Wir müssen diese Diskussion hier aber nicht führen. Sie würde hier naturgemäß nur an der Oberfläche bleiben. Ich möchte hier auch weder dem Kapitalismus noch dem Sozialismus das Wort reden, sondern nur darauf hinweisen, dass das Beispiel Jung etwas unglücklich war. Denn gerade Jungs Motive zeigen in meinen Augen einen der Trümpfe, den ein kapitalistisches System zu haben glaubt: Die Gier des Individuums motiviert, treibt an. Die Aussicht auf das doppelte Gehalt, die Aussicht auf Prestige in Form von Europacupspielen, höheren Tabellenregionen und Nationalmannschaft, die Aussicht auf ein (scheinbar) sorgenfreies Leben.
Ein junger Fuballprofi taugt auch nur bedingt bis gar nicht als Beispiel für Gier. Der hat nun mal nur ein sehr begrenztes Zeitfenster seiner Karriere um Kohle zu verdienen, und diese Karriere kann nach einer beschissenen Mätthäus-Grätsche auch schon vorbei sein. Das ist kein Vergleich zu einem Manager, dem 10 Mille Boni im Jahr nicht reichen und sich lieber 20 genehmigen läßt, während er behauptet bei Einführung eines Mindestlohns für seine Arbeitssklaven ginge das Abendland unter.
Zu Jung: taugt nicht als Beispiel? Reggaetyp hat richtigerweise darauf verwiesen, dass er bereits jetzt mehr verdient hat als ein normaler Durchschnittsangestellter in seinem ganzen Leben und dass er es bei 2 Mios p.a. bei der Eintracht ruhig belassen und nicht auf die 4 Mios bei VW schielen müsste. Keine Gier? Zum Manager: müssen es immer die Extreme sein? Was ist mit dem Durchschnittsverdiener, der nicht zufrieden ist mit seinem Gehalt, Wohnortwechsel, Weiterqualifikation, Ausbildung auf sich nimmt, alles mit der Aussicht auf mehr Geld, eine bessere Stellung, mehr Prestige?
Ich denke, man muss die Fragen anders stellen. Nach den Werten fragen, nach der Art der Ziele der Menschen, nach Inhalten, nach Gerechtigkeiten. Das würde hier aber zu weit führen. Der Gier abzusprechen, sie wäre nicht verantwortlich für die wirtschaftliche Überlegenheit des Kapitalismus wird jedenfalls ein schweres Unterfangen.
Ich finde man macht es sich mit der Gier ein bissi einfach. Bei WOB hat der Mann auch bessere sportliche Perspektiven. Aus Gründen. Ob uns das schmeckt oder nicht.
Zurück zum Thema.
Gehört alles dazu. Gier nach Erfolg, verbunden mit Prestige, verbunden mit Sicherheit durch wirtschaftliches Prosperieren. Gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Ob uns das schmeckt oder nicht.
Du bezeichnest die jetzige EU als "neoliberal"... hmmm, mir wäre nicht bewusst, dass wettbewerbsverzerrende Massnahmen wie eine de facto Generalhaftung, Rettungsschirm für Banken, massive Subventionen und der Hang zu Gleichmacherei bei Steuern, Löhnen, Sozialversicherungen, sowie alle möglichen restriktiven Verordnungen im Alltagsbereich als neoliberal einzustufen wären. Neoliberal hat nichts, aber auch gar nichts mit der Bedienung partikulärer Interessen der Finanzindustrie oder von Grosskonzernen zu tun. Das ist ein Mythos, der keiner akademischen Überprüfung standhält.
diese akademische überprüfung des begriffes neoliberalismus würde mich dochmal interessieren. im ersten moment hört sich das für mich so an, als würde man die existenz von zitronenfaltern negieren, weil man zitronen rein akademisch betrachtet nicht falten kann.
die politisch-ökonomischen begriffe wie neoliberalismus, sozialismus, kommunismus in praxis halten doch den vergleich mit der theorie nie stand. der real existierende sozialismus hat doch mit dem theoretischen modell nicht wirklcih viel zu tun gehabt. mal abgesehen davon, daß die politischen schlagworte vor dem deutlich komplexeren akademischen Hintergrund noch nicht mal ein schattenriss sind (denn der ist schon zweidimensional).
insofern finde ich deinen "diskussionansatz" zwar interessant, aber irgendwie auch nicht ganz seriös vor allem wenn du den akademischen hintergrund dazu hast.
wie sieht denn die übertragbarkeit von ökonomischen wissenschaftlichen modellen/definitionen in die realität aus?
