Neulich sprach's mal wieder jemand in irgend einem anderen Thread an; es gibt kaum eine Frage, die sich im Eintrachtforum nicht zu stellen lohnt, irgendwie bekommt man auf so ziemlich alles einen mehr o. weniger produktiven Input. Versuchen wir's also mal mit folgender Thematik:
Ich bin Englischlehrer einer neunten Sekundarschulklasse in Berlin. Liebe Schüler aber recht leistungsschwach und vor allem in Sachen Konzentrationsfähigkeit mit einigen Defiziten. Die Schlagzahl über 45 Minuten konstant oben zu halten, ist grundsätzlich schwierig (wisse mer alle, kenne mer alle ), aber bei meinen Kids ist das Problem überdurchschnittlich ausgeprägt.
Deshalb würde ich gerne in meine Stunden eine Time out-Phase (max. 5 Minuten) integrieren, die es meinen Schülern erlaubt, aktiv und produktiv zu entspannen, also kein "macht was ihr wollt"-Gedöns, sondern einfach einen völlig anderen Schwerpunkt setzen, um danach den Focus wieder besser auf die eigentliche Materie gelenkt zu bekommen.
Deshalb wende ich mich an alle, die vielleicht über Felder wie Kampfsport, Mediatation o.ä. gewisse Erfahrungen zu Übungen aktiver Entspannung haben.Auch Literaturtipps würden mir auf jeden Fall schon weiterhelfen. Ich beweg mich ganz bewusst, von der Schulpädagogik weg, da tauchen letztlich doch immer wieder die gleichen Ansätze auf. Falls natürlich hier ein Kollege/Kollegin reinschaut und spontan was auf'm Schirm hat, umso besser.
Einstweilen schon mal vielen Dank im Voraus für die Hilfe. Für hilfreiche Berliner gibt's am Sonntag direkt nen Schoppen im Café Royal ,-)
Mir fällt spontan eine Situation ein aus meinem Berufsleben, die mir gut geholfen hat in Anspannungssituationen, um danach wieder neu fokussiert weiterzumachen: "Den Löwen machen", das kommt glaube ich aus dem Yoga-Bereich und kann ergoogelt werden. Du lässt mit einem Ruck/Schrei die ganze Anspannung raus und kannst danach Arme und Beine ausschütteln und dann gehts auf einem anderen Niveau weiter. Den "Löwen" hat mir/uns die Schwangerschafts-Kursleiterin meiner Frau gezeigt gehabt. Ist jetzt schon über 20 Jahre her...
Ich habe im Rahmen meines Studiums in einem Psychologie-Seminar vor Jahren mal die Progressive Muskelentspannung kennengelernt, die mir dann, als ich in der Examensphase wegen Prüfungsängsten in Behandlung war, wieder begegnet ist. In Zeiten, in denen ich wegen Angst und Stress permanent angespannt war, hat mir das sehr geholfen. Dabei werden im Sitzen oder Liegen bestimmte Muskelpartien des Körpers auf Anweisung hin (ich hatte eine CD) angespannt und wieder entspannt. Dabei macht man sich bewusst, wie unterschiedlich sich das anfühlt. Die ausführliche Version für den ganzen Körper ist natürlich viel zu lang für das, was Du vorhast, aber es gibt - soweit ich weiß - auch Kurzformen. Auch gibt es für jüngere Kinder Varianten, in denen das Ganze noch in eine Vorlesegeschichte mit Rahmenhandlung verpackt wird. Vielleicht gibt es ja da auch etwas vergleichbares für ältere Kinder oder Jugendliche.
Habe selbst keinen Plan, möchte dich aber gerne ermuntern , weiterzusuchen. Finde die Idee, etwas abseits der Lehrpädagogik zu machen, um voran zu kommen, grandios.
Ich hoffe, es finden sich ein paar Experten, die dir weiterhelfen können.
