mittelkreis schrieb: Diese, außerordentlich lobenwerte Initiative zum Thema "Stolpersteine" muß gefördert und noch mehr publik gemacht werden. Es ist eine Geste der Menschlichkeit, gegen das Vergessen!
In diesem Zusammenhang könnte man ein jährliches stattfindendes Fußballspiel initiieren. Wobei bspw. die Eintracht gegen eine israelische Auswahl antritt und die Erlöse einer jüdischen Stiftung zu Gute kommen könnten, um so gegen das Vergessen zu erinnern!
Find ich auch wirklich eine ganz tolle Idee. Ein Freundschaftsspiel als fester Bestandteil der Saison - Als Zeichen gegen den Rassenhass.
Auch die Stolpersteine sind eine gute Sache. Denn man befaßt sich normalerweise nur selten mit diesem Thema - Wenn man jedoch einen sieht, muß man daran denken.
Es war ein sehr bewegender Abend im Museum und ich bin froh, dass ich an dieser Veranstaltung teilgenommen habe. Besonders die emotionalen Berichte der Zeitzeugen haben mich schwer beeindruckt.
Berichtet wurden über die Schicksale von Emil Stelzer, kein gebürtiger Jude, der aber nach der Heirat mit seiner jüdischen Frau Elsa zum jüdischen Glauben übertrat. Emil Stelzer war aktiver Turner bei der Eintracht. Er war sehr engagiert und gab auch Kindern Turnunterricht. Nach der Reichspogromnacht wurde er verhaftet und wurde im November 1938 in Buchenwald in „Schutzhaft“ genommen. Danach arbeitete er wieder als Sportlehrer bis 1943 erneut „Schutzhaft“ gegen ihn angeordnet wurde. Er versuchte vermutlich auch für seine Familie „arische Lebensmittelkarten“ zu bekommen. Im Juni 1943 wurde er in das Lager Buchenwald deportiert, wo er im März 1944 starb. Seine Frau Else starb 1944 in Auschwitz.
Zeitzeuge Hermann Trimbur, der bei Emil Stelzer turnte, sollte von ihm erzählen, ist aber leider schwer erkrankt und konnte heute Abend nicht vor Ort sein. An dieser Stelle: Gute Besserung!
Hier die Stolpersteine, die morgen Nachmittag um 15 Uhr in der Finkenhofstr. 23 verlegt werden:
Weiterhin berichtete Zeitzeuge Karl Kraus über Julius „Jule“ Lehmann. Dieser war kein brillanter aber sehr beliebter Fußballspieler bei der Eintracht. 1937 wurde er zuletzt in der Vereinszeitung erwähnt, kurze Zeit später musste er aufgrund seines jüdischen Glaubens den Verein verlassen. Karl Kraus: „Man hat sich nicht um Religion oder Glauben gekümmert, erst als die Leute nicht mehr kamen hieß es, der darf aus politischen Gründen nicht mehr kommen.“
Hugo Reiss war in den 20er/30er Jahren beinahe 10 Jahre Schatzmeister bei der Eintracht. Er kam als Leichtathlet und Schwimmer zur Eintracht. Als Jude verlor er sein Amt, als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Erst ist er nach Mailand, später (1937) nach Chile geflohen, interessierte sich aber weiter für die Eintracht und erkundigte sich immer, wie die Eintracht gespielt hatte. Allerdings konnte er auch nicht vergessen, was man ihm in Frankfurt angetan hatte. Er ist auch nach Ende des 2. Weltkriegs nicht nach Frankfurt zurückgekehrt. Er nahm später sogar die chilenische Staatsbürgerschaft an. Gestorben ist er 1972 in Santiago de Chile.
Zeitzeugin hier war Ingeborg Wilcke, deren Mutter und Hugo Reiss ein Paar waren. Sie selbst ist 1948 ebenfalls nach Chile gegangen und hat sehr bewegend von der Flucht von Hugo Reiss und ihrer Mutter und dem „neuen“ Leben in Chile bis hin zu dem Tod von Hugo Reiss berichtet. Diese Frau und die Art und Weise, wie sie berichtet hat - einfach klasse!
Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten. Ich kann allen nur immer wieder Matze Thomas Buch "Wir waren die Juddebubbe" ans Herz legen. In diesem Buch kann man sehr viel über die Schicksale jüdischer Eintracht-Mitglieder nachlesen. Diese Zeit gehört zur Geschichte der Eintracht und darf nicht vergessen werden.
