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Fanhistorie XXX: 2000/2001 - Zwischen UEFA Cup Träumen und dem totalen Absturz (XXXXL)

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Das Stöbern im "Kritik, Lob und Anregungen" hat mich mal wieder an die Fanhistorien erinnert und mich überlegen lassen, ob ich nicht auch eine erzählenswerte Geschichte hab. Aber was nehmen? Das 6:3 ist sicher das Highlight in meiner Fanlaufbahn, aber darüber sind schon genug Geschichten erzählt. Bleibt noch meine erste Saison im Waldstadion. Das war 2000/2001. Eine Saison, an die wohl keiner gerne zurückdenkt. Dennoch ist sie für mich irgendwie prägend geworden.

Die Vorgeschichte: In der Rückrunde der Vorsaison gelingt es der Mannschaft, nach einer katastrophalen Hinrunde und späterem Punktabzug noch sensationell am letzen Spieltag die Klasse zu halten. Die Eintracht ist in dieser Rückrunde die drittbeste Mannschaft in der Bundesliga. Seit dem Aufstieg 1998 verfolge ich die Eintracht mehr oder weniger regelmäßig, ohne dass ich mich als Fan bezeichnen würde. Aber diese Rückrunde verändert alles. Seit dem Rückrundenbeginn in Unterhaching zittere ich an jedem Spieltag mit und nach und nach wird das Unglaubliche Gewissheit: Die Eintracht kann doch noch die Klasse halten. Mein Vater bietet mir an, mit mir am letzten Spieltag gegen Ulm ins Stadion zu gehen, leider bin ich da aber auf Klassenfahrt. Aber das soll in der kommenden Saison nachgeholt werden. Ich hab jetzt einen Schal und ein Trikot, alles was man als Fan braucht.... denke ich.

Sportlich ist das Ziel der Saison, mit dem Abstieg nichts zu tun haben zu wollen. Der neue strategische Partner Octagon soll die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen. Die erfolgreiche Mannschaft der Rückrunde wird durch ablösefreie Spieler wie Sasa Ciric, Markus Lösch und den Österreicher Gerd Wimmer ergänzt. Die Vorbereitung ist nicht frei von unglücklichen Testspielergebnissen, aber auch von Prestige-Erfolgen wie einem Sieg gegen den italieneischen Meister Lazio Rom. Auch wenn das Ziel nur die Abstinenz vom Abstiegskampf ist, habe ich doch das Gefühl, dass Höheres möglich ist. Der UEFA Cup ist ein Traum. Vielleicht in einem oder zwei Jahren. Vielleicht schon in diesem. Wer in der vergangenen Rückrunde Dritter war, kann das schaffen. Zumindest ins oberen Mittelfeld!

Der Kader ist doch recht aufgebläht. Nicht mehr benötigte Spieler sind dank gut dotierter Verträge nur schwer loszuwerden. Aufgrund schlechter Trainingsleistung werden einige Spieler, darunter der teuerste Eintrachtspieler aller Zeiten, Bachirou Salou, von Felix Magath aussortiert. Die leichten Unstimmigkeiten vermiesen mir jedoch nicht die Vorfreude auf die Saison.

Die Saison beginnt mit einem standesgemäßen Heimsieg gegen Unterhaching. Es folgen jedoch herbe Niederlagen bei den Aufsteigern Köln und Cottbus. Getoppt wird das Ganze vom blamablen Erstrundenaus im Pokal. 1:6 unterliegt die Eintracht den Amateuren des VfB Stuttgart. Der Ernüchterung nach den schwachen Auswärtsauftritten folgen jedoch immer Heimsiege. Rostock wird 4:0 nach Hause geschickt. Die Mannschaft ist nicht so gut wie in der vergangenen Rückrunde, aber zu Hause eine Macht. Das ist immerhin beruhigend.

