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Zur Sicherheitsdebatte im Deutschen Fußball

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Hallo Deutschland,

es ist mal wieder soweit: wir haben ein Gewaltproblem. Ein Gewaltproblem im deutschen Fußball. Ein großes Gewaltproblem, das uns Angst macht. Ein Gewaltproblem, das eine Gefahr für die innere Sicherheit darstellt. Erst recht vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Ereignisse.

Die Attentate von Paris am 13. November werden in diesen Tagen hastig instrumentalisiert, um die vom Grundgesetz garantierten Rechte, die auch für Fußballfans gültig sind und ohnehin schon seit Jahren beschnitten werden, weiter auszuhöhlen. Ein Teil der Attentate galt einem Fußballspiel - das muss genügen, um einen kausalen Zusammenhang zum Terrorismus zu konstruieren.

Es sind nicht nur die bekannten Hardliner, die nun erneut fordern, die Stadien in totale Sicherheitszonen zu wandeln. Auch zahlreiche Vereinsvertreter melden sich im gleichen Tenor zu Wort. Zu den beliebtesten Forderungen zählen u.a. personalisierte Eintrittskarten, Stadionzutritt per Fingerabdruck und Nacktscanner. Von vielen Seiten wird die Angst vor neuen Anschlägen als Vorwand genommen, um die Einführung weiterer Repressionen voranzutreiben. Der Fußball scheint dabei der Feldversuch zu sein, der die Ausweitung in weitere gesellschaftliche Bereiche nach sich ziehen könnte. Zumal die Zustimmung in der Bevölkerung für alles, was im Namen der "Sicherheit" durchgeführt wird, größer denn je ist.

Eine Forderung, wie von Rudi Völler geäußert, nach einer Fankarte nach italienischem Vorbild zeugt vielleicht in gewisser Weise von Hilflosigkeit, die man in solchen Tagen verstehen kann. Dämlich und nicht durchdacht bleiben solche Vorschläge dennoch. Ganz zu schweigen von den üblichen Polizeigewerkschaftern, die auf schäbigste Art und Weise die aktuell für sie günstige Situation für ihre Lobbyarbeit ausnutzen. Uns ist es nach wie vor unverständlich welcher ernstzunehmende Journalist Rainer Wendt und Co. als substanzielle Gesprächspartner in einem Rechtsstaat ansieht, so ganz neu ist dies aber natürlich nicht.
Allen Vorschlägen ist jedoch eins gemein, die wirkliche Wirksamkeit der Maßnahmen ist kaum gegeben.

Gewissen Funktionären scheint es aber nicht wirklich um die Sache zu gehen, sondern um die Chance ihre kruden Maßnahmen endlich durchsetzen zu können. Dass nach solch einem Spiel wie in Paris niemand im Stadion mit Böllern um sich werfen wird, ist selbstverständlich, dazu braucht es auch keine verlogenen Appelle gewisser Institutionen. Es ist dagegen fast schon widerlich, wie man die Anschläge für den eigenen Kampf gegen Pyrotechnik insgesamt instrumentalisieren will.

Frankreich macht vor, wie es geht: Die breite Mehrheit der Bevölkerung ist willens und bereit, für vermeintliche Sicherheit eigentlich unveräußerliche Bürger- und Freiheitsrechte aufzugeben. Das französische Innenministerium hat jetzt ein Verbot für Gästefans bei Fußballspielen der ersten beiden Ligen, beim nationalen Pokal sowie dem Europapokal erlassen, das bis Mitte Dezember gültig sein wird. Begründet wird dies damit, dass Polizeikräfte an anderen Stellen benötigt werden. Der Aufschrei in der Bevölkerung hält sich in Grenzen.

