ich habe folgendes Anliegen: Ich befinde mich derzeit mit Ende 20 im letzten Drittel meines Studiums. Als ich mich damals an der Uni eingeschrieben habe, war ich Feuer und Flamme und der festen Überzeugung, dass das was ich da mache und für das ich mich einschreibe, das Richtige ist. Mittlerweile befinde ich mich im Masterstudium und bin mir da gar nicht mehr so sicher. Es ist sicherlich noch so, dass ich nach wie vor interessiert bin an der Materie und mir durch Wahlpflichtgeschichten auch meine Schwerpunkte ein bisschen einrichten kann, wie ich das gerne möchte, dennoch stehe ich nicht mehr 100% hinter der ganzen Sache, sondern kann mich für andere Dinge deutlich mehr begeistern, sehe dort viel mehr die Möglichkeit, mich zu "verwirklichen". Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass man sich im Lauf der Jahre natürlich weiterentwickelt hat und Interessen und Ansichten sich geändert haben. Ein mMn völlig normaler Prozess.
Logischerweise bin ich deswegen mittlerweile permanent am Zweifeln, zumal man ja im Optimalfall mit dem, was man "gelernt" hat, sein berufliches Leben lang zu tun hat und ich es als ungemein wichtig ansehe, einen Job Beruf zu haben, der einem viel Spaß macht und dem man mit Leidenschaft und Herzblut nachgeht. Da kann das Finanzielle auch mal hinten an stehen. Als Ironie des Schicksals habe ich nicht nur gute bis sehr gute Ergebnisse, sondern auch über diverse Praktika, Hiwi-Jobs und Ähnliches gute Kontakte in alle möglichen Richtungen innerhalb der Branche und mache mir eigentlich rein formal keine allzu großen Sorgen irgendwann irgendwo unterzukommen oder mich %uFFFDreinzuempfehlen%uFFFD. Aber ehrlichgesagt weiß ich garnicht, ob ich da soo Bock drauf hab.
Es kommt erschwerend hinzu, dass ich mich generell mit derartigen Entscheidungen sehr schwer tue. Das war schon zu Schulzeiten so, als wir in der Oberstufe unsere Schwerpunktfächer wählen sollten so, als ich tagelang zwischen verschiedenen Kombinationen hin- und hergerissen war. Bei der Wahl der Ausbildung/des Studienganges wurde das ganze dann auf die Spitze getrieben und ich so lange (Monate) überlegt habe, bis ich irgendwann einen Schlussstrich gezogen und mich für das entschieden habe, was mir damals in der Mittelstufe schon vorgeschwebt hat. Quasi der erste Gedanke. Und da bin ich jetzt heute immer noch, leider sehe ich die Dinge mittlerweile anders.
Jetzt könnte man sagen: "Na gut, brich ab und mach was Anderes!" Das ist theoretisch richtig, allerdings gehört da auch eine gehörige Portion Mut dazu. Wie oben schon geschrieben, bin ich keine 21 mehr und kann ein Studium, in das ich Zeit, Energie und nicht zuletzt auch Geld (Studiengebühren, Beiträge, Miete, etc.*) gesteckt habe, nicht einfach so über den Haufen werfen. Würde ich jetzt was Neues anfangen, wäre ich mit allem drum und dran locker Mitte 30. Das ist eigentlich das Alter, in dem ich so allmählich mal irgendwo sesshaft werden wollte, fernab jeglicher studentischer Lebensformen.
Was mich dabei beruhigt, und deswegen schreibe ich das alles auch hier, ist die Tatsache, dass es mir beileibe nicht alleine so geht. Schaue ich mich im Bekanntenkreis um, dann geht es gefühlten 80% so. Nahezu alle sind in der Endphase ihres Studiums und fangen ihre Sätze an mit "Wenn ich noch mal 21 wäre und mich noch mal entscheiden könnte, würde ich...." und dann kommt was ganz anderes als das, was sie heute machen. Meiner Meinung nach ist man als Abiturient oder Schulabgänger, der sich eine Ausbildungsstelle sucht noch nicht in der Lage, derart richtungweisende Entscheidungen sinnvoll zu treffen. Studienberatungen können einem da auch nicht helfen (die können mMn eh nicht mehr, als einem irgendwelche Broschüren zu irgendwelchen Studiengängen in die Hand zu drücken). Natürlich gilt, dass man heute nicht weiß, was die Zukunft bringt. Die meisten Entscheidungen lassen sich erst Jahre später, im schlimmsten Fall am Lebensende bewerten.
Daher meine Frage an euch: Wart oder seid ihr in einer ähnlichen Situation? Wie kann man damit umgehen? Sollte man alles lässiger sehen oder Mut beweisen und einen radikalen Neustart wagen? Eure Ansichten würden mich interessieren!
Jo
*bitte keine Diskussion über die Kosten, die ein Studium mitbringt und die ein Student dem Land beschert. Ich weiß es zu schätzen, mehr oder weniger kostenfrei studieren zu können.
Ich hab die Tage nach einem Gespräch mit Freunden auch wieder überlegt ob ich mit Ende 20 nicht doch noch mal alles hinwerfe und Medizin studiere. Aber bei meinem Lebenswandel ist das einfach nicht finanzierbar und damit wird sich dann das Thema erledigen weil ich mich da grundsätzlich nicht verschlechtern will. Trotzdem würde ich, wenn ich denn die Möglichkeit hätte, heute alles hinschmeißen und wieder studieren obwohl ich in meinem Job alles andere als unglücklich bin.
jona_m schrieb: Ich hab die Tage nach einem Gespräch mit Freunden auch wieder überlegt ob ich mit Ende 20 nicht doch noch mal alles hinwerfe und Medizin studiere.
Ich studiere Medizin und bin froh direkt nach dem Abi angefangen zu haben. Ende 20 ist recht spät für Medizin, aber nicht unmöglich.
