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Maikäfer

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Welche Auswirkungen kann es haben, dass es immer mehr Maikäfer gibt, die unsere Wälder betrohen.
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O.O
hilfeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee
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Hallo Leute,
ich lese hier eigentlich mehr mit als das ich hier etwas schreibe, ich finde viele Artikel hier garnicht so schlecht, aber wenn jemand mal einen Denkanstoss geben möchte der unsere Natur angeht muss man ihn doch nicht gleich in Frage stellen mit einseitigen Komentaren, auch wenn es von einem sehr angesehenen Mitglied kommt, dem ja hier wohl keiner widdersprechen darf.

Obi-Wan Kenobi schrieb:
aber sonst gehts noch?
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Ein sonniger Maitag im Lorscher Wald, wenige Kilometer nördlich von Mannheim. Frisch leuchtet das Grün der Eichen. Es ist still und friedlich, nur ein ganz leises Rieseln ist zu hören. Was da rieselt, sind die kleinen Kotkügelchen abertausender Maikäfer. Dicht an dicht hängen die großen braunen Käfer in den Eichenästen, fressen vor sich hin und verdauen.

Ab und zu verliert einer der Käfer das Gleichgewicht oder ein Windhauch weht ihn vom Baum. Dann plumpst das Tier auf den Boden und landet meist auf dem Rücken. Hilflos zappeln die sechs Beinchen in der Luft und es dauert eine Weile, bis der Maikäfer sich gedreht hat. Ein paar Sekunden später beginnt der Käfer mit den Flügeln zu pumpen und erhebt sich schließlich schwerfällig in die Luft. Ein kurzes Stückchen nur fliegt er brummend, bis zum nächstgelegenen Ast, und sofort ist Weiterfressen angesagt.

Selbst DDT überlebt
An Massenvorkommen des Maikäfers kann sich vielerorts nur noch die heutige Großelterngeneration erinnern. Die meisten Menschen kennen ihn höchstens noch aus Wilhelms Buschs "Max und Moritz", als Sumsemann in "Peterchens Mondfahrt" oder in Schokoladenform. Vor allem mit DDT glaubte man den Käfern spätestens in den 50er Jahren den Garaus gemacht zu haben.


 
Waldmaikäfer rücklings Auf dem Rücken liegend, ist der Maikäfer weitgehend hilflos.

Feldmaikäfer wie am Kaiserstuhl oder in Thüringen auf den Fahnerschen Höhen, mal Waldmaikäfer wie in der Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt und vor allem in der Oberrheinebene. Alle 30 bis 45 Jahre, so weiß man inzwischen, kommt es zu solchen Massenvermehrungen.

Die Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer, so genannt nach der Gestalt der Fühler, deren letzte Glieder blattförmig verbreiterte Lamellen aufweisen. Mit den bis zu 50.000 Geruchssensoren auf den Fühlerlamellen spüren die Männchen die paarungsbereiten Weibchen auf. Wie Forscher der FU Berlin herausfanden, orientieren sich die Männchen beider Maikäferarten zunächst an den vom Blattfraß der Weibchen verursachten Pflanzengerüchen. In der Nahdistanz kommt dann als genauer Wegweiser ein Sexuallockstoff der Weibchen hinzu.

Vier Jahre Leben im Boden
 
Roteichen mit Maikäferfraß Roteichen mit Maikäferfraß.

Nach der Begattung legen die Weibchen in mehreren Schüben ihre Eier ins lockere Erdreich ab. Dazu fliegen die Feldmaikäfer in offenes Gelände, während die Waldmaikäfer in der Nähe ihrer Fraßbäume verbleiben. Die als Engerlinge bekannten, bis fünf Zentimeter großen Maikäferlarven entwickeln sich – in unseren Breiten meist vier Jahre lang – vollständig im Boden und ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Im Herbst des letzten Jahres wandeln sich die Engerlinge in die fertigen Jungkäfer. Sie überwintern bis zu einen Meter tief im Erdreich und schlüpfen dann ungefähr Ende April. Der so genannte Reifefraß bis zum Absterben der Käfer nach erfolgreicher Fortpflanzung dauert ungefähr sechs Wochen. Feldmaikäfer gehen dabei gerne auch an Obstbäume, während Waldmaikäfer Eichen, Buchen und Hainbuchen bevorzugen.


