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Die Wiedervereinigung wird am 9. November 18 Jahre alt

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Dirty-Harry schrieb:
Aber die anderen Dinge - frühere DDR und EU sind schon weitere dicke Brocken.

Das stimmt natürlich, aber ich denke mir der Brocken DDR wäre zu stemmen gewesen wenn die Kasse nicht dauernd beliehen worden wäre.
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e34 schrieb:
Wir hatten keine Wiedervereinigung, sondern einen Anschluss. Klingt nach Haarspalterei, hatte aber in bezug auf das Grundgesetzt weitreichende Folgen.
Der Dicke hat es kurzerhand ausgehebelt.
Genaugenommen hat Kohl, mit Blick auf die ursprüngliche Präambel des GG, den grössten Verfassungsbruch begangen, den es geben konnte.


Naja, naja, naja! So einfach kann man das aber auch nicht sehen.

Du spielst wahrscheinlich auf die Nicht-Einlösung des Grundgesetzartikels 146 der alten Fassung  der BRD an. Dieser Artikel sah die Konstituierung einer neuen Verfassung vor,  bei einem Beitritt der ostdeutschen Bundesländer.

Allerdings gab es auch den Artikel 23, der  eine Ausweitung des Grundgesetzes auf die Beitrittsländer vorsieht, die der BRD beitreten wollen. Hierbei muss es nicht zu einer neuen Verfassung kommen.

Dieser Artikel 23 war meines Wissens nach daher aufgenommen worden, weil ja zu Beginn der BRD das Saarland nicht dazu gehörte, sondern erst  unter franz. Protektorat stand. Und um eben einen unproblematischen Beitritt des Saarlandes zu ermöglichen, wurde dieser Artikel damals aufenommen. Nur wurde er eben nach dem Beitritt des Saarlandes 1957 nicht aus dem GG herausgenommen.

Somit hatte der "Dicke" auch 1990 noch die Möglichkeit, einfach den Artikel 23 zur Anwendung zu bringen.

Ob das gut war oder nicht lass ich mal dahin gestellt und ich will den "Dicken" auch um Gottes willen nicht verteidigen aber Verfassungsbruch kann man ihm an der Stelle  nicht unterstellen.


BTW: Interessant wäre es mal, wenn z.B. irgendein afrikanischer Staat erklären würde, dass er nach Artikel 23 des GG der Bundesrepubik Deutschland beitreten will. Verfassungsrechtlich ist das glaube ich nämlich möglich.
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Nordadler_HH_79 schrieb:
e34 schrieb:
Wir hatten keine Wiedervereinigung, sondern einen Anschluss. Klingt nach Haarspalterei, hatte aber in bezug auf das Grundgesetzt weitreichende Folgen.
Der Dicke hat es kurzerhand ausgehebelt.
Genaugenommen hat Kohl, mit Blick auf die ursprüngliche Präambel des GG, den grössten Verfassungsbruch begangen, den es geben konnte.


Naja, naja, naja! So einfach kann man das aber auch nicht sehen.

Du spielst wahrscheinlich auf die Nicht-Einlösung des Grundgesetzartikels 146 der alten Fassung  der BRD an. Dieser Artikel sah die Konstituierung einer neuen Verfassung vor,  bei einem Beitritt der ostdeutschen Bundesländer.

Allerdings gab es auch den Artikel 23, der  eine Ausweitung des Grundgesetzes auf die Beitrittsländer vorsieht, die der BRD beitreten wollen. Hierbei muss es nicht zu einer neuen Verfassung kommen.

Dieser Artikel 23 war meines Wissens nach daher aufgenommen worden, weil ja zu Beginn der BRD das Saarland nicht dazu gehörte, sondern erst  unter franz. Protektorat stand. Und um eben einen unproblematischen Beitritt des Saarlandes zu ermöglichen, wurde dieser Artikel damals aufenommen. Nur wurde er eben nach dem Beitritt des Saarlandes 1957 nicht aus dem GG herausgenommen.

Somit hatte der "Dicke" auch 1990 noch die Möglichkeit, einfach den Artikel 23 zur Anwendung zu bringen.

Ob das gut war oder nicht lass ich mal dahin gestellt und ich will den "Dicken" auch um Gottes willen nicht verteidigen aber Verfassungsbruch kann man ihm an der Stelle  nicht unterstellen.