@ Sotos: Grundsätzlich sind Yoga-Techniken sicher kein schlechter Ansatz, wobei meine Kids für den Löwen vermutlich zu "cool" sind. Da müssten sie sich schon seehr überwinden und für nen dauerhaften Einsatz wäre es vermutlich nicht das richtige, aber danke Dir.
@ Kine Top, da werde ich auf jeden Fall mal etwas tiefer in die MAterie einsteigen. Wenn ich was passendes finde, gebe ich Dir gerne Feedback
@ Würzburger Dankeschön, hört man immer gern . Is aber wirklich auch ein gewisser Egoismus dabei. Auch wenn's verführerisch ist, schwerpunktmäßig auf Althergebrachtes zu setzen, schafft man sich (hoffe ich) zumindest mittelfristig auch für sich selbst die besseren Arbeitsbedingungen, denn nix ist aufreibender als eine Klasse, die, abgeturned von den Standardinhalten, keinen Biss und Interesse mehr entwickelt. Mein didaktisches Rüstzeug hab ich mir übrigens an der Uni Würzburg geholt...war eher dünn, v.a. in Englisch. Hoffe auf weitere Zuschriften.
WuerzburgerAdler schrieb: Habe selbst keinen Plan, möchte dich aber gerne ermuntern , weiterzusuchen. Finde die Idee, etwas abseits der Lehrpädagogik zu machen, um voran zu kommen, grandios.
Ich hoffe, es finden sich ein paar Experten, die dir weiterhelfen können.
Also erstmal finde ich es super, dass Du abseits vom üblichen Schulalltag nach Hilfen für Deine Schüler suchst.
In Sachen Sport habe ich zwar keine Idee, aber ich würde Dir gerne eine Art Gehirnjogging, bzw. Blockaden im Hirn überwinden Sache empfehlen.
Ich weiss nicht ob Du Vera F. Birkenbihl kennst ? Sie ist "Gehirntrainerin" und hat supertolle Hilfen um Lernblockaden und Konzentrationsschwächen im Gehirn zu überwinden. Ganz besonders zu empfehlen finde ich ihre "Stroh im Kopf.." Reihe.
Mit dem Stuhl etwas zurückrutschen. Sich einigermaßen gerade hinsetzen, ohne anzulehnen. Locker. Augen zur Hälfte schließen. Sich auf den Atem konzentrieren, ohne diesen irgendwie bewusst zu lenken. Einfach weiterschnaufen wie zuvor. Darauf achten: wo und wie spüre ich das Einatmen / das Ausatmen.
Feddisch.
Solltest Du noch ein paar Erläuterungen brauchen, gern per PN.
Bigbamboo schrieb: Birkenbihl ist, in meinen Augen, nicht u20 kompatibel ...
Naja, meine alte Mutter ...
Merkste was?
Btw: Ich glaube nicht, dass man mit 'Klassikern' in so einer Situation weiter kommt. Irgendwas mit neuen Medien, ein kurzer Youtube-Clip zum nachmachen oder so, wären vielleicht eine Richtung, in die man denken könnte.
In Frankfurt gibt es ein Schulprojekt, bei dem Achtsamkeit im Rahmen eines eigenen Unterrichtsfachs in den Schulalltag integriert und wissenschaftlich begleitet wird. http://www.youtube.com/watch?v=rqR-jCgJgY4
Da ich das Buch nicht kenne, kann ich wenig zu seiner Brauchbarkeit bei Schülern sagen. Habe jedoch bei Erwachsenen, die unter Konzentrationsproblemen oder innerer Unruhe leiden, mit Achsamkeitsübungen, wie z.B. Atemmeditationen oder Body-Scan (dabei wird die Aufmerksamkeit auf verschiedene Körperbereiche gelenkt), sehr gute Erfahrungen gemacht.
adlerkadabra schrieb: Vielleicht was ganz Einfaches:
Mit dem Stuhl etwas zurückrutschen. Sich einigermaßen gerade hinsetzen, ohne anzulehnen. Locker. Augen zur Hälfte schließen. Sich auf den Atem konzentrieren, ohne diesen irgendwie bewusst zu lenken. Einfach weiterschnaufen wie zuvor. Darauf achten: wo und wie spüre ich das Einatmen / das Ausatmen.
