen sie der Welt zeigen, dass auch sie etwas auf dem Kasten haben. Sowas sieht man in den arabischen Staaten hingegen kaum, in Pakistan mit Abstrichen.
Vielleicht hat das auch etwas mit dem Persischen bzw. Khorasanischen Kulturkreis zu tun, denn auch im Iran strotzen die Frauen vor Selbstbewusstsein. Ich glaub wir müssten wirklich stärker differenzieren und nicht alles in einen Topf werfen, Deckel drauf und mit "Islam" abkleben. Ja man muss selbst in Afghanistan zwischen Nord und Süd differenzieren, das sind 2 verschiedene Ethnien.
Ich hab Ärztinnen gesehen, Polizistinnen, Lehrerinnen usw., ich sah viele Mädchenschulen, morgens marschierten sie alle zusammen in Schuluniform dorthin. Auch in den Provinzen gab es in jedem Dorf eine Mädchenschule. Das gilt zumindest für den Norden, über den Süden ist mir nichts bekannt.
Man sagte, dass die Zahl der Studentinnen mittlerweile die der Studenten übertreffen würde. Ich besuchte auch eine Universität, die Polytechnique. Und tatsächlich, obwohl eigentlich eine technische Hochschule, waren die Frauen dort sehr stark vertreten. An der Medizin-Uni soll es kaum noch männliche Studenten geben, besucht habe ich diese Uni allerdings nicht.
Im afghanischen Parlament sind 1/4 der Abgeordneten Frauen. Dank einer "Frauenquote".
Was ich nicht gesehen habe, waren Frauen am Steuer. Faktisch dürfen sie zwar Autos fahren, im Gegensatz zu Saudi-Arabien, doch aus kulturellen Zwängen tun sie es nicht, man würde sie sonst "belächeln und nicht ernst nehmen" (O-Ton). Und ich glaube bei dem Verkehr ist es für ihre Nerven auch besser, nicht zu fahren.
Die Frauen dort sind teilweise, ähnlich wie in anatolischen Kreisen, sowas wie der Familienstolz. Schaut oder betatscht jemand die Schwester bzw. Mutter, dann ist aber Feuer in der Bude.
Es werden natürlich auch die Töchter verkauft, allerdings sind das sehr seltene Fälle. Diese Fälle treten meistens in den Provinzen auf und auch hier tendenziell eher in den südlichen Gefilden, wie mir glaubhaft versichert wurde. "Normal" läuft es so ab: Der Bursche kommt zu den Eltern und bittet um die Hand der Tochter, die Eltern stimmen zu und los gehts.
Gewalt ist natürlich auch vorhanden. Allerdings konnte ich erkennen, je höher der Bildungsgrad, desto harmonischer waren die Paare, ich war bei einigen Familien zu Gast. In den Provinzen soll die Dunkelziffer sehr hoch liegen was Gewalt angeht.
Die Frauen sind vor dem Gesetz in Afghanistan gleichgestellt mit Männern, allerdings nicht so wie wir jetzt denken würden. Dort herrscht teilweise die Scharia. Und die besagt in Afghanistan, ähnlich wie in Saudi-Arabien: Mann und Frau sind vor Gott gleich, aber sie sind unterschiedlich, weswegen man sie nicht mit demselben Maßstab messen sollte.
Mir wurde dieses Verfahren folgendermaßen erklärt: Wenn der Vater stirbt und er eine Tochter und einen Sohn hinterlassen hat, dann bekommt der Sohn von seiner Erbe mehr zugesprochen. Grund: In Afghanistan ist der Mann verpflichtet für den Unterhalt der Familie zu sorgen, die Frau ist hiervon befreit. Und darüber hinaus muss der Mann, wenn er heiratet, die gesamten Kosten der Heirat tragen, das ist zwar kein Gesetz, aber ein Brauch. Und aus diesen Gründen steht dem Mann mehr Geld zu.
Nebenbei: Was mich wirklich erstaunt hat, waren die riesigen Hochzeitspaläste. Kosten pro Feier: ca. 20k-30k Dollar. Und die Säle waren jeden Abend voll, das konnte man beim vorbeifahren immer schön erkennen. In der Nähe des Flughafens gab es nur solche Paläste.
