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Jetzt ist es passiert: Vorverurteilung durch die Medien

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Wahrscheinlich habt ihr ja auch von dem Mord an dem 11-jährigen Mädchen in Emden gehört.

Nach kurzer Zeit wurde anhand von Videoaufnahmen aus der Tiefgarage ein 17-jähriger Junge von einem Nachbarn als Täter identifiziert.

Es wurde Haftbefehl erlassen, die Medien wurden informiert, es gab Pressekonferenzen die live auf NTV und N24 übertragen wurden - und auf Facebook wurde zur Lynchjustiz aufgerufen, was dazu führte, dass ca. 50 "jüngere Menschen" sich vor der Polizeistation trafen - angeblich, um an den inhaftierten "Täter" zu kommen.

Der Fall schien geklärt, bis vor ein paar Minuten folgende Meldung über die Ticker kam:

"Aurich/Emden – Der in dem Emder Mordfall festgenommene 17-jährige Tatverdächtige ist heute aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Aufgrund neuer Ermittlungsergebnisse steht fest, dass er als Täter auszuschließen ist. Die Staatsanwaltschaft Aurich hat aus diesem Grund die Aufhebung des Haftbefehls beim Amtsgericht in Emden beantragt. Die Richterin am Amtsgericht hat den Haftbefehl aufgehoben. Die Mordkommission arbeitet weiterhin mit 40 Beamten an dem Fall, die mit Hochdruck die Ermittlungen führen. Aus der Bevölkerung sind bislang ca. 170 Hinweise eingegangen. Diese sind für die Aufklärung der Tat auch weiterhin von besonderer Wichtigkeit. Die Polizei bittet die Bevölkerung weiterhin unter 0491-976-90-414 oder -411 mitzuarbeiten."

Jetzt stelle ich mir die Frage(n): Wie will dieser junge Mann jemals wieder Normalität erleben können?

Wie wird so einem "Opfer" geholfen, damit es nicht komplett den Boden unter den Füßen verliert?

Gibt es finanzielle Ansprüche, die der junge Mann gegen den Staat erheben kann? Wenn ja, um welche Summe wird es sich ca. handeln?

Ich vermute mal, dass der junge Mann in den USA jetzt mehrfacher Millionär wäre und der Staat die Kosten für umfangreiche (und langfristige) psychotherapeutische Behandlung tragen müsste?!

Aber eigentlich muss ich nur kotzen, weil mir der Typ gerade Leid tut.  

(Selbstverständlich hoffe ich auch, dass man den richtigen Mann schnappt, dieses Schwein)
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... das Zittern in Emden - indess - geht weiter. DAS Schwein läuft ja noch frei rum.
Gottseidank hat die Polizei noch nicht den Namen des 17-Jährigen veröffentlicht.
Jedenfalls ist zumindest dessen nähere Zukunft versaut. Zur flaschen zeit am falschen Ort und dann auch noch verdächtig verhalten....
In den USA wäre die Ermittlung nach dem schnellen Erfolg eingestellt - nix Millionär - der  Junge wäre auf dem besten Weg in die Gaskammer. So siehts aus. Und das ist Fakt.
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Laut einiger Infos war wohl der Name des Täters durchaus bekannt, nicht den Medien, aber in sozialen Netzwerken. Ist ja auch kein Wunder, wenn plötzlich ein Berufsschüler fehlt.

Ich hoffe echt, dass nicht allzu viele Leute wissen, wer der 17-Jährige war, sonst wird er in Emden keinen Fuß mehr aufn Boden kriegen. Der Junge tut mir echt leid.

Und der Lynchmob, der eh kein Hirn hatte, sollte sich doppelt schämen. Ich verstehe auch bis jetzt nicht, dass man da nur den Initiiator strafrechtlich verklagen will, ich hätte alle 50 Leute zumindest mal festgenommen bzw. erkennungsdienstlich behandelt.

