"Das schwerste und dramatischste Spiel seit Jahren" - so das Fachblatt "Der neue Sport" im Jahr 1961 - war kein Pflichtspiel in der Meisterschaft oder in einem europäischen Wettbewerb - es handelte sich um ein Freundschaftsspiel. Und damit nicht genug! An diesem Freundschaftsspiel war die Eintracht beteiligt ... vor 104.679 zahlenden Zuschauern - ein Weltrekord für internationale Vereins-Freundschaftsspiele bzw. unter Flutlicht sogar generell! Dieses Spiel, das "an Klasse, an Dramatik und an Sensationen kaum mit einem zweiten vergleichbar ist", nahm ihren Ursprung eineinhalb Jahre zuvor. Im Europapokal der Landesmeister trafen die Glasgow Rangers auf die Eintracht und freuten sich bereits vor dem Austragen des Halbfinals auf ein Heimspiel im Finale. In Glasgows Hampden Park, dem noch größeren traditionellen Stadion Schottlands als der Ibrox Park der Rangers, spielten dann aber doch die Hessen, die den Rangers zuvor im Frankfurter Waldstadion (6:1) und im Ibrox Park (6:3) wahre Lehrstunden des Fußballs erteilten. Vom tollen Fußball der Riederwälder begeistert, fand die Eintracht im Endspiel vor 127.621 Zuschauern gegen Real Madrid große Unterstützung durch die heimische Bevölkerung. Auch wenn die Eintracht mit 3:7 eine deutliche Niederlage hinnehmen mußte, ging dieses Spiel als Jahrhundertspiel in die Geschichte ein. Zwischen den Rangers und der Eintracht waren enge Kontakte entstanden. Die Sympathie für die Frankfurter war in Schottland so groß wie kaum auf einem anderen Fleck der Welt. Entsprechend durfte sich die Eintracht in den folgenden Jahren immer wieder über Einladungen von der Insel freuen. Diesmal gab es den Anlass der Einweihung der neuen Flutlichtanlage des Stadions. Das dritte Spiel der Eintracht in Glasgow in eineinhalb Jahren sollte von der schottischen Presse nicht nur in eine Reihe mit den beiden vorherigen Begegnungen gestellt werden - die Journalisten gingen darüber hinaus und verkündeten, es wäre ein Spiel gewesen, wie es der Hampden Park noch nie gesehen habe, obwohl dieser Spuperlativ doch bis heute dem großen Europapokalfinale von 1960 verliehen wurde. Die Umstände für die Reise der Eintracht begannen garnicht gut. Der Nebel in Frankfurt warf den Flugplan und den Vorbereitungsplan der Riederwälder völlig über Bord. Zu der Zeit, als Trainer Paul Oßwald mit seinen Spielern den ersten Besuch im Hampden Park vorhatte, landete die Eintracht gerade erst auf dem Londoner Flughafen. Immer wieder war nur Warten angesagt. Insgesamt 14 lange Stunden dauerte die Reise vom Frankfurter Flughafen bis zum Hotel St. Enoch in Glasgow. Bei der Ankunft regnete es in Strömen. Der Hampden Park triefte beim Besuch der Mannschaft noch vor Nässe. Dank eines scharfen, kalten Windes war der Rasen allerdings bis zum Abend abgetrocknet. Immer wieder tauchten im St. Enoch Besucher auf, die die Eintracht begrüßen wollten. Die Hochachtung von der Eintracht war spürbar. An eine Zuschauerzahl von 60.000 bis 80.000 glaubten die schottischen Anhänger für das anstehende Freundschaftsspiel, bei dem die Rangers sich die Revanche vorgenommen hatten. Die 14.000 Tribünenplätze waren schon seit Wochen ausverkauft. 