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Quo vadis Adlerträgerinnen / Quo vadis Frauenfußball

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Ich habe den Titel dieses Threads recht weitläufig gefasst, um hier eventuell die Themen zu diskutieren, die die Ausrichtung und Entwicklung des Frauenfußballs bei der Eintracht und auch generell betreffen.
Bisher aufkommende Diskussionen (auch wenn sie eher spärlich waren) wurden zumeist in den einzelnen Spieltagsthreads geführt, in denen sie entstanden sind, sind dann aber schnell im Sande verlaufen bzw waren schwer dann später wieder "auffindbar". Ich denke, einen Versuch ist es wert, diese Dinge hier etwas zu sammeln.

Beginnen möchte ich anlässlich des gestrigen Protests der Fangruppe bei den Frauen gegen den zunehmenden Umzug von Spielen ins Waldstadion.

Wie schon im Spieltagsthread geschrieben wurde zu Spielbeginn von der Fangruppe "Nutriabande" ein Banner gezeigt, dass folgende Aufschrift trug:
"Wer nur auf Zahlen achtet, kann mit uns nicht zu rechnen!"

Parallel dazu wurde (zumindest auf der Stehplatztribüne) von ihnen ein Flyer verteilt, der nähere Gründe für die Protestaktion anführte. Da hier keine Bilder eingefügt werden können kopiere ich den Text des Flugblattes einfach mal hier rein:

Zitat Flyer der Fangruppe Nutriabande:

Warum wir Spiele der Frauen im Waldstadion ablehnen

Unsere Hintergründe
Die Nutria Bande gründete sich 2018 als Fangruppe des 1. FFC Frankfurt. Unsere Heimspiele fanden immer im Stadion am Brentanobad in Rödelheim statt. Obwohl viele von uns schon damals Fans der Eintracht waren und bis heute Dauerkarten in der Nordwestkurve besitzen, schätzten wir die Atmosphäre und Kultur am Brentanobad sehr, die sich von der beim Männerfußball stark unterscheidet.

2020 wurde unser Verein dann, ohne nach der Meinung der Fans zu fragen, mit der SGE fusioniert. Die Nutriabande traf damals die Entscheidung, das Team trotz des „Vereinswechsels“ weiter zu supporten. Seitdem unterstützen wir das Frauenteam der SGE bei jedem Spiel, zuhause und auswärts, in ganz Deutschland und Europa. Dabei tragen wir die Farben unseres FFC weiter und mischen sie mit dem rot, schwarz, weiß, der Eintracht.

Die „Highlightspiele“
Die Eintracht entscheidet sich seit letzter Saison dazu, regelmäßig Spiele im Waldstadion stattfinden zu lassen und erhofft sich damit einen Zuwachs der SGE-Fans, die sich auch mal ab und zu Spiele der Frauen anschauen wollen. Man freut sich über Zuschauerrekorde wie gegen Bayern und Barcelona, aber was bringt das wirklich?

Das Stadion am Brentanobad hat eine Kapazität von 5.560, aber meistens kommen etwas 2000. Ausverkauft war es in den letzten Jahren nie! Auch die Highlightspiele haben daran nichts geändert und werden das auch in Zukunft nicht. Wir halten nichts davon, Rekorden hinterherzujagen und finden organisches Wachstum viel wichtiger.

Das Stadion ist für eine ordentliche Stimmung in unserer Liga viel zu groß:
Wenn 3.000 Leute zum Brentanobad kommen, ist es ein Hexenkessel. Wenn 6.000 Leute ins Waldstadion kommen, ist es ein gefühltes Geisterspiel. Warum nicht einfach erstmal versuchen, das Stadion am Brentanobad vollzumachen? Bei den internationalen Spielen im Waldstadion kamen durchschnittlich nur 10.000 Menschen, dementsprechend war auch die Stimmung. Ein CL-Spiel im ausverkauften Brenti würde sehr viel mehr Spaß machen.

Der Eintracht-Vorstand möchte natürlich möglichst viele zahlende Kund*innen und kümmert sich nicht um Stimmung oder Fußballkultur.

Die unterschiedliche Fußballkultur
Wie gesagt, stehen einige von uns auch regelmäßig bei Spielen der Eintracht-Männer in der NWK und fahren auswärts mit. Wir haben viel Respekt vor der Kurve.

Aber in unserer Liga ist eine völlig andere Stimmung. Unsere Fußballkultur ist geprägt von Unterstützung statt Auspfeifen, Respekt statt Beleidigung, Gelassenheit statt Gewalt. In diese Art von Fußball haben wir uns vor vielen Jahren verliebt. Und wir merken, wie sie uns durch das Streben nach Rekorden von der Vereinsführung
weggenommen wird.

Unsere Erfahrungen zeigen: Mit diesen Spielen im Waldstadion bringt man nicht
unsere Kultur ins Waldstadion, sondern die Männerkultur zu unseren Spielen.

Sexistische Beleidigungen gegen Spielerinnen sind bei diesen Spielen
absurderweise normal. Wir wollen dieses Verhalten nicht bei unseren Spielen und
stellen uns klar dagegen.

Als einzelne Gruppe können und wollen wir die Menge an Leuten aber nicht
reglementieren. Das unnatürliche Wachstum der Zuschauer*innenzahlen macht das
einfach unmöglich.

Probleme und Lösungen für die Zukunft?
Zugegeben, in der fortgeschrittenen Professionalisierung der Liga ist die Infrastruktur
unseres Stadions am Brentanobad nicht mehr zeitgemäß. Vor allem den
Spielerinnen wünschen wir eine Verbesserung von Ausrüstung, Umkleiden und
Lagerräumen.

In die Überlegungen des Vorstands haben wir leider wenig Einblick. Möglichkeiten
wie der Ausbau der Infrastruktur am Brentanobad, Bau eines eigenen kleinen
Stadions, ein Umzug zum Bornheimer Hang, oder andere Stadien stehen im Raum,
scheinen aber (momentan) alle zu scheitern.

Wir wünschen uns einen Ausbau der Infrastruktur am Stadion am Brentanobad, um
den Spielbetrieb dort auch langfristig attraktiv zu machen.

Uns ist klar, dass wir keinen echten Einfluss auf die Entscheidungen des Vorstands
haben. Die Professionalisierung unserer Liga ist im kapitalistischen System
untrennbar mit der Überkommerzialisierung verknüpft, worunter unsere wunderbare
Fankultur leiden muss.

GEGEN DEN MODERNEN FUSSBALL. NUTRIABANDE 2024

Zitatende
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Ich wage mal einen Anfang.

Sie haben sicherlich in einigen Dingen recht, allerdings klingt vieles nach: "ich, ich, ich bzw uns, uns, uns"  Ich habe nirgends etwas gelesen, was vielleicht die Spielerinnen wollen, denn um die geht es ja hauptsächlich.
Ja ein ausverkauftes Brentanobadstadion hat sicherlich was, aber haben die dort dafür auch die passende Infrastruktur? Das fängt doch schon mit den Parkplätzen an und hört irgendwo bei den Verpflegungsständen auf.
Ich kenne die Umkleidekabinen im Waldstadion nicht, allerdings die im Brentanobad, da meine Tochter schon zu FFC Zeit dort regelmäßig bei den Fußballcamps teilgenommen hat und das sind sicherlich große Unterschiede.

Die Nutria-Bande "beschwert" sich, dass die Vereine fusioniert haben ohne, dass sie - die Fans gefragt worden. Wird denn davon ausgegangen, dass der 1.FFC auch da steht, wo die Eintracht Frauen inzwischen stehen? Ich denke mal nicht, dass dem so wäre.

Wenn sie gegen den modernen Fußball sind, dann müssen sie sich vielleicht von der Frauen-Bundesliga verabschieden, denn auch da kommt immer mehr die Professionalität und Kommerz zum Zug. Die Mädels wollen da ja auch etwas Geld verdienen, von dem sie leben können.

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Ich habe den Titel dieses Threads recht weitläufig gefasst, um hier eventuell die Themen zu diskutieren, die die Ausrichtung und Entwicklung des Frauenfußballs bei der Eintracht und auch generell betreffen.
Bisher aufkommende Diskussionen (auch wenn sie eher spärlich waren) wurden zumeist in den einzelnen Spieltagsthreads geführt, in denen sie entstanden sind, sind dann aber schnell im Sande verlaufen bzw waren schwer dann später wieder "auffindbar". Ich denke, einen Versuch ist es wert, diese Dinge hier etwas zu sammeln.

Beginnen möchte ich anlässlich des gestrigen Protests der Fangruppe bei den Frauen gegen den zunehmenden Umzug von Spielen ins Waldstadion.

Wie schon im Spieltagsthread geschrieben wurde zu Spielbeginn von der Fangruppe "Nutriabande" ein Banner gezeigt, dass folgende Aufschrift trug:
"Wer nur auf Zahlen achtet, kann mit uns nicht zu rechnen!"

Parallel dazu wurde (zumindest auf der Stehplatztribüne) von ihnen ein Flyer verteilt, der nähere Gründe für die Protestaktion anführte. Da hier keine Bilder eingefügt werden können kopiere ich den Text des Flugblattes einfach mal hier rein:

Zitat Flyer der Fangruppe Nutriabande:

Warum wir Spiele der Frauen im Waldstadion ablehnen

Unsere Hintergründe
Die Nutria Bande gründete sich 2018 als Fangruppe des 1. FFC Frankfurt. Unsere Heimspiele fanden immer im Stadion am Brentanobad in Rödelheim statt. Obwohl viele von uns schon damals Fans der Eintracht waren und bis heute Dauerkarten in der Nordwestkurve besitzen, schätzten wir die Atmosphäre und Kultur am Brentanobad sehr, die sich von der beim Männerfußball stark unterscheidet.

2020 wurde unser Verein dann, ohne nach der Meinung der Fans zu fragen, mit der SGE fusioniert. Die Nutriabande traf damals die Entscheidung, das Team trotz des „Vereinswechsels“ weiter zu supporten. Seitdem unterstützen wir das Frauenteam der SGE bei jedem Spiel, zuhause und auswärts, in ganz Deutschland und Europa. Dabei tragen wir die Farben unseres FFC weiter und mischen sie mit dem rot, schwarz, weiß, der Eintracht.

Die „Highlightspiele“
Die Eintracht entscheidet sich seit letzter Saison dazu, regelmäßig Spiele im Waldstadion stattfinden zu lassen und erhofft sich damit einen Zuwachs der SGE-Fans, die sich auch mal ab und zu Spiele der Frauen anschauen wollen. Man freut sich über Zuschauerrekorde wie gegen Bayern und Barcelona, aber was bringt das wirklich?

Das Stadion am Brentanobad hat eine Kapazität von 5.560, aber meistens kommen etwas 2000. Ausverkauft war es in den letzten Jahren nie! Auch die Highlightspiele haben daran nichts geändert und werden das auch in Zukunft nicht. Wir halten nichts davon, Rekorden hinterherzujagen und finden organisches Wachstum viel wichtiger.

Das Stadion ist für eine ordentliche Stimmung in unserer Liga viel zu groß:
Wenn 3.000 Leute zum Brentanobad kommen, ist es ein Hexenkessel. Wenn 6.000 Leute ins Waldstadion kommen, ist es ein gefühltes Geisterspiel. Warum nicht einfach erstmal versuchen, das Stadion am Brentanobad vollzumachen? Bei den internationalen Spielen im Waldstadion kamen durchschnittlich nur 10.000 Menschen, dementsprechend war auch die Stimmung. Ein CL-Spiel im ausverkauften Brenti würde sehr viel mehr Spaß machen.

Der Eintracht-Vorstand möchte natürlich möglichst viele zahlende Kund*innen und kümmert sich nicht um Stimmung oder Fußballkultur.

