Feigling schrieb: ..., sondern um immer präsent zu haben, welche Gefahr von Demagogie, Extremismus und Rassismus (hier im Speziellen: Antisemitismus) ausgehen.
Und vor allem, dass so etwas buchstäblich vor der eigenen Haustür geschehen konnte.
Ich finde es zwar auch nich gut, wenn ich mich für Dinge rechtfertigen muss, die vor meiner Geburt stattfanden. Aber ich weiß, dass es in unserem Land immer noch genügend Leute gibt, die die Pogrome rechtfertigen - und ich weiß, dass ich mich gegen den immer noch in einigen Köpfen vorhandenen Rassismus und Hass gegen Andersgläubige wehren muss. Tue ich das nicht, dann bin ich mitverantwortlich, wenn man heute noch Leute ausgrenzt oder gar verfolgt. Insofern sind die Stolpersteine eine wichtige und gute Aktion.
Knobloch schrieb: ..der Grund, weshalb ich gegen die Aktion Stolpersteine bin ...Man kann nicht mit Füßen auf Erinnerungen herumtrampeln.
Da ist sicher etwas dran. Das Problem besteht aber darin, daß man die Hauseigentümer nicht zwingen kann, an den Häusern Gedenktafeln zuzulassen. Das ist Ausfluß der "Heiligen Kuh" Privateigentum, an der es in dieser Gesellschaft kein Vorbei gibt. Und so bleibt vor dem Haus nur der öffentliche Raum. Und das ist der Gehweg; auf dem wird aber herumgetrampelt. Insoweit ist der "Stolper-", oder besser: der "Trampelstein" auch eine Reminiszenz daran, wo die Grenzen in Wahrheit zu ziehen sind...
Ich kann die Reaktion und das Bild von Frau Knobloch durchaus verstehen. Es ist für mich aber nur ein erster spontaner Denkansatz. Überlegt man weiter, kann man auch darauf kommen, dass hier Menschen eine sonst belanglose Einrichtung wie den Bürgersteig gemeinsam benutzt haben. Der Stolperstein lenkt auch den Blick vom 'privaten' Wohnhaus in den 'öffentlichen' Raum und erinnert daran, dass Zusammenleben nicht nur innerhalb von Mauern stattfindet und damit ein Anliegen der Gesellschaft ist.
Noch ein Wort zur Verantwortlichkeit: Ich bin, durch die 'Gnade der späten Geburt' (H.Kohl i.a.Z.), nicht für die Gräueltaten der Nazis verantwortlich! Ich bin aber mit dafür verantwortlich, in meinem Alltag dabei zu helfen, dass es, selbst ansatzweise, nie wieder zu solchen Situationen kommen kann. paw
Naja, ich denke Deutschland hat größere Probleme als eine saudumm gewählte Überschrift... Auf sowas stürzen sich die Leute natürlich, Schmierereien auf jüdischen Friedhöfen juckt leider fast keinen mehr.
Naja, ich denke Deutschland hat größere Probleme als eine saudumm gewählte Überschrift... Auf sowas stürzen sich die Leute natürlich, Schmierereien auf jüdischen Friedhöfen juckt leider fast keinen mehr.
Mir gings eher darum:
ABGer1982 schrieb: öhm ich glaub ich bin bescheuert aber was is denn an den Kristallen so schlimm?
Auf sowas stürzen sich die Leute natürlich, Schmierereien auf jüdischen Friedhöfen juckt leider fast keinen mehr.
Mich juckt das - und zwar ganz gewaltig.
Sie sind eben feige, die Nazis, und steigen nachts in Friedhöfe ein. Das ist in gewisser Weise aber auch ein Zeichen, daß sie es nicht wirklich schaffen, aus ihren Löchern zu kriechen, was einem doch starken Widerstand gegen sie zu verdanken ist, den es in gesteigerter Form weiter geben muß.
