Sonntag, 30.10.05, 14:00 Uhr. Spitzenspiel in der lettischen "Virsliga", Skonto Riga trifft auf Metalurgs. Wer so ein Spiel verpasst, ist selber schuld. Grund genug für zwei Frankfurter, unterstützt von einem Liverpooler, das Spektakel vor Ort anzuschauen.
Zuvor wird sich nochmal über den aktuellen Stand der Liga informiert. Wir schreiben den vorletzten Spieltag, Skonto - seit Gründung 1991 bislang der einzige (!!) Meister des Landes - hat doch dieses Jahr tatsächlich die Meisterschaft verpasst, Latvia feiert nach 14 Jahren ihren zweiten Meister - und wen: Die Truppe der Gäste aus Metalurgs.
Um 12:30 Uhr geht´s für uns los. Und da man ja einigermaßen als Fußballfan erkannt werden will, wird alles was nach Fußball aussieht angezogen, daß Bier geöffnet und dann gehts zu Fuß in Richtung Stadion. Ein Frankfurter im Adlertrikot, ein weiterer im Touloustrikot und als Sahnehäubchen ein Reds Anhänger im Odense BK Jersey. Und das bei gefühlten Minus 20 Grad in Mitten Lettlands. Viele Letten haben sowas zuvor wahrscheinlich noch nicht gesehen....
Unterwegs werden zahllose Geschichten aus dem Herzen von Europa und Liverpool ausgetauscht. Das wandelnde Fußballexikon aus England brillierte mit Fachwissen bis runter in die (wohlgemerkt deutsche) Kreisliga C, schwärmte genauso von Yeboah und Okocha wie ich und beglückwünschte mich dazu, ein Supporter des Teams zu sein, daß immerhin beim "Match of the Century" mitgewirkt hat. Das ging runner wie Öl........
Über die Lage in der lettischen Liga machten wir uns natürlich auch so unsere Gedanken. Wieviele Zuschauer werden kommen, wie wird die Stimmung, was können wir vom Spiel erwarten? Das Stadion war bereits in Sichtweite, doch irgendetwas fehlte. Genau - Fans. Von denen ist uns bislang kein einziger begegnet. Aber gut, wir waren ja schließlich noch 800 Meter vom Stadion entfernt und es waren noch gut 30 Minuten bis zum Anstoß.
Das Stadion ist ein kleines Schmuckkästechen und mit rund 5.000 Plätzen das Größte im Land. Haupttribünenplätze gab´s für 4, 50 Lats - umgerechnet ca. 6, 30 Euro. Für alle drei Karten zusammen natürlich (ein Gedanke mit dem sich HB ruhig mal befassen könnte).
Im Vereinsheim versorgten wir uns noch auf die Schnelle mit einer Runde "Zelta" Gerstensaft (von dem Begriff "Risikospiel" hat man hier anscheind noch nie etwas gehört, denn es wurde tatsächlich Vollbier ausgeschenkt - und das bei so einem brisanten Duell) und wir lümmelten uns in die feinen Ledersessel. Zwischen den ausgehängten Trikots diverser lettischer Erstligisten strahlte uns doch tatsächlich ein Duisburg-Wimpel an. Sachen gibt´s. Ach ja, bezahlen konnten wir übrigens mit Bargeld. Von Aramark wollte dort angeblich noch niemand etwas gehört haben.
Durchaus sehen lassen konnte sich der Trophäenschrank. Unzählige Pokale in allerlei Farben und Formen. Wie sich das für einen Rekordmeister eben gehört. Interessant ist allerdings auch, wofür alles Pokale eingeheimst wurden. Mein absoluter Liebling war ein ca. 50 cm großer Silberpokal. Die Gravur verriet uns: "Skonto Riga - Kleinfeldturnier - 2. Platz". Auch nicht schlecht.
Neben den Pokalen gab es weitere Highlights. Zum Beispiel die Anhänger Skontos. Weniger interessant waren die handgezählten fünf männlichen Supporter die wir in der Vereinskneipe angetroffen haben. Viel mehr die weiblichen Anhänger fanden unsere Bewunderung. Wer schon mal in der Kante war wird wissen was ich meine. Ich würde es versuchen so zu erklären: Eine Frau van der Vaart wäre hier nicht sonderlich aufgefallen. Und so hallte es erstmals (und für den heutigen Tag nicht zum letzten mal) durch´s Vereinsheim: "Skonto hat die schönsten Fans der ganzen Welt!"
