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Vor 20 Jahren XXL

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Basaltkopp schrieb:
Interessanterweise ist aber immer mal wieder zu lesen, dass Osram damals gar nicht anders handeln konnte.
Ich war nicht dabei, kann es also nicht beurteilen, aber hat nicht sogar Charly gesagt, dass Don Jupp die Spieler suspendieren musste?

Sein feiger Rückzug ist natürlich eine ganze andere Sache.

Der Abstieg wäre womöglich mit Yeboah und Co. vermieden worden. Aber man muss anmerken, dass wir beim ersten Abstieg immer noch einen Kader hatten, mit dem man von der Papierform her nie und nimmer hätte absteigen dürfen. Ähnlich wir die Kartoffelbauern damals auch.

Heynckes mochte ich auch nie, mag ich heute noch nicht. Aber ihm fast die Alleinschuld am Niedergang zu geben, ist einfach falsch. Auch wenn es so schön einfach wäre, einen Schuldigen zu haben.




Das Heynckes die alleinige  Schuld am Niedergang trifft habe ich nicht geschrieben.
Abgestiegen sind wir ein ja auch erst ein Jahr später und man hätte  das Ruder noch rum reißen können.

Dennoch bin ich fest davon überzeugt das wir in der Saison (1994/95) mit einem vernünftigen und fähigen Trainer, der die Mannschaft hinter sich bringt,
nicht in die Situation gekommen wären.

Eine Mannschaft mit Stars die zuvor drei Jahre auf dem höchsten Level gespielt hat kann ich nicht mit menschlicher Distanz,stumpfen Disziplin Geschwätz und Straftraining zur Höchstleistung formen.

Zu einem Team schon gar nicht.

Das funktioniert heute genau so wenig wie damals.

Den Erfolg auf seine alten Tage bei Bayern hätte Osram mit der früheren Arbeitsweise nicht gehabt.
Das weiß er selbst am besten und hat es ja auch mal angedeutet.

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Finsterling schrieb:

Eine Mannschaft mit Stars die zuvor drei Jahre auf dem höchsten Level gespielt hat kann ich nicht mit menschlicher Distanz,stumpfen Disziplin Geschwätz und Straftraining zur Höchstleistung formen.

Zu einem Team schon gar nicht.

Das funktioniert heute genau so wenig wie damals.




Da hast du natürlich recht. Ich denke auch, dass dies der Punkt ist, den Heynckes - nach eigenem Bekunden - "heute anders" machen würde.

Trotz allem bleibt eines festzuhalten: aus der Diva war bis dahin unter Heynckes eine wesentlich stabilere und, nennen wir es mal "verlässlichere" Mannschaft geworden. Ich kann mich noch gut an den Heimsieg gegen Dortmund erinnern. Selten habe ich eine Eintrachtmannschaft disziplinierter spielen sehen als in diesem Spiel.
Dass dieser "Disziplinkurs" nicht nur Erfolg brachte und schlussendlich Gräben zwischen Trainer und Stars öffnete, steht auf einem anderen Blatt.
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Finsterling schrieb:


Den Erfolg auf seine alten Tage bei Bayern hätte Osram mit der früheren Arbeitsweise nicht gehabt.
Das weiß er selbst am besten und hat es ja auch mal angedeutet.


Dein Beitrag trifft es glaub ich ganz gut.
Auf der einen Seite, wie Körbel sagte, konnte er dann ja nicht anders handeln, um sich nicht lächerlich zu machen. Wenn der Toni, der für mich als Stürmer ein Gott war, wirklich so "frech" gewesen ist, dann hat er sich den Rausschmiß selbst verschuldet.

Aber wie du sagtest, habe ich mir schon ein paar Jahre später gedacht, als er glaub ich in Spanien war, dass er viel lockerer geworden ist und es damals evtl. nicht so ekaliert wäre, wenn er auf unsere feinen Techniker nicht mit der Disziplinkeule losgegangen wäre..
Schon schade, wie alles zerrissen wurde..
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Ja, eine schlimme Zeit mit unserer Eintracht. Meine Erinnerung an jene Tage:

Yeboah, dieser tolle Fussballer, schleppte natürlich zu dieser Zeit Übergewicht mit sich rum, das konnte jeder sehen. Zumal er ohnehin nach seiner schweren Knieverletzung der Saison 1993/94 nie mehr "der alte" wurde. Er war bereits über seinen Zenit hinaus. Ein bischen Waldlauf - der vom Trainer verordnet war - hätte objektiv nicht geschadet. Es sollten ja auch noch Gaudino und Okocha, aus welchen Gründen auch immer, mitlaufen.

Yeboah fasste diese Anweisung des hölzernen Herrn Heynckes als "Majestätsbeleidigung" auf und reagierte - unprofessionell, Arbeitsverweigerung, ein Häuptling Yeboah läuft Freitag nachmittags vorm Spiel nicht mehr im Wald..., und die "Deppen" Gaudino und Yeboah haben ebenfalls unprofessionell reagiert - Arbeitsverweigerung...

