feeling_groovy
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Hallo womeninblack,
Du kennst mich nicht, denn ich bin nur sporadische Mitleserin in diesem Forum und Angehörige eines sehr großen Eintrachtfans. Dieser hat mich auf Deine Geschichte aufmerksam gemacht, weil auch ich Alkoholikerin bin – zwar seit November 2000 trocken, aber meine Unfähigkeit, mit Alk umzugehen, bleibt lebenslänglich. Ich denke, ich kann beurteilen, wie viel Mut dazu gehört, sich öffentlich zu seiner Sucht zu bekennen und Hilfe zu suchen. Deine Offenheit beeindruckt mich zutiefst und ich zolle Dir tiefsten Respekt und meine Hochachtung für Deinen mutigen Schritt.
Ich habe mit 16 angefangen zu trinken und das 20 Jahre lustig fortgeführt, zwar mit einer längeren schwangerschaftsbedingten Unterbrechung, dennoch konsequent. Es war mir schon klar, dass ich ohne Alk nicht klarkomme, ich hatte Horror davor, z. B. am Wochenende nicht genug Stoff versteckt zu haben. Ich bekam nie genug, hatte immer Angst, auf dem Trockenen zu sitzen, meine mich dominierende Sucht nicht befriedigen zu können. Meine Abhängigkeit hat mich versklavt, ich gehorchte ihr bedingungslos. Das konnte ich mir selbst aber sehr, sehr lange nicht eingestehen. Ich habe mein Problem verharmlost, obwohl ich dadurch soziale Kontakte verlor, mein Kind, den Haushalt und auch mich selbst vernachlässigte. Ich war Meisterin im Betrügen – ich hatte es drauf, meiner Umgebung und vor allem auch mir selbst vorzugaukeln, dass ich OK bin.
Irgendwann dämmerte es mir dann doch, dass meine übermäßige Vorliebe, alkoholische Getränke in rauen Mengen zu konsumieren, krankhaft war, doch es dauerte fast 20 Jahre, bis ich mir selbst eingestehen konnte, dass ich Alkoholikerin bin. Das war erst möglich, als ich völlig am Boden zerstört war. Ich wollte endlich friedlich tot sein, um keine Angst, Trauer und Scham mehr fühlen zu müssen. Lediglich meine Verantwortung als alleinerziehende Mutter meinem Sohn - der mich trotz allem liebte und brauchte – gegenüber und vor allem meine Liebe zu ihm hielten mich von diesem letzten Schritt ab.
Die einzige Lösung war ein Schlussstrich, eine endgültige Trennung von diesem unwürdigen Partner Alkohol. Im November 2000 habe ich das bisschen verzweifelten Mut, das ich noch hatte und den letzten Rest Lebenswillen, der von Zeit zu Zeit doch noch aufflackerte, zusammengekratzt und mich meinem Therapeuten (den ich monatelang aufgrund von Depressionen und Angstzuständen unter „gekonnter Verschweigung“ des Alkoholproblems = Selbstbetrug! aufsuchte) anvertraut. Ich habe zugegeben, Alkoholikerin zu sein und um Hilfe gebeten. Mein Therapeut hat mir Mut zugesprochen und mich unterstützt. Seit sechseinhalb Jahren also bin ich konsequent nicht mehr nass. Die ersten Wochen waren verdammt hart. Damals arbeitete ich halbtags und den größten Genuss bereitete mir das erste Glas Wein, wenn ich nach einem stressigen Vormittag wieder zu Hause war. Der Verlust dieses Highlights war verdammt schmerzlich, ich war tierisch nervös und vor allem das Einkaufen und der dabei notwendige Verzicht auf Flaschen mit hochprozentigem Inhalt fielen mir unsagbar schwer. Damals dachte ich noch, dass es sich um eine längere Pause handeln würde und ich irgendwann wieder genussvoll etwas Alkoholisches trinken dürfte. Ich lebte von Donnerstag zu Donnerstag – zuerst war es nur eine Woche, die ich ohne Alk durchhalten wollte. Ich wusste ja, dass mein Therapeut mich fragen würde, wie es gelaufen sei und ich hatte den Ehrgeiz (vor allem mir selbst gegenüber), konsequent nicht zu trinken. Die erste Woche war hammerhart, aber ich war unsagbar stolz, berichten zu können, dass ich trocken geblieben war. Die zweite Woche fiel mir dann schon leichter, die Nervosität mittags verschwand, ich konnte wieder besser schlafen und musste mich morgens nicht mehr wegen des Alkoholkonsums des vergangenen Tages schämen. Ich hatte keinen Kater mehr... Nach einigen Wochen und vielen Diskussionen mit meinem Therapeuten wurde mir klar, dass ich ganz einfach absolut nicht im Alkohol umgehen kann. Ein einziges Glas würde die Gier nach mehr, viel, viel mehr, wieder wecken und ich wäre wieder Gefangene meiner Sucht. Das hat mich anfangs sehr betroffen gemacht, aber die letzten Jahre zeigen mir, dass es geht. Ich habe sehr, sehr viel gewonnen – meine Freiheit, die Fähigkeit, zu jeder Zeit klar denken zu können, die Gewissheit, dass ich mich nicht betäuben muss, dass ich auch Schicksalsschläge, Liebeskummer und Einsamkeit ertragen kann, ohne davon kaputt zu gehen. Ich erlebe mein ganzes Gefühlsspektrum bewusst (und das hat eine gehörige Bandbreite, weil ich verdammt gefühlsdusselig bin) – aber selbst das ist auszuhalten.
