Ein elender Vorgang nimmt in Phnom Penh sein unrühmliches Ende. Noch zwei Angeklagte im Prozess wegen des Völkermords der Roten Khmer an dem kambodschanischen Volk sehen ihrem Urteil entgegen. Wer es nicht wissen sollte: Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer Mitte bis Ende der 70er war an Brutalität kaum zu überbieten und warf Kambodscha um Jahrzehnte in seiner Entwicklung zurück. Ca. ein Viertel der Bevölkerung wurde von den Diktatoren und ihren Handlangern umgebracht. Auf teilweise bestialische Weise. In Tuol Sleng, einer ehemaligen Schule in der Hauptstadt Phnom Penh wurden Tausende verhört, gefoltert und umgebracht. Auf den Killing Fields außerhalb von PP wurden Menschen in den Tod geschickt aus so nichtigen wie ungeheuren Gründen, weil sie eine Brille trugen, Lehrer waren oder Französisch sprachen. Babys wurden an einem Baum zerschmettert, Männer mit Hacken erschlagen, um Munition zu sparen. Die Roten Khmer wollten die Intellektuellen (die es in Kambodscha reichlich gab) umbringen und aus dem Land eine Agrarnation machen; auf niedrigstem Niveau. Die Bevölkerung wurde gezwungen, mit primitivsten Mitteln, das Land zu deindustrialisieren und auf dem Land Zwangsarbeit zu verrichten. Wer nicht konnte oder wollte, wurde umgebracht. Auch unter den Tyrannen und ihren Helfershelfern herrschte bald Paranoia, jeder bespitzelte jeden.
Eine ganz schlimme Zeit, kaum vorstellbar, wie die Menschen litten. Erst 2007 kapitulierten die letzten Roten Khmer, die sich im Dschungel Richtung Grenze zu Thailand versteckten. Noch vor gar nicht vielen Jahren überfielen sie mehrfach die Stadt Siem Reap, unweit des größten kulturellen Gut Kambodschas, der Stadt Angkor Wat mit ihren fantastischen Tempelbauten und terrorisierten die Einwohner.
Nun also sieht man dem Ende des Prozesses gegen die letzten zwei Angeklagten entgegen. Die "wissen von nichts". Ein Elend, eine Farce, die wütend macht.
Ich habe Kambodscha vor drei Jahren für einige Wochen bereist, daher bewegt mich das besonders. Viel immer noch verminte Gebiete. Städte, die jetzt erst wieder beginnen, lebendiges Alltagsleben zu entwickeln mit Gebäuden mit Einschusslöchern. Aber: Tolle Leute, freundlich, interessiert, hilfsbereit, neugierig. Wie viele Südostasiaten aber schienen mir etliche überfordert mit der Aufarbeitung der grausamen Vergangenheit. Oft haben sie verlegen gelacht, wenn man sie auf das Pol Pot Regime und die Greuel ansprach. Zum Teil ähnlich habe ich es in Vietnam erlebt, wenn es um den Krieg dort ging (unter dem Kambodscha übrigens auch zu leiden hatte).
Bleibt zu hoffen, dass die Kambodschaner endlich wieder auf die Füße kommen und die Zeit der Roten Khmer vernünftig aufgearbeitet wird. Mir bleiben da Zweifel, leider.
Sorry, dass es so lang wurde. Aber das liegt mir am Herzen.
Hier ein Link zu Spiegel Online bezgl. des Prozesses. Klick
Und noch ein paar Fotos von Tuol Sleng und den Killing Fields, die ich seinerzeit machte.
Schöne Threaderöffnung zu einem ergreifenden Thema... ein weiteres (fast vergessenes) Beispiel aus dem letzten Jahrhundert, zu was völlig absurde totalitäre Ideologie führen kann.
SGE-URNA schrieb: Schöne Threaderöffnung zu einem ergreifenden Thema... ein weiteres (fast vergessenes) Beispiel aus dem letzten Jahrhundert, zu was völlig absurde totalitäre Ideologie führen kann.
Absolute Zustimmung und Danke an den Threaderöffner.