Ich wollte eigentlich keinen Diskurs über Wirtschaftstheorie oder Dogmengeschichte in diesem Thread starten, obwohl ich das an und für sich ganz spannend finde.
Um kurz trotzdem darauf einzugehen und den Bezug zum Thread nicht zu verlieren, wiederhole ich mich da auch gern. Das schier unbegrenzte zur Verfügung stellen von Phantasiegeld, um Märkte (und öffentliche Staatshaushalte) am Leben zu erhalten, Bankenrettungsschirme, Subventionen, marktferne Schuldenhaftungsmachanismen stellen zentrale Elemente der europäischen Finanz- und Wirtschaftspolitik dar. Diese stehen im krassen Widerspruch zu neoliberaler Wirtschaftstheorie. Daher halte ich die Aussage "die neoliberale EU" für falsch.
Politik, die Partialinteressen bedient, z.B. lediglich der Finanzindustrie oder Grosskonzernen dient, pauschal als neoliberal zu bezeichnen, ist zwar populär und offenbar mittlerweile gang und gebe, nichtsdestotrotz ist es schlicht falsch.
Neoliberal wird ja auch oft als marktradikal bezeichnet (mit der Bezeichnung kann ich übrigens ganz gut leben). Keines der oben genannten finanzpolitischen Massnahmen ist auch nur im Ansatz marktkonform. Nicht mehr und nicht weniger möchte ich damit sagen.
@Morphium & Heinz: Die Ideologiedebatte (Was ist Sozialismus?, War die DDR..., usw) führe ich gern in einem geeigneteren Thread fort.
SGE-URNA schrieb: Um kurz trotzdem darauf einzugehen und den Bezug zum Thread nicht zu verlieren, wiederhole ich mich da auch gern. Das schier unbegrenzte zur Verfügung stellen von Phantasiegeld, um Märkte (und öffentliche Staatshaushalte) am Leben zu erhalten, Bankenrettungsschirme, Subventionen, marktferne Schuldenhaftungsmachanismen stellen zentrale Elemente der europäischen Finanz- und Wirtschaftspolitik dar. Diese stehen im krassen Widerspruch zu neoliberaler Wirtschaftstheorie. Daher halte ich die Aussage "die neoliberale EU" für falsch.
Politik, die Partialinteressen bedient, z.B. lediglich der Finanzindustrie oder Grosskonzernen dient, pauschal als neoliberal zu bezeichnen, ist zwar populär und offenbar mittlerweile gang und gebe, nichtsdestotrotz ist es schlicht falsch.
Neoliberal wird ja auch oft als marktradikal bezeichnet (mit der Bezeichnung kann ich übrigens ganz gut leben). Keines der oben genannten finanzpolitischen Massnahmen ist auch nur im Ansatz marktkonform. Nicht mehr und nicht weniger möchte ich damit sagen.
Guter Punkt, der dem ersten Anschein nach auch zutreffend erscheint, es auf den zweiten Blick aber nicht ist. Mit dessen Widerlegung habe ich mir es in der Tat in meiner ersten Antwort etwas leicht gemacht, wie du ja auch gleich bemerkt hast.
Also, die von dir genannten politischen Eingriffe in den Markt wie z. B. die Bankenrettungen widersprechen tatsächlich den neoliberalen bzw. marktradikalen Vorstellungen und werden von Vertretern dieser Strömung ja auch vehement kritisiert. Nun muss man sich aber fragen, warum die gegenwärtige Politik, die ja auch neoliberalen Ökonomiemodellen anhängt, dies trotzdem macht. Die Antwort liegt im Erpressungspotential der großen Finanzkonzerne ("to big to fail"), die (übrigens berechtigt) davor warnen, dass ein Konkurs massive Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben würde. Nur wie konnte es überhaupt zum Aufbau eines solchen Erpressungspotentials kommen? Verantwortlich dafür ist die massive Zunahme von Finanzkapital (und nach saldenmechanischer Gesetze damit gleichzeit der Schulden in gleicher Höhe, denn Finanzkapital ist ja nichts weiter als handelbar gemachte Forderungen an Schuldner) und deren gleichzeitige Akkumulation bei Großbanken und den hinter ihnen stehenden Großeinlegern, die erst durch Deregulierung und bedingungsloser Wettbewerbsausrichtung gemäß neoliberaler Vorstellung möglich wurde. Leider muss ich an dieser Stelle wieder auf ein Buch verweisen, dass diese Zusammenhänge genauer ausführt: http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/thomas-piketty-vom-oekonom-zum-superstar/9889280.html (Sorry URNA, aber wenn ich die 600 Seiten des Buchs selbst wiedergeben müsste, würde das hier eindeutig den Rahmen sprengen.)
