Heute lag die neue „11 Freunde“ in meinem Briefkasten Aufmacher: Die 100 besten Fußballspiele aller Zeiten.
Und siehe da, es waren gleich vier Spiele unserer Eintracht in der Liste vertreten – und im Spiel, dass auf Platz eins gewertet wurde, spielte unser Trainer mit. 1986 Bayer 05 Uerdingen gg. Dynamo Dresden 7:3.
Wir unter den besten hundert: Platz 8. Real Madrid – Eintracht von 1960 7:3 Platz 25. SGE-Lautern am 29.5.99 5:1 Platz 28. Eintracht wird Deutscher Meister 1959 5:3 Platz 53. Eintracht steigt auf gegen Reutlingen 2003 6:3
Es gibt (noch) keinen Link, vlt. kauft ihr Euch das Heft. Ich finde diese Statistik toll, zumal mir die Redaktion von 11 Freunde vorher nicht als „eintrachtfreundlich“ aufgefallen ist. Und – habe zwar keine Statistik gemacht, bin mir aber sicher, dass unsere SGE als einzige Mannschaft auf 4 Spiele unter den ersten 100 kommt. (Außer Nationalmannschaften.)
Obi: fand ich als Eintracht-Fan auch. Denke aber mal, dass die die 2. Liga als "Abwertungsgrund" herangezogen haben. "Ein absolutes Wahnsinnsfinale in Liga Zwei"- so fängt der Text an.
Obi-Wan Kenobi schrieb: Also das 6:3 war ja wohl wesentlich spektakulärer als das 5:1
Finde ich nicht unbedingt... Vor dem 5:1 waren wir so gut wie abgestiegen, während beim 6:3 vor'm Anpfiff alles offen war. 10 min. vor Schluss sah das natürlich anders aus. Ich hatte beim 5:1 aber auch ein Radio im F-Block dabei, das hat es für mich schon spektakulär gemacht... Bochum führt, dann doch nicht mehr, was ist mit Nürnberg, "wir melden uns vom Abgrund", das war einfach der Hammer, dann der rotzfreche Übersteiger und 60.000 Fans bei Traumwetter... Is schwer zu sagen, was besser war, für mich war halt das 5:1 nach langer Zeit der "Eintracht-Routine", als ich dachte, ich hätte emotional schon alles durchgemacht, ein "Aufwecker", seitdem weiss ich, dass mich die Eintracht immer wieder kriegen kann, da bist Du als Fan einfach nicht gefeit... Dass es schon 4 Jahre später wieder so weit sein würde, hätte ich damals nicht geglaubt...
Obi-Wan Kenobi schrieb: Wir hatten also 90 Minuten Zeit 5 Tore auf den Club bzw. Freiburg aufzuholen
Zur Halbzeit stand es aber 0:0, und der Elfer zum 1:1 war in der 68. min., da blieben auch nur noch 22 Minuten... Okay, die letzten 10 min. gegen Reutlingen waren der Knüller, aber, weil man als Eintracht-Fan und 5:1-Beteilgter ahnen konnte, wozu die Eintracht in der Lage ist, kam das für mich nicht ganz so überraschend, wie das 5:1. Da, gegen Lautern, in der Zeitspanne, von dem Moment an, in dem ich realisierte hatte, dass uns noch ein Tor fehlt, bis der Jan-Aage sich unsterblich machte, in diesen Sekunden erwachte ich irgendwie aus einer Lethargie, die wohl so ungefähr am 16. Mai 1992 begann. Damals dachte ich, jetzt habe ich als Eintracht-Fan alles erlebt, nie mehr wird ein Fussballspiel mich vollkommen durchdrehen lassen, ich hatte emotional abgeschlossen... Sozusagen war es für mich wie eine Befreiung von einem Fluch nach 7 Jahren.
Ob 5:1 oder 6:3, wir reden hier ja von den absoluten Superlativen. Der Abstand ist sicher gering. Nach all der Depression im Saisonverlauf schien mir ein hoher Sieg gg. die Champ-League ambitionierten Kartoffelbauern in Liga 1 eine schwerere Aufgabe, wie das 6:3 gg. einen Abstiegskandidaten aus Reutlingen in Liga zwei, nachdem man ja in dieser Saison und Liga durchaus eine Spitzenmannschaft war.