Womeninblack – Du hast den schwersten Schritt schon hinter Dir. Vom Alk kann nur derjenige loskommen, der sich seiner Sucht (das ist dasselbe wie Abhängigkeit) bewusst ist, sie sich selbst eingesteht und von ihr loskommen möchte. Dazu gehört ein sehr starker Willen – aber den hast Du ja bereits bewiesen. Ich bitte Dich herzlich darum, Dir Hilfe zu suchen. Du verdienst und erntest Respekt, wenn Du Dich an die Anonymen Alkoholiker, Ärzte oder Therapeuten wendest - sie stigmatisieren Dich nicht, sondern helfen Dir und unterstützen Dich. Alk tötet, er ist es nicht wert, dass Du ihm dein Leben gibst – es ist viel zu kostbar. Genieße die Freiheit ohne Alk – und noch etwas, das Zeugs hat verdammt viele Kalorien – ohne sie fällt auch das Abnehmen sehr viel leichter.
Bitte, Womeninblack, höre sofort auf zu trinken und stelle Dich einem Leben in Freiheit.
Herzliche Grüße
feeling_groovy
Du kennst mich nicht, denn ich bin nur sporadische Mitleserin in diesem Forum und Angehörige eines sehr großen Eintrachtfans. Dieser hat mich auf Deine Geschichte aufmerksam gemacht, weil auch ich Alkoholikerin bin – zwar seit November 2000 trocken, aber meine Unfähigkeit, mit Alk umzugehen, bleibt lebenslänglich. Ich denke, ich kann beurteilen, wie viel Mut dazu gehört, sich öffentlich zu seiner Sucht zu bekennen und Hilfe zu suchen. Deine Offenheit beeindruckt mich zutiefst und ich zolle Dir tiefsten Respekt und meine Hochachtung für Deinen mutigen Schritt.
Ich habe mit 16 angefangen zu trinken und das 20 Jahre lustig fortgeführt, zwar mit einer längeren schwangerschaftsbedingten Unterbrechung, dennoch konsequent. Es war mir schon klar, dass ich ohne Alk nicht klarkomme, ich hatte Horror davor, z. B. am Wochenende nicht genug Stoff versteckt zu haben. Ich bekam nie genug, hatte immer Angst, auf dem Trockenen zu sitzen, meine mich dominierende Sucht nicht befriedigen zu können. Meine Abhängigkeit hat mich versklavt, ich gehorchte ihr bedingungslos. Das konnte ich mir selbst aber sehr, sehr lange nicht eingestehen. Ich habe mein Problem verharmlost, obwohl ich dadurch soziale Kontakte verlor, mein Kind, den Haushalt und auch mich selbst vernachlässigte. Ich war Meisterin im Betrügen – ich hatte es drauf, meiner Umgebung und vor allem auch mir selbst vorzugaukeln, dass ich OK bin.
Irgendwann dämmerte es mir dann doch, dass meine übermäßige Vorliebe, alkoholische Getränke in rauen Mengen zu konsumieren, krankhaft war, doch es dauerte fast 20 Jahre, bis ich mir selbst eingestehen konnte, dass ich Alkoholikerin bin. Das war erst möglich, als ich völlig am Boden zerstört war. Ich wollte endlich friedlich tot sein, um keine Angst, Trauer und Scham mehr fühlen zu müssen. Lediglich meine Verantwortung als alleinerziehende Mutter meinem Sohn - der mich trotz allem liebte und brauchte – gegenüber und vor allem meine Liebe zu ihm hielten mich von diesem letzten Schritt ab.
