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BPJM sperrt Blog über Magersucht

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Verschiedene Onlinemedien berichten heute darüber, das die BPJM  (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) im Dezember einen Blog gesperrt hat, in dem es um Magersucht geht.  Der Blog wurde von einer an dieser Krankheit erkrankten Person betrieben, die zu der sog "Pro-Ana-Szene" gehört.  In diesen Kreisen, wird Magersucht/Anorexia nervosa als Schönheitsideal dargestellt.
http://www.tagesspiegel.de/medien-news/;art15532,2713848

Haltet ihr es für einen Eingriff in die Meinungsfreiheit, oder gar Zensur. (So wird dies teilweise in Bloggerkreisen verstanden.)

Oder ist es ein sinnvoller Eingriff des BPJM um Minderjährige vor einer Beeinflußung zu schützen?   M.W. nach ist es der erste in Deutschland indizierte Blog.  
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der Staat hat auch die Verpflichtung Menschen vor Schaden zu bewahren und tut dies in dem er einen jungendgefährdenden Inhalt zensiert, m.E. eine gute Sache aber im Internetzeiten wohl kaum erfolgreich, da der sofort neu entstehen wird
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Nachtrag:

Hier nochmal ein Link, der auch zu anderen Blogs verlinkt und die Diskussion beleuchtet.
http://www.golem.de/0901/64780.html
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Hab mal einen Artikel über diese Pro-Ana Szene gelesen und mir diese Seiten angeschaut. Schrecklich wie da eine lebensgefährliche Krankheit als freie Lebensentfaltung propagiert wird. M.E. absolut richtig dort einzugreifen. Wo junge Mädchen angehalten werden sich "tot zuhungern und zu -kotzen" hört Meinungsfreiheit ganz klar auf. Es sollten alle diese Seiten geschlossen werden, vielleicht sogar strafrechtlich gegen die Betreiber vorgegangen werden. Das grenzt ja an "Aufruf zum Selbstmord"!  
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Ja, ganz böse Zensur, typisch Unrechtsstaat.
Einfach nicht zuzulassen, dass beeinflussbaren jungen Menschen lebensgefährliche und dringend behandlungsbedürftige Krankheiten als erstrebenswertes Lebensziel dargestellt werden.

Aber gut, gibt auch Menschen, die ernsthaft Kinderpornographieverbote als Zensur betrachten, gibt für jeden bescheuerten und kriminellen Mist Bekloppte die das als Meinungs-/Lebensfreiheit proklamieren...
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Man könnte auch aus irgedwelchen Gründen (z. B. "Rettet die Wale"/obwohl ich das Motiv gut finde!) junge Leute zum Hungerstreik ermuntern. Die sterben dann.

Deshalb wäre es dann ebenfalls sinnvoll, die Homepage dichtzumachen.

Der Staat hat hier eine Fürsorgepflicht. Das Leben ist in diesem speziellen  Fall das höhere Gut als die Meinungsfreiheit.
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Ich finde die Überschrift falsch..
Das ist kein blog über Magersucht, sondern einer zur Verherrlichung derselben.
Da ermuntern sich meist junge Mädchen geradezu dazu sich tot zu hungern.
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http://www.emma.de/tipps_kotzen_2008_2.html

Coole Tipps zum Kotzen
Sie heißen "Blacksouls" oder "Glaskinder". In so genannten Pro-Ana-Foren konkurrieren sie um den niedrigsten BMI und liefern sich "Thinspiration". So manche überlebt es nicht.
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Pro Anas sind Magersüchtige, die ihre Krankheit als etwas Positives begreifen. Sie streben einen perfekten Körper an, der so dünn ist, dass er kaum mehr die Kraft für Herzschläge hat. „Ana till the End“, lautet ihr Ziel – Ana bis zum Tod. Auf dem Weg dahin unterstützen sich die Pro-Anas, immer weniger zu essen, geben sich Tipps zum richtigen Kotzen oder ordern in Sammelbestellungen verbotene Diätpillen aus den USA – das alles in ihren passwortgeschützten Internetforen.
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Marie ist 18 Jahre alt und Mitglied in dem Forum „Glaskinder“. Dort schreibt sie unter einem Pseudonym, das sie nicht verraten möchte. Der Name ist eine Anlehnung an das größte deutsche Pro-Ana-Forum, das inzwischen dicht gemacht hat, weil es zu bekannt geworden war und nicht mehr nur Mädchen, sondern auch Journalisten danach suchten: die Spiegelkinder. Auch Marie war vor drei Jahren – mit 15! – dort mal für einige Wochen Mitglied, bis sie rausgeworfen wurde, weil sie sich geweigert hatte, im Forum über ihre Kindheit, die Vergewaltigungen durch ihren Stiefvater und die Prügel von ihrer Mutter zu berichten. „Damals konnte ich das halt noch nicht“, schreibt sie in einem Chatprogramm.
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Telefonieren oder sich gar im echten Leben treffen, das will die 18-Jährige nicht. Warum sie überhaupt hilft und für diesen Artikel Einblicke ins Forumsleben gewährt? Sie weiß es nicht genau. Es ist ein bisschen von allem: Sie kokettiert mit der Krankheit und den krassen Regeln, die sie befolgt und ist stolz, dabei zu sein. Aber noch etwas anderes treibt sie um: Sie hat neulich eine Schwester im Geiste verloren. Ein Mädchen aus Spiegelkind-Zeiten ist gestorben, mit 19, an Magersucht.