Wie diese beiden Spiele dann innerhalb der letzten 20 Minuten verlaufen sind, das war schon brutal. Über die gesamten 90 Minuten war sicher gg. Reutlingen mehr Emotion drin. Das 5:1 hingegen hatte in den letzten 20 Minuten deutlich mehr Wechselbad Gefühle zu bieten. Da sind wir ja im Minutentakt drin und raus gewesen, gg. Reutlingen ging es in den letzten 10 Min in eine Richtung und in der letzten Sekunde kam der zwischenzeitlich nicht mehr für möglich gehaltene Big Point, vor allem im direkten Duell mit unseren "geliebten" Knollenwerfern mit der extravaganten "Stadionordnung".
Lautern liegt bei mir hauchdünn vor Reutlingen, nicht so deutlich wie bei der 11 Freunde, aber auch in dieser Reihenfolge.
Solche Aufzählungen sind natürlich immer angreifbar, egal, ob es sich um eine Rangliste der angeblich hundert besten CDs, Filme, Bücher oder sonst was handelt.
Ich schaue mir solche Listen dennoch gerne an, weil ich an das eine oder andere erinnert werde, was mal für mich wichtig war oder - bei Musik, Filmen und Büchern - mal wichtig werden könnte, weil ich es vor dem Lesen der Liste nicht kannte oder vernachlässigt hatte.
Solche Ranglisten wollen naturgemäß eine Diskussion herausfordern, - um die einzelnen Platzierungen, - die Spiele, die hinein gehören, aber nicht genannt wurden sowie um - die Spiele, die nicht hinein gehören, aber dennoch aufgezählt werden. Das ist ja der Spaß bei diesen Ranglisten.
Ich kann zum Beispiel mit dem Spiel auf Platz 96 (Empor Rostock gegen Vorwärts Berlin) trotz Kurzbeschreibung nicht viel anfangen und frage mich, warum es sich einen Platz unter den ersten 100 verdient haben soll. Aber - wie gesagt - solche Listen können und wollen nie objektiv sein, sondern sind immer nur mit dem jeweiligen Geschmack derer zu erklären und zu deuten, die diese Liste(n) erstellt haben.
Dass vier Spiele unserer Adler dabei sind, überrascht mich übrigens nicht. Im Gegenteil, die vier genannten Spiele sind - zumindest für den Kenner des (west-) deutschen Fußballs - nach meiner Meinung die Spiele, an denen keiner vorbei kommt, der eine solche Liste erstellt.
Immerhin hat man wegen der geringeren Bedeutung, auf Spiele wie das 6:0 gegen Bayern in der Liga oder das 5:1 n.V. gegen die Bayern im Uefa-Cup verzichtet, wobei das Ligaspiel beispielsweise einen Grabowski zeigte, der mit Eusebio verglichen wurde. Auch das 4:1 gegen Feynoord Rotterdam, die damals zur europäischen Spitze gehörten, war eine ungeheure Demonstration der einmaligen Fußballkunst der Frankfurter Eintracht. Selbst das 9:2 gegen Bremen hätte mit direkt verwandelter Ecke von Nickel, dem Hattrick von Borchers und der Auswechslung des entnervten Bremer Keepers Aufnahme in eine solche Liste finden können, wenn - ja wenn - das Spiel an sich für die Saison nicht bedeutungslos gewesen wäre. Ich könnte jetzt noch von einem 9:0 gegen Lodz berichten und vielen anderen mehr, aber diese Spiele teilen das Schicksal der vorher genannten Spiele.
Vier wichtige Spiele unserer Adler werden genannt. Das ist erfreulich. Aber ich wiederhole es: An denen kommt man wegen Klasse, Bedeutung und/oder Dramatik auch nicht vorbei.
Die Schwäche dieser Reportage liegt für mich vielmehr in den Ungenauigkeiten/Auslassungen. Sicher, da wurde bei den Kurzberichten aus Platzgründen wohl der Rotstift angesetzt. Das Wesentliche wollte man erzählen, um einen Eindruck zu vermitteln, warum dieses Spiel zu den 100 größten gehören soll. Aber aus Platzgründen verzichtet man dann eben zum Beispiel auf Fjörtofts Übersteiger, der doch unverzichtbar ist, wenn man die Geschichte dieses 5:1 erzählen will oder doch wenigstens das Gefühl beschreiben möchte, das dieses Spiel zu einem der hundert größten macht.