Wir befürchten, dass dies ein Vorbild für die Scharfmacher hierzulande sein wird: Spätestens jetzt bietet sich die Chance, zusätzlich zu den bereits erfolgten Einschränkungen insbesondere für Gästefans (u.a. Reduzierung der Kartenkontingente, vorgegebene Anfahrtswege und -zeiten oder Aufenthaltsverbote), das „Problem“ Fußballfans entscheidend in den Griff zu bekommen, indem man Anhängern der auswärtigen Mannschaft einfach den Besuch untersagt. Am Wochenende nach den Anschlägen von Paris hat es gleich fünf von neun Fanszenen getroffen, die ihre Mannschaft zu einem Spiel der ersten Bundesliga begleiten wollten. Fans aus Dortmund, München, Hannover, Mainz und Bremen kamen entweder nicht am Zielort an, wurden dort nicht in Stadion gelassen oder hatten im Inneren massive Probleme mit den Sicherheitskräften. Das Beispiel Bremen zeigt die drohende Gefahr am deutlichsten: Dort hatten es einige Fans gewagt, ohne Fahrschein nach Wolfsburg zu fahren.

Stadien sind Orte, an denen sich viele tausend Menschen treffen, um ihre Freiheit auszuleben. Um Freude und Trauer zu teilen, um Leidenschaft zum Ausdruck zu bringen, um in bunter Vielfalt das Leben und die Liebe zum Verein miteinander lautstark und lebendig zu feiern.

Die Freiheit und die Vielfalt in den Fankurven darf nicht einer vermeintlichen Sicherheit geopfert werden. Wir dürfen die Kreativität, die Lautstärke, die Buntheit und die Leidenschaft der Fans nicht zugunsten des Fetischs einer falsch verstandenen und trügerischen Sicherheit, die es niemals geben kann, zu Grabe tragen. Und niemals dürfen wir uns unserer (derzeit wieder viel beschworenen) „Werte“ entledigen. Sicherheit kann niemals ein Ersatz für Freiheit sein.

Wir fordern, dass die Funktionäre und Verbände nach den eigenen Appellen handeln: Das Leben weiterleben und nicht aufgrund einer bestehenden Gefahr zu ändern. Das sind nichts als leere Worthülsen, wenn man sich mit eigenen absurden Maßnahmen ad absurdum führt. Wendet alle rechtsstaatlichen Maßnahmen an, die es für solche Fälle gibt, aber schränkt nicht die Grundsätze ein, die uns derzeit noch positiv von anderen Staatsformen abheben, euer Streben in diese Richtung macht den deutschen Fanszenen zu Recht große Sorgen.

Der Nordwestkurve-Rat
im November 2015

www.nordwestkurve.net
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Danke....
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Bravo, genau meine Meinung!

Wenn ich schon sehen wie sich Medien und Institutionen in Position bringen und Sachen raus hauen wie "angesichts der Weltlage sollten die Fans auf Pyrotechnik verzichten". Der Kausalzusammenhang zwischen echten Terrorangriffen mit über 100 Toten auf der einen, und aktiven Fans und Pyro-Befürwortern auf der anderen Seite erschließt sich mir nicht im geringsten. Im Gegenteil bekomme ich bei solchen völlig sinnentleerten "Zusammenhängen" auf deutsch gesagt das eiskalte kotzen. Wo sind wir denn?
Der Politik und den Freunden des Überwachungsstaats spielt das natürlich schön in die Karten: Angst war schon immer ein guter Katalysator, um unauffällig unpopuläre Maßnahmen durch zu bringen und sie als Sicherheit oder was auch immer zu verkaufen. Frankreich ist ein gutes Beispiel: Die haben schon lange die Vorratsdatenspeicherung, aber - ganz provokant gefragt - was hat es ihnen bitte gebracht? Der Redaktion von Charlie Hebdo hat es nichts gebracht, den Fans im Bataclan ebenso wenig. Nach der Hebdo-Sache wurden im Gegenteil sogar noch weitere hochgradig zweifelhafte Maßnahmen verabschiedet. So dürfen die Staatskräfte dort mittlerweile ohne Durchsuchungsbefehl jede Privatwohnung unangekündigt durchsuchen, wenn es einen gewissen Verdacht gibt. Was für einen und wer festlegt was dafür reicht und was nicht, das sagt dem gemeinen Bürger keiner. Und gebracht hat es was? Genau, einen Schei$. Und die Länderspielabsage in Hannover? Nebulös, sehr nebulös. Fakten? Keine. Hauptsache wir sind sicher.