Eine gute - und wichtige- Aktion. Kenne die Stolpersteine aus meiner Zeit in Hamburg, möchte aber trotz allem diesen Gedankenanstoss geben:
Worüber würde man eigentlich mehr stolpern? Einen Stolperstein für die Opfer oder einen Stolperstein für die Täter? Anders gefragt: Warum werden die Täter der damaligen Zeit nicht sichtbarer gemacht? Zudem, und es ist vielleicht zu wörtlich genommen, ist es schon seltsam, dass über die Opfer gestolpert wird. Zumindest eine komische Konnotation.
Worüber würde man eigentlich mehr stolpern? Einen Stolperstein für die Opfer oder einen Stolperstein für die Täter? Anders gefragt: Warum werden die Täter der damaligen Zeit nicht sichtbarer gemacht? Zudem, und es ist vielleicht zu wörtlich genommen, ist es schon seltsam, dass über die Opfer gestolpert wird. Zumindest eine komische Konnotation.
Das Vergeben sollte bei Vergangenheitsbewältigung im Vordergrund stehen; ebenso das Gedenken an die Opfer. Dem wird die Aktion Stolpersteine mehr als gerecht.
Das Vergeben sollte bei Vergangenheitsbewältigung im Vordergrund stehen; ebenso das Gedenken an die Opfer. Dem wird die Aktion Stolpersteine mehr als gerecht.
Nicht vergeben und nicht vergessen ! Ich fürchte nur, wenn man an die Täter erinnert bzw sie in Form von Steinen anklagt wird es genug Idioten geben die daraus dann "Wallfahrtsorte" machen. Die Stolpersteine sollen Gedenksteine sein und niemand gedenkt der Täter. Und das ist gut so !
Das Vergeben sollte bei Vergangenheitsbewältigung im Vordergrund stehen; ebenso das Gedenken an die Opfer. Dem wird die Aktion Stolpersteine mehr als gerecht.
Nicht vergeben und nicht vergessen ! Ich fürchte nur, wenn man an die Täter erinnert bzw sie in Form von Steinen anklagt wird es genug Idioten geben die daraus dann "Wallfahrtsorte" machen. Die Stolpersteine sollen Gedenksteine sein und niemand gedenkt der Täter. Und das ist gut so !
Wenn man an die Opfer erinnert, geraten auch die Täter niemals in Vergessenheit. Denn: wo es Opfer gibt, muss es nunmal auch Täter geben. Die Stolpersteine sind daher eine gute Sache. Man erinnert über die Opfer auch an die Täter, ohne den heutigen Vollidioten eine "Anbetungsstätte" für ihre Idole zu geben.
Vielen vielen Dank an Pia für die regelmäßigen Informationen hier im Forum. Die Stolpersteinverlegung vor dem Haus, in dem die Stelzers gewohnt haben, war ein bewegender Moment. Schön, dass zahlreiche Vertreter der Eintracht und auch viele Fans daran teilgenommen haben. Mehr über die Stolperstein-Verlegung vom Freitag findet ihr auf der Homepage www.eintracht-frankfurt-museum.de.
(Es ist schier nicht zu glauben - ohne Worte!)
"ismir"
Find ich auch wirklich eine ganz tolle Idee. Ein Freundschaftsspiel als fester Bestandteil der Saison - Als Zeichen gegen den Rassenhass.
Auch die Stolpersteine sind eine gute Sache. Denn man befaßt sich normalerweise nur selten mit diesem Thema - Wenn man jedoch einen sieht, muß man daran denken.
Besonders die emotionalen Berichte der Zeitzeugen haben mich schwer beeindruckt.
Berichtet wurden über die Schicksale von Emil Stelzer, kein gebürtiger Jude, der aber nach der Heirat mit seiner jüdischen Frau Elsa zum jüdischen Glauben übertrat.
Emil Stelzer war aktiver Turner bei der Eintracht. Er war sehr engagiert und gab auch Kindern Turnunterricht. Nach der Reichspogromnacht wurde er verhaftet und wurde im November 1938 in Buchenwald in „Schutzhaft“ genommen. Danach arbeitete er wieder als Sportlehrer bis 1943 erneut „Schutzhaft“ gegen ihn angeordnet wurde. Er versuchte vermutlich auch für seine Familie „arische Lebensmittelkarten“ zu bekommen. Im Juni 1943 wurde er in das Lager Buchenwald deportiert, wo er im März 1944 starb. Seine Frau Else starb 1944 in Auschwitz.