Die Darstellung des Finales unserer Adler gegen Real Madrid ist zudem etwas einseitig, wenn man bedenkt, dass zum - nach Meinung anderer - größten Spiel des vorigen Jahrhunderts zwei Mannschaften gehört haben und die Eintracht keineswegs so chancenlos war, wie es das Ergebnis oder der "11 Freunde"-Kurzbericht glauben machen könnte.
Bevor ihr mich nun für einen missgünstigen Erbsenzähler haltet, zum Ende ein wirklich ins Auge springender Fehler der "11 Freunde"-Redaktion: Beim Spiel auf Platz 78 (England - Deutschland 6:7 n. E. im Halbfinale der Europameisterschaft 1996) schreibt "11 Freunde" in Anspielung auf Gascoignes Ankündigung vor dem Spiel ("For you Fritz ze Euro iz over!" )und Möllers entscheidenden Elfmeter zum 7:6: Andreas Möller überwand Torwart Seaman und dachte wohl: "For me, Andy, ze Euro goez on!" Das dachte Möller mit Sicherheit nicht! Die Europameisterschaft war für Möller mit dem Elfmeterschießen so oder so beendet: Er hatte im Spiel seine zweite gelbe Karte im Turnier erhalten und war somit für das Finale gesperrt.
Da war ich ja bei dreien dabei. Neben den beiden selbstverständlichen auch bei Liverpool-Alavés. Hab doch schon mal guten Fußball gesehen. Muss ja nicht immer sein wie gestern.
Die Liste ist natürlich aus deutschem Blickwinkel erstellt. In anderen Ländern fiele dieses Votum anders aus, da hat jede Liga ihre Krimis zu bieten.
Ich war ausser den Beiden noch bei dem 11-Freunde-Titelbild dabei, 1982 im Waldstadion FCN vs. FC Bäh, die Nürnberger hatten 2:0 geführt (Hintermaier aus 40 metern), und dann kam Turban-Dieter... 7 Jahre später kam dann das Deja-vu, das stand ich nämlich auch im H-Block als ein gewisser Klaus A. sein Tor des Jahres schoss, eben auch aus 40 m...
5:1, 6:3 - beide Spiele waren spektakular und bleiben unvergessen.
Aber für mich persönlich wird das 5:1 auf ewig unübertroffen bleiben. Die Eintracht war 4 Wochen zuvor mausetot, die Aufholjagd erstreckte sich ja nicht nur auf das letzte Spiel gegen Kaiserslautern. Hinzu kommt der Name des Gegners (Lautern, der ewige, gut bekannte Rivale in guter Verfassung oder Zweitliga-Absteiger Reutlingen, gegen die wir zuvor noch nie ein Heimspiel hatten - das ist schon ein Unterschied!) und die Kulisse (hier 60.000 im alten Waldstadion, dort 27.000 auf einer Baustelle). Man darf auch nicht vergessen, daß es für die Kartoffeln auch noch um einiges ging (CL-Platz!). Außerdem waren in den Abstiegskampf 4 Mannschaften involviert. Beim Spiel um den Aufstieg ging es nur um uns oder M1.
Und zu guter Letzt: Beim Aufstieg ging es "nur noch" darum, etwas zu sichern, was wir schon in Händen hielten. Gegen Lautern hatten wir jedoch noch garnichts erreicht, und die Wahrscheinlichkeit hierfür war im Vergleich zum Reutlingen-Spiel um ein Vielfaches geringer. Außerdem hat in einer Saison voller Entbehrungen und Ängsten ein Sieg, zumal in dieser Situation und auf diese Weise, einen anderen Stellenwert als ein Sieg in einer Saison, in der man eine Art Favoritenstellung innehat, trotz etlicher Enttäuschungen. Der Sieg als solcher war gegen Reutlingen, die ja schon abgestiegen waren, eigentlich eine Normalität. Die Eintracht hatte es nur selbst durch eine Schwächephase noch einmal spannend gemacht, nachdem man zur Halbzeit ja eigentlich schon sicher führte. Gegen Kaiserslautern hingegen war eigentlich schon der Sieg selbst angesichts der Konstellation und der nominellen Kräfteverhältnisse eine Überraschung - von der Höhe ganz zu schweigen.
miep0202 schrieb: 5:1, 6:3 - beide Spiele waren spektakular und bleiben unvergessen.