Am fünften Spieltag ist es soweit. Mein erstes Eintrachtspiel. Der Gegner ist das damals starke 1860 München. Es ist ein Samstag Nachmittag im Spätsommer, der Himmel bedeckt und teilweise regnet es. Überhaupt hab ich in meiner Erinnerung an die zwei Jahre, die ich ins alte Waldstadion ging, das Gefühl, dass es immer nass und matschig war. Das war sicher nicht so, aber verdreckte Schuhe und Schlammspritzer bis an die Hose gehören für mich irgendwie einfach zum alten Waldstadion dazu.Ich sitze auf der Gegentribüne, Unterrang. Beeindruckend, wenn man das erste mal die Treppe über den Wall erklommen hat und in die Schüssel Waldstadion blickt. Ich erinnere mich an viele Dinge, die irgendwie sang- und klanglos verschwunden sind, und die man auch nicht wirklich vermisst wie die Cheerleader, die komischen Windfiguren hinter den Toren und der Volvo (?), der in Richtung Ostkurve stand. Zudem noch richtige Flutlichtmasten und überhaupt das ganze Flair eines 70er-Jahre Stadions. Nicht wirklich heimelig, aber doch war die Geschichte in den Betonmauern irgendwie fühlbar. Das Spiel selbst endet 1:0 durch ein Tor von Thomas Reichenberger nach Ecke von Horst Heldt.

Auch in den folgenden Spielen zeigt die Mannschaft zuhause und Auswärts völlig unterschiedliche Gesichter. Vor allem die Abwehr offenbar auswärts eklatante Schwächen und nach Rückständen ist kein Aufbäumen zu erkennen. Auch Felix Magaths "vertärktes Mittelfeld" aus 6 Spielern vermag keine Stabilität zu bringen. Zuhause hingegen geht die Eintracht meist in Führung, spielt dann befreit auf und fegt die Gegner davon. Die Eintracht ist im Kalenderjahr 2000 zuhause ungeschlagen. Wenn es gelingt, die Auswärtsschwäche abzulegen, scheint vieles möglich. Am 13. Spieltag endet ausgerechnet in München die schwarze Auswärtsserie. Nach Rückstand werden die Bayern durch Tore von Schur und Fjörtoft 2:1 geschlagen. Die Eintracht klettert auf Platz Fünf, der UEFA Cup scheint nichtmal mehr ein utopisches Ziel zu sein.

Doch alles kommt anders. Mit dem Ende der Auswärtsserie endet auch die goldene Heimserie. Es ist November, mein drittes Livespiel. Gast ist die ersatzgeschwächte Hertha. Ein echtes Spitzenspiel im Waldstadion, Fünfter gegen den Dritten. Bereits zur Halbzeit liegt die Eintracht im kalten Waldstadion 0:2 zurück. Am Ende wird es eine 0:4 Niederlage. Eine interessante Randnotiz ist, dass Benni Köhler für personell gebeutelten Berliner seinen ersten und einzigen Bundesligaeinsatz absolviert.

Die Niederlage ist an sich kein Beinbruch. Doch es folgen die obligatorischen Auswärtsniederlagen gegen die Kellerkinder aus Bochum, Stuttgart und Unterhaching. Verbunden mit der Heimniederlage gegen Wolfsburg bedeutet dies zur Winterpause fünf Niederlagen in Folge und Platz 15 mit nur einem Tor Vorsprung auf die Abstiegsplätze.

20 Punkte zur Winterpause sind nicht katastrophal, doch nach den letzten Spielen überwiegt die Enttäuschung. Es zeigt sich, dass die Abwehr nicht bundesligatauglich ist und in der Mannschaft Leader fehlen. Ich verabschiede mich vom Traum UEFA Cup. Für mich ist klar, dass sich die Mannschaft in der Rückrunde konsolidieren und irgendwo im unteren Mittelfeld landen wird. Zur stärkung der Abwehr werden Karel Rada, seine Zeichens Libero der tschechischen Nationalmannschaft und der norwegische Nationalspieler Tommy Berntsen verpflichtet, wahrscheinlch die größten Fehleinkäufe in meiner Zeit als Eintrachtfan. Der schon in der Hinrunde verpflichtete Serge Branco kann ebenfalls nur zeitweise überzeugen. Einzig Pawel Kryszalowicz kann in der Rückrunde mit 7 Toren Akzente setzen.