 
Waldmaikäfer Maikäfer sind geduldige Tierchen und lassen sich gut beobachten.

Die meisten kahl gefressenen Bäume erholen sich wieder und bilden mit dem so genannten Johannistrieb im Juni noch einmal neue Blätter. Verheerend dagegen kann der Wurzelfraß der Engerlinge sein. Bereits ab zwei bis drei Engerlingen je Quadratmeter Waldboden sind Schäden an Jungbäumen zu befürchten. Probebohrungen in den Befallsgebieten um Mannheim ergaben regelmäßig mehr als 100 Engerlinge auf den Quadratmeter.

So stand denn in der Vergangenheit weniger die Faszination der gemütlichen Brummer im Vordergrund, als deren Bekämpfung. Die Methoden zeugten dabei oft von der Verzweiflung gegenüber dem Milliardenheer der Käfer. Im Jahr 1320 etwa befahl man den Maikäfern in Avignon per Gerichtsbeschluss, dass sie sich "binnen drei Tagen auf ein ihnen durch Tafeln bezeichnetes Feld zurückzuziehen hätten, woselbst Nahrung für sie vorhanden sei, und dass die Zuwiderhandelnden als vogelfrei behandelt und ausgerottet werden sollten. "

Mühsames Einsammeln
 
Waldmaikäfer Maikäfer sammeln ist einfach. Aber bei der Menge...

Zielgerichteter ging man in der Schweiz vor, wo der Kanton Uri um 1660 Käfervögte bestellte und Vorschriften zum Einsammeln der Tiere erließ. Überhaupt war das Einsammeln lange die einzige Bekämpfungsmethode. 1909 wurden allein im Kanton Zürich rund 350 Millionen Käfer abgeliefert und in Wien kam 1951 sogar eine Milliarde Tiere zusammen, aus denen die Städtische Tierkörperverwertungsanstalt tonnenweise eiweißhaltiges Maikäfermehl zur Verfütterung an Hühner und Schweine herstellte.

Nahrhafte Maikäfersuppe
Für die menschliche Ernährung wurden Maikäfer ebenfalls genutzt – nicht nur in Notzeiten. "Unsere Studenten essen die Maikäfer ganz roh, ganz wie sie sind und nicht wenige ohne den geringsten Nachteil, " wusste zum Beispiel die Fuldaer Zeitung 1925. "In vielen Konditoreien sind sie verzuckert zu haben, und man isst sie kandiert in Tafeln zum Nachtisch". Auch ein Rezept für Maikäfer-Bouillon ist überliefert: "Man nehme die Maikäfer, reiße ihnen Flügeldecken und Beine ab, röste ihren Körper in heißer Butter knusprig, koche sie dann mit Hühnerbrühe ab, tue etwas geschnittene Kalbsleber hinein und serviere das Ganze mit Schnittlauch und gerösteten Semmelschnitten."


 
Waldmaikäfer Die aktuellen Maikäfer-Zentren liegen bei Mannheim und Karlsruhe.

Den Eiweißreichtum der Maikäfer wissen auch Dachs und Wildschwein, viele Vögel und Fledermäuse zu schätzen. Doch zur Eindämpfung der aktuellen Massenverkommen können sie nur wenig beitragen. Rund fünf Milliarden Käfer sind im letzten Frühjahr in den Wäldern zwischen Darmstadt und Mannheim aus dem Boden gekrabbelt. "Das Schadensband ist viele Kilometer lang und mehr als einen Kilometer breit", so der Darmstädter Forstamtsleiter Arnulf Rosenstock.

Auch einige Kilometer rheinaufwärts im Hardtwald bei Karlsruhe sitzen die Engerlinge dicht an dicht im Boden. Hier wird für 2004 mit einem großen Flugjahr gerechnet. Chemische Maikäfer-Bekämpfungsmittel sind in Deutschland zur Zeit nicht zugelassen. Um die Früchte des gerade begonnenen naturnahen Waldumbaus fürchtend, beantragten die Forstbehörden eine Ausnahmegenehmigung für den Einsatz des Insektengifts "Perfekthion", das sonst gegen Milben und Blattläuse eingesetzt wird.

