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Nokia macht Standort Bochum platt

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Tja, so einfach geht das bei diesen "Global Playern": zunächst einmal wurden Steuergelder in Form von Subventionen abgegriffen (die Rede ist von 60-90 Millionen Euro).
Kaum ist nun die festgelegte Arbeitsplatzgarantie abgelaufen, da erklärt ein Firmensprecher ganz cool, das sich die Produktion in Deutschland nicht mehr lohne: "Die Lohnkosten sind 10 mal so hoch wie in Rumänien." Und schon packt der Konzern, der sich über seine Ertragslage keineswegs beschweren kann, die Koffer.

Ein zuständiger EU-Sprecher erklärte auf Anfrage schon mal eilig, daß für den neuen Standort keine Fördergelder vorgesehen seien...

Zurück bleiben in Deutschland etwa 3.000 Mitarbeiter, 1.000 weitere Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie sind gefährdet.

Der Ministerpräsident von NRW, Rüttgers, hat angekündigt, die Subventionen zurück fordern zu wollen. Ich wünsche ihm viel Glück dabei.

Nokia möchte hier nicht mehr investieren, erwartet aber sicher nach wie vor von uns, daß wir ihre Handys kaufen. Nokia-Produkte zukünftig mit Strafzöllen zu belegen und so den Zugang zum deutschen Markt zu erschweren, wird wohl rechtlich nicht umsetzbar sein.

Schön wäre es, wenn der deutsche Käufer mal politisches Bewußtsein zeigt und keine Nokia-Handys mehr kauft. Ich persönlich werde mich jedenfalls dementsprechend verhalten.

Ich hätte von Finnen eine höher entwickelte soziale Kompetenz erwartet. Die Skandinavier waren ganz allgemein für so etwas über Jahrzehnte hinweg bekannt. Aber die Top-Manager dieser Welt sind wohl alle gleich, egal woher sie kommen.
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Ich habe kein Nokia-Handy und werde auch nie wieder eins kaufen! Sowas ist eine Schweinerei, Subventions-Heuschrecken! Pfui!

Die spinnen die Finnen!

Ich drücke allen Bochumer Nokiasiaten und allen deren Jobs an dem Laden hängen ganz fest die Daumen, dass die A.schl.cher von Nokia den Schwanz noch einziehen!

Ohne die EU-Mios lohnt e ssich hoffentlich nicht, Standorte in Ungarn und Rumänien aufzumachen!
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Das ist schon eine Riesensauerei, die hier läuft.
Ich hoffe, dass dieses Unternehmen die eingenommenen Subventionen allesamt zurück zahlen muss. Befürchte aber, dass sie davon verschont bleiben.
Auch dürfte es nicht sein, dass solch menschenverachtende Unternehmen durch die EU erneut subventioniert werden.
Erneut nahezu 4000 Menschen, die von jetzt auf gleich auf der Strasse stehen.
Wen kümmert´s? Die Abzocker bei nokia jedenfalls nicht.
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Was Nokia da in Bochum abzieht, ist eine riesen Sauerei!
Erst die Fördergelder abgreifen und dann ins Neu-EU-Ausland verschwinden, in Bochum verbrannte Erde hinterlassend.
Bei irgendwelchen Ami-Geiern wäre ich nicht mal überrascht gewesen, von den Finnen bin ich aber sehr enttäuscht.

Was mich aber auch sehr aufregt, ist die Sache mit den Fördergeldern.
Kleine Handwerksbetriebe mit 10-15 Angestellten, die auch noch ausbilden und überhaupt das Gros der Arbeitsplätze stellen, müssen alle Abgaben, Bürokratie und Steuern ertragen, die großen Konzerne bekommen die Steuergelder in den ***** geblasen und wenn ihnen was nicht passt, machen se ab in "Billiglohnländer"

Irgendwann dieses Jahr werde ich mir ein neues Handy besorgen - ein Nokia wird es ganz bestimmt nicht!
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miep0202 schrieb:

Ich hätte von Finnen eine höher entwickelte soziale Kompetenz erwartet. Die Skandinavier waren ganz allgemein für so etwas über Jahrzehnte hinweg bekannt. Aber die Top-Manager dieser Welt sind wohl alle gleich, egal woher sie kommen.