Auf die Schnelle wollten wir uns noch mit einem Skonto-Schal versorgen (auch wenn dieses Jahr die Meisterschaft verbockt wurde - wir wollten uns auch in den schlechten Zeiten bekennen. Wir sind ja keine Schönwetterfans). Mit einem Fingerzeig auf den ausgehängten Schal machten wir deutlich, was wir gerne hätten. Doch die Merchandisingabteilung ist noch ausbaufähig. Denn Schals könne man nicht am Stadion kaufen. Der verwunderte Blick des Vereinswirt unterstrich seine Verwirrung auf diese unglaubliche Frage eindrucksvoll. Eventuell gibt es einen Shop in der Altstadt in der man sowas kaufen könne. Ganz sicher wirkte er jedoch nicht. Trotz der bislang unglaublichen Erfolge des Vereins wehrt man sich noch erfolgreich gegen Ausverkauf, Kommerz und Dinge wie Fanartikel - eigentlich auch nicht verkehrt.
Noch 5 Minuten bis zum Anstoss, es wurde Zeit in Richtung unserer Plätze zu gehen. Nachdem man von weiblichen Ordnern abgetastet wurde konnten wir das Schmuckkästchen von innen bewundern. Rund 500 - 600 Fans haben sich eingefunden, um sich vom noch amtierenden Meister zu verabschieden. Blockzwang gab es nicht und beide Fanlager fanden auf der Haupttribühne Platz (alle anderen Blöcke wurden gar nicht erst geöffnet), free seating war angesagt und neben einer lettischen Schönheit fanden wir unsere Plätze.
Zu Beginn konnten wir eine kleine, feine Choreographie bewundern. Im Fanlager zu unserer Rechten wurden 14 Friedhofkreuze hochgehalten mit den Jahreszahlen von 1991 bis 2004. Dazu ein Banner mit einem weiteren Kreuz und mit der Aufschrift: "Skonto Riga: 1991 - 2004". Was wir zunächst für extrem übertriebene Kritik der verwöhnten Skonto-Ultras hielten (O-Ton des Liverpoolers: "Mein Gott, so kritisch und erfolgsverwöhnt sind doch noch nicht mal Bayernfans, oder?") konnten wir dann doch verwerfen. Es handelte sich eindeutig um den Gästeblock und die Anhänger aus Metalurgs. Das lettische Bier schien langsam Wirkung zu zeigen.
Des weiteren werde ich zukünftig nie wieder über die Kleinlichkeit deutscher Schiedsrichter schimpfen, nachdem auf beiden Seiten zwei Spieler frühzeitig zum duschen geschickt wurden. Die Gründe dafür blieben uns verborgen, aber so unschöne Sachen wie Körperkontakt, Tacklings oder Zweikämpfe werden ihn Lettland wohl nicht so gerne gesehen.
Bleibenden Eindruck wird auch unserer Englischer Begleiter hinterlassen haben. Nach einem verunglückten Abspiel des stark enttäuschenden Spielmachers der Gastgeber (soweit mein lettisch ausreicht konnte ich einen Zuschauer hinter uns hören wie er ihn als den Alex Meier Riga´s bezeichnete) traf er unseren mit drei Bierbecher beladenen und am Spielfeldrand laufenden englischen Begleiter und er durfte sich von sämtlichen Stadionbesuchern auslachen lassen. Das Bier fand glücklicherweise im noch nahezu randvoll gefüllten Becher den Weg zu uns.
Kurz darauf erfolgte der Abpfiff. Das wir noch ca. 5 Minuten nach Abfiff noch immer auf unseren Plätzen saßen, schien den Ordenern nicht so ganz zu passen. Wir mögen doch bitte gehen, wir seien die letzten im Stadion. "OK, is recht."
Einig waren wir uns alle, daß wir gerne mal unsere Teams in diesem Stadion gegen die Truppe aus Riga spielen sehen würden. Allerdings müsste ich wirklich schwer überlegen, ob ich dann in "unseren" Fanblock gehen würde. Denn Skonto hat tatsächlich die schönsten Fans der ganzen Welt.........
Adler² schrieb: cooler bericht, aber die bilder der schönsten (weiblichen) fans der welt fehlen
allerdings, da bist du uns noch einen beweis schuldig
sehr schöne geschichte!
ach übrigens: da ich annehme, dass du eher von den weiblichen fans angetan warst, würde ich eher skandieren: skonto hat die schönsten fraun der ganzen welt!
das passt gesangstechnisch besser zur wickie-melodie
prima bericht über ein prima erlebnis! dazke. der osten kommt schon sympathisch rüber, in vielen hinsichten, gell?
jedoch gebe ich zu bedenken, dass es sich durchaus lohnt, bei unserer heimischen eintracht die augen offen zuhalten. will ja unsern mädels hier nicht zu nahe treten - als da sogar einzelne kleidungsstücke gefeiert wurden. und in brünn ists auch nett
Stimmt, was in Riga an Ladies rumläuft ist echt teilweise nicht mehr feierlich... War mal Anfang März dort, jeden Tag -10 bis -18 Grad - die Mädels waren fast ausnahmslos im Minirock am Start! Krass...