Hoffen auf Pilzkrankheit
Nun ist der Hardtwald ein so genanntes FFH-Gebiet, das unter EU-Naturschutz fällt. In solchen Gebieten sind Handlungen verboten, die den europaweit bedeutenden Arten schaden könnten. Im Hardtwald sind das unter anderem die Bechstein-Fledermaus, Rotmilan und Mittelspecht sowie Hirschkäfer und Großer Heldbock. Die vom NABU-Institut für Naturschutz und Landschaftspflege in Bühl im Landesauftrag erstellte Verträglichkeitsstudie konnte Gefahren für die geschützten Arten nicht ausschließen und so wurde der Gifteinsatz nicht genehmigt.

Auf hessischer Seite will man sich die bereits beschriebenen Sexuallockstoffe der Maikäferweibchen zunutze machen. Sie sollen die Männchen zu Fallen führen, die mit dem auch in der Natur vorkommenden, tödlichen Pilz Beauveria brongniartii geimpft sind. In der Schweiz und in Österreich hat man damit bei der Eindämmung des Feldmaikäfers bereits gute Erfahrungen gemacht. Im Wald ist der Pilz allerdings wesentlich schwieriger auszubringen und so ist die Sache noch im Versuchsstadium.

"Es bleibt uns zunächst nur, auf den natürlichen Zusammenbruch zu warten", so Harald Schwarz vom Forstamt Lampertheim. "Doch noch ist ein Ende der Massenvermehrung nicht in Sicht". Für alle Naturfreunde, die vielleicht noch nie einen Maikäfer "live" gesehen haben, besteht also gute Gelegenheit, das jetzt nachzuholen.


Lange sah es so aus, als sei der Maikäfer bei uns nahezu ausgerottet. Doch seit Mitte der achtziger Jahre vermehren sich die Krabbeltiere wieder, Feldmaikäfer vor allem am Kaiserstuhl, Waldmaikäfer in zwei getrennten Vorkommen am nördlichen Oberrhein vom Hardtwald bei Karlsruhe über Mannheim bis hoch nach Darmstadt.

Letztes Hauptflugjahr der Teilpopulation im südhessischen Ried war 2002. Da die unterirdisch lebenden Käferlarven, die so genannten Engerlinge, in der Regel vier Jahre zur Entwicklung brauchen, ist es nun wieder soweit: Ende April, Anfang Mai werden in den Wäldern zwischen Darmstadt und der hessisch-baden-württembergischen Landesgrenze bei Lampertheim auf rund 9000 Hektar Abermillionen fertiger Maikäfer aus dem Boden schlüpfen. Brummend fliegen sie zu den nächstgelegenen Bäumen, um sich an den frisch ausgetriebenen Blättern satt zu fressen und sich zu paaren. Nach der Paarung sterben die Maikäfer-Männchen ab, während die Weibchen noch einige Zeit weiterleben und schließlich je Tier bis zu 80 Eier ablegen und so den Maikäfer-Zyklus aufrecht erhalten.

Fazinierendes Naturschauspiel
 
Waldmaikäfer

Das Schwärmen der Maikäfer ist eines der faszinierendsten Schauspiele in der heimischen Natur. Die Freude daran vermögen die meisten Förster allerdings nicht zu teilen. Zwar erholen sich die Eichen und Buchen in der Regel vom Kahlfraß und treiben dann im Juni erneut aus. Ernsthafte Schäden können dagegen die Engerlinge verursachen, wenn sie vier Jahre lang an den Feinwurzeln der Bäume knabbern. Seit einigen Jahren werden daher im Labor und in kleinen Feldversuchen verschiedene Bekämpfungsmethoden erprobt – bisher ohne eindeutige Ergebnisse.

In Hessen soll nun erstmals auf rund 400 Hektar ein Großversuch starten, bei dem sowohl das Gift Neem-Azal wie auch ein parasitärer Pilz zum Einsatz kommen. Neem-Azal wird aus den Samen des aus Indien stammenden Neem- oder Niehm-Baumes gewonnen und ist ein Vielzweckgift mit dem Wirkstoff Azadirachtin, das auch im ökologischen Landbau zum Beispiel zur Kartoffelkäferbekämpfung zugelassen ist. Es wirkt also nicht maikäferspezifisch, sondern gegen praktisch alle Insekten, die es beim Fressen aufnehmen. Geplant ist in der ersten Maihälfte eine zweimalige Ausbringung einer wässrigen Giftlösung per Hubschrauber. Auf dem gleichen Weg sollen die Waldflächen mit Beauveria brongniartii geimpft werden, einem Bodenpilz, der fast ausschließlich Blatthornkäfer befällt, zu denen auch der Maikäfer gehört.

