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Fanleben I

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Hi,
mir ist grade von einem Freund, dessen Name ich hier nicht nennen möchte, ein Text zugeschickt worden, den ich sehr bewegend finde. Dort wird ein Spieltag aus Sicht eines Fans geschildert, in dem vor allem die Dinge am Rande des weiten Grün beschrieben werden und das nicht zu knapp....

Konstruktive Kritik erwünscht!





Wiese knie nieder, dein Vater brauchts mal wieder!


[font=Times New Roman]Ein Gedankenblitz und ein hastiger Blick auf den Wecker. 8:14 Uhr! Oh nein, der Bus zum Bahnhof fährt doch schon um 8:03 Uhr. Mist, was mach ich denn jetzt? Es klingelt. Ach du Scheiße, das wird mein Freund sein, mit dem ich heute ins Waldstadion will. Schnell ein paar Klamotten überzieh und zur Tür renne. "Moin, sorry ich hab verschlafen." Mit einem wütenden Gesicht starrt er mich an. "Aber wir kommen schon irgendwie zu unserm Zug, keine Angst." Wir gehen in mein Zimmer und schmeißen den PC an, um nach der nächsten Busverbindung zu suchen. Aber nichts zu finden. Ich entschließe mich meine Eltern zu fragen, ob sie uns zum Bahnhof fahren können. Nach etwas Überredungskunst konnte ich sie überzeugen. Das ist geschafft. Nachdem wir angekommen waren, beschlossen wir zu einem kleinen Frühstück in einer Bäckerei zu pausieren. Mein Gebäck schmeckte einmalig und mein Freund hatte auch nichts einzuwenden. Nun aber los zum Bahnhof, um nicht noch den Zug zu verpassen. In wenigen Minuten waren wir da und auch schon bald kam der Zug.

Die Zugfahrt lief ohne besondere Ereignisse ab und schon bald erreichten wir den Hauptbahnhof in Frankfurt am Main. Dort gingen wir zu einer kleinen Stärkung ins McDoof und dann sofort zur S-Bahn Station, wo noch nicht viel Betrieb war. Wir fuhren zum Sportfeld und entschlossen und dann zum Gleisdreieck zu laufen. Am Fancontainer angekommen mussten wir erstmal das Dixi-Klo besichtigen, welches von innen eher einem Sumpfgebiet ähnelte. Naja soviel dazu. Am Fncontainer wurden einige interessante T-Shirts & Pullis angeboten, die sich aber keiner von uns leisten konnte, da wir nur mit dem Nötigsten nach Frankfurt gereist waren.

Nach einer kleinen Stärkung zog es uns dann endlich ins Waldstadion, wo noch nicht so viel los war. Am Einlass wurde man von oben bis unten an allen Körperteilen abgetastet wie ein Schwerverbrecher und musste sogar extra die Fahnen und Doppelhalter aufrollen, damit die Ordner lesen konnten was draufsteht. Vor dem Block angekommen musste die Dauerkarte einem weiteren Ordner gegeben werden, der circa 5 Minuten brauchte um die Karte zu tacker und sich danach riesig über sein vollbrachtes Werk freute. So ist das auch geschafft und endlich am Ziel.

Der erste Blick ins Stadion. Gänsehaut - immer wieder! Obwohl noch fast keiner in der Arena war sicherten wir uns schon unseren Platz ganz unten im 40er Block. So langsam kamen mehr Leute in den Block, vor allem die Ultras sammelten sich in unserer Nähe an und es machte wirklich Spaß ihnen zuzuschauen, wie sie Banner und ähnliches an den Zäunen anbrachten. Neben mir im Block entdeckte ich einen Freund, mit dem ich mich eine Weile unterhielt.

