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Eintracht Frankfurt: Ein (nicht ganz ernst gemeinter) Blick hinter die Kulissen

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Montag, 11. Oktober 2010.

Es ist 09:15 Uhr als Heribert Bruchhagen, Vorstandsvorsitzender der Eintracht Frankfurt Fussball-AG, seine schwarze Mercedes Limousine routiniert auf den Parkplatz vor der Eintracht-Geschäftsstelle lenkt. Bruchhagen, der ehemalige Sport- und Geografielehrer aus Ostwestfalen, der sich mit seiner Bodenständigkeit und Gelassenheit noch nie schnell aus der Ruhe hat bringen lassen, spürt sofort, dass ihm heute ein stressiger und anstrengender Tag bevorstehen wird. Auf dem Parkplatz, der normalerweise um diese Uhrzeit nie mehr als vier Autos zählt, hat Bruchhagen heute Probleme, einen freien Stellplatz zu finden. Aus dem Auto heraus hat er bereits von Weitem Roland Palmert, Ingo Durstewitz und deren Kollegen von der Frankfurter Sportjournalie entdeckt, die jedoch in ein angeregtes und hitziges Gespräch vertieft sind, weshalb sie Bruchhagen nicht bemerken. Der Vorstandsvorsitzende geht daher schnellen Schrittes, wie immer mit seinem Eintracht-Rucksack bekleidet und einer Zigarette in der Hand, Richtung Geschäftsstelle. Mürrisch ertappt sich Bruchhagen wieder einmal dabei, wie er in Gedanken seinen Cheftrainer Michael Skibbe verdächtigt, Forderungen nach einer Weiterentwicklung des Vereins und Neuverpflichtungen öffentlich verlautbart zu haben. Kaum hörbar murmelt er "Jetzt gibt es erst recht keinen Lincoln" in sich hinein.

Mit rotem Kopf und sichtlich angefressen betritt Bruchhagen das Vorzimmer der Geschäftsstelle. Frau Schneider, die Sekretärin und gute Seele, ist bereits dabei die Post zu sortieren. „Guten Morgen Chef, es wartet heute eine Menge Arbeit auf uns, sie haben es sicherlich schon im Radio gehört...“ Genervt fällt ihr Bruchhagen ins Wort „Immer das Selbe mit dem Skibbe, es reicht mir langsam. Visionen, Weiterentwicklung, Neuverpflichtungen. Ich kann es nicht mehr hören. Wir sind hier bei Eintracht Frankfurt, wann kapiert er das endlich?“ Irritiert entgegnet Frau Schneider „Aber Chef, Herr Skibbe...“ "Schluss! Hören Sie auf ihn ständig zu verteidigen. Mit seiner "lockeren" und "sympathischen" Art hat er sie wohl beeindruckt. Er soll sich endlich mit der Situation abfinden. Früher, mit dem Friedhelm, mit dem konnte man reden. Der hat verstanden, dass die Bundesliga nun mal zementiert ist. Natürlich gibt es immer mal Ausnahmen, die in die Phalanx der ersten sechs Plätze hineinrutschen. Siehe Nürnberg vor zwei Jahren, die erst Sechster wurden und dann abgestiegen sind. Die ersten sechs Plätze machen ansonsten die Vereine unter sich aus, deren Lizenzspieleretat oberhalb von 50 Millionen Euro liegt. Der Skibbe mit seiner Sturheit will das einfach nicht verstehen. Und ich stehe jetzt wieder als der stoische Ostwestfale ohne Visionen da. Frau Schneider, um 14.00 Uhr will ich den Skibbe in meinem Büro sehen. Jetzt will ich erstmal von niemandem gestört werden, ich erwarte Herrn Hölzenbein und Koutsoliakos gleich zu unserer montaglichen Besprechung.“  

09:30 Uhr: In seinem Büro wird Bruchhagen bereits von Bernd Hölzenbein, dem Chefscout der Eintracht und Paul Koutsoliakos, einem engen Vertrauten und heimlichen Scout der Eintracht, erwartet. Hölzenbein, der gerade dabei ist einen Flipchart zu beschreiben, wendet sich ob des ungewöhnlich hohen Presseauflaufs sofort fragend an Bruchhagen „Herri, hat unser Skibbe mal wieder zu viel mit dem Ingo und Roland geredet? Ich habe heute leider noch keine Zeitung gelesen“ Der Vorstandsvorsitzende regiert lediglich mit einer wegwerfenden Handbewegung und signalisiert, direkt zur anstehenden Tagesordnung überzugehen.

