Letzter Akt eines Dreistündigen Stücks im Frankfurter Schauspielhaus: Titel: Das Leben eines Fans
Vorhang öffnet sich, man sieht im Dunkeln langsam einen gebrechlichen alten Mann, am Stock in seinem Wohnzimmer auf seine Couch trabend. Er ist sichtlich bemüht das Gleichgewicht zu halten.
In dem kleinen etwa 20 m² großen Zimmer erblickt man, es wird immer heller auf der Bühne, zahlreiche schwarz-rot-weiße Trikots an der Wand hängen, ebenso Bilder liebevoll umhüllt von alten Holzrahmen, die offenbar den Mann und einige Gestalten im Sportdress zeigen. Hier ein farbiger Mann breit grinsend mit Irokesenschnitt, dort einer mit langem, welligem schwarzen Haar, südländisch, mit Drei-Tage-Bart…und zentriert an der Wand einen Zeitungsauschnitt im goldenen Rahmen. Der Inhalt ist vom Zuschauerraum aus nicht zu entziffern, nur einzelne fett gedruckte Ziffern wie „1959“ und „Diva“ sind von der ersten Reihe aus zu erkennen.
Der Mann setzt sich stöhnend und ächzend auf seine Couch, die, wie der Rest dieses ansonsten karg eingerichteten Zimmers, sehr viele Rottöne ziert. „Fast 100 Jahr alt“ unterbricht der Mann die Stille, „ und was hab ich net alles mitgemacht…“ Er murmelt leise etwas.“ Aber die letzten Jahre waren wirklich furchtbar fürs Herz…“ hört man wieder lauter, während er in einer kleinen Schüssel sichtlich mühevoll ein paar Kartoffeln schält.Dann wieder leises Gemurmel, ab und an vernimmt man ein „Heynkes Drecksack“ oder ein leicht euphorisches „Fünf zu eins…“…dann wieder „92`…ELFER WARS“.
Er sitzt in rot-schwarzen Pantoffeln und weißem Morgenmantel mit einem Adler-Emblem ins Publikum starrend und beginnt aus dem Selbstgespräch eine Rede zu Gott:
„Oh Lieber Gott ich kratz bald ab, ich weiß genau, ich mache bald schlapp. Erfüllt war mein Leben, Ich hab alles gesehen, will ja nicht angeben, aber musst du gestehen, es gab kaum einen Wunsch, der mit blieb verwehrt, neben Liebe und Job, ich die Eintracht verehrt.
Was hat sie bereitet mir Freude und Leid, doch der wahre Vereherer ,der wusste Bescheid, Unsere Diva, sie war uns immer treu, mal hier ein Skandal, den ich schnell zerstreu, mal dort ein Pokal, mir kommts vor als wärs neu.
Doch ists schon zwanzig Jahre jetzt her, da war ich dabei, danach war großer Verkehr, rund um die Stadt, ein schwarz-weiß Meer, von so vielen Leuten, die unsere Farben hoch hielten, es war eine Pracht, wie wir damals spielten.
Eine Ewigkeit her dann die Meisterschaft, gegen das Elend von drüben mit stolzer Kraft. Was war das danach für eine Feierei, ein hoch verdientes fünf zu drei.
In Rostock da warn wir auch Nummer Eins, man hat uns beschissen, von wegen Foul war da keins, voll Tränen meine Kissen, von all der Trauer und Wut, dass ich mir nichts antat, war im Nachhinein gut.
Denn sonst hätte ich die letzten Jahre verpasst, den Abstieg, den Aufstieg, einen Schweizer im Knast, was warn das für Zeiten, das fünf zu eins, unendliche Weiten zwischen uns und Mainz, nach dem sechs zu drei, was war das genial, und Kloppi im Zweiten mit Stock und Linieal.
Zweite Liga, da sollen sie sein, wie das Pack von Drüben, dieser Bauernverein, mit Nasen wie Rüben, der niemals wieder in Liga Eins spielen soll, ein Zwangsabstieg-das wäre doch mal toll!
Ach ja meine Eintracht, werde immer dich lieben, als meine Frau von mit ging, bist nur du mir geblieben. Und so schwelge ich hier mit den Eintrachtpantoffeln, in der Vergangeheit und schäl meine Kartoffeln.
Unser Funkel, oder Fukel, wie man ihn auch nennt, hat uns so sehr bereichert, nicht den Anschluss verpennt, an große Zeiten von früher zu knüpfen, ja,er und der Herri lassen mein Herz wieder hüpfen.
Ich weiß, ich werde es bestimmt nicht erleben, was wir noch erreichen, wonach wir noch streben. Wir stellen die Weichen, uns zu Real zu begeben.
Von oben da werde ichs bald nochmal sehen, am Frankfurter Römer, wir bald werden stehen. Ich bin nun bereit, nimm mich zu dir rauf, meine Träumerei nimmt sonst ihren Lauf.
Nur eins zum Schluss, bevor kommt Vater Tod, bring Offenbach bitte noch in Abstiegsnot.“
Es wird dunkler, der alte Mann lässt das Messer in seine Kartoffeln fallen, ihm fallen langsam die Augen zu und er flüstert noch leise bevor der Vorhang fällt:
„Und wenn du mich wirklich kannst richtig gut leiden, lass Offenbach den Abstieg bitte nicht mehr vermeiden.“
Titel: Das Leben eines Fans
Vorhang öffnet sich, man sieht im Dunkeln langsam einen gebrechlichen alten Mann, am Stock in seinem Wohnzimmer auf seine Couch trabend. Er ist sichtlich bemüht das Gleichgewicht zu halten.