Zuvor wird sich nochmal über den aktuellen Stand der Liga informiert. Wir schreiben den vorletzten Spieltag, Skonto - seit Gründung 1991 bislang der einzige (!!) Meister des Landes - hat doch dieses Jahr tatsächlich die Meisterschaft verpasst, Latvia feiert nach 14 Jahren ihren zweiten Meister - und wen: Die Truppe der Gäste aus Metalurgs.
Um 12:30 Uhr geht´s für uns los. Und da man ja einigermaßen als Fußballfan erkannt werden will, wird alles was nach Fußball aussieht angezogen, daß Bier geöffnet und dann gehts zu Fuß in Richtung Stadion. Ein Frankfurter im Adlertrikot, ein weiterer im Touloustrikot und als Sahnehäubchen ein Reds Anhänger im Odense BK Jersey. Und das bei gefühlten Minus 20 Grad in Mitten Lettlands. Viele Letten haben sowas zuvor wahrscheinlich noch nicht gesehen....
Unterwegs werden zahllose Geschichten aus dem Herzen von Europa und Liverpool ausgetauscht. Das wandelnde Fußballexikon aus England brillierte mit Fachwissen bis runter in die (wohlgemerkt deutsche) Kreisliga C, schwärmte genauso von Yeboah und Okocha wie ich und beglückwünschte mich dazu, ein Supporter des Teams zu sein, daß immerhin beim "Match of the Century" mitgewirkt hat. Das ging runner wie Öl........
Über die Lage in der lettischen Liga machten wir uns natürlich auch so unsere Gedanken. Wieviele Zuschauer werden kommen, wie wird die Stimmung, was können wir vom Spiel erwarten?
Das Stadion war bereits in Sichtweite, doch irgendetwas fehlte. Genau - Fans. Von denen ist uns bislang kein einziger begegnet. Aber gut, wir waren ja schließlich noch 800 Meter vom Stadion entfernt und es waren noch gut 30 Minuten bis zum Anstoß.
Das Stadion ist ein kleines Schmuckkästechen und mit rund 5.000 Plätzen das Größte im Land. Haupttribünenplätze gab´s für 4, 50 Lats - umgerechnet ca. 6, 30 Euro. Für alle drei Karten zusammen natürlich (ein Gedanke mit dem sich HB ruhig mal befassen könnte).
Im Vereinsheim versorgten wir uns noch auf die Schnelle mit einer Runde "Zelta" Gerstensaft (von dem Begriff "Risikospiel" hat man hier anscheind noch nie etwas gehört, denn es wurde tatsächlich Vollbier ausgeschenkt - und das bei so einem brisanten Duell) und wir lümmelten uns in die feinen Ledersessel. Zwischen den ausgehängten Trikots diverser lettischer Erstligisten strahlte uns doch tatsächlich ein Duisburg-Wimpel an. Sachen gibt´s. Ach ja, bezahlen konnten wir übrigens mit Bargeld. Von Aramark wollte dort angeblich noch niemand etwas gehört haben.
Durchaus sehen lassen konnte sich der Trophäenschrank. Unzählige Pokale in allerlei Farben und Formen. Wie sich das für einen Rekordmeister eben gehört. Interessant ist allerdings auch, wofür alles Pokale eingeheimst wurden. Mein absoluter Liebling war ein ca. 50 cm großer Silberpokal. Die Gravur verriet uns: "Skonto Riga - Kleinfeldturnier - 2. Platz". Auch nicht schlecht.
Neben den Pokalen gab es weitere Highlights. Zum Beispiel die Anhänger Skontos. Weniger interessant waren die handgezählten fünf männlichen Supporter die wir in der Vereinskneipe angetroffen haben. Viel mehr die weiblichen Anhänger fanden unsere Bewunderung. Wer schon mal in der Kante war wird wissen was ich meine. Ich würde es versuchen so zu erklären: Eine Frau van der Vaart wäre hier nicht sonderlich aufgefallen. Und so hallte es erstmals (und für den heutigen Tag nicht zum letzten mal) durch´s Vereinsheim: "Skonto hat die schönsten Fans der ganzen Welt!"
