Julius Nyerere wurde 1962 Staatspraesident und war das bis 1985. Er wurde durch freie Wahlen Praesident. Meine Frage ist nun, ob er danach alle 5 Jahre demokratisch und wirklich wiedergewaehlt wurde (so wie es bei Wikipedia ueber die Staatsform Tansanias steht) oder ob er ein "Diktator" war. Vielleicht kennt sich ja einer von euch damit aus. Danke!
Ich bin da kein Experte für das tansanische Politikwesen.
"Demokratisch wiedergewählt" und Diktator schließen sich dort jedenfalls nicht aus. "Demokratisch wiedergewählt" ist Auslegungssache. Wenn der Diktator sagt, er ist demokratisch wieder gewählt worden, wird es ja wohl so stimmen. Er ist ja der Diktator.
Wahlen laufen da auch ein wenig anders ab, als wir es so gewohnt sind. Da gibt es eindeutige Empfehlungen, wenig freie politsche Willensbildung, und es wird "schlampig" ausgezählt. Man kann dort beliebig oft demokratisch wieder gewählt werden, wenn man da Diktator ist und Armee und Polizei im Griff hat.
Naja, soviel ich weiß hatte Tansania unter Nyerere ein Einparteiensystem. Setzt man also westliche Vorstellungen von einer Demokratie, die vor allem auf pluralistischen Wahlen basiert, voraus, war Tansania sicherlich keine Demokratie. Und trotzdem hatte er sich für eine Art "demokratischen Sozialismus" eingesetzt und kann sicherlich nicht in eine Reihe mit den zahlreichen grausamen und korrupten Diktatoren Afrikas gestellt werden. Auch klebte er am Ende seiner Amtszeit nicht am Sessel wie andere seiner "Zunft". Sein Land war stabil und er war beliebt. Die Armut und die ökonomischen Probleme konnte er allerdings nicht lösen.
yeboah1981 schrieb: Naja, soviel ich weiß hatte Tansania unter Nyerere ein Einparteiensystem. Setzt man also westliche Vorstellungen von einer Demokratie, die vor allem auf pluralistischen Wahlen basiert, voraus, war Tansania sicherlich keine Demokratie. Und trotzdem hatte er sich für eine Art "demokratischen Sozialismus" eingesetzt und kann sicherlich nicht in eine Reihe mit den zahlreichen grausamen und korrupten Diktatoren Afrikas gestellt werden. Auch klebte er am Ende seiner Amtszeit nicht am Sessel wie andere seiner "Zunft". Sein Land war stabil und er war beliebt. Die Armut und die ökonomischen Probleme konnte er allerdings nicht lösen.
ok. danke. Mittlerweile gibt es auch freie Wahlen. Die Parteien wechseln sich ab.
Ich denk mal, im Endeffekt ist hier, wie so oft bei solchen Staaten, die Frage nach Demokratie oder Nicht-Demokratie ohne Demokratiedefinition schwer zu beantworten. Da muss erst geklärt werden, ob man freie, gleiche Wahlen als entscheidenden Punkt ansieht oder ob man auch "weichere" Faktoren wie Menschenrechtsverletzungen, "gelebte" Demokratie also der Mitwirkungsmöglichkeiten einer Zivilgesellschaft etc. miteinbezieht. In letzten Fall würde Tansana in diesem Zeitraum dann eben "besser" abschneiden.
yeboah1981 schrieb: Ich denk mal, im Endeffekt ist hier, wie so oft bei solchen Staaten, die Frage nach Demokratie oder Nicht-Demokratie ohne Demokratiedefinition schwer zu beantworten. Da muss erst geklärt werden, ob man freie, gleiche Wahlen als entscheidenden Punkt ansieht oder ob man auch "weichere" Faktoren wie Menschenrechtsverletzungen, "gelebte" Demokratie also der Mitwirkungsmöglichkeiten einer Zivilgesellschaft etc. miteinbezieht. In letzten Fall würde Tansana in diesem Zeitraum dann eben "besser" abschneiden.
Danke!
"Demokratisch wiedergewählt" und Diktator schließen sich dort jedenfalls nicht aus. "Demokratisch wiedergewählt" ist Auslegungssache. Wenn der Diktator sagt, er ist demokratisch wieder gewählt worden, wird es ja wohl so stimmen. Er ist ja der Diktator.
Wahlen laufen da auch ein wenig anders ab, als wir es so gewohnt sind. Da gibt es eindeutige Empfehlungen, wenig freie politsche Willensbildung, und es wird "schlampig" ausgezählt. Man kann dort beliebig oft demokratisch wieder gewählt werden, wenn man da Diktator ist und Armee und Polizei im Griff hat.
ok. danke. Mittlerweile gibt es auch freie Wahlen. Die Parteien wechseln sich ab.
In letzten Fall würde Tansana in diesem Zeitraum dann eben "besser" abschneiden.
Stichwort "defekte Demokratie"