Und nun hoffe ich, dass der wahre Täter so schnell wie möglich gefunden wird.
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Wehrheimer_Adler schrieb:
... das Zittern in Emden - indess - geht weiter. DAS Schwein läuft ja noch frei rum.
Gottseidank hat die Polizei noch nicht den Namen des 17-Jährigen veröffentlicht.
Jedenfalls ist zumindest dessen nähere Zukunft versaut. Zur flaschen zeit am falschen Ort und dann auch noch verdächtig verhalten....
In den USA wäre die Ermittlung nach dem schnellen Erfolg eingestellt - nix Millionär - der  Junge wäre auf dem besten Weg in die Gaskammer. So siehts aus. Und das ist Fakt.


Na ja, es ist wohl naheliegend, dass da das Ergebnis eines DNA Abgleichs ein paar Tage gedauert hat. Und der wäre auch in den USA gemacht worden, da bin ich mir sehr sicher. Nur, darum geht es nicht.

Ich finde es auch erbärmlich, dass diese veröffentlichte Videoaufzeichnung eine so bescheidene Qualität hat, in einer Zeit, in der mindestens jede 2. Handycam in HD Auflösung filmt, aber auch das ist - wenn überhaupt nur ein Nebenkriegsschauplatz.

Einen anderen Ausweg als einen Umzug in eine andere Stadt oder ein anderes Bundesland wird da mindestens "fällig" sein, plus umfangreiche psychologische Betreuung.

Und noch einmal: Hoffentlich finden sie das Dreckschwein.
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Ein Umzug hat aber auch keinen Vorteil, weil wenn der irgendwo ohne große Historie irgendwo hinzieht, kommt man vllt auch drauf, dass er das war.

Generelles Problem und dafür sind dann eher Justiz und Polizei verantwortlich, ist die detaillierte Schilderung des Tatverdächtigen. Er ist 17, Berufsschüler, aus Emden. Toll. Schön eingegrenzt. Einfach zu sagen "Wir haben einen Tatverdächtigen derzeit in Vernehmungen und U-Haft, es ist aber noch nicht abschließend zu sagen, ob es der Täter ist" wäre wohl zu einfach.

Da kann man sich noch so toll hinstellen a la "Wir bitten die Medien, nicht vorzuverurteilen"

Bei aller Transparenz ist das einfach nur dämliche Informationspolitik.
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Ich habe gestern die Titelseite der BLÖD gesehen und mich tierisch aufgeregt, dass er dort schon als Täter feststand.
Die Identifizierung fand (soweit ich weiß) auf Grundlage der Überwachungskameras dtatt, wobei ein nachbar wohl gesagt habe, er hätte den jungen "an seinem Gang" erkannt.
Ganz ehrlich? Auf diesen Bildern hätte ich mich selbst nicht erkannt. Und selbst wenn, was beweist das denn? Nicht jeder der im Parkhaus unterwegs ist, ist auch gleich ein Kindermörder!

