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Eintracht Frankfurt und der Mythos der schlechten Rückrunde

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Mir ist bewusst, dass es in einem Forum nicht unbedingt zum guten Ton gehört, gleich mit dem ersten Post einen neuen Thread zu erstellen. Ich nehme mir diese Freiheit trotzdem mal heraus. Darüber hinaus weiß ich als langjähriger stiller Mitleser des Forums - so kann ich mich beispielsweise noch an den berühmt-berüchtigten NadW Thread erinnern - dass eigentlich Werner der Experte für Statistiken ist.

Da wir mit dem Beginn des Julis jetzt aber offiziell die alte Saison abgeschlossen und die neue Saison begonnen haben, wollte ich hier im Forum noch eine Recherche teilen, die ich vor einigen Wochen erstellt habe. Leider hat sie damals auf Twitter keine wirkliche Resonanz bekommen, obwohl ich sie gerade als Fan sehr interessant fand. Darüber hinaus ist es nach der Feier zum Vereinsjubiläum auch eine schöne Übersicht über die Bundesligahistorie der Eintracht, da fast alle besonderen Saisons Erwähnung finden.

Konkret geht es dabei um den Mythos der schlechten Rückrunde. Ich denke jeder Fan der Eintracht kennt ihn. Wenn man eine vereinsinterne Umfrage in Auftrag gäbe, würden wohl die wenigsten Fans aussagen, dass wir eine Rückrundenmannschaft sind. Auch dieses Jahr ist das Thema durch den erneuten Absturz im Saisonendspurt wieder aufgekommen. Schließlich war es jetzt schon die dritte Saison in Folge, in der wir kurz vor Ende der Saison in der Liga abgeschmiert sind.

Blick auf die vergangenen drei Saisons

In der Saison 2016/17 waren wir tatsächlich sogar die schlechteste Rückrundenmannschaft mit lediglich 13 Punkten und haben damit die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb verspielt, um die wir lange mitgespielt haben. Dem stand jedoch der Finaleinzug im DFB-Pokal gegenüber.

In der Saison 2017/18 haben wir mit lediglich vier Punkten aus den letzten sieben Spielen nur den Saisonendspurt in den Sand gesetzt. Auch das hat uns aber in der Liga die Qualifikation für den Europapokal gekostet. Am Ende haben sogar nur sechs Punkte auf die Ränge für die Champions League gefehlt. Tatsächlich war aber damals der Punktunterschied zwischen Hinrunde (26) und Rückrunde (23) nicht sehr groß. Und ich muss hier sicher niemandem erzählen, dass wir die Saison mit dem Pokalsieg und damit dem größten Vereinserfolg seit 30 Jahren beendet haben. Mache ich natürlich trotzdem gerne. Als netter Zusatzeffekt kam die Europapokalqualifikation dann noch on top.

Kommen wir nun zur abgelaufenen Saison. Auch dieses Mal gab es nach lediglich zwei Punkten aus den letzten sechs Spielen in der Liga viele enttäuschte Gesichter. Zumal eine etwaige Qualifikation für die Champions League dieses Mal nur vier Punkte entfernt lag. Nüchtern betrachtet haben wir rein punktemäßig mit jeweils 27 Punkten jedoch zwei gleichstarke Halbserien absolviert. Und auch in dieser Saison gab es neben der Liga mit dem Halbfinaleinzug in der Europa League und damit dem größten internationalen Vereinserfolg seit knapp 40 Jahren ein absolutes Highlight.

Die Saison hatte aber natürlich trotzdem einen ziemlichen Wellenverlauf. Axel Hellmann hatte es in einer der ersten Analysen nach dem Saisonende ganz gut beschrieben: Zu Saisonbeginn (fünf Punkte aus fünf Spielen plus Pokalaus) und zu Saisonende (zwei Punkte aus sechs Spielen) haben wir wie ein Absteiger gepunktet. Zwischendurch (19 Punkte aus sieben Spielen in der Hinrunde und 25 Punkten aus elf Spielen in der Rückrunde) haben wir aber auch jeweils auf dem Niveau einem Champions League Vereins beziehungsweise besser gesagt sogar eines Meisterschaftskandidats gepunktet. Wie so oft bleibt aber der letzte Eindruck hängen und zumindest das Abschneiden in der Bundesliga hatte dann für viele Fans einen bitteren Beigeschmack und erweckte eben teilweise wieder den alten Mythos der schlechten Rückrunde.

Historischer Überblick

Historisch gesehen lässt es sich nicht wirklich deutlich belegen, dass wir eine bessere Hin- als Rückrundenmannschaft sind. In 50 Bundesligasaisons haben wir 22 Mal eine bessere Hinrunde und 18 Mal eine bessere Rückrunde gespielt. Dementsprechend haben wie zehnmal in Hin- und Rückrunde dieselbe Punktzahl erreicht. Wir haben also in 44 Prozent unserer Bundesligasaisons eine bessere Hinrunde, in 36 Prozent unserer Bundesligasaisons eine bessere Rückrunde und in 20 Prozent unserer Bundesligasaisons eine gleichwertige Hin- und Rückrunde gespielt. So groß ist der Unterschied statistisch gesehen also nicht. Zumindest nicht, dass er so einen bleibenden Eindruck einer schlechten Rückrundenmannschaft prägen könnte.

Hier noch die komplette Auflistung der Saisons:

Bessere Hinrunde: 1964/65, 1966/67, 1973/74, 1978/79, 1979/80, 1981/82, 1984/85, 1986/87, 1987/88, 1989/90, 1992/93, 1993/94, 1995/96, 2000/01, 2005/06, 2008/09, 2009/10, 2010/11, 2012/13, 2014/15, 2016/17, 2017/18 / 22

Bessere Rückrunde: 1963/64, 1967/68, 1968/69, 1969/70, 1970/71, 1971/72, 1974/75, 1975/76, 1976/77, 1982/83, 1983/84, 1988/89, 1994/95, 1998/99, 1999/00, 2003/04, 2013/14, 2015/16 / 18

Punktgleiche Halbserien: 1965/66, 1972/73, 1977/78, 1980/81, 1985/86, 1990/91, 1991/92, 2006/07, 2007/08, 2018/19 / 10

Wenn man sich mit der Historie der Eintracht ein bisschen auskennt und tiefer in die Analyse geht, fallen mehrere Punkte ins Auge. Die will ich jetzt noch einmal einzeln aufschlüsseln.

Punkt 1: Der schlechte letzte Eindruck

Seit der Jahrtausendwende (also der Saison 2000/01) haben wir lediglich drei bessere Rückrunden in der Bundesliga gespielt. Dem stehen jedoch gleich neun bessere Hinrunden gegenüber. Der Eindruck, dass die Eintracht eine bessere Hinrundenmannschaft beziehungsweise eine schlechte Rückrundenmannschaft ist, könnte also maßgeblich mit den tatsächlichen Ergebnissen der letzten zwei Jahrzehnte zusammenhängen. Da haben wir statistisch gesehen in der Rückrunde tatsächlich deutlich schlechter abgeschnitten und wie weiter oben schon mal erwähnt, der letzte Eindruck bleibt meistens eben haften.

Prominente Beispiele in diesem Zeitraum sind zuallererst natürlich die Abstiegssaison unter Skibbe und Daum mit der Rückrunde der Schande. Weiterhin kann man auch die erste Bundesligasaison unter Veh aufzählen, wo wir in der Rückrunde beinahe noch die Europapokalqualifikation verspielt hätten und natürlich die beiden vollen Saisons unter Kovac, wobei in der zweiten Saison, wie oben bereits aufgeführt, nur der Endspurt wirklich schlecht war.

Was mich persönlich sehr überrascht hat: Die vorletzte Saison unter Funkel (07/08) - die durch die Zerreißprobe Caio seinen Abschied bei uns maßgeblich vorangetrieben hat und wahrscheinlich auch der Ursprung dafür war - gehörte nicht zu diesen Saisons. In dieser Saison haben wir tatsächlich in Hin- und Rückrunde jeweils 23 Punkte geholt. Allerdings hatten wir damals nach 26 Spieltagen bereits 42 Punkte. In den restlichen acht Spielen haben wir nur noch vier Punkte geholt. Deshalb dürfte auch diese Saison für die Denkweise verantwortlich sein, dass die Eintracht immer dann am Ende der Saison einbricht, wenn man in den oberen Tabellenregionen etwas erreichen kann.

Punkt 2: Starke Endspurts durch Extramotivation Abstiegskampf

Was nämlich im Gegenzug auffällig ist: So gut wie immer, wenn wir gegen den Abstieg spielen, wachsen wir in der Rückrunde und vor allem zum Saisonende über uns hinaus. Die prominentesten Beispiele für diese Beobachtung sind sowohl die drei Relegationssaisons (83/84, 88/89, 15/16) als auch die beiden Nichtabstiegswunder von 1999 und 2000.

In den Saison 1998/99 und 2015/16 war der Punkteunterschied zwischen Hin- und Rückrunde zwar nicht so groß wie in den anderen Saisons, aber dafür war jeweils der Endspurt (vier Siege aus den letzten vier Spielen 1999 und drei Siege aus den letzten vier Spielen 2016) entscheidend für den Klassenerhalt. In der Berger/Magath Saison 1999/2000 war der Unterschied am größten, als wir nach 11 Punkten in der Hinrunde unter Berger mit 30 Punkten in der Rückrunde unter Magath das drittbeste Rückrundenteam der Liga gestellt haben.

Auch die Saison 1970/71, wo wir uns mit einem Sieg in Offenbach am vorletzten Spieltag gerettet haben, ist in dieser Hinsicht nennenswert. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass das in unseren ersten knapp 20 Jahren Bundesligazugehörigkeit die einzige Saison war, an dessen Ende wir in der zweiten Tabellenhälfte standen.

