>

Das hüttersche System, xG und xGa und ihre Bedeutung für die Kaderplanung

#
Sehr schöne Analyse, in einem Punkt möchte ich jedoch widersprechen:

Das System von Adi Hütter beruhte bei seinen vorherigen Stationen, vorallem bei Bern, nicht darauf, lange Bälle auf einen Stoßstürmer zu spielen, sondern ähnlich wie Leipzig schnell und überfallartig, aber dabei meist flach und über die Außen, in gute Schusspositionen zu gelangen.
Dieses System hat Hütter beeindruckend gut auf die in Frankfurt vorgefundenen Gegebenheiten adaptiert und so Haller perfekt eingebunden. Dennoch ist Hütters Spielidee nicht von einem zentralen Stüßstürmer abhängig, sondern vielmehr von schnellen Spielern auf den Flügeln und im Zentrum, was du ja auch schön aufzeigst.
Schlüsselspieler Nummer eins war daher meiner Meinung nach Rebic, aufgrund seiner unfassbaren Pressing-Arbeit gegen den Ball und seiner Geschwindigkeit im Angriff. So startete die Erfoglsserie in der Hinrunde auch erst, als Rebic wieder richtig Fit war.
Zur schwachen Passquote kann man noch hinzufügen, dass diese natürlich dem riskanten und schnellen Spielaufbau geschuldet ist, sie jedoch verbessert werden könnte, wenn entsprechend ins System passende Spieler für das zentrale Mittelfeld verpflichtet würden. Ich hab keine Statistik dazu, bin mir aber relativ sicher, dass die Quote mit der Verpflichtung von Rode besser wurde.
#
Sehr schöne Analyse, in einem Punkt möchte ich jedoch widersprechen:

Das System von Adi Hütter beruhte bei seinen vorherigen Stationen, vorallem bei Bern, nicht darauf, lange Bälle auf einen Stoßstürmer zu spielen, sondern ähnlich wie Leipzig schnell und überfallartig, aber dabei meist flach und über die Außen, in gute Schusspositionen zu gelangen.
Dieses System hat Hütter beeindruckend gut auf die in Frankfurt vorgefundenen Gegebenheiten adaptiert und so Haller perfekt eingebunden. Dennoch ist Hütters Spielidee nicht von einem zentralen Stüßstürmer abhängig, sondern vielmehr von schnellen Spielern auf den Flügeln und im Zentrum, was du ja auch schön aufzeigst.
Schlüsselspieler Nummer eins war daher meiner Meinung nach Rebic, aufgrund seiner unfassbaren Pressing-Arbeit gegen den Ball und seiner Geschwindigkeit im Angriff. So startete die Erfoglsserie in der Hinrunde auch erst, als Rebic wieder richtig Fit war.
Zur schwachen Passquote kann man noch hinzufügen, dass diese natürlich dem riskanten und schnellen Spielaufbau geschuldet ist, sie jedoch verbessert werden könnte, wenn entsprechend ins System passende Spieler für das zentrale Mittelfeld verpflichtet würden. Ich hab keine Statistik dazu, bin mir aber relativ sicher, dass die Quote mit der Verpflichtung von Rode besser wurde.
#
Arya schrieb:

nicht von einem zentralen Stüßstürmer abhängig

Ist das sowas wie eine falsche 11?
#
Arya schrieb:

nicht von einem zentralen Stüßstürmer abhängig

Ist das sowas wie eine falsche 11?
#
WuerzburgerAdler schrieb:

Arya schrieb:

nicht von einem zentralen Stüßstürmer abhängig

Ist das sowas wie eine falsche 11?


Er spielt mit einem zweifach halb nach innen abgeklappten Außenstürmer und zwei zweifach halb nach außen abgeklappten Mittelstürmern. So denkt der Gegner: ach ja 3 Stürmer, 1 Mittelstürmer und 2 auf Außen. Aber Pustekuchen.
#
Danke für die sehr interessante Berichterstattung. In welcher Kneipe war das?
#
Sehr interessanter Thread. Respekt!

