>

Tugce

#
@Maabootsche
Ich hatte mich gar nicht auf Dich bezogen; das war Zufall, dass Du vor mir gepostet hattest.

Dass sich einige überdenken sollten, ist doch klar. Dass es der Boulevard nicht tun wird, auch. Die Forderungen nach dem Bundesverdienstkreuz waren von Anfang an unangemessen - da tat mir Frau Albayrak (ich versuche sie mal nicht mit ihrem Vornamen für mich zu vereinnahmen) postum leid, wie ein jeder für seine Sache an ihrem Andenken zerrte. Und ja, ich fand auch die T-Shirt-Nummer im Stadion peinlich. Ganz besonders sogar.

Ansonsten bin ich ganz klar auf Seiten des Opfers, dem man, wie ich finde, außer aus Klugscheißerei, nichts vorwerfen kann (Wer's besser weiß, sollte mal nachts in Offenbach eine Tour machen).

Was mich wirklich wütend macht: Dieses ganze Gefasel von Ehre und Stolz. Und dass die Gruppe um Sanel nix dazugelernt hat; da scheint kein bisschen Demut zu existieren. Ich gebe dabei zu, dass es mir schwerfällt, ihm das - ungerechterweise - nicht anzulasten.

Warum es in den Medien so eskalierte: Natürlich war die Gelegenheit optimal, die Schöne und das Biest, die Tat offensichtlich (ja: die Tat ist und bleibt offensichtlich. Auch wenn da einige jetzt versuchen, dran rumzuschrauben. Auch weil sie plötzlich erkennen, dass sie eher Täter als Opfer werden könnten). Aber der Zorn, der sich hier Bahn bricht, ist doch der Zorn der eigentlich friedlichen Masse. Der Zorn einer ganzen Fußgängerzone, durch die sich ein einzelner rücksichtslos durchrempelt. Der eines Stadions, wo einer einen Kanonenschlag schmeißt. Also der Zorn einer Gesellschaft, die eigentlich ganz gut gelernt hat, miteinander auszukommen (hier: mit einer Türkin), dabei aber immer wieder von vereinzelten A.rschlöchern zurückgeworfen wird.

Jetzt lese ich noch die Diskussion zu Gauck ...
Würde er das so wieder sagen? Wahrscheinlich nicht.
Warum hat er es gesagt? Doch nicht, um einen Täter vorzuverurteilen. Er hat dies getan, um das Opfer zu würdigen. Und zwar ein Opfer aus einer Bevölkerungsgruppe, welche sich gerade z.Z.(Stichwort Pegida) zweifelhafter Aufmerksamkeit erfreuen muss.
#
Sledge_Hammer schrieb:
Maabootsche schrieb:
Sledge_Hammer schrieb:
Maabootsche schrieb:
Sledge_Hammer schrieb:
Maabootsche schrieb:
Sledge_Hammer schrieb:
SGE-URNA schrieb:
Ist ja sonst nicht unbedingt meine bevorzugte Kolumne, aber Augstein schreibt etwas sehr wahres über das (vorgesehene) Rechtssystem in Deutschland.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jakob-augstein-kolumne-zu-tugce-albayrak-joachim-gauck-a-1039506.html


Gute Ansätze, aber schlecht ausgeführt. Er vermischt da einiges. Was hat die Unschuldsvermutung mit den angesprochenen Worten des Bundespräsidenten zu tun? Hat er den mutmaßlichen Täter damals vorverurteilt? Nein, hat er nicht. Er hat einen Brief an die Familie der von Tugce geschrieben, dessen Inhalt nichts über Schuld oder Unschuld aussagt.

Auch wenn sie wohl zu Recht kein Bundesverdienstkreuz erhält und sich nicht in jeder Hinsicht vorbildlich verhalten hat, war das Einschreiten an sich vorbildhaft.

Richtig ist durchaus die Medien dafür zu kritisieren, dass sie schwarz und weiß malen, insbesondere die BLÖD. Aber sein Kommentar ist letztendlich das andere Extrem.


Gauck nannte das in seinem Brief ein "brutales Verbrechen" und für die Rolle des Verbrechers blieb schon zu diesem Zeitpunkt nur einer übrig...