Diese Akkumulation von Kapital führt dazu, dass die Nachfrage potentiell schwächelt (denn die Sparrate steigt mit zunehmendem Einkommen) und nur durch Schuldenmachen (zuerst vom Privatsektor, dann von den Staaten) aufrechterhalten werden kann. Brechen jetzt Banken zusammen, bricht die Darlehnsvergabe und damit die Nachfrage ein, was zur wirtschaftlichen Rezession führt.
Es ist also gerade das marktradikale Wirtschaftsmodell, dass zum Sozialismus für Banken und Kapitaleigner führt.
SGE-URNA schrieb: Um kurz trotzdem darauf einzugehen und den Bezug zum Thread nicht zu verlieren, wiederhole ich mich da auch gern. Das schier unbegrenzte zur Verfügung stellen von Phantasiegeld, um Märkte (und öffentliche Staatshaushalte) am Leben zu erhalten, Bankenrettungsschirme, Subventionen, marktferne Schuldenhaftungsmachanismen stellen zentrale Elemente der europäischen Finanz- und Wirtschaftspolitik dar. Diese stehen im krassen Widerspruch zu neoliberaler Wirtschaftstheorie. Daher halte ich die Aussage "die neoliberale EU" für falsch.
Politik, die Partialinteressen bedient, z.B. lediglich der Finanzindustrie oder Grosskonzernen dient, pauschal als neoliberal zu bezeichnen, ist zwar populär und offenbar mittlerweile gang und gebe, nichtsdestotrotz ist es schlicht falsch.
Neoliberal wird ja auch oft als marktradikal bezeichnet (mit der Bezeichnung kann ich übrigens ganz gut leben). Keines der oben genannten finanzpolitischen Massnahmen ist auch nur im Ansatz marktkonform. Nicht mehr und nicht weniger möchte ich damit sagen.
Guter Punkt, der dem ersten Anschein nach auch zutreffend erscheint, es auf den zweiten Blick aber nicht ist. Mit dessen Widerlegung habe ich mir es in der Tat in meiner ersten Antwort etwas leicht gemacht, wie du ja auch gleich bemerkt hast.
Also, die von dir genannten politischen Eingriffe in den Markt wie z. B. die Bankenrettungen widersprechen tatsächlich den neoliberalen bzw. marktradikalen Vorstellungen und werden von Vertretern dieser Strömung ja auch vehement kritisiert. Nun muss man sich aber fragen, warum die gegenwärtige Politik, die ja auch neoliberalen Ökonomiemodellen anhängt, dies trotzdem macht. Die Antwort liegt im Erpressungspotential der großen Finanzkonzerne ("to big to fail"), die (übrigens berechtigt) davor warnen, dass ein Konkurs massive Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben würde. Nur wie konnte es überhaupt zum Aufbau eines solchen Erpressungspotentials kommen? Verantwortlich dafür ist die massive Zunahme von Finanzkapital (und nach saldenmechanischer Gesetze damit gleichzeit der Schulden in gleicher Höhe, denn Finanzkapital ist ja nichts weiter als handelbar gemachte Forderungen an Schuldner) und deren gleichzeitige Akkumulation bei Großbanken und den hinter ihnen stehenden Großeinlegern, die erst durch Deregulierung und bedingungsloser Wettbewerbsausrichtung gemäß neoliberaler Vorstellung möglich wurde. Leider muss ich an dieser Stelle wieder auf ein Buch verweisen, dass diese Zusammenhänge genauer ausführt: http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/thomas-piketty-vom-oekonom-zum-superstar/9889280.html (Sorry URNA, aber wenn ich die 600 Seiten des Buchs selbst wiedergeben müsste, würde das hier eindeutig den Rahmen sprengen.)
Diese Akkumulation von Kapital führt dazu, dass die Nachfrage potentiell schwächelt (denn die Sparrate steigt mit zunehmendem Einkommen) und nur durch Schuldenmachen (zuerst vom Privatsektor, dann von den Staaten) aufrechterhalten werden kann. Brechen jetzt Banken zusammen, bricht die Darlehnsvergabe und damit die Nachfrage ein, was zur wirtschaftlichen Rezession führt.
Es ist also gerade das marktradikale Wirtschaftsmodell, dass zum Sozialismus für Banken und Kapitaleigner führt.