Auf die Schnelle wollten wir uns noch mit einem Skonto-Schal versorgen (auch wenn dieses Jahr die Meisterschaft verbockt wurde - wir wollten uns auch in den schlechten Zeiten bekennen. Wir sind ja keine Schönwetterfans). Mit einem Fingerzeig auf den ausgehängten Schal machten wir deutlich, was wir gerne hätten. Doch die Merchandisingabteilung ist noch ausbaufähig. Denn Schals könne man nicht am Stadion kaufen. Der verwunderte Blick des Vereinswirt unterstrich seine Verwirrung auf diese unglaubliche Frage eindrucksvoll. Eventuell gibt es einen Shop in der Altstadt in der man sowas kaufen könne. Ganz sicher wirkte er jedoch nicht. Trotz der bislang unglaublichen Erfolge des Vereins wehrt man sich noch erfolgreich gegen Ausverkauf, Kommerz und Dinge wie Fanartikel - eigentlich auch nicht verkehrt.
Noch 5 Minuten bis zum Anstoss, es wurde Zeit in Richtung unserer Plätze zu gehen. Nachdem man von weiblichen Ordnern abgetastet wurde konnten wir das Schmuckkästchen von innen bewundern. Rund 500 - 600 Fans haben sich eingefunden, um sich vom noch amtierenden Meister zu verabschieden. Blockzwang gab es nicht und beide Fanlager fanden auf der Haupttribühne Platz (alle anderen Blöcke wurden gar nicht erst geöffnet), free seating war angesagt und neben einer lettischen Schönheit fanden wir unsere Plätze.
Zu Beginn konnten wir eine kleine, feine Choreographie bewundern. Im Fanlager zu unserer Rechten wurden 14 Friedhofkreuze hochgehalten mit den Jahreszahlen von 1991 bis 2004. Dazu ein Banner mit einem weiteren Kreuz und mit der Aufschrift: "Skonto Riga: 1991 - 2004". Was wir zunächst für extrem übertriebene Kritik der verwöhnten Skonto-Ultras hielten (O-Ton des Liverpoolers: "Mein Gott, so kritisch und erfolgsverwöhnt sind doch noch nicht mal Bayernfans, oder?") konnten wir dann doch verwerfen. Es handelte sich eindeutig um den Gästeblock und die Anhänger aus Metalurgs. Das lettische Bier schien langsam Wirkung zu zeigen.
Des weiteren werde ich zukünftig nie wieder über die Kleinlichkeit deutscher Schiedsrichter schimpfen, nachdem auf beiden Seiten zwei Spieler frühzeitig zum duschen geschickt wurden. Die Gründe dafür blieben uns verborgen, aber so unschöne Sachen wie Körperkontakt, Tacklings oder Zweikämpfe werden ihn Lettland wohl nicht so gerne gesehen.
Bleibenden Eindruck wird auch unserer Englischer Begleiter hinterlassen haben. Nach einem verunglückten Abspiel des stark enttäuschenden Spielmachers der Gastgeber (soweit mein lettisch ausreicht konnte ich einen Zuschauer hinter uns hören wie er ihn als den Alex Meier Riga´s bezeichnete) traf er unseren mit drei Bierbecher beladenen und am Spielfeldrand laufenden englischen Begleiter und er durfte sich von sämtlichen Stadionbesuchern auslachen lassen. Das Bier fand glücklicherweise im noch nahezu randvoll gefüllten Becher den Weg zu uns.
Kurz darauf erfolgte der Abpfiff. Das wir noch ca. 5 Minuten nach Abfiff noch immer auf unseren Plätzen saßen, schien den Ordenern nicht so ganz zu passen. Wir mögen doch bitte gehen, wir seien die letzten im Stadion. "OK, is recht."
Einig waren wir uns alle, daß wir gerne mal unsere Teams in diesem Stadion gegen die Truppe aus Riga spielen sehen würden. Allerdings müsste ich wirklich schwer überlegen, ob ich dann in "unseren" Fanblock gehen würde. Denn Skonto hat tatsächlich die schönsten Fans der ganzen Welt.........
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Die 3 Kerle da unten haben zumindst an der Spitze dieser Kategorie net ganz so viel zu tun :P
allerdings, da bist du uns noch einen beweis schuldig
sehr schöne geschichte!
ach übrigens: da ich annehme, dass du eher von den weiblichen fans angetan warst, würde ich eher skandieren:
skonto hat die schönsten fraun der
ganzenwelt!das passt gesangstechnisch besser zur wickie-melodie
Wieso hab ich nur mit so einem Kommentar gerechnet?
jedoch gebe ich zu bedenken, dass es sich durchaus lohnt, bei unserer heimischen eintracht die augen offen zuhalten. will ja unsern mädels hier nicht zu nahe treten - als da sogar einzelne kleidungsstücke gefeiert wurden. und in brünn ists auch nett
War mal Anfang März dort, jeden Tag -10 bis -18 Grad - die Mädels waren fast ausnahmslos im Minirock am Start! Krass...