Die kommende Anpassung des Kaders ist vor diesem Hintergrund besonders spannend. Ich war zuvor schon entspannt, aber das Wissen um einen 'Masterplan' bei unseren Verantwortlichen steigert das Gefühl auf Ruhepuls 40.
#
Arya schrieb:

nicht von einem zentralen Stüßstürmer abhängig

Ist das sowas wie eine falsche 11?
#
WuerzburgerAdler schrieb:

Arya schrieb:

nicht von einem zentralen Stüßstürmer abhängig

Ist das sowas wie eine falsche 11?


Nein das ist ein verkappter 8er, welcher sich bei bedarf zwischen die beiden 9-1/2er bewegt, das weiß doch wirklich jeder!
#
Servus Scare, schön, wieder von dir zu lesen!

Zunächst mal: es kommt ja immer wieder mal jemand um die Ecke und präsentiert ein neues Analyseverfahren, mit dem man endlich mal alles erkennt. Vor einiger Zeit war das noch Stefan Reinartz mit seinem "Packing", jetzt also xG gegen xGa.
Und wie viele neue Dinge hat auch diese Analyse ihre guten Seiten, ja Stärken. Die Ableitungen aus der Diskrepanz zwischen Ballbesitz/Passquote und xG-xGa-Wert hast du in meinen Augen auch richtig gezogen.

Man sollte trotzdem vorsichtig sein mit den Schlussfolgerungen. Und da bin ich eher bei Maggo als bei dir. Ich will das auch begründen:

Mehr spielerische Klasse brauchen wir, weil

  1. Die Ballbesitz- und Passquote nicht nur normal schlecht, sondern derart unterirdisch ist, dass sie selbst bei besten xG-xGa-Werten den Erfolg verhindert
  2. Wie Maggo schon schrieb: wir viel zu viele Fehler im Passspiel machen und deshalb den Gegner immer wieder ins Spiel und zu Chancen bringen
  3. Auch Defensivaktionen, die eigentlich bei Ballgewinn dafür sorgen sollten, schnell durchs Mittelfeld zu kommen, beim Gegner landen und unser diesbezügliches Bemühen konterkarieren

Jetzt aber der wichtigste Grund:

  • Weil in meinen Augen nicht die Doppelbelastung, sondern das ständige Ausbügeln von Fehlern, das immer wieder Nachlaufen von Fehlpässen und das laufende Wieder-den-Ball-erkämpfen nach einfachsten Ballverlusten - neben Spielen in Unterzahl - an den Kräften gezehrt und schlussendlich eine bessere Platzierung verhindert hat.

Normalerweise bin ich eher ein Freund des "Stärken ausbauen" statt "Fehler beheben". Warum? Weil man, wenn man den Focus auf die Fehlerbehebung legt, als Ergebnis maximal guten Durchschnitt bekommt. Legt man ihn aber auf die weitere Verbesserung der Stärken, bekommt man herausragende Qualität.
In diesem Fall aber sehe ich das anders. Denn die angesprochenen Defizite waren in der vergangenen Saison derart gravierend (Tabellenletzter!), dass ich hier definitiv Handlungsbedarf sehe. Die Mannschaft spielte letzte Saison absolut am Limit. Eine Steigerung ist auf mentalem Weg nicht mehr möglich, sondern  nur und einzig und allein auf spielerischem Weg und einer klaren dem entsprechenden personellen Verstärkung zu erreichen.

Wie auch immer: schöne Diskussion, die du da angestoßen hast!
#
WuerzburgerAdler schrieb:

Servus Scare, schön, wieder von dir zu lesen!

Zunächst mal: es kommt ja immer wieder mal jemand um die Ecke und präsentiert ein neues Analyseverfahren, mit dem man endlich mal alles erkennt. Vor einiger Zeit war das noch Stefan Reinartz mit seinem "Packing", jetzt also xG gegen xGa.
Und wie viele neue Dinge hat auch diese Analyse ihre guten Seiten, ja Stärken. Die Ableitungen aus der Diskrepanz zwischen Ballbesitz/Passquote und xG-xGa-Wert hast du in meinen Augen auch richtig gezogen.

