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Machtkampf in der Milan-Kurve

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09.01.2007

Machtkampf in der Milan-Kurve

Mehrere führende Köpfe aus Milans Curva Sud sind in der vergangenen Woche als Zeugen vorgeladen und vernommen worden. Versuchte Erpressung und versuchter Mord – mit diesen Vorwürfen sehen sich einige Mitglieder der Kurve nun konfrontiert.

Eingeleitet wurden die polizeilichen Untersuchungen wegen eines Vorfälls am 17. Oktober des vergangenen Jahres. Einer der Capos der Gruppe Commandos Tigre war im Vorort Sesto San Giovanni von zwei Motorradfahrern am helllichten Tag vor einem Einkaufszentrum niedergeschossen worden. Da das Opfer weder vorbestraft, noch dem Vernehmen nach in irgendwelche obskuren Geschäfte verwickelt war, steht der professionell durchgeführte Anschlag nach Vermutungen der Ermittler in Verbindung mit kurveninternen Führungskämpfen der Fanszene des AC Milan.

Laut Schätzungen machen die Ultras des siebzehnmaligen italienischen Meisters etwa zwei Millionen Euro Umsatz jährlich – ebenso wie die Kurven ihrer schwarzblauen Stadtrivalen von Inter und des derzeitigen Zweitligisten Juve; wobei die Kurven der drei Großclubs durch persönliche Freundschaften der führenden Köpfe der Brigate Rossonere und Guerrieri Ultras (Milan), der Boys S.A.N. (Inter) und der Viking (Juve, mit Sitz in Mailand) durchaus Kontakt miteinander pflegen.

Durch die Ermittlungen kam jetzt ans Licht, dass der AC Milan offenkundig seit Monaten von einigen seiner eigenen Fans erpresst wurde: Aufstrebende Teile der Kurve drohten unter anderem Unruhen während der Meisterschaftsspiele an, um von der Vereinsführung wirtschaftliche Vorteile, etwa in Form von Eintrittskarten, zu erpressen und ihre eigene Machtposition zu erweitern. Vermutlich wollte eine der Gruppen durch die Schüsse von Sesto San Giovanni ihre Stärke sowohl anderen einflussreichen Elementen der Kurve, als auch dem Verein gegenüber demonstrieren.

Erst vor 14 Monaten hatte die Auflösung der historischen Fossa dei Leoni aufgrund von kurveninternen Divergenzen die Fanszene des AC Milan erschüttert. Eine Nachfolgegruppierung des alten Fossa-Veteranen Luciano Aretosi, Leoni della Sud, hatte nach nur wenigen Wochen aufgeben müssen – offenbar, weil für alte Löwen wie Luciano und seine traditionelle Auffassung einer Ultragruppe kein Platz mehr im Gefüge der Curva Sud war.

(Matthias Bürgel/Stadionwelt, 9.1.2007)
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aiaiai
Wenn der Kommerzvirus um sich greift...  
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Mit was machen die zwei Millionen Umsatz? Koks und Nutten?  
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Mit Eintrittskarten die vom Klub geschenkt und dann weiterverkauft werden. Außerdem mit Fanartikeln. Ultras gegen den Kommerz

[small][i]Der letzte Satz war eine Anspieleung auf die Zustände in Italien und dient außschießlich der humoristischen Abrundung des Beitrages. Der Verfasser möchte damit ausdrücklich
keine Parallelen zu UF97 oder anderen Frankfurter Ultragruppierungen ziehen. [/small]
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Das Modell "Irrudicibili (Lazio)" scheint da auch bei anderen Begehrlichkeiten zu wecken.

Mit dem Ende der FdL ist da wohl ein Vakuum entstanden, in dem sich jetzt sehr zweifelhafte Leute breit machen.

Die Commandos Tigre ist eine alteingesessenen Ultra-Gruppen bei Milan, die git es schon ewig.

Es gab es in Italien öfter, dass eine Gruppe die alteingesessene verdrängt oder auch rausgeprügelt hat. Da gilt dann das Recht des stärkeren.

Früher ging es da noch um die Art des Supports oder ob man jetzt bestimmte Spieler gut finden darf oder nicht (die Curva Sud in Rom hatte auch ihren Fall TdS, worauf die sich erstmal eine Weile lang spinnefeind waren), jetzt geht es nur noch um Macht und Geld.

Da haben skrupellose Arschlöcher wie Toffolo und schwache Präsidenten wie Cragnotti es doch geschafft, eine der faszinierendsten Fankulturen überhaupt zu zerstören.

Schade.

Das heißt aber nicht, dass es in allen Kurven Italiens so läuft. Bei kleineren Vereinen ist die Fanszene noch intakt. Da gibt es auch nicht so viel Geld zu holen.


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