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Tote bei Transrapid-Unglück

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Heute vormittag stieß ein Wagen auf der Teststrecke im Emsland mit 200km/h gegen einen Werkstattwagen. Der Transrapid entgleiste und hängt derzeit halb von den Stelzen.

Laut neuesten Meldungen hat es unter den ca. 30 Fahrgästen Tote gegeben.

http://de.bluewin.ch/news/index.php/vermischtes/news/20060922:brd040/Tote_bei_Transrapid-Unglueck_auf_Teststrecke_im_Emsland/

Mein Beileid an die Hinterbliebenen
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Ebenfalls mein Beileid  

ich frage mich, wei kann es sein, dass bei einer so überwachten Strecke so etwas schreckliches passieren kann???
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Langsam finde ich es mehr als albern das hier jeder Tote irgendeines Unglückes in westlichen Industrieländern bejammert wird, sterben woanders tausende von Menschen kommt hier nie was.

Was hat das hier zu suchen und kann man nicht woanders heucheln?
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Manchmal übertribst Du's propain.

Natürlich ist es immer schlimm wenn Leute sterben, aber in diesem Fall geht es auch um wirtschaftliche Aspekte wie z.B. die Vermatktung des Transpapids...

Transrapid-Geschichte: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,438642,00.html

Tote bei Transrapid-Unglück: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,438640,00.html
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The_Lizard_King schrieb:
...die Vermatktung des Transpapids...
l
Ahaja...Geld vor Leben oder wie soll man das verstehen? Ich kann propain nur beipflichten.

In Ansbach ist eine Bäckerei in die Luft geflogen, aber das interessiert hier ja keinen, weil man mit der Vermarktung von Brot nicht viel verdienen kann....obwohl die Kinder in den 3. Ländern das Brot gut gebrauchen könnten und dann nicht Tag für Tag tausende sterben müßten...oder?
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propain schrieb:
Langsam finde ich es mehr als albern das hier jeder Tote irgendeines Unglückes in westlichen Industrieländern bejammert wird, sterben woanders tausende von Menschen kommt hier nie was.

Was hat das hier zu suchen und kann man nicht woanders heucheln?


Du triffst es 100%ig!!
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Schranz76 schrieb:
propain schrieb:
Langsam finde ich es mehr als albern das hier jeder Tote irgendeines Unglückes in westlichen Industrieländern bejammert wird, sterben woanders tausende von Menschen kommt hier nie was.

Was hat das hier zu suchen und kann man nicht woanders heucheln?


Du triffst es 100%ig!!



101 %
Wo kommen wir denn hin, wenn wir jedem Toten einen extra Thread widmen?
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Auch ich kann mich dem nur anschließen. Lizard, überleg doch mal, wie allein durch die Auswahl von Nachrichten eine "Normalität" erst geschaffen wird. So findet z.B., außer ab so ca. 1.000 Toten auf einmal, der ganze Kontinent Afrika in den Nachrichten praktisch nicht statt.
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Mitleid ist eben eine sehr persönliche Sache.
Manchmal frage ich mich nur, wo das Mitleid aufhört und die Statistik anfängt.
Bei einer renommierten Tageszeitung, die im Internet gerade auf ihrer ersten Seite mit Bericht und Bildern über das Transrapid-Unglück aufwartet, finde ich folgendes unter "Kurze Meldungen":
Neue Anschläge im Irak - Im Irak sind nach einem Bericht der Vereinten Nationen in den vergangenen zwei Monaten mehr Menschen als je zuvor gewaltsam zu Tode gekommen. Im Juli und August seien insgesamt 6599 Menschen getötet worden. Das seien 700 Menschen mehr als in den zwei vorangegangenen Monaten. .. Nach Einschätzung des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen für Folter, Manfred Nowak, wird im Irak derzeit möglicherweise noch schlimmer gefoltert als unter Saddam Hussein. Die Situation "sei völlig außer Kontrolle geraten".
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Also...

...natürlich ist mein Post nicht als "Geld vor Leben" zu verstehen.

Natürlich weiß ich, was propain meint. Mich regt es ja auch auf wie in den Vereinigten Staaten um jeden getöteten amerikanischen Soldaten berichtet wird, als wäre was-weiß-ich-was passiert. Dabei sterben jeden Tag viel mehr Zivilisten, die mit dem Krieg garnichts zu tun haben. Dennoch ist das Transrapid-Unglück auch eben mit wirtschaftlichen Aspekten zu betrachtren. Der Transrapid sollte sowohl in München den Franz-Josef Strauß Flughafen mit der Innenstadt verbinden. Die Investition wird sich Bayerrn nach diesem Unglück nun auch mehr als 3 Mal überlegen. Letztens erst ist in Shanghai ein Transrapit verunglückt. All das sind Faktoren, die den Transrapid als solches in ein schlechtes Licht rückenlassen und ihn auf dem Weltmarkt unattraktiv machen! Auch die ganzen arabischen Emirate werden wahrscheinlich von dem Kauf eines Transrapids abweichen.

Natürlich sind die Opfer wichtiger als die Wirtschaft, aber jedes Unglück hat wirtschaftliche Folgen, ob an der Börse oder sonst irgendwo.

Trotzdem denke ich, dass dieses Thema einen Thread wert ist.

So.

The_Lizard_King  
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propain schrieb:
Langsam finde ich es mehr als albern das hier jeder Tote irgendeines Unglückes in westlichen Industrieländern bejammert wird, sterben woanders tausende von Menschen kommt hier nie was.