Aber für mich persönlich wird das 5:1 auf ewig unübertroffen bleiben. Die Eintracht war 4 Wochen zuvor mausetot, die Aufholjagd erstreckte sich ja nicht nur auf das letzte Spiel gegen Kaiserslautern. Hinzu kommt der Name des Gegners (Lautern, der ewige, gut bekannte Rivale in guter Verfassung oder Zweitliga-Absteiger Reutlingen, gegen die wir zuvor noch nie ein Heimspiel hatten - das ist schon ein Unterschied!) und die Kulisse (hier 60.000 im alten Waldstadion, dort 27.000 auf einer Baustelle). Man darf auch nicht vergessen, daß es für die Kartoffeln auch noch um einiges ging (CL-Platz!). Außerdem waren in den Abstiegskampf 4 Mannschaften involviert. Beim Spiel um den Aufstieg ging es nur um uns oder M1.
Und zu guter Letzt: Beim Aufstieg ging es "nur noch" darum, etwas zu sichern, was wir schon in Händen hielten. Gegen Lautern hatten wir jedoch noch garnichts erreicht, und die Wahrscheinlichkeit hierfür war im Vergleich zum Reutlingen-Spiel um ein Vielfaches geringer. Außerdem hat in einer Saison voller Entbehrungen und Ängsten ein Sieg, zumal in dieser Situation und auf diese Weise, einen anderen Stellenwert als ein Sieg in einer Saison, in der man eine Art Favoritenstellung innehat, trotz etlicher Enttäuschungen. Der Sieg als solcher war gegen Reutlingen, die ja schon abgestiegen waren, eigentlich eine Normalität. Die Eintracht hatte es nur selbst durch eine Schwächephase noch einmal spannend gemacht, nachdem man zur Halbzeit ja eigentlich schon sicher führte. Gegen Kaiserslautern hingegen war eigentlich schon der Sieg selbst angesichts der Konstellation und der nominellen Kräfteverhältnisse eine Überraschung - von der Höhe ganz zu schweigen.
Vollste Zustimmung miep! Ich war zwar beim 6:3 nicht im Stadion (dafür mit Radio gegen Lautern), aber der Unterschied von vor dem Spiel zu nach dem Spiel lässt für mich nur den Schluß zu, daß Lautern das bessere Spiel war. 1999 waren wir vorher 16. und nachher mit viel Dusel 15. Erinnert euch bitte an die Situation beim Schalkespiel zuvor. Nach 20 min. lagen wir 0:2 zurück. Nur ein Sieg würde uns in die Minimalchance für den Klassenerhalt bringen. Dann kamen wir zurück und geannen mit 3:2. Bergers Einstand gegen Rostock war auch bereits fast wie das vorzeitige Ende. Dagegen waren wir beim 6:3 vorher 3. - ebenso wie nachher. Und meine verlorenen Lebensjahre vor dem 5:1 gibt mir keiner mehr zurück: "Westerthaler! Auf, mach es! Neeeeein! Puh, Fjörtoft zieeeeeeeh! Jetzt schieß! Schieß doch endlich! Was macht der da? NeeeeeiiiiJAAAAAAAAAAAAAA!"
Heute lag die neue „11 Freunde“ in meinem Briefkasten
Aufmacher: Die 100 besten Fußballspiele aller Zeiten.
Und siehe da, es waren gleich vier Spiele unserer Eintracht in der Liste vertreten – und im Spiel, dass auf Platz eins gewertet wurde, spielte unser Trainer mit.
1986 Bayer 05 Uerdingen gg. Dynamo Dresden 7:3.
Wir unter den besten hundert:
Platz 8. Real Madrid – Eintracht von 1960 7:3
Platz 25. SGE-Lautern am 29.5.99 5:1
Platz 28. Eintracht wird Deutscher Meister 1959 5:3
Platz 53. Eintracht steigt auf gegen Reutlingen 2003 6:3
Es gibt (noch) keinen Link, vlt. kauft ihr Euch das Heft.