Mein Weg, ich habe mich schon fest gelegt, ist ein teuflisch langer! Und ich werde, wenn möglich, direkt im Anschluss für zwei/drei Jahre ins Ausland gehen. Promovieren, schauen wo ein mich befriedigender Job erreichbar ist.
Es gibt immer Hochs und Tiefs. In den Tiefs kann man schon mal ins grübeln kommen. Besonders dann, wenn man in Praktikas oder Ferienjobs sieht, was mit ein bischen Grips auf dem freien Markt möglich ist. In meinem Fall ist es der absolute Traumjob und ich werde nicht vom Weg abweichen.
Die Verlockung zum richtig Geld verdienen ist immer gegenwärtig. Geld alleine, ist aber nicht der Ausschlag gebende Punkt. Kurz vor Ende des Studiums zu kapitulieren, halte ich für nicht gut.
jona_m schrieb: Ich hab die Tage nach einem Gespräch mit Freunden auch wieder überlegt ob ich mit Ende 20 nicht doch noch mal alles hinwerfe und Medizin studiere.
Ich studiere Medizin und bin froh direkt nach dem Abi angefangen zu haben. Ende 20 ist recht spät für Medizin, aber nicht unmöglich.
Das ist ne deutsche Haltung...es ist nie zu spaet fuer irgendwas (erst recht net fuer Medizin)
Das ist ne deutsche Haltung...es ist nie zu spaet fuer irgendwas (erst recht net fuer Medizin)
Ich bin nicht in Deutschland geboren und habe auch keine deutsche Allüren. Rechne mal mit 12 Jahren plus X, wenn Du wirklich was erreichen möchtest. Da bleibt nicht mehr viel Zeit zum praktizieren. Und lernen nimmt im Allgemeinen, es gibt auch Ausnahmen, mit zunehmendem Alter mehr Zeit in Anspruch. Genauso der Anspruch, sich finanziell zwischendurch wieder aufzurichten, was somit nochmals mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Das ist ne deutsche Haltung...es ist nie zu spaet fuer irgendwas (erst recht net fuer Medizin)
Und lernen nimmt im Allgemeinen, es gibt auch Ausnahmen, mit zunehmendem Alter mehr Zeit in Anspruch. Genauso der Anspruch, sich finanziell zwischendurch wieder aufzurichten, was somit nochmals mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Ich denke, die meisten Menschen, die dazu neigen, sich und ihr Tun zu hinterfragen, zweifeln gelegentlich, vielleicht sogar regelmäßig an dem, was sie machen. Für mich eigentlich ein ganz normaler Vorgang. Und wichtig. Ob er immer glücklich macht, keine Ahnung, aber er hält wach und lässt einen nicht einschlafen und kann auch den Mut wecken, sich von Dingen zu verabschieden, die man, wenn man ehrlich zu sich ist, verändern möchte. Bei allem zweifeln ist jedoch wichtig: nie verzweifeln.
Die Frage des Abbruchs ist aus meiner Sicht, auch immer ein bisschen Typsache. Der Eine handelt eher emotional, der andere empfindet zwar ähnliche Gefühle, bei ihm überwiegt aber das Rationale. Ich für meinen Teil habe z.B. 1 Semester vor der Bachelorarbeit mein Studium geschmissen. Allerdings, weil ich davor bereits eine Ausbildung gemacht hatte und bereits selbstständig am arbeiten war. Zudem hatte das Studium mit meinem Job, den ich ausübe und weiter ausüben möchte, nichts zu tun, sondern war mehr als eine Art geistige Horizonterweiterung gedacht. Was ich eigentlich nur sagen möchte ist: es gibt gute Gründe, Dinge hin zu schmeissen.Ich bin allerdings jemand, der vorher klare Alternativen benötigt. Ich an deiner Stelle würde wohl auf jeden Fall den Master fertig machen. Was du hast, hast du. Fang ruhig mal an zu arbeiten. Auch dabei merkt man oft noch mal einen Perspektivwechsel, der dazu führen kann, dass man Prioritäten neu ordnet. Kinder, Familie, Karriere, Freizeit, Stress im Job.. usw.
Wie auch immer du dich entscheidest, es wird schon gut gehen.
Ich bin in Australien/Brisbane geboren, habe aber deutsche Vorfahren (Oma & Opa). Zweisprachig erzogen, deutsch/englische Schule, Abi hier gemacht.
... back to the roots! Ich möchte gerne in Deutschland bleiben, für immer.
Ich denke auch, dass es immer auf die eigene Persönlichkeit ankommt. Manche schaffen es mit links, manche nie und manche probieren einfach und stellen dann fest ... das war nicht das Erhoffte.
Habe mit Anfang 20 eine (Standard)Ausbildung als Kaufmann gemacht, vorher war ich auf einer Berufsfachschule für IT-Berufe, um mich zu orientieren.
Ausbildung habe ich fertig gemacht, da war ich dann 22 Jahre und wollte das nicht mehr machen.
Habe mich dann entschlossen mein Abi nachzumachen, dass ich mir im 1. Bildungsweg, sagen wir mal durch bildungsferne Tätigkeiten, versaut hatte.
Jetzt mit Mitte 20 weiß ich viel eher, was ich wirklich will und das werde ich auch machen:
Vom Großhandelskaufmann zum Archäologen.
Angst? Bedenken? Sorgen?
Ja, aber ich fühle mich gut dabei, denn es ist mein einziges Leben, das ich habe und ich will es sinnvoll für mich nutzen.
Denn, was einem vorgeben wird von der Gesellschaft, (diesen "Plan", wie sich ein "normales Leben" entwickeln sollte) brauchst du nicht beachten, die Welt und dein Leben stecken volle unzähliger Möglichkeiten, du musst sie nur ergreifen!
