>

Die neue Eintracht - ein kritischer Einwurf

#
brockman schrieb:

Ich habe mich gefragt, ob sich die Eintracht nicht gerade auf einen Weg begibt, der die Gefahr birgt, dass aus dem Verein eines Tages ein glattgebügeltes, marketingoptimiertes und durchgestyltes Premiumprodukt, dass ganz toll "am Markt" agiert, nur leider dummerweise den Nachteil aufweist, keine Seele mehr zu haben. I


Hm. Dieses Premiumprodukt könnte genau deswegen "Premium" werden, weil es diese Seele vermarktet. Sprich, all das Coole, das teils Unangepasste eben zur Marke zu machen.

brockman schrieb:

Ich möchte allerdings auch keine Zeiten erleben, in dem der Verein kein Verein mehr ist, sondern eine Marke oder ein Projekt.


Schwierig. Der Trend geht dahin, dass die Vereine in den Hintergrund rücken und nur noch das Fundament für etwas sind, was hoch kommerzialisiert ist. Das aufzuhalten wird derzeit unmöglich sein, außer man will in Liga 5 weiter kicken. Aber es kommt eben darauf an, dem Verein immer noch einen Stellenwert einzuräumen, ein schwieriger Balanceakt.

brockman schrieb:

Ich möchte nicht erleben, dass China, die USA oder Abu Dhabi wichtiger werden als die Wetterau oder der Taunus.


Letztlich ist Heimat wie auch der globale Markt gleich wichtig. Das heißt, man sollte auf beide Seiten achten. Die Basis nicht verlieren, die Globalisierung aber nicht verschlafen.

brockman schrieb:

allerdings nicht mit dem Ziel, dass Choreos dafür da sind geile Bilder für Youtube, Facebook, Twitter und Instagram liefern.


Naja, Choreos werden m.E. seit Ewigkeiten auch von denen, die sie mitorganisieren, dafür auch mitgenutzt, sich selbst ein geiles Image zu verpassen. So gesehen ging es schon immer um geile Bilder für andere. Die Choreos also für eine Vermarktung mitzunutzen, halte ich für völlig legitim.

brockman schrieb:

ist es der Fan im Stadion, der den Verein repräsentiert und dessen Bedürfnisse zählen sollten und nicht der Zuschauer, der sich morgen vielleicht wieder für was anderes interessiert.


Wer sind diese Zuschauer, die sich morgen vllt. wieder für was anderes interessieren? Ich kann mir darunter jetzt mal rein gar nix vorstellen. Die meisten Fußballfans wechseln jedenfalls nicht ihren Verein mehrfach. Und die neutralen Beobachter kaufen sich kaum Eintracht-Sachen.

brockman schrieb:

Was passiert, wenn ein Verein denkt, sich neue Publikumsgruppen erschließen zu müssen, lässt sich gerade bei der Hertha bewundern


Da wäre es nett, wenn Du auch einen Zusammenhang darstellst. Dass es Probleme zwischen Herthas Vorstand und der aktiven Fankurve gibt, ist bekannt. Aber wo steht was davon, dass das damit angeblich zusammen hängt, dass die Hertha neue Publikumsgruppen erschließen will? Ist das überhaupt der Fall? Ich habe mich letztens stundenlang durch das Hertha-Forum und die Fanhilfe-Erklärungen (aktive Fanszene) gelesen und genau dazu überhaupt nichts gefunden. Es geht weniger darum, dass die Hertha neue Publikumsgruppen erschließen will, sondern wenn dann, dass sie eine bestehende Publikumsgruppe sanktionieren will.

Da ich auch schon mal einen mahnenden Beitrag zu Veh geschrieben habe und verrissen wurde, will ich Deinen Beitrag insgesamt dann als positive Mahnung empfinden und auch darstellen, ich finde aber, dass es bei Deiner Argumentation dann manchmal hakt. Generell muss die Eintracht aufpassen, dass sie trotz der bestehenden Veränderungen im Fußballgeschäft nicht ihren Charakter verliert, das heißt, sie muss die Fans mitnehmen, sie muss auch Ideen der Fans mit einarbeiten. Darauf sollten wir einwirken, darauf sollten wir achten. Daher ist Dein Thread völlig legitim und notwendig.
#
Wie man zur Hertha und ihrem Versuch, cool und modern zu sein, den die aktive Fanszene in vielen Ausprägungen nicht mitgeht, nichts finden kann, ist mir ein Rätsel.
Die anbiedernde Werbekampagne (auch in Englisch), die fremdfarbenen Trikots, der gescheiterte Versuch, anstelle des herrlich altmodischen Frank Zander Songs, Seeeds Dickes B. zur Stadionhymne zu machen, den Standort Olympiastadion infrage zu stellen (sogar mit der Idee, Berliner Stadtgebiet zu verlassen) - brauchst du noch mehr Stichworte zum Thema Entfremdung von Führung und Fans?
#
Das stimmt, soweit ich weiß gibts Südkurvensteher für 15 Euro. Allerdings sind bei denen die Logen, Business Seats, usw. wesentlich teurer als bspw. hier. Da kostet einmal Business Seat fürn Tag über 400 Euro. Hier müsste es so um die Hälfte sein.

