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Sterben!

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Was sagt man einem lieben Menschen, der weiß...das er in naher Zukunft einen geliebten Menschen verlieren wird?
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Zur Begrüßung kannst Du auf jeden Fall die Floskel 'Wie geht's Dir?' gegen ein 'Schön Dich zu sehen' eintauschen.
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Bigbamboo schrieb:
Zur Begrüßung kannst Du auf jeden Fall die Floskel 'Wie geht's Dir?' gegen ein 'Schön Dich zu sehen' eintauschen.


Danke BBB...das mit dem Sehen wird nix...da liegen über 1.000 km da zwischen...
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Brady schrieb:

Danke BBB...das mit dem Sehen wird nix...da liegen über 1.000 km da zwischen...
Begrüßen kann man sich auch am Telefon - dann musst Du halt sehen durch hören ersetzen.
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Ich hatte das Problem schon
und hab nen dicken Fehler gemacht.
Weil ich nicht wusste, was ich sagen soll,
hab ich mich ne Zeit lang garnicht gemeldet.

Heute würde ich sagen:
Am besten denjenigen das Thema bestimmen lassen
und ihm/ihr sagen, dass Du für sie da bist.

Kommt auf die Person an.
Manche wollen drüber reden - andere nicht
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Würde auch sagen, dass es individuell sehr verschieden ist.

Wenn Du das Gefühl hast, dass er/sie nicht darüber reden will, dann verhalte Dich wie immer und sprich sie/ihn auch wie immer an.
Mach nicht den Fehler, Dich NICHT zu melden, wie hier angesprochen, da Du das womöglich bereuen würdest.

Falls er/sie offen für das Thema ist, dann sprich es kurz und direkt an und wechsel dann das Thema zu erfreulicherem.
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Ich war schon oft in der Situation, dass ich wusste, dass bald jemand stirbt, der mir nahe steht. Um es mal so zu sagen: Es ist scheissegal, was du sagst!!!! Man hørt eh nicht hin, sondrn ist mit andren dingen mehr beschaeftigt
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Verhalte Dich so wie immer. Es gibt nix schlimmeres als Leute, die sich entweder gar nicht melden oder aber sich betont fürsorglich geben.

Wenn Du das Thema ansprechen willst, aber nicht weißt wie, stelle eine Frage nach dem Schema "kann ich irgendetwas für dich tun?" / "Kann ich dir irgendwie helfen?".
Dein Gegenüber geht dann schon darauf ein, wenn der Wille da ist, sich mit Dir über das Thema zu unterhalten und / oder der Leidensdruck groß genug ist.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß je offensiver man mit dem Thema umgeht, umso besser es für alle Beteiligten ist.
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goyschak schrieb:
Verhalte Dich so wie immer. Es gibt nix schlimmeres als Leute, die sich entweder gar nicht melden oder aber sich betont fürsorglich geben.

Das sehe ich auch so und habe es auch schon so gehalten. Es hilft den Menschen glaube ich mehr, wenn man sich so gibt wie immer. Was man machen sollte, dem Menschen das Angebot machen, das man ansprechbar ist und da ist wenn er Hilfe braucht.
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mach ich auch immer so, einfahc nicht drauf ansprechen, normal verhalten - wenn derjenige ein Bedürfniss hat die Sache oder seine Lage anzusprechen, wird er dies tun. Die meisten Leute sind froh, wenn sie nicht von jedem, der sie irgendwoher kennt mit Ratschlägen und Tipss und aufmunterden Worten überhäuft werden.

Ein Freund von mir hatte einen schweren Unfall beim Bergsteigen, während unsere Thekenmannschaft am selben Tag Sommerfest hatte...als ich in Krankenhaus besucht habe, hab ich gesagt "wärste mal aufs Sommerfest gekommen, der Absturz wäre schöner gewesen" - seine Mutter hat mich entsetzt angeschaut - aber er hat gelacht und gesagt "danke, endlich mal jmd der nen Witz macht und das nicht so dramatisch sieht"...man muss halt schon wissen, wie derjenige reagiert, wenn man makaber sein will
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Die Person einfach wissen lassen dass man da ist, wenn man gebraucht wird. Ansonsten wie immer verhalten.
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vielleicht ein blöder vergleich...ich hab vor kurzem den für mich  wichtigsten menschen verloren und immer noch schwierigkeiten, damit fertig zu werden.

was mir momentan am meisten hilft, ist die gewissheit, dass freunde für mich da sind, die mir zuhören,wenn ich reden oder weinen möchte.

das richtige sagen kann man irgendwie nicht..weil der tod etwas so endgültiges ist, da kommt man nicht weit mit sprüchen wie: das wird schon wieder..nein, es wird eben nicht mehr so sein, wie früher. aber dem anderen das gefühl zu geben, für ihn da zu sein, wenn er einen braucht, das hilft schon enorm.

jeder geht auch anders damit um...der eine macht das mit sich aus und möchte vielleicht gar nicht drüber sprechen, sondern nur mit alltagsthemen berieselt werden, anderen tut es gut, sich das leid von der seele zu sprechen.
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"Sage Du mir, wie ich Dir jetzt helfen/beistehen kann."


Nach dem Tode meines Vaters hat mir bis heute folgender Satz sehr geholfen:
" Nicht weinen, dass es vergangen, sondern lächeln, dass es gewesen".
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goyschak schrieb:
...Wenn Du das Thema ansprechen willst, aber nicht weißt wie, stelle eine Frage nach dem Schema "kann ich irgendetwas für dich tun?" / "Kann ich dir irgendwie helfen?".
....