Man sollte trotzdem vorsichtig sein mit den Schlussfolgerungen. Und da bin ich eher bei Maggo als bei dir. Ich will das auch begründen:

Mehr spielerische Klasse brauchen wir, weil

  1. Die Ballbesitz- und Passquote nicht nur normal schlecht, sondern derart unterirdisch ist, dass sie selbst bei besten xG-xGa-Werten den Erfolg verhindert
  2. Wie Maggo schon schrieb: wir viel zu viele Fehler im Passspiel machen und deshalb den Gegner immer wieder ins Spiel und zu Chancen bringen
  3. Auch Defensivaktionen, die eigentlich bei Ballgewinn dafür sorgen sollten, schnell durchs Mittelfeld zu kommen, beim Gegner landen und unser diesbezügliches Bemühen konterkarieren

Jetzt aber der wichtigste Grund:

  • Weil in meinen Augen nicht die Doppelbelastung, sondern das ständige Ausbügeln von Fehlern, das immer wieder Nachlaufen von Fehlpässen und das laufende Wieder-den-Ball-erkämpfen nach einfachsten Ballverlusten - neben Spielen in Unterzahl - an den Kräften gezehrt und schlussendlich eine bessere Platzierung verhindert hat.

Normalerweise bin ich eher ein Freund des "Stärken ausbauen" statt "Fehler beheben". Warum? Weil man, wenn man den Focus auf die Fehlerbehebung legt, als Ergebnis maximal guten Durchschnitt bekommt. Legt man ihn aber auf die weitere Verbesserung der Stärken, bekommt man herausragende Qualität.
In diesem Fall aber sehe ich das anders. Denn die angesprochenen Defizite waren in der vergangenen Saison derart gravierend (Tabellenletzter!), dass ich hier definitiv Handlungsbedarf sehe. Die Mannschaft spielte letzte Saison absolut am Limit. Eine Steigerung ist auf mentalem Weg nicht mehr möglich, sondern  nur und einzig und allein auf spielerischem Weg und einer klaren dem entsprechenden personellen Verstärkung zu erreichen.

Wie auch immer: schöne Diskussion, die du da angestoßen hast!

Sehr guter Beitrag wie auch der Eingangsbeitrag. In einem Punkt widerspreche ich etwas. Meines Erachtens waren die von dir angesprochenen Fehler UND die Doppelbelastung in Verbindung mit kaum vorhandener Rotation die Gründe, weshalb uns am Ende etwas die Luft ausgegangen ist.
#
WuerzburgerAdler schrieb:

Servus Scare, schön, wieder von dir zu lesen!

Zunächst mal: es kommt ja immer wieder mal jemand um die Ecke und präsentiert ein neues Analyseverfahren, mit dem man endlich mal alles erkennt. Vor einiger Zeit war das noch Stefan Reinartz mit seinem "Packing", jetzt also xG gegen xGa.
Und wie viele neue Dinge hat auch diese Analyse ihre guten Seiten, ja Stärken. Die Ableitungen aus der Diskrepanz zwischen Ballbesitz/Passquote und xG-xGa-Wert hast du in meinen Augen auch richtig gezogen.

Man sollte trotzdem vorsichtig sein mit den Schlussfolgerungen. Und da bin ich eher bei Maggo als bei dir. Ich will das auch begründen:

Mehr spielerische Klasse brauchen wir, weil

  1. Die Ballbesitz- und Passquote nicht nur normal schlecht, sondern derart unterirdisch ist, dass sie selbst bei besten xG-xGa-Werten den Erfolg verhindert
  2. Wie Maggo schon schrieb: wir viel zu viele Fehler im Passspiel machen und deshalb den Gegner immer wieder ins Spiel und zu Chancen bringen
  3. Auch Defensivaktionen, die eigentlich bei Ballgewinn dafür sorgen sollten, schnell durchs Mittelfeld zu kommen, beim Gegner landen und unser diesbezügliches Bemühen konterkarieren

Jetzt aber der wichtigste Grund:

  • Weil in meinen Augen nicht die Doppelbelastung, sondern das ständige Ausbügeln von Fehlern, das immer wieder Nachlaufen von Fehlpässen und das laufende Wieder-den-Ball-erkämpfen nach einfachsten Ballverlusten - neben Spielen in Unterzahl - an den Kräften gezehrt und schlussendlich eine bessere Platzierung verhindert hat.