Und weil sie nicht alle spielchen mitmachen, können sie sich (mittlerweile) auch nicht mehr jeden Spieler leisten.
#
Jojo1994 schrieb:

Das stimmt, soweit ich weiß gibts Südkurvensteher für 15 Euro. Allerdings sind bei denen die Logen, Business Seats, usw. wesentlich teurer als bspw. hier. Da kostet einmal Business Seat fürn Tag über 400 Euro. Hier müsste es so um die Hälfte sein.

Und weil sie nicht alle spielchen mitmachen, können sie sich (mittlerweile) auch nicht mehr jeden Spieler leisten.


Ich denke eher sie wollen sich diese Spieler nicht leisten, können evtl schon. Und ich denke sie tun auch gut daran, sich nicht zu abhängig zu machen, wer weiß schon, Zeiten können sich auch wieder ändern.
#
Jojo1994 schrieb:

Das stimmt, soweit ich weiß gibts Südkurvensteher für 15 Euro. Allerdings sind bei denen die Logen, Business Seats, usw. wesentlich teurer als bspw. hier. Da kostet einmal Business Seat fürn Tag über 400 Euro. Hier müsste es so um die Hälfte sein.

Und weil sie nicht alle spielchen mitmachen, können sie sich (mittlerweile) auch nicht mehr jeden Spieler leisten.


Ich denke eher sie wollen sich diese Spieler nicht leisten, können evtl schon. Und ich denke sie tun auch gut daran, sich nicht zu abhängig zu machen, wer weiß schon, Zeiten können sich auch wieder ändern.
#
Abhängig sind sie zum Glück nicht. Wobei Audi ja bei denen ganz groß im Spiel ist. Das sollte man auch Wissen. Wenn die Eintracht mal son großen Sponsor hätte, würden bestimmt auch noch paar Millionen rummspringen
#
Das stimmt, soweit ich weiß gibts Südkurvensteher für 15 Euro. Allerdings sind bei denen die Logen, Business Seats, usw. wesentlich teurer als bspw. hier. Da kostet einmal Business Seat fürn Tag über 400 Euro. Hier müsste es so um die Hälfte sein.

Und weil sie nicht alle spielchen mitmachen, können sie sich (mittlerweile) auch nicht mehr jeden Spieler leisten.
#
Jojo1994 schrieb:

Da kostet einmal Business Seat fürn Tag über 400 Euro. Hier müsste es so um die Hälfte sein.

Ich habe vor ein oder zwei Jahren mal angefragt. Da kostete ein Tagesticket für einen BS auch schon 300 Euro plus Mehrwertsteuer.
#
Erstmal Danke für die Rückmeldungen.

Einige Gedanken dazu:
1. Ich finde auch, dass der Spagat im Moment funktioniert und habe den Eindruck, dass die handelnden Personen, das Rad nicht überdrehen. Stand jetzt ().

2.  Ich finde es ein bisschen einfach zu sagen, dass gewisse Entwicklungen halt im "modernen Fußball" so sind und wenn man die nicht mitgehen will, muss man halt in der Regionalliga spielen. Das ist ein Totschlagargument. Faktisch ist es so, dass die Eintracht Teil eines verrotteten, korrupten und geldgeilen Systems ist, das aber wohl leider nicht vor dem Kollaps steht, allen Enthüllungen zum Trotz. Wir erleben in Deutschland wie international eine fortgesetzte Wettbewerbsverzerrung, die selbst von denen, die davon negativ betroffen sind, hingenommen wird. Und wir alle sind ein Teil davon.
Ich will da auch nicht zu grundsätzlich werden, aber ich denke schon, dass sich der Wert von Eintracht Frankfurt nicht darin erschöpft, in der ersten Liga und manchmal international zu spielen. Bei aller Weiterentwicklung müssen rote Linien gezogen werden (Einfluss der Mitglieder, demokratische Kultur, Verankerung in Stadt und Region u.ä.), die nie überschritten werden dürfen. Und nein, auch für einen großen Sack Geld nicht. Man kann ja in Hannover sehen, mit welchen Tricks der Hörgeräte-Hopp versucht, sich endgültig zum Alleinherrscher zu machen.