Und was ich gelernt habe:
Es ist nie zu spät! Mein Weg ist zwar manchmal überschattet von allen möglichen Problemen, auch finanzieller Art, aber es hat sich immer eine Lösung ergeben.
Und das will ich dir mitgeben:
Entscheidest du dich für einen schwierigen oder ungewöhnlichen Weg, habe keine Bedenken, denn alleine die Entscheidung, das zu machen, eröffnet dir automatisch neue Wege, Möglichkeiten und v.a. Lösungen!
Kann deinen Standpunkt gut nachvollziehen - bei mir ist es gerade ein halbes Jahr her, dass ich vor einer ähnlichen Situation stand.
Ich habe in Marburg Chemie auf Diplom studiert und das auch in sehr kurzer Zeit mit einem ordentlichen Abschluss hinbekommen. Seit der Schulzeit war die Chemie für mich eine Leidenschaft, ein Hobby. Vorweg: Das ist sie auch immer noch!
Nur, meine Tätigkeit hat mich irgendwie nicht mehr so richtig erfüllt. Ich war nicht direkt unglücklich, jedoch hat mir irgendwas gefehlt. Als Chemiker wäre eigentlich eine Promotion jetzt notwendig, aber ich wusste nicht, ob ich darauf "Lust" hatte.
Meine Alternative: Lehrer. Klingt natürlich erstmal hart, habe auch einige Gegenmeinung bekommen: "Du verzichtest auf viel Geld!" oder "Als Chemiker stehen dir alle Karrieremöglichkeiten offen!".
Natürlich haben sie Recht. Aber: Geld alleine macht auch nicht glücklich. Ich will auch gar nicht unendlich viel Geld haben, mir reicht es, wenn ich genug für mich und die meinen habe, ohne mir Sorgen machen zu müssen.
Kurzum: Ich hab den Sprung gewagt, habe gewechselt und bin seit drei Monaten im Referendariat. Heute sogar meine erste "Mini-Lehrprobe" gehabt. Und: Ich bin sehr zufrieden, den Wechsel vollzogen zu haben. Habe monatelang überlegt, weil ich mich auch nicht getraut hatte. Heute bin ich froh, dass ich mich so entschieden habe. Ist natürlich noch ein bisschen früh das zu sagen, deshalb ist das auch nur ein Zwischenfazit.
Würde dir empfehlen, deinen Master fertig zu machen. Zeitgleich würde ich mich jedoch nach Alternativen umsehen und diese gegebenenfalls anschließend verwirklichen. In meinen Augen ist es nie zu spät, sich umzuorienten. Warum auch?
Mann ist nie zu alt was neues anzufangen! Ich habe mit ende 30 noch mein Studium international projectmanagment construciton angefangen. Das ist zb. was das man leichter absolviert bzw. was wo auch vorher berfuserfahrung gefordert ist.
Wenn du keinen Bock drauf hast schmeiss hin und mach das was Dir spass macht! Du hast nur eine begrenzte Zeit au der Erde und die sollte man nicht mit was vergeuten was einem keinen Spass macht!!!
Mit meinem halben Jahrhundert Lebenserfahrung gebe ich jungen Leuten gerne mit auf den Weg:
Das, was ihr heute lernt, dient in erster Linie (in D) dazu,"Scheine", Zeugnisse , Diplome, Abschlüsse usw. zu erlagen und - ganz wichtig - im Hochschulstudium sollt ihr "lernen lernen", d. h. lernen, Euch komplexe Wissengebiete für Euch und Eure Gruppe/später Firma/interdisziplinäre Arbeitsgruppe usw. anzueignen. Lernen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, lernen, mit begrenzter Zeit möglichst viel Wissen anzueignen, um dann anschließend selbst entscheidungsfähig zu sein oder andere in den Stand zu versetzen, Entscheidungen gut zu treffen.
Das, was ich früher mal studiert habe, spielt heute im Beruf direkt kaum noch eine Rolle für mich, ich musste ständig neu dazulernen und das geht auch so weiter.
Deshalb: Studiert das, wozu ihr Neigung habt, was Euch Spass macht. Aber wenn ihr Euch entschieden habt, zieht das mit voller Energie dann durch. Einmal sollte man das Studienfach oder den -schwerpunkt wechseln können, aber bitte nicht zu spät im Leben. Das "zu spät" ist bei Jedem verschieden, da unsere persönliche Entwicklung unterschiedlich schnell verläuft und von Zufällen beeinflusst wird, wann wir an die "Abzweigungen" des Lebens kommen.
Meinen Kindern sage ich immer: "Macht, was ihr wollt, doch dann mit vollem Einsatz!" und "Erwachsen ist man, wenn man in der Lage ist, Verantwortung für sich selbst und für andere zu übernehmen".
in diesem Sinne: Ich wünsche Euch gute Entscheidungen in allen Lebenslagen!
Hallo zusammen, erstmal vielen Dank für die vielen interessanten Antworten auch per PN. Bin grad auf dem Sprung nach Bochum und hab soweiso grad Probleme mit der Internetverbindung. Werde daher morgen nochmal gescheit antworten.
Ich habe im Herbst nach über fünf Jahren mein Magisterstudium in Gießen abgebrochen, obwohl ich es mit etwas Mühe wohl innerhalb eines Jahres hätte zum Abschluss bringen können. Ich bin an sich schon fast sprunghaft was wichtige Entscheidungen angeht, komme relativ schnell zum Punkt aber bereue meine Entscheidungen im Normalfall hinterher auch nicht. Bei meinem Studium habe ich mich allerdings schon relativ lange damit rumgequält, was durch den sich über Monate aufbauenden am Ende dazu führte dass ich den Kram hingeworfen habe ohne einen Plan B zu haben - letztlich hat sich dann eher zufällig eine vor Jahren mal verworfene Idee wieder durch meine Hirnwindungen gepuhlt, weshalb sich im Endeffekt alles in Wohlgefallen aufgelöst hat. Genauso hätte sich das bei mir aber auch komplett nach unten entwickeln können, und ich säße jetzt in irgendeinem vom Arbeitsamt vermittelten Kackjob, anstatt im Mai mit was anzufangen wo ich tatsächlich Bock drauf habe, eine gute Perspektive besitze und mich selbst von ernähren kann.