Das Mädchen nannte sich „Mondlicht“. Immer lag es im forumsinternen Wettbewerb um den niedrigsten BMI ungeschlagen vorn. Sie war 1,78 Meter groß und wog 42 Kilogramm. Ihr BMI: 13,26. Medizinisch gesehen war „Mondlicht“ schon vor drei Jahren eine Todeskandidatin. Ab einem BMI von 18 beginnt man von Untergewicht zu sprechen, spätestens ab einem BMI von 15 wird es lebensgefährlich. Und selbst für die, die sich behandeln lassen, sind die Heilungschancen gering. Eine Studie der Universität Heidelberg hat ergeben, dass nur die Hälfte der an Magersucht erkrankten Menschen vollständig geheilt werden kann.

Doch von der Ana-Gemeinde gab es immer Anerkennung. „Wow, tolles Gewicht“, lobte ein anderes Mitglied. Nur „Mondlicht“ selbst war noch nicht zufrieden. Sie klagte. Wenn sie morgens nach dem Aufstehen vor ihren ovalen Spiegel trete, der über Seelenheil oder Todessehnsucht entscheidet, dann zittere sie immer vor Anspannung. Meistens packe sie letzteres Gefühl. Sie sehe nur: Fett!
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FredSchaub schrieb:
der Staat hat auch die Verpflichtung Menschen vor Schaden zu bewahren und tut dies in dem er einen jungendgefährdenden Inhalt zensiert, m.E. eine gute Sache aber im Internetzeiten wohl kaum erfolgreich, da der sofort neu entstehen wird

Was bin ich froh, daß Alkohol und Nikotin gesundheitsfördernd sind!
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Nö, find ich vernünftig. Aber nur einen Blog? Pro-Ana-Seiten gibt es en Masse.

Das ist dermaßen krank. Die Leute gehören in Therapie.
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Bauknecht schrieb:

Was bin ich froh, daß Alkohol und Nikotin gesundheitsfördernd sind!

Aber Du hast schon mitbekommen, dass die Leute neuerdings alle auf der Gass´stehen zum Rauchen? Da wurde nämlich ein weitreichendes Rauchverbot erlassen.
Und was die Jugendlichen betrifft: es gibt in jedem Geschäft Schilder auf denen darauf hingewiesen wird, dass es verboten ist Alkohl + Tabak an Menschen unter 18 Jahren abzugeben.

Außerdem sind diese Pro-Anan-Foren eigentlich solche die den Selbstmord propagieren + dazu junge Frauen als Ansprechpartner haben..
Ich sehe das so viel Ähnlichkeiten mit dem "normalen" Konsum von Tabak, weichen Drogen und Alkohol nicht..  

Und die sind verboten, manche nur für Jugendliche, mache für alle.
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SGE_Werner schrieb:

Das ist dermaßen krank. Die Leute gehören in Therapie.
Vor langer Zeit befind ich mich einmal in einer Reha und nebenan waren magersüchtige bzw. an Bullemie erkrankte Mädchen stationiert. Sie durften weder nach draussen, noch auf den Balkon, weder Radion hören noch TV sehen, sie durften nur zu bestimmten Zeiten sich untereinander unterhalten und mussten täglich neben den normalen 3 Mahlzeiten noch 3 Shakes mit einigen an kcal zu sich nehmen. Nicht selten nahmen die Mädels in 3 Monaten Aufenthalt nur 1-2 Kilo zu. Einmal in der Woche befanden sie sich in unserem Billardraum, da konnten wir sie auch kurz ansprechen. Was wir dort zu hören bekamen war schon echt erschreckend. Da verbag sich so mach grauenvolles Schicksal dahinter. Aber viele verweigerten auch Nahrung wegen "gewisser Schönheitsideale". Diese Mädels versteh ich bis heuer nicht. Auch diese Pro-Ana Seiten nicht. Man kann sie zensieren aber im Zeitalter des Internetzes hat man keine Chance, hat man eine Seite dicht gemacht öffnet wenig später eine neue Seite.
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Meine Ex-Freundin ist seit fast 20 Jahren magersüchtig.