Ich weiß nicht wer der Täter ist, aber dass ein großes zeitungsähnliches Medium aufgrund solcher "Beweise" eien eindeutige Headline verfasst:  
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Ich gehe davon aus, dass 0,0% derer, die in vorveruteilt haben und zur Lynchjustiz aufgerufen haben, genug ***** in der Hose haben, sich ebenso öffentlich für das vorschnell gefällte Urteil zu entschuldigen geschweige denn eine Entschädigung anzubieten.
Auch in den Medien wird man eine Gegendarstellung von ähnlicher Präsenz (sprich Bild, Seite 1, rießige Schlagzeile) ebensowenig finden.
Es wird zeit, dass ein unschuldiges Opfer sich auf die Hinterfüße stellt und seine Rechte gerichtlich durchsetzt und entsprechend entschädigt wird.
In der nächsten Situation werden sich dann hoffentlich die maßgeblichen Stellen vorher überlegen, ob Sie eine Hetzjagd solchen Ausmaßes erneut lostreten.
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Wegziehen? Wohin den bitte? In Zeiten der Sozialen Netzwerke ist es sogut wie unmöglich unterzutauchen oder neu anzufangen. Ich habe es iMF all Mary Jane selbst erlebt wie schnell Namen,Schule bishin zu Telefonnummern der Eltern bekannt waren. Damals war es der richtige Täter nur diesmal trifft es einen unschuldigen. Der Junge kann einen nurnoch leit tun...
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Ja ich muss zugeben das ich ihn auch für den Täter gehalten habe, aber werde hier sicher nicht der einzigste gewesen sein.
Es sprach halt meiner Meinung nach noch mehr dafür als die Polizei relativ schnell einen Tatverdächtigen festgenommen hat und man hier eher selten Berichte liest das es sich um einen Unschuldigen handelte.
Mein Glauebn wurde eben bestärkt, da ja die ersten Stunden nach der Tat sind die Chancen ja am höchsten sind den Täter zu fassen. Dann noch die Berichte das der Verdächtige sich in Wiedersprüche verstrickt und auch das Alibi nicht stimmte. Die Meldung das er kein Geständniss ablege, war für mich nicht relevant.
Bin aber wirklich froh das er nun doch Unschuldig ist, aber bin auch geschockt wie schnell ich im Glauben war er wäre es gewesen.
Wirklich zur falschen Zeit am falschen Ort, jemand dem du auffällig vorgekommen bist oder dich am Gang erkannt hat, dann kein Alibi, man ist nervös und verstrickt sich in Wiedersprüche bei der Vernehmung obwohl man nichts getan hat. Sowas kann ja wirklich jeden treffen unter sehr dummen Umständen.
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Eben kam in den Nachrichten, das der Junge unter Polizeischutz gestellt wurde.
Da haben die Blöd und andere Medien mal wieder ganze Arbeit geleistet  
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Das schlimme ist, dass der junge sein Leben lang damit zu kaempfen hat, vorallem in dem Alter.
Ich habe das ganze mal mitbekommen, ein Junge in meinem Umfeld, war auf einer Party, hat da einer ne Abfuhr gegeben sie war geknickt, hat sich besoffen und gesagt er haette sie vergewaltigt. Long Story short, er musste drei Naechte im Gefaengniss in England verbringen, war der Horror er leidet heute noch drunter, ging damals auch durch die lokale Presse dort, Deutscher Junge bla bla bla, obwohl erwiesen war, dass er nichts gemacht hat.
Das Problem wird sein, dass der Mordfall nicht so schnell aus den Koepfen verfliegt, und es bestimmt genug bescheuerte Jugendliche gibt, die ihn damit aufziehen... und das dank Bild und RTL er sehr schnell voreilig verurteilt wurde, und solange die Bildzeitung weiterhin solch Muell verfassen darf, wird sich da nichts aendern, ich will nicht das Zeitungen staatlicher Kontrolle unterliegen, aber trotzdem sollte man solch Schmieren verbieten!
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raideg schrieb:
Eben kam in den Nachrichten, das der Junge unter Polizeischutz gestellt wurde.
Da haben die Blöd und andere Medien mal wieder ganze Arbeit geleistet    


Die Frage ist eigentlich vielmehr woher kommen diese Infos.
Kommen die direkt von den Ermittlungsbehörden oder hat man die sich irgendwoanders her organisiert.

Meiner Ansicht nach darf bei solchen Fällen einfach nur egsagt werden: "Verdächtiger festgenommen" mehr nicht. Und das ganze solange bis die Schuld bewiesen ist!
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Man hat ja auch groß unter Presse den Verdächtigen dem Haftrichter vorgeführt. Vielleicht sollte ein Haftrichter in einem Fall, bei dem noch alles offen ist, besser seinen Hintern in das Untersuchungsgefängnis bewegen.

Den Lynchmob würde ich nach der Freilassung ebenfalls in der Presse ablichten. Nur gerecht.

Die Geschichte lässt sich nicht mehr rückgängig machen, jedoch gehe ich davon aus, daß wenn bei uns die selben Schadensersatzregelungen wie in den USA gelten würden, die ermittelnden Behörden etwas "vorsichtiger" vorgegangen wären, bzw. der Verdächtige eine ordentliche Entschädigung (finanziell gesehen) erhalten würde.
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SGE_Werner schrieb:

Bei aller Transparenz ist das einfach nur dämliche Informationspolitik.