Das Problem bei dem Thema, wenn ich mich in meinem näheren Freundeskreis umsehe, ist dass sich praktisch jeder der diesen Weg des Studienabbruchs gewählt hat, "verschlechtert" hat. Lässt sich natürlich schwer verallgemeinern, aber es ist bei mir schon auffällig. Leute, die lieber permanent gefeiert haben, anstatt sich mal hinzusetzen und z.B. ihren BWL-Kram zu lernen - und jetzt mit 16jährigen in der Berufsschule sitzen. Wäre allerdings nur halb so schlimm (wobei schlimm relativ ist, solange man zufrieden ist), wenn sich die Leute dann nicht auch von ihrer Persönlichkeit und ihren Ansprüchen her teilweise wieder auf diesem 10.-Klasse-Niveau einrichten würden.
Aber um nochmal auf mich zurück zu kommen: Ich habe mein Studium (Magister Politikwissenschaft mit Nebenfächern Soziologie und Psychologie) damals angefangen, da mich der Kram fachlich interessiert hat, wusste aber dass ich in dem Bereich auf Dauer eigentlich nicht arbeiten möchte. Es ging mir erstmal einfach darum, einen Uni-Abschluss zu bekommen und dann weiterzusehen, die "zielgerichteten" Geschichten wie Lehramt, Ingenieur, Medizin, Jura etc waren aber alle nicht mein Ding. Da hat sich Magister einfach angeboten. Letztlich hat mir, je länger ich mich da durchgewühlt habe, das fehlende Ziel mehr oder weniger die Luft abgeschnürt. Ich habe mich mehr und mehr nur noch durch die Semester geschleppt, auch wenn es mir fachlich nach wie vor Spaß gemacht hat. Aber z.B. wochenlang an Hausarbeiten zu sitzen, mit dem Gefühl das Ganze mehr oder weniger für Nichts zu machen, ist auf die Dauer einfach der komplette Motivationskiller gewesen. Da habe ich dann fast zwangsläufig die Notbremse ziehen müssen.
Aber wie schon angedeutet, ohne Plan B in der Tasche würde ich diesen Weg nicht wirklich weiterempfehlen. Der Spaß hat mich gerade in den Wochen vor meiner Entscheidung, sowie im Zeitraum danach als es erstmal gar nicht voran ging, unendlich Nerven und phasenweise auch spürbar körperliche Substanz gekostet. Einfach ins Dunkle zu springen und zu schauen, ob und wo man landet, kann man im Zweifel auch noch nachdem man seinen Abschluss in der Tasche hat
Daher meine Frage an euch: Wart oder seid ihr in einer ähnlichen Situation? Wie kann man damit umgehen? Sollte man alles lässiger sehen oder Mut beweisen und einen radikalen Neustart wagen? Eure Ansichten würden mich interessieren!
Jo
Hallo Jo,
ich war vor ein paar Monaten in der gleichen Situation wie Du. Auch ich habe ein Masterstudium begonnen und begann mich gegen Ende zu fragen, ob es wirklich das richtige ist aber vor allem: was will ich danach eigentlich konkret machen? Ich habe mich sehr damit herum gequält mit der Frage: Quo vadis? Die Entscheidung war sehr schwer getan aber das ist - denke ich - normal, da sie nun mal fundamental, tiefgreifend und von strategischem Charakter ist. Dazu kommt, dass ich genau in der Spitzenzeit der Wirtschaftskrise auf den Arbeitsmarkt gedrängt bin. Das hat zusätzlich Druck erzeugt. Man will ja nicht in irgendeiner Klitsche verheizt werden. Glücklicherweise fang ich jetzt am 1.4. bei einem Unternehmen an, dass mir berufliche Entwicklungschancen und ein professionelles Umfeld bietet - so, wie ich mir den Einstieg vorstelle.
Mach dein Studium fertig und verzichte nicht auf diese "Eintrittskarte" - mehr ist es nämlich auch nicht. Aber es macht den Einstieg ( nicht nur in ein Unternehmen ) ungemein einfacher, wohingegen ein abgebrochenes Studium auf der Zielgeraden einem (Personal-)Entscheider eher den Eindruck vermittelt, dass du nicht durchhalten kannst.
Nach dem Abschluss kannst du dich dann umorientieren oder vielleicht findest du ja etwas, was dein theoretisches Wissen mit deinen aktuellen Interessen verknüpft ?!
Ich finde es gibt da zwei grundsätzliche Ausgangspunkte.
Zum einen hat doch fast jeder, der sein Studium aus einer Mischung aus Interesse+Berufliche Perspektive gewählt hat (und nicht sein Hobby studiert hat), eine Art romantischen Wunsch die Zeit zurückzudrehen und sich seinen "Lebenstraum" zu verwirklichen. Allerdings ist es doch so, dass diese Sicht doch meistens sehr verklärt ist und nur die Punkte abbildet, die einem in seinem derzeitigen Studium nicht erfüllt werden. Bei mir z.B. wäre es zum Beispiel Publiszismus oder Journalismus, was durch kreatives Image und der Oeffentlichkeitsnähe etwas ist, von was ich in melancholischer Stimmung als meinen "Traumjob" rede.
Insgeheim weiß ich jedoch natürlich, dass ich A) keine wirklich intrinsische Motivation für diese Themengebiete besitzte, da ich ja sonst etwas hobbymäßig in diese Richtung machen würde B) nur jeder 100ste fertige Journalist nen gescheiten Job bekommt und C) ich nicht gut genug bin um eine Chance in diesem Berufsfeld zu haben.
