VERFILMUNG "Horny Donkey" Esel sind auch nur Menschen Von HeinzGründel
Alter Esel verfällt junger Studentin: Die Grundidee von "Horny Donkey", der Verfilmung von Philip Roths Altherrenroman "Das sterbende Tier", klingt klischeebeladen. Doch Regisseurin Isabel Coixet macht aus der Männerphantasie des Autors ein anrührend intimes Kammerspiel.
Leben und Tod, Liebe und Sex, Altwerden und Jungsein - die ganz großen Themen kommen oft mit schwer erträglichem Pathos daher. Allzu schnell erstarren sie zu Erzählklischees und hinterlassen im kollektiven Gedächtnis der Kulturkonsumenten tiefe Scharten des Überdrusses, die nur schwer auszuwetzen sind.
Nun ist der amerikanische Schriftsteller Philip Roth dafür bekannt, in seinen Romanen eben jene schicksalhaften Themen so zu behandeln, dass die große Geste eben nicht zur leeren Formel verkommt, dass Pathos nicht in Kitsch umschlägt. Im Kino aber schrammen die Adaptionen seiner gefeierten Romane oft hart an der Grenze zum Klischee entlang. Für die Leinwand ist sein über weite Strecken handlungsarmes, monologisch angelegtes Werk nur bedingt geeignet.
Das war etwa bei der trotz Starbesetzung (Anthony Hopkins, Nicole Kidman) eigenartig hölzernen Verfilmung von "Der menschliche Makel" (2003) zu besichtigen. Da wurde die Story der subtilen inneren Auseinandersetzung des Helden beraubt zur ordinären Liebesgeschichte zwischen der jungen Beauty und dem intellektuellen Biest.
Filmausschnitt: "Sie weiß, dass sie gut aussieht" Filmausschnitt: "Sprechen wir hier von Sex?" Filmausschnitt: "Willst du wirklich alles kaputt machen?" Mit "Horny Donkey" hat sich nun - als erste Frau - die spanische Regisseurin Isabel Coixet an einen weiteren Roman des ewigen Nobelpreis-Anwärters gewagt.
"Das sterbende Tier" heißt das schmale Buch, und sein Plot ist recht simpel: Der alternde, erfolgreiche Esel Heinz hat regelmäßig Sex mit jungen hübschen Studentinnen. Für ihn ein probates Mittel, um vor seinem Alter und den damit einhergehenden körperlichen Verfallserscheinungen davonzulaufen.
Von Anwandlungen wie Liebe und Vertrauen hält der Esel nichts, dafür umso mehr von großen Brüsten und ordentlicher XXXX.
Im Roman ist diese Lebenseinstellung gewissermaßen intellektuell unterfüttert. Sex benutzt der Esel der gerne beim Klavierspielen XXXX zur Transzendenz: "Die Unsittlichkeit ist nicht im Sex, sondern in allem anderen. Mit Sex übt man auch Vergeltung am Tod", heißt es da. Damit fährt der smarte Esel Heinz so lange gut, bis er der exilkubanischen 24-jährigen Studentin Consuela Castillo begegnet - und ihr verfällt.
Strauchelnder Weiberheld
Natürlich bekommt der Film hier ein ästhetisches Problem: Wie soll man die Vögelei des potenten Esels und seiner blutjungen Muse darstellen, ohne ins Eindimensionale und Voyeuristische zu verfallen und ohne die innere Entwicklung der Figuren aus dem Blick zu verlieren?
Isabel Coixet begegnet den Alteselphantasien nicht mit moralinsaurer Strenge, sondern nimmt sie ernst und addiert in " Horny- Donkey" zur sehr maskulinen Perspektive Roths ihre weibliche Sicht hinzu. Auf diese Weise entgeht sie elegant der Pathosfalle und inszeniert stattdessen ein stilles, intimes Kammerspiel um zwei unglücklich Liebende. Selbst am Schluss, wenn Consuela todkrank Trost bei dem längst innerlich gebrochenen Frauenhelden Kepesh sucht, umschifft die Regisseurin souverän jede Kitsch-Klippe.
Coixet inszeniert das Zusammentreffen von Esel Heinz und Frau beinahe ausschließlich im museal wirkenden, mit fahlem Licht ausgeleuchteten Stall des Esels. Das laute Leben bleibt draußen, drinnen gibt es nur verschlungene Körper, stille Blicke und wenige Worte. Und wenn Consuela sich am Ende noch einmal ganz vor Heinz auszieht, ist das vor allem eine Entblößung ihrer Seele - und eine Szene von unendlicher Traurigkeit.