Die unterschiedliche Fußballkultur
Wie gesagt, stehen einige von uns auch regelmäßig bei Spielen der Eintracht-Männer in der NWK und fahren auswärts mit. Wir haben viel Respekt vor der Kurve.

Aber in unserer Liga ist eine völlig andere Stimmung. Unsere Fußballkultur ist geprägt von Unterstützung statt Auspfeifen, Respekt statt Beleidigung, Gelassenheit statt Gewalt. In diese Art von Fußball haben wir uns vor vielen Jahren verliebt. Und wir merken, wie sie uns durch das Streben nach Rekorden von der Vereinsführung
weggenommen wird.

Unsere Erfahrungen zeigen: Mit diesen Spielen im Waldstadion bringt man nicht
unsere Kultur ins Waldstadion, sondern die Männerkultur zu unseren Spielen.

Sexistische Beleidigungen gegen Spielerinnen sind bei diesen Spielen
absurderweise normal. Wir wollen dieses Verhalten nicht bei unseren Spielen und
stellen uns klar dagegen.

Als einzelne Gruppe können und wollen wir die Menge an Leuten aber nicht
reglementieren. Das unnatürliche Wachstum der Zuschauer*innenzahlen macht das
einfach unmöglich.

Probleme und Lösungen für die Zukunft?
Zugegeben, in der fortgeschrittenen Professionalisierung der Liga ist die Infrastruktur
unseres Stadions am Brentanobad nicht mehr zeitgemäß. Vor allem den
Spielerinnen wünschen wir eine Verbesserung von Ausrüstung, Umkleiden und
Lagerräumen.

In die Überlegungen des Vorstands haben wir leider wenig Einblick. Möglichkeiten
wie der Ausbau der Infrastruktur am Brentanobad, Bau eines eigenen kleinen
Stadions, ein Umzug zum Bornheimer Hang, oder andere Stadien stehen im Raum,
scheinen aber (momentan) alle zu scheitern.

Wir wünschen uns einen Ausbau der Infrastruktur am Stadion am Brentanobad, um
den Spielbetrieb dort auch langfristig attraktiv zu machen.

Uns ist klar, dass wir keinen echten Einfluss auf die Entscheidungen des Vorstands
haben. Die Professionalisierung unserer Liga ist im kapitalistischen System
untrennbar mit der Überkommerzialisierung verknüpft, worunter unsere wunderbare
Fankultur leiden muss.

GEGEN DEN MODERNEN FUSSBALL. NUTRIABANDE 2024

Zitatende
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Danke fürs Reinkopieren und zur Diskussion stellen, mmammu.

Ich habe gestern auf der Haupttribüne keinen Flyer bekommen. Lese es mir heute abend nochmal in Ruhe durch. Beim ersten Drüberfliegen erscheint es mir an manchen Stellen vielleicht etwas polemisch.

Aber nur um das jetzt schonmal klarzustellen: Ich bin auch ein großer Fan des "Brentano"! Eine einzigartige Atmosphäre dort. Aber ich denke, zu sehr großen und wichtigen Anlässen (Europa) kann man bzw. frau auch mal ins Waldstadion ausweichen.
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Ich wage mal einen Anfang.

Sie haben sicherlich in einigen Dingen recht, allerdings klingt vieles nach: "ich, ich, ich bzw uns, uns, uns"  Ich habe nirgends etwas gelesen, was vielleicht die Spielerinnen wollen, denn um die geht es ja hauptsächlich.
Ja ein ausverkauftes Brentanobadstadion hat sicherlich was, aber haben die dort dafür auch die passende Infrastruktur? Das fängt doch schon mit den Parkplätzen an und hört irgendwo bei den Verpflegungsständen auf.
Ich kenne die Umkleidekabinen im Waldstadion nicht, allerdings die im Brentanobad, da meine Tochter schon zu FFC Zeit dort regelmäßig bei den Fußballcamps teilgenommen hat und das sind sicherlich große Unterschiede.

Die Nutria-Bande "beschwert" sich, dass die Vereine fusioniert haben ohne, dass sie - die Fans gefragt worden. Wird denn davon ausgegangen, dass der 1.FFC auch da steht, wo die Eintracht Frauen inzwischen stehen? Ich denke mal nicht, dass dem so wäre.

Wenn sie gegen den modernen Fußball sind, dann müssen sie sich vielleicht von der Frauen-Bundesliga verabschieden, denn auch da kommt immer mehr die Professionalität und Kommerz zum Zug. Die Mädels wollen da ja auch etwas Geld verdienen, von dem sie leben können.

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Bevor das jetzt zu negativ rüberkommt, ich mag das Stadion am Brentanobad auch und mein voriges "Geschreibsel" soll auch bitte nicht als Bashing verstanden werden.
Wir gesagt, die Spielerinnen finden es auch toll, wenn sie hin und wieder die Möglichkeit haben, im großen Stadion spielen zu dürfen.
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Was ist eigentlich unmodemer Fußball?
Bier,Bratwurst , 500 Euro Aufwandsentschädigung pro Monat für die Spielerinnen?
Oder glauben die ernsthaft Frauenfussball als Profisport lässt sich auf Dauer mit 2000 Leuten am Brentanobad finanzieren?
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Danke fürs Reinkopieren und zur Diskussion stellen, mmammu.

Ich habe gestern auf der Haupttribüne keinen Flyer bekommen. Lese es mir heute abend nochmal in Ruhe durch. Beim ersten Drüberfliegen erscheint es mir an manchen Stellen vielleicht etwas polemisch.

Aber nur um das jetzt schonmal klarzustellen: Ich bin auch ein großer Fan des "Brentano"! Eine einzigartige Atmosphäre dort. Aber ich denke, zu sehr großen und wichtigen Anlässen (Europa) kann man bzw. frau auch mal ins Waldstadion ausweichen.
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Fantastisch schrieb:

Danke fürs Reinkopieren und zur Diskussion stellen, mmammu.

Gerne, wir hatten ja gestern schon kurz drüber gesprochen und ich habe angekündigt das hier einzustellen. Da wollte ich auch micht zu lange mit warten und natürlich werde ich auch noch meine Gedanken dazu kundtun, bin allerdings wegen einer Krankheitswelle auf der Wache gerade mit mehreren 12-Stunden Diensten am Stück geplant und muss schauen, wie ich dazu komme. So zwischen Tür und Angel möchte ich das dann auch nicht machen.

@Salecha: Vielen Dank für deine Ausführungen dazu. Und alles gut, da versteht man nichts als Bashing!
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Ich habe letztens ein Interview mit Axel Hellmann in der FR gelesen, da sind auch einige der Themen, die die Nutrias ansprechen, dabei:

https://www.fr.de/eintracht-frankfurt/geld-eintracht-boss-hellmann-man-verdient-im-frauenfussball-mit-der-champions-league-kein-92804411.html

Auf der einen Seite finde ich es gut, den Frauen eine größere Bühne zu geben. Im Waldstadion. Auf der anderen Seite ist das erstens wohl wirtschaftlich ein Verlustgeschäft, was ich mir schon dachte (Hellmann sagt, man ist bei 15.000 Zuschauern am Break Even Point und die wurden international meines Wissens gar nicht mal erreicht) und zweitens, da bin ich ganz bei den Nutrias: eine Stimmung kommt nicht so wirklich auf. Wobei sie sich da auch mal an die eigene Nase fassen können, denn mit ihrem gewählten Platz im Eckchen am äußersten Rand der NWK, passiert auch nichts in Sachen Stimmung.

Ich glaube, es ist so eine Art Gratwanderung, wenn man auf der einen Seite den Frauenfußball professioneller machen will, das ist auch von allen Seiten gewollt, aber auf der anderen Seite die Besonderheiten des Frauenfußballs bewahren möchte.

Ich persönlich gehe gern ins Stadion am Brentanobad. Wie da über 5000 Zuschauer reinpassen, kann ich mir irgendwie kaum vorstellen. Dafür scheint es mir gar nicht angelegt. Und die Infrastruktur tatsächlich halt auch nicht.

Ich dachte auch jedes Mal bei der Fahrt ins Waldstadion, dass das Stadion am Bornheimer Hang irgendwie geeigneter wäre von der Größe. Vielleicht sollte da mal genauer drüber nachgedacht werden und Gespräche geführt werden mit der Stadt. Irgendwie kann man es sicher auch hinkriegen, dass dort ein "Eintracht Frankfurt" Gefühl entsteht.

Ansonsten finde ich den letzten Absatz in dem Flyer schon ein bisschen drüber:

Die Professionalisierung unserer Liga ist im kapitalistischen System
untrennbar mit der Überkommerzialisierung verknüpft, worunter unsere wunderbare
Fankultur leiden muss.
GEGEN DEN MODERNEN FUSSBALL. NUTRIABANDE 2024


Ich verstehe, was sie meinen. Aber es ist sicher nicht alles schlecht an der Professionalisierung, man frage mal die Spielerinnen. Ich denke, die sind froh über mehr Sichtbarkeit und eine bessere Bezahlung.
Es muss eben ein Weg gefunden werden, der dem Frauenfußball gerecht wird. Und ich glaube schon, dass Eintracht Frankfurt daran arbeitet. Ohne die Fusion wäre der FFC im Niemandsland verschwunden. Das ist halt leider so.

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Ich habe letztens ein Interview mit Axel Hellmann in der FR gelesen, da sind auch einige der Themen, die die Nutrias ansprechen, dabei:

https://www.fr.de/eintracht-frankfurt/geld-eintracht-boss-hellmann-man-verdient-im-frauenfussball-mit-der-champions-league-kein-92804411.html

Auf der einen Seite finde ich es gut, den Frauen eine größere Bühne zu geben. Im Waldstadion. Auf der anderen Seite ist das erstens wohl wirtschaftlich ein Verlustgeschäft, was ich mir schon dachte (Hellmann sagt, man ist bei 15.000 Zuschauern am Break Even Point und die wurden international meines Wissens gar nicht mal erreicht) und zweitens, da bin ich ganz bei den Nutrias: eine Stimmung kommt nicht so wirklich auf. Wobei sie sich da auch mal an die eigene Nase fassen können, denn mit ihrem gewählten Platz im Eckchen am äußersten Rand der NWK, passiert auch nichts in Sachen Stimmung.

Ich glaube, es ist so eine Art Gratwanderung, wenn man auf der einen Seite den Frauenfußball professioneller machen will, das ist auch von allen Seiten gewollt, aber auf der anderen Seite die Besonderheiten des Frauenfußballs bewahren möchte.

Ich persönlich gehe gern ins Stadion am Brentanobad. Wie da über 5000 Zuschauer reinpassen, kann ich mir irgendwie kaum vorstellen. Dafür scheint es mir gar nicht angelegt. Und die Infrastruktur tatsächlich halt auch nicht.

Ich dachte auch jedes Mal bei der Fahrt ins Waldstadion, dass das Stadion am Bornheimer Hang irgendwie geeigneter wäre von der Größe. Vielleicht sollte da mal genauer drüber nachgedacht werden und Gespräche geführt werden mit der Stadt. Irgendwie kann man es sicher auch hinkriegen, dass dort ein "Eintracht Frankfurt" Gefühl entsteht.

Ansonsten finde ich den letzten Absatz in dem Flyer schon ein bisschen drüber:

Die Professionalisierung unserer Liga ist im kapitalistischen System
untrennbar mit der Überkommerzialisierung verknüpft, worunter unsere wunderbare
Fankultur leiden muss.
GEGEN DEN MODERNEN FUSSBALL. NUTRIABANDE 2024


Ich verstehe, was sie meinen. Aber es ist sicher nicht alles schlecht an der Professionalisierung, man frage mal die Spielerinnen. Ich denke, die sind froh über mehr Sichtbarkeit und eine bessere Bezahlung.
Es muss eben ein Weg gefunden werden, der dem Frauenfußball gerecht wird. Und ich glaube schon, dass Eintracht Frankfurt daran arbeitet. Ohne die Fusion wäre der FFC im Niemandsland verschwunden. Das ist halt leider so.