Die Ausführunegn zum Erpressungspotential sind im Grunde richtig. Auf die Frage, wie es dazu kommen konnte, ist die Antwort allerdings nicht ganz so trivial. Meiner Meinug nach sind die Haupttreiber des Too-Big-To -Fail Problems ein pervertiertes Phantasiegeld System, welches einem Perpetuum Mobile gleicht. Interessengruppen zur Aufrechterhaltung dieses Systems sind in aller erster Linie der Staat (der sich darüber finanziert) und die Banken selbst (die davon massiv profitieren). Ohne dieses System wäre auch Deregulierung kein Problem, mit diesem System (welches wiederum nichts mit neoliberal zu tun hat) wird Deregulierung zum Problem.
Um das Problem (Begrifflichkeit neoliberal im Zusammenhang mit Deregulierung) mal intuitiver zu beschreiben. Wenn ich die Theorie habe, der Mensch muss frei sein, ist das ja per se nichts schlechtes. Wenn ich dann als reales Experiment den Mensch im Löwenkäfig aussetze, bricht diese Theorie natürlich zusammen. Ist dann meine Theorie Schuld oder eher der Aufbau des Experiments?
SGE-URNA schrieb: Auf die Frage, wie es dazu kommen konnte, ist die Antwort allerdings nicht ganz so trivial. Meiner Meinug nach sind die Haupttreiber des Too-Big-To -Fail Problems ein pervertiertes Phantasiegeld System, welches einem Perpetuum Mobile gleicht.
Abgesehen davon, dass ich die von mir beschriebenen Ursachen nicht für trivial halte, stellst sich mir die Frage, was genau du unter einem pervertierten Phantasiegeld System meinst. Wenn du die überproportional zum Wirtschaftswachstum zugenommene, ja regelrecht explodierte Zunahme von Geldvermögen/Schulden meinst, dann meinen wir genau dasselbe. http://www.handelsblatt.com/meinung/kolumnen/kurz-und-schmerzhaft/walter-direkt-waere-ein-schuldenerlass-heute-politisch-durchsetzbar/6659180-2.html In Deutschland sind Schulden und Geldvermögen in den vergangenen gut 60 Jahren sechsmal schneller gewachsen als das Bruttoinlandsprodukt, die Summe aller Güter und Dienstleistungen. Was soll das und wie ist so etwas möglich, sind da schon berechtigte Fragen.
Interessengruppen zur Aufrechterhaltung dieses Systems sind in aller erster Linie der Staat (der sich darüber finanziert)
Sagen wir besser "sich finanzieren muss", weil das Kapital sich der Besteuerung entzieht. Statt sich das Geld von der Finanzoligarchie zu leihen, könnte der Staat es sich auch über Besteuerung derselben holen, nur geht das leider nicht, solange ein dem Wettbewerbsparadigma geschuldeter Kapitalsteuerdumpingwettlauf zwischen den Staaten stattfindet.
Ohne dieses System wäre auch Deregulierung kein Problem, mit diesem System (welches wiederum nichts mit neoliberal zu tun hat) wird Deregulierung zum Problem.
Was genau meinst du mit System? Kannst du das noch näher erläutern?
Wenn ich die Theorie habe, der Mensch muss frei sein, ist das ja per se nichts schlechtes. Wenn ich dann als reales Experiment den Mensch im Löwenkäfig aussetze, bricht diese Theorie natürlich zusammen. Ist dann meine Theorie Schuld oder eher der Aufbau des Experiments?
Falsch ist die digitale Denkweise, es gäbe nur totale Freiheit oder gar keine. Beide Extreme sind falsch, denn die Freiheit des einen kann ja manchmal auch die Unfreiheit des anderen sein. Wenn Arbeitsrecht gelockert wird führt das zu mehr Freiheit des Unternehmers aber zu weniger Freiheit des Arbeitnehmers (und umgekehrt). Von daher muss immer wieder, insbesondere innerhalb des Marktes, geprüft werden, wieviel Freiheit möglich ist bzw. wieviel Beschränkung nötig ist.
Die EU Kommission hat die Haushaltspolitik Deutschlands grundsätzlich gelobt. Gleichzeitig fordert sie uns auf,mehr für die Infrastruktur,die Blidung und die Forschung zu tun.
Kritk gab es einige tage nach der Europawahl an Frankreich.........
Ich schreib s mal hier rein.Und sag:Wasser auf die Mühlen von Le Pen zur Unzeit.
Schräger kann ein System auch irgendwie von der rechtlichen Konstruktion und Darstellung ned sein.
