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Frust über die CDU/CSU -- aus bürgerlich-konservativer Sicht

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Mit sehr großem Interesse habe ich die einzelnen Beiträge gelesen und finde den Threat wirklich interessant.

Mir fällt auf, dass vieles was hier über die einzelnen Parteien und über die führenden Politiker geschreiben wird, meiner Ansicht nach immer mehr auf unsere ganze Gesellschaft übertragen werden kann.

Sind vielleicht die fehlenden eigenen Überzeugungen vieler Poltiker das Resultat fehlender Überzeugungen in der Breite der Gesellschaft ?  
 
Was ich damit meine, kommen "Karrieristen" nach oben, weil Ihnen keiner mit tiefen Überzeugen entgegensteht ?
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Eintracht-Er schrieb:
SG Eintracht:
Jeder, der etwas Bewegung in den Parteieneinheitsbrei bringen will, wird aber irgendwie unter teilweise unberechtigtes Kreuzfeuer genommen. Das gilt für Kollege Westerwelle, wie für Kirchhoff und noch paar weitere.....

Das ist der Punkt, fast alle hochgradig politisch korrekt, wer es  nicht ist, kriegt Haue. Dabei fühlen sich die "Guten" so richtig gut aber das bringt uns nicht weiter, wenn alles in einer politisch korrekten Pampe verschwindet.
Es gibt für mich auch kein geringstes Übel mehr, abgesehen von den absoluten Nullbringern der Linken sind doch alle sehr ähnlich geworden.
Ekel Alfred (damals von Linken gemacht!!!) wäre heute nicht mehr machbar, da es so gar nicht politisch korrekt war. Vor ca. 20 Jahren war so eine Entwicklung nicht zu vermuten.
Es traut sich kaum Einer mehr, unbequeme nicht dem Mainstream entsprechende Äusserungen zu tun.
Nur ist die Frage, wie groß der Gegensatz zwischen veröffentlichter (gewollter) und öffentlicher Meinung noch werden kann.


was ist denn an westerwelle unbequem? der ist dch die karikatur des dauergeföhnten karrieristen. auch als politisch interessieretem menschen ist es mir schleierhaft wo er politisch steht.

"ekel alfred" war vor 20 jahren schon lange eingestellt und ein beispiel dafür, was politiker vor 20 jahren sagen durften und heute nicht mehr dürfen müsstest du mir erst einmal liefern, mir fällt da spontan keines ein.  

das, was sich geändert hat, ist die klare front sozialismus/kapitalismus, da der sozialismus herkömmlicher prägung im altenheim verschieden ist.

die frage heute lautet: "alle macht den spekulanten oder ein paar einschränkungen für diese herrschaften". ideologisch ist das kein großer unterschied, lediglich systemimanent der ansatz für eine korrektur.

und auch die wird nicht gelingen, da die politik bei der wirtschaft auf dem schoss sitzt. das ist aber nichts neues.
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Stellungnahme bezüglich dieses Posts:

seventh_son schrieb:

Und was macht die Politik? Sie bietet handelnde Personen auf, die das alles NICHT verkörpern sondern im Gegenteil den Eindruck erwecken, alles mitzunehmen und ihre Stellung weidlich auszukosten.
Teilweise völlig inkompetente Leute, Leute die bei der Dissertation betrügen (und es trotz offensichtlicher Beweislage nicht zugeben), irgendwelche Milchbubis die sich durch Geschleime und Intrigen durch die Jugendorganisationen an die Spitze manövriert haben, und jetzt mit Dauergrinsen bei gleichzeitiger Ahnungslosigkeit gepaart mit einem Mangel an jedwedem Charisma das Land als Minister vertreten sollen.

(Die Halbwertszeit dieser Minister auf ihrem Posten spricht ebenfalls Bände...)
Sprich: Leute, die im realen Leben an solche Positionen nie heran kommen würden, Leute, denen früher auf dem Schulhof für ihr Verhalten Bescheid gegeben wurde...