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complice schrieb:

(Hellmann sagt, man ist bei 15.000 Zuschauern am Break Even Point und die wurden international meines Wissens gar nicht mal erreicht)

Gegen Barca waren es 16.100, bei den anderen Spielen lag es deutlich darunter.
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Schwieriges Thema, was aber früher oder später aufkommen musste.

Ich erlaube mir kein Urteil, da ich wohnortbedingt viel zu weit entfernt bin von der aktiven Frauen-Fanzszene.
Finde den Aufruf aber in vielen Teilen viel zu "Ich"-bezogen. Das typische Gehabe wenn Fanszenen sich über den Verein stellen (wollen) und wichtiger nehmen als den Verein.
Auch wenn ich teile des Aufrufs durchaus nachvollziehen kann.

Letztlich kann man aber natürlich in der "Tradition" verhaften bleiben, oder man springt über seinen Schatten und schaut sich einmal an, wo die Frauen-Traditionsvereine geblieben sind. Bis auf Essen alle aus der Bundesliga verschwunden. Wie schnell es gehen kann,. hat man letztes Jahr an Potsdam gesehen. Die Professionalisierung und Integrierung in die Profiklubs der Herren, ist meiner Meinung nach, der einzig richtige Schritt um weiterhin bestehen zu bleiben.

Das Waldstadion, ja aus wirtschaftlicher Sicht ist das sicher ein Verlustgeschäft Frauenspiele hin und wieder dorthin zu verlagern. Auf der anderen Seite, finde ich ist das auch eine Chance und ein Argument neue Spielerinnen unter Vertrag zu nehmen. Die Aussicht auch mal im "großen" Stadion zu spielen, ist sicher kein Argument gegen einen Wechsel zur Eintracht.
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complice schrieb:

(Hellmann sagt, man ist bei 15.000 Zuschauern am Break Even Point und die wurden international meines Wissens gar nicht mal erreicht)

Gegen Barca waren es 16.100, bei den anderen Spielen lag es deutlich darunter.
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Man muss sicherlich da aber auch noch den Termin bedenken. I.d.R kommen ja zu den Frauen auch viele Familien mit Kindern, oder auch Jugendmannschaften. Da ist ein Spiel unter der Woche um 21 Uhr ungünstig.
Stimmung im großen Stadion mit wenig Zuschauern ist sicherlich schwer zu machen, obwohl es ja auch gegen Rosegarden Versuche gab.
Will die Nutriabande denn als Anführer für die Stimmung fungieren? Dann ist deren Platz dort oben in der Ecke mit auch noch relativ wenig Leuten nicht so gut.
Und wie schon von anderen erwähnt, über 5000 Zuschauer im Brentanobad wäre sicherlich sehr kuschelig.
Das FSV Stadion wäre sicherlich eine Alternative. Ich glaub da haben die Frauen zur FFC Zeiten auch mal internat. Spiele durchgeführt.
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Dann hier mal paar Gedanken von mir zu dem verteilten Flyer:

Den Text habe ich aus Zeitgründen auf mehreren Etappen über mehrere Tage verfasst und hoffe er ist abschließend nicht zu unverständlich oder chaotisch geworden.

Ich denke unstrittig ist, dass sachlicher Protest immer erlaubt sein muss, erst recht, wenn er dazu noch mit Argumenten begründet wird, komplett unabhängig davon, welche Ansichten man selbst zum Thema hat.

Auf der einen Seite bin ich selbst schon auch ein kleiner Nostalgiker und großer Fan vom Stadion am Brentanobad und den Spielen unserer Frauen dort. Daher kann ich viele der Ansichten der Nutriabande zumindest nachvollziehen.

Auf der anderen Seite aber bin ich auch Realist und sehe, dass die zunehmende Professionalisierung im Frauenfußball nicht mehr aufzuhalten und auch notwendig ist, um den Spielerinnen gerecht zu werden.

Ein erstes „na ja“ hat mir dann der Satz „2020 wurde unser Verein dann, ohne nach der Meinung der Fans zu fragen, mit der SGE fusioniert“ entlockt. Man hat da ja wohl nicht ernsthaft eine Fanbefragung erwartet, von der man dann diese weitreichende Entscheidung abhängig macht? Abgesehen davon, sehe ich die Entscheidung zur Fusion auch von Seiten des FFC damals als alternativlos an, um weiter erfolgreich zu bleiben und im Spiel der Großen mitzuspielen. Ich gehe fest davon aus, dass in ein paar Jahren bei den Frauen die gleichen Vereine in der Bundesliga erfolgreich vertreten sein werden, wie bei den Männern. Bei der Professionalisierung kannst du letztendlich nur mit der nötigen Kohle mithalten.

Die einen fusionieren und integrieren einen früher erfolgreichen Frauenfußballverein, so wie z.B. die Eintracht oder der 1. FC Köln (FFC Brauweiler) oder Bayer Leverkusen (SSG Bergisch-Gladbach) und spielen gleich in den oberen Ligen mit, andere gründen eine neue Abteilung, fangen in der unteren Klasse an, aber können aufgrund des finanziellen Backgrounds ohne Probleme so viel investieren, dass die Aufstiege nur reine Formsache sind, z.B. der BVB oder S04.

Es tut mir leid für Vereine wie Turbine Potsdam letzte Saison, den SC Sand die Saison davor oder auch, wie ich befürchte, die SGS Essen in der Zukunft. Diese Vereine haben sehr viel für den Frauenfußball getan und werden aber nach und nach von der großen Bildfläche verschwinden. Um zu fusionieren, braucht es halt den richtigen Partner in näherer Umgebung und da hatte der FFC Frankfurt Glück mit der Eintracht.

Beim Thema „Highlightspiele“ wird gefragt, was diese wirklich bringen. Egal wie man dazu steht, bringen sie vor allem Sichtbarkeit. Sichtbarkeit, die notwendig ist, um den Frauenfußball voranzubringen. Sichtbarkeit aufgrund der mit den „Highlightspielen“ einhergehenden Werbekampagnen und oftmals auch Übertragungen im frei empfangbaren (ÖR-)Fernsehen.

Aber andererseits bleiben „Highlightspiele“ auch nur dann „Highlightspiele“, wenn sie nicht zur Gewohnheit werden und zehnmal im Jahr stattfinden. Unpassend finde ich dazu auch, wenn diese Spiele rein mit der Jagd nach einem neuen Zuschauerrekord beworben werden, so wie unser Spiel beim 1. FC Köln vergangene Saison, das fand ich extrem nervig. Allerdings finde ich, wurde das bei unseren Heimspielen tatsächlich nicht als Aufhänger benutzt. Lediglich beim ersten Auftritt im Waldstadion zum Eröffnungsspiel der letzten Saison gegen die Bayern habe ich das werbetechnisch in Erinnerung.

Ich habe hier mal einen Überblick zusammengestellt, wie die Zuschauerzahlen bei den Spielen unserer Frauen im Waldstadion im Einzelnen aussahen:

Saison 2022/23:
16.9.22 BL 1. Spieltag gegen Bayern München 23200 Zuschauer
14.5.23 BL 20. Spieltag gegen VfL Wolfsburg 17800 Zuschauer

Saison 2023/24:
9.9.23 CL Qualiturnier Finale gegen Juve 6100 Zuschauer
1.10.23 BL 2. Spieltag gegen VfL Wolfsburg 13500 Zuschauer
22.11.23 CL 2. Spieltag gegen FC Barcelona 16100 Zuschauer
21.12.23 CL 4. Spieltag gegen Benfica 10200 Zuschauer
30.1.24 CL 6. Spieltag FC Rosengård 5100 Zuschauer

Bei unseren CL-Gruppenspielen hatten wir einen Schnitt von knapp 10500 Zuschauern, nimmt man das Spiel gegen Juve mit rein sind wir bei 9375 Zuschauern.

Bei den Bundesligaspielen im Waldstadion sind wir saisonübergreifend bei knapp 18200 Zuschauern, ein guter Wert, wobei auch da die Tendenz aber eher abnehmend war.

Bei allem Vorantreiben und Professionalisierung halte ich allerdings das natürliche langsame Wachsen der Strukturen für elementar. Dazu gibt es ja durchaus unterschiedliche Ansichten, aber obwohl ich sehr wohl den Wunsch nach Spielen in großen Stadien vor großem Publikum nachvollziehen kann, so wie das einige mit der Brechstange auf allen Ebenen umsetzen wollen, halte ich nicht für zielführend. Klar kann man auch mal bei einem gehypten Event 20000-25000 Zuschauer ins Stadion bekommen, aber der generelle Zuschauerschnitt wird deshalb nicht von jetzt auf gleich in den fünfstelligen Bereich springen.

Aber entscheidend ist, dass der Zuschauerschnitt insgesamt wächst, dass der Frauenfußball weiter ins Bewusstsein gerückt ist und sichtbarer geworden ist. Darauf lässt sich aufbauen, die Entwicklung nimmt Fahrt auf und jetzt ist es wichtig eine fundierte Basis zu schaffen, um zukünftig eine gute und erfolgreiche Rolle zu spielen.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es auch für die Spielerinnen ein Erlebnis ist, im gut gefüllten Waldstadion zu spielen, dass es aber sonderlich motivierend ist, immer im großen, aber leeren Stadion zu spielen, glaube ich beim besten Willen nicht. Ich habe das live erlebt beim Auswärtsspiel unserer Frauen in Nürnberg, die Cluberinnen spielen seit dem Aufstieg immer im Max-Morlock-Stadion. Das große leere Rund während des Spiels empfand ich ehrlich gesagt ziemlich befremdlich. Ähnlich geht’s mir, wenn ich Spiele des SC Freiburg, der SGS Essen oder des MSV Duisburg im Fernsehen sehe, die auch alle generell im großen Stadion vor nahezu leeren Rängen spielen.

Natürlich ist das eine besondere Atmosphäre, wenn das große Stadion einigermaßen voll ist und Stimmung gemacht wird, das pusht das Team sicher nochmal ordentlich. Es steht und fällt aber halt mit der Masse. Wenn sich nur ein paar tausend Zuschauer im großen Rund verlieren, wären die im picke packe vollen Stadion am Brentanobad natürlich besser aufgehoben und es wäre eher ein Hexenkessel, der pusht.

Der Rekordbesuch im Stadion am Brentanobad, den ich bisher selbst erlebte, war am letzten Spieltag der Saison 2021/22. Mit einem Sieg gegen Werder Bremen wurde vor 4520 Besuchern im Fernduell die TSG Hoffenheim noch überholt und mit Platz 3 die Teilnahme an der CL-Quali klargemacht. Stimmung und Flair waren hervorragend, aber wenn ich mir vorstelle, diese Anzahl hätte sich im großen Rund des Waldstadions verloren, ich glaube kaum, dass dies ein ähnlich tolles Erlebnis gewesen wäre.

Beim Punkt der „Fußballkultur“ sehe ich tatsächlich auch Unterschiede. Das Ambiente, eben das Familiäre, das (zumeist) freundliche Miteinander und der Rest von Ehrlichkeit, genau das ist es, was mich dann auch nach meinem ersten Besuch im Stadion am Brentanobad komplett überzeugt hat und warum ich seitdem mir jedes Heimspiel ansehe, wenn es mir vom Dienstplan her möglich ist (und wenn es nicht möglich ist, tausche ich so, dass es möglich wird) .

