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Das Resümee zur Saison 2006/2007

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in eigener Sache:

Und wieder geht eine nervenaufreibende Saison zu Ende (den letzten Spieltag klammere ich mal aus), die mich mindestens 3 Jahre meines Lebens gekostet hat. Zähle ich die letzten 10 Jahre dazu, dann sollte ich mich langsam aus dem Geschäft ausklinken um wenigstens noch ein paar glückliche Jahre mit meiner Familie erleben zu können. Die Eintracht lässt einen einfach nicht mehr los obwohl ich mir schon 1000 mal geschwört habe den Ärger, die Angst, die Wut (habe ich etwas vergessen) nicht mehr an mich ranzulassen. Dafür entschädigen dann doch die Glücksgefühle vom Samstag und man ist sich sicher, dass Fußball die schönste Nebensache der Welt ist und lieber mit 65 Jahren als Eintracht Fan sterben will als 80 Jahre emotionslos das Leben „abgelebt“ zu haben…
Nun zum Sportlichen:

Das Positive:

Das Zuschauerinteresse

Für mich der wichtigste Indikator: Trotz eher mittelmäßigen Leistungen (zu Hause Hausmannskost) belegen wir mit ca. 47.500 Zuschauern im Schnitt den 5 Platz im Ligaranking. Wann hat es das zuletzt gegeben? Eintracht Frankfurt ist wieder eine Marke und das Interesse wird dadurch weiterhin nachhaltig sein. Sponsoren werden sich noch mehr engagieren und die Teuren und Reichen werden sich über E-Bay ihre Zutrittsrechte für den Business Bereich besorgen müssen (lt. HB alles ausverkauft). Die letzten Logen in ungünstigen Lagen werden bis zum Beginn der neuen Saison ebenso ausverkauft sein. Will heißen: Eintracht muss sich um neue und weitere Einnahmequellen bemühen, weil die Erträge aus Ticketing und Logen ausgeschöpft sind. Für mich aber das Wichtigste: Kinder rennen beim Fußballtraining wieder mit dem Adlerwappen durch die Gegend. Bayern Utensilien sind allenfalls nur noch sporadisch zu entdecken. Eine große Chance für uns (Merchandising)!

Die Ruhe im Vorstand

Zugegeben, ich hatte sie nicht, war hin und hergerissen zwischen Funkel muss raus und Funkel soll bleiben. Nur der Liebe Gott wusste in dieser Situation was die richtige Entscheidung ist, wobei mir der Vergleich zwischen Gott und HB doch ein bisschen zu weit geht. Aber: In der Ruhe liegt wirklich die Kraft!! Purer Aktionismus bringt nichts in diesem Business und die fehlte uns eindeutig in der Zeit vor HB. Die Diskussion letzte Woche in Wolfsburg zu Klaus A. war für mich der Gipfel der Unfähigkeit eines konzeptlosen Managements. Nur durch großes Glück und dank der Ungeschicklichkeit eines Torwarts mit dem Namen unseres schönen Landes konnte der Abstieg dort wohl grade noch vermieden werden. Die Erfahrung aus dieser Ruhe hilft uns, auch mit zukünftig schwierigen Situationen professionell umzugehen und den Glauben in unsere Führung nicht zu verlieren. Unabhängig davon sollte trotzdem ein kritisches Hinterfragen nach dem Trainer (erreicht er noch das Team) möglich sein. Nur der Zeitpunkt muss clever gewählt werden!!