Ich glaube, dass man unter keinen Umständen solchen Regungen unüberlegt nachkommen sollte und sein Studium hinzuschmeißen um an der unrealistischen Verwikrlichung eines konstruierten Traums zu arbeiten! Viele Leute, die sowas gemacht haben belügen sich doch selbst in ihrem neuen Leben, trotz "weniger Geld" und "nicht ganz das was ich ursprünglich machen wollte" damals "auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen zu haben".
Anders verhält es sich doch, wenn man eine wirkliche Leidenschaft hat, dann dazunoch das nötige Talent besitzt und zumindest eine Idee eines späteren Jobs mitbringt. Dann sollte man doch auf jeden Fall wechseln, denn man wird auch in unsichereren Berufsfeldern eine höherere Chance auf nen super Job haben wenn man Talent und leidenschaft vereinen kann.
Mach dein Studium fertig und verzichte nicht auf diese "Eintrittskarte" - mehr ist es nämlich auch nicht. Aber es macht den Einstieg ( nicht nur in ein Unternehmen ) ungemein einfacher, wohingegen ein abgebrochenes Studium auf der Zielgeraden einem (Personal-)Entscheider eher den Eindruck vermittelt, dass du nicht durchhalten kannst.
Nach dem Abschluss kannst du dich dann umorientieren oder vielleicht findest du ja etwas, was dein theoretisches Wissen mit deinen aktuellen Interessen verknüpft ?!
Ich drücke dir auf jeden Fall schonmal die Daumen
Der Meinung bin ich auch, obwohl ich noch tief im Schulstress stecke. Mach das erstmal fertig, damit du auf jeden Fall eine Ausbildung in der Tasche hast. Ich werde mir später ganz genau überlegen, wie ich nach dem Abi vorgehe, das weiß ich jetzt schon.
ich habe folgendes Anliegen: Ich befinde mich derzeit mit Ende 20 im letzten Drittel meines Studiums. Als ich mich damals an der Uni eingeschrieben habe, war ich Feuer und Flamme und der festen Überzeugung, dass das was ich da mache und für das ich mich einschreibe, das Richtige ist. Mittlerweile befinde ich mich im Masterstudium und bin mir da gar nicht mehr so sicher. Es ist sicherlich noch so, dass ich nach wie vor interessiert bin an der Materie und mir durch Wahlpflichtgeschichten auch meine Schwerpunkte ein bisschen einrichten kann, wie ich das gerne möchte, dennoch stehe ich nicht mehr 100% hinter der ganzen Sache, sondern kann mich für andere Dinge deutlich mehr begeistern, sehe dort viel mehr die Möglichkeit, mich zu "verwirklichen". Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass man sich im Lauf der Jahre natürlich weiterentwickelt hat und Interessen und Ansichten sich geändert haben. Ein mMn völlig normaler Prozess.
Logischerweise bin ich deswegen mittlerweile permanent am Zweifeln, zumal man ja im Optimalfall mit dem, was man "gelernt" hat, sein berufliches Leben lang zu tun hat und ich es als ungemein wichtig ansehe, einen
JobBeruf zu haben, der einem viel Spaß macht und dem man mit Leidenschaft und Herzblut nachgeht. Da kann das Finanzielle auch mal hinten an stehen. Als Ironie des Schicksals habe ich nicht nur gute bis sehr gute Ergebnisse, sondern auch über diverse Praktika, Hiwi-Jobs und Ähnliches gute Kontakte in alle möglichen Richtungen innerhalb der Branche und mache mir eigentlich rein formal keine allzu großen Sorgen irgendwann irgendwo unterzukommen oder mich %uFFFDreinzuempfehlen%uFFFD. Aber ehrlichgesagt weiß ich garnicht, ob ich da soo Bock drauf hab.Es kommt erschwerend hinzu, dass ich mich generell mit derartigen Entscheidungen sehr schwer tue. Das war schon zu Schulzeiten so, als wir in der Oberstufe unsere Schwerpunktfächer wählen sollten so, als ich tagelang zwischen verschiedenen Kombinationen hin- und hergerissen war. Bei der Wahl der Ausbildung/des Studienganges wurde das ganze dann auf die Spitze getrieben und ich so lange (Monate) überlegt habe, bis ich irgendwann einen Schlussstrich gezogen und mich für das entschieden habe, was mir damals in der Mittelstufe schon vorgeschwebt hat. Quasi der erste Gedanke. Und da bin ich jetzt heute immer noch, leider sehe ich die Dinge mittlerweile anders.
Jetzt könnte man sagen: "Na gut, brich ab und mach was Anderes!" Das ist theoretisch richtig, allerdings gehört da auch eine gehörige Portion Mut dazu. Wie oben schon geschrieben, bin ich keine 21 mehr und kann ein Studium, in das ich Zeit, Energie und nicht zuletzt auch Geld (Studiengebühren, Beiträge, Miete, etc.*) gesteckt habe, nicht einfach so über den Haufen werfen. Würde ich jetzt was Neues anfangen, wäre ich mit allem drum und dran locker Mitte 30. Das ist eigentlich das Alter, in dem ich so allmählich mal irgendwo sesshaft werden wollte, fernab jeglicher studentischer Lebensformen.
Was mich dabei beruhigt, und deswegen schreibe ich das alles auch hier, ist die Tatsache, dass es mir beileibe nicht alleine so geht. Schaue ich mich im Bekanntenkreis um, dann geht es gefühlten 80% so. Nahezu alle sind in der Endphase ihres Studiums und fangen ihre Sätze an mit "Wenn ich noch mal 21 wäre und mich noch mal entscheiden könnte, würde ich...." und dann kommt was ganz anderes als das, was sie heute machen. Meiner Meinung nach ist man als Abiturient oder Schulabgänger, der sich eine Ausbildungsstelle sucht noch nicht in der Lage, derart richtungweisende Entscheidungen sinnvoll zu treffen. Studienberatungen können einem da auch nicht helfen (die können mMn eh nicht mehr, als einem irgendwelche Broschüren zu irgendwelchen Studiengängen in die Hand zu drücken).