Es geht auch nicht darum dass Gauck die Schuld gerecht verteilt, sondern um die Geste. Der Meinung "Brutales Verbrechen" kann man auch nach der Verurteilung sein, da braucht man nix zu beschönigen, das ist es auch bei "nur" 3 Jahren Freiheitsstrafe. Oder wie würdest du Körperverletzung mit Todesfolge bezeichnen? Stichwort Meinungsfreiheit. "Verbrechen" ist bei solchen Äußerungen auch nicht juristisch gemeint.


Die Grundsituation war ja wohl folgende: Zwei Gruppen von Jugendlichen beleidigen und provozieren sich unter Alkoholeinfluß und irgendwann schlägt dann einer zu. Kommt jetzt nicht so selten vor, da hätte der Gauck aber viel zu schreiben.
Was ist jetzt das besondere an diesem Fall?
Nothilfe? - Die Mädchen fühlten sich eher nicht bedroht, dazu hatte sich die Situation in seit dem Zeitpunkt eines vermeintlich schützenden Eingriffs ja schon wieder beruhigt, eine irgendwie geartete Nothilfesituation sehe ich da nicht mehr.

Die -nicht beabsichtigte- Folge von Koma und Tod?
Kommt bei solchen Geschehen leider auch immer wieder vor, trotzdem findet das nicht ein entsprechendes mediales Echo. Diese Folge wird dann aber regelmäßig von den Gerichten entsprechend gewürdigt.
Btw, KV mit Todesfolge ist auch vom juristischen her ein Verbrechen, wenn ein Delikt eine Mindeststrafe von unter einem 1 Jahr vorsieht spricht man hingegen von einem Vergehen.

Mann schlägt Frau?
Auch das dürfte bedauernswerterweise nicht allzu selten vorkommen.

Oder war es dann doch die Kampagne der Bild, die sich hier auf Punkte stützte, die eben nicht dem tatsächlichen Hergang entsprachen, und der sich dann weitere Medien und Politiker anschlossen, ohne eine genaue Aufklärung der Ereignisse abzuwarten?


Adlerist stellt das m.E. exakt richtig dar. Und daran gibt es überhaupt keinen Zweifel, dass man diese Tat als brutales Verbrechen ansehen kann. Ohne JugendstrafR wären da noch ein paar Jährchen draufgekommen. "Brutales Verbrechen" erst bei vorsätzlicher Tötung oder was? Sehr exklusive Meinung. Aber wie gesagt, kann man von mir aus so oder so vertreten.

Und danke für die Belehrung, wann technisch ein Verbrechen vorliegt, weiß ich gerade noch. Ging darum darzustellen, dass die komplette Aussage keine Tatsachenbehauptung ist.


Es geht hier doch um die mediale Vorverurteilung, der sich Gauck in Unkenntnis der tatsächlichen Geschehnisse angeschlossen hat, und da ist eine solche Wortwahl für ein Staatsoberhaupt einfach unangebracht, solange der Sachverhalt noch nicht ausermittelt ist..
Oder sollte sich der Bundespräsident tatsächlich frühzeitig zu jeder Wirtschaftsschlägerei persönlich zu Wort melden, wenn es nur tragisch genug ausgeht?


Gegenfrage: Sollte sich ein Bundespräsident erst zu etwas äußern, wenn es abgeurteilt ist? Natürlich muss er auch das auch tun können bei einem solchen Verbrechen, das über mehrere Wochen Dauerthema in ganz Deutschland ist.

Viele, auch Augstein, missinterpretieren den Begriff "Vorverurteilung". Natürlich darf man nicht vorverurteilen, z.B. den mutmaßlichen Täter als Mörder o.ä. bezeichen. Selbst Täter ist er frühestens erst nach dem Urteil. Er hat sich aber sicher nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt mit dem Begriff "brutales Verbrechen". Klar, vielleicht etwas dick aufgetragen, aber das nennt sich Meinungsfreiheit und ist zulässig, Freunde der Sonne. Die hat auch ein BP.