Die Rückrunde beginnt mit dem Heimspiel gegen Köln, einem Offenbarungseid. Berntsen hat sich bereits in der Vorbereitung verletzt und sollte nie mehr Fuß bei der Eintracht fassen. Karel Rada begann seine Eintracht Zeit mit einem katastrophalen Spiel, von dem er sich nie wieder erholen sollte. Bereits zur Pause liegt der Aufsteiger mit 4:0 in Front. Das 1:5 bedeutet den Rutsch auf die Abstiegsplätze und das Ende von Felix Magath als Eintrachttrainer. Erstmals rückt damit neben der sportlichen eine weitere Komponente in den Vordergrund, die maßgeblich zum Verlauf der Saison beitragen sollte: Der Vorstand. Die Entscheidung, den Trainer nach dem ersten Rückrundenspiel zu feuern ist immer unglücklich. Doch die Folgenden Ereignisse sollten das noch weit in den Schatten stellen.

Sportdirektor Rolf Dohmen übernimmt die Mannschaft und kann zwei Siege feiern. Dies vertreibt erstmal den Schock und die Abstiegsangst, die sich bei mir nach dem Köln-Spiel breit gemacht hatten. Die Trainersuche wird hingegen zu einer nie dagewesenen Posse. Toppmöller, Schäfer, Mattheus, Briegel, Henke, Koch (und sicher habe ich noch einige vergessen) sind die Kandidaten, von dene sich die in der Bundesliga völlig unerfahrenen Eintracht-Verantwortlichen Körbe einhandeln. Die "Trainerfindungskommission" verkommt zur Lachnummer. Selbst durch die dickste Eintrachtbrille muss man feststellen, dass die Entscheidung, an Dohmen festzuhalten nur ein Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit ist. Zudem ist sie sportlich fatal. Der unerfahrene Dohmen ist völlig überfordert und die Mannschaft taumelt erfolglos dem Abgrund entgegen. Das 1:6 in Dortmund oder das 2:5 in Freiburg sind nur einige herausragende Ergebnisse.

Im Frühjahr 2001 bietet die Eintracht ein erbärmliches Bild. Sportlicher Misserfolg und eine offensichtlich überforderte und handlungsunfähige sportliche Führung ergeben ein desaströses Gesamtbild. Ich weiß nicht, warum ich trotzdem weiter ins Stadion gehe. Irgendwie will ich nicht aufgeben. Ich erinnere mich, wie ein Verwandter sagt: "Wenn die Eintracht absteigt, mußt Du Dir wohl einen anderen Club suchen" und wie ich daraufhin an die Decke gehe. Spätestens jetzt ist für mich klar, dass ich Eintrachtfan bin. Wenn ich heute erklären soll, warum ich Fan bin, kann ich soviele Erlebnisse und Spiele aufzählen, allein das 6:3 würde reichen. Warum ich mir damals das alles angetan habe, weiß ich nicht.

Gegen Ende der Saison schwinden die Chancen auf den Klassenerhalt und die Trainerfindungskommission findet mit dem eigentlich im Ruhestand befindlichen Friedel Rausch doch noch einen erfahrenen Mann, der aber trotzdem in der Öffentlichkeit als Verlegenheitslösung angesehen werden muss. Immerhin verdanke ich ihm mit seinem Sattelpinkler-Spruch eine der wenigen schönen Erinnerungen der Rückrunde. Herumreisen kann er das Ruder auch nicht mehr, was ich ihm aber nicht übelnehme. Der Karren raste schon zu schnell auf die Wand zu. Wenigstens bekommen die Nachwuchsspieler Jones, Gemiti und Streitnoch ihre ersten Einsätze. Preuß und Mutzel waren zuvor in der Rückrunde ohnehin schon die einzigen positiven Überraschungen. Am 32. Spieltag feiert die Mannschaft den ersten Sieg seit dem 21. Spieltag gegen den Tabellenletzten aus Bochum. Ein Wochenende später ist der Abstieg jedoch perfekt. Das Spiel in Wolfsburg ist ein Abziehbild der gesamten Auswärtsrückrunde. Nach einem frühen Rückstand bricht das "Team" völlig auseinander und bereits zur Pause ist mit dem 0:3 das Ende besiegelt. Symptomatisch ist die Szene, als Guie-Mien sein Trikot nach dem Spiel in den Fan-Block wirft und es kurz darauf zurückgeflogen kommt.

