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Hawkeye0701

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Vergangene Saison war ich wirklich drauf und dran, diesen ganzen Eintrachtmist an den Nagel zu hängen. Ich habe bestimmt die Hälfte meiner Heimspiele verschenkt, bin nicht mehr zum Training gegangen. Ich konnte diesen Blender nicht mehr sehen, sein bloßer Anblick hat mir wehgetan. Ich habe ihn zuletzt gehaßt, er hat mir Magenschmerzen verursacht. Mein Entschluß stand fest.

Aber dann haben sie ihn doch noch geschasst. Und sie haben aus der bei der Eintracht traditionell klitzekleinen Trainer-Lostrommel einen gezogen, von dem man sich nicht im entferntesten vorstellen konnte, wie der da wohl hineingeraten war.. Dieser Typ hat mich ab seiner Antrittspressekonferenz dermaßen angefaßt, daß ich mir sofort wünschte, er möge erfolgreich sein, damit die Verantwortlichen erkennen, daß sich ein gewisses Risiko lohnen kann. Und es hat hingehauen, zwar mit Hängen und Würgen, aber doch auf eine Art und Weise, die dem Trainer ein gehöriges Standing bei der Gemeinde bescherte.

Wie aber würde er eine eigene Saison von Beginn angehen, wie würde eine Kovac-Vorbereitung aussehen?

Freunde, Ihr habt alle gelesen, wie und wer vom Team KovacBobicHübner nicht verlängert, entlassen oder sonstwie verschenkt wurde. Meinetwegen hätten sie noch mehr ausmisten können, ist doch schon seit Jahren meine Rede, daß die Mannschaft und das Gefüge drumrum einer jährlichen Fluktuation bedarf, behutsam und gezielt,aber deutlich mehr als zuvor. Eine Mannschaft muß durch ständige Blutauffrischung bis hin zur Transfusion wenn nötig, lebhaft gehalten werden, es müssen ständig die Stammplätze neu erkämpft werden, die oft besungenen neuen Reize resultieren daraus.

Ihr habt auch alle in der Presse gelesen, mit welcher Wucht Kovac nun in die Vorbereitung gestartet ist. Die gewohnten Trainingsumfänge sind völlig über den Haufen geworfen. Drei Vormittagseinheiten habe ich mir diese Woche zu Gemüte geführt, für die Nachmittagseinheiten langte meine Kondition nicht mehr. Spaß beiseite, aber die jahrelangen Gewohnheiten, wie für einen Kiebitz ein Trainingsbesuch zwischen Frühstück und Mittagessen zeitlich einzuordnen sei, inklusive der Terminierung aller etwaig vor- oder nachgelagerter privater Termine und Verabredungen  -alles jahrelang verläßlich zu kalkulieren, kaum Ausreißer, Trott. Jetzt aber, schockschwerenot, alles Makulatur, alles perdu, alles muß neu gedacht werden. Nicht so einfach. Ich stelle mir tatsächlich höchst genüßlich vor, wie brachial gerade unsere alteingesessenen Spieler aus ihrem seit Jahrhunderten gewohnten Geleise geworfen werden. Und niemand da, in dessen Büro man sich wie zu seligen Zeiten ausweinen konnte, weil man nicht weiß, wie der neue Chef tickt, keine Presse, der man kurz mal was stecken kann, weil man nicht weiß, auf welche Seite sich diese schlägt. Schwere Zeiten.

Ja, Kovac hat für diese erste Woche ein gewaltiges Programm aufgelegt  -aber es ist doch halb so dramatisch. Das gesamte Training, alle Übungen, sind in minutenkurze Einheiten zerlegt, die per Stoppuhr und Trillerpfeife gestartet und beendet werden. Danach folgt eine genauso getaktete Erholungspause. Alles streng nach der reinen Trainingslehre und damit überlebbar. Und es herrscht absolute Disziplin. Acht Argusaugen wachen an allen Ecken des Spielerkaders auf genaue Ausführung, Schludrigkeiten werden sofort deutlich moniert. Das vierte Augenpaaar gehört dem Herrn Luisser, Klaus, dem neuen Athletiktrainer. Allein die Berufsbezeichnung klingt gleich mal erheblich besser wie die des bisherigen Konditionstrainers, das klang so nach Schleifer und irgendwie nicht sportgerecht. Zugegeben, ich war fast erschrocken, als ich von Kolodziejs Demission erfuhr, weil der grundsätzlich gute Arbeit ablieferte, aaaaaaber an dieser Personalie sieht man, wie wenig Einblick man doch in dieses Geschäft hat. Es fehlen halt die Vergleichsmöglichkeiten. Dieser Luisser arbeitet hautnah mitten in der Mannschaft, klare Anweisungen, ständig dran an jedem Spieler mit Korrekturen, jugendlich-frisch, aufgeschlossen, typischer Östereicher halt, verpaßt er den Jungs beispielsweise einen dreiviertelstündigen Gymnastikkreis, der sich gewaschen hat. Ich wette, die verspüren neuerdings Muskeln und Sehnen, die sie an diesen Stellen nicht vermutet hätten. Wenn der die alle so hinkriegt wie er selbst aussieht, dann könnten wir uns Athletico Frankfurt nennen.