Nachdem Bruchhagen sich in seinem Ledersessel niedergelassen hat, zündet er sich zunächst eine Zigarette an und ergreift dann das Wort „Dem Skibbe werde ich mich später widmen. Jetzt geht es erst einmal um die heutige Tagesordnung. Da mir der Skibbe ja schon länger wieder mit irgendwelchen Neuverpflichtungen zur Winterpause in den Ohren liegt, hatte ich Euch beide ja gebeten, mal den Spielermarkt und hier insbesondere die Zweite und Dritte griechische Liga zu beobachten. Ich würde Dich, Holz, einfach mal bitten mit Deinen Beobachtungen zu beginnen.“ Bernd Hölzenbein beginnt sofort eifrig zu erklären. „Natürlich, Herri.“ Auf den von ihm beschriebenen Flipchart deutend „Ich habe zunächst einmal unsere Bewertungskriterien skizziert. Zunächst einmal müssen die Spieler jung und entwicklungsfähig sein. Darin sind wir uns alle einig. Bevor wir einen Spieler verpflichten, ist es wichtig, ein ausgiebiges Videostudium betrieben zu haben, vorzugsweise bei Youtube. Hier lassen sich grundlegende Stärken erkennen und Tore oder Spielszenen können nochmal in Zeitlupe betrachtet werden. Hilfreich ist auch die Kommentarfunktion unter den Videos. Man glaubt es kaum, aber dort schreiben oftmals Personen, die einen sehr hohen Sachverstand haben, was die Bewertung des Spielers einfacher macht. Des Weiteren, gerade für solch ein Umfeld wie hier in Frankfurt, ist es von großer Bedeutung, dass der Name eines Spielers fast völlig unbekannt ist und sich hier zu einem großen Namen entwickeln kann. Wir müssen dahingehend auch den deutschen Markt noch besser beobachten. Die Fans wollen ja am liebsten junge, deutsche Spieler. Am besten aus der Region. Hab mir deshalb mal meine Gedanken gemacht und hier das aktuelle Kicker Sonderheft mitgebracht, vielleicht könnten wir da nachher auch nochmal reingucken. Zu guter Letzt macht es einen Spieler interessant, wenn er hier an einem Probetraining teilgenommen hat.“
Koutsoliakos fügt schmunzelnd hinzu „Teilgenommen, nicht bestanden.“ Hölzenbein und Bruchhagen wechseln daraufhin böse Blicke doch Bruchhagen kommentiert beschwichtigend: „Schöne Ausführung, Holz. Du hast immer wieder kreative Ideen", ehe Hölzenbein sichtbar enthusiastisch weiter ausführt: „Abschließend halte ich fest: Sind alle diese Kriterien erfüllt, dann spielt auch Geld keine Rolle mehr.“ Augenzwinkernd an Bruchhagen gewandt „Das hat der Pröckl jetzt hoffentlich nicht gehört.“

Bevor Hölzenbein seine eigentlichen Beobachtungen weiter ausführen und Koutsoliakos zu Wort kommen kann, klingelt Bruchhagens Telefon. Misstrauisch betrachtet Bruchhagen das Display des Telefons „Eine Vorwahl mit 00960, kennt die jemand von Euch?“  Hölzenbein entgegnet stürmisch „Mallorca! Das muss mein alter Spezi Peter sein. Ich habe ihm Deine Nummer gegeben. Der kommt bei mir aus dem Ort und hat früher die Zweite Mannschaft vom TuS Dehrn trainiert. Er hat zunächst den Klassenerhalt erreicht und konnte die Mannschaft in den darauffolgenden Jahren sogar im Mittelfeld der Kreisliga B etablieren. Auf seine Meinung gebe ich viel, eventuell hat er vor Ort ja einen interessanten Spieler entdeckt, geh doch mal ran...“ Bruchhagen nickt anerkennend und nimmt den Hörer ab. „Bruchhagen, Eintracht Frankfurt Fussball-AG.“