Andere Erfahrungen machte ich während meiner 10-jährigen Tätigkeit als Ausländerrechts-Anwalt in Erfurt/Thüringen. Dort hatte ich in den 90ern fast keinen Mandanten, dem nicht Zähne ausgeschlagen waren, oder dem sonst entsprechende Übergriffe widerfuhren. Mir wurden Scheiben eingeworfen und mein Kanzleischild beschmiert und umgebogen. Mitten auf dem Domplatz wurde man bei hellichtem Tage mit "südländischem" Äußeren nach der Uhrzeit gefragt und bei akzenthaltiger Auskunft bekam man auf die Fresse. Es ist kaum zu fassen, welchem Wegsehen und damit Unterstützung diese Brut von seiten der Strafverfolgungsorgane, keineswegs nur der Polizei, begegnete. Die Urteile und die Verfahrensführung gegen solche Strolche, sofern sie einmal dingfest gemacht werden konnten, sprechen Bände...
Inzwischen hat sich auch dort die Lage auf der Straße gebessert. Engagierten Gewerkschaftern, die dort nach der "Wende" aus Frankfurt hinzogen und bis heute Strukturen des Widerstands organisieren und ausbauen, sowie Aufklärungsarbeit leisten, ist dies wesentlich zu verdanken. Aus eigener Kraft wäre dies den 40 Jahre lang entmündigten DDR-lern sicher schwerer gefallen.
Tja, auch wenn es die Erbauer sicherlich anders im Sinn hatten, aber ich fand die Bezeichnung "Antifaschistischer Schutzwall" insbesondere in der Wendezeit sehr zutreffend...
Heute ist wieder mal so ein Jahrestag vor 70 Jahren begann dann auch in Ffm an Großmarkthalle die Deportation und anschließender Massenmord.
Zitat : "Über 1000 jüdische Bewohner wurden an diesem Tag aus den Häusern geholt, von der SA am hellichten Tage am Spalier der Passanten vorbei durch die Straßen der Stadt entweder zur Festhalle oder zu den Kellern der Großmarkthalle (Bild rechts) zusammengetrieben. Dort wurden viele massakriert und am nächsten Tag von der Verladerampe in Waggons der Reichsbahn in das polnische Lodz (Litzmannstadt) abtransportiert, nur drei der 1125 Deportierten vom 19. Oktober 1941 überlebten"
Eine Gedenkfeier der http://www.stolpersteine-frankfurt.de/aktuell.html Die Initiative Stolpersteine lädt am heutigen 19. Oktober, 17 Uhr, zur Gedenkstunde ins Westend ein. Um an den Beginn der Deportationen aus Frankfurt zu erinnern, trifft man sich vor dem Haus Liebigstraße 27, wo zehn Stolpersteine liegen. Es werden die Namen von 85 Opfern verlesen, die mit dem ersten Transport ins Ghetto Lodz „evakuiert“ wurden.
Und vor allem, dass so etwas buchstäblich vor der eigenen Haustür geschehen konnte.
Nein, die Diskussion sollte zur Normalität gehören. Es hat niemand etwas davon, wenn man die Klappe hält, nur weil man missverstanden werden könnte.
http://www.eintracht.de/meine_eintracht/forum/17/11154019,67181/goto/
Aber ich weiß, dass es in unserem Land immer noch genügend Leute gibt, die die Pogrome rechtfertigen - und ich weiß, dass ich mich gegen den immer noch in einigen Köpfen vorhandenen Rassismus und Hass gegen Andersgläubige wehren muss. Tue ich das nicht, dann bin ich mitverantwortlich, wenn man heute noch Leute ausgrenzt oder gar verfolgt.
Insofern sind die Stolpersteine eine wichtige und gute Aktion.
Ich kann die Reaktion und das Bild von Frau Knobloch durchaus verstehen. Es ist für mich aber nur ein erster spontaner Denkansatz. Überlegt man weiter, kann man auch darauf kommen, dass hier Menschen eine sonst belanglose Einrichtung wie den Bürgersteig gemeinsam benutzt haben. Der Stolperstein lenkt auch den Blick vom 'privaten' Wohnhaus in den 'öffentlichen' Raum und erinnert daran, dass Zusammenleben nicht nur innerhalb von Mauern stattfindet und damit ein Anliegen der Gesellschaft ist.