Für das letzte Spiel gegen Stuttgart habe ich eine Karte, gehe aber nicht hin, da meine Mutter Geburtstag hat und die Partie nun sportlich wertlos ist. Das Spiel ist eine besondere Demütigung, da Felix Magath mit dem von ihm geretteten VfB Stuttgart gastiert. Der wertlose 2:1 Sieg beendet eine katastrophale Saison, in der so ziemlich jeder zum Versagen Beitrug. Von der sportlichen Führung, für die stellvertretend Dohmen den Hut nehmen musste, bis hin zur Mannschaft, die nie eine war. Spieler, die Führungsaufgaben übernehmen hätten können, wollten dies nicht oder waren mit sich selbst zu sehr beschäftigt.

Letztlich bleibt an der Saison wenig Erinnerungswürdiges. Da sie aber gerade mit meinen Anfängen als Eintrachtfan zusammenfällt, hat sie für mich aber bis heute eine gewisse Relevanz. Durch das beinahe kollektive Versagen der Mannschaft ist mir die Verehrung einzelner Spieler bis heute ein wenig suspekt und ich weiß seit den Erfahrungen in dieser Saison den Wert einer funktionierenden Mannschaft besonders zu schätzen.

Und schließlich ist die Saison ein wenig der Anfang vom Lizenzkrimi ein Jahr später. Wenn man vom 6:3 erzählt, funktioniert es am besten, wenn man im Sommer zuvor anfängt, um die gesamten Umstände verständlich zu machen. Und wenn der Zuhörer sehr geduldig und interessiert ist ,-) , beginnt man aber am Besten mit dieser Saison. Dieser lange Vorlauf mit all den Nackenschlägen macht für mich den Aufstieg gegen Reutlingen, der eigentlich der erste Erfolg in meiner Fanzeit ist, erst richtig wertvoll. All die Demütigungen und Entbehrungen der Jahre zuvor wurden beim 6:3 belohnt. Daher hat die Saison 2000/2001 im Nachhinein auch ein wenig Gutes, auch wenn man es damals sicher anders gesehen hat.
 
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schön geschrieben
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daumen hoch
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Schöner Bericht Und die Erinnerungen an das alte Stadion ähneln meinen sehr... *seufz*
Ich saß zu dieser Zeit auch meistens im Unterrang der Gegentribüne und kam schlammbespritzt nach Hause. Beim 4:0 gegen Rostock bin ich fast weggeschwommen *gg*
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Dankeschön für eine weitere Fanhistorie.

War ein voll vermurkstes Jahr. Unendlich viel ist  passiert, aber garnichts hat sich getan zum heulen .
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Ziemlich weit runtergerutscht, die Fanhistorie.......

Mir sind noch die Worte Magaths nach dem 0:4 gegen Hertha im Ohr.
"Endlich ist diese Serie gerissen" oder so ähnlich.      
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*schubs*
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Toller Bericht
Bei mir hat das dann nach diesem Abstieg angefangen mit dem Eintracht Fan , aber so richtig
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womeninblack schrieb:
Ziemlich weit runtergerutscht, die Fanhistorie.......

Mir sind noch die Worte Magaths nach dem 0:4 gegen Hertha im Ohr.
"Endlich ist diese Serie gerissen" oder so ähnlich.      


Oh ja, mir auch... Hab' gerade mal im Presse-Archiv gewühlt: http://www.eintracht.de/aktuelles/presse/details/2915/
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Kine_EFC_Frieda schrieb:
womeninblack schrieb:
Ziemlich weit runtergerutscht, die Fanhistorie.......