Alles in allem war ich wirklich sehr erstaunt, so "frei" habe ich das nicht erwartet. Das Land ist für Frauen, aus unserer Sicht gesehen, immer noch kein El Dorado, doch unsere Sicht zählt hier nicht. Aus afghanischer Sicht sind das schon Meilensteine. Das gilt übrigens nur für den Norden, über den Süden weiß ich nichts.
Und noch einmal: Das sind Welten im Vergleich zu den Arabern.
Das kann jetzt natürlich nur eine subjektive Wahrnehmung sein, aber ich hatte wirklich das Gefühl, dass die Frauen in Afghanistan "freier" sind als z.B. in den arabischen Staaten.
In Kabul sah ich Frauen auf der Straße ganz normal rumlaufen. In Saudi-Arabien oder in Bahrain, sieht man hingegen kaum Frauen im Alltag. Und wenn, dann sind sie verschleiert. (Ich will das hier nicht infrage stellen, ist halt ihre Kultur.)
Ich fragte eine ältere Dame, bei der wir zu Gast waren, weshalb sie draußen eine Tschoderi trage. Sie sagte, wenn sie es nicht tragen würde, würden die Leute ihren Ehemann als Feigling denunzieren. Der Ehemann saß neben ihr und lächelte. Er sagte, so sind hier einfach die kulturellen Bedingungen.
Ich hab die Frauen dort als sehr selbstbewusst in Erinnerung. Es schien so, als wollen sie der Welt zeigen, dass auch sie etwas auf dem Kasten haben. Sowas sieht man in den arabischen Staaten hingegen kaum, in Pakistan mit Abstrichen.
Vielleicht hat das auch etwas mit dem Persischen bzw. Khorasanischen Kulturkreis zu tun, denn auch im Iran strotzen die Frauen vor Selbstbewusstsein. Ich glaub wir müssten wirklich stärker differenzieren und nicht alles in einen Topf werfen, Deckel drauf und mit "Islam" abkleben. Ja man muss selbst in Afghanistan zwischen Nord und Süd differenzieren, das sind 2 verschiedene Ethnien.
Ich hab Ärztinnen gesehen, Polizistinnen, Lehrerinnen usw., ich sah viele Mädchenschulen, morgens marschierten sie alle zusammen in Schuluniform dorthin. Auch in den Provinzen gab es in jedem Dorf eine Mädchenschule. Das gilt zumindest für den Norden, über den Süden ist mir nichts bekannt.
Man sagte, dass die Zahl der Studentinnen mittlerweile die der Studenten übertreffen würde. Ich besuchte auch eine Universität, die Polytechnique. Und tatsächlich, obwohl eigentlich eine technische Hochschule, waren die Frauen dort sehr stark vertreten. An der Medizin-Uni soll es kaum noch männliche Studenten geben, besucht habe ich diese Uni allerdings nicht.
Im afghanischen Parlament sind 1/4 der Abgeordneten Frauen. Dank einer "Frauenquote".
Was ich nicht gesehen habe, waren Frauen am Steuer. Faktisch dürfen sie zwar Autos fahren, im Gegensatz zu Saudi-Arabien, doch aus kulturellen Zwängen tun sie es nicht, man würde sie sonst "belächeln und nicht ernst nehmen" (O-Ton). Und ich glaube bei dem Verkehr ist es für ihre Nerven auch besser, nicht zu fahren.
Die Frauen dort sind teilweise, ähnlich wie in anatolischen Kreisen, sowas wie der Familienstolz. Schaut oder betatscht jemand die Schwester bzw. Mutter, dann ist aber Feuer in der Bude.
Es werden natürlich auch die Töchter verkauft, allerdings sind das sehr seltene Fälle. Diese Fälle treten meistens in den Provinzen auf und auch hier tendenziell eher in den südlichen Gefilden, wie mir glaubhaft versichert wurde. "Normal" läuft es so ab: Der Bursche kommt zu den Eltern und bittet um die Hand der Tochter, die Eltern stimmen zu und los gehts.
Gewalt ist natürlich auch vorhanden. Allerdings konnte ich erkennen, je höher der Bildungsgrad, desto harmonischer waren die Paare, ich war bei einigen Familien zu Gast. In den Provinzen soll die Dunkelziffer sehr hoch liegen was Gewalt angeht.
Die Frauen sind vor dem Gesetz in Afghanistan gleichgestellt mit Männern, allerdings nicht so wie wir jetzt denken würden. Dort herrscht teilweise die Scharia. Und die besagt in Afghanistan, ähnlich wie in Saudi-Arabien: Mann und Frau sind vor Gott gleich, aber sie sind unterschiedlich, weswegen man sie nicht mit demselben Maßstab messen sollte.
