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Widerstand gegen als Sportjournalisten getarnte Marktschreier

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Aufmerksame Fußballfans wissen es schon länger:
Was in Presse und Fernsehen als seriöse Berichterstattung präsentiert wird, ist leider allzu oft lediglich eine höchst tendenziöse Stimmungsmache.
Wer die Berichterstattung des DSF über unsere letzte Zweitligasaison noch in Erinnerung hat, wird dem kaum widersprechen wollen.

Wenn man dann von Schalke-Fans nach ihrem 0:6 - Debakel im Pokal auf die beeindruckende Stimmung im Stadion und unser gemeinsames Absingen von "Im Herzen von Europa" angesprochen wird, kommt unweigerlich die Frage, warum eben diese berichtenswerte Szene nicht (oder kaum?) im TV zu sehen war, während man auch bei den Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten immer wieder gerne ein paar Hundert hüpfende Bayern-Fans auch mal länger in Bild und - soweit hörbar - auch in Ton zum Besten gibt.

Kann man dies vielleicht noch mit der persönlichen Sympathie einzelner Berichterstatter für bestimmte Vereine erklären, wird es spätestens dann schwierig, wenn wie im Falle von Hoeneß und Rummenigge nahezu niemand der versammelten Journalisten-Riege in der Lage oder - weitaus schlimmer - Willens ist, den beiden Herren ihre Widersprüche und offensichtlichsten  inhaltlichen Fehler (fehlender Tatbestand der Beleidigung bei den Äußerungen von Heribert Bruchhagen, Sitz des EuGH in Luxemburg statt in Brüssel) aufzuzeigen.

Kritische Berichterstattung wird im TV aber teilweise auch in lokalen Zeitungen immer seltener.
Kein Wunder, wenn selbst der Präsident des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (VDS) und Sat.1-Kommentator Erich Laaser in der Verbandszeitschrift dafür appelliert, die WM-Organisatoren mit „Respekt” zu behandeln, damit es „störungsfreie Spiele” geben könne.

Nun regt sich aber aus dem Kreis der Sportjournalisten Widerstand gegen diese Entwicklungen:
Nach Ansicht von Jens Weinreich, Sportchef der „Berliner Zeitung”, haben die Journalisten im TV ohnehin nicht denselben Beruf wie er: Diese seien vielmehr „als Journalisten getarnte Marktschreier und Pressesprecher”

Dem VDS, wirft Weinreich vor, die „kaum noch überbrückbaren Gegensätze” zwischen diesen Berufsvorstellungen zu verneinen.

Folgerichtig verließ Weinreich gemeinsam mit zwei Dutzend Kollegen am Samstag wie angekündigt den VDS.

Wer sich regelmäßig das "Heimspiel" im HR antut, wird den offenen Brief Weinreichs nur unterstützen können. Er und seine Kollegen beklagen, dass der VDS „das Abdriften des Sportjournalismus in das reine Unterhaltungsressort” anstandslos hinnehme.

Eine Gruppe um Weinreich hat deshalb nun das „sportnetzwerk” gegründet, das sich der „journalistischen Qualitätssicherung” verschrieben hat und einem Sportjournalismus, „der in der Lage ist, angemessen die gesellschaftliche Bedeutung des Sports zu behandeln”.
Quelle:
http://www.faz.net/s/Rub906784803A9943C4A3399622FC846D0D/Doc~EB57CB8274D9F4AAC8D0926E6429EC403~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Mal sehen, ob sie eine Veränderung oder zumindest im ersten Schritt eine öffentliche Diskussion zu diesem Thema bewirken können.
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Danke für diese Information! Man sollte sich davon verabschieden, schlechte oder einseitige Berichterstattung lediglich einer etwaigen Unbedarftheit oder Sympahtiehinwendung eines einzelnen Journalisten zuzuordnen.