Punkt 3: Spitzenmannschaft Eintracht in den ersten Jahrzehnten

Das führt auch gleich zum nächsten Punkt. In den durchaus sehr erfolgreichen 60er- und 70er-Jahren hat die Eintracht eher bessere Rück- als Hinrunden gespielt. Bis 1980 stehen neun bessere Rückrunden nur fünf besseren Hinrunden gegenüber, während drei Saisons mit gleicher Punkteausbeute in Hin- und Rückrunde notiert sind. Wie bereits erwähnt, standen wir von 1963 bis 1980 nur ein einziges Mal schlechter als Platz 9 in der Gesamtabrechnung dar und belegten in diesem Zeitraum gleich siebenmal (63/64, 66/67, 71/72, 73/74, 74/75, 76/77, 78/79) eine Top 5 Platzierung. In diesen sieben Saisons waren wir viermal in der Rück- und zweimal in der Hinrunde besser bei einer punktgleichen Saison.

Bemerkenswert ist in diesem Zeitraum auch, dass wir von 1967/68 bis 1970/71 gleich vier Saisons in Folge nach der Hinrunde in der zweiten Tabellenhälfte standen (und zwar auf den Plätzen 14, 15, 12 und 18) und am Ende nur in besagter Saison 70/71 in der unteren Hälfte landeten. Für diesen Zeitraum kann man definitiv sagen, dass die Eintracht eine Rückrundenmannschaft war.

Die bemerkenswerteste Saison in diesem Zeitraum dürfte aber natürlich jene unter Gyula Lorant sein, der die Eintracht nach dem 12. Spieltag der Saison 1976/77 auf einem Abstiegsplatz übernahm und den Rest der Saison lediglich sein ersten Spiel verlor. Am Ende schloss die Eintracht die Saison nur zwei Punkte hinter dem Meister Gladbach ab.

Punkt 4: Fehlende Steigerung im Fußball 2000

Wenn man auf die erfolgreichsten Saison in der Bundesligageschichte von Eintracht Frankfurt blickt, lässt sich diesbezüglich erst in den letzten Jahrzehnten feststellen, dass wir in den Rückrunden schlechter punkten. Besonders auffällig ist dabei natürlich die Epoche des Fußball 2000, in der wir kein einziges Mal in der Rückrunde besser gepunktet haben.

Fairerweise muss man sagen, dass wir sowohl 1990/91 als auch in der berühmt-berüchtigten Saison 1991/92 punktemäßig jeweils gleichstarke Hin- und Rückrunden gespielt haben. Wobei natürlich jedem bewusst ist, dass wir die Meisterschaft 1992 mit lediglich einem Punkt aus zwei Spielen gegen besoffene Bremer und schon so gut wie sicher abgestiegene Rostocker eben im Endspurt verspielt haben.

Erwähnenswert ist auch der Absturz in der Saison 1993/94 unter Toppmöller (Bye Bye Bayern), als wir mit neun Siegen und zwei Unentschieden aus den ersten elf Spielen einen Startrekord für die Bundesliga aufgestellt haben und Herbstmeister wurden. Oft wird der spätere Absturz ja an der Verletzung von Tony Yeboah festgemacht und tatsächlich haben wir während seiner Auszeit mal vier Spiele am Stück verloren. Yeboah hat aber ab dem 22. Spieltag wieder alle Spiele bis auf eines komplett durchgespielt und in der Rückrunde immerhin noch neun Treffer erzielt - genau so viele wie in der Hinrunde. Nur darauf ließ sich der damalige Einbruch also nicht reduzieren.

Punkt 5: Bei erfolgreicher Hinrunde bleibt eine bessere Rückrunde aus

Das lässt mich zur letzten und meiner Meinung nach auch interessantesten und schwerwiegendsten Beobachtung kommen. In den 50 Bundesligasaisons von Eintracht Frankfurt standen wir nach der Hinrunde 25 Mal in der oberen und 25 Mal in der unteren Tabellenhälfte. In den 25 Saisons, in denen wir nach der Hinrunde in der oberen Tabellenhälfte standen, haben wir lediglich drei Mal (!) in der Rückrunde besser gepunktet als in der Hinrunde. Noch erschreckender: Es war zuletzt 1975 der Fall. Die besagten drei Saisons waren nämlich 1963/64, 1971/72 und 1974/75.

Und in vielen Saisons hätte bereits ein Punkt mehr in der Rückrunde große Auswirkungen gehabt. 1992 hätte beispielsweise ein Punkt mehr in der Rückrunde wahrscheinlich für die Meisterschaft gereicht, weil wir dann am letzten Spieltag in Rostock nur ein Unentschieden benötigt hätten. Das zweite Gegentor bei dem Spiel fiel ja erst kurz vor Schluss, als wir total aufgemacht haben, um noch den Siegtreffer zu erzielen. Auch in dieser Saison hätte ein Punkt mehr beispielsweise Platz 5 statt Platz 7 und damit die direkte Qualifikation für die Euro League bedeutet.

Es lässt sich also durchaus sagen, dass die Eintracht gerade dann keine gute (oder zumindest bessere) Rückrunde spielt, wenn man über einen langen Zeitraum in der Saison relativ weit oben mitgespielt hat. Und wie gesagt, es mag vielleicht nicht nach viel aussehen, aber ein Punkt hätte genau dann häufig den Unterschied gemacht. Da bestätigt sich das Stichwort, dass die Ente am Ende kackt. Und da fällt eben brutal ins Gewicht, dass die Eintracht in all ihren erfolgreichen Saisons seit 1975 nie eine punktemäßig bessere Rückrunde gespielt hat. Dazu kommen seit 1990 nur sechs bessere Rück- bei zwölf besseren Hinrunden und wie oben schon erwähnt seit 2000 sogar nur drei bessere Rück- bei neun besseren Hinrunden. Dadurch dürfte sich eben der Eindruck von der Eintracht als schlechter Rückrundenmannschaft verfestigt haben.

Zusammenfassung

Wie die Analyse zeigt, war der Eindruck von der Eintracht als schlechter Rückrundenmannschaft nicht immer gegeben und wird gerade in den Saisons, in denen es gegen den Abstieg geht, widerlegt. In den guten Saisons, in denen die Eintracht jedoch Erfolge erreichen kann (und es ja teilweise auch getan hat), täuscht der Eindruck hingegen nicht. Zumindest wenn man nach den absoluten Zahlen geht.

Mir ist klar, dass man hier noch viel mehr ins Detail gehen könnte. Nur ein Punkt Unterschied führt in dieser Analyse eben zu einem harten Cut. So wäre die abgelaufene Saison mit nur einem Punkt mehr in der Rückrunde als Saison mit besserer Rückrunde eingeflossen, obwohl immer noch viele Fans aufgrund des insgesamt schlechten Saisonendspurts kritisch darauf geblickt und womöglich den Eindruck einer schlechten Rückrunde gehabt hätten. Darüber hinaus sind hier natürlich keine Umstände wie Verletzungen, Formschwächen, Trainerwechseln, Spielplanansetzungen, Formstärken beim Gegner und Schiedsrichterentscheidungen (Alfons B. aus K. lässt grüßen) berücksichtigt.

Insgesamt liefert die Analyse aber denke ich einen guten und aussagekräftigen Gesamtüberblick sowie einige interessante Erkenntnisse. Gesamthistorisch kann man wie gesagt nicht (zumindest nicht deutlich) sagen, dass die Eintracht eine schlechtere Rückrundenmannschaft ist. Der Mythos lässt sich aber insofern begründen, dass er eben in den letzten 30 und vor allem in den letzten 20 Jahren durchaus zutreffend ist. Und er verstärkt sich dadurch, dass die Eintracht in ihren insgesamt erfolgreichen Saisons eben sehr häufig am Saisonende schwächelt.
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sehr gute und interessante Analyse

vielen Dank und in Erwartung weiterer derart guter sachlicher Beiträge im Forum
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Gude, für einen ersten Post ganz okay.
Knapp, aber mit ein paar Fakten.
Hätte bestimmt auch in einem bestehenden Thread Platz gehabt.
😊
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Toller Beitrag. Gibt eine schöne Übersicht und bestätigt auf det einen Seite einige Vermutungen, verwirft auf der anderen jedoch auch den ein oder anderen Mythos. Vielen Dank.
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Interessanter Post. Liest sich gut und beinhaltet einige doch recht überraschende Dinge.
Werner - uffbasse! Da wächst Dir Konkurrenz heran!   😉
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Interessanter Post. Liest sich gut und beinhaltet einige doch recht überraschende Dinge.
Werner - uffbasse! Da wächst Dir Konkurrenz heran!   😉
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clakir schrieb:

Da wächst Dir Konkurrenz heran!


Konkurrenz wird konsequent gelöscht.

Scherz beiseite, schöner Beitrag, wenn auch für mich wenig Neues. Aber gut, wenn man es mal schriftlich hat.
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Danke! Bin auch ein Freund der Statistik. Wie sieht es generell denn in der Bundesliga aus? Durch die 3-Punkteregel kann es ja zu unterschiedlichen Gesamtpunktzahlen in Hin- und Rückrunde kommen. Als Vergleich könnte man die Zahlen der SGE dagegen stellen. Vielleicht bestätigt sich dann der Eindruck, dass wir im vergleich schlechter sind...
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Schöner Beitrag und interessant zu lesen. Es soll schon Forumsuser gegeben haben, die sich unglücklicher eingefügt haben.

