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Qualität von Wikipedia

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Hallo,
die Qualität von Wikipedia wird immer wieder in unterschiedlichen Threads hinterfragt und Quellen aus dem Onlinelexikon werden, teils ohne gelesen zu werden als unseriös bezeichnet. Dies nimmt den Wind aus vielen Diskussionen und die Deutungshoheit für die Seriösität von Quellen aus dem Internet liegt automatisch beim Wiki-Kritiker.

Was haltet Ihr von Wikipedia? Ist es ein Vorteil, dass jeder Mensch dort Artikel verfassen und kontrollieren kann oder ist es der Freifahrtschein für fremdgesteuerte Saboteure und Witzbolde? Ist es richtig, dass das Lexikon für jedermann frei zur Verfügung steht oder sollte man Geld für die Nutzung verlangen? Kann man sich überhaupt noch auf Forendiskussionen einlassen, wenn das Größte deutsche Onlinelexikon von teilen akzeptiert und von anderen abgelehnt wird? Was kann man noch als seriöse Onlinequelle bezeichnen? Und wer legt das eigentlich fest? Sind Bücher als Lexikon vielleicht sogar besser geeignet als das Internet?
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Interessant ist doch wer Wikipedia immer wieder als schlecht hinstellt, Leute die mit Seiten wie kaltesonne, kopp-online und ähnlichen Blödsinn argumentieren.
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Früher sagte ich auch immer, dass Wikipedia eine Platform für angewandtes Halbwissen ist, aber heute sehe ich das nicht mehr so eng.
Wenn ich z.B. eine Information über den Mond suche, dann bringt mich Wikipedia sicher eher weiter als mein altes Was-Ist-Was Buch "Der Mond" von 1967 ...

Immer nur einer Informationsquelle zu vertrauen ist aber nie gut. Insbesondere wenn bei manchen Leute diese Informationquelle die B***-Zeitung ist.
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Im Grunde genommen kann auch jeder ein Buch schreiben. Der einzige Unterschied ist, dass ein Buch von Dritten nur schwer verändert werden kann.

Es gibt sicherlich Menschen, die Wikipedia zum Zwecke der Manipulation nutzen. Die Grundsatzfrage sollte aber sein, ob das ein Problem ist, welches Wikipedia allein hat?

Ein Autor, der über politische oder wirtschaftliche Entwicklungen oder Sachlagen schreibt, wird bewusst oder unbewusst auch seine eigenen Ansichten miteinfliessen lassen. Dies kann schon durch einfache Formulierungen geschehen. Und da sind alle Medien, auf denen er dies veröffentlichen kann, betroffen. Wikipedia ist da sicher ein leichtes Ziel. Aber wie man an Heveling sieht, geht das auch über das Handelsblatt oder ähnliches.

Persönlich möchte ich Wikipedia nicht missen. Auch wenn da einige schwarze Schafe bei sind, so findet man dort auch wirklich gute Artikel.
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Milhouse van H. schrieb:
Früher sagte ich auch immer, dass Wikipedia eine Platform für angewandtes Halbwissen ist, aber heute sehe ich das nicht mehr so eng.

Wikipedia ist gut um sich erste Informationen zu holen. Auch gut dort, das man Hinweise und Buchtipps findet wo man sich weiter informieren kann.
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Frankfurter-Bob schrieb:
Im Grunde genommen kann auch jeder ein Buch schreiben. Der einzige Unterschied ist, dass ein Buch von Dritten nur schwer verändert werden kann.

Es gibt sicherlich Menschen, die Wikipedia zum Zwecke der Manipulation nutzen. Die Grundsatzfrage sollte aber sein, ob das ein Problem ist, welches Wikipedia allein hat?

Ein Autor, der über politische oder wirtschaftliche Entwicklungen oder Sachlagen schreibt, wird bewusst oder unbewusst auch seine eigenen Ansichten miteinfliessen lassen. Dies kann schon durch einfache Formulierungen geschehen. Und da sind alle Medien, auf denen er dies veröffentlichen kann, betroffen. Wikipedia ist da sicher ein leichtes Ziel. Aber wie man an Heveling sieht, geht das auch über das Handelsblatt oder ähnliches.

Persönlich möchte ich Wikipedia nicht missen. Auch wenn da einige schwarze Schafe bei sind, so findet man dort auch wirklich gute Artikel.