Eins der schlimmsten Kapitel der jüngeren Geschichte. Ich habe vor einiger Zeit eine Dokumentation über die heutigen Verhältnisse in Kambodscha gesehen, die Kamerateams begleiteten -soweit ich mich erinnere- eine Führerin durch solche wie oben in den Bildern gezeigten Baracken und einen Taxifahrer(?) samt seiner Familie. Es wurde das Bild eines allmählichen Aufschwungs gezeichnet, das Land leide aber immer noch sehr unter den Folgen der Vergangenheit, so sei bspw. die Bevölkerung durch die den Blutzoll der Greueltaten im Schnitt noch sehr jung.
Die juristische Aufarbeitung der Zeit der Roten Khmer erscheint mir unabhängig davon sehr unzureichend...
Das Unbeschreibliche beschrieben. Ohne zu übertreiben oder zu beschönigen. Wenn das in der Kürze überhaupt möglich ist.
Hier wurde unter den Augen der Welt ein ganzes Volk entweder massakriert oder in die Steinzeit zurückgestoßen. Eindringlich geschildert in dem Film "The Killing Fields", ein vielfach preisgekröntes Meisterwerk.
Soweit ich mich erinnere konnten erst die Vietnamesen Ende der Siebziger dem Wüten der Roten Khmer Einhalt gebieten.
WuerzburgerAdler schrieb: Das Unbeschreibliche beschrieben. Ohne zu übertreiben oder zu beschönigen. Wenn das in der Kürze überhaupt möglich ist.
Hier wurde unter den Augen der Welt ein ganzes Volk entweder massakriert oder in die Steinzeit zurückgestoßen. Eindringlich geschildert in dem Film "The Killing Fields", ein vielfach preisgekröntes Meisterwerk.
Soweit ich mich erinnere konnten erst die Vietnamesen Ende der Siebziger dem Wüten der Roten Khmer Einhalt gebieten.
Der Film ist in der Tat großartig. Ich empfehle übrigens auch unbedingt Same Same But Different von Detlev Buck. Ein Film von 2009, der hilft, Kambodscha heute zu verstehen. Und nebenbei eine sehr schöne (wahre) Geschichte erzählt.
Yep, die Vietnamesen beendeten die Folterherrschaft der Roten Khmer.
WuerzburgerAdler schrieb: Das Unbeschreibliche beschrieben. Ohne zu übertreiben oder zu beschönigen. Wenn das in der Kürze überhaupt möglich ist.
Hier wurde unter den Augen der Welt ein ganzes Volk entweder massakriert oder in die Steinzeit zurückgestoßen. Eindringlich geschildert in dem Film "The Killing Fields", ein vielfach preisgekröntes Meisterwerk.
Soweit ich mich erinnere konnten erst die Vietnamesen Ende der Siebziger dem Wüten der Roten Khmer Einhalt gebieten.
Der Film ist in der Tat großartig. Ich empfehle übrigens auch unbedingt Same Same But Different von Detlev Buck. Ein Film von 2009, der hilft, Kambodscha heute zu verstehen. Und nebenbei eine sehr schöne (wahre) Geschichte erzählt.
Yep, die Vietnamesen beendeten die Folterherrschaft der Roten Khmer.
Woraufhin Pol Pot und 30.000 Rote Kmehr in die Berge flüchteten. Und was man kaum fassen kann: Auf Druck der USA wurden diese von der UNO als "nichtkommunistische Widerstandsgruppe" und legitime Regierung Kambodschas anerkannt und von den USA mit Waffen versorgt.
Aragorn schrieb: Sehr guter Beitrag! Danke! Wie sieht es eigentlich mit Birma aus? Wurden dort nicht auch in ähnlicher Weise Menschenrechte massiv verletzt?
Menschenrechte verletzt, ja... allerdings weniger in Form von Massakern, als vielmehr in Unterdrückung demokratischer Bestrebungen, Einschränkung von Freiheitsrechten, Niederaschlagung von Protesten usw.... aber Form und Ausmass reichen nicht mal annähernd an kambodschanische Verhältnisse ran.