Ja, er sollte sich hier doch sehr zurückhalten, ich wüßte auch nicht daß es gute Tradition wäre, daß sich das Staatsoberhaupt regelmäßig zu solchen Dingen äußert..
Man stelle sich vor, hier wäre im Laufe des Prozesses herausgekommen, daß der Tod die Folge eines grob fahrlässigen Behandlungsfehlers im Krankenhaus oder sonstwie nicht unmittelbar durch den Schlag verursacht wurde - einfache Behandlungsfehler ohne Folgen wurden im vorliegenden Fall ja schon festgestellt.  In dem Fall hätten wir nur eine einfache Körperverletzung zu der sich dann aber schon der Präses zu Wort gemeldet hätte - prima Sache, vielleicht müßte er sich dann auch noch entschuldigen.
#
Maabootsche schrieb:
Sledge_Hammer schrieb:
Maabootsche schrieb:
Sledge_Hammer schrieb:
Maabootsche schrieb:
Sledge_Hammer schrieb:
Maabootsche schrieb:
Sledge_Hammer schrieb:
SGE-URNA schrieb:
Ist ja sonst nicht unbedingt meine bevorzugte Kolumne, aber Augstein schreibt etwas sehr wahres über das (vorgesehene) Rechtssystem in Deutschland.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jakob-augstein-kolumne-zu-tugce-albayrak-joachim-gauck-a-1039506.html


Gute Ansätze, aber schlecht ausgeführt. Er vermischt da einiges. Was hat die Unschuldsvermutung mit den angesprochenen Worten des Bundespräsidenten zu tun? Hat er den mutmaßlichen Täter damals vorverurteilt? Nein, hat er nicht. Er hat einen Brief an die Familie der von Tugce geschrieben, dessen Inhalt nichts über Schuld oder Unschuld aussagt.

Auch wenn sie wohl zu Recht kein Bundesverdienstkreuz erhält und sich nicht in jeder Hinsicht vorbildlich verhalten hat, war das Einschreiten an sich vorbildhaft.

Richtig ist durchaus die Medien dafür zu kritisieren, dass sie schwarz und weiß malen, insbesondere die BLÖD. Aber sein Kommentar ist letztendlich das andere Extrem.


Gauck nannte das in seinem Brief ein "brutales Verbrechen" und für die Rolle des Verbrechers blieb schon zu diesem Zeitpunkt nur einer übrig...


Es geht auch nicht darum dass Gauck die Schuld gerecht verteilt, sondern um die Geste. Der Meinung "Brutales Verbrechen" kann man auch nach der Verurteilung sein, da braucht man nix zu beschönigen, das ist es auch bei "nur" 3 Jahren Freiheitsstrafe. Oder wie würdest du Körperverletzung mit Todesfolge bezeichnen? Stichwort Meinungsfreiheit. "Verbrechen" ist bei solchen Äußerungen auch nicht juristisch gemeint.


Die Grundsituation war ja wohl folgende: Zwei Gruppen von Jugendlichen beleidigen und provozieren sich unter Alkoholeinfluß und irgendwann schlägt dann einer zu. Kommt jetzt nicht so selten vor, da hätte der Gauck aber viel zu schreiben.
Was ist jetzt das besondere an diesem Fall?
Nothilfe? - Die Mädchen fühlten sich eher nicht bedroht, dazu hatte sich die Situation in seit dem Zeitpunkt eines vermeintlich schützenden Eingriffs ja schon wieder beruhigt, eine irgendwie geartete Nothilfesituation sehe ich da nicht mehr.

Die -nicht beabsichtigte- Folge von Koma und Tod?
Kommt bei solchen Geschehen leider auch immer wieder vor, trotzdem findet das nicht ein entsprechendes mediales Echo. Diese Folge wird dann aber regelmäßig von den Gerichten entsprechend gewürdigt.
Btw, KV mit Todesfolge ist auch vom juristischen her ein Verbrechen, wenn ein Delikt eine Mindeststrafe von unter einem 1 Jahr vorsieht spricht man hingegen von einem Vergehen.

Mann schlägt Frau?
Auch das dürfte bedauernswerterweise nicht allzu selten vorkommen.

Oder war es dann doch die Kampagne der Bild, die sich hier auf Punkte stützte, die eben nicht dem tatsächlichen Hergang entsprachen, und der sich dann weitere Medien und Politiker anschlossen, ohne eine genaue Aufklärung der Ereignisse abzuwarten?