Normalerweise bin ich eher ein Freund des "Stärken ausbauen" statt "Fehler beheben". Warum? Weil man, wenn man den Focus auf die Fehlerbehebung legt, als Ergebnis maximal guten Durchschnitt bekommt. Legt man ihn aber auf die weitere Verbesserung der Stärken, bekommt man herausragende Qualität.
In diesem Fall aber sehe ich das anders. Denn die angesprochenen Defizite waren in der vergangenen Saison derart gravierend (Tabellenletzter!), dass ich hier definitiv Handlungsbedarf sehe. Die Mannschaft spielte letzte Saison absolut am Limit. Eine Steigerung ist auf mentalem Weg nicht mehr möglich, sondern  nur und einzig und allein auf spielerischem Weg und einer klaren dem entsprechenden personellen Verstärkung zu erreichen.

Wie auch immer: schöne Diskussion, die du da angestoßen hast!

Sehr guter Beitrag wie auch der Eingangsbeitrag. In einem Punkt widerspreche ich etwas. Meines Erachtens waren die von dir angesprochenen Fehler UND die Doppelbelastung in Verbindung mit kaum vorhandener Rotation die Gründe, weshalb uns am Ende etwas die Luft ausgegangen ist.
#
Tobitor schrieb:

In einem Punkt widerspreche ich etwas. Meines Erachtens waren die von dir angesprochenen Fehler UND die Doppelbelastung in Verbindung mit kaum vorhandener Rotation die Gründe, weshalb uns am Ende etwas die Luft ausgegangen ist.

Ja, sicher. Mit jeweils einer Woche Pause zwischen den Spielen hätte man das ständige Hinterherlaufen natürlich wesentlich schneller weggesteckt. Insofern hast du natürlich Recht.
#
Kann mich nur anschließen, sehr interessanter Thread!

War mir gar nicht so klar, dass unser Passspiel derart unterirdisch war.
Logisch, dass das Ausbügeln der Fehler natürlich auch viel Kraft kostet.

Sehr viele gute Argumente, die bei der Kaderpanung zu berücksichtigen sind.
Na ich bin jedenfalls gespannt, was Hütter, Bobic Manga und Co. aus der Saisonanalyse machen.
#
Gude sCarecrow,

schön mal wieder was von Dir zu lesen

Die Zahlen decken sich im wesentlichen mit den Eindrücken die man beim zuschauen gewinnen konnte.
Schlüsselspieler ist Haller, hätte dieser sich nicht verletzt, hätte es meiner Meinung nach für Platz 4 gereicht.
Zwar auf der letzten Rille, aber vermutlich hätten wir mit Ihm zu Hause die notwendigen Punkte geholt. Durch seine Fähigkeit die Bälle zu verarbeiten oder weiterzuleiten, hat er dafür gesorgt, dass diese nicht mehr postwendend zurück kamen. Dadurch konnten Kostic und DaCosta auf dauerhaftes hoch und runtersprinten der Aussenlinie verzichten und das Mittelfeld bzw. die Abwehr hatte genügend Zeit sich zu positionieren. Sollte uns Haller verlassen, dann wird Hütter vermutlich überlegen auf das von ihm bevorzugte 4-4-2 umzustellen. Für das System haben wir auch durchaus passende Spieler im Kader. Problematisch ist dann Hasebe und die wegfallende Liberoposition. Im zentralen Mittelfeld ist er mir schlicht zu langsam. Persönlich gehe ich von einem anderen System im nächsten Jahr aus, weil ich vermute das uns einige Spieler verlassen werden. Gottlob gegen ordentlich Kohle. Das wird Hütter dazu nutzen, eine Mannschaft zusammenzustellen, die eher für ein 4-4-2 geeignet ist. Das verwandelt sich offensiv vermutlich in ein
4-2-4 und bietet die Möglichkeit ordentlich zu pressen und schnell nach vorne zu spielen. Wie auch immer, es wird sehr spannend werden in der nächsten Zeit was die Kaderzusammenstellung betrifft.  
#
Gude sCarecrow,