Mir sind noch die Worte Magaths nach dem 0:4 gegen Hertha im Ohr.
"Endlich ist diese Serie gerissen" oder so ähnlich.      


Oh ja, mir auch... Hab' gerade mal im Presse-Archiv gewühlt: http://www.eintracht.de/aktuelles/presse/details/2915/


Danke.
Auch schön das Ende des Berichts:
Und die nächste Aufgabe beim VfL Bochum lässt Böses befürchten. Denn wann hat der sanftmütige Aufbaugegner Eintracht Frankfurt zuletzt bei einem Tabellenletzten gewonnen?
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@Feigling
Schöner, sehr informativer Bericht und viel zu schade für die Seite 2. Also, hoch damit.
Feigling schrieb:
Das Stöbern im "Kritik, Lob und Anregungen" hat mich mal wieder an die Fanhistorien erinnert ..

@Alle, die in den Fanhistorie-Beiträgen auch noch einmal schmökern möchten:
franknfurter hat die Beiträge aus der Reihe Fanhistorie - soweit ihm die Autoren eine Freigabe gegeben haben und der arme, völlig überlastete Frank schon dazu gekommen ist - zusammengestellt, mit Bildern ein wenig aufgepeppt und in seinem wunderbaren Eintracht-Archiv online gestellt:
http://eintracht-archiv.de/fanhistorie.html
Bei dieser Gelgenheit:
Vielen Dank, Frank, dass du dich neben deinem Job und der Arbeit an deinem Buch auch noch darum gekümmert hast!
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Ein wirklich schön zu lesender Test. Besonders weil es mir ziemlich ähnlich geht.
Meine „Eintracht Leidenschaft“ begann in der Saison 1999/2000.
Bis dahin war ich erst einmal im Waldstadion. Zu meiner Erstkommunion bekam ich eine Karte für das Spiel Eintracht gegen Bremen. Ich wusste damals nicht, wem ich die Daumen drücken sollte, aber das sollte sich noch ändern. Ich erinnere mich an einen sehr sehr lauten Toooooor Schrei nach dem 1:0 für die Eintracht, welcher auch der Entstand sein sollte. Außerdem an die von der Leinwand inszenierte LaOla Welle, einer riesigen Blockfahne über den G-Block und traurigen Bremer Gesichtern nach dem Spiel.
Das nächste Eintracht Spiel war das der Eintracht gegen Kaiserslautern. Ein Klassenkamerad hatte Geburtstag und verbrachte diesen auf der Gegentribüne. Mehr weiß ich leider nicht mehr, nur, dass dieser Tag eine Leidenschaft entfachte. Mit 14 Jahren holten wir uns ab diesem Tag regelmäßig Karten für den G-Block. Mit Schal und Fahne, die größer war als wir selbst besuchten wir das „Beinahe Endspiel“ gegen Ulm. In letzter Minute schoss Horst Held seinen Elfmeter ins Netz. Hinter der Leinwand erschien ein riesen FFH-Plakat mit der Aufschrift „Danke Quälix“. Ich hoffe ich verwechsele nichts… Wurde damals nicht auch der Platz gestürmt? Auf jeden Fall wächst in unserem Garten seit langer Zeit ein Stück Waldstadion Rasen.
In den folgenden Jahren sah ich eine sich in den Ruin kämpfende Eintracht, aber sie hatte mich eingefangen.
Aber noch war alles in Butter. Quälix führte uns Dank einer wahnsinnigen Heimserie immer weiter in die obere Tabellenhälfte. Daheim Top - auswärts Flop. Doch die Serie brach. Wir siegten auswärts und das auch noch in München!!! Das 2:1 durch Jan-Age Fjörtoft spielt sich auf Knopfdruck immer noch im meinem Kopf ab. Der Heber über Oliver Kahn ist unvergesslich. Doch mit dem Ende der Auswärtsschwäche brach auch die Heimstärke. 0-4 gegen Hertha. Die Eintracht viel und viel von Platz 5 (!) immer tiefer und stieg ab. Man trennte sich erst von einem Trainer der heute die Bayern trainiert, danach gabs bald mehr Trainerwechsel wie Spielertransfers. Und der Abstieg in Liga 2. In Wolfsburg wurden die Schuhe ausgezogen und die Trikots der Spieler kamen postwendend aus dem Block  wieder zurück. Auch das ist unvergesslich.