3. Zu den von Werner nachgefragten Entwicklungen bei Hertha verweise ich auf den Beitrag von reggaetyp. Natürlich ist Berlin Berlin und Frankfurt Frankfurt, aber auch dort versucht man eben, ein Image zu etablieren und den berühmten "nächsten Schritt" zu gehen, zur Not gegen die eigenen Fans, die dann wenn's dann gerade mal opportun ist, schnell zu den "sogenannten Fans" werden. Sowas darf hier niemals auch nur im Ansatz passieren.

4. Ich sehe das Korrektiv im Verein ebenfalls in erster Linie bei Peter Fischer und (hoffentlich) Axel Hellmann. Die Aussagen gegen die AfD waren da zum Beispiel ganz entscheidend und etablieren ein Image meines Vereins, das ich genauso haben möchte.
Bobic macht sehr viel richtig, aber er ist bei Eintracht Frankfurt eben ein Outsider (was in verschiedenen Bereichen natürlich von Vorteil war, ist und sein wird) und er ist im Profifußball sozialisiert, auf Wachstum getrimmt, er ist seit seiner Jugend Teil der Maschinerie, als Spieler und Funktionär. Der geht nicht hin und hinterfragt einen Matteschitz oder einen Hopp oder die Katar-Connection. Es kann durchaus sein, dass wir hier in ein paar Jahren über Zufallstreffen mit irgendwelchen kroatischen Fahrern reden. Deswegen ist es ja mein Ansinnen, unabhängig von den handelnden Personen oder ob es gerade gut oder schlecht läuft, die Entwicklung nicht zu blockieren, aber kritisch zu begleiten.
#
Ich sehe es bisher noch positiv. Angefangen mit den Änderungen an der "CI", also mehr schwarz-weiß statt rot und auch diesem geradlinig, traditionellem Look & Feel, gepaart mit der Leidenschaft auf dem Platz, wirkt die Marke "Eintracht Frankfurt" sehr professionell und hochwertig.

Man hat trotzdem dieses Miteinander wie in einem Verein, präsentiert sich auf dem Platz hart, daneben menschlich, tolerant und weltoffen. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann die Eintracht letztmals ein so gutes Bild abgegeben hat. Sportlich hat sich die Wahrnehmung verbessert, soziale und politische Standpunkte gelten als vorbildlich, die Arbeit wird als hochprofessionell und bodenständig eingeschätzt. Fans anderer Vereine blicken seit 1 - 2 Jahren interessiert, manchmal auch neidisch nach Frankfurt.

Das ganze Marketing gehört in der heutigen Zeit eben dazu. Und da macht man hier, meiner Meinung nach, einen guten Job, gerade in den sozialen Netzwerken oder auch auf der hauseigenen Plattform Eintracht TV, die in recht kurzer Zeit doch qualitativ enorm zugelegt hat.

Dazu hat man sich aus der Ära Bruchhagen die "Ruhe" behalten, mit der man die Arbeit und schwierige Situationen angeht. Dazu kommt aber ein neues Selbstverständnis, was den Verein wesentlich spannender macht, auch wenn man am Ende der Saison im Mittelfeld steht. Ansprüche werden artikuliert, die vor ein paar Jahren undenkbar gewesen waren, trotzdem bodenständig sind. Dies macht den Verein auch für Sponsoren interessanter. Man vermarktet zudem auch die eigenen Fans, was sich vielleicht negativ anhört, aber von Seiten der SGE sehr positiv umgesetzt wird. Man nimmt alle mit und das ist derzeit die größte Stärke.

Ich sehe nicht, dass man einen Weg wie Rattenbullshit oder Hoppenscheiss einschlägt, sondern vielmehr eben die Tradition und Eigenschaften von Eintracht Frankfurt präsentiert, die eben etwas aufpoliert werden/wurden. Man ist kein glattes Produkt, sondern ein Verein mit Ecken, Kanten und sehr viel Geschichte. Das strahlende Gegenteil der Retortenclubs.

Das dies allerdings derzeit so gut funktioniert, liegt größtenteils an der sportlichen Qualität. Wir haben seit 16/17 eigentlich immer Jungs auf dem Platz, die alles geben. Die kämpfen, kratzen und beißen und dazu teilweise guten Fußball bieten. Die Spiele der Eintracht unter Kovac und jetzt auch unter Hütter schaut man sich gerne an. Das bekommt man auch immer mehr mit. Fans anderer Vereine sagen einem schon seit längerem, dass hier geiler, ehrlicher Fußball gespielt wird und man das lieber sieht als Tiki Taka mit 350 Pässen und keinem Torabschluss.