Soziale Kompetenz bedeuted ja nicht unbedingt auch soziales Handeln. Nimm doch z. B. Bill Gates. Die Geschäftspraktiken von Microsoft sind hinsichtlich des Ausnutzens ihrer (beinahe) Monopolstellung oftmals mehr als fragwürdig; auf der  anderen Seite spendet Bill Gates als Person hunderte Millionen $ an soziale Einrichtungen. Soziale Kompetenz? Mit Sicherheit - soziales Handeln des Konzerns? Fehlanzeige.

In der preisgekrönten Dokumentation "The Corporation" sagte eine Frau (weiß leider nicht mehr wer sie war und welche Position sie wo innehatte) sinngemäß: Das ist vergleichbar mit den Personen, die im Nationalsozialismus verantwortungsvolle Positionen innehatten (nicht die Führungsriege gemeint). Auf der einen Seite der verständnisvolle Familienmensch, aber sobald er seine Position ausfüllt, fähig die jeweilige Produktion durch einen unsäglichen Umgang mit Zwangsarbeitern zu erhöhen.

Natürlich sind die Top-Manager der Global Player alle "gleich", sie müssen ja auch im "Kampf" mit ihren Konkurrenten bestehen... und wenn nunmal einer anfängt durch die Produktion in Billiglohnländern die Rendite zu erhöhen, was bleibt da einem übrig, wenn man seine Marktposition nicht verlieren will. Traurig aber wahr.

Das Hauptproblem besteht meines Erachtens darin, dass es fast nur noch darum geht, die Aktionäre zu befriedigen (shareholder value allez), statt der Kunden.    
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Basaltkopp schrieb:
Ich habe kein Nokia-Handy und werde auch nie wieder eins kaufen! Sowas ist eine Schweinerei, Subventions-Heuschrecken! Pfui!

Die spinnen die Finnen!

Ich drücke allen Bochumer Nokiasiaten und allen deren Jobs an dem Laden hängen ganz fest die Daumen, dass die A.schl.cher von Nokia den Schwanz noch einziehen!

Ohne die EU-Mios lohnt e ssich hoffentlich nicht, Standorte in Ungarn und Rumänien aufzumachen!


Ich weiß, es wird den Konzern nicht wirklich treffen, aber ich kaufe auch kein Handy von Nokia mehr.
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Schönwetterspieler schrieb:
...

Das Hauptproblem besteht meines Erachtens darin, dass es fast nur noch darum geht, die Aktionäre zu befriedigen (shareholder value allez), statt der Kunden.    



Das Hauptproblem besteht meines Erachtens darin, daß die Kunden alles mitmachen, bzw. mit sich machen lassen. Hätte, im aktuellen Fall hier Nokia, Umsatzeinbußen von 10 und mehr Prozent in Deutschland, würden die sich das nächste Unternehmen ernsthaft Gedanken machen, ob man in hier einfach so Werke schließen sollte!
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miep0202 schrieb:
Tja, so einfach geht das bei diesen "Global Playern": zunächst einmal wurden Steuergelder in Form von Subventionen abgegriffen (die Rede ist von 60-90 Millionen Euro).
Kaum ist nun die festgelegte Arbeitsplatzgarantie abgelaufen, da erklärt ein Firmensprecher ganz cool, das sich die Produktion in Deutschland nicht mehr lohne: "Die Lohnkosten sind 10 mal so hoch wie in Rumänien." Und schon packt der Konzern, der sich über seine Ertragslage keineswegs beschweren kann, die Koffer.