HB sagte es bereits. Die Bayern haben die Medien besetzt. Allerdings tiefgreifender, als er (und viele von uns) es glauben mögen.  
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Hier habe ich mal den Link zur Seite

http://www.sportnetzwerk.org

Es werden wirklich interesante Diskusionen im "Forum" geführt.
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Aepplerkoenig schrieb:
Hier habe ich mal den Link zur Seite

http://www.sportnetzwerk.org

Es werden wirklich interesante Diskusionen im "Forum" geführt.


Schöner Link! Auch dort gibt es also "Spalter" (TAZ)...
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Zu dem ersten kritikpunkt:

Ich kann mich noch gut erinnern, dass in der Zusammenfassung in der ARD nach dem Spiel unsere Stimmung gelobt wurde und auch für ca. 20 sec unser SCHEIßE----04, SCHEIßE----04
eingblendet wurde
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westkurvenfan13 schrieb:
Zu dem ersten kritikpunkt:

Ich kann mich noch gut erinnern, dass in der Zusammenfassung in der ARD nach dem Spiel unsere Stimmung gelobt wurde und auch für ca. 20 sec unser SCHEIßE----04, SCHEIßE----04
eingblendet wurde

Das passt doch aber in mein Bild. Es kommt doch darauf an, welches Bild du von einem Verein und seinen Fans überregional zeigen willst.
Was meinstdu, was "sympathischer" rüberkommt:
20 Sekunden "SCHEIßE----04" oder ein Stadion, das nahezu komplett "Im Herzen von Europa" singt?
Da kann der Kommentator "obendrauf" heuchlerisch loben, was und wen er will. In leichter Abwandlung eines Zitates von Goethe: "Ich merke da die Absicht, und ich bin verstimmt."
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westkurvenfan13 schrieb:
Zu dem ersten kritikpunkt:

Ich kann mich noch gut erinnern, dass in der Zusammenfassung in der ARD nach dem Spiel unsere Stimmung gelobt wurde und auch für ca. 20 sec unser SCHEIßE----04, SCHEIßE----04
eingblendet wurde


Bla blubb! Alles verstanden, hm?! Jetzt ein einziges Beispiel rauszukramen....
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KidKlappergass schrieb:
Aufmerksame Fußballfans wissen es schon länger:
Was in Presse und Fernsehen als seriöse Berichterstattung präsentiert wird, ist leider allzu oft lediglich eine höchst tendenziöse Stimmungsmache...
Wenn man dann von Schalke-Fans nach ihrem 0:6 - Debakel im Pokal auf die beeindruckende Stimmung im Stadion und unser gemeinsames Absingen von "Im Herzen von Europa" angesprochen wird, kommt unweigerlich die Frage, warum eben diese berichtenswerte Szene nicht (oder kaum?) im TV zu sehen war, während man auch bei den Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten immer wieder gerne ein paar Hundert hüpfende Bayern-Fans auch mal länger in Bild und - soweit hörbar - auch in Ton zum Besten gibt.




Hallo Kiddsche,

Deine Argumentation ist imho nicht ganz schlüssig. Im „sportnetzwerk“ haben sich Sportjournalisten zusammengeschlossen, die beklagen, dass der „Rückgang kritischer, distanzierter Berichterstattung …. anstandslos hingenommen“ wird und der „Sportjournalismus in das reine Unterhaltungsressort“ abdriftet.

Ein Kernsatz der vielfältigen Beiträge auf der Web-Seite lautet: „Sind Sportjournalisten eigentlich Journalisten oder doch nur Fans, die es über die Absperrung geschafft haben?

Diese Thesen widersprechen Deiner Klage, die Aktionen der Eintracht-Fans fänden im Vergleich zu den Anhängern anderer Vereine zu wenig Beachtung. Die Sportnetzwerker legen großen Wert auf Distanz – eben auch zu den Fans.

Ich kann mich gut dran erinnern, wie hier im Forum diverse Fans auf die zuweilen kritische Berichterstattung der Frankfurter Medien über die Eintracht reagierten. Die oben erwähnte Distanz war dann eben doch zu schmerzhaft für die geschundene Fan-Seele.

