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Saisonfazit - Eintracht am Scheideweg?

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Auch wenn noch ein Spiel ansteht, das eigentlich bedeutungslos, nur für die TV-Kasse wichtig ist, halte ich es dennoch für sinnvoll, jetzt ein Saisonfazit zu ziehen. Einen Streit darüber, ob das Saisonziel erreicht wurde oder nicht, halte ich dagegen für sinnlos. Ob 43 oder 46 Punkte – wie gesagt, das spielt eine Rolle für die Verteilung für Gelder, aber nicht für die Einschätzung dieser Saison. Überwiegend eine klasse Saison, bis zum 31. Spieltag. Der Rest ist leider nicht Schweigen, sondern Scheiße. Ein Sieg gegen Duisburg ist drin, also 46 Punkte – und ich höre schon die blöden Kommentare von wegen Saisonziel erreicht.  

Mir persönlich ist es egal, wie das Spiel gegen Duisburg endet. Diese Saison ist ein Erfolg, weil die Mannschaft gezeigt hat, was in ihr steckt und sie mit dem Abstiegskampf nichts zu tun hatte. Leider wurden zum Schluß hin ihre Schwächen gnadenlos offen gelegt: Stichwort Chancenverwertung. Gegen Bayern wäre auch ein 5 : 2 drin gewesen. Das nach grandiosen Spielen auch mal grottenschlechte Spiele folgen, was solls.

Das Abwehrverhalten stimmte den überwiegenden Teil der Saison, zum Schluß gab es das nicht mehr. Das Hauptproblem war dennoch das Toreschießen. Ein Handikap dabei war sicherlich, dass die Angreifer defensiv arbeiten mussten. Ein weiteres, aber das sind wir ja gewohnt, dass die Schiris grundsätzlich eher gegen die SGE pfeifen (ohne Ausgleich, s. 2003/4). Hätte unsere Mannschaft nur 10 % ihrer Chancen mehr verwertet, wäre das alles egal gewesen. Kompliment an unsere Mannschaft, wie lange sie sich trotz des Verletzungspechs – über das bei anderen Mannschaften viel ausführlicher berichtet wurde – durchgesetzt hat. Dass es zum Schluß nicht mehr geklappt hat, war vermutlich ein Fehler des Trainerteams (Einsatz von Soto, Scheu vor Risiken), kann aber passieren.

HB und FF haben hervorragende Arbeit geleistet. Sie haben die Eintracht dahin gebracht, wo sie jetzt steht. Jedem Fan, der einen Trainerwechsel fordert, sollte klar sein, dass er eine Entlassung von HB fordert. Das kann man durchaus diskutieren. Das dynamische Duo hat vielleicht seine Grenzen erreicht. Zu diesem Schluß kann man kommen, wenn man Aussagen von HB liest, dass die Eintracht „Mittelmaß“ sei und sich die Tabelle anschaut, auf der es kein Mittelmaß gibt. Kampf um die internationalen Plätze oder Kampf gegen den Abstieg. Wünschenswert, wenn es da ein Mittelmaß gäbe: keinen Kontakt zu den Abstiegsrängen, aber vielleicht spült es einen nach oben.

Die Eintracht hätte auf einem UEFA-Cup-Platz stehen können. Das Potenzial der Mannschaft ist hoch. Ein Sieg gegen Bayern, Wolfsburg und Schalke wäre drin gewesen. Stattdessen darf man nun noch Platz 13 als Erfolg verkaufen oder evtl. einen Sieg gegen den bereits abgestiegenen MSV als bravouröse Zielerreichung bezeichnen und jubeln, dass damit ein paar Euro mehr an TV-Geldern in die Kasse kommen.

Grandiose Leistungen gegen „große Vereine“ und Punkteabgabe gegen die „Kleinen“, das sind wir ja gewohnt, das ist typisch Eintracht. Aber vor „Großen“ den Schwanz einziehen, Schiris nicht mehr kritisieren, Invalide auflaufen lassen – soll das Eintracht sein? Loblied der Mittelmäßigkeit?

Mein Eindruck ist, dass die Eintracht sich gerade am Scheideweg befindet und mit ihr die Fans.  Eine schöne Saison neigt sich dem Ende zu, eine Saison, in der wir „Mittelmaß“ sein durften, also keine Ängste ausstehen mussten.   Nach den Aufregungen der vergangenen Saisons war ich ganz froh drum. Allerdings hat sich in dieser Saison das „Mitfiebern“ erübrigt.

Mittlerweile scheint mir auch, dass FF durch HB zu sehr gebremst wird. Für alle die, die FFs Entlassung fordern: Wie wäre es, vorher HB zu entlassen? Noch nie drüber nachgedacht? Wenn ihr die Entlassung des einen nicht wollt, solltet ihr die Entlassung des andern nicht fordern. Besser fände ich es, statt auf „hire and fire“ auf die Lernfähigkeit zu setzen. Sollte das nicht helfen, kann man das andere immer noch in Erwägung ziehen.


Ein kleines PS für diejenigen, die auf die „Fairplay-Wertung“ setzen: Hertha steht noch vor uns und da sie in Bayern spielen (Hoeneß-Brüder) wird das auch so bleiben. Selbst wenn die Eintracht diese Spitze erklimmen sollte (Sotos wird davor sein), wird der Eintracht mit Sicherheit das Verhalten der Nürnbergfans zur Last gelegt. M. E. hat die Eintracht keinerlei „Chance“ darüber in den UEFA-Cup zu kommen.


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