104.679 Zuschauer sollten es insgesamt werden. Diese stimmten den Hampden Roar an, als die Mannschaften im Tunnel der Haupttribüne auftauchten. Erst zwei Stunden später wurde es wieder ruhig. Das Spiel begann wie das letzte der beiden Vereine: Die Schotten starteten, als hätten sie seit Wochen gewartet, um sie nun sofort zu überrollen. Ein Eckball von Schämer wurde auf dem Strafstoßpunkt von Kreß - aus der Drehung mit dem linken Fuß - direkt in der Luft genommen. Mitten im Rangers-Tor zwischen Torhüter und Verteidiger schlug der Ball ein - die Eintracht führte nach acht Minuten mit 1:0. In der 17. Minute half es nichts, als sich Rangers-Verteidiger Shearer gegen Linksaußen Weilbächer stemmte. Der ließ sich nicht abdrängen und hämmerte das Leder ins lange Eck. Die Rangers gaben nicht auf. Doch einen ihnen zugesprochenen Strafstoß verschossen sie in der 29. Minute knapp neben dem Pfosten. Das dritte Tor des Spiels sollte ein besonderes werden: In der 49. Minute schaltete Höfer an der Mittellinie seinen Gegenspieler Scott aus. Dann marschierte er vom Spielfeldrand nach innen, indem er zwei angreifende Schotten mit einer Körperdrehung täuschte. Es folgte ein Querpass, der von Kreuz sofort in eine lange Vorlage Richtung Strafraum abgefälscht wurde. Von links spurtete Höfer im spitzen Winkel hinter dem Ball herund zielte mit einem prachtvollen Schuss hoch unter das "Dach" in die lange Torecke. 3:0 für die Eintracht. Dann brachen die Minuten des Harold Davis an, einem Kliederschrank von Fußballer. Zunächst drückte er in der 52. Minute einen Eckball nach zehn Metern Anlauf wie ein Rammpfahl mit dem Kopf ins Eintracht-Netz, dann traf er drei Minuten später nach einem Freistoß aus abseitsverdächtiger Position erneut mit dem Kopf. Die Rangers hatten auf 2:3 verkürzt. Egon Loy zeichnete sich in der Folge erneut aus. Auch nach 90 Minuten hieß der Endstand schließlich 3:2 für die Eintracht. "Dieses Spiel hatte keine Pause, es gab keine ruhige Minute. Ich glaube, dass wir soviel gelaufen sind, wie sonst in zwei Spielen. Die anfeuerrung durch das Publikum war einmalig." In Glasgow konnte sich die Eintracht vor Spielangeboten nicht retten. Nicht nur Vereine wie Celtic Glasgow oder die Hearts aus Edinbrugh warben um die Hessen. Beim Bankett nach dem Spiel bekam Alfred Pfaff einen neuen steifen Hut überreicht. Und die Eintrachtspieler mussten um ihren Vorsänger Hans Weilbächer das Lied "So ein Tag, so wunderschön wie heute ..." anstimmen. Die Spieler waren allerdings nach dem Spiel so kraftlos, das das zweite für die Reise vereinbarte Freundschaftsspiel bei Sheffield United mit 1:3 verloren ging.
Für die Eintracht spielten in Glasgow: Loy, Lutz, Eigenbrodt, Höfer, Schymik, Landerer, Weilbächer, Kreß, Stinka, Stein, Kreuz, Lindner, Schämer
Danke für die schöne Erinnerung! 1961 war ich zwar noch nicht "dabei", aber viele der genannten Spieler habe ich 1963 zum Bundesligastart (und in den Jahren danach) noch live erleben können.
Wohnte damals in Griesheim, natürlich war Erwin Stein mein absoluter Held!