NABU lehnt Gifteinsatz ab
Die Vergiftungsaktion ist allerdings höchst umstritten. So hat der NABU Hessen grundsätzliche Bedenken. „Ökologisch betrachtet ist die Maikäferbekämpfung nicht notwendig. Die kleinen Krabbler sind hier heimisch, auf Dauer gesehen kommt der Wald mit ihnen zurecht“, erläutert Naturschutzreferent Mark Harthun. „Wir wissen heute, dass sich die Maikäferbestände in langen Rhythmen von 30 bis 45 Jahren entwickeln. Auf dem Höhepunkt der Vermehrung nehmen dann Krankheiten und Parasitenbefall überhand, so dass die Bestände von ganz alleine zusammenbrechen.“ Die Aktion könnte den Fraßdruck der Engerlinge auf die Baumwurzeln sogar verlängern, da sie der Bestandsentwicklung die Spitze nimmt und so den natürlichen Komplettzusammenbruch verhindert. „Das wirkt populationsökologisch wie ein erfrischender Aderlass. Die Forstbehörden müssten immer wieder neu Gift ausbringen.“


 
Waldmaikäfer

„Außerdem ist ein Wald ist kein Kartoffelacker“, so Harthun weiter, „sondern ein Lebensraum mit zahlreichen wild lebenden Tier- und Pflanzenarten.“ Ebenso wie der maikäferreiche Hardtwald bei Karlsruhe sind große Teile der südhessischen Wälder sogar als europaweit besonders wertvolle Lebensräume geschützt. Das gilt auch für den Lorscher Wald, in dem eine der beiden geplanten Bekämpfungsflächen liegt. Dank bedeutsamer Vorkommen von Mittel- und Grauspecht, Wendehals, Heidelerche, Ziegenmelker und Baumfalke ist der Lorscher Wald als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Wichtig für diese Arten ist der lückige Charakter des Waldes, der laut Pflegeplan „durch kräftige Durchhauungen und lokalen Kleineinschlag“ bewahrt werden soll. Das Absterben von Bäumen nach Maikäferfraß würde ebenfalls für Auflichtungen sorgen, unterstützt also die Lebensraumvielfalt und die Schutzbemühungen.

Reicht gedeckter Tisch für Fledermäuse
Nicht zuletzt sind die Riedforsten wichtiger Lebensraum und Jagdrevier gefährdeter Fledermausarten. Wie Ziegenmelker und Baumfalke nutzen Fledermäuse wie Großer und Kleiner Abendsegler, Großes Mausohr und Breitflügel-Fledermaus die Maikäfer als Kraftnahrung für sich und ihren Nachwuchs. Gute Maikäferjahre sind gute Fledermausjahre.


 
Waldmaikäfer rücklings

Rund 40 Maikäfer kann ein Mausohr pro Nacht verspeisen. Um geeignete Jagdreviere zu finden, legen die Insektenjäger aus ihren Quartieren im Odenwald kommend Entfernungen bis zu zwanzig Kilometern zurück. Kolonien der Breitflügel-Fledermäuse dagegen befinden sich direkt im Lorscher und benachbarten Bürstädter Wald. Die Abendsegler wiederum finden sich als Langstreckenzieher aus weiten Gebieten Mitteleuropas zu tausenden in den Maikäferwäldern ein. All diese Fledermäuse sind so genannte Zielarten der Europäischen Naturschutzrichtlinie FFH.

Seltene Schmetterlinge in Gefahr?
„Der Landesbetrieb Hessen-Forst konnte bisher weder Verträglichkeitsprognosen noch ein Konzept für die zwingend nötigen Begleituntersuchungen zu Auswirkungen auf andere Organismen vorlegen. Das betrifft die Störungen durch den Hubschraubereinsatz unmittelbar über den Baumwipfeln, vor allem aber natürlich die direkten Giftwirkungen“, kritisiert Mark Harthun. Getötet werden könnten unter anderem die Raupen seltener Schmetterlingsarten, die zeitgleich mit den Maikäfern im Blattwerk fressen – etwa Spanische Flagge, Großer Schillerfalter und Nagelfleck sowie Blauer und Brauner Eichenzipfelfalter. Auch mögliche Wirkstoffanreicherungen bei Insektenfressern wie Vögeln und Fledermäusen müssten erforscht werden.