Nunja, die Politik ist eine repräsentative Demokratie in unserem Lande. Ob da jetzt unbedingt ein Stahlarbeiter Politiker sein muss, fraglich. Natürlich repräsentiert so jemand größere Nähe zum Volk, als deine Beispielsfälle. Natürlich kamen aber auch Politiker immer schon aus Gefilden, wo eine Basisabsicherung vorhanden war, weswegen Politiker = Menschen ehrenamtliche Aufgaben übernehmen konnten. Das ist auch in vielen Vereinen so. Die Parteien bestehen aus Ortsvertretern, was alles Menschen sind.

Bin ich anderer Auffassung als die Meinung der Menschen, die die Parteien organisieren und dortdrin für Beispiel X votieren, dann muss ich meine eigene Partei gründen oder in bestehenden Parteien mit anderen Menschen um meinen Standpunkt mit Argumenten kämpfen.

Außerdem ist die repräsentative Demokratie selbstverständlich Repräsentant der öffentlichen Meinung der Gesamtbevölkerung. Und eine Partei hat eine Parteilinie, der natürlich die Politiker möglichst nahe stehen sollten, aber die Politiker vertreten diese lediglich. Ich kann auch Sozialist sein in der Partei "Die Linke", dennoch überzeugter Konservativer und Anhänger der Sozialen Marktwirtschaft: Wichtig ist, dass ich innerhalb der Partei eine für diese dienliche Arbeit mache. Am Ende wird gewählt und es kommen Mehrheitsverhältnisse zustande.

Dass die bekannten Parteien nicht so aufgebaut sind, dass vielleicht jede Meinung Berücksichtigung findet und eine Partei "das Ultimative" Wahlprogramm hat, für das eine Person ganz oben steht, liegt eben daran, dass die Mehrheitsverhältnisse innerhalb der Parteien gewissen "Mantras" unterlegen sind und anschließend, bei der Bundestagswahl der "Kuchen" verteilt wird.

In Zweifelsfällen wird natürlich für das beste Ergebnis entschieden, entgegen der eigenen Überzeugung/Parteilinie, wenn einfach die Folgen dessen nicht dem Allgemeinwohl dienend wären.

Einem Politiker Grinsen und Ahnungslosigkeit zu unterstellen, halte ich für äußerst gewagt. Die Aufgabe eines Politikers in der Demokratie ist nicht, Kaiser  oder Monarch zu spielen - was vielleicht die Sehnsucht mancher Person neben "direkter Demokratie" ist. Die Aufgabe einer Demokratie ist auch, dass die Menschen Verantwortung übernehmen und Parteien als auch Richtlinien gestalten. Ältere Politiker, die nicht mehr aktiv im Dienst der Parteien sind, geben durchaus dezidiertere Meinungen ab, haben aber keine aktive Rolle, sondern sind Bundespräsident niedrigeren Ranges.

Zur Ahnungslosigkeit: Es arbeiten hinter den Politikern Ausschüsse und unabhängige Personen, also selbstverständlich größere Fach-Experten als die Volksvertreter. Aufgabe des Politikers ist es, sich zu zeigen und der Parteilinie gemäß zu argumentieren, nicht die Arbeit der Expertengremien offen zu legen.

seventh_son schrieb:

Da braucht man sich über eine fortwährende Entfremdung der Bürger von der Politik nicht wundern. Und auch nicht darüber, dass eine unverbrauchte, freakige Partei wie die Piraten im Aufwind sind, die bei aller Inhaltslosigkeit eben nicht das typische Parteien-Personal aufbieten. Man kann heilfroh sein, dass sich der Protest in der Wahl einer solchen Partei äußert und nicht in etwas schlimmerem...


Die Piratenpartei ist ein neuer Anlauf, eine Partei anders zu organisieren und fähig zu halten, über 5% zu kommen. Ja, Protest, aber vielleicht auch der Wunsch: Macht es anders.