Noch ein Wort zur Verantwortlichkeit:
Ich bin, durch die 'Gnade der späten Geburt' (H.Kohl i.a.Z.), nicht für die Gräueltaten der Nazis verantwortlich!
Ich bin aber mit dafür verantwortlich, in meinem Alltag dabei zu helfen, dass es, selbst ansatzweise, nie wieder zu solchen Situationen kommen kann.
paw
Naja, ich denke Deutschland hat größere Probleme als eine saudumm gewählte Überschrift...
Auf sowas stürzen sich die Leute natürlich, Schmierereien auf jüdischen Friedhöfen juckt leider fast keinen mehr.
Mich juckt das - und zwar ganz gewaltig.
Sie sind eben feige, die Nazis, und steigen nachts in Friedhöfe ein. Das ist in gewisser Weise aber auch ein Zeichen, daß sie es nicht wirklich schaffen, aus ihren Löchern zu kriechen, was einem doch starken Widerstand gegen sie zu verdanken ist, den es in gesteigerter Form weiter geben muß.
Andere Erfahrungen machte ich während meiner 10-jährigen Tätigkeit als Ausländerrechts-Anwalt in Erfurt/Thüringen. Dort hatte ich in den 90ern fast keinen Mandanten, dem nicht Zähne ausgeschlagen waren, oder dem sonst entsprechende Übergriffe widerfuhren. Mir wurden Scheiben eingeworfen und mein Kanzleischild beschmiert und umgebogen. Mitten auf dem Domplatz wurde man bei hellichtem Tage mit "südländischem" Äußeren nach der Uhrzeit gefragt und bei akzenthaltiger Auskunft bekam man auf die Fresse. Es ist kaum zu fassen, welchem Wegsehen und damit Unterstützung diese Brut von seiten der Strafverfolgungsorgane, keineswegs nur der Polizei, begegnete. Die Urteile und die Verfahrensführung gegen solche Strolche, sofern sie einmal dingfest gemacht werden konnten, sprechen Bände...
Inzwischen hat sich auch dort die Lage auf der Straße gebessert. Engagierten Gewerkschaftern, die dort nach der "Wende" aus Frankfurt hinzogen und bis heute Strukturen des Widerstands organisieren und ausbauen, sowie Aufklärungsarbeit leisten, ist dies wesentlich zu verdanken. Aus eigener Kraft wäre dies den 40 Jahre lang entmündigten DDR-lern sicher schwerer gefallen.
Damit sind wir dann schon zu dritt.
Zitat :
"Über 1000 jüdische Bewohner wurden an diesem Tag aus den Häusern geholt, von der SA am hellichten Tage am Spalier der Passanten vorbei durch die Straßen der Stadt entweder zur Festhalle oder zu den Kellern der Großmarkthalle (Bild rechts) zusammengetrieben. Dort wurden viele massakriert und am nächsten Tag von der Verladerampe in Waggons der Reichsbahn in das polnische Lodz (Litzmannstadt) abtransportiert, nur drei der 1125 Deportierten vom 19. Oktober 1941 überlebten"
http://www.aufbau-ffm.de/serie/Teil0/teil0.html
Eine Gedenkfeier der http://www.stolpersteine-frankfurt.de/aktuell.html
Die Initiative Stolpersteine lädt am heutigen 19. Oktober, 17 Uhr, zur Gedenkstunde ins Westend ein. Um an den Beginn der Deportationen aus Frankfurt zu erinnern, trifft man sich vor dem Haus Liebigstraße 27, wo zehn Stolpersteine liegen. Es werden die Namen von 85 Opfern verlesen, die mit dem ersten Transport ins Ghetto Lodz „evakuiert“ wurden.
Hier noch Bilder ( von einer Stolpersteinverlegung Familie Reiss) zu sehen vom verlegen am 03.06.2011 in der Wolfgangstraße 41
https://picasaweb.google.com/107825726593998320918/WolfgangstraE41