Dass bei den Spielen im Waldstadion allerdings sexistische Beleidigungen an der Tagesordnung sind, habe ich so nicht wahrgenommen. Mehrere Einzelfälle dieser Art gibt es selbstredend aufgrund der höheren Anzahl von Zuschauern, aber ich sehe das unabhängig vom Stadion.

Beim letzten Absatz im Flyer unter dem Punkt "Fußballkultur" hatte ich ein paar Fragezeichen auf der Stirn. Man will die Menge an Leuten nicht reglementieren, weil es aufgrund des unnatürlichen Wachstums der Zahlen nicht möglich ist? Also generell würde man aber gerne? Wie auch immer, das ist in meinen Augen zumindest unglücklich formuliert.

Beim letzten Abschnitt "Probleme und Lösungen für die Zukunft" sind wir bei einem wunden Punkt angekommen. Die Infrastruktur im Stadion am Brentanobad ist gewiss nicht mehr zeitgemäß. Umkleideräume etc. kann ich nicht beurteilen, aber ich kann mir leibhaftig vorstellen, dass der Vergleich zu denen im Waldstadion ein Unterschied wie Tag und Nacht ist.

Auch die Verpflegungssituation dort ist ziemlich unbefriedigend. Es ist kaum möglich (zumindest auf der Haupttribüne) sich während der Halbzeitpause etwas zu trinken zu holen ohne Angst haben zu müssen, die Hälfte der 2. Halbzeit zu verpassen. Wobei ich aber auch glaube, dass eine bessere Organisation hier schon viel helfen würde.

Egal wie, glaube ich, wird das Thema Infrastruktur der größte Knackpunkt sein. Inwiefern eine Sanierung bzw. ein Umbau am Stadion möglich ist oder ein etwaiger Umzug ins Stadion am Bornheimer Hang weiß ich nicht, das sind aber sicher Punkte, die es lohnen mal zu diskutieren.

Die Zukunft mit der Entwicklung im Frauenfußball wird zwangsläufig Veränderungen mit sich bringen. Von mir aus darf die Angleichung an den (Profi-)Fußball der Herren gerne noch auf sich warten lassen, auch wenn ich sicher bin, dass sich das mit zunehmender Professionalisierung wohl nicht verhindern lassen wird.

Den Abschlusssatz im Flyer der Nutriabande „Die Professionalisierung unserer Liga ist im kapitalistischen System untrennbar mit der Überkommerzialisierung verknüpft, worunter unsere wunderbare Fankultur leiden muss.“ ist dann allerdings ein bisschen arg drüber in der Formulierung.
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Dann hier mal paar Gedanken von mir zu dem verteilten Flyer:

Den Text habe ich aus Zeitgründen auf mehreren Etappen über mehrere Tage verfasst und hoffe er ist abschließend nicht zu unverständlich oder chaotisch geworden.

Ich denke unstrittig ist, dass sachlicher Protest immer erlaubt sein muss, erst recht, wenn er dazu noch mit Argumenten begründet wird, komplett unabhängig davon, welche Ansichten man selbst zum Thema hat.

Auf der einen Seite bin ich selbst schon auch ein kleiner Nostalgiker und großer Fan vom Stadion am Brentanobad und den Spielen unserer Frauen dort. Daher kann ich viele der Ansichten der Nutriabande zumindest nachvollziehen.

Auf der anderen Seite aber bin ich auch Realist und sehe, dass die zunehmende Professionalisierung im Frauenfußball nicht mehr aufzuhalten und auch notwendig ist, um den Spielerinnen gerecht zu werden.

Ein erstes „na ja“ hat mir dann der Satz „2020 wurde unser Verein dann, ohne nach der Meinung der Fans zu fragen, mit der SGE fusioniert“ entlockt. Man hat da ja wohl nicht ernsthaft eine Fanbefragung erwartet, von der man dann diese weitreichende Entscheidung abhängig macht? Abgesehen davon, sehe ich die Entscheidung zur Fusion auch von Seiten des FFC damals als alternativlos an, um weiter erfolgreich zu bleiben und im Spiel der Großen mitzuspielen. Ich gehe fest davon aus, dass in ein paar Jahren bei den Frauen die gleichen Vereine in der Bundesliga erfolgreich vertreten sein werden, wie bei den Männern. Bei der Professionalisierung kannst du letztendlich nur mit der nötigen Kohle mithalten.

Die einen fusionieren und integrieren einen früher erfolgreichen Frauenfußballverein, so wie z.B. die Eintracht oder der 1. FC Köln (FFC Brauweiler) oder Bayer Leverkusen (SSG Bergisch-Gladbach) und spielen gleich in den oberen Ligen mit, andere gründen eine neue Abteilung, fangen in der unteren Klasse an, aber können aufgrund des finanziellen Backgrounds ohne Probleme so viel investieren, dass die Aufstiege nur reine Formsache sind, z.B. der BVB oder S04.

Es tut mir leid für Vereine wie Turbine Potsdam letzte Saison, den SC Sand die Saison davor oder auch, wie ich befürchte, die SGS Essen in der Zukunft. Diese Vereine haben sehr viel für den Frauenfußball getan und werden aber nach und nach von der großen Bildfläche verschwinden. Um zu fusionieren, braucht es halt den richtigen Partner in näherer Umgebung und da hatte der FFC Frankfurt Glück mit der Eintracht.

Beim Thema „Highlightspiele“ wird gefragt, was diese wirklich bringen. Egal wie man dazu steht, bringen sie vor allem Sichtbarkeit. Sichtbarkeit, die notwendig ist, um den Frauenfußball voranzubringen. Sichtbarkeit aufgrund der mit den „Highlightspielen“ einhergehenden Werbekampagnen und oftmals auch Übertragungen im frei empfangbaren (ÖR-)Fernsehen.

Aber andererseits bleiben „Highlightspiele“ auch nur dann „Highlightspiele“, wenn sie nicht zur Gewohnheit werden und zehnmal im Jahr stattfinden. Unpassend finde ich dazu auch, wenn diese Spiele rein mit der Jagd nach einem neuen Zuschauerrekord beworben werden, so wie unser Spiel beim 1. FC Köln vergangene Saison, das fand ich extrem nervig. Allerdings finde ich, wurde das bei unseren Heimspielen tatsächlich nicht als Aufhänger benutzt. Lediglich beim ersten Auftritt im Waldstadion zum Eröffnungsspiel der letzten Saison gegen die Bayern habe ich das werbetechnisch in Erinnerung.

Ich habe hier mal einen Überblick zusammengestellt, wie die Zuschauerzahlen bei den Spielen unserer Frauen im Waldstadion im Einzelnen aussahen:

Saison 2022/23:
16.9.22 BL 1. Spieltag gegen Bayern München 23200 Zuschauer
14.5.23 BL 20. Spieltag gegen VfL Wolfsburg 17800 Zuschauer

Saison 2023/24:
9.9.23 CL Qualiturnier Finale gegen Juve 6100 Zuschauer
1.10.23 BL 2. Spieltag gegen VfL Wolfsburg 13500 Zuschauer
22.11.23 CL 2. Spieltag gegen FC Barcelona 16100 Zuschauer
21.12.23 CL 4. Spieltag gegen Benfica 10200 Zuschauer
30.1.24 CL 6. Spieltag FC Rosengård 5100 Zuschauer

Bei unseren CL-Gruppenspielen hatten wir einen Schnitt von knapp 10500 Zuschauern, nimmt man das Spiel gegen Juve mit rein sind wir bei 9375 Zuschauern.

Bei den Bundesligaspielen im Waldstadion sind wir saisonübergreifend bei knapp 18200 Zuschauern, ein guter Wert, wobei auch da die Tendenz aber eher abnehmend war.

Bei allem Vorantreiben und Professionalisierung halte ich allerdings das natürliche langsame Wachsen der Strukturen für elementar. Dazu gibt es ja durchaus unterschiedliche Ansichten, aber obwohl ich sehr wohl den Wunsch nach Spielen in großen Stadien vor großem Publikum nachvollziehen kann, so wie das einige mit der Brechstange auf allen Ebenen umsetzen wollen, halte ich nicht für zielführend. Klar kann man auch mal bei einem gehypten Event 20000-25000 Zuschauer ins Stadion bekommen, aber der generelle Zuschauerschnitt wird deshalb nicht von jetzt auf gleich in den fünfstelligen Bereich springen.

Aber entscheidend ist, dass der Zuschauerschnitt insgesamt wächst, dass der Frauenfußball weiter ins Bewusstsein gerückt ist und sichtbarer geworden ist. Darauf lässt sich aufbauen, die Entwicklung nimmt Fahrt auf und jetzt ist es wichtig eine fundierte Basis zu schaffen, um zukünftig eine gute und erfolgreiche Rolle zu spielen.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es auch für die Spielerinnen ein Erlebnis ist, im gut gefüllten Waldstadion zu spielen, dass es aber sonderlich motivierend ist, immer im großen, aber leeren Stadion zu spielen, glaube ich beim besten Willen nicht. Ich habe das live erlebt beim Auswärtsspiel unserer Frauen in Nürnberg, die Cluberinnen spielen seit dem Aufstieg immer im Max-Morlock-Stadion. Das große leere Rund während des Spiels empfand ich ehrlich gesagt ziemlich befremdlich. Ähnlich geht’s mir, wenn ich Spiele des SC Freiburg, der SGS Essen oder des MSV Duisburg im Fernsehen sehe, die auch alle generell im großen Stadion vor nahezu leeren Rängen spielen.

Natürlich ist das eine besondere Atmosphäre, wenn das große Stadion einigermaßen voll ist und Stimmung gemacht wird, das pusht das Team sicher nochmal ordentlich. Es steht und fällt aber halt mit der Masse. Wenn sich nur ein paar tausend Zuschauer im großen Rund verlieren, wären die im picke packe vollen Stadion am Brentanobad natürlich besser aufgehoben und es wäre eher ein Hexenkessel, der pusht.

Der Rekordbesuch im Stadion am Brentanobad, den ich bisher selbst erlebte, war am letzten Spieltag der Saison 2021/22. Mit einem Sieg gegen Werder Bremen wurde vor 4520 Besuchern im Fernduell die TSG Hoffenheim noch überholt und mit Platz 3 die Teilnahme an der CL-Quali klargemacht. Stimmung und Flair waren hervorragend, aber wenn ich mir vorstelle, diese Anzahl hätte sich im großen Rund des Waldstadions verloren, ich glaube kaum, dass dies ein ähnlich tolles Erlebnis gewesen wäre.

Beim Punkt der „Fußballkultur“ sehe ich tatsächlich auch Unterschiede. Das Ambiente, eben das Familiäre, das (zumeist) freundliche Miteinander und der Rest von Ehrlichkeit, genau das ist es, was mich dann auch nach meinem ersten Besuch im Stadion am Brentanobad komplett überzeugt hat und warum ich seitdem mir jedes Heimspiel ansehe, wenn es mir vom Dienstplan her möglich ist (und wenn es nicht möglich ist, tausche ich so, dass es möglich wird) .

Dass bei den Spielen im Waldstadion allerdings sexistische Beleidigungen an der Tagesordnung sind, habe ich so nicht wahrgenommen. Mehrere Einzelfälle dieser Art gibt es selbstredend aufgrund der höheren Anzahl von Zuschauern, aber ich sehe das unabhängig vom Stadion.

Beim letzten Absatz im Flyer unter dem Punkt "Fußballkultur" hatte ich ein paar Fragezeichen auf der Stirn. Man will die Menge an Leuten nicht reglementieren, weil es aufgrund des unnatürlichen Wachstums der Zahlen nicht möglich ist? Also generell würde man aber gerne? Wie auch immer, das ist in meinen Augen zumindest unglücklich formuliert.