Seh ich ganz genauso. Am Ende kommts auf Thema an. Wenn ich schnell die Grösse eines Landes nachschauen möchte oder die Kurzbeschreibung eines mir unbekannten Fremdworts oder biografische Daten brauche, ist Wiki immer geeignet. Wenns um kontroverse Themen geht, bei denen Wertungen und Meinungen Dritter eine fundamentale Rolle spielen, muss man halt vorsichtig sein und sich die Quellen, sofern verfügbar, genau ansehen und vielleicht auch mal ein paar andere Quellen antesten. Ist dann nichts anderes als jedes andere Informationsmedium auch. Ich glaub aus gutem Grund auch nicht unbesehen jedem Journalist oder Buchautor.
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Die Behauptung, im anderen Thread aufgestellt, Wiki sei von Linksextremisten unterwandert, ist voll und ganz zu unterschreiben. Jedoch ist diese Unterwanderung im selben Maße vorhanden, in dem auch von Rechtsextremisten, Neurechten, Sozialdemokraten, Konservativen, Liberalen etc. versucht wird, die Meinungshoheit zu erlangen. Jede politische Strömung, wirtschaftliche oder religiöse Interessensgruppe hat ihre Anhänger, die bereit sind, Tage und Wochen damit zu verbringen, Artikel zu verändern und Diskussionen zu beeinflussen.
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Milhouse van H. schrieb:
Früher sagte ich auch immer, dass Wikipedia eine Platform für angewandtes Halbwissen ist, aber heute sehe ich das nicht mehr so eng.
Wenn ich z.B. eine Information über den Mond suche, dann bringt mich Wikipedia sicher eher weiter als mein altes Was-Ist-Was Buch "Der Mond" von 1967 ...

Ich sehe das ähnlich.
Besonders bei "zentralen" Themen ist hier, denke ich, zumindest für einen ersten Einstieg oder die Aneignung eines Grundlagenwissens ("Wikipedia-Wissen") wiki durchaus geeignet.
Sobald es spezieller wird, merkt man, wenn man sich selbst auskennt, dass die Artikel teilweise lückenhaft oder unsauber sind - nicht direkt falsch, eher oberflächlich.

Eine Anekdote kann ich beisteuern: Ein Freund von mir hat mal eine Hausarbeit über ein abgefahrenes Detailthema in der Urkudenforschung geschrieben und stieß dabei auf einen alles in allem doch recht simplen Fachausdruck, der bei wikipedia noch nicht gelistet war. Also hat er sich dran gemacht, diesen Artikel zu schreiben, er wurde redigiert und freigeschaltet. Er hatte mir den Link dazu geschickt und ich hab mir den Spaß erlaubt, unter "Literatur" ein fiktives Werk einzufügen mit völlig abstrusem Titel und meinem Kumpel als Autor. Er selbst hatte das gelöscht, woraufhin die Löschung von einem Admin mit der Begründung "sehe nicht, warum das rausfliegen sollte" rückgängig gemacht wurde. Er stand dann ca. 3 Jahre als Buchautor bei wikipedia drin, bis vor etwa einem halben Jahr ein Admin dieser Quelle wohl nachgegangen ist, und festgestellt hat, dass das Nonsens ist und diese nun endgültig gelöscht hat.
Aber wie gesagt, dass war ein absoluter Nischenbeitrag.

Ich keine ein, zwei Wikipedianer, die sich hobbymäßig dort mit hoher Zeitinvestition engagieren. Wenn ich sehe, wie hart und bürokratisch auf den Diskussionsseiten dort um Lächerlichkeiten und Quellennachweise gestritten wird und wie furchtbar ernst wikipedia unter den Nerds genommen wird, dann mach ich mir eigentlich keine allzugroßen Sorgen. In wissenschaftlichen Arbeiten zitieren würde ich es natürlich dennoch nicht (ist glaub ich ohnehin nicht erlaubt).
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Frankfurter-Bob schrieb:


Es gibt sicherlich Menschen, die Wikipedia zum Zwecke der Manipulation nutzen.  


Genau das wirft jetzt die WirtschaftsWoche (WiWo) Lindner vor. Dessen Wikipedia-Eintrag sei 2012 „auffallend oft zum Positiven verändert worden“, schreibt das konservative Blatt. Der Verdacht: Lindner lässt seinen Lebenslauf „aufhübschen“. Die FDP weist den Vorwurf empört zurück.

