Eintracht-Trainer Willi Reimann gibt sich abgeklärt und siegessicher
FRANKFURT. Am Reißbrett, diesen Eindruck vermittelte Willi Reimann auf der gestrigen Pressekonferenz in der "Licher Lounge" am Waldstadion, hat die Eintracht das heutige große Aufstiegskampf-Derby in der Zweiten Fußball-Bundesliga beim FSV Mainz 05 bereits gewonnen. Der Frankfurter Trainer vermittelte den üblichen unnahbar-siegessicheren Eindruck.
Die zu erwartende Hexenkessel-Atmosphäre im neuen Bruchwegstadion schreckt den 54-Jährigen schon mal überhaupt nicht. "Wir haben Spieler mit großer Erfahrung", erklärte Reimann überlegen lächelnd. "Und außerdem sollten wir die Kirche mal im Dorf lassen, so groß ist die Kulisse in Mainz nun auch wieder nicht, die Zuschauerzahl hält sich sich ja in Grenzen. Da bekommt von uns keiner weiche Knie." Die Mainzer dagegen seien beim Hinspiel mit "wackligen Knien" nach Frankfurt gekommen. "Da haben wir hoch verdient gewonnen. Der Mainzer Trainer war total enttäuscht von seiner Mannschaft. Das wird uns nicht passieren."
Angeblich hat 05-Trainer Jürgen Klopp angekündigt, seine Mannschaft werde gegen die Eintracht taktisch anders auftreten als gewohnt. "Auch damit kann uns niemand überraschen", so Reimann. "Wir haben die Mainzer oft genug beobachtet und alles ausgewertet. Sie werden engagiert zu Werke gehen, aber wir haben eine gute Chance, dort zu gewinnen. Wir sind auf jedes taktische Detail sehr gut vorbereitet." Vor der Mannschaftsbesprechung wird der Trainer seinen Profis noch einen Video-Zusammenschnitt zeigen. "Ecken und lange Einwürfe auf den kurzen Pfosten mit Verlängerung, Freistöße, Abwehrverhalten, Mittelfeldaufteilung, einige Tore der Mainzer", erklärte Reimann. "Natürlich werden wir auch einige Gegentore, die die Mainzer bekommen haben, zeigen. Damit meine Spieler wissen, wie das geht." Und wieder schlich sich auf Reimanns Gesicht dieses schwer zu deutende Grinsen. "Und dazu werden wir noch einige der sehr schönen Szenen aus dem Hinspiel zeigen."
Reimann kündigte an, in Mainz nicht taktieren zu wollen. "Eine Unentschieden- Taktik kann es in so einem Spiel nicht geben. Dazu sind beide Mannschaften zu kampf-und zu offensivstark. Wir spielen auf Sieg." Und der Sieger dieser "wichtigen Partie" habe danach durchaus "einen großen Vorteil" im Aufstiegskampf.
Über die Aufstellung mochte Reimann "natürlich" nichts verraten. "Das macht der Kollege in Mainz auch nicht." Offene Positionen gibt es aber nur deren zwei: Um einen Platz im Mittelfeld balgen sich Rechtsfuß Albert Streit und Linksfuß Henning Bürger, im Sturm fällt die Entscheidung zwischen U 21-Nationalspieler Jermaine Jones und dem polnischen Nationalspieler Pawel Kryszalowicz. Streit hat den Vorteil, im Hinspiel gegen Marco Rose eine überragende erste Halbzeit gespielt zu haben; Bürger ist in der Defensive stärker, disziplinierter. Kryszalowicz ist der deutlich routiniertere, Jones der schnellere und einsatzfreudigere Stürmer. · Angesprochen wurde Willi Reimann noch auf seine Drohgebärden gegenüber dem Vorstand. Derzeit verspürt der Trainer wenig Lust, Verhandlungen zu führen wegen seiner (im Verein nicht unumstrittenen) Weiterbeschäftigung. "Es herrscht eine solche Unruhe und Uneinigkeit im Vorstand, dass ich meinen Entschluss von den Personalentscheidungen in der Führungsetage abhängig mache", wurde Reimann im "kicker" zitiert. Der Eintracht-Coach tat das ab als die übliche Aufbauschtaktik der Medienschaffenden. "Um mich geht es doch gar nicht. Ich bin doch nur ein ganz kleines Rädchen bei der Eintracht." Und wieder dieses Grinsen.