Ich finde diese Statistik toll, zumal mir die Redaktion von 11 Freunde vorher nicht als „eintrachtfreundlich“ aufgefallen ist.
Und – habe zwar keine Statistik gemacht, bin mir aber sicher, dass unsere SGE als einzige Mannschaft auf 4 Spiele unter den ersten 100 kommt.
(Außer Nationalmannschaften.)
Denke aber mal, dass die die 2. Liga als "Abwertungsgrund" herangezogen haben.
"Ein absolutes Wahnsinnsfinale in Liga Zwei"- so fängt der Text an.
Finde ich nicht unbedingt... Vor dem 5:1 waren wir so gut wie abgestiegen, während beim 6:3 vor'm Anpfiff alles offen war. 10 min. vor Schluss sah das natürlich anders aus. Ich hatte beim 5:1 aber auch ein Radio im F-Block dabei, das hat es für mich schon spektakulär gemacht... Bochum führt, dann doch nicht mehr, was ist mit Nürnberg, "wir melden uns vom Abgrund", das war einfach der Hammer, dann der rotzfreche Übersteiger und 60.000 Fans bei Traumwetter... Is schwer zu sagen, was besser war, für mich war halt das 5:1 nach langer Zeit der "Eintracht-Routine", als ich dachte, ich hätte emotional schon alles durchgemacht, ein "Aufwecker", seitdem weiss ich, dass mich die Eintracht immer wieder kriegen kann, da bist Du als Fan einfach nicht gefeit... Dass es schon 4 Jahre später wieder so weit sein würde, hätte ich damals nicht geglaubt...
Werd mir das Heft aber wohl auch kaufen
Zur Halbzeit stand es aber 0:0, und der Elfer zum 1:1 war in der 68. min., da blieben auch nur noch 22 Minuten...
Okay, die letzten 10 min. gegen Reutlingen waren der Knüller, aber, weil man als Eintracht-Fan und 5:1-Beteilgter ahnen konnte, wozu die Eintracht in der Lage ist, kam das für mich nicht ganz so überraschend, wie das 5:1.
Da, gegen Lautern, in der Zeitspanne, von dem Moment an, in dem ich realisierte hatte, dass uns noch ein Tor fehlt, bis der Jan-Aage sich unsterblich machte, in diesen Sekunden erwachte ich irgendwie aus einer Lethargie, die wohl so ungefähr am 16. Mai 1992 begann. Damals dachte ich, jetzt habe ich als Eintracht-Fan alles erlebt, nie mehr wird ein Fussballspiel mich vollkommen durchdrehen lassen, ich hatte emotional abgeschlossen...
Sozusagen war es für mich wie eine Befreiung von einem Fluch nach 7 Jahren.
Nach all der Depression im Saisonverlauf schien mir ein hoher Sieg gg. die Champ-League ambitionierten Kartoffelbauern in Liga 1 eine schwerere Aufgabe, wie das 6:3 gg. einen Abstiegskandidaten aus Reutlingen in Liga zwei, nachdem man ja in dieser Saison und Liga durchaus eine Spitzenmannschaft war.
Wie diese beiden Spiele dann innerhalb der letzten 20 Minuten verlaufen sind, das war schon brutal. Über die gesamten 90 Minuten war sicher gg. Reutlingen mehr Emotion drin. Das 5:1 hingegen hatte in den letzten 20 Minuten deutlich mehr Wechselbad Gefühle zu bieten. Da sind wir ja im Minutentakt drin und raus gewesen, gg. Reutlingen ging es in den letzten 10 Min in eine Richtung und in der letzten Sekunde kam der zwischenzeitlich nicht mehr für möglich gehaltene Big Point, vor allem im direkten Duell mit unseren "geliebten" Knollenwerfern mit der extravaganten "Stadionordnung".
Lautern liegt bei mir hauchdünn vor Reutlingen, nicht so deutlich wie bei der 11 Freunde, aber auch in dieser Reihenfolge.
Danke!
Solche Aufzählungen sind natürlich immer angreifbar, egal, ob es sich um eine Rangliste der angeblich hundert besten CDs, Filme, Bücher oder sonst was handelt.