Sie hechelt keinem Ideal hinterher sondern protestiert damit gegen ihren Vater, glaub ich. Unzählige Therapieveruche gemacht - nichts schlägt richtig an. Ein Jammer...

Aber ein anderes Thema als sich bewußt totzuhungern... irgendwie merkwürdig...

Ist das eigentlich nur bei uns so verbreitet? Wie sieht es in anderen Ländern aus?
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Da ist es genau so nur wird teilweise intensver das agnze angegangen.
Auch Jungen leiden unter Magersucht.

Hab da etwas von einm Schüler gefunden, er bekam dafür 13 points. Etwas alt aber noch sehr interessant.

Thema:Essstörungen
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Krank !!! Aber im wahrsten Sinne des Wortes...  
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Zur Erinnerung: Die Eingangsfragen waren

Eintrachttrikot schrieb:
Haltet ihr es für einen Eingriff in die Meinungsfreiheit, oder gar Zensur. (So wird dies teilweise in Bloggerkreisen verstanden.)

Oder ist es ein sinnvoller Eingriff des BPJM um Minderjährige vor einer Beeinflußung zu schützen?   M.W. nach ist es der erste in Deutschland indizierte Blog.    


Also nicht die Frage, ob Magersucht einer Behandlung bedarf, ob Magersüchtige, die sich gegenseitig hochputschen, kranker sind als andere und was man dagegen tun könnte.

Sondern:
Ist es sinnvoll, wenn der Staat einen Blog sperrt?
Werden Minderjährige vor einer Beeinflussung geschützt, wenn der Staat einen Blog sperrt?
Stellt das Sperren eines Blogs durch den Staat einen Eingriff in die Meinungsfreiheit dar?
Kann man diesen Eingriff als Zensur bezeichnen?

Nein. Nein. Ja. Ja.

Wenn man Leuten verbietet, über ein bestimmtes Thema zu reden, wird das Thema zum Tabuthema. Der zugrunde liegende Sachverhalt verschwindet dennoch nicht aus der Welt. Wenn kleine Kinder glauben, dass sie unsichtbar werden, wenn sie sich die Augen zu halten, ist das ok, gehört zu ihrer Entwicklung. Wenn erwachsene Leute, schlimmer noch, politische Repräsentanten das als sinnvolle Maßnahme ausgeben, dann sind sie entweder verrückt oder krank oder böse oder alles zusammen.

Der Staat könnte auch gleich ein Verbot der Magersucht erlassen. Dann wäre sicherlich sogleich niemand mehr davon betroffen. Überhaupt heilt der Staat ja gerne per Gesetz, er definiert eine Krankheit um, schwupps, schon gibt es sie nicht mehr.

Die Botschaft ist wohl: Verbot statt Hilfe. Zensur ist kostengünstiger.
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Sinnvolles Verbot, ohne jeden Zweifel!
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Darmstaedter_Adler schrieb:
Sinnvolles Verbot, ohne jeden Zweifel!


Du bist also pro Ana
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@HE
Du würdest also Selbstmordsekten auch nicht verbieten?
Aus meiner Sicht ist der Staat hier in der Pflicht Menschen vor diesem schädlichen Einfluss zu schützen.
Bist du denn der Meinung, dass die Meinungsfreiheit gar keine Grenzen hat?
Warum du behauptest, da könne man ja auch gleich die Magersucht als solche verbieten, erschließt sich mir jedenfalls nicht. Könntest du das bitte nochmal erklären?
Wenn Verbote der Hilfe für betroffene junge Menschen vorgezogen werden, wäre das allerdings der falsche Weg. Da gebe ich dir recht.
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HibernianEagle schrieb:
Darmstaedter_Adler schrieb:
Sinnvolles Verbot, ohne jeden Zweifel!


Du bist also pro Ana


Ähm, ne. Genau im Gegenteil.... Hab ich was falsch gelesen?  


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