Zeitzeuge Hermann Trimbur, der bei Emil Stelzer turnte, sollte von ihm erzählen, ist aber leider schwer erkrankt und konnte heute Abend nicht vor Ort sein. An dieser Stelle: Gute Besserung!
Hier die Stolpersteine, die morgen Nachmittag um 15 Uhr in der Finkenhofstr. 23 verlegt werden:
Weiterhin berichtete Zeitzeuge Karl Kraus über Julius „Jule“ Lehmann. Dieser war kein brillanter aber sehr beliebter Fußballspieler bei der Eintracht.
1937 wurde er zuletzt in der Vereinszeitung erwähnt, kurze Zeit später musste er aufgrund seines jüdischen Glaubens den Verein verlassen. Karl Kraus: „Man hat sich nicht um Religion oder Glauben gekümmert, erst als die Leute nicht mehr kamen hieß es, der darf aus politischen Gründen nicht mehr kommen.“
Hugo Reiss war in den 20er/30er Jahren beinahe 10 Jahre Schatzmeister bei der Eintracht. Er kam als Leichtathlet und Schwimmer zur Eintracht. Als Jude verlor er sein Amt, als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Erst ist er nach Mailand, später (1937) nach Chile geflohen, interessierte sich aber weiter für die Eintracht und erkundigte sich immer, wie die Eintracht gespielt hatte. Allerdings konnte er auch nicht vergessen, was man ihm in Frankfurt angetan hatte. Er ist auch nach Ende des 2. Weltkriegs nicht nach Frankfurt zurückgekehrt. Er nahm später sogar die chilenische Staatsbürgerschaft an. Gestorben ist er 1972 in Santiago de Chile.
Zeitzeugin hier war Ingeborg Wilcke, deren Mutter und Hugo Reiss ein Paar waren. Sie selbst ist 1948 ebenfalls nach Chile gegangen und hat sehr bewegend von der Flucht von Hugo Reiss und ihrer Mutter und dem „neuen“ Leben in Chile bis hin zu dem Tod von Hugo Reiss berichtet.
Diese Frau und die Art und Weise, wie sie berichtet hat - einfach klasse!
Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten.
Ich kann allen nur immer wieder Matze Thomas Buch "Wir waren die Juddebubbe" ans Herz legen. In diesem Buch kann man sehr viel über die Schicksale jüdischer Eintracht-Mitglieder nachlesen. Diese Zeit gehört zur Geschichte der Eintracht und darf nicht vergessen werden.
Danke auch an Matze für die Organisation.
Auch Du verkörperst das Museum, Eintracht-Geschichte. Durch Euren unermüdlichen Einsatz kommt mir Eintracht nahe, wie ich das vorher nicht kannte.
Danke für eine 'nachdenkliche Eintracht'.
Und wir haben noch nicht den Weg ins Museum gefunden. So langsam schämen wir uns.
Herzliche Grüsse an alle Organisatoren.
Kenne die Stolpersteine aus meiner Zeit in Hamburg, möchte aber trotz allem diesen Gedankenanstoss geben:
Worüber würde man eigentlich mehr stolpern? Einen Stolperstein für die Opfer oder einen Stolperstein für die Täter? Anders gefragt: Warum werden die Täter der damaligen Zeit nicht sichtbarer gemacht?
Zudem, und es ist vielleicht zu wörtlich genommen, ist es schon seltsam, dass über die Opfer gestolpert wird. Zumindest eine komische Konnotation.
Das Vergeben sollte bei Vergangenheitsbewältigung im Vordergrund stehen; ebenso das Gedenken an die Opfer. Dem wird die Aktion Stolpersteine mehr als gerecht.
Nicht vergeben und nicht vergessen ! Ich fürchte nur, wenn man an die Täter erinnert bzw sie in Form von Steinen anklagt wird es genug Idioten geben die daraus dann "Wallfahrtsorte" machen. Die Stolpersteine sollen Gedenksteine sein und niemand gedenkt der Täter. Und das ist gut so !
Wenn man an die Opfer erinnert, geraten auch die Täter niemals in Vergessenheit. Denn: wo es Opfer gibt, muss es nunmal auch Täter geben. Die Stolpersteine sind daher eine gute Sache. Man erinnert über die Opfer auch an die Täter, ohne den heutigen Vollidioten eine "Anbetungsstätte" für ihre Idole zu geben.
steine gegen das vergessen!
Mehr über die Stolperstein-Verlegung vom Freitag findet ihr auf der Homepage www.eintracht-frankfurt-museum.de.