Nicht jeder Politiker ist so, wie oben dargestellt. Der ein oder andere nutzt eher die Chance, das Große und Ganze zu sehen. Aber das jetzige System bedingt diese Art von Personen und deren Arbeit, sowohl untereinander, als auch in den Ausschüssen, ist im weltweiten Vergleich vorbildlich, wenngleich teilweise von Entscheidungen gemäß der Parteibasis überschattet (etwa Enteignungen bei Arbeitslosenversicherung bei Hartz4 gegenüber "Vermögenenden", Hoteliersteuerentlastung, Bekundungen der CSU Richtung Bayern statt Bund [konkretes Beispiel fällt mir gerade nicht ein]). Das muss man erstmal mit Taten überbieten und davon sind die Piraten und jede andere Bewegung, die sich irgendwie im Zeitgeist berufen fühlt (OWS-Deutschland, Attac, Partei der Vernunft), meilenweit entfernt!

Auch wenn Frau Merkel, Herr Schäuble, vielleicht auch altersbedingt, zu wenig Charisma haben oder auch die Fähigkeit nach mehrstündigen Fach-/Expertengesprächen, einfache Worte zu finden, um Dinge in 3 Sätzen zusammenzufassen.

Personen aus der Wirtschaft, wie Berlusconi, sind für das deutsche Staatsverständnis aufgrund der Nähe zur Korruption sogar eher gefährlich. (Nun hat Berlusconi auch äußerst respektable Arbeit abgeliefert, aber für gewisse Verwerfungen durch "Klare Ansprachen" in der Gesellschaft gesorgt.)

seventh_son schrieb:

Und das tollste ist, dass die Politik hier überhaupt nicht gegensteuert. Merkel führt das Land allein, oben im Elfenbeinturm, weit weg von Alltagsproblemen, und die Clowns drumrum spielen Kasperletheater und machen sich die Taschen voll. Diesen Eindruck muss man bekommen. Entweder ist denen mittlerweile wirklich alles egal (bis auf die eigene Versorgung), oder die Entfremdung ist schon so weit fortgeschritten dass sie einfach nichts mehr merken.


Also Merkels Residenz als "Elfenbeinturm" gleichzusetzen ist einfach Bullshit. Die Frau arbeitet Tag und Nacht und hat eine Verpflichtung gegenüber dem Bundestag. Sie ist nicht direkt gewählt, sondern von einer Volksversammlung. Die ist nicht für meine Alltagsprobleme zuständig, sondern die Rahmenbedingungen zu schaffen, sonst kann ich auch direkt sagen: Heil Merkel, führe mich.

Bitte generell mal über die Bundesrepublik Deutschland und deren Verfassung sich informieren, falls ich das nicht zugenüge getan habe.

Ich sehe nicht einen Punkt, wo irgendjemand ein "Clown" sein soll und wo ein "Kasperletheater" ist. Ich sehe eine handfeste, vorbildliche und stabilisierende Euro-Politik des Herantastens, statt irgendwelche Kahlschläge anarcholibertärer/sozialistischer Lager und auch kein Öffnen der "Geldschatulle" gemäß gewisser Tendenzen "Rot/Grün". Wenn du mir beweist, dass irgendein Politiker tatsächlich korrupt sein soll, Wulff außen vorgenommen (und dieser auf relativ "überschaubaren", eher auf "Geiz ist Geil"-Manier aufgebauten Vorteilsnahme), dann würde ich deine Haltung verstehen. Es gibt überhaupt keinen triftigen Grund, irgendwelche "Verschwörungen" der aktuellen Politik zu sehen.
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Ergänzung:


seventh_son schrieb:

Leider gehen dann natürlich auch gute Ideen in der Masse unter, und der Fokus rückt weg von den Inhalten und den guten Vorschlägen, die es sicher auch heute noch in jeder Partei gibt. Deshalb genügt es auch nicht, einzelne Personen auszutauschen, wir bräuchten eine komplett neue Generation. Aber wenn man dann sieht, wie die neue Generation der FDP die Partei zerstört, fragt man sich wie es überhaupt weitergehen soll? Welche jungen, integeren, idealistischen Leute sollen sich denn überhaupt noch für Politik begeistern und ihren Weg durch die Parteien machen?


