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Der schönste erste Satz in der deutschsprachigen Literatur

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Der Tag war vergangen, wie eben die Tage so vergehen, ich hatte ihn herumgebracht, hatte ihn sanft umgebracht, mit meiner primitiven und schüchternen Art und Lebenskunst, ich hatte einige Stunden gearbeitet, alte Bücher gewälzt, ich hatte zwei Stunden lang Schmerzen gehabt, wie ältere Leute sie eben haben, hatte ein Pulver genommen und mich gefreut, dass die Schmerzen sich überlisten ließen, hatte in einem heißen Bad gelegen und die  liebe Wärme eingesogen, hatte dreimal die Post empfangen und all die entbehrlichen Briefe und Drucksachen durchgesehen, hatte meine Atemübungen gemacht, die Gedankenübungen aber heut aus Bequemlichkeit weggelassen, war eine Stunde spazieren gewesen und hatte schöne, zarte, kostbare Federwölkchenmuster in den Himmel gezeichnet gefunden.

Das ist ein schöner erster Satz ?
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HeinzGründel schrieb:
http://www.buch24.de/shopdirekt.cgi?id=280986&p=7&t=&h=&kid=0&klid=2&sid=1

ätsch
Autsch - aber gelacht habe ich trotzdem  
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schlusskonferenz schrieb:
Weder deutsch noch eigentlich schön, aber fast so dramatisch wie der Satz von Stefank:

"Ich wollte es nicht wissen, aber ich habe erfahren, daß eines der Mädchen, als es kein Mädchen mehr war, kurz nach der Rückkehr von der Hochzeitsreise das Badezimmer betrat, sich vor den Spiegel stellte, die Bluse aufknöpfte, den Büstenhalter auszog und mit der Mündung der Pistole ihres eigenen Vaters, der sich mit einem Teil der Familie und drei Gästen im Eßzimmer befand, ihr Herz suchte."



Javier Marias

"Mein Herz so weiß"

Spanien
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Herbi.G55 schrieb:
Der Tag war vergangen, wie eben die Tage so vergehen, ich hatte ihn herumgebracht, hatte ihn sanft umgebracht, mit meiner primitiven und schüchternen Art und Lebenskunst, ich hatte einige Stunden gearbeitet, alte Bücher gewälzt, ich hatte zwei Stunden lang Schmerzen gehabt, wie ältere Leute sie eben haben, hatte ein Pulver genommen und mich gefreut, dass die Schmerzen sich überlisten ließen, hatte in einem heißen Bad gelegen und die  liebe Wärme eingesogen, hatte dreimal die Post empfangen und all die entbehrlichen Briefe und Drucksachen durchgesehen, hatte meine Atemübungen gemacht, die Gedankenübungen aber heut aus Bequemlichkeit weggelassen, war eine Stunde spazieren gewesen und hatte schöne, zarte, kostbare Federwölkchenmuster in den Himmel gezeichnet gefunden.

Das ist ein schöner erster Satz ?






Ja , das ist ein Satz
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Freude, schöner Götterfunken
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum!
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.


das ist das schönste Stück deutscher Literatur am besten in Kombination mit Beethovens 9ter http://youtube.com/watch?v=fNMNKm0HTYo
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Da wir sowieso schon lange bei den Ausländern sind, möchte ich einige Forumsuser (darunter 1-2 ganz besondere, die es sicherlich auch sofort bemerken) mit folgendem Satz be(un?)ruhigen:

"Die Ewige Wiederkehr ist ein geheimnisvoller Gedanke, und Nietzsche hat damit manchen Philosophen in Verlegenheit gebracht: alles wird sich irgendwann so wiederholen, wie man es schon einmal erlebt hat, und auch diese Wiederholung wird sich unendlich wiederholen!"

@"1-2"
Immer wieder ein Gewinn, darin zu stöbern!



Weil ich das Thema "erster Satz" so spannend finde, blättere ich gerade in den deutschesten Büchern. Und da die "Zueignung" im Faust mich von jeher mehr verwirrt als berührt hat, suchte ich "noch deutscher":

"In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die jüngste war so schön, daß die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gesicht schien."

Geht doch  ,-)
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schlusskonferenz schrieb:


"In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die jüngste war so schön, daß die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gesicht schien."



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@Steffen:

"Allerleirauh" ist wohl auch eines der schönsten Märchen, schön, dass man mal wieder daran erinnert wird!

Und wenn wir grade beim Erinnern sind: Dein Beitrag #36 hat mich gleich ins Bücherregal greifen lassen, es ist eines meiner Lieblingsbücher, noch dazu von einem Menschen geschrieben, der leidenschaftlicher Fußballfan ist ... er schildert seine ganz persönlichen Fußballerlebnisse absolut lesenswert in "Alle unsere früheren Schlachten" - Fußballstücke -.

Und noch ein Griff in die Mottenkiste zu einem meiner "Erstgelesenen":

"Ich zögere, diesem fremden Gefühl, dessen sanfter Schmerz mich bedrückt, seinen schönen und ernsten Namen zu geben: Traurigkeit."

@Kine:  
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Das erste , was ich mit sehr grossem Interesse und Spannung verschlungen habe,  fing so an:

Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von helden lobebæren, von grôzer arebeit,
von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,
von küener recken strîten muget ir nu wunder hœren sagen.

Uns wurde in alten Erzählungen viel Wundersames gesagt
von ruhmreichen Helden, von großem Leid,
von Freuden, Festen, von Weinen und von Klagen,
vom Kampf kühner Recken sollt ihr nun Wunder hören sagen.

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Isi schrieb:
Das erste , was ich mit sehr grossem Interesse und Spannung verschlungen habe,  fing so an:

Uns ist in alten mæren wunders vil geseit
von helden lobebæren, von grôzer arebeit,
von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,
von küener recken strîten muget ir nu wunder hœren sagen.

Uns wurde in alten Erzählungen viel Wundersames gesagt
von ruhmreichen Helden, von großem Leid,
von Freuden, Festen, von Weinen und von Klagen,
vom Kampf kühner Recken sollt ihr nun Wunder hören sagen.



Nibelungenlied....nicht schlecht
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Noch ein schöner erster Satz:

Im Jahre Fuffzisch vorm Herrgott habbe die Römer schon des ganze Gallie uffgemischt.. des ganze Gallie? Naa! E klaa Kaff hört net uff, sich mit dene Babbsäck zu bummbe und des Lebe iss net afach für die römische Soldaade, die wo als die Besatzung in dene Lager Labbedrum, Babbadorum, Brimborium un Klaabembelum hocke..

   
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um mal wieder zum Thema zurückzukommen hier ein weiterer schöner+kluger erster Satz deutschsprachiger Literatur:

"Die Zeichen sieht nur, wer auf dem Rücken liegt."
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Habe auch noch einen gefunden!

"Als das Telefon klingelte, war ich in der Küche, wo ich einen Topf Spaghetti kochte und zu einer UKW-Übertragung der Ouvertüre von Rossinis 'Die diebische Elster' pfiff, was die ideale Musik zum Pastakochen sein dürfte."

Und derjenige, der es geschrieben hat klingt auch wie Musik zum Pastakochen


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