Rauschen am anderen Ende der Leitung und laute Partymusik „Hallo? Herr Bruchhagen? Hier spricht der Peter, bin ein alter Kumpel vom Holz. Ich bin grad mit der Tina, meiner Frau auf Malle. Ich hab dem Holz öfters schonmal nen Tipp gegeben wie beim Bellaid und  Petkovic. Der Holz meinte, ich soll mich heut Vormittag mal melden. Bruchhagen betätigt die Lautsprecherfunktion, damit Hölzenbein und Koutsoliakos ebenfalls mithören können „Danke Herr, äh..“ „Dittmann, Peter Dittmann“ , sagt Hölzenbein. „Herr Dittmann, danke das sie sich melden. Wir sind immer dankbar über Insidertipps. Der Bernd schilderte Sie mir als Fachmann. Ist jemand interessantes für uns dabei?“ „Ich hab hier vorgestern den Ivica Mornar getroffen, der hat jetzt hier auf Malle ne Fussballschule. Wir kamen so ins Gespräch und irgendwann auf seine Zeit bei der Eintracht. Er meinte er schulde dem Holz noch nen Gefallen, weil der ihn doch damals für gutes Geld nach Frankfurt geholt hat...“ „Siehste Herri, ich hab Dir immer gesagt, meine Kontakte sind nochmal Gold wert...“ flüstert Hölzenbein, Bruchhagen muss grinsen und wittert ein gutes Geschäft. Peter Dittmann weiter „Auf jedenfall der Mornar hat mich da in seine Fussballschule eingeladen und ich hab nen richtigen Kracher gesehen. 20 Jahre, bulliger Mittelstürmer. Der ist besser als der Kweuke damals. Der hat hier in 15 Freundschaftsspielen 4 mal geknipst, aber frag net wie. Der Mornar meint auch der könnt was für Euch sein.“ Hölzenbein und Bruchhagen nicken zufrieden über das Gehörte, ehe Bruchhagen entgegnet „Herr Dittmann, das hört sich alles sehr gut an. Jung, unbekannt. Genau unser Anforderungsprofil. Gibt es zufällig bei Youtube auch verschiedene Videos zu dem Spieler? Dann würde einem Probetraining von unserer Seite nichts mehr im Wege stehen.“ Nachdem Bruchhagen das Gespräch beendet hat, lehnt er sich euphorisch zurück in seinen Sessel und zündet sich eine weitere Zigarette an. „Na, das sind doch gute Nachrichten. Unser Scoutingsystem funktioniert. Holz, nach der kleinen Unterbrechung bitte ich Dich Deine Ausführungen fortzusetzen.“ Danach schaltet er sein Handy aus und leitet alle Anrufe auf sein Telefon ins Vorzimmer. „Jetzt stört uns niemand mehr.“

13:00 Uhr: Heribert Bruchhagen will sich von der verheißungsvollen Konferenz am Morgen erholen. Doch dem vielbeschäftigten Vorstandsvorsitzenden bleibt nicht viel Zeit zum verschnaufen. Als Hölzenbein und Koutsoliakos den Raum verlassen, platzt seine Sekretärin Frau Schneider in das Büro „Chef, es ist eine Katastrophe. Die Presse läuft Sturm, selbst Stefan Kuntz, der Vorsitzende vom FCK hat schon mehrmals versucht sie zu erreichen. Rudi Köhler bittet dringend um einen Rückruf.“ Ich durfte ja niemanden durchstellen.“ Bruchhagen versucht Frau Schneider zu beruhigen „Frau Schneider, immer mit der Ruhe. Hier wurde gerade die Zukunft von Eintracht Frankfurt geplant. Gleich werde ich mich wieder dem Tagesgeschäft widmen, gestatten Sie mir doch bitte noch 20 Minuten Ruhe.“ „Herr Köhler hat darauf bestanden, das sie sich umgehend bei ihm melden.“ „Ach der Köhler, der Oberfan. Was der wieder von mir will. Wahrscheinlich haben sich wieder ein paar Fans wegen unseren rosa Fanartikeln beschwert, die meiner Frau so gut gefallen. Verbinden Sie mich mal.“ „Köhler?“ erklingt es am anderen Ende der Leitung. „Ja, Bruchhagen hier. Herr Köhler, was gibt es denn so dringend?“ „Herr Bruchhagen, endlich. Es gibt wieder Probleme mit den Ultras, die Medien berichten über nichts anderes mehr. Sie haben sicherlich davon gehört. Wie sollen wir nun weiter vorgehen?“
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Ach ja: Fortsetzung folgt (vielleicht)...
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Danke für den höchst amüsanten Blick hinter ide Kulissen!
Fortsetzung? Unbedingt!  
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Lieber nicht. Eine Satire, die einen ins Bett schickt, benötigt keine Fortsetzung.
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Sehr amüsant   . Hört ein wenig abrupt auf, das schreit nach einer Fortsetzung  ,-)
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ich BITTE um eine fortsetzung, cliffhanger kann ich nicht ab ,-)
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MagischeSGE schrieb:
Ach ja: Fortsetzung folgt (vielleicht)...