schön mal wieder was von Dir zu lesen

Die Zahlen decken sich im wesentlichen mit den Eindrücken die man beim zuschauen gewinnen konnte.
Schlüsselspieler ist Haller, hätte dieser sich nicht verletzt, hätte es meiner Meinung nach für Platz 4 gereicht.
Zwar auf der letzten Rille, aber vermutlich hätten wir mit Ihm zu Hause die notwendigen Punkte geholt. Durch seine Fähigkeit die Bälle zu verarbeiten oder weiterzuleiten, hat er dafür gesorgt, dass diese nicht mehr postwendend zurück kamen. Dadurch konnten Kostic und DaCosta auf dauerhaftes hoch und runtersprinten der Aussenlinie verzichten und das Mittelfeld bzw. die Abwehr hatte genügend Zeit sich zu positionieren. Sollte uns Haller verlassen, dann wird Hütter vermutlich überlegen auf das von ihm bevorzugte 4-4-2 umzustellen. Für das System haben wir auch durchaus passende Spieler im Kader. Problematisch ist dann Hasebe und die wegfallende Liberoposition. Im zentralen Mittelfeld ist er mir schlicht zu langsam. Persönlich gehe ich von einem anderen System im nächsten Jahr aus, weil ich vermute das uns einige Spieler verlassen werden. Gottlob gegen ordentlich Kohle. Das wird Hütter dazu nutzen, eine Mannschaft zusammenzustellen, die eher für ein 4-4-2 geeignet ist. Das verwandelt sich offensiv vermutlich in ein
4-2-4 und bietet die Möglichkeit ordentlich zu pressen und schnell nach vorne zu spielen. Wie auch immer, es wird sehr spannend werden in der nächsten Zeit was die Kaderzusammenstellung betrifft.  
#
Mir täte es weh, wenn man systembedingt auf Hasebe verzichten würde. Du hast recht, in einem 4-4-2 wird es für ihn schwierig. Aber er antizipiert halt in der Defensive wie vor ihm nur Chris.
#
So, nachdem ich mich die Woche mehr oder weniger zufällig wieder angemeldet habe, erhielt ich –ähnlich unverhofft- ganz neuen Stoff, den ich mit Euch teilen möchte.

Am Mittwoch quälte ich mich zum Fussballtalk mit Jerome Polenz (einst Bremen und Aachen) und Thomas Broich in meine Lieblingskneipe und kann Euch sagen, dass ich noch nie so fundierte und gut ausgearbeitete Berichterstattung live erlebt habe.

In den Fokus ist unsere Eintracht geraten, als es darum ging inwieweit man „gute Mannschaften“ identifizieren kann und ob es Werte gibt, die das gut darstellen können.
Hierzu wurde eine Zusammenfassung des Hinrundenspiels unserer Eintracht gegen Hoffenheim gezeigt und im Anschluss die Frage gestellt, wer denn im Endeffekt die bessere Mannschaft gewesen wäre.
Ein bisschen unglücklich gewähltes Beispiel für mich, da ich immer noch der Meinung bin, dass Rebic klar gefoult wird und die Eintracht sich deutlicher hätte absetzen können.
Sei es drum: ein klares Chancenplus hatten die Hoffenheimer, so ehrlich können wir ja sein.

In jedem Fall diente ebendieses Spiel als Herleitung für eine in meinen Augen unfassbar starke Statistik: expected Goals (kurz xG) und expected Goals against (kurz xGa).
Eingangs wurden noch alle klassischen Statistiken (Torschüsse, Pässe, Passquote, etc.) des Spiels eingeblendet und zerpflückt. Korrekterweise wurde darauf hingewiesen, dass das nur „eine Ziehung“ sei und die Werte an sich über die gesamte Saison erst an Relevanz gewinnen, da jedes Ereignis eintreffen kann und für sich genommen keine Aussagekraft haben.
Hierbei hat Jerome Polenz ein wenig gepfuscht, da fast alle Topteams in den meisten Kategorien auch vorne lagen. Der FCB war beispielweise überall (Torschüsse, Pässe, Passquote, Ballbesitz, usw.) auf Platz eins.
Dennoch konnte er sehr gut aufzeigen, dass es krasse Ausreißer gibt. Interessant für mich und Euch: Es war meistens die Eintracht.