In dem kleinen etwa 20 m² großen Zimmer erblickt man, es wird immer heller auf der Bühne, zahlreiche schwarz-rot-weiße Trikots an der Wand hängen, ebenso Bilder liebevoll umhüllt von alten Holzrahmen, die offenbar den Mann und einige Gestalten im Sportdress zeigen. Hier ein farbiger Mann breit grinsend mit Irokesenschnitt, dort einer mit langem, welligem schwarzen Haar, südländisch, mit Drei-Tage-Bart…und zentriert an der Wand einen Zeitungsauschnitt im goldenen Rahmen. Der Inhalt ist vom Zuschauerraum aus nicht zu entziffern, nur einzelne fett gedruckte Ziffern wie „1959“ und „Diva“ sind von der ersten Reihe aus zu erkennen.
Der Mann setzt sich stöhnend und ächzend auf seine Couch, die, wie der Rest dieses ansonsten karg eingerichteten Zimmers, sehr viele Rottöne ziert. „Fast 100 Jahr alt“ unterbricht der Mann die Stille, „ und was hab ich net alles mitgemacht…“ Er murmelt leise etwas.“ Aber die letzten Jahre waren wirklich furchtbar fürs Herz…“ hört man wieder lauter, während er in einer kleinen Schüssel sichtlich mühevoll ein paar Kartoffeln schält.Dann wieder leises Gemurmel, ab und an vernimmt man ein „Heynkes Drecksack“ oder ein leicht euphorisches „Fünf zu eins…“…dann wieder „92`…ELFER WARS“.
Er sitzt in rot-schwarzen Pantoffeln und weißem Morgenmantel mit einem Adler-Emblem ins Publikum starrend und beginnt aus dem Selbstgespräch eine Rede zu Gott:
„Oh Lieber Gott ich kratz bald ab,
ich weiß genau, ich mache bald schlapp.
Erfüllt war mein Leben,
Ich hab alles gesehen,
will ja nicht angeben,
aber musst du gestehen,
es gab kaum einen Wunsch,
der mit blieb verwehrt,
neben Liebe und Job,
ich die Eintracht verehrt.
Was hat sie bereitet mir Freude und Leid,
doch der wahre Vereherer ,der wusste Bescheid,
Unsere Diva, sie war uns immer treu,
mal hier ein Skandal, den ich schnell zerstreu,
mal dort ein Pokal, mir kommts vor als wärs neu.
Doch ists schon zwanzig Jahre jetzt her,
da war ich dabei, danach war großer Verkehr,
rund um die Stadt, ein schwarz-weiß Meer,
von so vielen Leuten, die unsere Farben hoch hielten,
es war eine Pracht, wie wir damals spielten.
Eine Ewigkeit her dann die Meisterschaft,
gegen das Elend von drüben mit stolzer Kraft.
Was war das danach für eine Feierei,
ein hoch verdientes fünf zu drei.
In Rostock da warn wir auch Nummer Eins,
man hat uns beschissen,
von wegen Foul war da keins,
voll Tränen meine Kissen,
von all der Trauer und Wut,
dass ich mir nichts antat,
war im Nachhinein gut.
Denn sonst hätte ich die letzten Jahre verpasst,
den Abstieg, den Aufstieg, einen Schweizer im Knast,
was warn das für Zeiten, das fünf zu eins,
unendliche Weiten zwischen uns und Mainz,
nach dem sechs zu drei,
was war das genial,
und Kloppi im Zweiten mit Stock und Linieal.
Zweite Liga, da sollen sie sein,
wie das Pack von Drüben,
dieser Bauernverein,
mit Nasen wie Rüben,
der niemals wieder in Liga Eins spielen soll,
ein Zwangsabstieg-das wäre doch mal toll!
Ach ja meine Eintracht,
werde immer dich lieben,
als meine Frau von mit ging,
bist nur du mir geblieben.
Und so schwelge ich hier mit den Eintrachtpantoffeln,
in der Vergangeheit und schäl meine Kartoffeln.
Unser Funkel, oder Fukel, wie man ihn auch nennt,
hat uns so sehr bereichert, nicht den Anschluss verpennt,
an große Zeiten von früher zu knüpfen,
ja,er und der Herri lassen mein Herz wieder hüpfen.
Ich weiß, ich werde es bestimmt nicht erleben,
was wir noch erreichen,
wonach wir noch streben.
Wir stellen die Weichen,
uns zu Real zu begeben.
Von oben da werde ichs bald nochmal sehen,
am Frankfurter Römer, wir bald werden stehen.
Ich bin nun bereit, nimm mich zu dir rauf,
meine Träumerei nimmt sonst ihren Lauf.
Nur eins zum Schluss, bevor kommt Vater Tod,
bring Offenbach bitte noch in Abstiegsnot.“
Es wird dunkler, der alte Mann lässt das Messer in seine Kartoffeln fallen, ihm fallen langsam die Augen zu und er flüstert noch leise bevor der Vorhang fällt:
„Und wenn du mich wirklich kannst richtig gut leiden,
lass Offenbach den Abstieg bitte nicht mehr vermeiden.“
große klasse!
die größtmögliche Spannbreite, ein Spagat zwischen Drama und Büttenrede.
Es ist nicht zu fassen, auf welche Wahnsinnsideen die Fans kommen, um ihre Liebe und Verbundenheit zur Eintracht zum Ausdruck zu bringen!!
Diesen Akt zu schreiben und "zurechtzuschleifen", hat sicher Stunden gedauert.
Danke für die Mühe. Klasse gemacht!
uaa
gehört zum besten was ich hier je gelesen habe...
GANZ großes Kino ! ! ! !
MfG
Absolute Weltklasse
Ein wirklich gelungener Beitrag!
Gruß
Finsterling
Weiter so und Du wirst die "Muse" des Forums. ,-)