Adlerist stellt das m.E. exakt richtig dar. Und daran gibt es überhaupt keinen Zweifel, dass man diese Tat als brutales Verbrechen ansehen kann. Ohne JugendstrafR wären da noch ein paar Jährchen draufgekommen. "Brutales Verbrechen" erst bei vorsätzlicher Tötung oder was? Sehr exklusive Meinung. Aber wie gesagt, kann man von mir aus so oder so vertreten.

Und danke für die Belehrung, wann technisch ein Verbrechen vorliegt, weiß ich gerade noch. Ging darum darzustellen, dass die komplette Aussage keine Tatsachenbehauptung ist.


Es geht hier doch um die mediale Vorverurteilung, der sich Gauck in Unkenntnis der tatsächlichen Geschehnisse angeschlossen hat, und da ist eine solche Wortwahl für ein Staatsoberhaupt einfach unangebracht, solange der Sachverhalt noch nicht ausermittelt ist..
Oder sollte sich der Bundespräsident tatsächlich frühzeitig zu jeder Wirtschaftsschlägerei persönlich zu Wort melden, wenn es nur tragisch genug ausgeht?


Gegenfrage: Sollte sich ein Bundespräsident erst zu etwas äußern, wenn es abgeurteilt ist? Natürlich muss er auch das auch tun können bei einem solchen Verbrechen, das über mehrere Wochen Dauerthema in ganz Deutschland ist.

Viele, auch Augstein, missinterpretieren den Begriff "Vorverurteilung". Natürlich darf man nicht vorverurteilen, z.B. den mutmaßlichen Täter als Mörder o.ä. bezeichen. Selbst Täter ist er frühestens erst nach dem Urteil. Er hat sich aber sicher nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt mit dem Begriff "brutales Verbrechen". Klar, vielleicht etwas dick aufgetragen, aber das nennt sich Meinungsfreiheit und ist zulässig, Freunde der Sonne. Die hat auch ein BP.


Ja, er sollte sich hier doch sehr zurückhalten, ich wüßte auch nicht daß es gute Tradition wäre, daß sich das Staatsoberhaupt regelmäßig zu solchen Dingen äußert..
Man stelle sich vor, hier wäre im Laufe des Prozesses herausgekommen, daß der Tod die Folge eines grob fahrlässigen Behandlungsfehlers im Krankenhaus oder sonstwie nicht unmittelbar durch den Schlag verursacht wurde - einfache Behandlungsfehler ohne Folgen wurden im vorliegenden Fall ja schon festgestellt.  In dem Fall hätten wir nur eine einfache Körperverletzung zu der sich dann aber schon der Präses zu Wort gemeldet hätte - prima Sache, vielleicht müßte er sich dann auch noch entschuldigen.

Hätte wäre wenn....
#
Adlerist schrieb:
@Maabootsche
Ich hatte mich gar nicht auf Dich bezogen; das war Zufall, dass Du vor mir gepostet hattest.

Dass sich einige überdenken sollten, ist doch klar. Dass es der Boulevard nicht tun wird, auch. Die Forderungen nach dem Bundesverdienstkreuz waren von Anfang an unangemessen - da tat mir Frau Albayrak (ich versuche sie mal nicht mit ihrem Vornamen für mich zu vereinnahmen) postum leid, wie ein jeder für seine Sache an ihrem Andenken zerrte. Und ja, ich fand auch die T-Shirt-Nummer im Stadion peinlich. Ganz besonders sogar.

Ansonsten bin ich ganz klar auf Seiten des Opfers, dem man, wie ich finde, außer aus Klugscheißerei, nichts vorwerfen kann (Wer's besser weiß, sollte mal nachts in Offenbach eine Tour machen).

Was mich wirklich wütend macht: Dieses ganze Gefasel von Ehre und Stolz. Und dass die Gruppe um Sanel nix dazugelernt hat; da scheint kein bisschen Demut zu existieren. Ich gebe dabei zu, dass es mir schwerfällt, ihm das - ungerechterweise - nicht anzulasten.