Dass wir nicht viel Ballbesitz und vermutlich nicht die allerhöchste Passquote haben, werden wir uns schon denken können. Wir spielen das eine oder andere Bällchen lang und riskant.
Aber hättet Ihr gedacht, dass wir bei der Anzahl der gespielten Pässe und der Passquote Tabellenletzter bzw. Drittletzter geworden sind?

Wie krass ist das denn? Was können wir hieraus ableiten?

Eine ganze Menge, wenn Ihr mich fragt:
Trotz dieser zunächst einmal erschreckend wirkenden Werten hat es die Eintracht geschafft bei der -in meinen Augen tatsächlich aussagekräftigsten Statistik- es auf Platz sechst der Liga zu klettern: xG-xGa.

Was ist denn dieser Hokuspokus?
In wenigen Worten gesagt: Ein Wert, der berechnet wie wahrscheinlich es ist, dass der Ball ins Tor geht.
Gemessen an:
• Distanz zum Tor
• Winkel zum Tor
• Geschwindigkeit (des angreifenden Spielers)
• Druck (Positionen von Gegenspielern und Torwart)

Anhand von 500.000 analysierten Schüsse wurde ermittelt wie wahrscheinlich es ist, dass der Ball reingeht, definiert durch die vier eben genannten Faktoren.
Ganz einfaches Beispiel für einen xG-Wert: ein Elfmeter. Die Faktoren sind immer gleich. 76% aller geschossenen Elfmeter werden verwandelt, entspricht einem xG-Wert von 0,76.
Wie gesagt: In meinen Augen eine bahnbrechende Statistik.

Wer es ganz ausführlich erklärt haben möchte:
https://www.bundesliga.com/de/bundesliga/news/expected-goals-xgoals-fussball-analyse-statistik-3760

Über die gesamte Bundesliga-Saison betrachtet, betrug die Differenz des xG zum xGa Wert der Eintracht ligaweit das sechstbeste Ergebnis
Mit anderen Worten: hätte die Eintracht nicht so viel Pech (bzw. Kräfteverschleiss zum Ende hin), wäre der sechste Platz verdient gewesen.
Trotz dieser furchtbaren Passwerte.

Was sagt uns das?
Der Trainer Hütter hat ein ganz klares System. Es ist darauf ausgerichtet bei Ballbesitz das Mittelfeld schnell zu überbrücken und gegen den Ball über tiefe Balleroberungen schnell zu aussichtsreichen Schusschancen zu langen. Im Spiel nach vorne primär durch lange Bälle auf Haller und ganz allgemein durch das erlangen der sogenannten „zweiten Bälle“.
Ein Wert, der die Wichtigkeit Hallers und der Position für Haller einmal unterstreicht: Kein Bundesligaspieler hatte in der Rückrunde mehr Kopfbälle gewonnen als er (der Wert für die gesamte Saison fehlt mir leider).
Ziel ist es, sowohl durch das eigene schnelle Spiel durch lange Bälle und durch sehr hohes Pressing, möglichst schnell in die Box zu kommen und gar nicht so sehr gepflegtes Passspiel und Ballbesitz.
Im Spiel gegen den Ball die Gegner durch schnelle Spieler früh zu pressen.
Entscheidend hierbei eben auch die Zielstrebigkeit des System: die Eintracht steht auf Platz 13 hinsichtlich der Torschüsse. Auf Platz 5 bei den erwarteten Toren (xG).

Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle explizit meinem Freund und alten Taktikfuchs Maggo widersprechen, der in der Gerüchteküche (Haller-Thread) forderte die Eintracht müsse künftig mehr auf spielerische Klasse setzen.

Absolut nicht. Der Fokus muss weiterhin auf dem Hütterschen System bleiben. Die Eintracht braucht einen Anspielstürmer im Zentrum, der die Bälle abschirmen kann und über hervorragendes Kopfballspiel verfügt, sehr gute und vor allen Dingen komplette Box-to-Box-Spieler und vor allen Dingen: Speed. Speed, Speed, Speed.