Ich schaue mir solche Listen dennoch gerne an, weil ich an das eine oder andere erinnert werde, was mal für mich wichtig war oder - bei Musik, Filmen und Büchern - mal wichtig werden könnte, weil ich es vor dem Lesen der Liste nicht kannte oder vernachlässigt hatte.
Solche Ranglisten wollen naturgemäß eine Diskussion herausfordern,
- um die einzelnen Platzierungen,
- die Spiele, die hinein gehören, aber nicht genannt wurden sowie um
- die Spiele, die nicht hinein gehören, aber dennoch aufgezählt werden.
Das ist ja der Spaß bei diesen Ranglisten.
Ich kann zum Beispiel mit dem Spiel auf Platz 96 (Empor Rostock gegen Vorwärts Berlin) trotz Kurzbeschreibung nicht viel anfangen und frage mich, warum es sich einen Platz unter den ersten 100 verdient haben soll.
Aber - wie gesagt - solche Listen können und wollen nie objektiv sein, sondern sind immer nur mit dem jeweiligen Geschmack derer zu erklären und zu deuten, die diese Liste(n) erstellt haben.
Dass vier Spiele unserer Adler dabei sind, überrascht mich übrigens nicht. Im Gegenteil, die vier genannten Spiele sind - zumindest für den Kenner des (west-) deutschen Fußballs - nach meiner Meinung die Spiele, an denen keiner vorbei kommt, der eine solche Liste erstellt.
Immerhin hat man wegen der geringeren Bedeutung, auf Spiele wie das 6:0 gegen Bayern in der Liga oder das 5:1 n.V. gegen die Bayern im Uefa-Cup verzichtet, wobei das Ligaspiel beispielsweise einen Grabowski zeigte, der mit Eusebio verglichen wurde.
Auch das 4:1 gegen Feynoord Rotterdam, die damals zur europäischen Spitze gehörten, war eine ungeheure Demonstration der einmaligen Fußballkunst der Frankfurter Eintracht.
Selbst das 9:2 gegen Bremen hätte mit direkt verwandelter Ecke von Nickel, dem Hattrick von Borchers und der Auswechslung des entnervten Bremer Keepers Aufnahme in eine solche Liste finden können, wenn - ja wenn - das Spiel an sich für die Saison nicht bedeutungslos gewesen wäre.
Ich könnte jetzt noch von einem 9:0 gegen Lodz berichten und vielen anderen mehr, aber diese Spiele teilen das Schicksal der vorher genannten Spiele.
Vier wichtige Spiele unserer Adler werden genannt. Das ist erfreulich. Aber ich wiederhole es: An denen kommt man wegen Klasse, Bedeutung und/oder Dramatik auch nicht vorbei.
Die Schwäche dieser Reportage liegt für mich vielmehr in den Ungenauigkeiten/Auslassungen. Sicher, da wurde bei den Kurzberichten aus Platzgründen wohl der Rotstift angesetzt. Das Wesentliche wollte man erzählen, um einen Eindruck zu vermitteln, warum dieses Spiel zu den 100 größten gehören soll.
Aber aus Platzgründen verzichtet man dann eben zum Beispiel auf Fjörtofts Übersteiger, der doch unverzichtbar ist, wenn man die Geschichte dieses 5:1 erzählen will oder doch wenigstens das Gefühl beschreiben möchte, das dieses Spiel zu einem der hundert größten macht.
Die Darstellung des Finales unserer Adler gegen Real Madrid ist zudem etwas einseitig, wenn man bedenkt, dass zum - nach Meinung anderer - größten Spiel des vorigen Jahrhunderts zwei Mannschaften gehört haben und die Eintracht keineswegs so chancenlos war, wie es das Ergebnis oder der "11 Freunde"-Kurzbericht glauben machen könnte.
Bevor ihr mich nun für einen missgünstigen Erbsenzähler haltet, zum Ende ein wirklich ins Auge springender Fehler der "11 Freunde"-Redaktion:
Beim Spiel auf Platz 78 (England - Deutschland 6:7 n. E. im Halbfinale der Europameisterschaft 1996) schreibt "11 Freunde" in Anspielung auf Gascoignes Ankündigung vor dem Spiel ("For you Fritz ze Euro iz over!" )und Möllers entscheidenden Elfmeter zum 7:6:
Andreas Möller überwand Torwart Seaman und dachte wohl: "For me, Andy, ze Euro goez on!"