Kurze Episode zum Thema Disziplin. Die Mannschaft, aufgeteilt in drei Gruppen, absolvierte ziemlich ausdauernd irgendeine Paßwegeübung. In der einen Gruppe kam wohl heftiger Durst auf, und wie man es so gewohnt ist, rief einer laut nach dem weit entfernt stehenden Mike (dem Herrn der Getränkeflaschen), und bedeutete diesem mit dem gleichzeitig gespreizten kleinen Finger und Daumen am Mund, mal eben mit den Getränkeflaschen anzutanzen. Der, gewohnt zu liefern, schnappte sich die Flaschen und lief los. Wurde allerdings sofort von Kovac zurückgepfiffen. Getrunken wird nur auf Traineranordnung. Hat dann nochmal zehn Minuten gedauert bis zur Löschung.

Zwischendurch vermeint man einen ganz leichten Hauch Funkel zu verspüren. Liegt wohl an Reutershahn.

Und zwischendurch kommt tatsächlich für eine Sekunde dieser Blender ins Hirn, man zuckt.....und ist heilfroh, im Hier und Jetzt zu sein. Alles ist gut.

"Langer, wenn Du den Ball hast, lass den Gegner kommen, wir müssen nicht unbedingt schnell spielen, wir können das Spiel auch mal beruhigen!"  Auweia Niko, sowas solltest Du nicht ausgerechnet zu Meier sagen, schoss es mir durch den Kopf.

"Wenn wir den Ball haben, dann gehen wir vom Ball weg, machen uns breit, bieten Anspielstationen an. Wenn wir den Ball nicht haben, gehen wir drauf!"

"Flummi, hast Du Abitur?  Spiel doch den einfachen Ball!"  

Apropos Flum. Gewiß, er hat ein Jahr nicht gespielt. Wirklich unglücklich, wirklich Pech. Aber er spielt eben weiterhin und wieder wie Flum. Der säbelbeinige Laufstil, das Behäbige, die Ballannahme, die Ballverarbeitung, die lange Leitung, ungenaues Paßspiel  -es erscheint mir unvorstellbar, daß er ein Spieler Kovacs sein könnte. Paßt einfach nicht. Hat irgendwie den bedauerlichen Hauch von Gnadenbrot.

Der Israeli gefällt auf Anhieb. Ein drahtiger Typ, natürlich noch fremd, aber doch selbstbewußt. Erfreulich, dieses Selbsbewußtsein,  mir fällt im Vergleich zu ihm Gacinovic in seinen Anfangswochen ein, der war dagegen nachgerade schüchtern. Taleb Tawatha hat so seine modischen Eigenheiten, die Hosenbeine seiner Sporthose steckt er irgendwie nach innen, so daß sie wie eine kleine Pumphose aussieht, muß er in seiner Gruppe eine Leibchen tragen, wird es hinten zusammengeknotet, so daß es nicht flattert, sondern eng paßt. Sind zwar völlig Banane, diese Informationen, aber so was registriere ich irgendwie und so puzzelt sich ein Bild zusammen, welches mir auf eine seltsame Art und Weise gefällt und mir den Typen schonmal sehr sympathisch macht. Strange, oder? Jedenfalls ist er tatsächlich schnell, hat ganz eindeutig heftigen Drang nach vorn. Dort flankt er, bevorzugt schmettert er die Bälle in Kopfhöhe nach innen, Bogenlampen hat's in Beduinien nicht. Was sein Naturell nach hinten bedeutet, kann ich noch nicht sehen. Er ist durchaus am Mann, er ist dran, aber was er stellungsspielmäßig kann, müssen die ersten Testspiele zeigen. Ich tue mir schwer bei den kleinen Trainingsspielfeldern und dem unvollständigen Kader und den daraus resultierenden Mannschaftzusammensetzungen en gros und den Abwehrreihen en detail. Also wenn dann beispielsweise Bunjaki notgedrungen rechter Verteidiger spielt.

Bunjaki spielt im Übrigen in allen Trainingsformen und Trainingsspielen durchaus eine gefällige Rolle. Der Junge ist sehr robust, nicht so hiefig wie Waldschmidt war. Habe kurz mit seinem Papa gesprochen, ohne mir konkrete Auskunft zu erwarten, ist klar. Aus allen Poren klingt aber die ungute Ungewißheit über die Hängepartie, in die der Junior sich befindet. Die aber wohl nicht nur vom Verein ausgeht, sondern auch bei dem Jungen selbst besteht offenbar eine ziemliche Zerissenheit darüber,  welche Entscheidung für seine zukünftige Karriere die beste sei.