Jürgen Neppe, Aufsichtsratsvorsitzender, hat den Trainer längst heftig gerügt. Die Eintracht sei noch längst nicht "Rhein Main Reimann", der Trainer werde auf keinen Fall den Manager seiner Wahl bekommen. Reimann setzt sich bekanntlich für seinen einstigen Pauli-Weggefährten Stephan Beutel ein. Neppe dagegen ließ verlauten, "eine Persönlichkeit des deutschen Fußballs" stehe bereit, im Falle des Aufstiegs den Managerposten zu übernehmen. Insgesamt, sagte Neppe in der "Frankfurter Rundschau", gehe es im Klub derzeit ausgesprochen harmonisch zu. Reimanns Äußerungen seien nicht nachvollziehbar, "aber als Trainer ist er auch nicht in alle Pläne involviert".
Was natürlich auch eine Attacke ist, denn Reimann fungiert bekanntlich bei der Eintracht auch noch als Teilzeit- Manager. Wobei viele Spieler auf diesem Gebiet ein großes Vakuum beklagen. Nicht nur Kapitän Jens Keller vermisst die Fortführung der vor drei, vier Wochen begonnenen Vertragsverhandlungen.
Reinhard Rehberg
Carsten Knoop, Eintracht- Pressereferent, wertet es als "gutes Omen", dass am Samstag die Frankfurter Sportpresse eine Mainzer Journalisten-Auswahl in Kelkheim 7:3 geschlagen hat. Anzumerken ist: Die beiden routinierten MRZ-Ballkünstler fehlten (wegen Überschreitung des Gewichtslimits).
Eintracht-Trainer Willi Reimann gibt sich abgeklärt und siegessicher
FRANKFURT. Am Reißbrett, diesen Eindruck vermittelte Willi Reimann auf der gestrigen Pressekonferenz in der "Licher Lounge" am Waldstadion, hat die Eintracht das heutige große Aufstiegskampf-Derby in der Zweiten Fußball-Bundesliga beim FSV Mainz 05 bereits gewonnen. Der Frankfurter Trainer vermittelte den üblichen unnahbar-siegessicheren Eindruck.
Die zu erwartende Hexenkessel-Atmosphäre im neuen Bruchwegstadion schreckt den 54-Jährigen schon mal überhaupt nicht. "Wir haben Spieler mit großer Erfahrung", erklärte Reimann überlegen lächelnd. "Und außerdem sollten wir die Kirche mal im Dorf lassen, so groß ist die Kulisse in Mainz nun auch wieder nicht, die Zuschauerzahl hält sich sich ja in Grenzen. Da bekommt von uns keiner weiche Knie." Die Mainzer dagegen seien beim Hinspiel mit "wackligen Knien" nach Frankfurt gekommen. "Da haben wir hoch verdient gewonnen. Der Mainzer Trainer war total enttäuscht von seiner Mannschaft. Das wird uns nicht passieren."
Angeblich hat 05-Trainer Jürgen Klopp angekündigt, seine Mannschaft werde gegen die Eintracht taktisch anders auftreten als gewohnt. "Auch damit kann uns niemand überraschen", so Reimann. "Wir haben die Mainzer oft genug beobachtet und alles ausgewertet. Sie werden engagiert zu Werke gehen, aber wir haben eine gute Chance, dort zu gewinnen. Wir sind auf jedes taktische Detail sehr gut vorbereitet." Vor der Mannschaftsbesprechung wird der Trainer seinen Profis noch einen Video-Zusammenschnitt zeigen. "Ecken und lange Einwürfe auf den kurzen Pfosten mit Verlängerung, Freistöße, Abwehrverhalten, Mittelfeldaufteilung, einige Tore der Mainzer", erklärte Reimann. "Natürlich werden wir auch einige Gegentore, die die Mainzer bekommen haben, zeigen. Damit meine Spieler wissen, wie das geht." Und wieder schlich sich auf Reimanns Gesicht dieses schwer zu deutende Grinsen. "Und dazu werden wir noch einige der sehr schönen Szenen aus dem Hinspiel zeigen."