Was hat das hier zu suchen und kann man nicht woanders heucheln?


Hart ausgedrueckt, aber durchaus wahr. Nur wuerde ich niemanden vorab Heuchelei unterstellen.
Aber eines ist klar: in der virtuellen Welt ist Mitleid genauso einfach und unkompliziert zu verbreiten wie die (meist) haltlosen und grossmaeuligen Drohungen von "Internet-Hooligans".
Klar ist so ein Unglueck schlimm, aber ich muss deswegen nicht mit Mitleid um mich schmeissen- aber das ist meine persoenliche Meinung. In dem Fall von der Userin Jana ist das natuerlich was anderes, war sie doch Teil der Eintracht Gemeinde.

@ Kid:

So eine "Statistik" liest sich wirklich scheusslich. Aber ist es nicht eigentlich auch eine Pflicht der Presse, die Dimensionen der Gewalt wertfrei und in ihrer Totalitaet zu zeigen?
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@SGE_77
Ob es so etwas wie eine Pflicht der Presse gibt, weiß ich nicht, ich bezweifle es eher. Ich hatte vor ein paar Jahren mal ein ergebnisloses Gespräch mit einem Fernsehreporter über den Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Während ich damals nur von "Aufgaben" und nicht von "Pflichten" sprach, fielen von einer Seite auffallend oft die Worte Quote und Unterhaltung. Mit dieser Auffassung bringt man es übrigens bis zum Fernsehmoderator...
Bei einer Zeitung darf man wahrscheinlich Quote durch Auflage ersetzen.

Es ist die unterschiedliche Art und Weise wie "Nachrichten" "verarbeitet" werden, die mich nachdenklich macht.
Ein paar tausend Tote im Monat durch Hunger oder Krieg, bekommen wir als Statistik vorgelegt.
Das "Unglück vor der Haustür" wird dagegen in bewegten Bildern zum Abendbrot serviert.

Nebenbei: Ich weiß, was du mit "wertfrei" meinst. Nur ist eine Nachricht in meinen Augen schon nicht mehr "wertfrei", wenn ich als verantwortlicher Redakteur bestimme, ob, wo und wie sie gedruckt/gezeigt wird.
Aber ich fürchte, dieser Ansatz führt die Diskussion über ihr Ziel hinaus.
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The_Lizard_King schrieb:
Trotzdem denke ich, dass dieses Thema einen Thread wert ist.

Finde ich immer noch nicht, entweder man macht das wegen jedem kleinen Unglück oder man lässt es einfach ganz. Was ist mit dem LKW der gestern in ein Stauende gerast ist, 2 Tote, will da keiner sein Beileid ausdrücken? Das ist sogar ein Toter mehr, aber es war halt kein Transrapid, also nicht so spektakulär für die Gafferpresse.
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Okay propain, dann ist wohl kein Thema einen Fred wert.

Die Bedeutung setzt jeder für sich selber, dann können politische/wirtschftliche Diskussionen hier wohl nicht stattfinden!
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Die Tragik beim Transrapid ist aus meienr Sicht nach eher der blinde Technik-Glauben. Der Transrapid, hat wie jeder andere Zug über einen Führerstand verfügt, aber man mußte aus blindem Technologieglauben und-hörigkeit den Transrapid fernsteuern. Warum?   Es ist wohl ein genauso blindes Vertrauen an die Technik, sowie bei der Titanic, die als unsinkbar galt. Man kann aber keine Technik absolut fehlerfrei erschaffen.

Ein Lokführer hätte das Unglüch vermutlich auch nicht verhindern können, es zeigt aber auf schreckliche Weise, das man sich nicht auf die Technik verlassen soll. Es ist schade um jeden Menschen, der stirbt egal wie. Es gibt keinen Tod von Menschen erster und zweiter Klasse. Vielelicht war es Schicksal.

Ich bin selbst noch am 02. August diesen Jahres in der TVE Transrapid Versuchsanlage Emsland gewesen und mit dem Transrapid gefahren. (Das Exemplar das jetzt verunglückt ist. ) Bei einer Werkstatt-Besichtigung bekamen wir auch das "Werkstattfahrzeug" zu sehen.  Das Fahrzeug war eine  Art Generatorwagen, der den Transrapid hätte aufladen sollen, wenn der Transrapid auf freier Strecke liegen geblieben wäre.  Der Werksttwagen wog ca. 80 Tonnen, der Transrapid wog 120 Tonnen. Welche Kräfte da wirken,wenn der 120 Tonnen schwere und 200 Km schnelle Transrapid auf den 80 Tonnen schweren Generatorwagen auftrifft, kann sich jeder ausmalen.

Bei dieser Führung bekamen wir auch den Leitstand zu sehen. Die Strecke wäre komplett überwacht und es könnten eigentlich keine Züge miteinander kollidieren. Es gab für alle Streckenbereiche Kameras und Computerüberwachung. Die Leute dort schienen von ihrem System überzeugt und auch ich glaubte an die Sicherheit des Transrapid.  Bis Heute.

Vermutlich dürfte es das Aus für den transrapid bedeuten, der Transrapid wird in die Geschichte eingehen als Technikspielerei, als unrealisierbare Vision. Wie z.B. in den 60ern Jahren der Glaube, das Menschen auf dem Mond wohnen könnte.


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