Aragorn schrieb: Sehr guter Beitrag! Danke! Wie sieht es eigentlich mit Birma aus? Wurden dort nicht auch in ähnlicher Weise Menschenrechte massiv verletzt?
Menschenrechte verletzt, ja... allerdings weniger in Form von Massakern, als vielmehr in Unterdrückung demokratischer Bestrebungen, Einschränkung von Freiheitsrechten, Niederaschlagung von Protesten usw.... aber Form und Ausmass reichen nicht mal annähernd an kambodschanische Verhältnisse ran.
Ich meine mal irgendwo vor einiger Zeit gelesen zu haben, daß dort auch Folter & Vergewaltigungen zur "Tagesordnung" gehörten?
Aragorn schrieb: Sehr guter Beitrag! Danke! Wie sieht es eigentlich mit Birma aus? Wurden dort nicht auch in ähnlicher Weise Menschenrechte massiv verletzt?
Menschenrechte verletzt, ja... allerdings weniger in Form von Massakern, als vielmehr in Unterdrückung demokratischer Bestrebungen, Einschränkung von Freiheitsrechten, Niederaschlagung von Protesten usw.... aber Form und Ausmass reichen nicht mal annähernd an kambodschanische Verhältnisse ran.
Ich meine mal irgendwo vor einiger Zeit gelesen zu haben, daß dort auch Folter & Vergewaltigungen zur "Tagesordnung" gehörten?
Nun, Folter gibts/gabs da sicherlich auch (aber eher "gezielter", ich weiss, das klingt makaber)... nichtsdestotrotz ist Kambodscha in punkto Ausmass des Wahnsinns im Nachkriegsasien beispiellos.
Aragorn schrieb: Sehr guter Beitrag! Danke! Wie sieht es eigentlich mit Birma aus? Wurden dort nicht auch in ähnlicher Weise Menschenrechte massiv verletzt?
Menschenrechte verletzt, ja... allerdings weniger in Form von Massakern, als vielmehr in Unterdrückung demokratischer Bestrebungen, Einschränkung von Freiheitsrechten, Niederaschlagung von Protesten usw.... aber Form und Ausmass reichen nicht mal annähernd an kambodschanische Verhältnisse ran.
Ich meine mal irgendwo vor einiger Zeit gelesen zu haben, daß dort auch Folter & Vergewaltigungen zur "Tagesordnung" gehörten?
zuerst, danke an jon für den thread!
@aragorn menschenrechtsverletzungen, unterdrückung usw eines durch und durch diktatorischen regimes ist das was in birma passiert ist
es ist wohl davon auszugehen, daß in gefängnissen auch folter und vergewaltigung dazugehören/gehört haben.
allerdings ist und war der zustand in birma nicht zu vergleichen mit dem was in kambodscha passiert ist.
was du vielleicht in den falschen hals bekommen hast, sind die unruhen zwischen moslems (rohinga) und buddhisten, die aktuell im nordwesten von myanmar stattfinden (bei Sittwe), bei denen wenn ich mich richtig erinnere eine vergewaltigung der ausgangspunkt war.
Aragorn schrieb: Sehr guter Beitrag! Danke! Wie sieht es eigentlich mit Birma aus? Wurden dort nicht auch in ähnlicher Weise Menschenrechte massiv verletzt?
Menschenrechte verletzt, ja... allerdings weniger in Form von Massakern, als vielmehr in Unterdrückung demokratischer Bestrebungen, Einschränkung von Freiheitsrechten, Niederaschlagung von Protesten usw.... aber Form und Ausmass reichen nicht mal annähernd an kambodschanische Verhältnisse ran.
Ich meine mal irgendwo vor einiger Zeit gelesen zu haben, daß dort auch Folter & Vergewaltigungen zur "Tagesordnung" gehörten?
zuerst, danke an jon für den thread!