Beim letzten Abschnitt "Probleme und Lösungen für die Zukunft" sind wir bei einem wunden Punkt angekommen. Die Infrastruktur im Stadion am Brentanobad ist gewiss nicht mehr zeitgemäß. Umkleideräume etc. kann ich nicht beurteilen, aber ich kann mir leibhaftig vorstellen, dass der Vergleich zu denen im Waldstadion ein Unterschied wie Tag und Nacht ist.

Auch die Verpflegungssituation dort ist ziemlich unbefriedigend. Es ist kaum möglich (zumindest auf der Haupttribüne) sich während der Halbzeitpause etwas zu trinken zu holen ohne Angst haben zu müssen, die Hälfte der 2. Halbzeit zu verpassen. Wobei ich aber auch glaube, dass eine bessere Organisation hier schon viel helfen würde.

Egal wie, glaube ich, wird das Thema Infrastruktur der größte Knackpunkt sein. Inwiefern eine Sanierung bzw. ein Umbau am Stadion möglich ist oder ein etwaiger Umzug ins Stadion am Bornheimer Hang weiß ich nicht, das sind aber sicher Punkte, die es lohnen mal zu diskutieren.

Die Zukunft mit der Entwicklung im Frauenfußball wird zwangsläufig Veränderungen mit sich bringen. Von mir aus darf die Angleichung an den (Profi-)Fußball der Herren gerne noch auf sich warten lassen, auch wenn ich sicher bin, dass sich das mit zunehmender Professionalisierung wohl nicht verhindern lassen wird.

Den Abschlusssatz im Flyer der Nutriabande „Die Professionalisierung unserer Liga ist im kapitalistischen System untrennbar mit der Überkommerzialisierung verknüpft, worunter unsere wunderbare Fankultur leiden muss.“ ist dann allerdings ein bisschen arg drüber in der Formulierung.
#
das kann ich allem zu 100% zustimmen (leider fehlt hier ein gefällt mir Button)

mmammu schrieb:

Ein erstes „na ja“ hat mir dann der Satz „2020 wurde unser Verein dann, ohne nach der Meinung der Fans zu fragen, mit der SGE fusioniert“ entlockt. Man hat da ja wohl nicht ernsthaft eine Fanbefragung erwartet, von der man dann diese weitreichende Entscheidung abhängig macht?

das habe ich mich auch gefragt, vor allem von 20-30 Fans, die zwar überall mit hinfahren, wie ich mal irgendwo gelesen hatte, aber dann doch sicherlich nicht ausschlaggebend sind. Ich kann mir vorstellen, dass Siggi Dietrich diesen Schritt auch mit angestoßen hat, damit sein Lebenswerk nicht unter geht.

mmammu schrieb:

andere gründen eine neue Abteilung, fangen in der unteren Klasse an, aber können aufgrund des finanziellen Backgrounds ohne Probleme so viel investieren, dass die Aufstiege nur reine Formsache sind, z.B. der BVB oder S04.

Dieses Konzept ist wird bei vielen Fans dort auch nicht positiv gesehen, da denke ich aber auch einen richtigen Weg wird es da niemals geben. Ab nächster Saison laufen die Frauen von Schott Mainz auch in den Farben von Mainz 05 aufs Feld.

mmammu schrieb:

Saison 2022/23:
16.9.22 BL 1. Spieltag gegen Bayern München 23200 Zuschauer
14.5.23 BL 20. Spieltag gegen VfL Wolfsburg 17800 Zuschauer

Saison 2023/24:
9.9.23 CL Qualiturnier Finale gegen Juve 6100 Zuschauer
1.10.23 BL 2. Spieltag gegen VfL Wolfsburg 13500 Zuschauer
22.11.23 CL 2. Spieltag gegen FC Barcelona 16100 Zuschauer
21.12.23 CL 4. Spieltag gegen Benfica 10200 Zuschauer
30.1.24 CL 6. Spieltag FC Rosengård 5100 Zuschauer

Das Spiel gegen die Münchnerinnen war an einem Freitag abend und da wurden viele kostengünstige Tickets an Vereine abgegeben, die da - was ich gesehen hatte - zahlreich mit ihren Jugendmannschaften, die Chance ergriffen haben, mal ein Spiel im großen Stadion sehen zu können.

mmammu schrieb:

Dass bei den Spielen im Waldstadion allerdings sexistische Beleidigungen an der Tagesordnung sind, habe ich so nicht wahrgenommen. Mehrere Einzelfälle dieser Art gibt es selbstredend aufgrund der höheren Anzahl von Zuschauern, aber ich sehe das unabhängig vom Stadion.

Wir hatten bei dem CL-Turnier auch so ein paar Knallköpfe hinter uns sitzen, die meinten die gegnerischen Frauen entsprechend titulieren zu müssen. Dann gab es aber ein paar Ansagen von Familienvätern und das Thema hatte ich - zumindest an dem Tag erledigt.

mmammu schrieb:

Umkleideräume etc. kann ich nicht beurteilen,

die wurden, wie das ganze Stadion vor paar Jahren mal saniert, sind aber trotzdem sicherlich kein Vergleich zu der Infrastruktur im Waldstadion.

Was man am Stadion am Brentanobad auch bedenken sollte - wenn man längerfristig mit mehr Zuschauern plant, ist definitiv die Lage und die Parkplatzsituation, vor allem wenn bei schönem - wärmeren Wetter noch die Besucher des Brentanobads hinzu kommen.
#
Dann hier mal paar Gedanken von mir zu dem verteilten Flyer:

Den Text habe ich aus Zeitgründen auf mehreren Etappen über mehrere Tage verfasst und hoffe er ist abschließend nicht zu unverständlich oder chaotisch geworden.

Ich denke unstrittig ist, dass sachlicher Protest immer erlaubt sein muss, erst recht, wenn er dazu noch mit Argumenten begründet wird, komplett unabhängig davon, welche Ansichten man selbst zum Thema hat.

Auf der einen Seite bin ich selbst schon auch ein kleiner Nostalgiker und großer Fan vom Stadion am Brentanobad und den Spielen unserer Frauen dort. Daher kann ich viele der Ansichten der Nutriabande zumindest nachvollziehen.

Auf der anderen Seite aber bin ich auch Realist und sehe, dass die zunehmende Professionalisierung im Frauenfußball nicht mehr aufzuhalten und auch notwendig ist, um den Spielerinnen gerecht zu werden.

Ein erstes „na ja“ hat mir dann der Satz „2020 wurde unser Verein dann, ohne nach der Meinung der Fans zu fragen, mit der SGE fusioniert“ entlockt. Man hat da ja wohl nicht ernsthaft eine Fanbefragung erwartet, von der man dann diese weitreichende Entscheidung abhängig macht? Abgesehen davon, sehe ich die Entscheidung zur Fusion auch von Seiten des FFC damals als alternativlos an, um weiter erfolgreich zu bleiben und im Spiel der Großen mitzuspielen. Ich gehe fest davon aus, dass in ein paar Jahren bei den Frauen die gleichen Vereine in der Bundesliga erfolgreich vertreten sein werden, wie bei den Männern. Bei der Professionalisierung kannst du letztendlich nur mit der nötigen Kohle mithalten.

Die einen fusionieren und integrieren einen früher erfolgreichen Frauenfußballverein, so wie z.B. die Eintracht oder der 1. FC Köln (FFC Brauweiler) oder Bayer Leverkusen (SSG Bergisch-Gladbach) und spielen gleich in den oberen Ligen mit, andere gründen eine neue Abteilung, fangen in der unteren Klasse an, aber können aufgrund des finanziellen Backgrounds ohne Probleme so viel investieren, dass die Aufstiege nur reine Formsache sind, z.B. der BVB oder S04.

Es tut mir leid für Vereine wie Turbine Potsdam letzte Saison, den SC Sand die Saison davor oder auch, wie ich befürchte, die SGS Essen in der Zukunft. Diese Vereine haben sehr viel für den Frauenfußball getan und werden aber nach und nach von der großen Bildfläche verschwinden. Um zu fusionieren, braucht es halt den richtigen Partner in näherer Umgebung und da hatte der FFC Frankfurt Glück mit der Eintracht.

Beim Thema „Highlightspiele“ wird gefragt, was diese wirklich bringen. Egal wie man dazu steht, bringen sie vor allem Sichtbarkeit. Sichtbarkeit, die notwendig ist, um den Frauenfußball voranzubringen. Sichtbarkeit aufgrund der mit den „Highlightspielen“ einhergehenden Werbekampagnen und oftmals auch Übertragungen im frei empfangbaren (ÖR-)Fernsehen.

Aber andererseits bleiben „Highlightspiele“ auch nur dann „Highlightspiele“, wenn sie nicht zur Gewohnheit werden und zehnmal im Jahr stattfinden. Unpassend finde ich dazu auch, wenn diese Spiele rein mit der Jagd nach einem neuen Zuschauerrekord beworben werden, so wie unser Spiel beim 1. FC Köln vergangene Saison, das fand ich extrem nervig. Allerdings finde ich, wurde das bei unseren Heimspielen tatsächlich nicht als Aufhänger benutzt. Lediglich beim ersten Auftritt im Waldstadion zum Eröffnungsspiel der letzten Saison gegen die Bayern habe ich das werbetechnisch in Erinnerung.

Ich habe hier mal einen Überblick zusammengestellt, wie die Zuschauerzahlen bei den Spielen unserer Frauen im Waldstadion im Einzelnen aussahen:

Saison 2022/23:
16.9.22 BL 1. Spieltag gegen Bayern München 23200 Zuschauer
14.5.23 BL 20. Spieltag gegen VfL Wolfsburg 17800 Zuschauer

Saison 2023/24:
9.9.23 CL Qualiturnier Finale gegen Juve 6100 Zuschauer
1.10.23 BL 2. Spieltag gegen VfL Wolfsburg 13500 Zuschauer
22.11.23 CL 2. Spieltag gegen FC Barcelona 16100 Zuschauer
21.12.23 CL 4. Spieltag gegen Benfica 10200 Zuschauer
30.1.24 CL 6. Spieltag FC Rosengård 5100 Zuschauer

Bei unseren CL-Gruppenspielen hatten wir einen Schnitt von knapp 10500 Zuschauern, nimmt man das Spiel gegen Juve mit rein sind wir bei 9375 Zuschauern.

Bei den Bundesligaspielen im Waldstadion sind wir saisonübergreifend bei knapp 18200 Zuschauern, ein guter Wert, wobei auch da die Tendenz aber eher abnehmend war.

Bei allem Vorantreiben und Professionalisierung halte ich allerdings das natürliche langsame Wachsen der Strukturen für elementar. Dazu gibt es ja durchaus unterschiedliche Ansichten, aber obwohl ich sehr wohl den Wunsch nach Spielen in großen Stadien vor großem Publikum nachvollziehen kann, so wie das einige mit der Brechstange auf allen Ebenen umsetzen wollen, halte ich nicht für zielführend. Klar kann man auch mal bei einem gehypten Event 20000-25000 Zuschauer ins Stadion bekommen, aber der generelle Zuschauerschnitt wird deshalb nicht von jetzt auf gleich in den fünfstelligen Bereich springen.