Der (auch herausgearbeitete) Punkt ist wohl, dass es in der „jüngeren“ Vergangenheit durchaus merklich öfter eine schwächere Rückrunde gab als andersherum. Was in den 70, 80ern oder sogar teils 90ern passiert ist, kennen vermutlich viele Forumsteilnehmer (u.a. ich selbst) nur aus Büchern, Erzählungen und Dokus. Und selbst für die, die schon länger dabei sind dürften die letzten Jahre natürlich auch präsenter sein als die Saison 1984/85.
9 schwächere Rückrunden bei nur 3 schwächeren Hinrunden ist da doch ne nennenswerte Tendenz würde ich sagen.
Hinzu kommt die leider besonders einprägsame „Rückrunde der Schande“ und eben auch die jüngsten Einbrüche vor allem auf der Zielgerade. Wenn man da die letzten 3 Saisons böse rechnet und immer je die letzten 6 Spiele heranzieht, dann hatten wir 16/17: 6 Spiele, 1 Sieg, -5 Tore; 17/18: 6 Spiele 1 Sieg -7 Tore, 18/19: 6 Spiele, 0 Siege, -13 Tore -> In Summe 18 Spiele, 2 Siege, -25 Tore.
Insofern ergibt sich meiner Meinung nach für die jüngere Vergangenheit (nach der Jahrtausendwende) schon durchaus eine statistische Tendenz (mit zudem ein paar einprägsamen subjektiven Verstärkern) die dem „Mythos der schlechten Rückrunde“ leider Futter gibt.

Aber nochmal danke für den Fred, das ist so herrlich „Sommerpause“.
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Mir ist bewusst, dass es in einem Forum nicht unbedingt zum guten Ton gehört, gleich mit dem ersten Post einen neuen Thread zu erstellen. Ich nehme mir diese Freiheit trotzdem mal heraus. Darüber hinaus weiß ich als langjähriger stiller Mitleser des Forums - so kann ich mich beispielsweise noch an den berühmt-berüchtigten NadW Thread erinnern - dass eigentlich Werner der Experte für Statistiken ist.

Da wir mit dem Beginn des Julis jetzt aber offiziell die alte Saison abgeschlossen und die neue Saison begonnen haben, wollte ich hier im Forum noch eine Recherche teilen, die ich vor einigen Wochen erstellt habe. Leider hat sie damals auf Twitter keine wirkliche Resonanz bekommen, obwohl ich sie gerade als Fan sehr interessant fand. Darüber hinaus ist es nach der Feier zum Vereinsjubiläum auch eine schöne Übersicht über die Bundesligahistorie der Eintracht, da fast alle besonderen Saisons Erwähnung finden.

Konkret geht es dabei um den Mythos der schlechten Rückrunde. Ich denke jeder Fan der Eintracht kennt ihn. Wenn man eine vereinsinterne Umfrage in Auftrag gäbe, würden wohl die wenigsten Fans aussagen, dass wir eine Rückrundenmannschaft sind. Auch dieses Jahr ist das Thema durch den erneuten Absturz im Saisonendspurt wieder aufgekommen. Schließlich war es jetzt schon die dritte Saison in Folge, in der wir kurz vor Ende der Saison in der Liga abgeschmiert sind.

Blick auf die vergangenen drei Saisons

In der Saison 2016/17 waren wir tatsächlich sogar die schlechteste Rückrundenmannschaft mit lediglich 13 Punkten und haben damit die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb verspielt, um die wir lange mitgespielt haben. Dem stand jedoch der Finaleinzug im DFB-Pokal gegenüber.

In der Saison 2017/18 haben wir mit lediglich vier Punkten aus den letzten sieben Spielen nur den Saisonendspurt in den Sand gesetzt. Auch das hat uns aber in der Liga die Qualifikation für den Europapokal gekostet. Am Ende haben sogar nur sechs Punkte auf die Ränge für die Champions League gefehlt. Tatsächlich war aber damals der Punktunterschied zwischen Hinrunde (26) und Rückrunde (23) nicht sehr groß. Und ich muss hier sicher niemandem erzählen, dass wir die Saison mit dem Pokalsieg und damit dem größten Vereinserfolg seit 30 Jahren beendet haben. Mache ich natürlich trotzdem gerne. Als netter Zusatzeffekt kam die Europapokalqualifikation dann noch on top.

Kommen wir nun zur abgelaufenen Saison. Auch dieses Mal gab es nach lediglich zwei Punkten aus den letzten sechs Spielen in der Liga viele enttäuschte Gesichter. Zumal eine etwaige Qualifikation für die Champions League dieses Mal nur vier Punkte entfernt lag. Nüchtern betrachtet haben wir rein punktemäßig mit jeweils 27 Punkten jedoch zwei gleichstarke Halbserien absolviert. Und auch in dieser Saison gab es neben der Liga mit dem Halbfinaleinzug in der Europa League und damit dem größten internationalen Vereinserfolg seit knapp 40 Jahren ein absolutes Highlight.

Die Saison hatte aber natürlich trotzdem einen ziemlichen Wellenverlauf. Axel Hellmann hatte es in einer der ersten Analysen nach dem Saisonende ganz gut beschrieben: Zu Saisonbeginn (fünf Punkte aus fünf Spielen plus Pokalaus) und zu Saisonende (zwei Punkte aus sechs Spielen) haben wir wie ein Absteiger gepunktet. Zwischendurch (19 Punkte aus sieben Spielen in der Hinrunde und 25 Punkten aus elf Spielen in der Rückrunde) haben wir aber auch jeweils auf dem Niveau einem Champions League Vereins beziehungsweise besser gesagt sogar eines Meisterschaftskandidats gepunktet. Wie so oft bleibt aber der letzte Eindruck hängen und zumindest das Abschneiden in der Bundesliga hatte dann für viele Fans einen bitteren Beigeschmack und erweckte eben teilweise wieder den alten Mythos der schlechten Rückrunde.

Historischer Überblick

Historisch gesehen lässt es sich nicht wirklich deutlich belegen, dass wir eine bessere Hin- als Rückrundenmannschaft sind. In 50 Bundesligasaisons haben wir 22 Mal eine bessere Hinrunde und 18 Mal eine bessere Rückrunde gespielt. Dementsprechend haben wie zehnmal in Hin- und Rückrunde dieselbe Punktzahl erreicht. Wir haben also in 44 Prozent unserer Bundesligasaisons eine bessere Hinrunde, in 36 Prozent unserer Bundesligasaisons eine bessere Rückrunde und in 20 Prozent unserer Bundesligasaisons eine gleichwertige Hin- und Rückrunde gespielt. So groß ist der Unterschied statistisch gesehen also nicht. Zumindest nicht, dass er so einen bleibenden Eindruck einer schlechten Rückrundenmannschaft prägen könnte.

Hier noch die komplette Auflistung der Saisons:

Bessere Hinrunde: 1964/65, 1966/67, 1973/74, 1978/79, 1979/80, 1981/82, 1984/85, 1986/87, 1987/88, 1989/90, 1992/93, 1993/94, 1995/96, 2000/01, 2005/06, 2008/09, 2009/10, 2010/11, 2012/13, 2014/15, 2016/17, 2017/18 / 22

Bessere Rückrunde: 1963/64, 1967/68, 1968/69, 1969/70, 1970/71, 1971/72, 1974/75, 1975/76, 1976/77, 1982/83, 1983/84, 1988/89, 1994/95, 1998/99, 1999/00, 2003/04, 2013/14, 2015/16 / 18

Punktgleiche Halbserien: 1965/66, 1972/73, 1977/78, 1980/81, 1985/86, 1990/91, 1991/92, 2006/07, 2007/08, 2018/19 / 10

Wenn man sich mit der Historie der Eintracht ein bisschen auskennt und tiefer in die Analyse geht, fallen mehrere Punkte ins Auge. Die will ich jetzt noch einmal einzeln aufschlüsseln.

Punkt 1: Der schlechte letzte Eindruck

Seit der Jahrtausendwende (also der Saison 2000/01) haben wir lediglich drei bessere Rückrunden in der Bundesliga gespielt. Dem stehen jedoch gleich neun bessere Hinrunden gegenüber. Der Eindruck, dass die Eintracht eine bessere Hinrundenmannschaft beziehungsweise eine schlechte Rückrundenmannschaft ist, könnte also maßgeblich mit den tatsächlichen Ergebnissen der letzten zwei Jahrzehnte zusammenhängen. Da haben wir statistisch gesehen in der Rückrunde tatsächlich deutlich schlechter abgeschnitten und wie weiter oben schon mal erwähnt, der letzte Eindruck bleibt meistens eben haften.

Prominente Beispiele in diesem Zeitraum sind zuallererst natürlich die Abstiegssaison unter Skibbe und Daum mit der Rückrunde der Schande. Weiterhin kann man auch die erste Bundesligasaison unter Veh aufzählen, wo wir in der Rückrunde beinahe noch die Europapokalqualifikation verspielt hätten und natürlich die beiden vollen Saisons unter Kovac, wobei in der zweiten Saison, wie oben bereits aufgeführt, nur der Endspurt wirklich schlecht war.

Was mich persönlich sehr überrascht hat: Die vorletzte Saison unter Funkel (07/08) - die durch die Zerreißprobe Caio seinen Abschied bei uns maßgeblich vorangetrieben hat und wahrscheinlich auch der Ursprung dafür war - gehörte nicht zu diesen Saisons. In dieser Saison haben wir tatsächlich in Hin- und Rückrunde jeweils 23 Punkte geholt. Allerdings hatten wir damals nach 26 Spieltagen bereits 42 Punkte. In den restlichen acht Spielen haben wir nur noch vier Punkte geholt. Deshalb dürfte auch diese Saison für die Denkweise verantwortlich sein, dass die Eintracht immer dann am Ende der Saison einbricht, wenn man in den oberen Tabellenregionen etwas erreichen kann.

Punkt 2: Starke Endspurts durch Extramotivation Abstiegskampf

Was nämlich im Gegenzug auffällig ist: So gut wie immer, wenn wir gegen den Abstieg spielen, wachsen wir in der Rückrunde und vor allem zum Saisonende über uns hinaus. Die prominentesten Beispiele für diese Beobachtung sind sowohl die drei Relegationssaisons (83/84, 88/89, 15/16) als auch die beiden Nichtabstiegswunder von 1999 und 2000.