@aragorn menschenrechtsverletzungen, unterdrückung usw eines durch und durch diktatorischen regimes ist das was in birma passiert ist
es ist wohl davon auszugehen, daß in gefängnissen auch folter und vergewaltigung dazugehören/gehört haben.
allerdings ist und war der zustand in birma nicht zu vergleichen mit dem was in kambodscha passiert ist.
was du vielleicht in den falschen hals bekommen hast, sind die unruhen zwischen moslems (rohinga) und buddhisten, die aktuell im nordwesten von myanmar stattfinden (bei Sittwe), bei denen wenn ich mich richtig erinnere eine vergewaltigung der ausgangspunkt war.
Ich wollte beides eigentlich auch gar nicht im Vergleich sehen. Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer ist beispiellos!
Tatsächlich, die unfassbaren Gräueltaten der Khmer und Pol Pot sind leider in Vergessenheit geraten. Das war Völkermord pur.
Ich kann mich noch dran erinnern, wie mitte der 1970er Jahre der KBW (?) auf den Strassen Frankfurts zur Solidarität mit den Roten Khmer aufriefen. Es sei ihnen mal anheim gestellt, daß sie es nicht besser wusste, doch glaube ich es nicht.
Unglaublich, da werden Menschen gemetzelt, nur weil sie eine Brille tragen...
Hitler, Pol Pot, Stalin und Mao... das waren die Schlächter des 20. Jahrhunderts. Da kommen sicher noch der ein oder andere afrikanische oder südamerikanische Despoten und ihre Helfershelfer dazu, aber was diese Herren "fabriziert" haben, ist ohne Beispiel.
r.adler schrieb: Tatsächlich, die unfassbaren Gräueltaten der Khmer und Pol Pot sind leider in Vergessenheit geraten. Das war Völkermord pur.
Ich kann mich noch dran erinnern, wie mitte der 1970er Jahre der KBW (?) auf den Strassen Frankfurts zur Solidarität mit den Roten Khmer aufriefen. Es sei ihnen mal anheim gestellt, daß sie es nicht besser wusste, doch glaube ich es nicht.
Unglaublich, da werden Menschen gemetzelt, nur weil sie eine Brille tragen...
Hitler, Pol Pot, Stalin und Mao... das waren die Schlächter des 20. Jahrhunderts. Da kommen sicher noch der ein oder andere afrikanische oder südamerikanische Despoten und ihre Helfershelfer dazu, aber was diese Herren "fabriziert" haben, ist ohne Beispiel.
Ja, das war der KBWuppdich, der tapfer bis zuletzt das "Demokratische Kampuchea" verteidigt hat.
reggaetyp schrieb: ... Ich empfehle übrigens auch unbedingt Same Same But Different von Detlev Buck. Ein Film von 2009, der hilft, Kambodscha heute zu verstehen. Und nebenbei eine sehr schöne (wahre) Geschichte erzählt. ...
reggaetyp schrieb: ... Ich empfehle übrigens auch unbedingt Same Same But Different von Detlev Buck. Ein Film von 2009, der hilft, Kambodscha heute zu verstehen. Und nebenbei eine sehr schöne (wahre) Geschichte erzählt. ...
Läuft heute Abend um 23:15 auf NDR.
Was wollte mir Detlev Buck mit seinem Film erzählen?
reggaetyp schrieb: ... Ich empfehle übrigens auch unbedingt Same Same But Different von Detlev Buck. Ein Film von 2009, der hilft, Kambodscha heute zu verstehen. Und nebenbei eine sehr schöne (wahre) Geschichte erzählt. ...
Läuft heute Abend um 23:15 auf NDR.
Was wollte mir Detlev Buck mit seinem Film erzählen?
Diese Frage solltest du besser ihm selbst stellen. Ich vermute mal, dir hat der Film nicht gefallen. Richtig?
reggaetyp schrieb: ... Ich empfehle übrigens auch unbedingt Same Same But Different von Detlev Buck. Ein Film von 2009, der hilft, Kambodscha heute zu verstehen. Und nebenbei eine sehr schöne (wahre) Geschichte erzählt. ...
Läuft heute Abend um 23:15 auf NDR.