Aber entscheidend ist, dass der Zuschauerschnitt insgesamt wächst, dass der Frauenfußball weiter ins Bewusstsein gerückt ist und sichtbarer geworden ist. Darauf lässt sich aufbauen, die Entwicklung nimmt Fahrt auf und jetzt ist es wichtig eine fundierte Basis zu schaffen, um zukünftig eine gute und erfolgreiche Rolle zu spielen.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es auch für die Spielerinnen ein Erlebnis ist, im gut gefüllten Waldstadion zu spielen, dass es aber sonderlich motivierend ist, immer im großen, aber leeren Stadion zu spielen, glaube ich beim besten Willen nicht. Ich habe das live erlebt beim Auswärtsspiel unserer Frauen in Nürnberg, die Cluberinnen spielen seit dem Aufstieg immer im Max-Morlock-Stadion. Das große leere Rund während des Spiels empfand ich ehrlich gesagt ziemlich befremdlich. Ähnlich geht’s mir, wenn ich Spiele des SC Freiburg, der SGS Essen oder des MSV Duisburg im Fernsehen sehe, die auch alle generell im großen Stadion vor nahezu leeren Rängen spielen.

Natürlich ist das eine besondere Atmosphäre, wenn das große Stadion einigermaßen voll ist und Stimmung gemacht wird, das pusht das Team sicher nochmal ordentlich. Es steht und fällt aber halt mit der Masse. Wenn sich nur ein paar tausend Zuschauer im großen Rund verlieren, wären die im picke packe vollen Stadion am Brentanobad natürlich besser aufgehoben und es wäre eher ein Hexenkessel, der pusht.

Der Rekordbesuch im Stadion am Brentanobad, den ich bisher selbst erlebte, war am letzten Spieltag der Saison 2021/22. Mit einem Sieg gegen Werder Bremen wurde vor 4520 Besuchern im Fernduell die TSG Hoffenheim noch überholt und mit Platz 3 die Teilnahme an der CL-Quali klargemacht. Stimmung und Flair waren hervorragend, aber wenn ich mir vorstelle, diese Anzahl hätte sich im großen Rund des Waldstadions verloren, ich glaube kaum, dass dies ein ähnlich tolles Erlebnis gewesen wäre.

Beim Punkt der „Fußballkultur“ sehe ich tatsächlich auch Unterschiede. Das Ambiente, eben das Familiäre, das (zumeist) freundliche Miteinander und der Rest von Ehrlichkeit, genau das ist es, was mich dann auch nach meinem ersten Besuch im Stadion am Brentanobad komplett überzeugt hat und warum ich seitdem mir jedes Heimspiel ansehe, wenn es mir vom Dienstplan her möglich ist (und wenn es nicht möglich ist, tausche ich so, dass es möglich wird) .

Dass bei den Spielen im Waldstadion allerdings sexistische Beleidigungen an der Tagesordnung sind, habe ich so nicht wahrgenommen. Mehrere Einzelfälle dieser Art gibt es selbstredend aufgrund der höheren Anzahl von Zuschauern, aber ich sehe das unabhängig vom Stadion.

Beim letzten Absatz im Flyer unter dem Punkt "Fußballkultur" hatte ich ein paar Fragezeichen auf der Stirn. Man will die Menge an Leuten nicht reglementieren, weil es aufgrund des unnatürlichen Wachstums der Zahlen nicht möglich ist? Also generell würde man aber gerne? Wie auch immer, das ist in meinen Augen zumindest unglücklich formuliert.

Beim letzten Abschnitt "Probleme und Lösungen für die Zukunft" sind wir bei einem wunden Punkt angekommen. Die Infrastruktur im Stadion am Brentanobad ist gewiss nicht mehr zeitgemäß. Umkleideräume etc. kann ich nicht beurteilen, aber ich kann mir leibhaftig vorstellen, dass der Vergleich zu denen im Waldstadion ein Unterschied wie Tag und Nacht ist.

Auch die Verpflegungssituation dort ist ziemlich unbefriedigend. Es ist kaum möglich (zumindest auf der Haupttribüne) sich während der Halbzeitpause etwas zu trinken zu holen ohne Angst haben zu müssen, die Hälfte der 2. Halbzeit zu verpassen. Wobei ich aber auch glaube, dass eine bessere Organisation hier schon viel helfen würde.

Egal wie, glaube ich, wird das Thema Infrastruktur der größte Knackpunkt sein. Inwiefern eine Sanierung bzw. ein Umbau am Stadion möglich ist oder ein etwaiger Umzug ins Stadion am Bornheimer Hang weiß ich nicht, das sind aber sicher Punkte, die es lohnen mal zu diskutieren.

Die Zukunft mit der Entwicklung im Frauenfußball wird zwangsläufig Veränderungen mit sich bringen. Von mir aus darf die Angleichung an den (Profi-)Fußball der Herren gerne noch auf sich warten lassen, auch wenn ich sicher bin, dass sich das mit zunehmender Professionalisierung wohl nicht verhindern lassen wird.

Den Abschlusssatz im Flyer der Nutriabande „Die Professionalisierung unserer Liga ist im kapitalistischen System untrennbar mit der Überkommerzialisierung verknüpft, worunter unsere wunderbare Fankultur leiden muss.“ ist dann allerdings ein bisschen arg drüber in der Formulierung.
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mmammu schrieb:

Dann hier mal paar Gedanken von mir zu dem verteilten Flyer:

Wieder einmal ganz großes Kino von Dir und wieder einmal danke für den Text dem ich zu 100% zustimmen kann.
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Dann hier mal paar Gedanken von mir zu dem verteilten Flyer:

Den Text habe ich aus Zeitgründen auf mehreren Etappen über mehrere Tage verfasst und hoffe er ist abschließend nicht zu unverständlich oder chaotisch geworden.

Ich denke unstrittig ist, dass sachlicher Protest immer erlaubt sein muss, erst recht, wenn er dazu noch mit Argumenten begründet wird, komplett unabhängig davon, welche Ansichten man selbst zum Thema hat.

Auf der einen Seite bin ich selbst schon auch ein kleiner Nostalgiker und großer Fan vom Stadion am Brentanobad und den Spielen unserer Frauen dort. Daher kann ich viele der Ansichten der Nutriabande zumindest nachvollziehen.

Auf der anderen Seite aber bin ich auch Realist und sehe, dass die zunehmende Professionalisierung im Frauenfußball nicht mehr aufzuhalten und auch notwendig ist, um den Spielerinnen gerecht zu werden.

Ein erstes „na ja“ hat mir dann der Satz „2020 wurde unser Verein dann, ohne nach der Meinung der Fans zu fragen, mit der SGE fusioniert“ entlockt. Man hat da ja wohl nicht ernsthaft eine Fanbefragung erwartet, von der man dann diese weitreichende Entscheidung abhängig macht? Abgesehen davon, sehe ich die Entscheidung zur Fusion auch von Seiten des FFC damals als alternativlos an, um weiter erfolgreich zu bleiben und im Spiel der Großen mitzuspielen. Ich gehe fest davon aus, dass in ein paar Jahren bei den Frauen die gleichen Vereine in der Bundesliga erfolgreich vertreten sein werden, wie bei den Männern. Bei der Professionalisierung kannst du letztendlich nur mit der nötigen Kohle mithalten.

Die einen fusionieren und integrieren einen früher erfolgreichen Frauenfußballverein, so wie z.B. die Eintracht oder der 1. FC Köln (FFC Brauweiler) oder Bayer Leverkusen (SSG Bergisch-Gladbach) und spielen gleich in den oberen Ligen mit, andere gründen eine neue Abteilung, fangen in der unteren Klasse an, aber können aufgrund des finanziellen Backgrounds ohne Probleme so viel investieren, dass die Aufstiege nur reine Formsache sind, z.B. der BVB oder S04.

Es tut mir leid für Vereine wie Turbine Potsdam letzte Saison, den SC Sand die Saison davor oder auch, wie ich befürchte, die SGS Essen in der Zukunft. Diese Vereine haben sehr viel für den Frauenfußball getan und werden aber nach und nach von der großen Bildfläche verschwinden. Um zu fusionieren, braucht es halt den richtigen Partner in näherer Umgebung und da hatte der FFC Frankfurt Glück mit der Eintracht.

Beim Thema „Highlightspiele“ wird gefragt, was diese wirklich bringen. Egal wie man dazu steht, bringen sie vor allem Sichtbarkeit. Sichtbarkeit, die notwendig ist, um den Frauenfußball voranzubringen. Sichtbarkeit aufgrund der mit den „Highlightspielen“ einhergehenden Werbekampagnen und oftmals auch Übertragungen im frei empfangbaren (ÖR-)Fernsehen.

Aber andererseits bleiben „Highlightspiele“ auch nur dann „Highlightspiele“, wenn sie nicht zur Gewohnheit werden und zehnmal im Jahr stattfinden. Unpassend finde ich dazu auch, wenn diese Spiele rein mit der Jagd nach einem neuen Zuschauerrekord beworben werden, so wie unser Spiel beim 1. FC Köln vergangene Saison, das fand ich extrem nervig. Allerdings finde ich, wurde das bei unseren Heimspielen tatsächlich nicht als Aufhänger benutzt. Lediglich beim ersten Auftritt im Waldstadion zum Eröffnungsspiel der letzten Saison gegen die Bayern habe ich das werbetechnisch in Erinnerung.

Ich habe hier mal einen Überblick zusammengestellt, wie die Zuschauerzahlen bei den Spielen unserer Frauen im Waldstadion im Einzelnen aussahen:

Saison 2022/23:
16.9.22 BL 1. Spieltag gegen Bayern München 23200 Zuschauer
14.5.23 BL 20. Spieltag gegen VfL Wolfsburg 17800 Zuschauer

Saison 2023/24:
9.9.23 CL Qualiturnier Finale gegen Juve 6100 Zuschauer
1.10.23 BL 2. Spieltag gegen VfL Wolfsburg 13500 Zuschauer
22.11.23 CL 2. Spieltag gegen FC Barcelona 16100 Zuschauer
21.12.23 CL 4. Spieltag gegen Benfica 10200 Zuschauer
30.1.24 CL 6. Spieltag FC Rosengård 5100 Zuschauer

Bei unseren CL-Gruppenspielen hatten wir einen Schnitt von knapp 10500 Zuschauern, nimmt man das Spiel gegen Juve mit rein sind wir bei 9375 Zuschauern.

Bei den Bundesligaspielen im Waldstadion sind wir saisonübergreifend bei knapp 18200 Zuschauern, ein guter Wert, wobei auch da die Tendenz aber eher abnehmend war.

Bei allem Vorantreiben und Professionalisierung halte ich allerdings das natürliche langsame Wachsen der Strukturen für elementar. Dazu gibt es ja durchaus unterschiedliche Ansichten, aber obwohl ich sehr wohl den Wunsch nach Spielen in großen Stadien vor großem Publikum nachvollziehen kann, so wie das einige mit der Brechstange auf allen Ebenen umsetzen wollen, halte ich nicht für zielführend. Klar kann man auch mal bei einem gehypten Event 20000-25000 Zuschauer ins Stadion bekommen, aber der generelle Zuschauerschnitt wird deshalb nicht von jetzt auf gleich in den fünfstelligen Bereich springen.

Aber entscheidend ist, dass der Zuschauerschnitt insgesamt wächst, dass der Frauenfußball weiter ins Bewusstsein gerückt ist und sichtbarer geworden ist. Darauf lässt sich aufbauen, die Entwicklung nimmt Fahrt auf und jetzt ist es wichtig eine fundierte Basis zu schaffen, um zukünftig eine gute und erfolgreiche Rolle zu spielen.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es auch für die Spielerinnen ein Erlebnis ist, im gut gefüllten Waldstadion zu spielen, dass es aber sonderlich motivierend ist, immer im großen, aber leeren Stadion zu spielen, glaube ich beim besten Willen nicht. Ich habe das live erlebt beim Auswärtsspiel unserer Frauen in Nürnberg, die Cluberinnen spielen seit dem Aufstieg immer im Max-Morlock-Stadion. Das große leere Rund während des Spiels empfand ich ehrlich gesagt ziemlich befremdlich. Ähnlich geht’s mir, wenn ich Spiele des SC Freiburg, der SGS Essen oder des MSV Duisburg im Fernsehen sehe, die auch alle generell im großen Stadion vor nahezu leeren Rängen spielen.