Ich habe Heynckes als "hölzern" in seiner menschlichen Art beschrieben, so war er und so ist er halt. Ich denke nur an das Gezeter der Umstellung auf Viererkette zu Saisonbeginn, damals spielte die Eintracht noch mit Libero (Binz) hinter zwei Vorstoppern. H. wollte unbedingt "modern" spielen, was er in Spanien gesehen und praktiziert hatte, Viererkette, so wie heute überall. Eine Folge war ein krachendes Heim-0:3 gegen Bayer Uerdingen. Für einen Verein, der in den UEFA-Cup wollte,  ein Desaster. Man hätte Heynckes - diesen Sturkopf, der Abwehrspielern, die es nicht konnten, ein brachial neues System überstülpen wollte -  bereits damals frühzeitig rauswerfen sollen, da wusste ich monatelang noch nix von den Ereignissen, die im Dezember darauf passierten...

Mitschuld: Manager Bernd Hölzenbein. er hätte Heynckes enger zügeln müssen. Holz hat sich zurückgelehnt und dem Osram die versprochenen Kompetenzen mit allen negativen Folgerungen überlassen. Fehleinschätzung von Holz: Nach dem UEFA-Cup-Aus gegen Juventus im Frühjahr nach dem Rauswurf von Yeboah und Gaudino hat Heynckes aus freien Stücken die Eintracht verlassen und hier verbrannte Erde hinterlassen. Einen Menschen, der so wenig Verantwortungsbewusstsein hat, habe ich selten erlebt. Deswegen bleibt Heynckes für mich immer ein Charakter-Schw...n.

Der Abstieg in der Saison drauf war natürlich ein Spätfolge, aber nicht nur darauf zurückzuführen. Mit dem Abstand von 20 Jahren kann ich sagen, dass eben die Transfers danach nicht gepasst haben, als es galt, eine neue Mannschaft aufzubauen. Und Verletzungspech: Der ebenfalls im Abstiegskampf befindliche Herr Kirsten (Leverkusen) zertrümmerte Manni Binz das Jochbein mit einem üblen Ellenbogenschlag, der Manni spielte die entscheidenden Spiele nicht mehr mit, Leverkusen blieb drin... Auch bei Kirsten gilt deshalb das gleiche Fazit wie bei Heynckes. Mit beiden Männern würde ich heute kein Bier zusammen trinken. Eher Kotzen gehen wegen ihnen.
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Man darf eine Sache dabei nicht vergessen. Hauptursache des Niedergangs war die absolute Fehleinschätzung der Situation durch das Management. Für mich ist nämlich der Niedergang neben Heynckes mit einem Namen verbunden: UWE BEIN.

Es war damals der beste Mittelfeldspieler der Liga. Die Eintracht hätte bei etwas mehr Kontanz auch in der Saison 92/93 aber auch 93/94 (Niederlagenserie, u.a. 3x hintereinander 0:3 gegen Mittelfeldmannschaften) Deutscher Meister werden müssen.

Und jetzt kommt, dass die Eintracht die Ansprüche nochmals höher geschraubt hat.  O-Ton Heynckes: "Ich bin nicht nach Frankfurt gekommen, um Fünfter zu werden. Ich bin hier her gekommen, um Deutscher Meister zu werden." - Darauf folgt auch der berühmte Satz: "Ab heute gehen die Uhren anders"

Nachdem Bein weg war (Urawa Red Diamonds), wurde kein Spielmacher verpflichtet und keine nennenswerte Neuzugänge. Man erhoffte sich, dass Gaudino die Strippen im Mittelfeld ziehen würde. Er wollte aber vor der Saison nach Kaiserslautern (damals ebenfalls ein Topteam). Heynckes konnte ihn schließlich überreden zu bleiben.

Es kamen Torsten Legat (Ergänzungsspieler) und Stephan Paßlack (Auswechselspieler) hinzu. Lediglich Andi Köpke war ein Superstar und konnte Uli Stein einigermaßen ersetzen.

Als dann der Saisonstart misslungen war, geriet Heynckes unter Druck. Es erschienen wieder die alten Mechanismen der "launischen Diva" zu greifen. Das Management hat dann, anstatt seine eigene Transferpolitik zu hinterfragen (u.a. Millionenzahlungen an Spielerberater), den Trainer versucht zu stärken und Schuldige in der Mannschaft zu suchen.

Es prasselte viel Kritik auf die Leistungsträger Yeboah und insbesondere dem verletzten Gaudino.  Yeboahs Torquote (7 Tore in 14 Spielen) wurde im Kicker kritisiert und an Heynckes fest gemacht. Nach der 0:1 Niederlage beim ebenfalls enttäuschenden MSV Duisburg kam dann die ominöse Szene mit dem Waldlauf.

Fazit: Die völlig falsch eingeschätzte Lage erzeugte enormen Druck bei der damals hollywoodreifen Eintracht (Zwietracht Zankfurt). Ein Management, das mehr damit beschäftigt war, Geld unter dubiose Leute zu bringen, als den Spielermarkt zu analysieren und die absolute Indiskretion im Vorstand waren Eckpfeiler des Niedergangs. Ein Jupp Heynckes, hinter dem man sich verstecken konnte, kam gerade recht.

Ich hoffe, dass die Eintracht aus diesen Fehlern gelernt hat. Deshalb ist es auch für mich, obwohl ich die Zeiten der 90er herbei sehne, immer wohltuend, wenn Besonnenheit an wichtiger Stelle herrscht.
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ImanHitman schrieb:
Lediglich Andi Köpke war ein Superstar und konnte Uli Stein einigermaßen ersetzen.
Das einzig positive am Abstieg: Als Oka endlich diesen überschätztesten aller Fliegenfänger ablöste.


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