BTW: Interessant wäre es mal, wenn z.B. irgendein afrikanischer Staat erklären würde, dass er nach Artikel 23 des GG der Bundesrepubik Deutschland beitreten will. Verfassungsrechtlich ist das glaube ich nämlich möglich.  


Danke dir für die Aufklährung.
Sehr gute Erklährung, aber der Art. 23 zeigt aber auch, dass es einige Hintertürchen in unserer "Verfassung" gibt, die gerade in der heutigen Zeit immer häufiger in Anspruch genommen werde,
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Moin,

nur zwei kurze Anmerkungen:

1. Artikel 23 (Beitritt zum Geltungsbereich des Grundgesetzes) wurde nach der Einheit abgeschafft. Der heutige, neue Artikel 23 bezieht sich auf das Verhältnis zur EU und hat inhaltlich mit dem alten Art. 23 nichts mehr zu tun. Daher sind weitere Gebietsvergrößerungen der Bundesrepublik ausgeschlossen.

2. Von einen "Anschluss" im Sinne einer erzwungenen Vereinnahmung kann keine Rede sein. Außerdem ist der Begriff "Anschluss" historisch durch die Annexion Österreichs durch das 3. Reich in seinem Wesen anders besetzt. Darüber hinaus haben die freien Wahlen zur Volkskammer 1990 eine Legitimation für die Vereinigung über den Weg Art. 23 durch die ostdeutsche Bevölkerung ergeben. Schließlich trat die "Allianz für Deutschland" (CDU/DA/DSU) mit nur einem Wahlversprechen an: Vereinigung so schnell wie möglich durch den Art. 23. Der überwältigende Sieg der Allianz bei eben diesen Wahlen ist damit auch Ausdruck des Willens der Bevölkerung.
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Es ist interessant zu wissen, daß in den Geographiebüchern nach dem Krieg die neuen Bundesländer als Mitteldeutschland angegeben wurde (soviel zu Ossi-Wessi).
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Schoppenpetzer schrieb:
Es ist interessant zu wissen, daß in den Geographiebüchern nach dem Krieg die neuen Bundesländer als Mitteldeutschland angegeben wurde (soviel zu Ossi-Wessi).


Wenn ich das so lese, dann denke ich an Meisterschaftsshirts, die verbrannt werden sollten, aber wohl doch noch in den Umlauf kamen...
--

Für mich war es nicht nur die Wiedervereinigung. Im selben Jahr wurde Polen zur Republik, bzw. wurde Polen endlich Polen und nicht mehr Kleinrussland. Es waren also gleich 2 ehemalige sozialistische Staaten, die dann plötzlich "normalisiert" wurden. Echt seltsam wenn ich überlege, dass neben Göttingen damals Grenzgebiet war und dass wir nur ab und zu in den Osten gefahren sind. Ich glaube ich war 1 mal länger als paar Stunden in der ehem. DDR, wenn man die übertriebenen Zwangsaufenthalte an den Grenzen wegdenkt. Ich kann also nur von Polen reden, was aber der ex-DDR sehr viel ähnlicher war als Westdeutschland.
Das einzige was ich damals an Polen so sehr mochte waren die Menschen, denen das Geld scheinbar egal war solange man Spaß haben konnte. Ich meine nun aber eine Kehrtwendung zu sehen, schließlich muss man sich ja die Markenklamotten an die man nun dran kommt ja irgendwie leisten. Ich meine sogar, dass das von Jahr zu Jahr schlimmer wird und die Einstellung der Leute auch nicht mehr so locker und lebensfroh ist wie damals. Denen ging es richtig mies, es war ihnen aber nicht anzumerken.

Ansonsten kann ich in der Wiedervereinigung nix negatives sehen.
Schlecht finde ich, dass wir bis jetzt immer noch einen riesen Unterschied Osten/Westen haben. Verdienste,Infrastruktur etc. Wie groß die Unterschiede doch noch sind, merkt man spätestens bei den Wahlen... aber wird da wirklich was dagegen getan um ein einheitliches Deutschland zu haben oder bleibt der Osten immer der Osten?
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JayG2k1 schrieb:
Schoppenpetzer schrieb:
Es ist interessant zu wissen, daß in den Geographiebüchern nach dem Krieg die neuen Bundesländer als Mitteldeutschland angegeben wurde (soviel zu Ossi-Wessi).