Warum es in den Medien so eskalierte: Natürlich war die Gelegenheit optimal, die Schöne und das Biest, die Tat offensichtlich (ja: die Tat ist und bleibt offensichtlich. Auch wenn da einige jetzt versuchen, dran rumzuschrauben. Auch weil sie plötzlich erkennen, dass sie eher Täter als Opfer werden könnten). Aber der Zorn, der sich hier Bahn bricht, ist doch der Zorn der eigentlich friedlichen Masse. Der Zorn einer ganzen Fußgängerzone, durch die sich ein einzelner rücksichtslos durchrempelt. Der eines Stadions, wo einer einen Kanonenschlag schmeißt. Also der Zorn einer Gesellschaft, die eigentlich ganz gut gelernt hat, miteinander auszukommen (hier: mit einer Türkin), dabei aber immer wieder von vereinzelten A.rschlöchern zurückgeworfen wird.

Jetzt lese ich noch die Diskussion zu Gauck ...
Würde er das so wieder sagen? Wahrscheinlich nicht.
Warum hat er es gesagt? Doch nicht, um einen Täter vorzuverurteilen. Er hat dies getan, um das Opfer zu würdigen. Und zwar ein Opfer aus einer Bevölkerungsgruppe, welche sich gerade z.Z.(Stichwort Pegida) zweifelhafter Aufmerksamkeit erfreuen muss.


Mir liegt es da auch sicher fern, den Schläger in Schutz zu nehmen, mir geht es halt eher auf den Keks, wie sich da bar jeder genaueren Kenntnis der Fakten Medien und Politik zu äußerten - haben wir da nicht sogar einen Populismus-Fred?
Zum einem sehe ich da die Gefährdung eines fairen Verfahrens zum anderen sogar den Punkt, daß bei ähnlicher Berichterstattung der ein oder andere Richter dies schon als strafmildernd in seine Urteilsbegründung mit einfließen ließ - kann man drüber diskutieren, es wäre aber besser, wenn man das nicht müßte.
#
Brady schrieb:
Maabootsche schrieb:
Sledge_Hammer schrieb:
Maabootsche schrieb:
Sledge_Hammer schrieb:
Maabootsche schrieb:
Sledge_Hammer schrieb:
Maabootsche schrieb:
Sledge_Hammer schrieb:
SGE-URNA schrieb:
Ist ja sonst nicht unbedingt meine bevorzugte Kolumne, aber Augstein schreibt etwas sehr wahres über das (vorgesehene) Rechtssystem in Deutschland.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jakob-augstein-kolumne-zu-tugce-albayrak-joachim-gauck-a-1039506.html


Gute Ansätze, aber schlecht ausgeführt. Er vermischt da einiges. Was hat die Unschuldsvermutung mit den angesprochenen Worten des Bundespräsidenten zu tun? Hat er den mutmaßlichen Täter damals vorverurteilt? Nein, hat er nicht. Er hat einen Brief an die Familie der von Tugce geschrieben, dessen Inhalt nichts über Schuld oder Unschuld aussagt.

Auch wenn sie wohl zu Recht kein Bundesverdienstkreuz erhält und sich nicht in jeder Hinsicht vorbildlich verhalten hat, war das Einschreiten an sich vorbildhaft.

Richtig ist durchaus die Medien dafür zu kritisieren, dass sie schwarz und weiß malen, insbesondere die BLÖD. Aber sein Kommentar ist letztendlich das andere Extrem.


Gauck nannte das in seinem Brief ein "brutales Verbrechen" und für die Rolle des Verbrechers blieb schon zu diesem Zeitpunkt nur einer übrig...


Es geht auch nicht darum dass Gauck die Schuld gerecht verteilt, sondern um die Geste. Der Meinung "Brutales Verbrechen" kann man auch nach der Verurteilung sein, da braucht man nix zu beschönigen, das ist es auch bei "nur" 3 Jahren Freiheitsstrafe. Oder wie würdest du Körperverletzung mit Todesfolge bezeichnen? Stichwort Meinungsfreiheit. "Verbrechen" ist bei solchen Äußerungen auch nicht juristisch gemeint.


Die Grundsituation war ja wohl folgende: Zwei Gruppen von Jugendlichen beleidigen und provozieren sich unter Alkoholeinfluß und irgendwann schlägt dann einer zu. Kommt jetzt nicht so selten vor, da hätte der Gauck aber viel zu schreiben.
Was ist jetzt das besondere an diesem Fall?
Nothilfe? - Die Mädchen fühlten sich eher nicht bedroht, dazu hatte sich die Situation in seit dem Zeitpunkt eines vermeintlich schützenden Eingriffs ja schon wieder beruhigt, eine irgendwie geartete Nothilfesituation sehe ich da nicht mehr.