Natürlich gilt, dass man heute nicht weiß, was die Zukunft bringt. Die meisten Entscheidungen lassen sich erst Jahre später, im schlimmsten Fall am Lebensende bewerten.
Daher meine Frage an euch: Wart oder seid ihr in einer ähnlichen Situation? Wie kann man damit umgehen? Sollte man alles lässiger sehen oder Mut beweisen und einen radikalen Neustart wagen?
Eure Ansichten würden mich interessieren!
Jo
*bitte keine Diskussion über die Kosten, die ein Studium mitbringt und die ein Student dem Land beschert. Ich weiß es zu schätzen, mehr oder weniger kostenfrei studieren zu können.
Ich studiere Medizin und bin froh direkt nach dem Abi angefangen zu haben.
Ende 20 ist recht spät für Medizin, aber nicht unmöglich.
Mein Weg, ich habe mich schon fest gelegt, ist ein teuflisch langer!
Und ich werde, wenn möglich, direkt im Anschluss für zwei/drei Jahre ins Ausland gehen.
Promovieren, schauen wo ein mich befriedigender Job erreichbar ist.
Es gibt immer Hochs und Tiefs.
In den Tiefs kann man schon mal ins grübeln kommen.
Besonders dann, wenn man in Praktikas oder Ferienjobs sieht, was mit ein bischen Grips auf dem freien Markt möglich ist.
In meinem Fall ist es der absolute Traumjob und ich werde nicht vom Weg abweichen.
Die Verlockung zum richtig Geld verdienen ist immer gegenwärtig.
Geld alleine, ist aber nicht der Ausschlag gebende Punkt.
Kurz vor Ende des Studiums zu kapitulieren, halte ich für nicht gut.
Das ist ne deutsche Haltung...es ist nie zu spaet fuer irgendwas (erst recht net fuer Medizin)
Ich bin nicht in Deutschland geboren und habe auch keine deutsche Allüren.
Rechne mal mit 12 Jahren plus X, wenn Du wirklich was erreichen möchtest.
Da bleibt nicht mehr viel Zeit zum praktizieren.
Und lernen nimmt im Allgemeinen, es gibt auch Ausnahmen, mit zunehmendem Alter mehr Zeit in Anspruch.
Genauso der Anspruch, sich finanziell zwischendurch wieder aufzurichten, was somit nochmals mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Du weisst nicht mit wem du sprichst
Man muss aber auch die Vorteile sehen:
Desto Aelter um so leichter, ist es, z.B. auf den Druck zu scheissen.
Man setzt sich auch mal eher hin und lernt, statt andere dinge zu tun
usw
Ich denke, die meisten Menschen, die dazu neigen, sich und ihr Tun zu hinterfragen, zweifeln gelegentlich, vielleicht sogar regelmäßig an dem, was sie machen. Für mich eigentlich ein ganz normaler Vorgang. Und wichtig. Ob er immer glücklich macht, keine Ahnung, aber er hält wach und lässt einen nicht einschlafen und kann auch den Mut wecken, sich von Dingen zu verabschieden, die man, wenn man ehrlich zu sich ist, verändern möchte. Bei allem zweifeln ist jedoch wichtig: nie verzweifeln.
Die Frage des Abbruchs ist aus meiner Sicht, auch immer ein bisschen Typsache. Der Eine handelt eher emotional, der andere empfindet zwar ähnliche Gefühle, bei ihm überwiegt aber das Rationale. Ich für meinen Teil habe z.B. 1 Semester vor der Bachelorarbeit mein Studium geschmissen. Allerdings, weil ich davor bereits eine Ausbildung gemacht hatte und bereits selbstständig am arbeiten war. Zudem hatte das Studium mit meinem Job, den ich ausübe und weiter ausüben möchte, nichts zu tun, sondern war mehr als eine Art geistige Horizonterweiterung gedacht. Was ich eigentlich nur sagen möchte ist: es gibt gute Gründe, Dinge hin zu schmeissen.Ich bin allerdings jemand, der vorher klare Alternativen benötigt. Ich an deiner Stelle würde wohl auf jeden Fall den Master fertig machen. Was du hast, hast du. Fang ruhig mal an zu arbeiten. Auch dabei merkt man oft noch mal einen Perspektivwechsel, der dazu führen kann, dass man Prioritäten neu ordnet. Kinder, Familie, Karriere, Freizeit, Stress im Job.. usw.
Wie auch immer du dich entscheidest, es wird schon gut gehen.
Zweisprachig erzogen, deutsch/englische Schule, Abi hier gemacht.
... back to the roots!
Ich möchte gerne in Deutschland bleiben, für immer.
Ich denke auch, dass es immer auf die eigene Persönlichkeit ankommt.
Manche schaffen es mit links, manche nie und manche probieren einfach und stellen dann fest ... das war nicht das Erhoffte.
Habe mit Anfang 20 eine (Standard)Ausbildung als Kaufmann gemacht, vorher war ich auf einer Berufsfachschule für IT-Berufe, um mich zu orientieren.
Ausbildung habe ich fertig gemacht, da war ich dann 22 Jahre und wollte das nicht mehr machen.
Habe mich dann entschlossen mein Abi nachzumachen, dass ich mir im 1. Bildungsweg, sagen wir mal durch bildungsferne Tätigkeiten, versaut hatte.
Jetzt mit Mitte 20 weiß ich viel eher, was ich wirklich will und das werde ich auch machen:
Vom Großhandelskaufmann zum Archäologen.