Das sportliche Abschneiden

In diesem Punkt geht es ausdrücklich nicht um die Qualität der Spiele. Der Klassenerhalt (Minimalziel) wurde vor dem 34 Spieltag erreicht. Die Mannschaft stand wieder kurz vor dem Einzug in das Pokalfinale und im UEFA-Cup hat man eine ordentliche Visitenkarte abgegeben. Mannschaften wie Schalke und Berlin haben wir weit hinter uns gelassen. Mehr kann beim besten Willen auch nicht erwartet werden. Chapeaux, davor ziehe ich den Hut und bin dankbar. Mehr noch, wir stehen in diesem Punkt deutlich besser da als ambitionierte Clubs wie Dortmund oder Hamburg (wo steht eigentlich Mönchengladbach?), die bessere Möglichkeiten haben und im übrigen zweimal den Trainer wechselten. Mit einer vergleichbaren Bilanz in 2007/2008 wäre ich zufrieden, allerdings bitte schön mit mehr Souveränität.

Das Negative

Die sportliche Qualität

Die Spiele gegen Aachen und in Bremen sollten wir zunächst mal ausblenden, da sie gerade 6% der Gesamtsaison ausmachen. Zu selten haben wir ein Spiel überzeugend gestalten können, was sich auch in der Knappheit der wenigen Siege darlegen lässt. Gerät die Mannschaft in Rückstand ist ein Sieg praktisch aussichtslos. Von 67 Bundesligaspielen konnte gerade 1 Spiel !!! gegen Leverkusen noch gewonnen werden (3:1 im Heimspiel). Die Heimspiele sind zu statisch und ohne Impulse. Ein geordnetes Spiel war nur selten erkennbar und mitreisende Spiele (Bayern war nur Leidenschaft) gab es nicht. In der Vorsaison waren zumindest die Heimspiele gegen Bielefeld, Dortmund, Schalke, Köln und Duisburg die das Prädikat gut bis sehr gut verdienten. Mit Blick darauf würde ich trotz der höheren Punktzahl von einem spielerischen Rückschritt sprechen wollen zumal die Qualität des Teams durch intelligente Einkäufe signifikant gesteigert wurde.
Auswärts wurden wichtige Punkte in den letzten Minuten billig verschenkt und der „lucky Punch“ viel zu selten gesucht.

Das taktische Konzept

Ich bin kein Meister der Taktik, aber so manchmal habe ich mich gefragt ob es unserem Trainer ähnlich geht. Ständiges rotieren (nur am letzten Spieltag wurde die selbe Formation aufgeboten) haben bestimmt nicht zur erforderlichen Sicherheit geführt. Fast 60 Gegentore sprechen hier eine eindeutige Sprache, für die es keine Gegenargumente gibt. Trotz zahlreicher Nationalspieler (Wuschu, Vasi und Soto) konnte keine Stabilität erzeugt werden. Dazu die ständigen Varianten mal mit einer Spitze und dann mit zwei Spitzen zu agieren hatten zur Folge, dass im Sturm auch keine Sicherheit auftrat. Und nicht zuletzt ein planloses Mittelfeld (mal mit Doppelsechs, Raute , und was weis ich was es alles noch gibt) das nicht in der Lage war, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Keiner übernahm Verantwortung oder war es doch ein Qualitätsproblem?
Flankierend dazu die Understatements von unserem Trainer vor manchen Spielen in dem der Gegner in den Himmel gelobt und das eigene Team klein geredet wurde. Nur zuletzt, wo es um alles ging, hat man sich zu einer anderen Ansprache nach Außen entschlossen (warum musste das erst so spät sein).

Das Zögern in der Winterpause

Am meisten hat mich verblüfft, das HB nach den Erfahrungen der Vorsaison wiederholt (Heller mal ausgeklammert) untätig geblieben ist. Dabei predigen sie doch alle, unser Trainer in erster Linie, dass Spieler, die dem Spielbetrieb 6 Monate und länger fern geblieben sind mindestens die gleiche Eingewöhnungszeit benötigen. Vor diesem Hintergrund waren Preuß, NadW und Chris keinesfalls als Neuzugänge anzusehen. Der Markt war auch nicht leer geräumt (Epalle, Zidan, Andreasen, Marcelinho etc.). Der trügerische Vorsprung zur Winterpause mit 5 Punkten war auch nicht so komfortabel wie in der Vorsaison, dazu mit dem HSV noch ein echtes Kaliber in der Abstiegszone. HB hat in der Rückbetrachtung das wiederholte Zögern als neuerlichen Fehler eingeräumt. Die entscheidende Frage die ich mir nur in diesem Zusammenhang auch für die Zukunft stelle ist: Haben wir ein gut entwickeltes Scout System? Weshalb konnten wir uns trotz guter Finanzen nicht verstärken? Hier liegen m.E. noch gravierende Hausaufgaben vor unseren „Machern“.