In den Saison 1998/99 und 2015/16 war der Punkteunterschied zwischen Hin- und Rückrunde zwar nicht so groß wie in den anderen Saisons, aber dafür war jeweils der Endspurt (vier Siege aus den letzten vier Spielen 1999 und drei Siege aus den letzten vier Spielen 2016) entscheidend für den Klassenerhalt. In der Berger/Magath Saison 1999/2000 war der Unterschied am größten, als wir nach 11 Punkten in der Hinrunde unter Berger mit 30 Punkten in der Rückrunde unter Magath das drittbeste Rückrundenteam der Liga gestellt haben.

Auch die Saison 1970/71, wo wir uns mit einem Sieg in Offenbach am vorletzten Spieltag gerettet haben, ist in dieser Hinsicht nennenswert. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass das in unseren ersten knapp 20 Jahren Bundesligazugehörigkeit die einzige Saison war, an dessen Ende wir in der zweiten Tabellenhälfte standen.

Punkt 3: Spitzenmannschaft Eintracht in den ersten Jahrzehnten

Das führt auch gleich zum nächsten Punkt. In den durchaus sehr erfolgreichen 60er- und 70er-Jahren hat die Eintracht eher bessere Rück- als Hinrunden gespielt. Bis 1980 stehen neun bessere Rückrunden nur fünf besseren Hinrunden gegenüber, während drei Saisons mit gleicher Punkteausbeute in Hin- und Rückrunde notiert sind. Wie bereits erwähnt, standen wir von 1963 bis 1980 nur ein einziges Mal schlechter als Platz 9 in der Gesamtabrechnung dar und belegten in diesem Zeitraum gleich siebenmal (63/64, 66/67, 71/72, 73/74, 74/75, 76/77, 78/79) eine Top 5 Platzierung. In diesen sieben Saisons waren wir viermal in der Rück- und zweimal in der Hinrunde besser bei einer punktgleichen Saison.

Bemerkenswert ist in diesem Zeitraum auch, dass wir von 1967/68 bis 1970/71 gleich vier Saisons in Folge nach der Hinrunde in der zweiten Tabellenhälfte standen (und zwar auf den Plätzen 14, 15, 12 und 18) und am Ende nur in besagter Saison 70/71 in der unteren Hälfte landeten. Für diesen Zeitraum kann man definitiv sagen, dass die Eintracht eine Rückrundenmannschaft war.

Die bemerkenswerteste Saison in diesem Zeitraum dürfte aber natürlich jene unter Gyula Lorant sein, der die Eintracht nach dem 12. Spieltag der Saison 1976/77 auf einem Abstiegsplatz übernahm und den Rest der Saison lediglich sein ersten Spiel verlor. Am Ende schloss die Eintracht die Saison nur zwei Punkte hinter dem Meister Gladbach ab.

Punkt 4: Fehlende Steigerung im Fußball 2000

Wenn man auf die erfolgreichsten Saison in der Bundesligageschichte von Eintracht Frankfurt blickt, lässt sich diesbezüglich erst in den letzten Jahrzehnten feststellen, dass wir in den Rückrunden schlechter punkten. Besonders auffällig ist dabei natürlich die Epoche des Fußball 2000, in der wir kein einziges Mal in der Rückrunde besser gepunktet haben.

Fairerweise muss man sagen, dass wir sowohl 1990/91 als auch in der berühmt-berüchtigten Saison 1991/92 punktemäßig jeweils gleichstarke Hin- und Rückrunden gespielt haben. Wobei natürlich jedem bewusst ist, dass wir die Meisterschaft 1992 mit lediglich einem Punkt aus zwei Spielen gegen besoffene Bremer und schon so gut wie sicher abgestiegene Rostocker eben im Endspurt verspielt haben.

Erwähnenswert ist auch der Absturz in der Saison 1993/94 unter Toppmöller (Bye Bye Bayern), als wir mit neun Siegen und zwei Unentschieden aus den ersten elf Spielen einen Startrekord für die Bundesliga aufgestellt haben und Herbstmeister wurden. Oft wird der spätere Absturz ja an der Verletzung von Tony Yeboah festgemacht und tatsächlich haben wir während seiner Auszeit mal vier Spiele am Stück verloren. Yeboah hat aber ab dem 22. Spieltag wieder alle Spiele bis auf eines komplett durchgespielt und in der Rückrunde immerhin noch neun Treffer erzielt - genau so viele wie in der Hinrunde. Nur darauf ließ sich der damalige Einbruch also nicht reduzieren.

Punkt 5: Bei erfolgreicher Hinrunde bleibt eine bessere Rückrunde aus

Das lässt mich zur letzten und meiner Meinung nach auch interessantesten und schwerwiegendsten Beobachtung kommen. In den 50 Bundesligasaisons von Eintracht Frankfurt standen wir nach der Hinrunde 25 Mal in der oberen und 25 Mal in der unteren Tabellenhälfte. In den 25 Saisons, in denen wir nach der Hinrunde in der oberen Tabellenhälfte standen, haben wir lediglich drei Mal (!) in der Rückrunde besser gepunktet als in der Hinrunde. Noch erschreckender: Es war zuletzt 1975 der Fall. Die besagten drei Saisons waren nämlich 1963/64, 1971/72 und 1974/75.

Und in vielen Saisons hätte bereits ein Punkt mehr in der Rückrunde große Auswirkungen gehabt. 1992 hätte beispielsweise ein Punkt mehr in der Rückrunde wahrscheinlich für die Meisterschaft gereicht, weil wir dann am letzten Spieltag in Rostock nur ein Unentschieden benötigt hätten. Das zweite Gegentor bei dem Spiel fiel ja erst kurz vor Schluss, als wir total aufgemacht haben, um noch den Siegtreffer zu erzielen. Auch in dieser Saison hätte ein Punkt mehr beispielsweise Platz 5 statt Platz 7 und damit die direkte Qualifikation für die Euro League bedeutet.

Es lässt sich also durchaus sagen, dass die Eintracht gerade dann keine gute (oder zumindest bessere) Rückrunde spielt, wenn man über einen langen Zeitraum in der Saison relativ weit oben mitgespielt hat. Und wie gesagt, es mag vielleicht nicht nach viel aussehen, aber ein Punkt hätte genau dann häufig den Unterschied gemacht. Da bestätigt sich das Stichwort, dass die Ente am Ende kackt. Und da fällt eben brutal ins Gewicht, dass die Eintracht in all ihren erfolgreichen Saisons seit 1975 nie eine punktemäßig bessere Rückrunde gespielt hat. Dazu kommen seit 1990 nur sechs bessere Rück- bei zwölf besseren Hinrunden und wie oben schon erwähnt seit 2000 sogar nur drei bessere Rück- bei neun besseren Hinrunden. Dadurch dürfte sich eben der Eindruck von der Eintracht als schlechter Rückrundenmannschaft verfestigt haben.

Zusammenfassung

Wie die Analyse zeigt, war der Eindruck von der Eintracht als schlechter Rückrundenmannschaft nicht immer gegeben und wird gerade in den Saisons, in denen es gegen den Abstieg geht, widerlegt. In den guten Saisons, in denen die Eintracht jedoch Erfolge erreichen kann (und es ja teilweise auch getan hat), täuscht der Eindruck hingegen nicht. Zumindest wenn man nach den absoluten Zahlen geht.

Mir ist klar, dass man hier noch viel mehr ins Detail gehen könnte. Nur ein Punkt Unterschied führt in dieser Analyse eben zu einem harten Cut. So wäre die abgelaufene Saison mit nur einem Punkt mehr in der Rückrunde als Saison mit besserer Rückrunde eingeflossen, obwohl immer noch viele Fans aufgrund des insgesamt schlechten Saisonendspurts kritisch darauf geblickt und womöglich den Eindruck einer schlechten Rückrunde gehabt hätten. Darüber hinaus sind hier natürlich keine Umstände wie Verletzungen, Formschwächen, Trainerwechseln, Spielplanansetzungen, Formstärken beim Gegner und Schiedsrichterentscheidungen (Alfons B. aus K. lässt grüßen) berücksichtigt.

Insgesamt liefert die Analyse aber denke ich einen guten und aussagekräftigen Gesamtüberblick sowie einige interessante Erkenntnisse. Gesamthistorisch kann man wie gesagt nicht (zumindest nicht deutlich) sagen, dass die Eintracht eine schlechtere Rückrundenmannschaft ist. Der Mythos lässt sich aber insofern begründen, dass er eben in den letzten 30 und vor allem in den letzten 20 Jahren durchaus zutreffend ist. Und er verstärkt sich dadurch, dass die Eintracht in ihren insgesamt erfolgreichen Saisons eben sehr häufig am Saisonende schwächelt.
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So viel Mühe. Danke sehr! Ich fasse mal für diejenigen zusammen, die keine Zeit haben den ganzen Post zu lesen:

Die DIVA lebt
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Dank dir Don!

...halt meine Eintracht!
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Schöner Beitrag und interessant zu lesen. Es soll schon Forumsuser gegeben haben, die sich unglücklicher eingefügt haben.

Der (auch herausgearbeitete) Punkt ist wohl, dass es in der „jüngeren“ Vergangenheit durchaus merklich öfter eine schwächere Rückrunde gab als andersherum. Was in den 70, 80ern oder sogar teils 90ern passiert ist, kennen vermutlich viele Forumsteilnehmer (u.a. ich selbst) nur aus Büchern, Erzählungen und Dokus. Und selbst für die, die schon länger dabei sind dürften die letzten Jahre natürlich auch präsenter sein als die Saison 1984/85.
9 schwächere Rückrunden bei nur 3 schwächeren Hinrunden ist da doch ne nennenswerte Tendenz würde ich sagen.
Hinzu kommt die leider besonders einprägsame „Rückrunde der Schande“ und eben auch die jüngsten Einbrüche vor allem auf der Zielgerade. Wenn man da die letzten 3 Saisons böse rechnet und immer je die letzten 6 Spiele heranzieht, dann hatten wir 16/17: 6 Spiele, 1 Sieg, -5 Tore; 17/18: 6 Spiele 1 Sieg -7 Tore, 18/19: 6 Spiele, 0 Siege, -13 Tore -> In Summe 18 Spiele, 2 Siege, -25 Tore.
Insofern ergibt sich meiner Meinung nach für die jüngere Vergangenheit (nach der Jahrtausendwende) schon durchaus eine statistische Tendenz (mit zudem ein paar einprägsamen subjektiven Verstärkern) die dem „Mythos der schlechten Rückrunde“ leider Futter gibt.