Natürlich ist das eine besondere Atmosphäre, wenn das große Stadion einigermaßen voll ist und Stimmung gemacht wird, das pusht das Team sicher nochmal ordentlich. Es steht und fällt aber halt mit der Masse. Wenn sich nur ein paar tausend Zuschauer im großen Rund verlieren, wären die im picke packe vollen Stadion am Brentanobad natürlich besser aufgehoben und es wäre eher ein Hexenkessel, der pusht.

Der Rekordbesuch im Stadion am Brentanobad, den ich bisher selbst erlebte, war am letzten Spieltag der Saison 2021/22. Mit einem Sieg gegen Werder Bremen wurde vor 4520 Besuchern im Fernduell die TSG Hoffenheim noch überholt und mit Platz 3 die Teilnahme an der CL-Quali klargemacht. Stimmung und Flair waren hervorragend, aber wenn ich mir vorstelle, diese Anzahl hätte sich im großen Rund des Waldstadions verloren, ich glaube kaum, dass dies ein ähnlich tolles Erlebnis gewesen wäre.

Beim Punkt der „Fußballkultur“ sehe ich tatsächlich auch Unterschiede. Das Ambiente, eben das Familiäre, das (zumeist) freundliche Miteinander und der Rest von Ehrlichkeit, genau das ist es, was mich dann auch nach meinem ersten Besuch im Stadion am Brentanobad komplett überzeugt hat und warum ich seitdem mir jedes Heimspiel ansehe, wenn es mir vom Dienstplan her möglich ist (und wenn es nicht möglich ist, tausche ich so, dass es möglich wird) .

Dass bei den Spielen im Waldstadion allerdings sexistische Beleidigungen an der Tagesordnung sind, habe ich so nicht wahrgenommen. Mehrere Einzelfälle dieser Art gibt es selbstredend aufgrund der höheren Anzahl von Zuschauern, aber ich sehe das unabhängig vom Stadion.

Beim letzten Absatz im Flyer unter dem Punkt "Fußballkultur" hatte ich ein paar Fragezeichen auf der Stirn. Man will die Menge an Leuten nicht reglementieren, weil es aufgrund des unnatürlichen Wachstums der Zahlen nicht möglich ist? Also generell würde man aber gerne? Wie auch immer, das ist in meinen Augen zumindest unglücklich formuliert.

Beim letzten Abschnitt "Probleme und Lösungen für die Zukunft" sind wir bei einem wunden Punkt angekommen. Die Infrastruktur im Stadion am Brentanobad ist gewiss nicht mehr zeitgemäß. Umkleideräume etc. kann ich nicht beurteilen, aber ich kann mir leibhaftig vorstellen, dass der Vergleich zu denen im Waldstadion ein Unterschied wie Tag und Nacht ist.

Auch die Verpflegungssituation dort ist ziemlich unbefriedigend. Es ist kaum möglich (zumindest auf der Haupttribüne) sich während der Halbzeitpause etwas zu trinken zu holen ohne Angst haben zu müssen, die Hälfte der 2. Halbzeit zu verpassen. Wobei ich aber auch glaube, dass eine bessere Organisation hier schon viel helfen würde.

Egal wie, glaube ich, wird das Thema Infrastruktur der größte Knackpunkt sein. Inwiefern eine Sanierung bzw. ein Umbau am Stadion möglich ist oder ein etwaiger Umzug ins Stadion am Bornheimer Hang weiß ich nicht, das sind aber sicher Punkte, die es lohnen mal zu diskutieren.

Die Zukunft mit der Entwicklung im Frauenfußball wird zwangsläufig Veränderungen mit sich bringen. Von mir aus darf die Angleichung an den (Profi-)Fußball der Herren gerne noch auf sich warten lassen, auch wenn ich sicher bin, dass sich das mit zunehmender Professionalisierung wohl nicht verhindern lassen wird.

Den Abschlusssatz im Flyer der Nutriabande „Die Professionalisierung unserer Liga ist im kapitalistischen System untrennbar mit der Überkommerzialisierung verknüpft, worunter unsere wunderbare Fankultur leiden muss.“ ist dann allerdings ein bisschen arg drüber in der Formulierung.
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Danke dir für den äußerst lesenswerten und differenzierten Beitrag, mmammu!

Den Worten schließe ich mich vollumfänglich an.
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Dann hier mal paar Gedanken von mir zu dem verteilten Flyer:

Den Text habe ich aus Zeitgründen auf mehreren Etappen über mehrere Tage verfasst und hoffe er ist abschließend nicht zu unverständlich oder chaotisch geworden.

Ich denke unstrittig ist, dass sachlicher Protest immer erlaubt sein muss, erst recht, wenn er dazu noch mit Argumenten begründet wird, komplett unabhängig davon, welche Ansichten man selbst zum Thema hat.

Auf der einen Seite bin ich selbst schon auch ein kleiner Nostalgiker und großer Fan vom Stadion am Brentanobad und den Spielen unserer Frauen dort. Daher kann ich viele der Ansichten der Nutriabande zumindest nachvollziehen.

Auf der anderen Seite aber bin ich auch Realist und sehe, dass die zunehmende Professionalisierung im Frauenfußball nicht mehr aufzuhalten und auch notwendig ist, um den Spielerinnen gerecht zu werden.

Ein erstes „na ja“ hat mir dann der Satz „2020 wurde unser Verein dann, ohne nach der Meinung der Fans zu fragen, mit der SGE fusioniert“ entlockt. Man hat da ja wohl nicht ernsthaft eine Fanbefragung erwartet, von der man dann diese weitreichende Entscheidung abhängig macht? Abgesehen davon, sehe ich die Entscheidung zur Fusion auch von Seiten des FFC damals als alternativlos an, um weiter erfolgreich zu bleiben und im Spiel der Großen mitzuspielen. Ich gehe fest davon aus, dass in ein paar Jahren bei den Frauen die gleichen Vereine in der Bundesliga erfolgreich vertreten sein werden, wie bei den Männern. Bei der Professionalisierung kannst du letztendlich nur mit der nötigen Kohle mithalten.

Die einen fusionieren und integrieren einen früher erfolgreichen Frauenfußballverein, so wie z.B. die Eintracht oder der 1. FC Köln (FFC Brauweiler) oder Bayer Leverkusen (SSG Bergisch-Gladbach) und spielen gleich in den oberen Ligen mit, andere gründen eine neue Abteilung, fangen in der unteren Klasse an, aber können aufgrund des finanziellen Backgrounds ohne Probleme so viel investieren, dass die Aufstiege nur reine Formsache sind, z.B. der BVB oder S04.

Es tut mir leid für Vereine wie Turbine Potsdam letzte Saison, den SC Sand die Saison davor oder auch, wie ich befürchte, die SGS Essen in der Zukunft. Diese Vereine haben sehr viel für den Frauenfußball getan und werden aber nach und nach von der großen Bildfläche verschwinden. Um zu fusionieren, braucht es halt den richtigen Partner in näherer Umgebung und da hatte der FFC Frankfurt Glück mit der Eintracht.

Beim Thema „Highlightspiele“ wird gefragt, was diese wirklich bringen. Egal wie man dazu steht, bringen sie vor allem Sichtbarkeit. Sichtbarkeit, die notwendig ist, um den Frauenfußball voranzubringen. Sichtbarkeit aufgrund der mit den „Highlightspielen“ einhergehenden Werbekampagnen und oftmals auch Übertragungen im frei empfangbaren (ÖR-)Fernsehen.

Aber andererseits bleiben „Highlightspiele“ auch nur dann „Highlightspiele“, wenn sie nicht zur Gewohnheit werden und zehnmal im Jahr stattfinden. Unpassend finde ich dazu auch, wenn diese Spiele rein mit der Jagd nach einem neuen Zuschauerrekord beworben werden, so wie unser Spiel beim 1. FC Köln vergangene Saison, das fand ich extrem nervig. Allerdings finde ich, wurde das bei unseren Heimspielen tatsächlich nicht als Aufhänger benutzt. Lediglich beim ersten Auftritt im Waldstadion zum Eröffnungsspiel der letzten Saison gegen die Bayern habe ich das werbetechnisch in Erinnerung.

Ich habe hier mal einen Überblick zusammengestellt, wie die Zuschauerzahlen bei den Spielen unserer Frauen im Waldstadion im Einzelnen aussahen:

Saison 2022/23:
16.9.22 BL 1. Spieltag gegen Bayern München 23200 Zuschauer
14.5.23 BL 20. Spieltag gegen VfL Wolfsburg 17800 Zuschauer

Saison 2023/24:
9.9.23 CL Qualiturnier Finale gegen Juve 6100 Zuschauer
1.10.23 BL 2. Spieltag gegen VfL Wolfsburg 13500 Zuschauer
22.11.23 CL 2. Spieltag gegen FC Barcelona 16100 Zuschauer
21.12.23 CL 4. Spieltag gegen Benfica 10200 Zuschauer
30.1.24 CL 6. Spieltag FC Rosengård 5100 Zuschauer

Bei unseren CL-Gruppenspielen hatten wir einen Schnitt von knapp 10500 Zuschauern, nimmt man das Spiel gegen Juve mit rein sind wir bei 9375 Zuschauern.

Bei den Bundesligaspielen im Waldstadion sind wir saisonübergreifend bei knapp 18200 Zuschauern, ein guter Wert, wobei auch da die Tendenz aber eher abnehmend war.

Bei allem Vorantreiben und Professionalisierung halte ich allerdings das natürliche langsame Wachsen der Strukturen für elementar. Dazu gibt es ja durchaus unterschiedliche Ansichten, aber obwohl ich sehr wohl den Wunsch nach Spielen in großen Stadien vor großem Publikum nachvollziehen kann, so wie das einige mit der Brechstange auf allen Ebenen umsetzen wollen, halte ich nicht für zielführend. Klar kann man auch mal bei einem gehypten Event 20000-25000 Zuschauer ins Stadion bekommen, aber der generelle Zuschauerschnitt wird deshalb nicht von jetzt auf gleich in den fünfstelligen Bereich springen.

Aber entscheidend ist, dass der Zuschauerschnitt insgesamt wächst, dass der Frauenfußball weiter ins Bewusstsein gerückt ist und sichtbarer geworden ist. Darauf lässt sich aufbauen, die Entwicklung nimmt Fahrt auf und jetzt ist es wichtig eine fundierte Basis zu schaffen, um zukünftig eine gute und erfolgreiche Rolle zu spielen.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es auch für die Spielerinnen ein Erlebnis ist, im gut gefüllten Waldstadion zu spielen, dass es aber sonderlich motivierend ist, immer im großen, aber leeren Stadion zu spielen, glaube ich beim besten Willen nicht. Ich habe das live erlebt beim Auswärtsspiel unserer Frauen in Nürnberg, die Cluberinnen spielen seit dem Aufstieg immer im Max-Morlock-Stadion. Das große leere Rund während des Spiels empfand ich ehrlich gesagt ziemlich befremdlich. Ähnlich geht’s mir, wenn ich Spiele des SC Freiburg, der SGS Essen oder des MSV Duisburg im Fernsehen sehe, die auch alle generell im großen Stadion vor nahezu leeren Rängen spielen.

Natürlich ist das eine besondere Atmosphäre, wenn das große Stadion einigermaßen voll ist und Stimmung gemacht wird, das pusht das Team sicher nochmal ordentlich. Es steht und fällt aber halt mit der Masse. Wenn sich nur ein paar tausend Zuschauer im großen Rund verlieren, wären die im picke packe vollen Stadion am Brentanobad natürlich besser aufgehoben und es wäre eher ein Hexenkessel, der pusht.