Was wollte mir Detlev Buck mit seinem Film erzählen?
Diese Frage solltest du besser ihm selbst stellen. Ich vermute mal, dir hat der Film nicht gefallen. Richtig?
Richtig!
2 Schlaganfälle und 750 ml Bier haben nicht ausgereicht, um mir das surreale Auffasungsvermögen für diesen Film zu geben, dazu braucht es wohl etwas mehr?
Immerhin stand nach 50 min. fest, dass das Mädel HIV hat. Die markanteste Rolle hatte wohl nach 1 Std. Mario Adorf.
Ansonsten hatte der Film mit Deinem Ursprungsbeitrag so gut wie nichts zu tun, außer das er weitestgehend in Kambodscha gespielt hat! AIDS und HIV waren damals noch nicht bekannt!
Diese Krankheiten gibt es mittlerweile weltweit und vor allen Dingen dort, wo wenig Geld für Sex bezahlt wird.
Ansonsten hätte der Film auch an jedem anderen Kriegsschauplatz der Erde stattfinden können. Denn auch Krieg ist eine Geschlechtskrankheit. Eine Geschlechtskrankheit, die sich meist in dem Organ "Hirn" der Protagonisten abspielt! Naja und das mit dem Buck wird wohl schwierig!
reggaetyp schrieb: ... Ich empfehle übrigens auch unbedingt Same Same But Different von Detlev Buck. Ein Film von 2009, der hilft, Kambodscha heute zu verstehen. Und nebenbei eine sehr schöne (wahre) Geschichte erzählt. ...
Läuft heute Abend um 23:15 auf NDR.
Was wollte mir Detlev Buck mit seinem Film erzählen?
Diese Frage solltest du besser ihm selbst stellen. Ich vermute mal, dir hat der Film nicht gefallen. Richtig?
Richtig!
2 Schlaganfälle und 750 ml Bier haben nicht ausgereicht, um mir das surreale Auffasungsvermögen für diesen Film zu geben, dazu braucht es wohl etwas mehr?
Immerhin stand nach 50 min. fest, dass das Mädel HIV hat. Die markanteste Rolle hatte wohl nach 1 Std. Mario Adorf.
Ansonsten hatte der Film mit Deinem Ursprungsbeitrag so gut wie nichts zu tun, außer das er weitestgehend in Kambodscha gespielt hat! AIDS und HIV waren damals noch nicht bekannt!
Diese Krankheiten gibt es mittlerweile weltweit und vor allen Dingen dort, wo wenig Geld für Sex bezahlt wird.
Ansonsten hätte der Film auch an jedem anderen Kriegsschauplatz der Erde stattfinden können. Denn auch Krieg ist eine Geschlechtskrankheit. Eine Geschlechtskrankheit, die sich meist in dem Organ "Hirn" der Protagonisten abspielt! Naja und das mit dem Buck wird wohl schwierig!
wobei inzwischen Geschlechtkrankheiten wie HIV als biologische Kriegsführung angesehen werden können
Noch zwei Angeklagte im Prozess wegen des Völkermords der Roten Khmer an dem kambodschanischen Volk sehen ihrem Urteil entgegen.
Wer es nicht wissen sollte: Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer Mitte bis Ende der 70er war an Brutalität kaum zu überbieten und warf Kambodscha um Jahrzehnte in seiner Entwicklung zurück.
Ca. ein Viertel der Bevölkerung wurde von den Diktatoren und ihren Handlangern umgebracht. Auf teilweise bestialische Weise. In Tuol Sleng, einer ehemaligen Schule in der Hauptstadt Phnom Penh wurden Tausende verhört, gefoltert und umgebracht.
Auf den Killing Fields außerhalb von PP wurden Menschen in den Tod geschickt aus so nichtigen wie ungeheuren Gründen, weil sie eine Brille trugen, Lehrer waren oder Französisch sprachen. Babys wurden an einem Baum zerschmettert, Männer mit Hacken erschlagen, um Munition zu sparen.