Da gehe ich (fast) jede Wette ein - das würdest du (oder jeder andere hier) als Konzernchef doch kaum anders machen. Erstmal abgreifen, was zu holen ist - wenns einem schon auf dem Silbertablett serviert wird, warum nicht?

Ich verstehe und teile zwar durchaus die Empörung über derartige Geschäftspraktiken, aber die Hauptschuld an solchen Entwicklungen liegt nicht bei denen, die da zig Millionen an Subventionen abgreifen & Jahre später mal eben tausende Arbeiter vor die Türe setzen, sondern bei UNSEREN POLITIKERN, die derartiges Handeln unterstützen und fördern, weil diese halt nur von 12 bis Mittag denken können und das reicht gerade mal dazu, um den nächsten Wahlkampf zu gewinnen, was auch deren einzige echte Sorge ist - die scheren sich nicht wirklich um den "kleinen Mann".

miep0202 schrieb:
Ein zuständiger EU-Sprecher erklärte auf Anfrage schon mal eilig, daß für den neuen Standort keine Fördergelder vorgesehen seien...

Wozu auch? Die blöden Deutschen haben dem Konzern ja genug Zucker in den Hintern geblasen, da bleibt mehr als genug übrig, dass man mal eben nen neuen Standort in nem Billiglohnland aus dem Boden stampfen und hunderte (tausende) neue Arbeiter (zu drastisch niedrigeren Löhnen) dort einstellen kann und trotzdem nicht in die roten Zahlen gerät.

Anmerkung hierzu:
Die genannte Summe (60-90 Mio. €) dürfte sich nochmal um einen beträchtlichen Betrag erhöhen, wenn man mal in Betracht zieht, dass viele der einst eingestellten Arbeiter zuvor als Langzeitarbeitslose galten und der Konzern somit für deren Gehälter über Jahre hinweg zusätzliche finanzielle Mittel eingestrichen hat!

miep0202 schrieb:
Zurück bleiben in Deutschland etwa 3.000 Mitarbeiter, 1.000 weitere Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie sind gefährdet.

Wen interessiert das? Vielleicht dich, mich und einige andere aus dem Forum hier, aber keinen Konzernboss. Und die POLITIKER, die seinerzeit den Finnen den roten Teppich ausgerollt haben, sind heutzutage sehr wahrscheinlich nur noch kleine Nummern, oder ganz von der Bildfläche verschwunden.

miep0202 schrieb:
Der Ministerpräsident von NRW, Rüttgers, hat angekündigt, die Subventionen zurück fordern zu wollen. Ich wünsche ihm viel Glück dabei.

Da dürfte er mit hoher Wahrscheinlichkeit (meine Meinung) keine Chance haben! Ich kenne zwar die exakten Eckdaten nicht, aber wenn die Subventionen beispielsweise (!) nur unter der Bedingung bewilligt wurden, dass die entstandenen Arbeitsplätze mindestens 5 Jahre bestehen bleiben müssen, dann ist der Konzern zu 100% auf der sicheren Seite, wenn die gesetzte Frist von 5 Jahren verstrichen ist.

miep0202 schrieb:
Nokia möchte hier nicht mehr investieren, erwartet aber sicher nach wie vor von uns, daß wir ihre Handys kaufen.

Und es wird genug Leute geben, die auf Nokia-Handys schwören und sich weiterhin diese Modelle zulegen.

miep0202 schrieb:
Nokia-Produkte zukünftig mit Strafzöllen zu belegen und so den Zugang zum deutschen Markt zu erschweren, wird wohl rechtlich nicht umsetzbar sein.


Sehe ich genau so.

miep0202 schrieb:
Schön wäre es, wenn der deutsche Käufer mal politisches Bewußtsein zeigt und keine Nokia-Handys mehr kauft.