Zumindest aber hat man im Fußball offenbar kein Monopol auf dieses Geflecht aus Instrumentalisierung. Hat sich jemand die Äußerungen der Olympia-Befürworter in Hamburg nach der Wahlniederlage angeschaut? Natürlich ist da keine Rede davon, dass die Menschen evlt. aus guten und nachvollziehbaren Gründen dieses Giganto-Projekt abgelehnt haben. Wegen der unglaublichen Geldverbrennung für Anlagen, die nach 4 Wochen Zirkus für die Sportwelt keiner mehr braucht. Wegen der zu erwartenden Umweltschäden. Wegen der massiven Beeinträchtigung der Anwohner. Nein, schuld sind natürlich die Terroranschläge von Paris und die Flüchtlingskrise. Wer als Entscheidungsträger solchen Unsinn von sich gibt, müsste eigentlich auf der Stelle vom Blitz getroffen werden. Für wie dämlich halten die ihre Bevölkerung eigentlich?
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Am Wochenende Alle draußen bleiben.
Nur das würde ein Zeichen setzen. Vor den Toren bisschen babbln.
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Am Wochenende Alle draußen bleiben.
Nur das würde ein Zeichen setzen. Vor den Toren bisschen babbln.
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Meanwhile in der IMK:

Fußball: Bald weniger Gästefans in Stadien?

Bahnt sich eine Zuschauerrevolution in der Fußball-Bundesliga an? In keinem anderen Land fahren so viele Auswärtsfans Woche für Woche zu den Spielen ihrer Mannschaft. Damit könnte bald Schluss sein: Die Innenminister von Bund und Ländern planen aus Sicherheitsgründen eine Reduzierung der Gastkartenkontingente. Bislang steht jeder Gastmannschaft in der Bundesliga ein fester Satz von 10 Prozent der Tickets zu. Diese Quote soll dauerhaft abgesenkt werden.

Ich hab allerdings keine Ahnung, wie ernst man das Blatt nehmen kann.
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Meanwhile in der IMK:

Fußball: Bald weniger Gästefans in Stadien?

Bahnt sich eine Zuschauerrevolution in der Fußball-Bundesliga an? In keinem anderen Land fahren so viele Auswärtsfans Woche für Woche zu den Spielen ihrer Mannschaft. Damit könnte bald Schluss sein: Die Innenminister von Bund und Ländern planen aus Sicherheitsgründen eine Reduzierung der Gastkartenkontingente. Bislang steht jeder Gastmannschaft in der Bundesliga ein fester Satz von 10 Prozent der Tickets zu. Diese Quote soll dauerhaft abgesenkt werden.

Ich hab allerdings keine Ahnung, wie ernst man das Blatt nehmen kann.
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reggaetyp schrieb:

Meanwhile in der IMK:


Fußball: Bald weniger Gästefans in Stadien?


Bahnt sich eine Zuschauerrevolution in der Fußball-Bundesliga an? In keinem anderen Land fahren so viele Auswärtsfans Woche für Woche zu den Spielen ihrer Mannschaft. Damit könnte bald Schluss sein: Die Innenminister von Bund und Ländern planen aus Sicherheitsgründen eine Reduzierung der Gastkartenkontingente. Bislang steht jeder Gastmannschaft in der Bundesliga ein fester Satz von 10 Prozent der Tickets zu. Diese Quote soll dauerhaft abgesenkt werden.


Ich hab allerdings keine Ahnung, wie ernst man das Blatt nehmen kann.