Die Roten Khmer wollten die Intellektuellen (die es in Kambodscha reichlich gab) umbringen und aus dem Land eine Agrarnation machen; auf niedrigstem Niveau.
Die Bevölkerung wurde gezwungen, mit primitivsten Mitteln, das Land zu deindustrialisieren und auf dem Land Zwangsarbeit zu verrichten.
Wer nicht konnte oder wollte, wurde umgebracht.
Auch unter den Tyrannen und ihren Helfershelfern herrschte bald Paranoia, jeder bespitzelte jeden.
Eine ganz schlimme Zeit, kaum vorstellbar, wie die Menschen litten.
Erst 2007 kapitulierten die letzten Roten Khmer, die sich im Dschungel Richtung Grenze zu Thailand versteckten. Noch vor gar nicht vielen Jahren überfielen sie mehrfach die Stadt Siem Reap, unweit des größten kulturellen Gut Kambodschas, der Stadt Angkor Wat mit ihren fantastischen Tempelbauten und terrorisierten die Einwohner.
Nun also sieht man dem Ende des Prozesses gegen die letzten zwei Angeklagten entgegen. Die "wissen von nichts".
Ein Elend, eine Farce, die wütend macht.
Ich habe Kambodscha vor drei Jahren für einige Wochen bereist, daher bewegt mich das besonders. Viel immer noch verminte Gebiete. Städte, die jetzt erst wieder beginnen, lebendiges Alltagsleben zu entwickeln mit Gebäuden mit Einschusslöchern. Aber: Tolle Leute, freundlich, interessiert, hilfsbereit, neugierig.
Wie viele Südostasiaten aber schienen mir etliche überfordert mit der Aufarbeitung der grausamen Vergangenheit. Oft haben sie verlegen gelacht, wenn man sie auf das Pol Pot Regime und die Greuel ansprach. Zum Teil ähnlich habe ich es in Vietnam erlebt, wenn es um den Krieg dort ging (unter dem Kambodscha übrigens auch zu leiden hatte).
Bleibt zu hoffen, dass die Kambodschaner endlich wieder auf die Füße kommen und die Zeit der Roten Khmer vernünftig aufgearbeitet wird. Mir bleiben da Zweifel, leider.
Sorry, dass es so lang wurde. Aber das liegt mir am Herzen.
Hier ein Link zu Spiegel Online bezgl. des Prozesses. Klick
Und noch ein paar Fotos von Tuol Sleng und den Killing Fields, die ich seinerzeit machte.
Absolute Zustimmung und Danke an den Threaderöffner.
Ich habe vor einiger Zeit eine Dokumentation über die heutigen Verhältnisse in Kambodscha gesehen, die Kamerateams begleiteten -soweit ich mich erinnere- eine Führerin durch solche wie oben in den Bildern gezeigten Baracken und einen Taxifahrer(?) samt seiner Familie. Es wurde das Bild eines allmählichen Aufschwungs gezeichnet, das Land leide aber immer noch sehr unter den Folgen der Vergangenheit, so sei bspw. die Bevölkerung durch die den Blutzoll der Greueltaten im Schnitt noch sehr jung.
Die juristische Aufarbeitung der Zeit der Roten Khmer erscheint mir unabhängig davon sehr unzureichend...
Hier wurde unter den Augen der Welt ein ganzes Volk entweder massakriert oder in die Steinzeit zurückgestoßen. Eindringlich geschildert in dem Film "The Killing Fields", ein vielfach preisgekröntes Meisterwerk.
Soweit ich mich erinnere konnten erst die Vietnamesen Ende der Siebziger dem Wüten der Roten Khmer Einhalt gebieten.
Der Film ist in der Tat großartig. Ich empfehle übrigens auch unbedingt Same Same But Different von Detlev Buck.
Ein Film von 2009, der hilft, Kambodscha heute zu verstehen. Und nebenbei eine sehr schöne (wahre) Geschichte erzählt.
Yep, die Vietnamesen beendeten die Folterherrschaft der Roten Khmer.