Ich bin mal mit einem jungen Schotten ins Gespräch gekommen,er hat mir erzählt sein Vater schwärmt für die Eintracht,da hat die SGE etwas hinterlassen auf das man stolz sein kann
"Das schwerste und dramatischste Spiel seit Jahren" - so das Fachblatt "Der neue Sport" im Jahr 1961 - war kein Pflichtspiel in der Meisterschaft oder in einem europäischen Wettbewerb - es handelte sich um ein Freundschaftsspiel. Und damit nicht genug! An diesem Freundschaftsspiel war die Eintracht beteiligt ... vor 104.679 zahlenden Zuschauern - ein Weltrekord für internationale Vereins-Freundschaftsspiele bzw. unter Flutlicht sogar generell!
Dieses Spiel, das "an Klasse, an Dramatik und an Sensationen kaum mit einem zweiten vergleichbar ist", nahm ihren Ursprung eineinhalb Jahre zuvor. Im Europapokal der Landesmeister trafen die Glasgow Rangers auf die Eintracht und freuten sich bereits vor dem Austragen des Halbfinals auf ein Heimspiel im Finale. In Glasgows Hampden Park, dem noch größeren traditionellen Stadion Schottlands als der Ibrox Park der Rangers, spielten dann aber doch die Hessen, die den Rangers zuvor im Frankfurter Waldstadion (6:1) und im Ibrox Park (6:3) wahre Lehrstunden des Fußballs erteilten. Vom tollen Fußball der Riederwälder begeistert, fand die Eintracht im Endspiel vor 127.621 Zuschauern gegen Real Madrid große Unterstützung durch die heimische Bevölkerung. Auch wenn die Eintracht mit 3:7 eine deutliche Niederlage hinnehmen mußte, ging dieses Spiel als Jahrhundertspiel in die Geschichte ein.
Zwischen den Rangers und der Eintracht waren enge Kontakte entstanden. Die Sympathie für die Frankfurter war in Schottland so groß wie kaum auf einem anderen Fleck der Welt. Entsprechend durfte sich die Eintracht in den folgenden Jahren immer wieder über Einladungen von der Insel freuen. Diesmal gab es den Anlass der Einweihung der neuen Flutlichtanlage des Stadions. Das dritte Spiel der Eintracht in Glasgow in eineinhalb Jahren sollte von der schottischen Presse nicht nur in eine Reihe mit den beiden vorherigen Begegnungen gestellt werden - die Journalisten gingen darüber hinaus und verkündeten, es wäre ein Spiel gewesen, wie es der Hampden Park noch nie gesehen habe, obwohl dieser Spuperlativ doch bis heute dem großen Europapokalfinale von 1960 verliehen wurde.
Die Umstände für die Reise der Eintracht begannen garnicht gut. Der Nebel in Frankfurt warf den Flugplan und den Vorbereitungsplan der Riederwälder völlig über Bord. Zu der Zeit, als Trainer Paul Oßwald mit seinen Spielern den ersten Besuch im Hampden Park vorhatte, landete die Eintracht gerade erst auf dem Londoner Flughafen. Immer wieder war nur Warten angesagt. Insgesamt 14 lange Stunden dauerte die Reise vom Frankfurter Flughafen bis zum Hotel St. Enoch in Glasgow. Bei der Ankunft regnete es in Strömen. Der Hampden Park triefte beim Besuch der Mannschaft noch vor Nässe. Dank eines scharfen, kalten Windes war der Rasen allerdings bis zum Abend abgetrocknet. Immer wieder tauchten im St. Enoch Besucher auf, die die Eintracht begrüßen wollten.
Die Hochachtung von der Eintracht war spürbar. An eine Zuschauerzahl von 60.000 bis 80.000 glaubten die schottischen Anhänger für das anstehende Freundschaftsspiel, bei dem die Rangers sich die Revanche vorgenommen hatten. Die 14.000 Tribünenplätze waren schon seit Wochen ausverkauft. 104.679 Zuschauer sollten es insgesamt werden. Diese stimmten den Hampden Roar an, als die Mannschaften im Tunnel der Haupttribüne auftauchten. Erst zwei Stunden später wurde es wieder ruhig.