Klasse! Ich bin gespannt wie´s weitergeht ...  
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Mir erscheint der Bericht so, dass

Herr Bruchhagen als Depp, der keine Ahnung vom eigentlichen Fußball und Fans hat,
Herr Skibbe als ganz toller Trainer,
Herr Hoelzenbein als unfähigen Scout geduldet wegen der guten Beziehungen zu HB

dargestellt werden.

Ich finde schon, dass dies vom Schreibstil her interessant, aber inhaltlich nicht lesenswert ist.

Gruß Afrigaaner
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Du hast ganz bestimmt gute Chancen als Märchenerzähler Karriere zu machen. Vor allem mußt Du sehr viel Zeit haben.
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Wenig Sprachbeherrschung, kein Sinn für Witz oder Komik, hölzerner und umständlicher Stil. Inhaltlich klischeehaft. An einer Stelle habe ich allerdings sehr lachen müssen, aber ich befürchte, das hat der Autor nicht beabsichtigt:

"Der Vorstandsvorsitzende geht daher schnellen Schrittes, wie immer mit seinem Eintracht-Rucksack bekleidet..."
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stefank schrieb:
Wenig Sprachbeherrschung, kein Sinn für Witz oder Komik, hölzerner und umständlicher Stil. Inhaltlich klischeehaft. An einer Stelle habe ich allerdings sehr lachen müssen, aber ich befürchte, das hat der Autor nicht beabsichtigt:

"Der Vorstandsvorsitzende geht daher schnellen Schrittes, wie immer mit seinem Eintracht-Rucksack bekleidet..."


An der Stelle habe ich auch überlegt, ob ich HB wirklich mal in einem Eintracht-Rucksack gesehen habe. Der hat doch immer einen Anzug an, oder?
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stefank schrieb:
Wenig Sprachbeherrschung, kein Sinn für Witz oder Komik, hölzerner und umständlicher Stil. Inhaltlich klischeehaft. An einer Stelle habe ich allerdings sehr lachen müssen, aber ich befürchte, das hat der Autor nicht beabsichtigt:

"Der Vorstandsvorsitzende geht daher schnellen Schrittes, wie immer mit seinem Eintracht-Rucksack bekleidet..."


Und ich hatte das für bare Münze genommen  

Inhaltlich scheinst du aber auch nicht gluecklich zu sein.

Ich drücks mal diplomatisch aus - dass der Thread offen ist, ist ne Ohrfeige gegenüber Maggo...

Gruß Afrigaaner
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Afrigaaner schrieb:

Ich drücks mal diplomatisch aus - dass der Thread offen ist, ist ne Ohrfeige gegenüber Maggo...


100% keine Zustimmung.
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Basaltkopp schrieb:
Afrigaaner schrieb:

Ich drücks mal diplomatisch aus - dass der Thread offen ist, ist ne Ohrfeige gegenüber Maggo...


100% keine Zustimmung.


Dir ist aber schon klar, dass du mit solch unüberlegten Äusserungen unser gemeinsames Glas Wein gefährdetst?  ,-)  ,-)
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Ok, da hat sich jemand viel Mühe gegeben, dafür erstmal ein Lob ! Jetzt das unvermeidliche aber ... aber wenn ich die Satire, die es sein soll, mal mit dem einen oder anderen Beitrag hier (Kabinengeflüster !!) oder auch den Kolumnen in der Presse (bspw.. beim Kicker, Montagsausgabe, letzte Seite) vergleiche, fehlt mir irgendwie der Pepp an der Geschichte... es ist weder ironisch, noch sakratisch oder zynisch, es ist einfach ein wenig zu "ernst", mir fehlen da echt die Pointen, das überspitze darstellen der Personen. Sorry, die Mühe in allen Eheren, aber mein persönlicher Geschmack isses nicht. Falls allerdings noch mehr gerne eine Fortsetzung wünschen, hab ich auch nichts dagegen


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