Reimann kündigte an, in Mainz nicht taktieren zu wollen. "Eine Unentschieden- Taktik kann es in so einem Spiel nicht geben. Dazu sind beide Mannschaften zu kampf-und zu offensivstark. Wir spielen auf Sieg." Und der Sieger dieser "wichtigen Partie" habe danach durchaus "einen großen Vorteil" im Aufstiegskampf.
Über die Aufstellung mochte Reimann "natürlich" nichts verraten. "Das macht der Kollege in Mainz auch nicht." Offene Positionen gibt es aber nur deren zwei: Um einen Platz im Mittelfeld balgen sich Rechtsfuß Albert Streit und Linksfuß Henning Bürger, im Sturm fällt die Entscheidung zwischen U 21-Nationalspieler Jermaine Jones und dem polnischen Nationalspieler Pawel Kryszalowicz. Streit hat den Vorteil, im Hinspiel gegen Marco Rose eine überragende erste Halbzeit gespielt zu haben; Bürger ist in der Defensive stärker, disziplinierter. Kryszalowicz ist der deutlich routiniertere, Jones der schnellere und einsatzfreudigere Stürmer. · Angesprochen wurde Willi Reimann noch auf seine Drohgebärden gegenüber dem Vorstand. Derzeit verspürt der Trainer wenig Lust, Verhandlungen zu führen wegen seiner (im Verein nicht unumstrittenen) Weiterbeschäftigung. "Es herrscht eine solche Unruhe und Uneinigkeit im Vorstand, dass ich meinen Entschluss von den Personalentscheidungen in der Führungsetage abhängig mache", wurde Reimann im "kicker" zitiert. Der Eintracht-Coach tat das ab als die übliche Aufbauschtaktik der Medienschaffenden. "Um mich geht es doch gar nicht. Ich bin doch nur ein ganz kleines Rädchen bei der Eintracht." Und wieder dieses Grinsen.
Jürgen Neppe, Aufsichtsratsvorsitzender, hat den Trainer längst heftig gerügt. Die Eintracht sei noch längst nicht "Rhein Main Reimann", der Trainer werde auf keinen Fall den Manager seiner Wahl bekommen. Reimann setzt sich bekanntlich für seinen einstigen Pauli-Weggefährten Stephan Beutel ein. Neppe dagegen ließ verlauten, "eine Persönlichkeit des deutschen Fußballs" stehe bereit, im Falle des Aufstiegs den Managerposten zu übernehmen. Insgesamt, sagte Neppe in der "Frankfurter Rundschau", gehe es im Klub derzeit ausgesprochen harmonisch zu. Reimanns Äußerungen seien nicht nachvollziehbar, "aber als Trainer ist er auch nicht in alle Pläne involviert".
Was natürlich auch eine Attacke ist, denn Reimann fungiert bekanntlich bei der Eintracht auch noch als Teilzeit- Manager. Wobei viele Spieler auf diesem Gebiet ein großes Vakuum beklagen. Nicht nur Kapitän Jens Keller vermisst die Fortführung der vor drei, vier Wochen begonnenen Vertragsverhandlungen.
Reinhard Rehberg
Carsten Knoop, Eintracht- Pressereferent, wertet es als "gutes Omen", dass am Samstag die Frankfurter Sportpresse eine Mainzer Journalisten-Auswahl in Kelkheim 7:3 geschlagen hat. Anzumerken ist: Die beiden routinierten MRZ-Ballkünstler fehlten (wegen Überschreitung des Gewichtslimits).
Mainzer Rhein-Zeitung vom 05.05.2003