Da gibts für mich schon einen Widerspruch, denn die DEUTSCHE POLITIK hat Nokia doch derartiges Handeln ermöglicht, wie also kann man hier von "politischem Bewußtsein" reden? Ein schlichter Aufruf, Nokia zu boykottieren, langt auch - optional dazu müsste man aber auch die deutsche Politik boykottieren (sei es durch Nicht-Wahl und/oder Demonstrationen), denn UNSERE satten POLITIK-BONZEN ermöglichen anderen (Konzernen) erst dieses Heuschrecken-Verhalten.

miep0202 schrieb:
Ich persönlich werde mich jedenfalls dementsprechend verhalten.

Gut und schön, und einige werden es dir sicherlich gleich tun (ich auch, aber dies unabhängig von dieser Meldung, denn ich konnte den Nokia-Spielzeugen nie was abgewinnen - ich hatte nie ein Nokia und werde mir so oder so auch nie eins zulegen), allerdings sind wir paar "Hansel" da ein verschwindend geringer potentieller Kundenkreis, den solche Aasgeier ganz sicher verschmerzen können...

miep0202 schrieb:
Ich hätte von Finnen eine höher entwickelte soziale Kompetenz erwartet. Die Skandinavier waren ganz allgemein für so etwas über Jahrzehnte hinweg bekannt. Aber die Top-Manager dieser Welt sind wohl alle gleich, egal woher sie kommen.

Beim Geld hört bekanntlich die "Freundschaft" auf, und wenn es darum geht, Kosten einzusparen und/oder die Gewinne zu optimieren/maximieren, ist doch fast jeder Mensch gleich. Ich kaufe mir ja auch keinen Neuwagen bei Händler A, wenn ich exakt den selben Wagen bei Händler B für ein paar hundert oder gar ein paar tausend Euro weniger haben kann. Wirst du wohl auch nicht machen.
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raideg schrieb:

Was mich aber auch sehr aufregt, ist die Sache mit den Fördergeldern.
Kleine Handwerksbetriebe mit 10-15 Angestellten, die auch noch ausbilden und überhaupt das Gros der Arbeitsplätze stellen, müssen alle Abgaben, Bürokratie und Steuern ertragen, die großen Konzerne bekommen die Steuergelder in den ***** geblasen und wenn ihnen was nicht passt, machen se ab in "Billiglohnländer"


Ist schon etwas wahres dran!

Ich frage mich, ob dies nicht auch wirtschaftlich gesehen Unfug ist. Gerade in den osteuropäischen Ländern fehlt es ziemlich an Facharbeitern (weitaus mehr, als bei uns). Die sind nämlich fast alle nach Großbritanien, Irland oder Dänemark umgezogen. Es gibt bereits Unternehmen, die ihre Produktion aus solchen Ländern wieder zurück nach Deutschland verlegt haben.
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Noch ein Nachtrag, weil der erste Beitrag schon aufgrund der Zitate lang genug war:

Derartiges "Heuschrecken"-Verhalten zieht Nokia nun im großen Stile ab, aber das Ganze gibts auch im kleineren Stile innerhalb Deutschlands.

Oder glaubt ihr etwa ernsthaft, dass Konzerne wie BMW (Leipzig), Opel (Eisenach), AMD (Dresden) oder Fujitsu-Siemens (Sömmerda), völlig ohne Hintergedanken in die neuen Bundesländer investieren???

Da sind jeweils auch millionenschwere Subventionen geflossen und bei (mindestens) einem dieser Fälle, wo die Produktion wegen der deutlich geringeren (Lohn-)Kosten von West nach Ost verlagert wurde, weiß ich aus erster Hand (auch weil ich dort selbst monatelang tätig war!), dass das eigentliche Hauptwerk (in den alten Bundesländern liegend - logisch) defacto wegrationalisiert ist ... das Einzige, wo da noch Aktivitäten zu verzeichnen sind, ist der Büro-Komplex...  