Feddisch.
Solltest Du noch ein paar Erläuterungen brauchen, gern per PN.
Neulich sprach's mal wieder jemand in irgend einem anderen Thread an; es gibt kaum eine Frage, die sich im Eintrachtforum nicht zu stellen lohnt, irgendwie bekommt man auf so ziemlich alles einen mehr o. weniger produktiven Input.
Versuchen wir's also mal mit folgender Thematik:
Ich bin Englischlehrer einer neunten Sekundarschulklasse in Berlin. Liebe Schüler aber recht leistungsschwach und vor allem in Sachen Konzentrationsfähigkeit mit einigen Defiziten. Die Schlagzahl über 45 Minuten konstant oben zu halten, ist grundsätzlich schwierig (wisse mer alle, kenne mer alle ), aber bei meinen Kids ist das Problem überdurchschnittlich ausgeprägt.
Deshalb würde ich gerne in meine Stunden eine Time out-Phase (max. 5 Minuten) integrieren, die es meinen Schülern erlaubt, aktiv und produktiv zu entspannen, also kein "macht was ihr wollt"-Gedöns, sondern einfach einen völlig anderen Schwerpunkt setzen, um danach den Focus wieder besser auf die eigentliche Materie gelenkt zu bekommen.
Deshalb wende ich mich an alle, die vielleicht über Felder wie Kampfsport, Mediatation o.ä. gewisse Erfahrungen zu Übungen aktiver Entspannung haben.Auch Literaturtipps würden mir auf jeden Fall schon weiterhelfen. Ich beweg mich ganz bewusst, von der Schulpädagogik weg, da tauchen letztlich doch immer wieder die gleichen Ansätze auf. Falls natürlich hier ein Kollege/Kollegin reinschaut und spontan was auf'm Schirm hat, umso besser.
Einstweilen schon mal vielen Dank im Voraus für die Hilfe. Für hilfreiche Berliner gibt's am Sonntag direkt nen Schoppen im Café Royal ,-)
"Den Löwen machen", das kommt glaube ich aus dem Yoga-Bereich und kann ergoogelt werden. Du lässt mit einem Ruck/Schrei die ganze Anspannung raus und kannst danach Arme und Beine ausschütteln und dann gehts auf einem anderen Niveau weiter.
Den "Löwen" hat mir/uns die Schwangerschafts-Kursleiterin meiner Frau gezeigt gehabt. Ist jetzt schon über 20 Jahre her...
In Zeiten, in denen ich wegen Angst und Stress permanent angespannt war, hat mir das sehr geholfen. Dabei werden im Sitzen oder Liegen bestimmte Muskelpartien des Körpers auf Anweisung hin (ich hatte eine CD) angespannt und wieder entspannt. Dabei macht man sich bewusst, wie unterschiedlich sich das anfühlt. Die ausführliche Version für den ganzen Körper ist natürlich viel zu lang für das, was Du vorhast, aber es gibt - soweit ich weiß - auch Kurzformen. Auch gibt es für jüngere Kinder Varianten, in denen das Ganze noch in eine Vorlesegeschichte mit Rahmenhandlung verpackt wird. Vielleicht gibt es ja da auch etwas vergleichbares für ältere Kinder oder Jugendliche.
Naja, wenn Du ein Mädchen wärst, hätte ich da für aktive Entspannung eine promte Idee???
(Jaja ich weiß-blöder Spruch-sollte ein Witz sein-bitte Lachen )
Ich hoffe, es finden sich ein paar Experten, die dir weiterhelfen können.
Nochmal: Bravo.
