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40 Jahre Kriegsende in Vietnam

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Ich habe vor kurzem eine Reportage im Weltspiegel über die heutigen opfer des Krieges in Vietnam gesehen: Verkrüppelte und/oder geistig behinderte Kinder und Jugendliche, die unter den Folgen des Einsatzes von Agent Orange durch die USA noch heute leiden. Bzw. wieder.

Heute jährt sich der Tag, an dem die Besatzer, Mörder und Brandstifter (man kann es nicht anders forumlieren) ihren letzten Helikopter vom Dach der US-Botschaft in Saigon starteten und ihre Staatsbürger zum letzten mal ausflogen, zum 40.mal.

Sprich: Der Vietnamkrieg ist offiziell seit 40 Jahren Geschichte.

Vielleicht einer der Kriege, die am allermeisten im kollektiven Gedächtnis der USA verhaftet sind, und natürlich auch in Vietnam.
Die, bei allem Beileid für die Opfer und Angehörigen in Amerika, natürlich wesentlich mehr litten und bis heute deshalb mit massiven Problemen zu kämpfen haben.

Tja, ich dachte, ich könnte den FR-Artikel verlinken, den ich eben auf Papier las.
Für die Jüngeren: Eine Zeitung ist auf Papier gedruckt, online gibt's das net immer.
Also, sorry, is net.

Morgen dann bestimmt.

Wundert mich übrigens, dass so wenig erscheit über den Tag heute.
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reggaetyp schrieb:


Wundert mich übrigens, dass so wenig erscheit über den Tag heute.  


Die Tagesschau hat immerhin zwei Minuten gewidmet.
Mir hat sich übrigens eher der 16.3.68 eingeprägt als der 30.4.75. Letzteres war nur das Ende des Ganzen. Die Perversion ist für mich My Lai.

Zum Vietnam-Krieg gehört übrigens mehr als nur die unsägliche Rolle der USA. Nicht, dass wir über die nicht oft genug reden sollen, aber die Rolle Chinas, der Sowjetunion, der Vietnamnesen selbst, der Franzosen zuvor, den politischen Verwerfungen nach der Indochinakonferenz (die übrigens diese sinnfreie Aufteilung a la Korea beinhaltete) usw. , die darf man auch ruhig erwähnen.
Perverser Stellvertreter-Krieg bis heute für mich. Und fast noch perverser war dann das Vorgehen der USA in Kambodscha später bzgl. der roten Khmer und dem späteren Konflikt dieser mit Vietnam. Das zeigte dann noch, dass man nix gelernt hat.
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Vor ein paar Jahren las ich einen Artikel über US-Veteranen, die eine Reise zu einer Gedenkstätte mitten im vietnamesischen Dschungel gemacht hatten. Sie berichteten, dass an dieser Gedenkstätte eine Getränkebude stünde, da könne man - überraschend mitten im Dschungel - Coca-Cola kaufen und vor allem mit der American-Express-Karte seine Rechnung bezahlen. Daraufhin dachten die Veteranen: "Und wir US-Amerikaner haben auf eine sehr spezielle Art und Weise am Ende doch gesiegt!"
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Nachdem das Thema jahrzehntelang mehr oder weniger unbeachtet blieb, gibt es jetzt doch einige sehenswerte Dokus über den Krieg und seine Folgen. Auch über die langfristigen Folgen bei den Opfern.
Gemein ist diesen Dokus stets das Folgende: in sachlich einwandfreier Weise werden die Dinge, die passiert sind, geschildert, das Dilemma der Amerikaner erklärt und die Gründe für den Sieg Nordvietnams und des Vietkong genannt.
In keinster Weise gelingt es dagegen, das Grauen und die unfassbar logische Unmenschlichkeit eines der grausamsten Kriege gegen die Zivilbevölkerung auch nur annähernd darzustellen.
Das tun dann Bücher. Michael Herr: An die Hölle verraten. R&B.
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auf youtube findet man ne anderthalbstündige Doku zu dem Thema (lief mal bei Arte) und gestern lief ein Fünfteiler (alle nacheinander) im MDR. Keine Ahnung, ob man das noch irgendwo streamen kann. Zu den Inhalten kann ich nur wenig sagen, da ich mir nicht die ganze Nacht um die Ohren geschlagen habe. Aber der Anfang war recht vielversprechend, da es wohl eher darum zu gehen schien, die Hintergründe zu beleuchten und im Zweifel nicht von N24 worden ist
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WuerzburgerAdler schrieb:
Nachdem das Thema jahrzehntelang mehr oder weniger unbeachtet blieb, gibt es jetzt doch einige sehenswerte Dokus über den Krieg und seine Folgen. Auch über die langfristigen Folgen bei den Opfern.
Gemein ist diesen Dokus stets das Folgende: in sachlich einwandfreier Weise werden die Dinge, die passiert sind, geschildert, das Dilemma der Amerikaner erklärt und die Gründe für den Sieg Nordvietnams und des Vietkong genannt.
In keinster Weise gelingt es dagegen, das Grauen und die unfassbar logische Unmenschlichkeit eines der grausamsten Kriege gegen die Zivilbevölkerung auch nur annähernd darzustellen.
Das tun dann Bücher. Michael Herr: An die Hölle verraten. R&B.


Michael Herrs Buch lohnt auch deswegen, weil einige Beschreibungen als Szenen in Coppolas "Apocalypse Now" auftauchen.
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Und wie so oft begann alles mit einer Lüge:

Gulf of Tonkin: McNamara admits It didn't happen.

https://www.youtube.com/watch?v=HODxnUrFX6k
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Zwar nur auf Englisch, aber eine der besten Analysen des Vietnamkrieges: On Strategy von Summers.
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Bei uns lag zu meiner Jugendzeit daheim stets der "SPIEGEL" herum. Mein Vater empfahl mir damals, mal einen Artikel zu lesen, damit ich angesichts der stetig wiederkehrenden Bilder in der "Tagesschau" mit Hubschraubern, Kampfjets und B 52-Bombern kein "Militarist" werden soll. Der Artikel ist von 1970 und hat mich damals als Schüler sehr beeindruckt:

http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/43822755
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Apokalypse Vietnam - "Krieg in Indochina 1968 1975"

Ein muss

https://www.youtube.com/watch?v=VX1htuNcejo&hd=1


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