Autonomen Staaten und ihren direkten Wählern dürfte manches von der Darstellung her weit mehr als schwer vermittelbar sein,wenn sie keine direkten Rettungshilfen kassiert haben.
Was die Separatisten in der Ostukraine für die Souveränität der Ukraine darstellen, sollen FPÖ, Front Nationale und Konsorten wohl der EU besorgen - Putins neue Verbündete im Kampf gegen den Faschismus?
Und was den selbstlosen Einsatz für Menschenrechte und Selbstbestimmung der Volker betrifft, den Putin in der Ostukraine anmahnt - die erfolgten "Abstimmungen" dort finden ja keine Anerkennung in Westeuropa, hier seine Vorsorge für evtl. gleichgelagerte Bewegungen innerhalb Mütterchen Rußland:
In Duma und Föderationsrat tobt derweil ein Überbietungswettkampf um immer härtere Vorschläge für Straftatbestände. So sieht das Strafgesetzbuch seit Anfang Mai vor, dass ein „Aufruf zum Verstoß gegen die territoriale Unversehrtheit der Russischen Föderation“ mit bis zu drei Jahren Haft, erfolgt er online, mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft wird. Das Gesetz war noch keine drei Wochen in Kraft, da forderte ein Föderationsratsmitglied, die Strafe für „Aufrufe zum Separatismus“ generell auf fünf Jahre zu erhöhen. Dahinter steht das Ringen um die Gunst des Kremls. Wer sich dem nicht anschließt, könnte sein Mandat verlieren. So hat Putin am Samstag sein Einverständnis zu einer Initiative signalisiert, Abgeordneten, die gegen das „imperative Mandat“ ihrer Fraktion verstoßen, ihren Sitz zu nehmen. Das richtet sich konkret gegen Ilja Ponomarjow, der als Fraktionsmitglied der Partei „Gerechtes Russland“ als einziger Duma-Abgeordneter gegen den Anschluss der Krim gestimmt, und gegen einen weiteren Abgeordneten, der sich enthalten hatte.
Schaedelharry63 schrieb: Was die Separatisten in der Ostukraine für die Souveränität der Ukraine darstellen, sollen FPÖ, Front Nationale und Konsorten wohl der EU besorgen ...
Hier noch mal ein aktueller Abriss der Gemengelage von der renommierten Neuen Züricher Zeitung:
Zur Person Dugins, von einigen auch als "neuer rasputin" beteichnet (aus 2007, also noch unberührt von einer möglichen Anti-Rußland-Stimmung" wg. der Ukraine):"
Vorsicht, hier kommt aktueller starker Tobak vom derzeitigen Vertreter dieser Idee, Alexander Dugin (Warnung: obskure Seiten, die sein Dogma von der "4. politischen Theorie" verbreiten, man könnte euphemistisch auch vom "4.Reich" sprechen , man verteufelt den "westlichen Liberalismus", der in der Alltagssprache Rußlands derzeit als "Liberasmus", eine Wortschöpfung aus Liberalismus und Päderasmus verballhornt wird):
Ob der Kreml sich dieser obskuren Kreise bedient, um innenpolitisch besser punkten zu können oder ob dies tatsächlich die künftige aussenpolitische Marschrichtung darstellt, ist derzeit nur Spekulation. Jedenfalls ist Alexander Dugin lehrender Professor an der renommierten Lomonossov-Uni in Moskau und beeinflusst nicht nur durch seine vielen Auftritte im russischen TV die Stimmung im Lande. Sowas wird in Rußland Schülern und Studenten beigebracht, also den kommenden Generationen eingeimpft. Die älteren Generationen sind ja noch von der SU-Nostalgie gefangen.
Ein Kommentar der Süddeutschen vor der letzten Wahl, ein Plädoyer für ein demokratischeres Europa, welches man sich im Lichte der nun feststehenden Ergebnisse und Erwartungen nochmal zu Gemüte führen sollte.
Bigbamboo schrieb: Irgendwie ist es erschreckend, dass die bisher einzigen vernünftigen Debattenbeiträge aus dem neuen Europaparlament von Sonneborn kommen:
Bigbamboo schrieb: Irgendwie ist es erschreckend, dass die bisher einzigen vernünftigen Debattenbeiträge aus dem neuen Europaparlament von Sonneborn kommen:
Gehört alles dazu. Gier nach Erfolg, verbunden mit Prestige, verbunden mit Sicherheit durch wirtschaftliches Prosperieren. Gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen.
Ob uns das schmeckt oder nicht.