Jan-Age verließ uns, und das obwohl wir ein riesiges Plakat gemalten haben, „Wir werden dich vermissen“. Das war leider so groß, dass wir es abgeben mussten und nie wieder sahen.
Unsere Idole waren nun Chen Jang (oder wie verstolpere ich einen Ball), Dirk Heinen (Wahnsinns Paraden), Horst Heldt (der, der die Ecken direkt verwandelt), Thorsten Kracht (größtes Kämpferschwein überhaupt) und Sobotzik.
Die Saison 2001/2002 war wohl einer der langweiligsten überhaupt. Die Stimmung wechselte vom G-Block auf die Gegentribüne, von dieser vernahmen wir „Lautsprecher-Durchsagen“, die sich als das Megaphon vom Maddin herausstellen sollte.
Es müsste auch die Saison gewesen sein, die sooo langweilig war, dass sich der Fans mit sich selbst beschäftigten. Sie teilen sich in zwei Lager auf und beleidigten sich. Teilweise flogen auch Gegenstände, unvergessen der „Fisch Fisch Fisch Fisch“. Oder es wurden die alten Zeiten und Spieler gefeiert. Die Eintracht verweilte glaub ich bald die ganze Rückrunde auf Platz 7 und gab den auch nie wieder her.
Nachdem ich zum Glück um den Lizenz Hick-Hack durch den Urlaub kaum was mitbekommen hab (die Eintracht stürzte in den Amateur Fussball und klagte sich dort wieder raus) kamen Spieler wie Toppmöller (jetzt OFC, damals mein Liebling), Henning Bürger oder Schnaps-Montero (tolles Freistosstor aus über 30m).
Obwohl erst 15-16 entdeckten wir das Auswärtsspiel. Unser ganzes Taschengeld wurde in Wochenendtickets investiert und wir steuerten alles an, wo die Bummel-Bahn innerhalb eines Tages hin- und zurückfährt. Tolle Fahrten, z.B. nach Trier. Das Spiel ging 1:1 aus. Aber was ein Stadion. Das Tor der Eintracht bekamen wir nur mit, weil weit hinten rote Striche jubeln. Von der Geld-Rote Karte gegen Schnur(?) wussten wir bis zur Wiederholung gar nicht. Und außergewöhnlich viel Kommerz in diesem „Stadion“. Der Ausflug nach Aachen endete nach 16 Stunden Zugfahrt wieder daheim in Hanau. Aachen hatte man nie gesehen, dafür waren 500 Sge-Fans seeeehr lange in einem Dorf namens Schladern oder Köln. Habe seit dem nie wieder soviel Polizei gesehen. Danke Premium Partner Deutsche Bahn!
Mittlerweile war ich im Ikea, kam mit jeder Menge Stoff zurück und daraus wurde eine Fahne über 3*4 Meter groß und Rot- Weiß- Schwarz. Sie lebte mehrere wenige Jahre bis zu einem Spiel bei den Amateuren, die in Hanau ihre Heimspiele austragen. Die Fanstange war dem viel zu schweren Ikea Stoff und der Kälte nicht gewachsen.
Ich kann nicht sagen welche Saison es war, die Ultras riefen zur Doppelhalter Choreo gegen Mainz auf. Es wurde gemalt und genäht und es entstand eine schöne Kurve.
Dann kam Dino Toppmöller. 0:1 in Fürth (fette Sau, fette Sau….) oder alle beide Tore zum Heimspiel in Oberhausen (UNVERGESSLICH DIESES SPIEL, steht an meiner Stelle Nr.1).