In der Tat wurde kaum ein Wikipedia-Eintrag eines aktiven deutschen Politikers im vergangenen Jahr so häufig geändert, wie der Christian Lindners: rund 350 Mal. „Das Pikante: Ein bedeutender Teil scheint aus Lindners Umfeld zu stammen“, glaubt die WirtschaftsWoche (WiWo) herausgefunden zu haben. Sie wirft dem Partei- und Landtagsfraktionsvorsitzenden der nordrhein-westfälischen FDP vor, „dass Lindner oder sein Umfeld die machtpolitische Verschnaufpause im NRW-Landtag offenbar auch dazu nutzt, die Deutungshoheit über die Biografie des Liberalen zu erreichen“.



http://www.taz.de/Wikipedia-Eintrag-von-Christian-Lindner/!108771/
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zappzerrapp schrieb:
Die Behauptung, im anderen Thread aufgestellt, Wiki sei von Linksextremisten unterwandert, ist voll und ganz zu unterschreiben. Jedoch ist diese Unterwanderung im selben Maße vorhanden, in dem auch von Rechtsextremisten, Neurechten, Sozialdemokraten, Konservativen, Liberalen etc. versucht wird, die Meinungshoheit zu erlangen. Jede politische Strömung, wirtschaftliche oder religiöse Interessensgruppe hat ihre Anhänger, die bereit sind, Tage und Wochen damit zu verbringen, Artikel zu verändern und Diskussionen zu beeinflussen.


die artikel werden vor der veröffentlichen geprüft. ich kann mir nur schwer vorstellen, dass politisch einseitige texte regelmäßig im wiki landen. hast du ein beispiel für einen einseitig links- oder rechtensextremen artikel?
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Früher konnte man wenigstens noch bei ungeliebten Fußballvereinen unter "Erfolge" alles löschen und durch "nicht vorhanden" ersetzen und sich zumindest für kurze Zeit beeumeln. Das geht heute leider nicht mehr, weil alles gegengelesen wird vorher  
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Morphium schrieb:
Frankfurter-Bob schrieb:


Es gibt sicherlich Menschen, die Wikipedia zum Zwecke der Manipulation nutzen.  


Genau das wirft jetzt die WirtschaftsWoche (WiWo) Lindner vor. Dessen Wikipedia-Eintrag sei 2012 „auffallend oft zum Positiven verändert worden“, schreibt das konservative Blatt. Der Verdacht: Lindner lässt seinen Lebenslauf „aufhübschen“. Die FDP weist den Vorwurf empört zurück.

In der Tat wurde kaum ein Wikipedia-Eintrag eines aktiven deutschen Politikers im vergangenen Jahr so häufig geändert, wie der Christian Lindners: rund 350 Mal. „Das Pikante: Ein bedeutender Teil scheint aus Lindners Umfeld zu stammen“, glaubt die WirtschaftsWoche (WiWo) herausgefunden zu haben. Sie wirft dem Partei- und Landtagsfraktionsvorsitzenden der nordrhein-westfälischen FDP vor, „dass Lindner oder sein Umfeld die machtpolitische Verschnaufpause im NRW-Landtag offenbar auch dazu nutzt, die Deutungshoheit über die Biografie des Liberalen zu erreichen“.



http://www.taz.de/Wikipedia-Eintrag-von-Christian-Lindner/!108771/


Schreibt die nachweislich linksextrem unterwanderte taz  ,-)  
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Jo-Gi schrieb:
Früher konnte man wenigstens noch bei ungeliebten Fußballvereinen unter "Erfolge" alles löschen und durch "nicht vorhanden" ersetzen und sich zumindest für kurze Zeit beeumeln. Das geht heute leider nicht mehr, weil alles gegengelesen wird vorher    


Ist ja eigentlich auch gut so, ich stelle mir grade vor wie jemand aus Kickers Offenbach, Kackers Oxxenbach macht.  
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Im allgemeinen ist die Qualität wohl ganz in Ordnung, gerade im naturwissenschaftlichen Bereich:
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/studie-wikipedia-fast-so-genau-wie-encyclopaedia-britannica-a-390475.html

Natürlich läßt die offene Struktur auch manchen Schindluder zu, bspw. der eingeschmuggelte zusätzliche Vorname von K.T. zu Guttenberg.
Ich meine mich auch zu erinnern, daß bspw. im Artikel über Werbung mal was von den Mechanismen zu finden war, in einem Fernsehspot den Mann als debilen Schwachkopf darzustellen, um damit die Dame des Hauses zu einem Kauf zu überreden
Davon findet man heute wohl nichts mehr...