... solche Konzerne lassen sich dann im Osten Deutschlands als "Heilsbringer" und "Arbeitsplatzschaffende Firmen" feiern (kassieren natürlich nebenbei staatliche Fördermittel zur Genüge ab), aber vielerorts wird übersehen, dass die neuen Standorte (a) dem Steuerzahler Millionen an Euros kosten und (b) diese Konzerne im Gegenzug für den "Aufbau Ost" klammheimlich für einen "Abbau West" sorgen - aber wie gesagt ---> das sieht ja keiner ... ist ja auch "nur" im kleinen Stile ...
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Wieder einmal  verlagert ein Unternehmen seinen Produktionsstandort ins Ausland und es  geht ein Riesen-Aufschrei durch das Land. Überall  ist von "Heuschrecken"  „Abzockern“ oder  von „menschenverachtenden Unternehmen“  die Rede.

Wenn man das Ganze jedoch sachlich und nüchtern betrachtet, wird klar was hier wirklich abläuft. Jedes Unternehmen in unserer „sozialen“ Marktwirtschaft versucht so viel Gewinn wie möglich zu erwirtschaften. Dabei gibt es keine Obergrenze (Je mehr desto besser). Diese Gewinnmaximierung ist das einzige Unternehmensziel, welches am besten dadurch zu erreichen ist, indem man die Produktionskosten so niedrig wie möglich hält. Da man jedoch in der Regel nicht am Material spart, da dies einen Qualitätsverlust mit sich bringen würde, muss man einen variablen Kostenfaktor finden, den man senken kann. Dieser  variable Kostenfaktor ist der Lohn der Arbeitnehmer. Dieser wird soweit gesenkt wie nur möglich. Und hier wird auch schon der unvereinbare Gegensatz zwischen Lohn und Gewinn deutlich. Während der Arbeitnehmer das  Interesse hat, soviel Lohn wie möglich zu verdienen, verfolgt der Unternehmer (oder heutzutage die Manager, welche die Funktion des Unternehmers einnehmen) das Interesse diesen Lohn so niedrig wie möglich zu halten, um die Produktionskosten gering zu halten und dadurch maximalen Gewinn einzufahren. Dieser Gegensatz ist nicht auflösbar.

Nun kommt es dazu, dass im globalen Wettbewerb ein Unternehmen in einem anderen Staat günstigere Produktionsbedingungen findet( weniger Steuern, noch niedrigere Löhne) und deshalb das aus seiner Sicht einzig Logische macht, nämlich seinen Produktionsstandort ins Ausland zu verlagern. Der Staat ist darüber empört, da er dadurch eine Niederlage im globalen Standortwettbewerb erleidet. Außerdem seien sogar Fördergelder in das Unternehmen geflossen wodurch dieses so etwas wie eine moralische Verpflichtung dem Staat gegenüber habe. Tausende von Menschen haben somit  über Nacht ihren Arbeitsplatz verloren und Nokia wird nun von vielen als „Heuschrecken-Unternehmen“ bezeichnet. Dabei hat es nichts weiter getan, als sich daran zu halten, worum es im Kapitalismus nun mal geht: Gewinnmaximierung! Ganz recht,  der Zweck im Kapitalismus ist die Gewinnmaximierung und nichts anderes. Das was hier abläuft ist somit nichts Ungewöhnliches sondern der ganz gewöhnliche Kapitalismus in seinem Element. Leider scheint das den wenigsten Menschen in diesem Forum bewusst zu sein, wodurch z.B. solche Posts zustande kommen:

„Schön wäre es, wenn der deutsche Käufer mal politisches Bewusstsein zeigt und keine Nokia-Handys mehr kauft. Ich persönlich werde mich jedenfalls dementsprechend verhalten .Ich hätte von Finnen eine höher entwickelte soziale Kompetenz erwartet. Die Skandinavier waren ganz allgemein für so etwas über Jahrzehnte hinweg bekannt..“