Aber nochmal danke für den Fred, das ist so herrlich „Sommerpause“.
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AdlertraegerSGE schrieb:

Hinzu kommt die leider besonders einprägsame „Rückrunde der Schande“ und eben auch die jüngsten Einbrüche vor allem auf der Zielgerade.

Die schwirrt hier den Leuten immer noch im Kopf rum. Seit dem wird vor jeder Rückrunde das zum Thema gemacht, irgendjemand taucht immer auf und macht das zum Thema und schon ist es wieder in den Köpfen.
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Toller Beitrag, der statistisch aufzeigt, dass eben doch vieles aus dem Gefühl heraus zu "Tatsachen" wird; ich spreche hier vor allem von unseren angeblichen schlechten Rückrunden der letzten 2 Jahre, welche eigentlich nur ein schlechter Endspurt war (was ich jetzt mal auf die fehlende Kaderbreite zurückführe, welche aufgrund unserer Finanzen im Vergleich zu anderen Teams des oberen Drittels als Natürlich anzusehen ist)

Aber einen Logikfehler möchte ich ansprechen

Du sprichst davon, dass wir vor allem dann schlechte Rückrunden spielen wenn wir gute Hinrunden spielen. Allerdings ist die Statistik auch einfach der Tatsache geschuldet, dass es rein mathematisch schwerer ist eine gute Hinrunde nochmals zu toppen. Spielt man eine 26er-Rückrunde ist die nach einer 30er-Hinrunde negativ in der Statistik, nach einer 18er-Hinrunde positiv.

Ich finde es umso bemerkenswerter, dass trotzdessen gerade in unseren erfolgreichen Jahren der 60er-80er die Statistik ausgeglichener ist, was meiner Meinung nach an zwei Sachen liegt: Die allgemein höhere Qualität der damaligen SGE im Vergleich zur Bundesliga (siehe vergleichsweise "dunkle" Jahre 1996-200x) und zweitens die erhöhte körperliche Belastung des Kaders durch Veränderungen des Spiels (die wir ab Mitte der 90er aufgrund unserer Finanzschwäche gegenüber anderen Bundesligisten nie adequat durch Kaderbreite ausgleichen konnten wie der BuLi-Durchschnitt). Letzteres ändert sich zur Zeit erstmals seit 25 Jahren, was meiner Meinung nach eine bemerkenswerte Entwicklung ist. Wir sind erstmals seit Ewigkeiten finanziell in der oberen Tabellenhälfte; Tendenz steigend.
Ich denke, dass sich das mittelfristig auch in der von dir hier eröffneten Statistik niederschlagen wird. Könnt mich ja gerne in 5-8 Jahren zitieren.
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Mir ist bewusst, dass es in einem Forum nicht unbedingt zum guten Ton gehört, gleich mit dem ersten Post einen neuen Thread zu erstellen. Ich nehme mir diese Freiheit trotzdem mal heraus. Darüber hinaus weiß ich als langjähriger stiller Mitleser des Forums - so kann ich mich beispielsweise noch an den berühmt-berüchtigten NadW Thread erinnern - dass eigentlich Werner der Experte für Statistiken ist.

Da wir mit dem Beginn des Julis jetzt aber offiziell die alte Saison abgeschlossen und die neue Saison begonnen haben, wollte ich hier im Forum noch eine Recherche teilen, die ich vor einigen Wochen erstellt habe. Leider hat sie damals auf Twitter keine wirkliche Resonanz bekommen, obwohl ich sie gerade als Fan sehr interessant fand. Darüber hinaus ist es nach der Feier zum Vereinsjubiläum auch eine schöne Übersicht über die Bundesligahistorie der Eintracht, da fast alle besonderen Saisons Erwähnung finden.

Konkret geht es dabei um den Mythos der schlechten Rückrunde. Ich denke jeder Fan der Eintracht kennt ihn. Wenn man eine vereinsinterne Umfrage in Auftrag gäbe, würden wohl die wenigsten Fans aussagen, dass wir eine Rückrundenmannschaft sind. Auch dieses Jahr ist das Thema durch den erneuten Absturz im Saisonendspurt wieder aufgekommen. Schließlich war es jetzt schon die dritte Saison in Folge, in der wir kurz vor Ende der Saison in der Liga abgeschmiert sind.

Blick auf die vergangenen drei Saisons

In der Saison 2016/17 waren wir tatsächlich sogar die schlechteste Rückrundenmannschaft mit lediglich 13 Punkten und haben damit die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb verspielt, um die wir lange mitgespielt haben. Dem stand jedoch der Finaleinzug im DFB-Pokal gegenüber.

In der Saison 2017/18 haben wir mit lediglich vier Punkten aus den letzten sieben Spielen nur den Saisonendspurt in den Sand gesetzt. Auch das hat uns aber in der Liga die Qualifikation für den Europapokal gekostet. Am Ende haben sogar nur sechs Punkte auf die Ränge für die Champions League gefehlt. Tatsächlich war aber damals der Punktunterschied zwischen Hinrunde (26) und Rückrunde (23) nicht sehr groß. Und ich muss hier sicher niemandem erzählen, dass wir die Saison mit dem Pokalsieg und damit dem größten Vereinserfolg seit 30 Jahren beendet haben. Mache ich natürlich trotzdem gerne. Als netter Zusatzeffekt kam die Europapokalqualifikation dann noch on top.

Kommen wir nun zur abgelaufenen Saison. Auch dieses Mal gab es nach lediglich zwei Punkten aus den letzten sechs Spielen in der Liga viele enttäuschte Gesichter. Zumal eine etwaige Qualifikation für die Champions League dieses Mal nur vier Punkte entfernt lag. Nüchtern betrachtet haben wir rein punktemäßig mit jeweils 27 Punkten jedoch zwei gleichstarke Halbserien absolviert. Und auch in dieser Saison gab es neben der Liga mit dem Halbfinaleinzug in der Europa League und damit dem größten internationalen Vereinserfolg seit knapp 40 Jahren ein absolutes Highlight.

Die Saison hatte aber natürlich trotzdem einen ziemlichen Wellenverlauf. Axel Hellmann hatte es in einer der ersten Analysen nach dem Saisonende ganz gut beschrieben: Zu Saisonbeginn (fünf Punkte aus fünf Spielen plus Pokalaus) und zu Saisonende (zwei Punkte aus sechs Spielen) haben wir wie ein Absteiger gepunktet. Zwischendurch (19 Punkte aus sieben Spielen in der Hinrunde und 25 Punkten aus elf Spielen in der Rückrunde) haben wir aber auch jeweils auf dem Niveau einem Champions League Vereins beziehungsweise besser gesagt sogar eines Meisterschaftskandidats gepunktet. Wie so oft bleibt aber der letzte Eindruck hängen und zumindest das Abschneiden in der Bundesliga hatte dann für viele Fans einen bitteren Beigeschmack und erweckte eben teilweise wieder den alten Mythos der schlechten Rückrunde.

Historischer Überblick

Historisch gesehen lässt es sich nicht wirklich deutlich belegen, dass wir eine bessere Hin- als Rückrundenmannschaft sind. In 50 Bundesligasaisons haben wir 22 Mal eine bessere Hinrunde und 18 Mal eine bessere Rückrunde gespielt. Dementsprechend haben wie zehnmal in Hin- und Rückrunde dieselbe Punktzahl erreicht. Wir haben also in 44 Prozent unserer Bundesligasaisons eine bessere Hinrunde, in 36 Prozent unserer Bundesligasaisons eine bessere Rückrunde und in 20 Prozent unserer Bundesligasaisons eine gleichwertige Hin- und Rückrunde gespielt. So groß ist der Unterschied statistisch gesehen also nicht. Zumindest nicht, dass er so einen bleibenden Eindruck einer schlechten Rückrundenmannschaft prägen könnte.

Hier noch die komplette Auflistung der Saisons:

Bessere Hinrunde: 1964/65, 1966/67, 1973/74, 1978/79, 1979/80, 1981/82, 1984/85, 1986/87, 1987/88, 1989/90, 1992/93, 1993/94, 1995/96, 2000/01, 2005/06, 2008/09, 2009/10, 2010/11, 2012/13, 2014/15, 2016/17, 2017/18 / 22

Bessere Rückrunde: 1963/64, 1967/68, 1968/69, 1969/70, 1970/71, 1971/72, 1974/75, 1975/76, 1976/77, 1982/83, 1983/84, 1988/89, 1994/95, 1998/99, 1999/00, 2003/04, 2013/14, 2015/16 / 18

Punktgleiche Halbserien: 1965/66, 1972/73, 1977/78, 1980/81, 1985/86, 1990/91, 1991/92, 2006/07, 2007/08, 2018/19 / 10

Wenn man sich mit der Historie der Eintracht ein bisschen auskennt und tiefer in die Analyse geht, fallen mehrere Punkte ins Auge. Die will ich jetzt noch einmal einzeln aufschlüsseln.

Punkt 1: Der schlechte letzte Eindruck

Seit der Jahrtausendwende (also der Saison 2000/01) haben wir lediglich drei bessere Rückrunden in der Bundesliga gespielt. Dem stehen jedoch gleich neun bessere Hinrunden gegenüber. Der Eindruck, dass die Eintracht eine bessere Hinrundenmannschaft beziehungsweise eine schlechte Rückrundenmannschaft ist, könnte also maßgeblich mit den tatsächlichen Ergebnissen der letzten zwei Jahrzehnte zusammenhängen. Da haben wir statistisch gesehen in der Rückrunde tatsächlich deutlich schlechter abgeschnitten und wie weiter oben schon mal erwähnt, der letzte Eindruck bleibt meistens eben haften.