Neben der Eintracht gibt es noch eine weitere Mannschaft, die trotz hervorragender Punktausbeute eher mittelprächtige Werte in puncto Passpiel aufweist:
Leipzig.
Hierzu lieferte an dem Abend Broich den prägnantesten Wert.
Die Jungs kriegen vor jedem Spiel eine Mappe mit 50 Blättern mit Infos zu den Teams („50% davon komplett uninteressant“) und eine Statistik zum Spiel Bremen gegen Leipzig lautete:
Während Bremen im Kader nur einen Spieler mit gemessener absoluter Topspeed (bitte nagelt mich nicht auf die Zahl fest, ich meine aber es sei 34 km/h gewesen) hatte (Rashica – welcher in meinen Augen auch ein Topspieler für die Eintracht wäre), waren er bei RB gleich derer neun.
Zufall, dass Hütter RB-Schule genoss? Ich glaube nicht.
Lange Bälle auf die Außen auf Werner oder –ähnlich wie bei der Eintracht- ins Zentrum auf Poulsen (in der Hinrunde auf Platz drei bei den gewonnenen Kopfbällen), zusammenhanglos? Ich glaube nicht.

Jetzt kenne ich die Aufzählung der Eintracht nicht, doch wir wissen, dass ein Kostic, da Costa, Rebic, Rode, Abraham absolute Laufmaschinen sind. Wir wissen, dass wir einen Fabian haben gehen lassen, der vor drei Jahren der mit Abstand beste Fussballer in den Reihen der Eintracht gewesen ist, jedoch in puncto Speed seine Defizite hatte.
Kurzum: Was diese Saison passierte, stand schon vor der Saison auf dem Reißbrett von Hütter und wurde direkt von Bobic und Hübner bedient (Kostic, Rode).

Aus diesem Grund glaube ich, dass die Eintracht dies künftig vertiefen wird. Auf den Außen wird weiterhin auf Speed geachtet. In der Angriffsmitte wird es immer einen exzellenten Kopfballspieler geben, der lange Bälle sehr gut verarbeiten und abschirmen kann.
Wo vermutlich viel investiert wird, ist das Zentrum (Grujic würde extrem gut zum Anforderungsprofil passen, Vilhena ebenfalls), da hier Nachbesserungsbedarf besteht, erst Recht ohne Rode.

Abschließend möchte ich noch meine eigene Sichtweise ganz kurz miteinbringen:
Aus meiner Sicht hat die Eintracht in diesem Sommer einen Ticket erhalten, mit der sie an einer Lotterie teilnimmt, wo der Hauptpreis winkt sich in der Bundesliga-Elite a la Mönchengladbach zu etablieren.
Ich liebe unsere drei Büffel und würde jeden einzelnen sehr vermissen. Ich denke aber, dass Ablösesummen geboten werden könnten, die für die Eintracht nachhaltig stärken könnten. Das Wichtigste, das die Eintracht hat, ist die Schnüffelnase von Bobic und Co. und ihren Trainer Adi Hütter und das von ihm implementierte System.
Egal wer die Eintracht verlassen sollte, die sportliche Führung wird jemand finden, der die vorgesehene Rolle wird ausfüllen können. Ich sehe einen Plan und wir alle haben gesehen, dass er erfolgreich ist. Ich glaube, dass eine Vertiefung dessen und wirklich über die nächsten Saisons in der Bundesliga-Spitze etablieren kann.

So, das war es erst mal von mir. Wer sich die Hinrundenanalyse von Jerome Polenz einmal anschauen möchte, um einmal tiefere Einblicke zu erhalten, die ich am Mittwoch erfahren durfte, bitte schön:
https://zonal.ly/fussball-blog-posts/eintracht-frankfurt-analyse-auf-dem-weg-in-hoehere-gefilde


#
Hi sCarecrow,

da Du dich für xG und xGa interessierst, empfehle ich Dir folgenden Link https://fivethirtyeight.com/methodology/how-our-club-soccer-predictions-work/

Die erweitern das Ganze mit adjusted Goals, Teammarktwert etc.