Der User dieses Beitrags scheint nicht verstanden zu haben, dass das Kapital nicht nationalistisch, sondern kosmopolitisch ist. Das Kapital geht dorthin, wo es die günstigsten Bedingungen für seine Vermehrung findet. Wenn es sich wirtschaftlich lohnt, verlagern auch deutsche Unternehmen ihre Produktion ins Ausland. Stattdessen ruft er zu einem nationalen Bewusstsein und einem Boykott gegen dieses Unternehmen auf. Er zeigt sich enttäuscht über die „soziale Kompetenz der Finnen“ und denkt dabei  anscheinend immer noch in nationalen Kategorien. Dabei geht es hier überhaupt nicht um Finnen, Deutsche oder Amis, sondern um Unternehmen, die kosmopolitisch denken und sich einen Scheißdreck um irgendwelche Arbeitsplätze von Angestellten, geschweige denn um deren Existenzgrundlage scheren, da sie nur an einem interessiert sind, nämlich am Gewinn.

Und genau dort liegt das Hauptproblem:  Im Kapitalismus selbst und nicht an einzelnen Unternehmen, welche sich bloß an die Regeln dieses  Systems halten. Nicht  einzelne Unternehmen sind menschenverachtend, sondern dieses System, welches die Arbeitskraft der Menschen ausbeutet, um damit so viel Gewinn wie nur möglich herauszupressen. Aber um die Ursache des  ganzen Elends scheint sich hier ja niemand zu kümmern, sondern bloß um dessen Auswirkungen.
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miep0202 schrieb:
.... "Die Lohnkosten sind 10 mal so hoch wie in Rumänien." Und schon packt der Konzern, der sich über seine Ertragslage keineswegs beschweren kann, die Koffer....


Und trotzdem betragen sie nur etwa 5% ! der Herstellungskosten eines einzigen Handys.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,529075,00.html
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Tzja, die EU-Osterweiterung macht sich da wohl bemerkbar...
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schlabbe schrieb:

Und trotzdem betragen sie nur etwa 5% ! der Herstellungskosten eines einzigen Handys.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,529075,00.html



Diese Tatsache finde ich auch mehr als bemerkenswert.
Hauptauslöser für den Schockzustand der Belegschaft in Bochum ist, dass bisher nie die Existenz des Standorts auch nur in Frage gestellt wurde.

Wenn man sich vom Acker macht, dann ist die Art und Weise auch nicht ganz ohne Belang. (siehe NadW)
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HanSolo87 schrieb:
Aber um die Ursache des  ganzen Elends scheint sich hier ja niemand zu kümmern, sondern bloß um dessen Auswirkungen.

Was issen dein Vorschlag gegen die Ursache?
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Nokia war der letzte Handy-Hersteller mit Standort Deutschland.

Umkehrschluß: wir dürfen überhaupt keine Handys mehr kaufen.

Wie schon bei Siemens (5000 Arbeitsplätze in den osten) oder anderen Auslandsauslagerern sollte die Politik mal ein Signal setzen:

a) Zurückzahlung aller Subventionen an den jeweiligen Konzern in den letzten 10 Jahren
b) Strafzölle bei Einfuhr ausgelagerter Waren.

Das würde der Volksseele gut tun.


Aber Moment, nee, halt.
Wir sind doch noch immer Exportweltmeister. was  ist wenn die anderen Länder Strafzölle auf Importprodukte erheben? Mhh (*Kinnkratz*)
Sch.... Glbalisierung (oder doch ein Segen).

Jede Medaille hat 2 Seiten.