Mir wurde dieses Verfahren folgendermaßen erklärt: Wenn der Vater stirbt und er eine Tochter und einen Sohn hinterlassen hat, dann bekommt der Sohn von seiner Erbe mehr zugesprochen. Grund: In Afghanistan ist der Mann verpflichtet für den Unterhalt der Familie zu sorgen, die Frau ist hiervon befreit. Und darüber hinaus muss der Mann, wenn er heiratet, die gesamten Kosten der Heirat tragen, das ist zwar kein Gesetz, aber ein Brauch. Und aus diesen Gründen steht dem Mann mehr Geld zu.
Nebenbei: Was mich wirklich erstaunt hat, waren die riesigen Hochzeitspaläste. Kosten pro Feier: ca. 20k-30k Dollar. Und die Säle waren jeden Abend voll, das konnte man beim vorbeifahren immer schön erkennen. In der Nähe des Flughafens gab es nur solche Paläste.
Alles in allem war ich wirklich sehr erstaunt, so "frei" habe ich das nicht erwartet. Das Land ist für Frauen, aus unserer Sicht gesehen, immer noch kein El Dorado, doch unsere Sicht zählt hier nicht. Aus afghanischer Sicht sind das schon Meilensteine. Das gilt übrigens nur für den Norden, über den Süden weiß ich nichts.
Und noch einmal: Das sind Welten im Vergleich zu den Arabern.
Ähnliches kenne ich auch. Vor etlichen Jahren ein Tal entdeckt, landschaftlich wirklich schön.
Die Bevölkerung..naja etwas "schwierig", man muß sich eben drauf einlassen und an die fremden Gebräuche gewöhnen, die Verständigung ging so mit Händen und Füßen einigermassen gut.
Bilder von damals habe ich leider keine, aber ihr könnt ja mal googeln
Suchwort: Zillertal
Ich interessiere mich wirklich sehr für die Thematik rund um AFG
Beste Grüße
g-a
kommen wir zu den afghanischen Frauen.
Das kann jetzt natürlich nur eine subjektive Wahrnehmung sein, aber ich hatte wirklich das Gefühl, dass die Frauen in Afghanistan "freier" sind als z.B. in den arabischen Staaten.
In Kabul sah ich Frauen auf der Straße ganz normal rumlaufen. In Saudi-Arabien oder in Bahrain, sieht man hingegen kaum Frauen im Alltag. Und wenn, dann sind sie verschleiert. (Ich will das hier nicht infrage stellen, ist halt ihre Kultur.)
In Afghanistan hingegen waren die Frauen zwar auch verschleiert, allerdings waren hier von nur die älteren Semester betroffen. In Afghanistan nennt man diesen Körperschleier übrigens nicht Burka, sondern "Tschoderi". --> http://www.srfcdn.ch/radio/modules/data/pictures/drs4/bildergalerie/2010/verschleierung/56820.100506_verschleierung_burka_01-576.jpg
Die jüngeren Jahrgänge trugen hingegen nur Kopftücher, allerdings waren die Kopftücher, ähnlich wie im Iran, nur halb auf dem Kopf, so z.B. http://www.n24.de/media/import/afp/afp_20130111_16/photo_1357916202950-1-0.jpg
Ich fragte eine ältere Dame, bei der wir zu Gast waren, weshalb sie draußen eine Tschoderi trage. Sie sagte, wenn sie es nicht tragen würde, würden die Leute ihren Ehemann als Feigling denunzieren. Der Ehemann saß neben ihr und lächelte. Er sagte, so sind hier einfach die kulturellen Bedingungen.
Ich hab die Frauen dort als sehr selbstbewusst in Erinnerung. Es schien so, als wollen sie der Welt zeigen, dass auch sie etwas auf dem Kasten haben. Sowas sieht man in den arabischen Staaten hingegen kaum, in Pakistan mit Abstrichen.
Vielleicht hat das auch etwas mit dem Persischen bzw. Khorasanischen Kulturkreis zu tun, denn auch im Iran strotzen die Frauen vor Selbstbewusstsein. Ich glaub wir müssten wirklich stärker differenzieren und nicht alles in einen Topf werfen, Deckel drauf und mit "Islam" abkleben. Ja man muss selbst in Afghanistan zwischen Nord und Süd differenzieren, das sind 2 verschiedene Ethnien.