VG
#
Mir täte es weh, wenn man systembedingt auf Hasebe verzichten würde. Du hast recht, in einem 4-4-2 wird es für ihn schwierig. Aber er antizipiert halt in der Defensive wie vor ihm nur Chris.
#
WuerzburgerAdler schrieb:

Mir täte es weh, wenn man systembedingt auf Hasebe verzichten würde. Du hast recht, in einem 4-4-2 wird es für ihn schwierig. Aber er antizipiert halt in der Defensive wie vor ihm nur Chris.


Sehe ich genauso. Ich glaube aber das das 4-4-2 noch besser geeignet ist für die von Adi bevorzugte Spielweise.
Einfach weil du vorne 4 Spieler hast die permanent pressen können und diese auch viel breiter aufgestellt sind.
Leider ist Hase dabei dann der Knackpunkt. Als Backup im zentralen Mittelfeld OK, aber mehr leider nicht.
#
Kann mich nur anschließen, sehr interessanter Thread!

War mir gar nicht so klar, dass unser Passspiel derart unterirdisch war.
Logisch, dass das Ausbügeln der Fehler natürlich auch viel Kraft kostet.

Sehr viele gute Argumente, die bei der Kaderpanung zu berücksichtigen sind.
Na ich bin jedenfalls gespannt, was Hütter, Bobic Manga und Co. aus der Saisonanalyse machen.
#
Freue mich auch über die Analyse. Es ist ja auch nicht so, dass ein erfolgreiches System ohne Änderung in der nächsten Saison so weitergespielt werden muss, leichte Änderungen können mehr Variabilität bringen. Deshalb ist das, was WA zum Beispiel dankenswerterweise ergänzte, auch kein Widerspruch.
Gabor1 schrieb:

Kann mich nur anschließen, sehr interessanter Thread!

War mir gar nicht so klar, dass unser Passspiel derart unterirdisch war.
Logisch, dass das Ausbügeln der Fehler natürlich auch viel Kraft kostet.


Ich fand, dass man das ohne auf die Taktik zu achten, sehr gut in allen Spielen dieser Saison sehen konnte. Wie oft hat man sich tierisch über einen völlig unnötigen Ballverlust geärgert, aber man hatte nicht lange Zeit dazu, denn zwei Sekunden später wurde der Ball in einem Kraftakt wieder erobert und ab ging die Post nach vorne. Bestes Beispiel Gacinovic, der Inbegriff des Tempos aber auch der mangelnden Konzentration und Übersicht auf dem Feld. Deswegen haben sich diese Szenen sicher auch nicht so stark eingebrannt. Zumindest in den vielen Spielen, wo unsere Taktik aufging.
In den wenigen Spielen, wo wir gezwungen waren, Ballbesitzfußball zu spielen, weil wir früh in Rückstand gerieten und der Gegner dann dicht gemacht hat, war es dann schon deutlicher.

Ich stimme WA zwar zu, dass man den letzten Platz in der Passspiel-Tabelle nicht einfach ignorieren kann. Wir können nicht noch so eine Saison im Vollsprint mit womöglich noch mehr Spielen absolvieren.
Auf der anderen Seite wird es für eine deutliche Verbesserung aber nicht mit einem Königstransfer im OM getan sein. Natürlich wäre es klasse, wenn wir einen Spieler dazu bekämen, der das Pressing mitmachen kann aber gleichzeitig den Ball gut verteilen und dem Spiel seinen Takt vorgeben kann. Das kann uns nur variabler machen. Nur wird man daneben immer noch Spieler auf dem Feld haben, die mit dem Passspiel Probleme haben werden. Ein sehr guter OM kann diese vielleicht etwas mitziehen, aber grade wenn parallel auch noch hohes Pressing und "schnell nach vorne" gespielt werden soll, werden diese Spieler sich vermutlich bevorzugt für letztere Variante entscheiden.

#
Lese mich nach meinem Urlaub gerade durchs Forum.... schön zu sehen das es auch Leute gibt die sich mit dem sich veränderndem Fußball und der Art der Eintracht, diesen umzusetzen qualifiziert auseinander setzen.. bitte weiter auf diesem Niveau..


Teilen