Ich finde es mittlerweile eh schlimm wie bei Ermittlungen informiert wird, da werden immer öfter alle möglichen Ermittlungsschritte mitgeteilt und eventuelle Verdächtige an die Öffentlichkeit gezerrt. Man sollte erst dann an die Öffentlichkeit gehen wenn man wirklich etwas erwiesenes hat und nicht jede Vermutung öffentlich machen.
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propain schrieb:
SGE_Werner schrieb:

Bei aller Transparenz ist das einfach nur dämliche Informationspolitik.

Ich finde es mittlerweile eh schlimm wie bei Ermittlungen informiert wird, da werden immer öfter alle möglichen Ermittlungsschritte mitgeteilt und eventuelle Verdächtige an die Öffentlichkeit gezerrt. Man sollte erst dann an die Öffentlichkeit gehen wenn man wirklich etwas erwiesenes hat und nicht jede Vermutung öffentlich machen.


Tja, man will halt das Volk beruhigen, indem man sagt, dass ein Täter gefasst ist. Kann ich sogar nachvollziehen.

Jetzt sind die Leute die letzten 2, 3 Tage viel sorgloser rumgelaufen, weil sie sich sicher sein konnten, dass der Täter geschnappt ist.

Jedenfalls traurig, dass es jetzt neben den Eltern der kleinen Lena noch ein weiteres Opfer gibt, was mit dieser Tat und den Umständen leben muss.

Ich hoffe echt für den jungen Mann, dass er gute Freunde hat und eine tolle Familie, die ihn jetzt stützt und notfalls gegen Verleumdungen und Seitenhiebe vorgeht und sich vor ihn stellt.
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Ich hatte gestern im Radio gehört, dass seitens der Polizei gesagt wurde, dass ein Tatverdächtiger festgenommen wurde, aber bislang die Unschuldsvermutung gilt. Kurz darauf lese in die Titelseite der BLÖD: "Polizei ist sich sicher: Täter gefasst".

Einfach nur traurig. Was mich besonders wütend macht: Dem Drecksblatt wird nichts passieren, auch wenn sie bewusst Falschmeldungen verfassen. Man müsste die wirklich zwingen, eine Richtigstellung zu drucken. Nicht irgendwo ganz klein und versteckt, sondern auf der Titelseite, genauso groß wie die sonstigen Schlagzeilen.

Es ist einfach abartig, was dieses Propaganda-Instrument sich im Namen der Pressefreiheit herausnimmt.
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jetzt sollte auch der letze kapiert haben dass wir in einer medienrepublik mit kreuzigungsmentalität leben.

aber so lange es die leute "kickt" bild und rtl-nachrichten zu konsumieren wird sich daran auch nichts ändern.
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voyage schrieb:
Ich hatte gestern im Radio gehört, dass seitens der Polizei gesagt wurde, dass ein Tatverdächtiger festgenommen wurde, aber bislang die Unschuldsvermutung gilt. Kurz darauf lese in die Titelseite der BLÖD: "Polizei ist sich sicher: Täter gefasst".

Einfach nur traurig. Was mich besonders wütend macht: Dem Drecksblatt wird nichts passieren, auch wenn sie bewusst Falschmeldungen verfassen. Man müsste die wirklich zwingen, eine Richtigstellung zu drucken. Nicht irgendwo ganz klein und versteckt, sondern auf der Titelseite, genauso groß wie die sonstigen Schlagzeilen.

Es ist einfach abartig, was dieses Propaganda-Instrument sich im Namen der Pressefreiheit herausnimmt.


naja die Neuigkeit, dass er unschuldig ist, steht immerhin groß auf ihrer Onlinepräsenz
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Tja. Hexenjagden werden halt heute anders gemacht. Aber nur ein wenig.
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FredSchaub schrieb:

naja die Neuigkeit, dass er unschuldig ist, steht immerhin groß auf ihrer Onlinepräsenz


Und?
Hilft es dem vermeintlichen Täter jetzt?

Solange diese Sch.... Zeitung konsumiert wird, gibt es immer wieder und beinahe Tag für Tag solche falschen Behauptungen. Die Verkaufszahlen bei solchen Schlagzeilen geben den Medien wahrscheinlich sogar recht. Hier geht es nicht um Wahrheit oder Journalismus, hier geht es um Geld.


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