Die einzige Lösung war ein Schlussstrich, eine endgültige Trennung von diesem unwürdigen Partner Alkohol. Im November 2000 habe ich das bisschen verzweifelten Mut, das ich noch hatte und den letzten Rest Lebenswillen, der von Zeit zu Zeit doch noch aufflackerte, zusammengekratzt und mich meinem Therapeuten (den ich monatelang aufgrund von Depressionen und Angstzuständen unter „gekonnter Verschweigung“ des Alkoholproblems = Selbstbetrug! aufsuchte) anvertraut. Ich habe zugegeben, Alkoholikerin zu sein und um Hilfe gebeten. Mein Therapeut hat mir Mut zugesprochen und mich unterstützt. Seit sechseinhalb Jahren also bin ich konsequent nicht mehr nass. Die ersten Wochen waren verdammt hart. Damals arbeitete ich halbtags und den größten Genuss bereitete mir das erste Glas Wein, wenn ich nach einem stressigen Vormittag wieder zu Hause war. Der Verlust dieses Highlights war verdammt schmerzlich, ich war tierisch nervös und vor allem das Einkaufen und der dabei notwendige Verzicht auf Flaschen mit hochprozentigem Inhalt fielen mir unsagbar schwer. Damals dachte ich noch, dass es sich um eine längere Pause handeln würde und ich irgendwann wieder genussvoll etwas Alkoholisches trinken dürfte. Ich lebte von Donnerstag zu Donnerstag – zuerst war es nur eine Woche, die ich ohne Alk durchhalten wollte. Ich wusste ja, dass mein Therapeut mich fragen würde, wie es gelaufen sei und ich hatte den Ehrgeiz (vor allem mir selbst gegenüber), konsequent nicht zu trinken. Die erste Woche war hammerhart, aber ich war unsagbar stolz, berichten zu können, dass ich trocken geblieben war. Die zweite Woche fiel mir dann schon leichter, die Nervosität mittags verschwand, ich konnte wieder besser schlafen und musste mich morgens nicht mehr wegen des Alkoholkonsums des vergangenen Tages schämen. Ich hatte keinen Kater mehr... Nach einigen Wochen und vielen Diskussionen mit meinem Therapeuten wurde mir klar, dass ich ganz einfach absolut nicht im Alkohol umgehen kann. Ein einziges Glas würde die Gier nach mehr, viel, viel mehr, wieder wecken und ich wäre wieder Gefangene meiner Sucht. Das hat mich anfangs sehr betroffen gemacht, aber die letzten Jahre zeigen mir, dass es geht. Ich habe sehr, sehr viel gewonnen – meine Freiheit, die Fähigkeit, zu jeder Zeit klar denken zu können, die Gewissheit, dass ich mich nicht betäuben muss, dass ich auch Schicksalsschläge, Liebeskummer und Einsamkeit ertragen kann, ohne davon kaputt zu gehen. Ich erlebe mein ganzes Gefühlsspektrum bewusst (und das hat eine gehörige Bandbreite, weil ich verdammt gefühlsdusselig bin) – aber selbst das ist auszuhalten.
Womeninblack – Du hast den schwersten Schritt schon hinter Dir. Vom Alk kann nur derjenige loskommen, der sich seiner Sucht (das ist dasselbe wie Abhängigkeit) bewusst ist, sie sich selbst eingesteht und von ihr loskommen möchte. Dazu gehört ein sehr starker Willen – aber den hast Du ja bereits bewiesen. Ich bitte Dich herzlich darum, Dir Hilfe zu suchen. Du verdienst und erntest Respekt, wenn Du Dich an die Anonymen Alkoholiker, Ärzte oder Therapeuten wendest - sie stigmatisieren Dich nicht, sondern helfen Dir und unterstützen Dich. Alk tötet, er ist es nicht wert, dass Du ihm dein Leben gibst – es ist viel zu kostbar. Genieße die Freiheit ohne Alk – und noch etwas, das Zeugs hat verdammt viele Kalorien – ohne sie fällt auch das Abnehmen sehr viel leichter.
Bitte, Womeninblack, höre sofort auf zu trinken und stelle Dich einem Leben in Freiheit.
Herzliche Grüße
feeling_groovy
Hi babbsack,
nee, nicht der Hammer hat das Fliegen verhindert, sondern das sWORD
fg