So nun endlich war das Stadion voll mit Menschenmassen, die gespannt ihre Augen auf das Spielfelt richteten nur auf ihr Team warteten. Zack! Jetzt gehts endlich los. Mein Freund und ich springen auf den Zaun, schwenken unsere kleine aber feine Fahne und brüllen dazu die Aufstellung der Eintracht. Was ein Erlebnis - meine Knie zittern! Mit einem riesigen Support peitschen wir von der ersten Sekunde an unsere Eintracht nach vorne, doch schon mit der ersten Chance erziehlt Bremen die Führung. Scheiße! Was nun? Jetzt erst recht! Umso lauter begannen wir die SGE zu unterstützen und wir wurden belohnt! Das 1:1! Die Tormusik spielte, ich klatschte mit allen umstehenden ein und sprang vor lauter Begeisterung auf den Zaun. Ein unbeschreiblicher Moment. Mit neuem Willen sangen wir die Lieder unseres Vereins, begleitet durch das Geschrei eines Besoffenen, der hinter mir stehend jeden Spieler der Bremer lautstark beschimpfte. Oh nein! Die Bremer fuhren einen Angriff nach dem anderen, der sie schon bald belohnte. Es war natürlich bitte für uns Anhänger, doch wir versuchten das beste mit der Situation anzufangen. Nach ein bischen Pogo beleidigten wir den Torwart der Gäste, der früher durch sein pinkes Trikot recht femini auf uns wirkte. Ich gebe zu, wir hatten unseren Spaß, obwohl unsere Mannschaft am verlieren war. Keine Minute zu spät pfiff der Schiri zur Pause.

In der Pause passierte nicht viel, ausser, dass mal wieder ein paar Fans verzweifelt versuchten eine Torwand zu treffen.

Nach der Pause, mit dem Torwart der Gäste vor uns, machte das Beschimpfen erst so richtig Spaß. Nachdem die Bremer dann noch weitere Tore erzielten und das Spiel eigentlich gelaufen war, drehte sich der Torhüter um und feierte sich recht gestellt. Wir lachten uns halb kaputt, andere hingegen sprangen an den Zaun und beschimpften ihn. Das Spiel war verloren, doch der Support hatte nicht darunter zu leiden, das fand ich richtig gut!

Kurz vor Spielende mussten wir dann aber den Block gezwungenermaßen verlassen, um unseren Zug noch zu erwischen. Auf dem weiten Weg nach oben zum Ausgang wurden wir dann aber "verdammte ******" die sich "verpissen" sollten beschimpft. Naja ich würde es auch nicht gut finden wenn man seine Mannschaft nicht bis zur letzten minute unterstützt, auch wenn es die 90. Minute war und wir mit 2:6 zurücklagen, doch wenn wir den Zug verpasst hätten...[/font]


http://home.arcor.de/ultra-liberi/ultra-liberi-sge-svw.htm
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VilbelAdler schrieb:
Hi,
mir ist grade von einem Freund, dessen Name ich hier nicht nennen möchte, ein Text zugeschickt worden, den ich sehr bewegend finde. Dort wird ein Spieltag aus Sicht eines Fans geschildert, in dem vor allem die Dinge am Rande des weiten Grün beschrieben werden und das nicht zu knapp....

Konstruktive Kritik erwünscht!
Nix gegen deinen Freund...aber den Text hätten einige andere Tausen auch schreiben können und lass mir eine Frage gestattet sein....was ist denn da jetzt so bewegend dran?
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ganz nett, aber für meine begriffe nicht
VilbelAdler schrieb:
sehr bewegend
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Brady schrieb:
Nix gegen deinen Freund...aber den Text hätten einige andere Tausen auch schreiben können


Macht aber keiner?
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Einen Text wie diesen hätte unsere Deutschlehrerin damals mit einer 5 abgestraft. Heute landet sowas im Internet.
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VilbelAdler schrieb:
Macht aber keiner?
Und was war da jetzt so bewegend dran?
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miep0202 schrieb:
Einen Text wie diesen hätte unsere Deutschlehrerin damals mit einer 5 abgestraft. Heute landet sowas im Internet.


Meinst du wegen umgangssprachlichen Ausdrücken?
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Hier VA...weils so bewegend war:

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lass deinen kollegen doch mal ne fanhistorie xxl schreiben. bei denen bekommt man immer ne gänsehaut, weils was persönliches, was einmaliges und auch mit besonderen emotionen verbunden ist. der erste stadionbesuch, ein besonderes spiel etc....
aber der oben stehende text beschreibt nichts besonderes, halt einen ganz normalen stadionbesuch ohne wirklichen höhepunkt und leidenschaft.(nich falsch verstehen, damit meine ich etwas, dass wirklich nur er erleben konnte).
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VilbelAdler schrieb:
miep0202 schrieb:
Einen Text wie diesen hätte unsere Deutschlehrerin damals mit einer 5 abgestraft. Heute landet sowas im Internet.


Meinst du wegen umgangssprachlichen Ausdrücken?


Schade, das ich das noch erklären muß.

