>

"Linke" Fußballliteratur aus dem vorigen Jahrhundert

#
Es wird wirklich Zeit, dass die Bundesligasaison wieder anfängt, oder ich etwas arbeite bei dem ich auch Geld verdienen kann, oder dass ich mir einen Mann suche oder, oder, oder...

Jedenfalls habe ich in meinen Papieren gekramt und das Folgende ausgegraben.
Wahrscheinlich kann hier überhupt niemand was damit anfangen.

Wenn es so ist ignoriert es halt...


Obwohl die Zuschauer sich körperlich außerhalb des Spielfeldes aufhalten, sind sie wie die Spieler Aktivisten des Spiels, die zum Spiel gehören, und nicht die passiven, nur zuscheuenden Zuschauer im Theater.
Sie können, wie die entsprechende Wendung sagt, anfeuern. Wer könnte im Theater einen Hamlet zum Handeln anfeuern? Der Rhythmus der anfeuernden Stimmen wirkt auf eine unrhythmische Bewegung der handelnden Spieler auf dem Feld ansteckend.
Peter Handke: Die Welt im Fußball 1965

Die Ablehnung des Fußballs seitens der Linken hat auch etwas zu tun mit dem Neid auf eine mobilisierende Massenbewegung, der Woche für Woche so unendlich leicht fällt, was im politischen Bereich mißlingt, und zugleich scheint die Irritation vor dem Fußball auch Ausdruck der Angst des kopfgesteuerten Vernunftgläubigen vor kollektiven und rauschhaften Ausdruckformen.
In keinem anderen Bereich laufen auf so kleinem Raum mit so einfachen Mitteln so elementare und zugleich hochdifferenzierte Prozesse ab; Fußball ist das Theater der Welt.
Horst Bredekamp:
Konkret Sport 1982


bundesligaskandal
(für Günter Netzer und Julius Steiner)

kurz vor ende der saison
fünfzigtausend mark handgeld
von tus hinterbank.
allerhand

hart das leben
härter der sport
devise erst den mann
dann den ball.
allerhand

wenn der schiri nicht guckt
einen voll in die eier
nachher kannst du noch sagen
sliding tackling.
allerhand

glaubt einer ernstlich
fair spielen zu müssen
zeigt man ihm die rote karte
rot – das ist berufsverbot.
allerhand

beim freistoß wird gemauert
neun meter vom ball entfernt
ist die windrichtung günstig
streu pfeffre. das wirkt.
allerhand

absteiger sind spielstark.
also vorsicht.
hilft spielstärke nicht
hilft geld.
allerhand

achte auf den schiedsrichter
ist er liberal
kann man sperren ohne ball.
liberale sind blind
allerhand

vereine gibt´s
die spielen 4-2-4 system
4 abwerber/4 aufkäufer/ 4 gönner im dfb
das ist eleganter als bodycheck
allerhand

letzte meldung vom sport
vom 1. fc watergate sind alle abgesprungen
nur tricky dick steht noch im tor.
gemeinsam mit stürmerstar leonid
dreht er den kasten um
sie verlassen den platz
vergebens üben die gegner
elfmeterschießen

Peter-Paul Zahl

http://de.wikipedia.org/wiki/Peter-Paul_Zahl


Julius Steiner (* 18. September 1924 in Stuttgart) war Politiker der CDU. Er wurde bekannt als einer der beiden Unionsabgeordneten, der beim Misstrauensvotum gegen Willy Brandt 1972 sich der Stimme enthalten hatten.
Steiner studierte nach dem Krieg Philosophie, Theologie und Geschichte. 1969 erhielt er über die baden-württembergische Landesliste der CDU einen Sitz im deutschen Bundestag.
Steiner behauptete gegenüber dem Spiegel 1973, er habe beim Misstrauensvotum nicht gegen Brandt gestimmt, weil er dessen Politik unterstützen wollte. Später behauptete er, 50.000 DM vom SPD-Fraktionsgeschäftsführer Karl Wienand erhalten zu haben (vgl. Steiner-Wienand-Affäre). Er trat im Oktober 1973 aus der CDU aus.
1997 schließlich gab der ehemalige DDR-Geheimdienstchef Markus Wolf in seinem Buch Spionagechef im geheimen Krieg: Erinnerungen. (ISBN 3-471-79158-2) bekannt, er sei es gewesen, der Steiner mit 50.000 DM bestochen habe. Steiner hat "wissentlich und willentlich" (taz) mit der Stasi zusammengearbeitet. Steiner wohnte bis in die 1990er Jahre in Warthausen-Oberhöfen im Landkreis Biberach und zog dann an einen nicht näher bekannten Ort (möglicherweise in Bayern) um.
kopiert aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Steiner
#
Danke für die Denkanstösse! Möchte der von Dir ausgewählten Lyrik ein Gedicht von Ralf Oberndörfer zufügen, dass ich mal aus der taz ausgeschnitten habe. Vielleicht nicht wirklich politisch korrekt, aber ...

Verflucht

Jede Flanke soll verrecken
Keine Tore, nur noch Ecken
Eure Schuhe sollen drücken
Nicht ein Abspiel soll Euch glücken
Bänderrisse, Knorpelschäden
Fußballparzen ziehen Fäden
Und sie wollen Euch zappeln sehn
Bayernpack, Du wirst vergehn

Niederlag auf Niederlage
Bald schon kommen böse tage
Auswärtsschlappen, hundert Stück
Nie mehr kehrt das Glück zurück
Späte Tore ohne Zahl
Nachspielzeit wird Höllenqual
Und kein Schiri hört Euch schrein
Bayernpack, Du stirbst allein

Jeder Kaiser wird mal alt
Lichtgestalt wird Gichtgestalt
Fußballvolk sprengt seine Ketten
Auch das Geld wird Euch nicht retten
Längst beschlossen ist das Ende
Bald schon naht die Zeitenwende
Wer den Fußballgott versucht
Bayernpack, der ist verflucht

Ralf Oberndörfer
#
So, so Jurist (und Historiker) ist der Herr also...
#
"Wahrscheinlich kann hier überhaupt niemand was damit anfangen."

Ich denke schon, dass es einige wenige Eintracht-Fans gibt, ICH zum Beispiel, die mit linker Fußballliteratur, taz, konkret, Peter-Paul Zahl, Peter Handke, etc was anfangen können. Wenn mir was dazu einfällt, werde ich es hier ergänzend hinzufügen. Viel Spaß gleich beim Spiel gegen Schalke 04.


Teilen