Die englische Ausgabe von Wikipedia kann man im übrigen auch ganz gut zum Gegenlesen verwenden.
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Ich habe schon oft etwas beitragen wollen, was dann wohl auch sehr kritisch und ausführlich überprüft worden ist und von dem auch vieles gut begründet abgewiesen wurde.
Ich glaube, die machen sich da echt Gedanken und haben vielfach eine genaue Vorstellung davon, was wie drinzustehen hat.
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grinch schrieb:
Ich habe schon oft etwas beitragen wollen, was dann wohl auch sehr kritisch und ausführlich überprüft worden ist und von dem auch vieles gut begründet abgewiesen wurde.
Ich glaube, die machen sich da echt Gedanken und haben vielfach eine genaue Vorstellung davon, was wie drinzustehen hat.


inzwischen braucht Wikipedia den Vergleich vor namhaften Lexika lange nicht mehr scheuen - ganz im Gegenteil, es gewinnt sogar die meisten Vergleiche alleine schon durch die Aktualität. Inwieweit politische Einflussnahme stattfindet muss man ja dann auch bei jeder anderen Quelle hinterfragen.
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Wikipedia ist grundsätzlich gut, nur würde ich bei Fragen, die juristische Themen oder steuerliche Themen berühren (die also "ins Geld gehen" können), doch viel lieber auf Anwälte und Steuerfachleute des Eintrachtforums vertrauen...  
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Natürlich sollte man sein Wissen nie allein aus einer Quelle beziehen, und ich würde meine Doktorarbeit lieber nicht dort abschreiben (  ,-)  ).
Aber wenn man mal schnell ein bisschen Hintergrund-Informationen zu einem Thema sucht, wird man dort sehr schnell fündig. Und meist wird man mit mehr Informationen gefüttert als man auf die Schnelle verarbeiten kann.

Daher halte ich Wikipedia für eine rundum gute Sache, wills nicht missen.
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zappzerrapp schrieb:
Die Behauptung, im anderen Thread aufgestellt, Wiki sei von Linksextremisten unterwandert, ist voll und ganz zu unterschreiben. Jedoch ist diese Unterwanderung im selben Maße vorhanden, in dem auch von Rechtsextremisten, Neurechten, Sozialdemokraten, Konservativen, Liberalen etc. versucht wird, die Meinungshoheit zu erlangen. Jede politische Strömung, wirtschaftliche oder religiöse Interessensgruppe hat ihre Anhänger, die bereit sind, Tage und Wochen damit zu verbringen, Artikel zu verändern und Diskussionen zu beeinflussen.


Bingo. Wenngleich der normale Teil einfach noch andere Dinge im Leben zu tun hat. Bestimmte Personen sind dort aber ununterbrochene Störenfriede. Zumindestens kenne ich einen der dortigen Oberadmins bzw. Developer von Wikisoftware, und das ist dessen Meinung.

propain schrieb:
Interessant ist doch wer Wikipedia immer wieder als schlecht hinstellt, Leute die mit Seiten wie kaltesonne, kopp-online und ähnlichen Blödsinn argumentieren.


Das ist völliger Schwachsinn, weil gerade solche Seiten in den Fliestext eingebunden werden und mit ein Grund ist, diese zu meiden.

Der Punkt ist nicht, dass aktuell diskutierte Artikel unaktuell oder einseitig sind, sondern 1. vereinzelte Sätze stilistisch verdreht werden (kleines Übel) oder 2. ganze Artikelserien verändert oder erstellt werden, mit fragwürdigen Quellenstand. Und gerade diese Serien sind eher das Werk weniger Leute.

Darunter gehören vorallem Lektüren, Bücher und Darstellungen von politisch aktiven Personen, ob Links oder Rechts. Und dazu gehören auch Einflüsse von Parawissenschaften oder Esoterik bzw. selbstverständlich auch der Industrie und anderer Lobbygruppierungen.

Unabhängig davon existiert in der Wikipedia KEINE Redaktion, das heißt der Inhalt wird faktisch unüberprüft sichtbar - es gibt lediglich einen Sichtungsbereich, der aber keine große Rolle spielt. Hinzukommt meiner Meinung nach: In Zeiten, wo Online-Medien Artikel kopieren, kommuliert sich einseitige Berichterstattung.

Ergebnis ist: Wikipedia ist nett sich für ein Pub-Quiz vorzubereiten, aber sachlich korrekte Einträge sucht man besser woanders.
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Cassiopeia1981 schrieb:
Natürlich sollte man sein Wissen nie allein aus einer Quelle beziehen, und ich würde meine Doktorarbeit lieber nicht dort abschreiben (  ,-)  ).
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nein, das sicher nicht, aber die in den Fußnoten bei WIki angegebenen Quellen kann man dann weitergehend nutzen


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