Ihr beschwert euch über ausgelagerte Produktion, freut euch aber hinterher ber die ach so günstigen Produkte.
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HanSolo87 schrieb:
Der Staat ist darüber empört, da er dadurch eine Niederlage im globalen Standortwettbewerb erleidet. Außerdem seien sogar Fördergelder in das Unternehmen geflossen wodurch dieses so etwas wie eine moralische Verpflichtung dem Staat gegenüber habe. Tausende von Menschen haben somit  über Nacht ihren Arbeitsplatz verloren und Nokia wird nun von vielen als „Heuschrecken-Unternehmen“ bezeichnet. Dabei hat es nichts weiter getan, als sich daran zu halten, worum es im Kapitalismus nun mal geht: Gewinnmaximierung! Ganz recht,  der Zweck im Kapitalismus ist die Gewinnmaximierung und nichts anderes. Das was hier abläuft ist somit nichts Ungewöhnliches sondern der ganz gewöhnliche Kapitalismus in seinem Element. Leider scheint das den wenigsten Menschen in diesem Forum bewusst zu sein, wodurch z.B. solche Posts zustande kommen:

„Schön wäre es, wenn der deutsche Käufer mal politisches Bewusstsein zeigt und keine Nokia-Handys mehr kauft. Ich persönlich werde mich jedenfalls dementsprechend verhalten .Ich hätte von Finnen eine höher entwickelte soziale Kompetenz erwartet. Die Skandinavier waren ganz allgemein für so etwas über Jahrzehnte hinweg bekannt..“


Der User dieses Beitrags scheint nicht verstanden zu haben, dass das Kapital nicht nationalistisch, sondern kosmopolitisch ist. Das Kapital geht dorthin, wo es die günstigsten Bedingungen für seine Vermehrung findet. Wenn es sich wirtschaftlich lohnt, verlagern auch deutsche Unternehmen ihre Produktion ins Ausland. Stattdessen ruft er zu einem nationalen Bewusstsein und einem Boykott gegen dieses Unternehmen auf. Er zeigt sich enttäuscht über die „soziale Kompetenz der Finnen“ und denkt dabei  anscheinend immer noch in nationalen Kategorien. Dabei geht es hier überhaupt nicht um Finnen, Deutsche oder Amis, sondern um Unternehmen, die kosmopolitisch denken und sich einen Scheißdreck um irgendwelche Arbeitsplätze...scheren...



Eines vorab: nein, der angesprochene User befindet sich nicht im weltanschaulichen Mustopf!...

Meine von dir zitierte Passage hat noch einen Nachsatz. Dieser Nachsatz impliziert sehr wohl, daß ich mir des Problems der Internationalität bewußt bin.
Leider hast du diesen letzten Satz nicht mitzitiert und somit mein Zitat verfremdet. Ich muß dir sagen: sowas mag ich nicht besonders!

Deine Ausführungen beinhalten viel Wahres und geben einen ungeschminkten Einblick in die Realität. Jedoch "nur" in die Realität des Unternehmertums. Sollte sich diese Realität auf breiter Front durchsetzen und die Ideologie, die ihr zugrunde liegt, wird die Gesellschaft zerfallen, da sie grundlegende Werte verloren hat!

Es gibt nämlich noch eine andere Realität: und zwar die der sozialen Verantwortung von Unternehmern gegenüber ihren Angestellten. Es gibt einen Satz, der lautet: "Eigentum verpflichtet." Dieser Satz findet sich nicht ohne Grund auch im Grundgesetz wieder. Das Problem daran: er gerät mehr und mehr in Vergessenheit, und das ist ist ganz sicher auch den Politikern anzulasten.

Nicht alle Unternehmer haben, wie uns hier Glauben gemacht werden soll, diese angesprochenen Grundwerte über Bord geworfen. Ich verweise diesbezüglich auf die Firma Trigema, die sich in einem hart umkämpften Textilienmarkt ihrer Herkunft und Verantwortung durchaus bewußt ist und auf den Standort Deutschland vertraut, der zwar auf der einen Seite hohe Löhne aufweist, auf der anderen Seite jedoch gute Ausbildung der Mitarbeit und eine sehr gute Infrastruktut und Logistik zu bieten hat, was es dem Unternehmen ermöglicht, sehr gute Produkte anzubieten.
Es wurde auch an anderer Stelle schon darauf verwiesen, das dies auch von etlichen anderen Firmen, die z.T. schon in den Osten abgewandert waren, mittlerweile erkannt und verstanden wurde, und die nun wieder hierher zurück gekehrt sind.