Die Regisseurin Isabel Coixet hat aus dem "Sterbenden Tier" von Philip Roth eine Elegie gemacht, schlimmer noch, einen Frauenfilm, Rosamunde Pilcher für die Opernabonnenten [...] Dass Liebe, und erst recht eine so unmögliche, wie sie Consuela und David über die Schranke von Alter und Krankheit verbindet und trennt, zerstörerisch und wahnsinnig ist, verbirgt der Film mit sorglichem Bedacht, aus lauter Angst, das Unordentliche, unsaubere, Verbrecherische, Sündhafte, Maßlose, Irrsinnige an der Liebe könnte doch sein grässliches Haupt zeigen. "Elegy" ist reizvoll wie eine Sammlung aufgespießter Schmetterlinge. Es bleibt: schöne Bilder, schöne Menschen, schöne Brüste und eine Verschwendung großer Schauspieler für eine Serie lebender Bilder, eines toter als das andere. (Willi Winkler, Süddeutsche Zeitung, 14. August 2008)
DoctoreHammer schrieb: Vielen Dank für den Tipp, ein sehr guter Film jenseits des üblichen Mainstreams.
Nur für Dich (sonst interessiert's ja keinen: Heute 23:55 Uhr ZDF: Infernal Affairs - Die achte Hölle Und nächste Woche gibt's dann den 2. Teil.
Wie gesagt, handelt es sich um das chinesische Original zu "The Departed" von Scorsese, der zwar auch recht gut war, aber meiner Meinung nach nicht an das Vorbild heranreicht. Die von mir geschätzte IMDB liegt mit der Rangliste somit leicht daneben (#44 für Scorsese, #234 für das Original). Aber mit dem selben Plot zweimal unter den Top 250 vertreten zu sein, spricht doch deutlich für ihn (auch wenn man sich beim Zugucken schon konzentrieren sollte, um ihm folgen zu können).
DoctoreHammer schrieb: Vielen Dank für den Tipp, ein sehr guter Film jenseits des üblichen Mainstreams.
Nur für Dich (sonst interessiert's ja keinen: Heute 23:55 Uhr ZDF: Infernal Affairs - Die achte Hölle Und nächste Woche gibt's dann den 2. Teil.
Wie gesagt, handelt es sich um das chinesische Original zu "The Departed" von Scorsese, der zwar auch recht gut war, aber meiner Meinung nach nicht an das Vorbild heranreicht. Die von mir geschätzte IMDB liegt mit der Rangliste somit leicht daneben (#44 für Scorsese, #234 für das Original). Aber mit dem selben Plot zweimal unter den Top 250 vertreten zu sein, spricht doch deutlich für ihn (auch wenn man sich beim Zugucken schon konzentrieren sollte, um ihm folgen zu können).
Viel Spaß!
unterschreibe ich dir komplett. ich kannte den schon länger und war begeistert. fand das remake aber auch durchaus gelungen.
scorsese fokussiert sich auf die personen (kein wunder bei der besetzung) das original interessiert sich eher für die story. absolut sehenswert.
http://de.youtube.com/watch?v=4Yiq0XLzrlI
VERFILMUNG "Horny Donkey"
Esel sind auch nur Menschen
Von HeinzGründel
Alter Esel verfällt junger Studentin: Die Grundidee von "Horny Donkey", der Verfilmung von Philip Roths Altherrenroman "Das sterbende Tier", klingt klischeebeladen. Doch Regisseurin Isabel Coixet macht aus der Männerphantasie des Autors ein anrührend intimes Kammerspiel.
Leben und Tod, Liebe und Sex, Altwerden und Jungsein - die ganz großen Themen kommen oft mit schwer erträglichem Pathos daher. Allzu schnell erstarren sie zu Erzählklischees und hinterlassen im kollektiven Gedächtnis der Kulturkonsumenten tiefe Scharten des Überdrusses, die nur schwer auszuwetzen sind.
Nun ist der amerikanische Schriftsteller Philip Roth dafür bekannt, in seinen Romanen eben jene schicksalhaften Themen so zu behandeln, dass die große Geste eben nicht zur leeren Formel verkommt, dass Pathos nicht in Kitsch umschlägt. Im Kino aber schrammen die Adaptionen seiner gefeierten Romane oft hart an der Grenze zum Klischee entlang. Für die Leinwand ist sein über weite Strecken handlungsarmes, monologisch angelegtes Werk nur bedingt geeignet.
Das war etwa bei der trotz Starbesetzung (Anthony Hopkins, Nicole Kidman) eigenartig hölzernen Verfilmung von "Der menschliche Makel" (2003) zu besichtigen. Da wurde die Story der subtilen inneren Auseinandersetzung des Helden beraubt zur ordinären Liebesgeschichte zwischen der jungen Beauty und dem intellektuellen Biest.