Ähh, was? Welche "gute Ideen" gehen unter? Vielleicht sind sie nicht mehrheitsfähig (weder überparteilich, noch parteilich)? Wenn ich die EU nicht mag, dann brauche ich eine "Anti-EU-Partei" und muss sie selbst gründen.

Wenn du von der FDP sprichst: Wieso sollten diese Ideen innerhalb der Partei untergehen, wenn sie nicht populistisch sind? Wenn man von "Gesunder Skepsis" spricht, so ist diese sicher angebracht. Da kann man auch fragen, welche Parteien überhaupt "breiten" Konsens "skeptisch" beurteilen. Da gibt es nur noch FDP und Linke.

seventh_son schrieb:

Wenn man Diskussionsrunden aus den 60er bis 80er Jahren sieht, einen Brandt, einen Strauß, einen Schmidt, selbst einen (jungen) Kohl oder den streitbaren Joschka Fischer. Das waren Leute mit Ausstrahlung, man hat sie, je nach politischer Couleur, gehasst oder geliebt. Aber sie gaben stets ein klares Bild ab, wenn die sich stritten, dann richtig, und nicht dieses parteipolitsche Blabla bei Illner oder Jauch.
Welchen Politiker "liebt" man denn heute noch? Vergöttert ein FDP-Wähler Herrn Rößler? Wenn man es gut mit ihm meint, möchte man ihm dann doch eher lieber ein Eis kaufen.

Und "hassen" kann man diese Wischi-Waschis auch nicht wirklich, man hat eher Mitleid, ist gleichgültig oder ist maximal wütend auf die ganze Kaste.

Was also tun? Bei einem Fußballverein würde man sagen, Mannschaft, Vorstand und Umfeld würde ein Abstieg "gut tun"...


Die Welt ist um einiges komplizierter geworden, was die Auswirkungen angeht. Ganz oben sind die aktuellen Probleme zusammengefasst. Gesamteuropa steht vor weitreichenden Entscheidungen, faktisch seit heute sind wir in "All-In-Manier" auf die Fiskalunion aka "Vereinigte Staaten von Europa" am steuern. Deutschland (später nur noch unter dem europ. Parlament) versucht global zu spielen, Europa unter Dach und Fach zu bekommen und Probleme der Vergangenheit zu lösen.

Ich sehe genau jetzt, auch aus dem Zwang heraus, Tendenzen eben das bisherige "Management" abzulösen und entschlossener vorwärts zu kommen und in langfristigeren Sphären zu denken. Ein Großteil dieser Vorarbeit kommt gerade aus der FDP, die daraus kein Kapital schlagen kann, aber mir doch Wurst. Hauptsache "die sachlichen" Lösungen/Reformen werden Stück für Stück umgebaut und das sind alles liberale Positionen - einzig die Steuerreform sehe ich nicht, vielleicht macht die aber auch kein Sinn, weil wir vielleicht in 10 Jahren europäische Steuern zahlen. Who knows.

Dementsprechend widersprichst du dich hierbei auch recht deutlich. Entweder du möchtest Parteitaktik und Personen wie einen Herrn Blühm, der immer noch so überzeugt davon ist, dass das Rentensystem so überlebensfähig ist, oder du hast eben Reformer, die die Feinjustierung unterschiedlich wollen. Was die beste Feinjustierung ist, kannst du in den "faktischen Einheitsparteien" CDU/SPD/Grüne/FDP wählen. Die CDU ist noch am konservativsten (Ausgaben begrenzen, Einnahmen erhöhen), die Grünen am irreellsten (mehr Ausgaben, wird schon gutgehen), die FDP teilweise drei Schritte vorraus (ansonsten Schuldenbegrenzung) und die SPD versucht alle Richtungen einzubauen. (Mehr Ausgaben, Mehr Einnahmen)

Ich verstehe überhaupt gar nicht deine Position, außer die Politik ohne triftige Argumente anzugreifen und den Untergang des Abendlands zu fordern.
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Der "fliegende Teppich" des Ministers Niebel scheint bei der Kanzlerin Missfallen erregt zu haben...  


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