Angst? Bedenken? Sorgen?
Ja, aber ich fühle mich gut dabei, denn es ist mein einziges Leben, das ich habe und ich will es sinnvoll für mich nutzen.
Denn, was einem vorgeben wird von der Gesellschaft, (diesen "Plan", wie sich ein "normales Leben" entwickeln sollte) brauchst du nicht beachten, die Welt und dein Leben stecken volle unzähliger Möglichkeiten, du musst sie nur ergreifen!
Und was ich gelernt habe:
Es ist nie zu spät! Mein Weg ist zwar manchmal überschattet von allen möglichen Problemen, auch finanzieller Art, aber es hat sich immer eine Lösung ergeben.
Und das will ich dir mitgeben:
Entscheidest du dich für einen schwierigen oder ungewöhnlichen Weg, habe keine Bedenken, denn alleine die Entscheidung, das zu machen, eröffnet dir automatisch neue Wege, Möglichkeiten und v.a. Lösungen!
Kann deinen Standpunkt gut nachvollziehen - bei mir ist es gerade ein halbes Jahr her, dass ich vor einer ähnlichen Situation stand.
Ich habe in Marburg Chemie auf Diplom studiert und das auch in sehr kurzer Zeit mit einem ordentlichen Abschluss hinbekommen. Seit der Schulzeit war die Chemie für mich eine Leidenschaft, ein Hobby. Vorweg: Das ist sie auch immer noch!
Nur, meine Tätigkeit hat mich irgendwie nicht mehr so richtig erfüllt. Ich war nicht direkt unglücklich, jedoch hat mir irgendwas gefehlt. Als Chemiker wäre eigentlich eine Promotion jetzt notwendig, aber ich wusste nicht, ob ich darauf "Lust" hatte.
Meine Alternative: Lehrer. Klingt natürlich erstmal hart, habe auch einige Gegenmeinung bekommen: "Du verzichtest auf viel Geld!" oder "Als Chemiker stehen dir alle Karrieremöglichkeiten offen!".
Natürlich haben sie Recht. Aber: Geld alleine macht auch nicht glücklich. Ich will auch gar nicht unendlich viel Geld haben, mir reicht es, wenn ich genug für mich und die meinen habe, ohne mir Sorgen machen zu müssen.
Kurzum: Ich hab den Sprung gewagt, habe gewechselt und bin seit drei Monaten im Referendariat. Heute sogar meine erste "Mini-Lehrprobe" gehabt.
Und: Ich bin sehr zufrieden, den Wechsel vollzogen zu haben. Habe monatelang überlegt, weil ich mich auch nicht getraut hatte. Heute bin ich froh, dass ich mich so entschieden habe. Ist natürlich noch ein bisschen früh das zu sagen, deshalb ist das auch nur ein Zwischenfazit.
Würde dir empfehlen, deinen Master fertig zu machen. Zeitgleich würde ich mich jedoch nach Alternativen umsehen und diese gegebenenfalls anschließend verwirklichen. In meinen Augen ist es nie zu spät, sich umzuorienten. Warum auch?
Wenn du keinen Bock drauf hast schmeiss hin und mach das was Dir spass macht! Du hast nur eine begrenzte Zeit au der Erde und die sollte man nicht mit was vergeuten was einem keinen Spass macht!!!
Das, was ihr heute lernt, dient in erster Linie (in D) dazu,"Scheine", Zeugnisse , Diplome, Abschlüsse usw. zu erlagen und - ganz wichtig - im Hochschulstudium sollt ihr "lernen lernen", d. h. lernen, Euch komplexe Wissengebiete für Euch und Eure Gruppe/später Firma/interdisziplinäre Arbeitsgruppe usw. anzueignen. Lernen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, lernen, mit begrenzter Zeit möglichst viel Wissen anzueignen, um dann anschließend selbst entscheidungsfähig zu sein oder andere in den Stand zu versetzen, Entscheidungen gut zu treffen.
Das, was ich früher mal studiert habe, spielt heute im Beruf direkt kaum noch eine Rolle für mich, ich musste ständig neu dazulernen und das geht auch so weiter.
Deshalb: Studiert das, wozu ihr Neigung habt, was Euch Spass macht. Aber wenn ihr Euch entschieden habt, zieht das mit voller Energie dann durch. Einmal sollte man das Studienfach oder den -schwerpunkt wechseln können, aber bitte nicht zu spät im Leben. Das "zu spät" ist bei Jedem verschieden, da unsere persönliche Entwicklung unterschiedlich schnell verläuft und von Zufällen beeinflusst wird, wann wir an die "Abzweigungen" des Lebens kommen.
Meinen Kindern sage ich immer: "Macht, was ihr wollt, doch dann mit vollem Einsatz!" und "Erwachsen ist man, wenn man in der Lage ist, Verantwortung für sich selbst und für andere zu übernehmen".
in diesem Sinne: Ich wünsche Euch gute Entscheidungen in allen Lebenslagen!
erstmal vielen Dank für die vielen interessanten Antworten auch per PN. Bin grad auf dem Sprung nach Bochum und hab soweiso grad Probleme mit der Internetverbindung. Werde daher morgen nochmal gescheit antworten.
Bis dahin,
viele Grüße
Das Problem bei dem Thema, wenn ich mich in meinem näheren Freundeskreis umsehe, ist dass sich praktisch jeder der diesen Weg des Studienabbruchs gewählt hat, "verschlechtert" hat. Lässt sich natürlich schwer verallgemeinern, aber es ist bei mir schon auffällig. Leute, die lieber permanent gefeiert haben, anstatt sich mal hinzusetzen und z.B. ihren BWL-Kram zu lernen - und jetzt mit 16jährigen in der Berufsschule sitzen. Wäre allerdings nur halb so schlimm (wobei schlimm relativ ist, solange man zufrieden ist), wenn sich die Leute dann nicht auch von ihrer Persönlichkeit und ihren Ansprüchen her teilweise wieder auf diesem 10.-Klasse-Niveau einrichten würden.