Wenn ich das so lese, dann denke ich an Meisterschaftsshirts, die verbrannt werden sollten, aber wohl doch noch in den Umlauf kamen...
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Für mich war es nicht nur die Wiedervereinigung. Im selben Jahr wurde Polen zur Republik, bzw. wurde Polen endlich Polen und nicht mehr Kleinrussland. Es waren also gleich 2 ehemalige sozialistische Staaten, die dann plötzlich "normalisiert" wurden. Echt seltsam wenn ich überlege, dass neben Göttingen damals Grenzgebiet war und dass wir nur ab und zu in den Osten gefahren sind. Ich glaube ich war 1 mal länger als paar Stunden in der ehem. DDR, wenn man die übertriebenen Zwangsaufenthalte an den Grenzen wegdenkt. Ich kann also nur von Polen reden, was aber der ex-DDR sehr viel ähnlicher war als Westdeutschland.
Das einzige was ich damals an Polen so sehr mochte waren die Menschen, denen das Geld scheinbar egal war solange man Spaß haben konnte. Ich meine nun aber eine Kehrtwendung zu sehen, schließlich muss man sich ja die Markenklamotten an die man nun dran kommt ja irgendwie leisten. Ich meine sogar, dass das von Jahr zu Jahr schlimmer wird und die Einstellung der Leute auch nicht mehr so locker und lebensfroh ist wie damals. Denen ging es richtig mies, es war ihnen aber nicht anzumerken.

Ansonsten kann ich in der Wiedervereinigung nix negatives sehen.
Schlecht finde ich, dass wir bis jetzt immer noch einen riesen Unterschied Osten/Westen haben. Verdienste,Infrastruktur etc. Wie groß die Unterschiede doch noch sind, merkt man spätestens bei den Wahlen... aber wird da wirklich was dagegen getan um ein einheitliches Deutschland zu haben oder bleibt der Osten immer der Osten?  



ein schwager meines neffen meinte: früher konnte man bei gewissen damen in polen, die so am strassenrand standen für günstig geld viel leistung erhalten und heute verlangen diese damen "apothekerpreise" und die leistung würde auch nicht mehr stimmen

wer kann von seinen erfahrungen berichten???
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Schoppenpetzer schrieb:
Es ist interessant zu wissen, daß in den Geographiebüchern nach dem Krieg die neuen Bundesländer als Mitteldeutschland angegeben wurde (soviel zu Ossi-Wessi).


Tja, weil Ostdeutschland "Ostpreußen" etc. war...  

Nochmal zum Thema Mauerfall, ich war zu dem Zeitpunkt erst 3 Jahre alt, aber immer wenn ich die Geschichte um den Mauerfall, die Gesichter der Menschen nach diesem etc. sehe, dann krieg ich Gänsehaut und hab Tränen in den Augen.

Warum ist da die Frage...

Weil der Mut der Menschen, der Kampf um Freiheit Erfolg hatte, und das am Ende auf friedlichem Weg, nachdem jahrelang so viele Menschen den Kampf um die Freiheit mit dem Leben bezahlt haben.

Die Wiedervereinigung im Jahr danach (ich finde den 3.10. übrigens als Nationalfeiertag sinnlos, eher den 9.11. , wo auch Ausrufung der Republik 1918 war, leider aber auch die Pogromnacht) kam an sich für die Umstellung zu schnell, es wurden damals zu viele Fehler gemacht, die heute zu fast allen Problemen geführt haben, die es im Osten unseres Landes gibt.

Nur eins muss ich den Politikern gut heißen, kein Politiker der Welt hatte das Wissen, wie man ein anderes System und anderes Land in sein eigenes eingliedert.

Oder?

Ich bin mal gespannt, was passiert, wenn evtl. mal Nordkorea und Südkorea vereint werden würden, die können sich dann mal erkundigen, wie man es vllt. nicht machen sollte  
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@ captain.jack.sparrow

Tut mir leid, ich geh immer nach Tschechien, kann dir also nicht helfen...



,-)
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Ich muß sagen, wenn ich heute die Bilder von der Wiedervereinigung sehe, bekomme ich noch immer eine Gänsehaut.
Die Einheit Deutschland´s war und ist eine der schönsten und größten Leistungen in der Geschichte, den es war eine friedliche Revolution von den Menschen für die Menschen. Dies sollten wir alle nicht vergessen, auch wenn im Anschluss, es sicherlich viele Probleme gegeben hat bzw. Probleme gibt.