Die -nicht beabsichtigte- Folge von Koma und Tod?
Kommt bei solchen Geschehen leider auch immer wieder vor, trotzdem findet das nicht ein entsprechendes mediales Echo. Diese Folge wird dann aber regelmäßig von den Gerichten entsprechend gewürdigt.
Btw, KV mit Todesfolge ist auch vom juristischen her ein Verbrechen, wenn ein Delikt eine Mindeststrafe von unter einem 1 Jahr vorsieht spricht man hingegen von einem Vergehen.

Mann schlägt Frau?
Auch das dürfte bedauernswerterweise nicht allzu selten vorkommen.

Oder war es dann doch die Kampagne der Bild, die sich hier auf Punkte stützte, die eben nicht dem tatsächlichen Hergang entsprachen, und der sich dann weitere Medien und Politiker anschlossen, ohne eine genaue Aufklärung der Ereignisse abzuwarten?


Adlerist stellt das m.E. exakt richtig dar. Und daran gibt es überhaupt keinen Zweifel, dass man diese Tat als brutales Verbrechen ansehen kann. Ohne JugendstrafR wären da noch ein paar Jährchen draufgekommen. "Brutales Verbrechen" erst bei vorsätzlicher Tötung oder was? Sehr exklusive Meinung. Aber wie gesagt, kann man von mir aus so oder so vertreten.

Und danke für die Belehrung, wann technisch ein Verbrechen vorliegt, weiß ich gerade noch. Ging darum darzustellen, dass die komplette Aussage keine Tatsachenbehauptung ist.


Es geht hier doch um die mediale Vorverurteilung, der sich Gauck in Unkenntnis der tatsächlichen Geschehnisse angeschlossen hat, und da ist eine solche Wortwahl für ein Staatsoberhaupt einfach unangebracht, solange der Sachverhalt noch nicht ausermittelt ist..
Oder sollte sich der Bundespräsident tatsächlich frühzeitig zu jeder Wirtschaftsschlägerei persönlich zu Wort melden, wenn es nur tragisch genug ausgeht?


Gegenfrage: Sollte sich ein Bundespräsident erst zu etwas äußern, wenn es abgeurteilt ist? Natürlich muss er auch das auch tun können bei einem solchen Verbrechen, das über mehrere Wochen Dauerthema in ganz Deutschland ist.

Viele, auch Augstein, missinterpretieren den Begriff "Vorverurteilung". Natürlich darf man nicht vorverurteilen, z.B. den mutmaßlichen Täter als Mörder o.ä. bezeichen. Selbst Täter ist er frühestens erst nach dem Urteil. Er hat sich aber sicher nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt mit dem Begriff "brutales Verbrechen". Klar, vielleicht etwas dick aufgetragen, aber das nennt sich Meinungsfreiheit und ist zulässig, Freunde der Sonne. Die hat auch ein BP.


Ja, er sollte sich hier doch sehr zurückhalten, ich wüßte auch nicht daß es gute Tradition wäre, daß sich das Staatsoberhaupt regelmäßig zu solchen Dingen äußert..
Man stelle sich vor, hier wäre im Laufe des Prozesses herausgekommen, daß der Tod die Folge eines grob fahrlässigen Behandlungsfehlers im Krankenhaus oder sonstwie nicht unmittelbar durch den Schlag verursacht wurde - einfache Behandlungsfehler ohne Folgen wurden im vorliegenden Fall ja schon festgestellt.  In dem Fall hätten wir nur eine einfache Körperverletzung zu der sich dann aber schon der Präses zu Wort gemeldet hätte - prima Sache, vielleicht müßte er sich dann auch noch entschuldigen.

Hätte wäre wenn....


Richtig.
Sonst noch was, vielleicht auch zum Thema?
#
Ich möcht hier mal auf ein Projekt hinweisen!

"Stop Violence"

http://www.tugcealbayrak.net/stopviolence.htm
#
Heute vor zwei Jahren, einfach scheibe.
#
Heute vor vier Jahren wurden, an ihrem Geburtstag, die Maschinen abgestellt. Wahrhaft traurig!
#
In Gedanken 😥


Teilen