Prominente Beispiele in diesem Zeitraum sind zuallererst natürlich die Abstiegssaison unter Skibbe und Daum mit der Rückrunde der Schande. Weiterhin kann man auch die erste Bundesligasaison unter Veh aufzählen, wo wir in der Rückrunde beinahe noch die Europapokalqualifikation verspielt hätten und natürlich die beiden vollen Saisons unter Kovac, wobei in der zweiten Saison, wie oben bereits aufgeführt, nur der Endspurt wirklich schlecht war.

Was mich persönlich sehr überrascht hat: Die vorletzte Saison unter Funkel (07/08) - die durch die Zerreißprobe Caio seinen Abschied bei uns maßgeblich vorangetrieben hat und wahrscheinlich auch der Ursprung dafür war - gehörte nicht zu diesen Saisons. In dieser Saison haben wir tatsächlich in Hin- und Rückrunde jeweils 23 Punkte geholt. Allerdings hatten wir damals nach 26 Spieltagen bereits 42 Punkte. In den restlichen acht Spielen haben wir nur noch vier Punkte geholt. Deshalb dürfte auch diese Saison für die Denkweise verantwortlich sein, dass die Eintracht immer dann am Ende der Saison einbricht, wenn man in den oberen Tabellenregionen etwas erreichen kann.

Punkt 2: Starke Endspurts durch Extramotivation Abstiegskampf

Was nämlich im Gegenzug auffällig ist: So gut wie immer, wenn wir gegen den Abstieg spielen, wachsen wir in der Rückrunde und vor allem zum Saisonende über uns hinaus. Die prominentesten Beispiele für diese Beobachtung sind sowohl die drei Relegationssaisons (83/84, 88/89, 15/16) als auch die beiden Nichtabstiegswunder von 1999 und 2000.

In den Saison 1998/99 und 2015/16 war der Punkteunterschied zwischen Hin- und Rückrunde zwar nicht so groß wie in den anderen Saisons, aber dafür war jeweils der Endspurt (vier Siege aus den letzten vier Spielen 1999 und drei Siege aus den letzten vier Spielen 2016) entscheidend für den Klassenerhalt. In der Berger/Magath Saison 1999/2000 war der Unterschied am größten, als wir nach 11 Punkten in der Hinrunde unter Berger mit 30 Punkten in der Rückrunde unter Magath das drittbeste Rückrundenteam der Liga gestellt haben.

Auch die Saison 1970/71, wo wir uns mit einem Sieg in Offenbach am vorletzten Spieltag gerettet haben, ist in dieser Hinsicht nennenswert. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass das in unseren ersten knapp 20 Jahren Bundesligazugehörigkeit die einzige Saison war, an dessen Ende wir in der zweiten Tabellenhälfte standen.

Punkt 3: Spitzenmannschaft Eintracht in den ersten Jahrzehnten

Das führt auch gleich zum nächsten Punkt. In den durchaus sehr erfolgreichen 60er- und 70er-Jahren hat die Eintracht eher bessere Rück- als Hinrunden gespielt. Bis 1980 stehen neun bessere Rückrunden nur fünf besseren Hinrunden gegenüber, während drei Saisons mit gleicher Punkteausbeute in Hin- und Rückrunde notiert sind. Wie bereits erwähnt, standen wir von 1963 bis 1980 nur ein einziges Mal schlechter als Platz 9 in der Gesamtabrechnung dar und belegten in diesem Zeitraum gleich siebenmal (63/64, 66/67, 71/72, 73/74, 74/75, 76/77, 78/79) eine Top 5 Platzierung. In diesen sieben Saisons waren wir viermal in der Rück- und zweimal in der Hinrunde besser bei einer punktgleichen Saison.

Bemerkenswert ist in diesem Zeitraum auch, dass wir von 1967/68 bis 1970/71 gleich vier Saisons in Folge nach der Hinrunde in der zweiten Tabellenhälfte standen (und zwar auf den Plätzen 14, 15, 12 und 18) und am Ende nur in besagter Saison 70/71 in der unteren Hälfte landeten. Für diesen Zeitraum kann man definitiv sagen, dass die Eintracht eine Rückrundenmannschaft war.

Die bemerkenswerteste Saison in diesem Zeitraum dürfte aber natürlich jene unter Gyula Lorant sein, der die Eintracht nach dem 12. Spieltag der Saison 1976/77 auf einem Abstiegsplatz übernahm und den Rest der Saison lediglich sein ersten Spiel verlor. Am Ende schloss die Eintracht die Saison nur zwei Punkte hinter dem Meister Gladbach ab.

Punkt 4: Fehlende Steigerung im Fußball 2000

Wenn man auf die erfolgreichsten Saison in der Bundesligageschichte von Eintracht Frankfurt blickt, lässt sich diesbezüglich erst in den letzten Jahrzehnten feststellen, dass wir in den Rückrunden schlechter punkten. Besonders auffällig ist dabei natürlich die Epoche des Fußball 2000, in der wir kein einziges Mal in der Rückrunde besser gepunktet haben.

Fairerweise muss man sagen, dass wir sowohl 1990/91 als auch in der berühmt-berüchtigten Saison 1991/92 punktemäßig jeweils gleichstarke Hin- und Rückrunden gespielt haben. Wobei natürlich jedem bewusst ist, dass wir die Meisterschaft 1992 mit lediglich einem Punkt aus zwei Spielen gegen besoffene Bremer und schon so gut wie sicher abgestiegene Rostocker eben im Endspurt verspielt haben.

Erwähnenswert ist auch der Absturz in der Saison 1993/94 unter Toppmöller (Bye Bye Bayern), als wir mit neun Siegen und zwei Unentschieden aus den ersten elf Spielen einen Startrekord für die Bundesliga aufgestellt haben und Herbstmeister wurden. Oft wird der spätere Absturz ja an der Verletzung von Tony Yeboah festgemacht und tatsächlich haben wir während seiner Auszeit mal vier Spiele am Stück verloren. Yeboah hat aber ab dem 22. Spieltag wieder alle Spiele bis auf eines komplett durchgespielt und in der Rückrunde immerhin noch neun Treffer erzielt - genau so viele wie in der Hinrunde. Nur darauf ließ sich der damalige Einbruch also nicht reduzieren.

Punkt 5: Bei erfolgreicher Hinrunde bleibt eine bessere Rückrunde aus

Das lässt mich zur letzten und meiner Meinung nach auch interessantesten und schwerwiegendsten Beobachtung kommen. In den 50 Bundesligasaisons von Eintracht Frankfurt standen wir nach der Hinrunde 25 Mal in der oberen und 25 Mal in der unteren Tabellenhälfte. In den 25 Saisons, in denen wir nach der Hinrunde in der oberen Tabellenhälfte standen, haben wir lediglich drei Mal (!) in der Rückrunde besser gepunktet als in der Hinrunde. Noch erschreckender: Es war zuletzt 1975 der Fall. Die besagten drei Saisons waren nämlich 1963/64, 1971/72 und 1974/75.

Und in vielen Saisons hätte bereits ein Punkt mehr in der Rückrunde große Auswirkungen gehabt. 1992 hätte beispielsweise ein Punkt mehr in der Rückrunde wahrscheinlich für die Meisterschaft gereicht, weil wir dann am letzten Spieltag in Rostock nur ein Unentschieden benötigt hätten. Das zweite Gegentor bei dem Spiel fiel ja erst kurz vor Schluss, als wir total aufgemacht haben, um noch den Siegtreffer zu erzielen. Auch in dieser Saison hätte ein Punkt mehr beispielsweise Platz 5 statt Platz 7 und damit die direkte Qualifikation für die Euro League bedeutet.

Es lässt sich also durchaus sagen, dass die Eintracht gerade dann keine gute (oder zumindest bessere) Rückrunde spielt, wenn man über einen langen Zeitraum in der Saison relativ weit oben mitgespielt hat. Und wie gesagt, es mag vielleicht nicht nach viel aussehen, aber ein Punkt hätte genau dann häufig den Unterschied gemacht. Da bestätigt sich das Stichwort, dass die Ente am Ende kackt. Und da fällt eben brutal ins Gewicht, dass die Eintracht in all ihren erfolgreichen Saisons seit 1975 nie eine punktemäßig bessere Rückrunde gespielt hat. Dazu kommen seit 1990 nur sechs bessere Rück- bei zwölf besseren Hinrunden und wie oben schon erwähnt seit 2000 sogar nur drei bessere Rück- bei neun besseren Hinrunden. Dadurch dürfte sich eben der Eindruck von der Eintracht als schlechter Rückrundenmannschaft verfestigt haben.

Zusammenfassung

Wie die Analyse zeigt, war der Eindruck von der Eintracht als schlechter Rückrundenmannschaft nicht immer gegeben und wird gerade in den Saisons, in denen es gegen den Abstieg geht, widerlegt. In den guten Saisons, in denen die Eintracht jedoch Erfolge erreichen kann (und es ja teilweise auch getan hat), täuscht der Eindruck hingegen nicht. Zumindest wenn man nach den absoluten Zahlen geht.

Mir ist klar, dass man hier noch viel mehr ins Detail gehen könnte. Nur ein Punkt Unterschied führt in dieser Analyse eben zu einem harten Cut. So wäre die abgelaufene Saison mit nur einem Punkt mehr in der Rückrunde als Saison mit besserer Rückrunde eingeflossen, obwohl immer noch viele Fans aufgrund des insgesamt schlechten Saisonendspurts kritisch darauf geblickt und womöglich den Eindruck einer schlechten Rückrunde gehabt hätten. Darüber hinaus sind hier natürlich keine Umstände wie Verletzungen, Formschwächen, Trainerwechseln, Spielplanansetzungen, Formstärken beim Gegner und Schiedsrichterentscheidungen (Alfons B. aus K. lässt grüßen) berücksichtigt.