Jaja, die IMK - jeder kocht sein eigenes Süppchen, jeder gegen jeden, aber wenn man mal irgendwo zusammen mit Populismusfaktor 100 zuschlagen kann, dann lassen sich das die fetten Herrschaften hinter ihren Schreibtischen nicht nehmen . Solchen Schwachsinn hat man doch selten gehört... fast kein Land hat so eine Auswärtsfahrerkultur wie Deutschland, die ist essentieller Bestandteil der Stimmung in den Stadien. Was die Konzerne nicht hin bekommen, übernimmt dann halt die Politik - mal sehen wer dem Fußball die finale Klinge rein rammt. Stichhaltige Argumente braucht es heutzutage ja nicht, alles im Sinne einer Sicherheit, die es nicht gibt. Wenn ich schon lesen "Reduzierung aus Sicherheitsgründen"... muss mir wohl entgangen sein, dass jede Woche in den Auswärtsblöcken gebrandschatzt, vergewaltigt, gedealt und gemordet wird. F.O.A.D.
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Was für ein lächerlicher Beitrag vom Nordwestkurvenrat. Solange Leute meinen sie müssten im eigenen Stadion Fahnen vom Gegner verbrennen (auch wenn das nicht direkt jemanden gefährdet) spielt man allen Verschärfern direkt in die Karten. Auch wenn der NWK - Rat das nicht direkt verhindern kann, steht der NWK - Rat doch auch für die großen Teile der Nordwestkurve, die schweigend dabei zusieht oder das auch noch bejubelt. Macht nur weiter so, schimpft auf die IMK oder Herrn Wendt, die Folgen von Pyro, Fahnen verbrennen und allem sonst so tollen was manche brauchen um ein Fussballspiel ansehen zu können verursacht ihr selbst. Personalisierte Eintrittskarten oder geringere Gästekotingente sind das Symptom; die Ursache ist das Verhalten einiger weniger Unbelehrbarer und einiger tausend Mitjubelnder. Auf der einen Seite immer Laut nach Freiheitsrechten schreien und meinen, sich selbst aber nicht an Regeln halten zu müssen, eindeutig zweideutig.
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Was für ein lächerlicher Beitrag vom Nordwestkurvenrat. Solange Leute meinen sie müssten im eigenen Stadion Fahnen vom Gegner verbrennen (auch wenn das nicht direkt jemanden gefährdet) spielt man allen Verschärfern direkt in die Karten. Auch wenn der NWK - Rat das nicht direkt verhindern kann, steht der NWK - Rat doch auch für die großen Teile der Nordwestkurve, die schweigend dabei zusieht oder das auch noch bejubelt. Macht nur weiter so, schimpft auf die IMK oder Herrn Wendt, die Folgen von Pyro, Fahnen verbrennen und allem sonst so tollen was manche brauchen um ein Fussballspiel ansehen zu können verursacht ihr selbst. Personalisierte Eintrittskarten oder geringere Gästekotingente sind das Symptom; die Ursache ist das Verhalten einiger weniger Unbelehrbarer und einiger tausend Mitjubelnder. Auf der einen Seite immer Laut nach Freiheitsrechten schreien und meinen, sich selbst aber nicht an Regeln halten zu müssen, eindeutig zweideutig.
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rickdiver schrieb:

Was für ein lächerlicher Beitrag vom Nordwestkurvenrat. Solange Leute meinen sie müssten im eigenen Stadion Fahnen vom Gegner verbrennen (auch wenn das nicht direkt jemanden gefährdet) spielt man allen Verschärfern direkt in die Karten. Auch wenn der NWK - Rat das nicht direkt verhindern kann, steht der NWK - Rat doch auch für die großen Teile der Nordwestkurve, die schweigend dabei zusieht oder das auch noch bejubelt. Macht nur weiter so, schimpft auf die IMK oder Herrn Wendt, die Folgen von Pyro, Fahnen verbrennen und allem sonst so tollen was manche brauchen um ein Fussballspiel ansehen zu können verursacht ihr selbst. Personalisierte Eintrittskarten oder geringere Gästekotingente sind das Symptom; die Ursache ist das Verhalten einiger weniger Unbelehrbarer und einiger tausend Mitjubelnder. Auf der einen Seite immer Laut nach Freiheitsrechten schreien und meinen, sich selbst aber nicht an Regeln halten zu müssen, eindeutig zweideutig.

Und ich zitiere: "war für ein lächerlicher Beitrag". Allein schon die Tatsache in welcher chronologischen Abfolge das NWK-Posting und das DA-Spiel liegen führt dein Gekeife ad absurdum.


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