Die Diktion entspricht wohl dem heutigen Standart. Das macht es aber nicht gerade besser. Die Grammatik ist unter aller Kanone, die Story eher schlicht. Gruselig jedoch ist die Überschrift. Manchen fällt es heute schwer, zwischen "cool" und peinlich zu unterscheiden. Aber gut: zu jedem Kind gehört immer auch ein Elternpaar.
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VilbelAdler schrieb:
miep0202 schrieb:
Einen Text wie diesen hätte unsere Deutschlehrerin damals mit einer 5 abgestraft. Heute landet sowas im Internet.


Meinst du wegen umgangssprachlichen Ausdrücken?


Genau so eine Frage meint Miep mit der "5"!  
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Brady schrieb:
Hier VA...weils so bewegend war:

VA ich warte immer noch auf eine Antwort....
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Bist ja immer noch nicht im Wienerwald auf dem Grill...
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miep0202 schrieb:
Aber gut: zu jedem Kind gehört immer auch ein Elternpaar.
Soll das etwa bedeuten, dass die Eltern des Jungen bei dessen Erziehung versagt haben?

Naja, man kann auch über das Ziel hinaus schießen mit seiner Kritik.
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Warum? Sind Eltern heutzutage nicht mehr für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich? Nun, mitverantwortlich sind sie doch wohl auf alle Fälle - auch wenn sie gegen die Schule, die Straße und das Internet zugegebenermassen einen schweren Stand haben und bei vielen der Stress am Arbeitsplatz die Dinge nicht eben leichter machen.

Leider haben sich aber schon viele Eltern aus ihrer Verantwortung verabschiedet. Und das ist gleichermassen traurig wie bedenklich.

Immerhin, Respekt: hat lange genug gedauert, bis jemand auf diesen Passus aufmerksam wurde...
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P.S.: Ich habe damit nicht behauptet, das die Eltern in der Erziehung insgesamt versagt haben. Erziehung hat viele Aspekte. Aber Anstand und Zurückhaltung ist ganz sicher ein wichtiger Aspekt und allemal einer, der in diesen Zeiten offensichtlich ins Hintertreffen geraten ist.
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Ich möchte jetzt keine Dikussion über Erziehung mit dir führen. Wie auch? Bin ja selbst noch ein Kind . Und das du über dieses Thema besser bescheid weißt, wage ich nichteinmal anzuzweifeln. Doch mir stellt sich die Frage, ob du im Ernst der Ansicht bist, dass jeder, der sich nicht den gesellschaftlichen Normen und Zwängen vollständig unterwirft, von seinen Eltern vernachlässigt wurde?

Ich persönlich schätze genau das am Fußball. Mich morgens mit einer Bierdose völlig ungeniert in der Öffentlichkeit zeigen zu können.
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Danke, dass uns ein solcher Bericht geschenkt wurde. Ich habe vor Glück geweint.
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@ PhilMohr

Auch ich denke, das eine Art Grundsatzdiskussion hier fehl am Platz ist. Es gäbe da eine ganze Menge zu sagen, das würde den Rahmen hier absolut sprengen. Nein - nicht jeder der "ausbricht", wurde vernachlässigt. Zu viel kann auch vieles zum Gegenteil hin bewirken.
Das Alter spielt wohl die wichtigste Rolle. Jeder muß wohl seine Erfahrungen selber machen, auch wenn einem noch so sehr gesagt wird, das diese oder jene Handlung problematisch ist. Ich habe mich gerade etwas zurückerinnert an die frühen 70er. Das war meine Zeit der Ausbrüche. Immerhin erinnere ich mich noch daran...
Wenn ich es mir aber recht überlege, breche ich noch heute regelmässig aus. Nämlich spätestens jeden 2.Samstag...
Ich denke, generell ist jeder gut damit beraten, sich regelmässig seinen Ausbruch zu gönnen, sofern ein gewisses Niveau dabei aufrecht erhalten wird. Gerade wenn man älter wird, ist es eine gute Methode, sich damit Magengeschwüre zu ersparen.
Das Problem der heutigen Jugend scheint mir zusätzlich auch ein Problem der äußeren Wahrnehmung zu sein, bedingt durch die technischen Möglichkeiten einer radikal veränderten Medienlandschaft, gepaart mit dem Jugendwahn unserer Gesellschaft. Da werden sehr fragwürdige Werte vermittelt und Illusionen geschürt. Internet kann auch ein Fluch sein. Das nur am Rande.

Wie gesagt, recht vielschichtig, das Ganze.


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