Insgesamt liefert die Analyse aber denke ich einen guten und aussagekräftigen Gesamtüberblick sowie einige interessante Erkenntnisse. Gesamthistorisch kann man wie gesagt nicht (zumindest nicht deutlich) sagen, dass die Eintracht eine schlechtere Rückrundenmannschaft ist. Der Mythos lässt sich aber insofern begründen, dass er eben in den letzten 30 und vor allem in den letzten 20 Jahren durchaus zutreffend ist. Und er verstärkt sich dadurch, dass die Eintracht in ihren insgesamt erfolgreichen Saisons eben sehr häufig am Saisonende schwächelt.
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DonGuillermo schrieb:

Was mich persönlich sehr überrascht hat: Die vorletzte Saison unter Funkel (07/08) - die durch die Zerreißprobe Caio seinen Abschied bei uns maßgeblich vorangetrieben hat und wahrscheinlich auch der Ursprung dafür war - gehörte nicht zu diesen Saisons. In dieser Saison haben wir tatsächlich in Hin- und Rückrunde jeweils 23 Punkte geholt. Allerdings hatten wir damals nach 26 Spieltagen bereits 42 Punkte. In den restlichen acht Spielen haben wir nur noch vier Punkte geholt. Deshalb dürfte auch diese Saison für die Denkweise verantwortlich sein, dass die Eintracht immer dann am Ende der Saison einbricht, wenn man in den oberen Tabellenregionen etwas erreichen kann.


Darauf habe ich hier glaube ich auch schon 1000 mal hingewiesen, wenn hier behauptet wurde, dass man in der Saison eine schlechte Rückrunde gehabt habe (um vehemente Caio Rufe und die Forderung nach einem neuen Trainer, trotz erfolgreichster Saison seit 93/94 zu begründen).

Zwar stimmt der Einbruch am Schluss der Saison. Aber bei dem sollte man vielleicht erwähnen, dass es sich bei den Gegnern, gegen die wir in der Schlussphase der Saison verloren haben, auch um die Teams auf den Plätzen 1, 3, 5, 6 und 8 am Ende der Saison handelte, gegen die wir auch in der Hinrunde alle nicht gewonnen hatten (wenn auch mehr Unentschieden geholt).
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Mir ist bewusst, dass es in einem Forum nicht unbedingt zum guten Ton gehört, gleich mit dem ersten Post einen neuen Thread zu erstellen. Ich nehme mir diese Freiheit trotzdem mal heraus. Darüber hinaus weiß ich als langjähriger stiller Mitleser des Forums - so kann ich mich beispielsweise noch an den berühmt-berüchtigten NadW Thread erinnern - dass eigentlich Werner der Experte für Statistiken ist.

Da wir mit dem Beginn des Julis jetzt aber offiziell die alte Saison abgeschlossen und die neue Saison begonnen haben, wollte ich hier im Forum noch eine Recherche teilen, die ich vor einigen Wochen erstellt habe. Leider hat sie damals auf Twitter keine wirkliche Resonanz bekommen, obwohl ich sie gerade als Fan sehr interessant fand. Darüber hinaus ist es nach der Feier zum Vereinsjubiläum auch eine schöne Übersicht über die Bundesligahistorie der Eintracht, da fast alle besonderen Saisons Erwähnung finden.

Konkret geht es dabei um den Mythos der schlechten Rückrunde. Ich denke jeder Fan der Eintracht kennt ihn. Wenn man eine vereinsinterne Umfrage in Auftrag gäbe, würden wohl die wenigsten Fans aussagen, dass wir eine Rückrundenmannschaft sind. Auch dieses Jahr ist das Thema durch den erneuten Absturz im Saisonendspurt wieder aufgekommen. Schließlich war es jetzt schon die dritte Saison in Folge, in der wir kurz vor Ende der Saison in der Liga abgeschmiert sind.

Blick auf die vergangenen drei Saisons

In der Saison 2016/17 waren wir tatsächlich sogar die schlechteste Rückrundenmannschaft mit lediglich 13 Punkten und haben damit die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb verspielt, um die wir lange mitgespielt haben. Dem stand jedoch der Finaleinzug im DFB-Pokal gegenüber.

In der Saison 2017/18 haben wir mit lediglich vier Punkten aus den letzten sieben Spielen nur den Saisonendspurt in den Sand gesetzt. Auch das hat uns aber in der Liga die Qualifikation für den Europapokal gekostet. Am Ende haben sogar nur sechs Punkte auf die Ränge für die Champions League gefehlt. Tatsächlich war aber damals der Punktunterschied zwischen Hinrunde (26) und Rückrunde (23) nicht sehr groß. Und ich muss hier sicher niemandem erzählen, dass wir die Saison mit dem Pokalsieg und damit dem größten Vereinserfolg seit 30 Jahren beendet haben. Mache ich natürlich trotzdem gerne. Als netter Zusatzeffekt kam die Europapokalqualifikation dann noch on top.

Kommen wir nun zur abgelaufenen Saison. Auch dieses Mal gab es nach lediglich zwei Punkten aus den letzten sechs Spielen in der Liga viele enttäuschte Gesichter. Zumal eine etwaige Qualifikation für die Champions League dieses Mal nur vier Punkte entfernt lag. Nüchtern betrachtet haben wir rein punktemäßig mit jeweils 27 Punkten jedoch zwei gleichstarke Halbserien absolviert. Und auch in dieser Saison gab es neben der Liga mit dem Halbfinaleinzug in der Europa League und damit dem größten internationalen Vereinserfolg seit knapp 40 Jahren ein absolutes Highlight.

Die Saison hatte aber natürlich trotzdem einen ziemlichen Wellenverlauf. Axel Hellmann hatte es in einer der ersten Analysen nach dem Saisonende ganz gut beschrieben: Zu Saisonbeginn (fünf Punkte aus fünf Spielen plus Pokalaus) und zu Saisonende (zwei Punkte aus sechs Spielen) haben wir wie ein Absteiger gepunktet. Zwischendurch (19 Punkte aus sieben Spielen in der Hinrunde und 25 Punkten aus elf Spielen in der Rückrunde) haben wir aber auch jeweils auf dem Niveau einem Champions League Vereins beziehungsweise besser gesagt sogar eines Meisterschaftskandidats gepunktet. Wie so oft bleibt aber der letzte Eindruck hängen und zumindest das Abschneiden in der Bundesliga hatte dann für viele Fans einen bitteren Beigeschmack und erweckte eben teilweise wieder den alten Mythos der schlechten Rückrunde.

Historischer Überblick

Historisch gesehen lässt es sich nicht wirklich deutlich belegen, dass wir eine bessere Hin- als Rückrundenmannschaft sind. In 50 Bundesligasaisons haben wir 22 Mal eine bessere Hinrunde und 18 Mal eine bessere Rückrunde gespielt. Dementsprechend haben wie zehnmal in Hin- und Rückrunde dieselbe Punktzahl erreicht. Wir haben also in 44 Prozent unserer Bundesligasaisons eine bessere Hinrunde, in 36 Prozent unserer Bundesligasaisons eine bessere Rückrunde und in 20 Prozent unserer Bundesligasaisons eine gleichwertige Hin- und Rückrunde gespielt. So groß ist der Unterschied statistisch gesehen also nicht. Zumindest nicht, dass er so einen bleibenden Eindruck einer schlechten Rückrundenmannschaft prägen könnte.

Hier noch die komplette Auflistung der Saisons:

Bessere Hinrunde: 1964/65, 1966/67, 1973/74, 1978/79, 1979/80, 1981/82, 1984/85, 1986/87, 1987/88, 1989/90, 1992/93, 1993/94, 1995/96, 2000/01, 2005/06, 2008/09, 2009/10, 2010/11, 2012/13, 2014/15, 2016/17, 2017/18 / 22

Bessere Rückrunde: 1963/64, 1967/68, 1968/69, 1969/70, 1970/71, 1971/72, 1974/75, 1975/76, 1976/77, 1982/83, 1983/84, 1988/89, 1994/95, 1998/99, 1999/00, 2003/04, 2013/14, 2015/16 / 18

Punktgleiche Halbserien: 1965/66, 1972/73, 1977/78, 1980/81, 1985/86, 1990/91, 1991/92, 2006/07, 2007/08, 2018/19 / 10

Wenn man sich mit der Historie der Eintracht ein bisschen auskennt und tiefer in die Analyse geht, fallen mehrere Punkte ins Auge. Die will ich jetzt noch einmal einzeln aufschlüsseln.

Punkt 1: Der schlechte letzte Eindruck

Seit der Jahrtausendwende (also der Saison 2000/01) haben wir lediglich drei bessere Rückrunden in der Bundesliga gespielt. Dem stehen jedoch gleich neun bessere Hinrunden gegenüber. Der Eindruck, dass die Eintracht eine bessere Hinrundenmannschaft beziehungsweise eine schlechte Rückrundenmannschaft ist, könnte also maßgeblich mit den tatsächlichen Ergebnissen der letzten zwei Jahrzehnte zusammenhängen. Da haben wir statistisch gesehen in der Rückrunde tatsächlich deutlich schlechter abgeschnitten und wie weiter oben schon mal erwähnt, der letzte Eindruck bleibt meistens eben haften.

Prominente Beispiele in diesem Zeitraum sind zuallererst natürlich die Abstiegssaison unter Skibbe und Daum mit der Rückrunde der Schande. Weiterhin kann man auch die erste Bundesligasaison unter Veh aufzählen, wo wir in der Rückrunde beinahe noch die Europapokalqualifikation verspielt hätten und natürlich die beiden vollen Saisons unter Kovac, wobei in der zweiten Saison, wie oben bereits aufgeführt, nur der Endspurt wirklich schlecht war.