Das dachte Möller mit Sicherheit nicht! Die Europameisterschaft war für Möller mit dem Elfmeterschießen so oder so beendet: Er hatte im Spiel seine zweite gelbe Karte im Turnier erhalten und war somit für das Finale gesperrt.
seh ich genau anders rum, wobei beide Spiele unvergessen bleiben
Die Liste ist natürlich aus deutschem Blickwinkel erstellt. In anderen Ländern fiele dieses Votum anders aus, da hat jede Liga ihre Krimis zu bieten.
Hampden Park wäre aber bei allen dabei.
7 Jahre später kam dann das Deja-vu, das stand ich nämlich auch im H-Block als ein gewisser Klaus A. sein Tor des Jahres schoss, eben auch aus 40 m...
Aber für mich persönlich wird das 5:1 auf ewig unübertroffen bleiben. Die Eintracht war 4 Wochen zuvor mausetot, die Aufholjagd erstreckte sich ja nicht nur auf das letzte Spiel gegen Kaiserslautern. Hinzu kommt der Name des Gegners (Lautern, der ewige, gut bekannte Rivale in guter Verfassung oder Zweitliga-Absteiger Reutlingen, gegen die wir zuvor noch nie ein Heimspiel hatten - das ist schon ein Unterschied!) und die Kulisse (hier 60.000 im alten Waldstadion, dort 27.000 auf einer Baustelle).
Man darf auch nicht vergessen, daß es für die Kartoffeln auch noch um einiges ging (CL-Platz!). Außerdem waren in den Abstiegskampf 4 Mannschaften involviert. Beim Spiel um den Aufstieg ging es nur um uns oder M1.
Und zu guter Letzt: Beim Aufstieg ging es "nur noch" darum, etwas zu sichern, was wir schon in Händen hielten. Gegen Lautern hatten wir jedoch noch garnichts erreicht, und die Wahrscheinlichkeit hierfür war im Vergleich zum Reutlingen-Spiel um ein Vielfaches geringer.
Außerdem hat in einer Saison voller Entbehrungen und Ängsten ein Sieg, zumal in dieser Situation und auf diese Weise, einen anderen Stellenwert als ein Sieg in einer Saison, in der man eine Art Favoritenstellung innehat, trotz etlicher Enttäuschungen.
Der Sieg als solcher war gegen Reutlingen, die ja schon abgestiegen waren, eigentlich eine Normalität. Die Eintracht hatte es nur selbst durch eine Schwächephase noch einmal spannend gemacht, nachdem man zur Halbzeit ja eigentlich schon sicher führte.
Gegen Kaiserslautern hingegen war eigentlich schon der Sieg selbst angesichts der Konstellation und der nominellen Kräfteverhältnisse eine Überraschung - von der Höhe ganz zu schweigen.
Vollste Zustimmung miep!
Ich war zwar beim 6:3 nicht im Stadion (dafür mit Radio gegen Lautern), aber der Unterschied von vor dem Spiel zu nach dem Spiel lässt für mich nur den Schluß zu, daß Lautern das bessere Spiel war. 1999 waren wir vorher 16. und nachher mit viel Dusel 15.
Erinnert euch bitte an die Situation beim Schalkespiel zuvor. Nach 20 min. lagen wir 0:2 zurück. Nur ein Sieg würde uns in die Minimalchance für den Klassenerhalt bringen. Dann kamen wir zurück und geannen mit 3:2. Bergers Einstand gegen Rostock war auch bereits fast wie das vorzeitige Ende.
Dagegen waren wir beim 6:3 vorher 3. - ebenso wie nachher.
Und meine verlorenen Lebensjahre vor dem 5:1 gibt mir keiner mehr zurück:
"Westerthaler! Auf, mach es! Neeeeein! Puh, Fjörtoft zieeeeeeeh! Jetzt schieß! Schieß doch endlich! Was macht der da? NeeeeeiiiiJAAAAAAAAAAAAAA!"