Dazu noch der multikulturelle Kader, der verschworener ist als mancher Haufen, der seit Jahren zusammen kickt.

Es passt derzeit vieles. Allein schon, dass jeder Fussballfan mit etwas Geschmack seit drei Jahren unsere Trikots als schönste der Liga bezeichnet.
#
ich würde gerne mal als einen aspekt der neuen eintracht mal die sog. visuelle kommunikation herausheben und habe dabei die hoffnung und auch den vertrauensvorschuss, dass diese stilprägend für die weitere entwicklung ist.

bei der "alten eintracht" wurden kritische stimmen seitens des vorstands dann als krakaler, die sich nachts im internet zusammenrotten, diffamiert. und obwohl dieses internet schon seit langem spannende möglichkeiten und eine nahezu kostenfreie infrastruktur bieten, passierte lange jahre nichts.
ein paar dieser krakeler rotteten sich vor 15(?) jahren auf initiative von andy und dirk zusammen, und sendeten via rhein-main-tv als eintrachtfans.tv und waren der AG damit inhaltlich wie auch qualitativ um längen voraus.

mittlerweile gibt es hier ein wirklich richtig geiles eintracht.tv, seien es homestories über den prince, wirklich top produzierte videos über neuzugänge, beinahe unmittelbar nach spielschluss bereit gestellte highlights, usw. usf.

richtig beeindruckt hat mich das sog. marketing rund um die kovac-verpflichtung mit der "auf jetzt!"-kampagne. offen gesagt weiß ich nicht, ob mich die ersten punktgewinne ohne die kampagne genauso gepusht hätten. aber zumindest ich bekam das gefühl vermittelt, meine eintracht will noch, auch wenn ich den klassenerhalt eigentlich schon aufgegeben hatte. und ja, ich ließ mich mitreißen, von dem gesamtauftritt. und ich glaube nicht, dass das eine idee von bruchhagen war.
same as... pokalsieg. die zweistufige "rückkehr"-kampagne war einfach klasse aufgezogen. klar war insbesondere für teil 2 der kampagne das spiel auf dem platz ausschlag gebend, aber das war von vorne bis hinten einfach ein medial geil begleiteter auftritt.

mittlerweile haben die handelnden köpfe bei mir nahezu narrenfreiheit. und es ist hier in den analen nachzulesen, dass ich die karriereplanung von hellmann von anfang an kritisch begleitet habe. nun bin ich aber froh, dass er diesen weg gegangen ist, und kein ehinger oder externe. denn obwohl ich hellmann damals nicht als "einen von uns" bratwurst- und bierfans begriffen habe, war er womöglich der "einzige von uns", der den weg nach oben gehen konnte.

und wenn ich abseits der unglaublichen erfolge in tv-dokus sehe, wie der neue sportvorstand mit dem platzwart joggen geht, oder der koch sich freut, dass er den fredi schon bei der nationalelf als spieler bekocht hat, scheint mir das gesamtgefüge doch ziemlich stimmig zu sein.
#
Tatsächlich war der Schritt weg von der Agentur nur logisch. Diese betreut auch Vereine wie Borussia Dortmund und hat die Eintracht teilweise links liegen lassen. So hat die Agentur im Gaming Bereich erst mit Konami für PEs und dann mit dem neuen Deal mit EA Sports für Fifa für einigen Geldregen bei Dortmund gesorgt dabei aber keine Deals für Vereine wie die Eintracht ausgehandelt und war ein schwieriger Partner. Während andere Vereine im digitalen sich am weiterentwickeln waren wie Bayern, Schalke und Co und sich neuen Formen von Apps und Co angeschlossen haben, konnte mam das Gefühl bekommen die Eintracht bekommt nur Brotkrumen da die Agentur sich um ihre "wichtigeren" Partner kümmerte.

Meiner Meinung nach ist mit Europapokal und den jüngsten Erfolgen der perfekte Zeitpunkt sich selbst zu vermarkten. Klar soll das nicht heissen unsinnige Reisen nach China etc. Aber warum nicht exklusive Deals.mit Appanbietern, Gamingfirmen, mit Herstellern von Smartwatches etc.

Das sind zusaetzliche Gelder, schadet den Fans nicht und hilft der Eintracht die Spieler zu halten.


Teilen