Was mich persönlich sehr überrascht hat: Die vorletzte Saison unter Funkel (07/08) - die durch die Zerreißprobe Caio seinen Abschied bei uns maßgeblich vorangetrieben hat und wahrscheinlich auch der Ursprung dafür war - gehörte nicht zu diesen Saisons. In dieser Saison haben wir tatsächlich in Hin- und Rückrunde jeweils 23 Punkte geholt. Allerdings hatten wir damals nach 26 Spieltagen bereits 42 Punkte. In den restlichen acht Spielen haben wir nur noch vier Punkte geholt. Deshalb dürfte auch diese Saison für die Denkweise verantwortlich sein, dass die Eintracht immer dann am Ende der Saison einbricht, wenn man in den oberen Tabellenregionen etwas erreichen kann.

Punkt 2: Starke Endspurts durch Extramotivation Abstiegskampf

Was nämlich im Gegenzug auffällig ist: So gut wie immer, wenn wir gegen den Abstieg spielen, wachsen wir in der Rückrunde und vor allem zum Saisonende über uns hinaus. Die prominentesten Beispiele für diese Beobachtung sind sowohl die drei Relegationssaisons (83/84, 88/89, 15/16) als auch die beiden Nichtabstiegswunder von 1999 und 2000.

In den Saison 1998/99 und 2015/16 war der Punkteunterschied zwischen Hin- und Rückrunde zwar nicht so groß wie in den anderen Saisons, aber dafür war jeweils der Endspurt (vier Siege aus den letzten vier Spielen 1999 und drei Siege aus den letzten vier Spielen 2016) entscheidend für den Klassenerhalt. In der Berger/Magath Saison 1999/2000 war der Unterschied am größten, als wir nach 11 Punkten in der Hinrunde unter Berger mit 30 Punkten in der Rückrunde unter Magath das drittbeste Rückrundenteam der Liga gestellt haben.

Auch die Saison 1970/71, wo wir uns mit einem Sieg in Offenbach am vorletzten Spieltag gerettet haben, ist in dieser Hinsicht nennenswert. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass das in unseren ersten knapp 20 Jahren Bundesligazugehörigkeit die einzige Saison war, an dessen Ende wir in der zweiten Tabellenhälfte standen.

Punkt 3: Spitzenmannschaft Eintracht in den ersten Jahrzehnten

Das führt auch gleich zum nächsten Punkt. In den durchaus sehr erfolgreichen 60er- und 70er-Jahren hat die Eintracht eher bessere Rück- als Hinrunden gespielt. Bis 1980 stehen neun bessere Rückrunden nur fünf besseren Hinrunden gegenüber, während drei Saisons mit gleicher Punkteausbeute in Hin- und Rückrunde notiert sind. Wie bereits erwähnt, standen wir von 1963 bis 1980 nur ein einziges Mal schlechter als Platz 9 in der Gesamtabrechnung dar und belegten in diesem Zeitraum gleich siebenmal (63/64, 66/67, 71/72, 73/74, 74/75, 76/77, 78/79) eine Top 5 Platzierung. In diesen sieben Saisons waren wir viermal in der Rück- und zweimal in der Hinrunde besser bei einer punktgleichen Saison.

Bemerkenswert ist in diesem Zeitraum auch, dass wir von 1967/68 bis 1970/71 gleich vier Saisons in Folge nach der Hinrunde in der zweiten Tabellenhälfte standen (und zwar auf den Plätzen 14, 15, 12 und 18) und am Ende nur in besagter Saison 70/71 in der unteren Hälfte landeten. Für diesen Zeitraum kann man definitiv sagen, dass die Eintracht eine Rückrundenmannschaft war.

Die bemerkenswerteste Saison in diesem Zeitraum dürfte aber natürlich jene unter Gyula Lorant sein, der die Eintracht nach dem 12. Spieltag der Saison 1976/77 auf einem Abstiegsplatz übernahm und den Rest der Saison lediglich sein ersten Spiel verlor. Am Ende schloss die Eintracht die Saison nur zwei Punkte hinter dem Meister Gladbach ab.

Punkt 4: Fehlende Steigerung im Fußball 2000

Wenn man auf die erfolgreichsten Saison in der Bundesligageschichte von Eintracht Frankfurt blickt, lässt sich diesbezüglich erst in den letzten Jahrzehnten feststellen, dass wir in den Rückrunden schlechter punkten. Besonders auffällig ist dabei natürlich die Epoche des Fußball 2000, in der wir kein einziges Mal in der Rückrunde besser gepunktet haben.

Fairerweise muss man sagen, dass wir sowohl 1990/91 als auch in der berühmt-berüchtigten Saison 1991/92 punktemäßig jeweils gleichstarke Hin- und Rückrunden gespielt haben. Wobei natürlich jedem bewusst ist, dass wir die Meisterschaft 1992 mit lediglich einem Punkt aus zwei Spielen gegen besoffene Bremer und schon so gut wie sicher abgestiegene Rostocker eben im Endspurt verspielt haben.

Erwähnenswert ist auch der Absturz in der Saison 1993/94 unter Toppmöller (Bye Bye Bayern), als wir mit neun Siegen und zwei Unentschieden aus den ersten elf Spielen einen Startrekord für die Bundesliga aufgestellt haben und Herbstmeister wurden. Oft wird der spätere Absturz ja an der Verletzung von Tony Yeboah festgemacht und tatsächlich haben wir während seiner Auszeit mal vier Spiele am Stück verloren. Yeboah hat aber ab dem 22. Spieltag wieder alle Spiele bis auf eines komplett durchgespielt und in der Rückrunde immerhin noch neun Treffer erzielt - genau so viele wie in der Hinrunde. Nur darauf ließ sich der damalige Einbruch also nicht reduzieren.

Punkt 5: Bei erfolgreicher Hinrunde bleibt eine bessere Rückrunde aus

Das lässt mich zur letzten und meiner Meinung nach auch interessantesten und schwerwiegendsten Beobachtung kommen. In den 50 Bundesligasaisons von Eintracht Frankfurt standen wir nach der Hinrunde 25 Mal in der oberen und 25 Mal in der unteren Tabellenhälfte. In den 25 Saisons, in denen wir nach der Hinrunde in der oberen Tabellenhälfte standen, haben wir lediglich drei Mal (!) in der Rückrunde besser gepunktet als in der Hinrunde. Noch erschreckender: Es war zuletzt 1975 der Fall. Die besagten drei Saisons waren nämlich 1963/64, 1971/72 und 1974/75.

Und in vielen Saisons hätte bereits ein Punkt mehr in der Rückrunde große Auswirkungen gehabt. 1992 hätte beispielsweise ein Punkt mehr in der Rückrunde wahrscheinlich für die Meisterschaft gereicht, weil wir dann am letzten Spieltag in Rostock nur ein Unentschieden benötigt hätten. Das zweite Gegentor bei dem Spiel fiel ja erst kurz vor Schluss, als wir total aufgemacht haben, um noch den Siegtreffer zu erzielen. Auch in dieser Saison hätte ein Punkt mehr beispielsweise Platz 5 statt Platz 7 und damit die direkte Qualifikation für die Euro League bedeutet.

Es lässt sich also durchaus sagen, dass die Eintracht gerade dann keine gute (oder zumindest bessere) Rückrunde spielt, wenn man über einen langen Zeitraum in der Saison relativ weit oben mitgespielt hat. Und wie gesagt, es mag vielleicht nicht nach viel aussehen, aber ein Punkt hätte genau dann häufig den Unterschied gemacht. Da bestätigt sich das Stichwort, dass die Ente am Ende kackt. Und da fällt eben brutal ins Gewicht, dass die Eintracht in all ihren erfolgreichen Saisons seit 1975 nie eine punktemäßig bessere Rückrunde gespielt hat. Dazu kommen seit 1990 nur sechs bessere Rück- bei zwölf besseren Hinrunden und wie oben schon erwähnt seit 2000 sogar nur drei bessere Rück- bei neun besseren Hinrunden. Dadurch dürfte sich eben der Eindruck von der Eintracht als schlechter Rückrundenmannschaft verfestigt haben.

Zusammenfassung

Wie die Analyse zeigt, war der Eindruck von der Eintracht als schlechter Rückrundenmannschaft nicht immer gegeben und wird gerade in den Saisons, in denen es gegen den Abstieg geht, widerlegt. In den guten Saisons, in denen die Eintracht jedoch Erfolge erreichen kann (und es ja teilweise auch getan hat), täuscht der Eindruck hingegen nicht. Zumindest wenn man nach den absoluten Zahlen geht.

Mir ist klar, dass man hier noch viel mehr ins Detail gehen könnte. Nur ein Punkt Unterschied führt in dieser Analyse eben zu einem harten Cut. So wäre die abgelaufene Saison mit nur einem Punkt mehr in der Rückrunde als Saison mit besserer Rückrunde eingeflossen, obwohl immer noch viele Fans aufgrund des insgesamt schlechten Saisonendspurts kritisch darauf geblickt und womöglich den Eindruck einer schlechten Rückrunde gehabt hätten. Darüber hinaus sind hier natürlich keine Umstände wie Verletzungen, Formschwächen, Trainerwechseln, Spielplanansetzungen, Formstärken beim Gegner und Schiedsrichterentscheidungen (Alfons B. aus K. lässt grüßen) berücksichtigt.

Insgesamt liefert die Analyse aber denke ich einen guten und aussagekräftigen Gesamtüberblick sowie einige interessante Erkenntnisse. Gesamthistorisch kann man wie gesagt nicht (zumindest nicht deutlich) sagen, dass die Eintracht eine schlechtere Rückrundenmannschaft ist. Der Mythos lässt sich aber insofern begründen, dass er eben in den letzten 30 und vor allem in den letzten 20 Jahren durchaus zutreffend ist. Und er verstärkt sich dadurch, dass die Eintracht in ihren insgesamt erfolgreichen Saisons eben sehr häufig am Saisonende schwächelt.
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Sehr interessante Ausarbeitung. Danke sehr.

Jetzt interessiert mich aber auch Dein Twitter-Account.
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Willkommen im Forum und danke für Deinen sehr starken Einstand. Es fällt vor allem auf, dass Du richtig gut schreiben kannst.
Zu diskutieren gibt es wohl nichts. Du hast das Thema vollumfänglich abgehandelt.


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