Fazit

Für mich überwiegt das Positive, weil ein Absturz in die 2 Liga unvorhersehbare Risiken zur Folge gehabt hätte. Alle definierten Ziele wurden erreicht. Schön spielen kommt immer an 2 Stelle!! Ferner hoffe ich, dass für die Zukunft aus den Fehlern der Saison die notwenigen Schlüsse gezogen werden und die kritische Analyse (hoffentlich kommt sie auch) nun folgt.
Ein Festhalten am Trainer tut gut. Ein stures Festhalten kann aber auch ins Auge gehen!!
Eintracht Frankfurt ist ein schlafender Riese mit viel Potential. Bescheidenheit ist nie verkehrt im Leben, aber ein gesundes Selbstbewusstsein ist noch besser. Herr Funkel, bitte machen Sie was draus, das Buffet ist eröffnet……

einen herzlichen Gruß des erleichterten
Flemming
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Hallo Flemming,

sehr schön geschrieben, kann dir in fast allen Punkten zustimmen.
So macht das Forum Spaß.

Danke

Gruß Debusinho
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warum diese Leistungsexplosion in den Spielen gegen Aachen, Bremen und mit Abstrichen gegen Dortmund? Es ist schon erstaunlich WIE die Mannschaft sich selbst ohne Fremde Hilfe aus der Scheiße befreit wenn sie bis zum Hals in der selben steckt.Das läßt Spielraum für Spekulationen! Haben etwa einige Spieler in den Spielen z.B.  gegen Cottbus und Bochum nicht alles gegeben?
Hat der eine oder andere gar damit spekuliert das der Trainer seinen Hut nehmen muss wenn die Leistung nicht stimmt und die Eintracht in Abstiegsnöte gerät. Wurde  erst durch die klare Stellungsnahme von HB zu Funkel den Spielern der Wind aus den Segeln genommen? Zeitlich käme das hin, den schon in Dortmund tratt die Mannschaft mit erkennbaren Willen zum Siegen auf!  
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AdlerFlemming schrieb:


Das Zögern in der Winterpause

Am meisten hat mich verblüfft, das HB nach den Erfahrungen der Vorsaison wiederholt (Heller mal ausgeklammert) untätig geblieben ist. Dabei predigen sie doch alle, unser Trainer in erster Linie, dass Spieler, die dem Spielbetrieb 6 Monate und länger fern geblieben sind mindestens die gleiche Eingewöhnungszeit benötigen. Vor diesem Hintergrund waren Preuß, NadW und Chris keinesfalls als Neuzugänge anzusehen. Der Markt war auch nicht leer geräumt (Epalle, Zidan, Andreasen, Marcelinho etc.). Der trügerische Vorsprung zur Winterpause mit 5 Punkten war auch nicht so komfortabel wie in der Vorsaison, dazu mit dem HSV noch ein echtes Kaliber in der Abstiegszone. HB hat in der Rückbetrachtung das wiederholte Zögern als neuerlichen Fehler eingeräumt. Die entscheidende Frage die ich mir nur in diesem Zusammenhang auch für die Zukunft stelle ist: Haben wir ein gut entwickeltes Scout System? Weshalb konnten wir uns trotz guter Finanzen nicht verstärken? Hier liegen m.E. noch gravierende Hausaufgaben vor unseren „Machern“.

einen herzlichen Gruß des erleichterten
Flemming


das sehe ich zu 100% genauso!


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