Ich wollte eigentlich keinen Diskurs über Wirtschaftstheorie oder Dogmengeschichte in diesem Thread starten, obwohl ich das an und für sich ganz spannend finde.
Um kurz trotzdem darauf einzugehen und den Bezug zum Thread nicht zu verlieren, wiederhole ich mich da auch gern. Das schier unbegrenzte zur Verfügung stellen von Phantasiegeld, um Märkte (und öffentliche Staatshaushalte) am Leben zu erhalten, Bankenrettungsschirme, Subventionen, marktferne Schuldenhaftungsmachanismen stellen zentrale Elemente der europäischen Finanz- und Wirtschaftspolitik dar. Diese stehen im krassen Widerspruch zu neoliberaler Wirtschaftstheorie. Daher halte ich die Aussage "die neoliberale EU" für falsch.
Politik, die Partialinteressen bedient, z.B. lediglich der Finanzindustrie oder Grosskonzernen dient, pauschal als neoliberal zu bezeichnen, ist zwar populär und offenbar mittlerweile gang und gebe, nichtsdestotrotz ist es schlicht falsch.
Neoliberal wird ja auch oft als marktradikal bezeichnet (mit der Bezeichnung kann ich übrigens ganz gut leben). Keines der oben genannten finanzpolitischen Massnahmen ist auch nur im Ansatz marktkonform. Nicht mehr und nicht weniger möchte ich damit sagen.
@Morphium & Heinz: Die Ideologiedebatte (Was ist Sozialismus?, War die DDR..., usw) führe ich gern in einem geeigneteren Thread fort.
Guter Punkt, der dem ersten Anschein nach auch zutreffend erscheint, es auf den zweiten Blick aber nicht ist.
Mit dessen Widerlegung habe ich mir es in der Tat in meiner ersten Antwort etwas leicht gemacht, wie du ja auch gleich bemerkt hast.
Also, die von dir genannten politischen Eingriffe in den Markt wie z. B. die Bankenrettungen widersprechen tatsächlich den neoliberalen bzw. marktradikalen Vorstellungen und werden von Vertretern dieser Strömung ja auch vehement kritisiert.
Nun muss man sich aber fragen, warum die gegenwärtige Politik, die ja auch neoliberalen Ökonomiemodellen anhängt, dies trotzdem macht.
Die Antwort liegt im Erpressungspotential der großen Finanzkonzerne ("to big to fail"), die (übrigens berechtigt) davor warnen, dass ein Konkurs massive Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben würde.
Nur wie konnte es überhaupt zum Aufbau eines solchen Erpressungspotentials kommen?
Verantwortlich dafür ist die massive Zunahme von Finanzkapital (und nach saldenmechanischer Gesetze damit gleichzeit der Schulden in gleicher Höhe, denn Finanzkapital ist ja nichts weiter als handelbar gemachte Forderungen an Schuldner) und deren gleichzeitige Akkumulation bei Großbanken und den hinter ihnen stehenden Großeinlegern, die erst durch Deregulierung und bedingungsloser Wettbewerbsausrichtung gemäß neoliberaler Vorstellung möglich wurde. Leider muss ich an dieser Stelle wieder auf ein Buch verweisen, dass diese Zusammenhänge genauer ausführt:
http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/thomas-piketty-vom-oekonom-zum-superstar/9889280.html
(Sorry URNA, aber wenn ich die 600 Seiten des Buchs selbst wiedergeben müsste, würde das hier eindeutig den Rahmen sprengen.)
Diese Akkumulation von Kapital führt dazu, dass die Nachfrage potentiell schwächelt (denn die Sparrate steigt mit zunehmendem Einkommen) und nur durch Schuldenmachen (zuerst vom Privatsektor, dann von den Staaten) aufrechterhalten werden kann. Brechen jetzt Banken zusammen, bricht die Darlehnsvergabe und damit die Nachfrage ein, was zur wirtschaftlichen Rezession führt.
Es ist also gerade das marktradikale Wirtschaftsmodell, dass zum Sozialismus für Banken und Kapitaleigner führt.
Die Ausführunegn zum Erpressungspotential sind im Grunde richtig. Auf die Frage, wie es dazu kommen konnte, ist die Antwort allerdings nicht ganz so trivial. Meiner Meinug nach sind die Haupttreiber des Too-Big-To -Fail Problems ein pervertiertes Phantasiegeld System, welches einem Perpetuum Mobile gleicht. Interessengruppen zur Aufrechterhaltung dieses Systems sind in aller erster Linie der Staat (der sich darüber finanziert) und die Banken selbst (die davon massiv profitieren). Ohne dieses System wäre auch Deregulierung kein Problem, mit diesem System (welches wiederum nichts mit neoliberal zu tun hat) wird Deregulierung zum Problem.