@captain.jack.sparrow: Depp
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NDA schrieb:
Ich muß sagen, wenn ich heute die Bilder von der Wiedervereinigung sehe, bekomme ich noch immer eine Gänsehaut.
Die Einheit Deutschland´s war und ist eine der schönsten und größten Leistungen in der Geschichte, den es war eine friedliche Revolution von den Menschen für die Menschen. Dies sollten wir alle nicht vergessen, auch wenn im Anschluss, es sicherlich viele Probleme gegeben hat bzw. Probleme gibt.

@captain.jack.sparrow: Depp



wenn schon, dann forumsdepp...da besteh ich drauf ,-)
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SGE_Werner schrieb:

Die Wiedervereinigung im Jahr danach [...] kam an sich für die Umstellung zu schnell, es wurden damals zu viele Fehler gemacht, die heute zu fast allen Problemen geführt haben, die es im Osten unseres Landes gibt.


Mit Sicherheit sind einige Fehler im Vereinigungsprozess gemacht worden (Wechselkurs, Rentenkassen, Treuhand, Einschätzung über die reale Leistungsfähigkeit der Ostdeutschen Wirtschaft etc.), aber für fast alle Probleme in Ostdeutschland sind immer noch SED und ihr Unterdrückungsapparat verantwortlich. Das Land war finanzpolitisch ruiniert, ökonomisch durch die Planwirtschaft runtergewirtschaftet, von technologischer Innovation kaum noch etwas zu sehen und den Menschen das eigenständige Denken konsequent aberzogen. Der Zustand von Infrastruktur und Umwelt war auf einem Niveau, was man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann: Marode Straßen, Telefon nur für jeden 20. Bürger, Giftiger Regen in Bitterfeld, ungefilterte Braunkohleverfeuerung, Wohnungsnot, riesiger Sanierungsstau bei Altbauten usw.. Auch wenn man die o.g. Vereinigungsumstände nicht undifferenziert bejubeln sollte, darf man hier nicht Ursache und Wirkung verwechseln.
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Adler_Kiel schrieb:
SGE_Werner schrieb:

Die Wiedervereinigung im Jahr danach [...] kam an sich für die Umstellung zu schnell, es wurden damals zu viele Fehler gemacht, die heute zu fast allen Problemen geführt haben, die es im Osten unseres Landes gibt.


Mit Sicherheit sind einige Fehler im Vereinigungsprozess gemacht worden (Wechselkurs, Rentenkassen, Treuhand, Einschätzung über die reale Leistungsfähigkeit der Ostdeutschen Wirtschaft etc.), aber für fast alle Probleme in Ostdeutschland sind immer noch SED und ihr Unterdrückungsapparat verantwortlich. Das Land war finanzpolitisch ruiniert, ökonomisch durch die Planwirtschaft runtergewirtschaftet, von technologischer Innovation kaum noch etwas zu sehen und den Menschen das eigenständige Denken konsequent aberzogen. Der Zustand von Infrastruktur und Umwelt war auf einem Niveau, was man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann: Marode Straßen, Telefon nur für jeden 20. Bürger, Giftiger Regen in Bitterfeld, ungefilterte Braunkohleverfeuerung, Wohnungsnot, riesiger Sanierungsstau bei Altbauten usw.. Auch wenn man die o.g. Vereinigungsumstände nicht undifferenziert bejubeln sollte, darf man hier nicht Ursache und Wirkung verwechseln.

Die Fehler sind ja alle schön und gut, aber trotzdem hat der Bestechungskanzler Kohl die neuen Bundesländer direkt an die Wand gefahren, denn trotz maroder Zustände gab es da immer noch Firmen die gearbeitet haben, nach der Wiedervereinigung dank der Ausverkaufspolitik des Schmiergeld kassierenden Kohls arbeitete dann kaum noch eine Firma. Dafür durfte dann der Staat umso tiefer in die Tasche greifen, denn der durfte den Ausverkauf finanzieren, wurden die verkauften Firmen von den neuen Besitzern nur als Abschreibungsobjekte genutzt (1 Euro gezahlt, Millionen vom Staat kassiert).


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