Omar Mascarell scheint mir für sein Alter schon eine gehörige Abgeklärtheit zu besitzen. Bestimmt spielt einem das Wissen um seine Herkunft, um seinen Ausbildungsverein, einen Streich, aber er agiert völlig unaufgeregt im defensiven Mittelfeld, es kommen einem Leute wie Xabi Alonso oder Busquets in den Sinn, so könnten die in jungen Jahren auch gekickt haben. Mascarell ist sehr selbstbewußt, er scheint überzeugt von sich. Jedenfalls zeigt er gute Rundumsicht, er fordert die Bälle mit Handbewegungen wie ein Alter. Und er hat schon einige Bälle in die Spitze gespielt, die wirklich sehr fein waren und vorne prompt verwertet wurden. Seine Schnelligkeit kann ich nicht beurteilen wegen kleinem Spielfeld mit dichter Spielerbesetzung, siehe oben. Handlungs- und entscheidungsschnell im Kopp ist er offenbar. Schon mal was.

Ante Rebic hat noch nicht so viel gezeigt, irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, er will es bewußt langsam angehen. Wirkt wie gebremst, um nicht zu überpacen. Als er heute im Trainingsspiel etwas locker ließ, fielen gleich die Tore. Eins gepfeffert, zwei nach kurzen Sololäufen mit sehr geschickten Täuschbewegungen. Sah ziemlich abgebrüht aus, kann so kein Frankfurter Spieler. Er ist ein bulliger Typ, der, wenn er antrit, eine ziemliche Wucht entfaltet. Und er hat was  -ich bitte um Entschuldigung-  jugohaftes....wenn ihr wisst, was ich meine. So eine klitzekleine Verschlagenheit. Ist nicht bös gemeint. Kann man im Fußball gut gebrauchen.

Branimir Hrgota ist ein Knipser. Im Stile von Meier. Er ist sicher kein großartiger Kombinierer, aber er macht Tore auf die besondere Art. Er ist einfach da und macht sie. Eben wie Meier. Oder auch Klose. Hochgegriffenes Beispiel, aber es sieht schon ähnlich aus.

Da ich gerade Meier erwähne. Ich bin ja kein ausgewiesener Meier-Fan,  ganz im Gegenteil, der steht seit mindestens fünf Jahren auf meiner Abhakliste. Auch ist mir durch den Kopf gegangen, inwieweit er wohl ein Kovac-Spieler sein könnte und hatte da meine Skepsis. Aber wie er in diesen Tagen wieder auftritt, nötigt mir Respekt ab. Trainingsfleißig war er ja schon immer. Die Ansprüche, die Kovac jetzt aktuell stellt, spult er mit stoischer Miene problemlos ab. Und wie er es in den Trainingsspielen wieder förmlich Tore hageln läßt, eins kaltblütiger als das andere, das ist schon sehr beeindruckend, chapeau. Aber ich weiß, wenn er demnächst wieder unsichtbar unter der Grasnabe agiert, werde ich ihn wieder verfluchen. An ihm scheiden sich meine Geister.

Danny Blum bleibt mir zunächst mal null einschätzbar. Ich wage keine Aussage zu seinem fußballerischen Können.  Ein adonischer Körper, Beine wie gemeißelt, ja, homoerotische Anflüge blitzen auf, sorry Danny.  Um das wieder auszubügeln, schreibe ich schnell, daß die weibliche Fangemeinde Gefallen an ihm finden könnte. Also: er ist sauschnell, er ist wuchtig....aber wie man das in Bahnen lenken kann, was man daraus entwickeln könnte? Hoffentlich hat Kovac eine wirkliche Idee mit ihm.

Marco Fabian wird. Ist auf einem vielversprechenden Weg. Steckt das Training locker weg, ihm macht die viele Arbeit sichtlich Freude. Er blüht auf mit dem Spanier, harmoniert gut mit Rebic und Hrgota. Er traut sich plötzlich zu, Schüsse abzufeuern, hat viel mehr Selbstvertrauen. Er agiert zentral, deutlich aufbauend und spielmachend.  Ähnlich gewinnt Gacinovic Statur und Dominanz auf dem Platz, der fordert den Ball und gibt Anweisungen, wie er ihn gern hätte, was sagt man dazu? Ist bei den beiden offenbar wie damals, als man die Schule wechselte und der Neue war. Dieses blöde hemmende Neugefühl verschwand erst wirklich, wenn der nächste Neue einem von diesem Status befreite.

Und jetzt zwinge ich mich, aus diesem Ding auszusteigen. Peinlich, wieder einen solchen Mammutpost zu schreiben. Das ist doch echt beknackt. Jedesmal lasse ich mich wieder hinreißen in meiner Empathie für die Eintracht. Viele werden sich erinnern an meine Begeisterung für Christoph Daum und seinen Co Roland Koch, in eine ähnliche Richtung ging meine Sympathie für die Arbeitsweise von Thomas Schaaf und seiner Crew, aber Niko Kovac und sein Bruder stellen diese beiden Trainer nochmal deutlich in den Schatten. Diesem Brüderpaar traue ich eine beträchtliche Karrierestory  zu. Wäre schön, wenn sie im ersten Kapitel uns mal nachhaltig aus dem Quark bringen könnten.

Darf ich schließen mit der strapaziertesten Bemerkung der meisten Eintrachtsympathisanten, nämlich daß ich diesmal ein wirklich gutes Gefühl habe?
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Vielen Dank für diese ausführliche Trainingseindrücke.

Realistisch, geistreich geschrieben...bitte weitermachen.

Danke