Um das Problem (Begrifflichkeit neoliberal im Zusammenhang mit Deregulierung) mal intuitiver zu beschreiben. Wenn ich die Theorie habe, der Mensch muss frei sein, ist das ja per se nichts schlechtes. Wenn ich dann als reales Experiment den Mensch im Löwenkäfig aussetze, bricht diese Theorie natürlich zusammen. Ist dann meine Theorie Schuld oder eher der Aufbau des Experiments?
http://www.handelsblatt.com/meinung/kolumnen/kurz-und-schmerzhaft/walter-direkt-waere-ein-schuldenerlass-heute-politisch-durchsetzbar/6659180-2.html
In Deutschland sind Schulden und Geldvermögen in den vergangenen gut 60 Jahren sechsmal schneller gewachsen als das Bruttoinlandsprodukt, die Summe aller Güter und Dienstleistungen. Was soll das und wie ist so etwas möglich, sind da schon berechtigte Fragen.
Sagen wir besser "sich finanzieren muss", weil das Kapital sich der Besteuerung entzieht. Statt sich das Geld von der Finanzoligarchie zu leihen, könnte der Staat es sich auch über Besteuerung derselben holen, nur geht das leider nicht, solange ein dem Wettbewerbsparadigma geschuldeter Kapitalsteuerdumpingwettlauf zwischen den Staaten stattfindet.
Was genau meinst du mit System? Kannst du das noch näher erläutern?
Falsch ist die digitale Denkweise, es gäbe nur totale Freiheit oder gar keine. Beide Extreme sind falsch, denn die Freiheit des einen kann ja manchmal auch die Unfreiheit des anderen sein. Wenn Arbeitsrecht gelockert wird führt das zu mehr Freiheit des Unternehmers aber zu weniger Freiheit des Arbeitnehmers (und umgekehrt).
Von daher muss immer wieder, insbesondere innerhalb des Marktes, geprüft werden, wieviel Freiheit möglich ist bzw. wieviel Beschränkung nötig ist.
Gleichzeitig fordert sie uns auf,mehr für die Infrastruktur,die Blidung und die Forschung zu tun.
Kritk gab es einige tage nach der Europawahl an Frankreich.........
Ich schreib s mal hier rein.Und sag:Wasser auf die Mühlen von Le Pen zur Unzeit.
Schräger kann ein System auch irgendwie von der rechtlichen Konstruktion und Darstellung ned sein.
Autonomen Staaten und ihren direkten Wählern dürfte manches von der Darstellung her weit mehr als schwer vermittelbar sein,wenn sie keine direkten Rettungshilfen kassiert haben.
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/europa/europaeische_union/635065_Heilige-Allianz-gegen-die-Schwulenlobby.html
Und was den selbstlosen Einsatz für Menschenrechte und Selbstbestimmung der Volker betrifft, den Putin in der Ostukraine anmahnt - die erfolgten "Abstimmungen" dort finden ja keine Anerkennung in Westeuropa, hier seine Vorsorge für evtl. gleichgelagerte Bewegungen innerhalb Mütterchen Rußland:
http://www.faz.net/aktuell/politik/putins-erfolgreiche-machtpolitik-ein-kalter-hauch-aus-sowjetischer-zeit-12970820.html
Zitat hieraus (der Artikel umfasst 3 Seiten):
In Duma und Föderationsrat tobt derweil ein Überbietungswettkampf um immer härtere Vorschläge für Straftatbestände. So sieht das Strafgesetzbuch seit Anfang Mai vor, dass ein „Aufruf zum Verstoß gegen die territoriale Unversehrtheit der Russischen Föderation“ mit bis zu drei Jahren Haft, erfolgt er online, mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft wird. Das Gesetz war noch keine drei Wochen in Kraft, da forderte ein Föderationsratsmitglied, die Strafe für „Aufrufe zum Separatismus“ generell auf fünf Jahre zu erhöhen. Dahinter steht das Ringen um die Gunst des Kremls. Wer sich dem nicht anschließt, könnte sein Mandat verlieren. So hat Putin am Samstag sein Einverständnis zu einer Initiative signalisiert, Abgeordneten, die gegen das „imperative Mandat“ ihrer Fraktion verstoßen, ihren Sitz zu nehmen. Das richtet sich konkret gegen Ilja Ponomarjow, der als Fraktionsmitglied der Partei „Gerechtes Russland“ als einziger Duma-Abgeordneter gegen den Anschluss der Krim gestimmt, und gegen einen weiteren Abgeordneten, der sich enthalten hatte.