Übrigens halte ich die Ziele der Sportnetzwerker für sehr ehrenhaft, sie erinnern mich aber an den oft zitierten Kampf gegen Windmühlen. Sport ist schon lange nicht mehr nur ein Vorgang, über den berichtet sein will. Sport, besonders Fußball,  ist mittlerweile ein Produkt, das hochprofitabel vermarktet werden will/muss, weil die Akteure ziemlich gierig sind.

Bis morgen in München

YZ
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yeboahszeuge schrieb:
.. Deine Argumentation ist imho nicht ganz schlüssig. ...

Hey Zeuge, des Mannes, der kein Lagerfeuer im Wohnzimmer hatte!

Nicht nur "imho", sie ist es tatsächlich nicht! Der Grund liegt darin, dass hier - wie du richtig vermutest - dem Fan der Gaul durchgegangen ist.

Es geht hier tatsächlich um zwei verschiedene Aspekte journalistischen Wirkens und journalistischer Einflussnahme auf die Berichterstattung.
Mein dritter Absatz ist quasi die Überleitung zum durch die Überschrift angekündigten Thema.
Ich konnte es mir nur vorher einfach nicht verkneifen, zum Thema der persönlichen Einflussnahme mal ein paar Sätze los zu werden. Die Gelegenheit hat in diesem Fall keinen Dieb gemacht sondern einen ungenügend strukturierten und somit missverständlichen Beitrag.
Treffer, mein Bester.

Ich habe versucht, in den ersten beiden Absätzen einmal meiner Verärgerung über eine tendenziöse Berichterstattung Luft zu machen.
Zumindest ist es mein Eindruck, dass wir - unsere Adler auf dem Platz und wir Fans im Stadion - häufig zu schlecht wegkommen.
Die Gründe hierfür sehe ich in der Tat in der persönlichen Sympathie / Antipathie der einzelnen Berichterstatter, da ich kein Anhänger und Freund von Verschwörungstheorien bin.

Dass Journalisten nicht objektiv sind und auch gar nicht sein können, wissen wir ja.
Entscheidend ist aber das Ausmaß, mit dem die eigenen Meinungen und Vorurteile, in die vermeintlich objektiven Nachrichten eingehen. (Nebenbei: Hierzu gibt es wohl sogar eine Magisterarbeit von Matthias Rosenthal, der den "... Einfluss vom Sympathie und Antipathie auf das journalistische Verhalten von Tageszeitungsredakteuren" untersucht hat (Quelle: "Lexikon der populären Irrtümer" von Walter Krämer und Götz Trenkler).

Unabhängig davon, ob es sich um eine Tageszeitung oder eine TV-Sendung handelt, gestehe ich dem Journalisten gerne seine eigene Meinung zu. Er kann und darf seine eigene Meinung auch nach eigenem Ermessen in seine Beiträge einfließen lassen. Aber er muss nach meiner Ansicht eben klar kennzeichnen, wo er die Grenze zwischen einer Berichterstattung (also so einer Art Nacherzählung des Geschehenen) und einem Kommentar (also einer persönlichen Bewertung) überschreitet.
Mir ist natürlich klar, dass die Grenzen hier fließend sind. Das darf aber nicht dazu führen, dass immer häufiger höchst persönliche Bewertungen als Tatsachen dargestellt werden oder Berichte wie im von mir angeführten Beispiel "Schalke 06" durch die Auswahl der Bilder - für mich - journalistisch zumindest unsauber dargestellt werden.
(Ohne an dieser Stelle darüber zu diskutieren, dass eine Auswahl bereits eine persönliche Wertung voraussetzt und somit – je nach Definition – eine Manipulation oder im schlimmsten Fall eine Zensur darstellt.)

Die Netzwerker haben aber - wie bereits zugegeben - in der Tat einen etwas anderen Ansatz und ein anderes Thema.
Es ist mir aber nicht gelungen, das sauber von "meinem" Thema zu trennen.
Da ich aber beide für wichtig halte, hätte ich eben auch gerne über beide diskutiert.

Bis nachher in München
Kid


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