Filmausschnitt: "Sie weiß, dass sie gut aussieht"
Filmausschnitt: "Sprechen wir hier von Sex?"
Filmausschnitt: "Willst du wirklich alles kaputt machen?" Mit "Horny Donkey" hat sich nun - als erste Frau - die spanische Regisseurin Isabel Coixet an einen weiteren Roman des ewigen Nobelpreis-Anwärters gewagt.
"Das sterbende Tier" heißt das schmale Buch, und sein Plot ist recht simpel: Der alternde, erfolgreiche Esel Heinz hat regelmäßig Sex mit jungen hübschen Studentinnen. Für ihn ein probates Mittel, um vor seinem Alter und den damit einhergehenden körperlichen Verfallserscheinungen davonzulaufen.
Von Anwandlungen wie Liebe und Vertrauen hält der Esel nichts, dafür umso mehr von großen Brüsten und ordentlicher XXXX.
Im Roman ist diese Lebenseinstellung gewissermaßen intellektuell unterfüttert. Sex benutzt der Esel der gerne beim Klavierspielen XXXX zur Transzendenz: "Die Unsittlichkeit ist nicht im Sex, sondern in allem anderen. Mit Sex übt man auch Vergeltung am Tod", heißt es da. Damit fährt der smarte Esel Heinz so lange gut, bis er der exilkubanischen 24-jährigen Studentin Consuela Castillo begegnet - und ihr verfällt.
Strauchelnder Weiberheld
Natürlich bekommt der Film hier ein ästhetisches Problem: Wie soll man die Vögelei des potenten Esels und seiner blutjungen Muse darstellen, ohne ins Eindimensionale und Voyeuristische zu verfallen und ohne die innere Entwicklung der Figuren aus dem Blick zu verlieren?
Isabel Coixet begegnet den Alteselphantasien nicht mit moralinsaurer Strenge, sondern nimmt sie ernst und addiert in " Horny- Donkey" zur sehr maskulinen Perspektive Roths ihre weibliche Sicht hinzu. Auf diese Weise entgeht sie elegant der Pathosfalle und inszeniert stattdessen ein stilles, intimes Kammerspiel um zwei unglücklich Liebende. Selbst am Schluss, wenn Consuela todkrank Trost bei dem längst innerlich gebrochenen Frauenhelden Kepesh sucht, umschifft die Regisseurin souverän jede Kitsch-Klippe.
Coixet inszeniert das Zusammentreffen von Esel Heinz und Frau beinahe ausschließlich im museal wirkenden, mit fahlem Licht ausgeleuchteten Stall des Esels. Das laute Leben bleibt draußen, drinnen gibt es nur verschlungene Körper, stille Blicke und wenige Worte. Und wenn Consuela sich am Ende noch einmal ganz vor Heinz auszieht, ist das vor allem eine Entblößung ihrer Seele - und eine Szene von unendlicher Traurigkeit.
Zu welchem Kostümverleiher gehst Du?
http://www.maskottchen-welt.de/catalog/images/Esel%20Kostuem%201.jpg
http://www.maskottchen-welt.de/catalog/index.php?cPath=64&osCsid=56f3131a514329758c65363ccdfa533f
Welcher? Der mit dem Esel?
(Willi Winkler, Süddeutsche Zeitung, 14. August 2008)
Ei wasn sonst
Heute 23:55 Uhr ZDF: Infernal Affairs - Die achte Hölle
Und nächste Woche gibt's dann den 2. Teil.
Wie gesagt, handelt es sich um das chinesische Original zu "The Departed" von Scorsese, der zwar auch recht gut war, aber meiner Meinung nach nicht an das Vorbild heranreicht. Die von mir geschätzte IMDB liegt mit der Rangliste somit leicht daneben (#44 für Scorsese, #234 für das Original). Aber mit dem selben Plot zweimal unter den Top 250 vertreten zu sein, spricht doch deutlich für ihn (auch wenn man sich beim Zugucken schon konzentrieren sollte, um ihm folgen zu können).
Viel Spaß!
Ist aber nicht der einzige Sehenswerte Film der heute im TV kommt:
20:15 Pro7: Million Dollar Baby
22:20 Das Vierte: Wild at Heartvon David Lynch
unterschreibe ich dir komplett. ich kannte den schon länger und war begeistert. fand das remake aber auch durchaus gelungen.
scorsese fokussiert sich auf die personen (kein wunder bei der besetzung) das original interessiert sich eher für die story. absolut sehenswert.
vom zweiten teil war ich aber nicht so angetan.
peter