Grundsätzlich sind Yoga-Techniken sicher kein schlechter Ansatz, wobei meine Kids für den Löwen vermutlich zu "cool" sind. Da müssten sie sich schon seehr überwinden und für nen dauerhaften Einsatz wäre es vermutlich nicht das richtige, aber danke Dir.
@ Kine
Top, da werde ich auf jeden Fall mal etwas tiefer in die MAterie einsteigen. Wenn ich was passendes finde, gebe ich Dir gerne Feedback
@ Würzburger
Dankeschön, hört man immer gern . Is aber wirklich auch ein gewisser Egoismus dabei. Auch wenn's verführerisch ist, schwerpunktmäßig auf Althergebrachtes zu setzen, schafft man sich (hoffe ich) zumindest mittelfristig auch für sich selbst die besseren Arbeitsbedingungen, denn nix ist aufreibender als eine Klasse, die, abgeturned von den Standardinhalten, keinen Biss und Interesse mehr entwickelt.
Mein didaktisches Rüstzeug hab ich mir übrigens an der Uni Würzburg geholt...war eher dünn, v.a. in Englisch.
Hoffe auf weitere Zuschriften.
Grüße, C
+1!
Wirklich schön, soetwas zu lesen.
In Sachen Sport habe ich zwar keine Idee, aber ich würde Dir gerne eine Art Gehirnjogging, bzw. Blockaden im Hirn überwinden Sache empfehlen.
Ich weiss nicht ob Du Vera F. Birkenbihl kennst ?
Sie ist "Gehirntrainerin" und hat supertolle Hilfen um Lernblockaden und Konzentrationsschwächen im Gehirn zu überwinden. Ganz besonders zu empfehlen finde ich ihre "Stroh im Kopf.." Reihe.
Wirkt ein wenig wie ein Lehrer, der morgens mit Jogginghos und Rapperkettchen in der Klasse einläuft.
Just my two cents.
Mit dem Stuhl etwas zurückrutschen.
Sich einigermaßen gerade hinsetzen, ohne anzulehnen. Locker.
Augen zur Hälfte schließen.
Sich auf den Atem konzentrieren, ohne diesen irgendwie bewusst zu lenken. Einfach weiterschnaufen wie zuvor.
Darauf achten: wo und wie spüre ich das Einatmen / das Ausatmen.
Feddisch.
Solltest Du noch ein paar Erläuterungen brauchen, gern per PN.
Naja, meine alte Mutter hat durch sie endlich gelernt die Telefonnummern ihrer Töchter und sogar ihrer Freundin in Canada im Kopf zu behalten
Merkste was?
Btw: Ich glaube nicht, dass man mit 'Klassikern' in so einer Situation weiter kommt. Irgendwas mit neuen Medien, ein kurzer Youtube-Clip zum nachmachen oder so, wären vielleicht eine Richtung, in die man denken könnte.
http://www.youtube.com/watch?v=rqR-jCgJgY4
Von Vera Kaltwasser, die dieses Konzept entwickelt hat, gibt es auch ein Buch mit diversen Übungen:
http://www.amazon.de/Achtsamkeit-Schule-Stille-Inseln-Entspannung-Konzentration/dp/3407626312
Da ich das Buch nicht kenne, kann ich wenig zu seiner Brauchbarkeit bei Schülern sagen.
Habe jedoch bei Erwachsenen, die unter Konzentrationsproblemen oder innerer Unruhe leiden, mit Achsamkeitsübungen, wie z.B. Atemmeditationen oder Body-Scan (dabei wird die Aufmerksamkeit auf verschiedene Körperbereiche gelenkt), sehr gute Erfahrungen gemacht.
Auch Fantasiereisen könnte ich mir für eine Time-Out-Phase gut vorstellen.
http://www.amazon.de/Fantasiereisen-f%C3%BCr-Jugendliche-Stefan-Adams/dp/3833491086/ref=pd_sim_b_1#_
Tatsächlich ganz einfach, aber sehr effektiv.