Ich hab Ärztinnen gesehen, Polizistinnen, Lehrerinnen usw., ich sah viele Mädchenschulen, morgens marschierten sie alle zusammen in Schuluniform dorthin. Auch in den Provinzen gab es in jedem Dorf eine Mädchenschule. Das gilt zumindest für den Norden, über den Süden ist mir nichts bekannt.
Man sagte, dass die Zahl der Studentinnen mittlerweile die der Studenten übertreffen würde. Ich besuchte auch eine Universität, die Polytechnique. Und tatsächlich, obwohl eigentlich eine technische Hochschule, waren die Frauen dort sehr stark vertreten. An der Medizin-Uni soll es kaum noch männliche Studenten geben, besucht habe ich diese Uni allerdings nicht.
Im afghanischen Parlament sind 1/4 der Abgeordneten Frauen. Dank einer "Frauenquote".
Was ich nicht gesehen habe, waren Frauen am Steuer. Faktisch dürfen sie zwar Autos fahren, im Gegensatz zu Saudi-Arabien, doch aus kulturellen Zwängen tun sie es nicht, man würde sie sonst "belächeln und nicht ernst nehmen" (O-Ton). Und ich glaube bei dem Verkehr ist es für ihre Nerven auch besser, nicht zu fahren.
Die Frauen dort sind teilweise, ähnlich wie in anatolischen Kreisen, sowas wie der Familienstolz. Schaut oder betatscht jemand die Schwester bzw. Mutter, dann ist aber Feuer in der Bude.
Es werden natürlich auch die Töchter verkauft, allerdings sind das sehr seltene Fälle. Diese Fälle treten meistens in den Provinzen auf und auch hier tendenziell eher in den südlichen Gefilden, wie mir glaubhaft versichert wurde. "Normal" läuft es so ab: Der Bursche kommt zu den Eltern und bittet um die Hand der Tochter, die Eltern stimmen zu und los gehts.
Gewalt ist natürlich auch vorhanden. Allerdings konnte ich erkennen, je höher der Bildungsgrad, desto harmonischer waren die Paare, ich war bei einigen Familien zu Gast. In den Provinzen soll die Dunkelziffer sehr hoch liegen was Gewalt angeht.
Die Frauen sind vor dem Gesetz in Afghanistan gleichgestellt mit Männern, allerdings nicht so wie wir jetzt denken würden. Dort herrscht teilweise die Scharia. Und die besagt in Afghanistan, ähnlich wie in Saudi-Arabien: Mann und Frau sind vor Gott gleich, aber sie sind unterschiedlich, weswegen man sie nicht mit demselben Maßstab messen sollte.
Mir wurde dieses Verfahren folgendermaßen erklärt: Wenn der Vater stirbt und er eine Tochter und einen Sohn hinterlassen hat, dann bekommt der Sohn von seiner Erbe mehr zugesprochen. Grund: In Afghanistan ist der Mann verpflichtet für den Unterhalt der Familie zu sorgen, die Frau ist hiervon befreit. Und darüber hinaus muss der Mann, wenn er heiratet, die gesamten Kosten der Heirat tragen, das ist zwar kein Gesetz, aber ein Brauch. Und aus diesen Gründen steht dem Mann mehr Geld zu.
Nebenbei: Was mich wirklich erstaunt hat, waren die riesigen Hochzeitspaläste. Kosten pro Feier: ca. 20k-30k Dollar.
Und die Säle waren jeden Abend voll, das konnte man beim vorbeifahren immer schön erkennen. In der Nähe des Flughafens gab es nur solche Paläste.
Alles in allem war ich wirklich sehr erstaunt, so "frei" habe ich das nicht erwartet. Das Land ist für Frauen, aus unserer Sicht gesehen, immer noch kein El Dorado, doch unsere Sicht zählt hier nicht. Aus afghanischer Sicht sind das schon Meilensteine. Das gilt übrigens nur für den Norden, über den Süden weiß ich nichts.
Und noch einmal: Das sind Welten im Vergleich zu den Arabern.
Danke, sehr interessanter Erfahrungsbericht...
besten dank für die innenansichten!
http://einestages.spiegel.de/s/tb/28570/afghanistan-fotos-aus-den-sechziger-jahren.html