Das Spiel begann wie das letzte der beiden Vereine: Die Schotten starteten, als hätten sie seit Wochen gewartet, um sie nun sofort zu überrollen. Ein Eckball von Schämer wurde auf dem Strafstoßpunkt von Kreß - aus der Drehung mit dem linken Fuß - direkt in der Luft genommen. Mitten im Rangers-Tor zwischen Torhüter und Verteidiger schlug der Ball ein - die Eintracht führte nach acht Minuten mit 1:0. In der 17. Minute half es nichts, als sich Rangers-Verteidiger Shearer gegen Linksaußen Weilbächer stemmte. Der ließ sich nicht abdrängen und hämmerte das Leder ins lange Eck. Die Rangers gaben nicht auf. Doch einen ihnen zugesprochenen Strafstoß verschossen sie in der 29. Minute knapp neben dem Pfosten.
Das dritte Tor des Spiels sollte ein besonderes werden: In der 49. Minute schaltete Höfer an der Mittellinie seinen Gegenspieler Scott aus. Dann marschierte er vom Spielfeldrand nach innen, indem er zwei angreifende Schotten mit einer Körperdrehung täuschte. Es folgte ein Querpass, der von Kreuz sofort in eine lange Vorlage Richtung Strafraum abgefälscht wurde. Von links spurtete Höfer im spitzen Winkel hinter dem Ball herund zielte mit einem prachtvollen Schuss hoch unter das "Dach" in die lange Torecke. 3:0 für die Eintracht. Dann brachen die Minuten des Harold Davis an, einem Kliederschrank von Fußballer. Zunächst drückte er in der 52. Minute einen Eckball nach zehn Metern Anlauf wie ein Rammpfahl mit dem Kopf ins Eintracht-Netz, dann traf er drei Minuten später nach einem Freistoß aus abseitsverdächtiger Position erneut mit dem Kopf. Die Rangers hatten auf 2:3 verkürzt. Egon Loy zeichnete sich in der Folge erneut aus. Auch nach 90 Minuten hieß der Endstand schließlich 3:2 für die Eintracht. "Dieses Spiel hatte keine Pause, es gab keine ruhige Minute. Ich glaube, dass wir soviel gelaufen sind, wie sonst in zwei Spielen. Die anfeuerrung durch das Publikum war einmalig."
In Glasgow konnte sich die Eintracht vor Spielangeboten nicht retten. Nicht nur Vereine wie Celtic Glasgow oder die Hearts aus Edinbrugh warben um die Hessen. Beim Bankett nach dem Spiel bekam Alfred Pfaff einen neuen steifen Hut überreicht. Und die Eintrachtspieler mussten um ihren Vorsänger Hans Weilbächer das Lied "So ein Tag, so wunderschön wie heute ..." anstimmen. Die Spieler waren allerdings nach dem Spiel so kraftlos, das das zweite für die Reise vereinbarte Freundschaftsspiel bei Sheffield United mit 1:3 verloren ging.
Für die Eintracht spielten in Glasgow: Loy, Lutz, Eigenbrodt, Höfer, Schymik, Landerer, Weilbächer, Kreß, Stinka, Stein, Kreuz, Lindner, Schämer
Dies war ein kleiner Auszug aus dem Buch Würstchen, Bomben, Fußballzauber - Eintracht in aller Welt von Jörg Heinisch.
Hat Spaß gemacht, ihn zu lesen!
Wenn das alles so stimmt, dann macht mich das total stolz ein Frankfurt Fan zu sein! Die Eintracht ist halt der geilste Verein!
Des stimmt doch alles so...?! Hab das noch nie so realisiert.
Tuaniz
Wohnte damals in Griesheim, natürlich war Erwin Stein mein absoluter Held!
Ich liebe es solche geschichten über die Glorreichen Zeiten zu lesen... Von diesem Spiel hatte ich zB bis dato noch nie etwas gehört...