Von meinem Hinweis auf gute nordeuropäische Standards hinsichtlich sozialer Kompetenz habe ich im übrigen nicht das Geringste zurück zu nehmen. Diese Standarts bestehen nach wie vor. Nach meiner Erkenntnis befindet sich der Nokia-Konzern nach wie vor in finnischer Hand, der Konzern Chef Pekka ist Finne, sein Vorgänger war es auch. Schwer zu glauben, daß dieser Mann von sozialer Verantwortung nichts weiß: er ist in Finnland aufgewachsen und hat seine Ausbildung dort erhalten. Es kann auch nicht unbedingt angenommen werden, daß die Firma unter Druck ihrer Aktionäre steht: das Unternehmens-Ergebnis ist, wie bereits hingewiesen, stabil positiv. Haupt-Anteilseigner ist Siemens, als ursprünglich "ur-deutsches" Unternehmen hier bestens bekannt. Die Hauptanteile von Siemens liegen auch nach wie vor in deutschen Händen.

Das Verhalten von Nokia entspringt somit eindeutig nicht irgendwelchen Zwängen oder wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Es entspricht lediglich dem Wunsch nach ungehemmter Gewinnmaximierung. Insofern reden wir hier von Auswüchsen und Wildwucherung des Kapitalismus, und dem sollte man auch als Verbraucher entgegen treten, solange dies möglich ist!

Hier finden unsere Beobachtungen wieder zusammen. Über die eigentlichen Ursachen dieser Fehlentwicklungen kann und muß natürlich gesprochen werden. Und das kann nur der erste Schritt sein, durch Reden alleine wird sich nicht viel ändern.

Meine Aussage, man solle Nokia-Handys nicht mehr kaufen, verliert dadurch jedoch in keinster Weise seinen Sinn.

Die Interpretation, ich riefe hier zu "nationalem Bewußtsein" auf, ist jedoch erschreckend und gruselig. Falls ich überhaupt zu irgend etwas "aufrufe" (um schon bei diesem unpassenden Terminus zu bleiben) dann dazu, Firmen gleich welcher Herkunft an soziale Verantwortung zu erinnern. Traurig, das das offenbar schwer zu verstehen ist.

Um es mal auf die Spitze zu treiben: man erwartet von uns Konsum. Wie sollen wir konsumieren, wenn man uns die dafür nötige Arbeit und das Geld weg nimmt?
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Basaltkopp schrieb:
Die spinnen die Finnen!

Oh, das reimt sich ja, und was sich reimt ist gut.
raideg schrieb:
Was mich aber auch sehr aufregt, ist die Sache mit den Fördergeldern.
Kleine Handwerksbetriebe mit 10-15 Angestellten, die auch noch ausbilden und überhaupt das Gros der Arbeitsplätze stellen, müssen alle Abgaben, Bürokratie und Steuern ertragen, die großen Konzerne bekommen die Steuergelder in den ***** geblasen und wenn ihnen was nicht passt, machen se ab in "Billiglohnländer"

Das kotzt mich schon seit etlichen Jahren an, die Grossen werden unterstützt und bekommen das Geld tonnenweise in den ***** geblasen und die kleinen werden geschröpft und gehen vor die Hunde. Da die Politik dadran aber mitverdient wird sich dadran nix ändern.
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Auf meinem nächsten Handy wird definitiv kein Nokia-Schriftzug mehr sein.

Bleibt es nur noch dieser Firma alles Schlechte zu wünschen.
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Adler² schrieb:
Bleibt es nur noch dieser Firma alles Schlechte zu wünschen.
Schon mal dran gedacht...das da auch Menschen arbeiten...die ihre Arbeit verlieren wenn du Nokia alles Schlechte wünschst?


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