Aber um nochmal auf mich zurück zu kommen: Ich habe mein Studium (Magister Politikwissenschaft mit Nebenfächern Soziologie und Psychologie) damals angefangen, da mich der Kram fachlich interessiert hat, wusste aber dass ich in dem Bereich auf Dauer eigentlich nicht arbeiten möchte. Es ging mir erstmal einfach darum, einen Uni-Abschluss zu bekommen und dann weiterzusehen, die "zielgerichteten" Geschichten wie Lehramt, Ingenieur, Medizin, Jura etc waren aber alle nicht mein Ding. Da hat sich Magister einfach angeboten.
Letztlich hat mir, je länger ich mich da durchgewühlt habe, das fehlende Ziel mehr oder weniger die Luft abgeschnürt. Ich habe mich mehr und mehr nur noch durch die Semester geschleppt, auch wenn es mir fachlich nach wie vor Spaß gemacht hat. Aber z.B. wochenlang an Hausarbeiten zu sitzen, mit dem Gefühl das Ganze mehr oder weniger für Nichts zu machen, ist auf die Dauer einfach der komplette Motivationskiller gewesen. Da habe ich dann fast zwangsläufig die Notbremse ziehen müssen.
Aber wie schon angedeutet, ohne Plan B in der Tasche würde ich diesen Weg nicht wirklich weiterempfehlen. Der Spaß hat mich gerade in den Wochen vor meiner Entscheidung, sowie im Zeitraum danach als es erstmal gar nicht voran ging, unendlich Nerven und phasenweise auch spürbar körperliche Substanz gekostet. Einfach ins Dunkle zu springen und zu schauen, ob und wo man landet, kann man im Zweifel auch noch nachdem man seinen Abschluss in der Tasche hat
Hallo Jo,
ich war vor ein paar Monaten in der gleichen Situation wie Du. Auch ich habe ein Masterstudium begonnen und begann mich gegen Ende zu fragen, ob es wirklich das richtige ist aber vor allem: was will ich danach eigentlich konkret machen? Ich habe mich sehr damit herum gequält mit der Frage: Quo vadis? Die Entscheidung war sehr schwer getan aber das ist - denke ich - normal, da sie nun mal fundamental, tiefgreifend und von strategischem Charakter ist. Dazu kommt, dass ich genau in der Spitzenzeit der Wirtschaftskrise auf den Arbeitsmarkt gedrängt bin. Das hat zusätzlich Druck erzeugt. Man will ja nicht in irgendeiner Klitsche verheizt werden. Glücklicherweise fang ich jetzt am 1.4. bei einem Unternehmen an, dass mir berufliche Entwicklungschancen und ein professionelles Umfeld bietet - so, wie ich mir den Einstieg vorstelle.
Mach dein Studium fertig und verzichte nicht auf diese "Eintrittskarte" - mehr ist es nämlich auch nicht. Aber es macht den Einstieg ( nicht nur in ein Unternehmen ) ungemein einfacher, wohingegen ein abgebrochenes Studium auf der Zielgeraden einem (Personal-)Entscheider eher den Eindruck vermittelt, dass du nicht durchhalten kannst.
Nach dem Abschluss kannst du dich dann umorientieren oder vielleicht findest du ja etwas, was dein theoretisches Wissen mit deinen aktuellen Interessen verknüpft ?!
Ich drücke dir auf jeden Fall schonmal die Daumen
Zum einen hat doch fast jeder, der sein Studium aus einer Mischung aus Interesse+Berufliche Perspektive gewählt hat (und nicht sein Hobby studiert hat), eine Art romantischen Wunsch die Zeit zurückzudrehen und sich seinen "Lebenstraum" zu verwirklichen. Allerdings ist es doch so, dass diese Sicht doch meistens sehr verklärt ist und nur die Punkte abbildet, die einem in seinem derzeitigen Studium nicht erfüllt werden. Bei mir z.B. wäre es zum Beispiel Publiszismus oder Journalismus, was durch kreatives Image und der Oeffentlichkeitsnähe etwas ist, von was ich in melancholischer Stimmung als meinen "Traumjob" rede.
Insgeheim weiß ich jedoch natürlich, dass ich A) keine wirklich intrinsische Motivation für diese Themengebiete besitzte, da ich ja sonst etwas hobbymäßig in diese Richtung machen würde B) nur jeder 100ste fertige Journalist nen gescheiten Job bekommt und C) ich nicht gut genug bin um eine Chance in diesem Berufsfeld zu haben.
Ich glaube, dass man unter keinen Umständen solchen Regungen unüberlegt nachkommen sollte und sein Studium hinzuschmeißen um an der unrealistischen Verwikrlichung eines konstruierten Traums zu arbeiten!
Viele Leute, die sowas gemacht haben belügen sich doch selbst in ihrem neuen Leben, trotz "weniger Geld" und "nicht ganz das was ich ursprünglich machen wollte" damals "auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen zu haben".
Anders verhält es sich doch, wenn man eine wirkliche Leidenschaft hat, dann dazunoch das nötige Talent besitzt und zumindest eine Idee eines späteren Jobs mitbringt. Dann sollte man doch auf jeden Fall wechseln, denn man wird auch in unsichereren Berufsfeldern eine höherere Chance auf nen super Job haben wenn man Talent und leidenschaft vereinen kann.
Der Meinung bin ich auch, obwohl ich noch tief im Schulstress stecke. Mach das erstmal fertig, damit du auf jeden Fall eine Ausbildung in der Tasche hast. Ich werde mir später ganz genau überlegen, wie ich nach dem Abi vorgehe, das weiß ich jetzt schon.