Hier noch mal ein aktueller Abriss der Gemengelage von der renommierten Neuen Züricher Zeitung:
http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/der-flirt-des-kremls-mit-europas-rechten-1.18317558
Bei aller berechtigter Kritik an der EU wie zum Beispiel ein von manchen befürchtetes kritikloses Abnicken des TTIP-Abkommens mit der USA oder dem im Hintergrund verhandelten TiSA-Abkommen
http://www.ttip-unfairhandelbar.de/start/weitere-handelsabkommen/abkommen-zum-handel-mit-dienstleistungen-tisa/
sollte man sich vergegenwärtigen, worauf Putins Vision vom Eurasischen Wirtschaftsraum basiert:
http://de.wikipedia.org/wiki/Eurasismus
Zur Person Dugins, von einigen auch als "neuer rasputin" beteichnet (aus 2007, also noch unberührt von einer möglichen Anti-Rußland-Stimmung" wg. der Ukraine):"
https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2007/dezember/faschismus-a-la-dugin
Vorsicht, hier kommt aktueller starker Tobak vom derzeitigen Vertreter dieser Idee, Alexander Dugin (Warnung: obskure Seiten, die sein Dogma von der "4. politischen Theorie" verbreiten, man könnte euphemistisch auch vom "4.Reich" sprechen , man verteufelt den "westlichen Liberalismus", der in der Alltagssprache Rußlands derzeit als "Liberasmus", eine Wortschöpfung aus Liberalismus und Päderasmus verballhornt wird):
http://www.4pt.su/de/content/der-westen-wird-kollabieren
Aktuell bezugen auf die Situation in der Ukraine und die Rolle des Westens darin wird wie folgt daraus geschlossen in diesem kruden Weltbild:
http://www.4pt.su/de/content/der-krieg-gegen-russland-seiner-ideologischen-dimension
Wem das "zuviel" ist, hier ein youtube "Vortrag" (eher ein Monolog) Dugins über die Agonie des Liberalismus (aus dem russ. TV):
http://www.youtube.com/watch?v=ydlMsSYb4MU
Hier eines vom 12.04.2013 über Europa (etwas lauter stellen):
http://www.youtube.com/watch?v=e-oH58VA5Rw
Hier über die von ihm gesehene Rolle des EU-Parlaments (leider nur mit deutschen Untertiteln). Man beachte die Kommentare unter dem Video!
http://www.youtube.com/watch?v=8QvIjiMv_U0
Ob der Kreml sich dieser obskuren Kreise bedient, um innenpolitisch besser punkten zu können oder ob dies tatsächlich die künftige aussenpolitische Marschrichtung darstellt, ist derzeit nur Spekulation. Jedenfalls ist Alexander Dugin lehrender Professor an der renommierten Lomonossov-Uni in Moskau und beeinflusst nicht nur durch seine vielen Auftritte im russischen TV die Stimmung im Lande. Sowas wird in Rußland Schülern und Studenten beigebracht, also den kommenden Generationen eingeimpft. Die älteren Generationen sind ja noch von der SU-Nostalgie gefangen.
Gabor Vona ist Europaabgeordneter der rechtsgerichteten ungarischen Jobbik-Bewegung. Er sekundiert auf einem Symposium seinem Mentor
http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%A1bor_Vona
http://diepresse.com/home/meinung/quergeschrieben/sibyllehamann/3819053/Lechts-oder-rinks-Moskau-oder-Kiew_Wo-sind-jetzt-die-Faschisten?_vl_backlink=/home/index.do
Ein Kommentar der Süddeutschen vor der letzten Wahl, ein Plädoyer für ein demokratischeres Europa, welches man sich im Lichte der nun feststehenden Ergebnisse und Erwartungen nochmal zu Gemüte führen sollte.
http://www.sueddeutsche.de/politik/kommentar-europa-ohne-europaeer-1.919101
https://www.youtube.com/watch?v=jsbV3fGe4eU
Na, immerhin hab' ich mal die richtigen gewählt.
ich auch. mein mann in brüssel ist eine echte allzweckwaffe.
Guter Mann, und bloß net den Finger aus der Wunde nehmen!
Nein
nicht im geringsten. das ist ein durchaus konstruktiver ansatz. man sollte europa nicht den volldeppen überlassen.
Ein richtig Guter!
Für Europa!
Bähm!
HAHAHA