Der Rekordbesuch im Stadion am Brentanobad, den ich bisher selbst erlebte, war am letzten Spieltag der Saison 2021/22. Mit einem Sieg gegen Werder Bremen wurde vor 4520 Besuchern im Fernduell die TSG Hoffenheim noch überholt und mit Platz 3 die Teilnahme an der CL-Quali klargemacht. Stimmung und Flair waren hervorragend, aber wenn ich mir vorstelle, diese Anzahl hätte sich im großen Rund des Waldstadions verloren, ich glaube kaum, dass dies ein ähnlich tolles Erlebnis gewesen wäre.

Beim Punkt der „Fußballkultur“ sehe ich tatsächlich auch Unterschiede. Das Ambiente, eben das Familiäre, das (zumeist) freundliche Miteinander und der Rest von Ehrlichkeit, genau das ist es, was mich dann auch nach meinem ersten Besuch im Stadion am Brentanobad komplett überzeugt hat und warum ich seitdem mir jedes Heimspiel ansehe, wenn es mir vom Dienstplan her möglich ist (und wenn es nicht möglich ist, tausche ich so, dass es möglich wird) .

Dass bei den Spielen im Waldstadion allerdings sexistische Beleidigungen an der Tagesordnung sind, habe ich so nicht wahrgenommen. Mehrere Einzelfälle dieser Art gibt es selbstredend aufgrund der höheren Anzahl von Zuschauern, aber ich sehe das unabhängig vom Stadion.

Beim letzten Absatz im Flyer unter dem Punkt "Fußballkultur" hatte ich ein paar Fragezeichen auf der Stirn. Man will die Menge an Leuten nicht reglementieren, weil es aufgrund des unnatürlichen Wachstums der Zahlen nicht möglich ist? Also generell würde man aber gerne? Wie auch immer, das ist in meinen Augen zumindest unglücklich formuliert.

Beim letzten Abschnitt "Probleme und Lösungen für die Zukunft" sind wir bei einem wunden Punkt angekommen. Die Infrastruktur im Stadion am Brentanobad ist gewiss nicht mehr zeitgemäß. Umkleideräume etc. kann ich nicht beurteilen, aber ich kann mir leibhaftig vorstellen, dass der Vergleich zu denen im Waldstadion ein Unterschied wie Tag und Nacht ist.

Auch die Verpflegungssituation dort ist ziemlich unbefriedigend. Es ist kaum möglich (zumindest auf der Haupttribüne) sich während der Halbzeitpause etwas zu trinken zu holen ohne Angst haben zu müssen, die Hälfte der 2. Halbzeit zu verpassen. Wobei ich aber auch glaube, dass eine bessere Organisation hier schon viel helfen würde.

Egal wie, glaube ich, wird das Thema Infrastruktur der größte Knackpunkt sein. Inwiefern eine Sanierung bzw. ein Umbau am Stadion möglich ist oder ein etwaiger Umzug ins Stadion am Bornheimer Hang weiß ich nicht, das sind aber sicher Punkte, die es lohnen mal zu diskutieren.

Die Zukunft mit der Entwicklung im Frauenfußball wird zwangsläufig Veränderungen mit sich bringen. Von mir aus darf die Angleichung an den (Profi-)Fußball der Herren gerne noch auf sich warten lassen, auch wenn ich sicher bin, dass sich das mit zunehmender Professionalisierung wohl nicht verhindern lassen wird.

Den Abschlusssatz im Flyer der Nutriabande „Die Professionalisierung unserer Liga ist im kapitalistischen System untrennbar mit der Überkommerzialisierung verknüpft, worunter unsere wunderbare Fankultur leiden muss.“ ist dann allerdings ein bisschen arg drüber in der Formulierung.
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mmammu schrieb:

Den Abschlusssatz im Flyer der Nutriabande „Die Professionalisierung unserer Liga ist im kapitalistischen System untrennbar mit der Überkommerzialisierung verknüpft, worunter unsere wunderbare Fankultur leiden muss.“ ist dann allerdings ein bisschen arg drüber in der Formulierung.

Das meinte ich mit polemisch.
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Gleichberechtigung.
Maenner 1. BL Fussball & Europapokal Waldstadion.
Frauen 1.BL Fussball & Europapokal Waldstadion.

Nur meine unbed. Meinung :
Brentanobad wird in absehbarer Zeit eher zu klein für die 1. Mannschaft der Frauen sein.
Waldstadion noch zu gross.
Dreieich ? Nee danke was soll die SGE in Dreieich ? Sorry kann ich nix mit anfangen.
Riederwaldstadion ( ich liebe es !!) aber irgendwie unpassend keine Parkplätze & null Sitzplaetze etc.
Entspricht überhaupt nicht mehr den Ansprüchen.
FSV Stadion ? Null, das ist ein anderer Verein, was sollen wir dort ?
Eine viel zu hohe Miete zahlen ?
Schon vergessen wie der Bernd Reisig uns verarscht hatte ? Nein Danke.

Hmmmmm  ?? Schwierig....
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Also ich habe nicht so viele Spiele der Frauen besucht, aber es braucht definitiv eine Zwischenlösung zwischen Brentano und Waldstadion. Am Brentanobad ist die Infrastruktur einfach nicht ausreichend, wenn es voller wird und das Waldstadion ist natürlich überdimensioniert. Bornheimer Hang könnte hier aus meiner Sicht eine gute Lösung sein, aber wie und ob das geht und sich rechnet, weiß ich natürlich nicht. Dass man das Stadion am Brentanobad aus- oder umbauen kann, um Infrastruktur und eventuell Kapazitäten zu verbessern, darf aber wohl eher bezweifelt werden.
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Statement der Nutriabande zur Situation für Auswärtsfans in Wolfsburg:

Für unser kommendes Auswärtsspiel am Sonntag in Wolfsburg im Stadion der Männer haben diese Schikanen einen Höhepunkt erreicht. Uns wurde mitgeteilt, dass wir keinen eigenen Gästeblock bekommen werden. Es ist ein Block mit Sitzplätzen vorgesehen, den wir uns mit Heimfans teilen müssen. Als wir diese Nachricht bekommen haben, waren schon fast alle Tickets von Heimfans gekauft, sodass wir die schlechtesten Plätze inmitten von Wolfsburg-Fans bekommen haben. Darüber hinaus dürfen wir unsere Schwenkfahnen nicht in den Block mitnehmen, dürfen unsere Zaunfahnen nicht bei uns aufhängen, und auch unsere Doppelhalter sind verboten. Ein Support nach unserer Vorstellung ist so unmöglich. Noch nie haben wir ein solches Ausmaß an Einschränkungen erlebt. Und all das nur, weil sich der Verein die Kosten, den Gästeblock direkt nebenan zu öffnen, sparen will.

All diese Schikanen zeigen uns: Gästefans sind unerwünscht! Stimmung wird von vornherein unterbunden und jeder Spaß und jede Leidenschaft genommen. Wir werden trotzdem nach Wolfsburg fahren und unser Bestes geben, aber mit einer großen Portion Wut im Bauch.


Dieses Statement kann ich zu 100% unterschreiben. Armselig, dass man es in Wolfsburg nicht schafft, einen Auswärtsblock einzurichten. Fans der Frauen sind den Verantwortlichen anscheinend egal, ich erinnere auch an eine kurzfristige Spielverschiebung letztes Jahr in Leverkusen, weil die Männer wichtiger waren.
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Statement der Nutriabande zur Situation für Auswärtsfans in Wolfsburg:

Für unser kommendes Auswärtsspiel am Sonntag in Wolfsburg im Stadion der Männer haben diese Schikanen einen Höhepunkt erreicht. Uns wurde mitgeteilt, dass wir keinen eigenen Gästeblock bekommen werden. Es ist ein Block mit Sitzplätzen vorgesehen, den wir uns mit Heimfans teilen müssen. Als wir diese Nachricht bekommen haben, waren schon fast alle Tickets von Heimfans gekauft, sodass wir die schlechtesten Plätze inmitten von Wolfsburg-Fans bekommen haben. Darüber hinaus dürfen wir unsere Schwenkfahnen nicht in den Block mitnehmen, dürfen unsere Zaunfahnen nicht bei uns aufhängen, und auch unsere Doppelhalter sind verboten. Ein Support nach unserer Vorstellung ist so unmöglich. Noch nie haben wir ein solches Ausmaß an Einschränkungen erlebt. Und all das nur, weil sich der Verein die Kosten, den Gästeblock direkt nebenan zu öffnen, sparen will.

All diese Schikanen zeigen uns: Gästefans sind unerwünscht! Stimmung wird von vornherein unterbunden und jeder Spaß und jede Leidenschaft genommen. Wir werden trotzdem nach Wolfsburg fahren und unser Bestes geben, aber mit einer großen Portion Wut im Bauch.


Dieses Statement kann ich zu 100% unterschreiben. Armselig, dass man es in Wolfsburg nicht schafft, einen Auswärtsblock einzurichten. Fans der Frauen sind den Verantwortlichen anscheinend egal, ich erinnere auch an eine kurzfristige Spielverschiebung letztes Jahr in Leverkusen, weil die Männer wichtiger waren.
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Den Ärger kann ich auch nachvollziehen und da denke ich, sollte von Vereinsseite was passieren. Ih kann mich erinnern, dass den Fans der Wölfinnen im Walldstadion auch der Gästebuch geöffnet wurde plus Sitzplätze in der unteren Ostkurve. Und ausgefüllt haben sie den Bereich auch nicht.
Da frage ich mich dann aber auch warum die im großen Stadion spielen.
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Statement der Nutriabande zur Situation für Auswärtsfans in Wolfsburg:

Für unser kommendes Auswärtsspiel am Sonntag in Wolfsburg im Stadion der Männer haben diese Schikanen einen Höhepunkt erreicht. Uns wurde mitgeteilt, dass wir keinen eigenen Gästeblock bekommen werden. Es ist ein Block mit Sitzplätzen vorgesehen, den wir uns mit Heimfans teilen müssen. Als wir diese Nachricht bekommen haben, waren schon fast alle Tickets von Heimfans gekauft, sodass wir die schlechtesten Plätze inmitten von Wolfsburg-Fans bekommen haben. Darüber hinaus dürfen wir unsere Schwenkfahnen nicht in den Block mitnehmen, dürfen unsere Zaunfahnen nicht bei uns aufhängen, und auch unsere Doppelhalter sind verboten. Ein Support nach unserer Vorstellung ist so unmöglich. Noch nie haben wir ein solches Ausmaß an Einschränkungen erlebt. Und all das nur, weil sich der Verein die Kosten, den Gästeblock direkt nebenan zu öffnen, sparen will.

All diese Schikanen zeigen uns: Gästefans sind unerwünscht! Stimmung wird von vornherein unterbunden und jeder Spaß und jede Leidenschaft genommen. Wir werden trotzdem nach Wolfsburg fahren und unser Bestes geben, aber mit einer großen Portion Wut im Bauch.


Dieses Statement kann ich zu 100% unterschreiben. Armselig, dass man es in Wolfsburg nicht schafft, einen Auswärtsblock einzurichten. Fans der Frauen sind den Verantwortlichen anscheinend egal, ich erinnere auch an eine kurzfristige Spielverschiebung letztes Jahr in Leverkusen, weil die Männer wichtiger waren.
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Pagh schrieb:

ich erinnere auch an eine kurzfristige Spielverschiebung letztes Jahr in Leverkusen, weil die Männer wichtiger waren.

Die Wölfinnen durften auch mal eine Meisterschaft nicht direkt feiern, weil die Männer damals noch im Abstiegskampf steckten


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