Woraufhin Pol Pot und 30.000 Rote Kmehr in die Berge flüchteten. Und was man kaum fassen kann: Auf Druck der USA wurden diese von der UNO als "nichtkommunistische Widerstandsgruppe" und legitime Regierung Kambodschas anerkannt und von den USA mit Waffen versorgt.
Menschenrechte verletzt, ja... allerdings weniger in Form von Massakern, als vielmehr in Unterdrückung demokratischer Bestrebungen, Einschränkung von Freiheitsrechten, Niederaschlagung von Protesten usw.... aber Form und Ausmass reichen nicht mal annähernd an kambodschanische Verhältnisse ran.
Ich meine mal irgendwo vor einiger Zeit gelesen zu haben, daß dort auch Folter & Vergewaltigungen zur "Tagesordnung" gehörten?
Nun, Folter gibts/gabs da sicherlich auch (aber eher "gezielter", ich weiss, das klingt makaber)... nichtsdestotrotz ist Kambodscha in punkto Ausmass des Wahnsinns im Nachkriegsasien beispiellos.
zuerst, danke an jon für den thread!
@aragorn
menschenrechtsverletzungen, unterdrückung usw eines durch und durch diktatorischen regimes ist das was in birma passiert ist
es ist wohl davon auszugehen, daß in gefängnissen auch folter und vergewaltigung dazugehören/gehört haben.
allerdings ist und war der zustand in birma nicht zu vergleichen mit dem was in kambodscha passiert ist.
was du vielleicht in den falschen hals bekommen hast, sind die unruhen zwischen moslems (rohinga) und buddhisten, die aktuell im nordwesten von myanmar stattfinden (bei Sittwe), bei denen wenn ich mich richtig erinnere eine vergewaltigung der ausgangspunkt war.
Ich wollte beides eigentlich auch gar nicht im Vergleich sehen. Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer ist beispiellos!
Ich kann mich noch dran erinnern, wie mitte der 1970er Jahre der KBW (?) auf den Strassen Frankfurts zur Solidarität mit den Roten Khmer aufriefen. Es sei ihnen mal anheim gestellt, daß sie es nicht besser wusste, doch glaube ich es nicht.
Unglaublich, da werden Menschen gemetzelt, nur weil sie eine Brille tragen...
Hitler, Pol Pot, Stalin und Mao... das waren die Schlächter des 20. Jahrhunderts. Da kommen sicher noch der ein oder andere afrikanische oder südamerikanische Despoten und ihre Helfershelfer dazu, aber was diese Herren "fabriziert" haben, ist ohne Beispiel.
Ja, das war der KBWuppdich, der tapfer bis zuletzt das "Demokratische Kampuchea" verteidigt hat.
Läuft heute Abend um 23:15 auf NDR.
Was wollte mir Detlev Buck mit seinem Film erzählen?
Diese Frage solltest du besser ihm selbst stellen.
Ich vermute mal, dir hat der Film nicht gefallen. Richtig?
Richtig!
2 Schlaganfälle und 750 ml Bier haben nicht ausgereicht, um mir das surreale Auffasungsvermögen für diesen Film zu geben, dazu braucht es wohl etwas mehr?
Immerhin stand nach 50 min. fest, dass das Mädel HIV hat.
Die markanteste Rolle hatte wohl nach 1 Std. Mario Adorf.
Ansonsten hatte der Film mit Deinem Ursprungsbeitrag so gut wie nichts zu tun, außer das er weitestgehend in Kambodscha gespielt hat!
AIDS und HIV waren damals noch nicht bekannt!
Diese Krankheiten gibt es mittlerweile weltweit und vor allen Dingen dort, wo wenig Geld für Sex bezahlt wird.
Ansonsten hätte der Film auch an jedem anderen Kriegsschauplatz der Erde stattfinden können.
Denn auch Krieg ist eine Geschlechtskrankheit.
Eine Geschlechtskrankheit, die sich meist in dem Organ "Hirn" der Protagonisten abspielt!
Naja und das mit dem Buck wird wohl schwierig!
wobei inzwischen Geschlechtkrankheiten wie HIV als biologische Kriegsführung angesehen werden können