Aus psychologischer Sicht werden wir darauf hin geschult, diese Frage gezielt zu stellen, indem man:

Was kann ich für Dich tun  

Wie kann ich Dir helfen

formuliert. Das unterscheidet die Fragestellung von daher gebrachten Floskeln. Es bedeutet im Grunde absolut das selbe. Nur vergisst man zu bedenken, das der Gesprächspartner in einer hochsensiblen Situation ist.

Ist man im Gespräch über den anstehenden Tod angekommen, dann sollte man den Gesprächspartner bitten sich in die Lage des Sterbenden zu vesetzen, vor allem im Hinblick auf den Wunsch des Sterbenden, wie die nahe stehenden Personen mit der Situation umgehen sollten. Klingt ein wenig "pervers" ist aber aus verschiedenen Gründen die 100 Punkte Frage.

Sterbenden und deren Angehörigen schenkt man ein Lächeln, gerne auch mit einer Träne im Auge. Ein Lächeln ist Zeit Lebens das was das Leben angenehmer macht, gleich in welcher Lage man ist. Jeder Mensch ist in besonders schweren Momenten dankbar dafür. Ein Lächeln "sieht" man auch durch das Telefon.

Zu guter Letzt sollte man sich mit den Worten verabschieden, das man zu jeder Zeit gesprächsbereit ist und in wenigen Tagen wieder anrufen würde. Dies auch unbedingt einhalten.

Ich wünsche Dir, den Angehörigen und auch dem Patienten die nötige Kraft, alles in Würde und mit einem Abschiedslächeln zu bewältigen.

Grüße
lt.commander
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Ich denke, es ist wichtig, den geliebten Menschen zu fragen, ob er just jetzt gerade beim Telefonanruf sprechen, weinen, sich äußern möchte. Oder ob er/sie gerade schlecht drauf ist und nur in Ruhe gelassen will. Diese Momente sind zu respektieren. Man kann dann sagen, dass man jederzeit für ein Telefonat, "wenn es ihm/ihr danach ist", zur Verfügung steht.

Die wichtigste Eigenschaft, die man anbieten kann, ist Zuhören, so denke ich. Und man kann daran erinnern, was alles Schönes mit dem bald Sterbenden zu guten Zeiten erlebt worden ist, man kann danach fragen. Denn in dem großen Lauf der Ewigkeit ist unser kleines Menschenleben wie ein welkes Blatt, das vom Herbstwind weggetragen wird... das Blatt war auch mal kräftig und grün. Und an diese Zeit soll man sich gemeinsam erinnern.
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Ich habe vor 3 Wochen meine geliebte Mutter verloren, deswegen kann ich nur sagen: Es gibt kein Patentrezept für die Beileidsbekundung, sondern es zählt nur das Gefühl und die Liebe zu dem Menschen. Also sei für ihn oder sie da und setze dich nicht unter Druck.
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Danke an alle hier im Fred und per PN geschrieben haben...
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Isi schrieb:
Ich habe vor 3 Wochen meine geliebte Mutter verloren, deswegen kann ich nur sagen: Es gibt kein Patentrezept für die Beileidsbekundung, sondern es zählt nur das Gefühl und die Liebe zu dem Menschen. Also sei für ihn oder sie da und setze dich nicht unter Druck.  


Meine aufrichtige Anteilnahme, liebe Geetha.
Es gibt keine Worte, die geeignet sind, Trauer zu lindern und schon gar keine Phrasen, z.B. daß die Zeit Wunden heilt etc.
Ich schließe mich o.g. Ausführungen weitestgehend an, Trauernden mit Fingerspitzengefühl zu begegnen. Beistand als tätige Form des Beileids anbieten, als Bezugsperson jederzeit zur Verfügung stehen, wenn es der Trauernde wünscht, ihm aber andererseits auch den Freiraum des Alleinseins  lassen, in dem bei vielen Verarbeitung besser statt finden kann. Für schädlich halte ich Befangenheit, da sie die Gefahr der Ignoranz in sich birgt.
Häufig hilft den Betroffenen ein Glaube, eine Erkenntnis ewiger universeller Gesetze, denen alles Lebendige unterliegt. Bei Agnostikern oder Atheisten ist die Leidensintensität daher i.d.R. größer. Bezugspersonen sollten daher nicht missionieren, sondern könnten dem Betroffenen ein Spektrum von unterschiedlichen Betrachtungsmöglichkeiten der Situation anbieten. So ist Trauer in einer an Liebe eher armen Welt deren ehrlichster, leider oft auch einziger Nachweis. Trauer ist andererseits auch (Selbstmit-)Leid, daß uns die Augen vor der Möglichkeit verschließen läßt, daß Tod auch Erlösung und Neu-Geburt für den geliebten Menschen bedeuten kann, je nach der seiner Bedingtheit zum Zeitpunkt seines Ablebens.  
Man kann die Welt als ein Jammertal empfinden und das eigene Leben als unentwegt sprudelnde Quelle von Schmerz und Leid. Eine Alternative wäre, darin Aufgaben zu sehen, an deren Bewältigung  wir den Grad unserer Fähigkeiten, unsere (Lebens-)Qualifikation und letztendlich unseren Reifegrad erkennen können.
Ich würde letzteres präferieren.
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Lieber Roland, deine Worte haben mich wirklich zum weinen gebracht. Du bist wunderbar, Danke!


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