Diese Saison wurde gekrönt durch ein unfassbares 6:3, welches ich hier nicht näher Erläutern brauche… soviel Spannung gibt kein Krimi dieser Welt her.
Was gabs noch 2003? Pawel (Pawel Pawel Pawel, schieß doch mal ein Tor) hatte das Tore schießen auf einmal erlernt und verließ uns.
Ein Möchtegern Arrogant war für wenige Tage Präsident bei der Eintracht.
Mein erstes richtiges Derby. OFC gegen unsere SGE beim Pokal. Es war ein Erlebnis aber leider nicht mehr.
Und nach ein paar Ausflügen in die Station der Liga 1 wieder der Abstieg.
Aber tolle Stimmung beim Eröffnungsspiel bei den Bayern und der Sieg der 2ten Halbzeit=). Beim 2ten Ausflug nach München war es dann wieder so langweilig, das jede Menge Fans ihr Schuhe auszogen und auf die Laufbahn warfen um die Order zu ärgern. Ich besuchte das Spiel mit meinem Münchener Onkel der immer noch von den Schuhen erzählt… Ervin schenkte uns tolle Freistosstore.
Die zweite Liga rief und das Wochenendticket folgte. Nachdem es in der Hinrunde nicht danach aussah und es keiner glaubte – die Eintracht steigerte sich dank einer tollen Moral und einem Trainer der bei uns viel gelernt hat und vieles davon an seine Schützliner weiter gab. Meine anfängliche Skepsis gegen Friedhelm Funkel ist in Gewissheit gewichen, den richtigen Trainer am richtigen Ort zu haben.
Ein kurzer (aktueller) Einwurf. Nach dem Auswärtsspiel in Erfurt habe ich beschlossen, nie wieder zum Fussball in den Osten zu fahren. Über 13 jährige Mädels die „Frankfurter Hu***söhne singen, oder einem Wechselgesang zwischen Kurve und Hauptribüne „Frankfurter – Arsc**öcher“ kann man noch lachen, aber diese Jagdszenen und Gewaltgeilheit hat nichts mehr mit Support der eigenen Mannschaft, noch etwas mit Fussball zu tun. Das Ende der Hools und Gewalt in Frankfurt (z.B. die „Ausschreitungen“ auf der Gegentribüne bei einem Spiel gegen Leverkusen) habe ich noch mitbekommen, aber was dort in Erfurt abging… das sind alles gescheitere Menschen, die ihren Frust auf die „Wessis“ schieben.
Nun sind wie „schon“ zwei Jahre dort wo wir hingehören: in Liga 1! Es macht Spass die Mannschaft in große, schöne Stadion zu verfolgen und daheim eine Stimmung zu erleben die in der BRD einzigartig ist. Ein weltklasse Support Mittwoch abends in Lautern oder die langsamste, kürzeste aber schönste LaOla Welle der Welt im Kölner Gästeblock.
Dann macht die Eintracht die vielen vielen Leiden der letzten Jahre gut: Toller Fussballm, ein 6:3 gegen Köln, 6:0 gegen Schalke und der Einzug ins Pokalfinale und somit in den Uefa Cup. Es war noch nie so schön Eintracht Fan zu sein. Kein Spott mehr von Freunden sondern Gänsehaut beim anschauen der Fotos/Videos der letzten Spiele. Und mit dem Uefa Cup ist ein Traum in Erfüllung gegangen an den ich nicht mehr geglaubt habe. Ausländische Vereine spielen wieder gegen und in Frankfurt und ich darf die Eintracht durch Europa begleiten.

Ich bin stolz darauf Anhänger eines großen Vereins zu sein, der mich trotz seiner vielen Schlechten Zeiten in meinen Bann gezogen hat und mich nicht mehr loslässt. Auf weitere viele viele Jahre in Liga 1!

In meinen Erinnerungen ist sicherlich vieles lückenhaft, verwechselt oder vertauscht. Deswegen bin ich jedem dankbar dem ein Fehler auffällt und postet.


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