 
Waldmaikäferfraß

Der NABU appelliert an den hessischen Umweltminister Dietzel, statt Gifteinsatz auf Stärkung der Wald-Ökosysteme zu setzen. Die Auto- und Industrieabgase des Ballungsraums Rhein-Neckar haben den Riedforsten ebenso zugesetzt wie Trockenheit durch Grundwasserabsenkung infolge von übermäßiger Trinkwasserentnahme. Der NABU fordert daher unter anderem ein konsequentes Wassermanagement. Sollten die Forstbehörden wegen gravierender Schäden auf einer Maikäferbekämpfung bestehen, dürfen ausschließlich biologische Methoden wie der Beauveria-Pilz zur Anwendung kommen. „Gifteinsatz hat im Wald nichts zu suchen, egal ob das Gift aus Naturstoffen gewonnen wird oder synthetisch“, betont Mark Harthun. (elg)

...ein ganz natürlicher prozess,dem unsere wälder seit tausenden von jahren ausgesetzt sind...
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Ja guten Morgen liebe Forumsfreunde,

dass mit dem Maikäfer sehe in etwa weniger drastisch, bei dieser Kälte hier.
Fast Mai und Arschkalt.

Mfg, HK.


ib schrieb:
Welche Auswirkungen kann es haben, dass es immer mehr Maikäfer gibt, die unsere Wälder betrohen.

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Das ist wenigstens mal ein gescheiter Beitrag.

KronbergerAdler schrieb:
Ein sonniger Maitag im Lorscher Wald, wenige Kilometer nördlich von Mannheim. Frisch leuchtet das Grün der Eichen. Es ist still und friedlich, nur ein ganz leises Rieseln ist zu hören. Was da rieselt, sind die kleinen Kotkügelchen abertausender Maikäfer. Dicht an dicht hängen die großen braunen Käfer in den Eichenästen, fressen vor sich hin und verdauen.

Ab und zu verliert einer der Käfer das Gleichgewicht oder ein Windhauch weht ihn vom Baum. Dann plumpst das Tier auf den Boden und landet meist auf dem Rücken. Hilflos zappeln die sechs Beinchen in der Luft und es dauert eine Weile, bis der Maikäfer sich gedreht hat. Ein paar Sekunden später beginnt der Käfer mit den Flügeln zu pumpen und erhebt sich schließlich schwerfällig in die Luft. Ein kurzes Stückchen nur fliegt er brummend, bis zum nächstgelegenen Ast, und sofort ist Weiterfressen angesagt.

Selbst DDT überlebt
An Massenvorkommen des Maikäfers kann sich vielerorts nur noch die heutige Großelterngeneration erinnern. Die meisten Menschen kennen ihn höchstens noch aus Wilhelms Buschs "Max und Moritz", als Sumsemann in "Peterchens Mondfahrt" oder in Schokoladenform. Vor allem mit DDT glaubte man den Käfern spätestens in den 50er Jahren den Garaus gemacht zu haben.


 
Waldmaikäfer rücklings Auf dem Rücken liegend, ist der Maikäfer weitgehend hilflos.

Feldmaikäfer wie am Kaiserstuhl oder in Thüringen auf den Fahnerschen Höhen, mal Waldmaikäfer wie in der Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt und vor allem in der Oberrheinebene. Alle 30 bis 45 Jahre, so weiß man inzwischen, kommt es zu solchen Massenvermehrungen.

Die Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer, so genannt nach der Gestalt der Fühler, deren letzte Glieder blattförmig verbreiterte Lamellen aufweisen. Mit den bis zu 50.000 Geruchssensoren auf den Fühlerlamellen spüren die Männchen die paarungsbereiten Weibchen auf. Wie Forscher der FU Berlin herausfanden, orientieren sich die Männchen beider Maikäferarten zunächst an den vom Blattfraß der Weibchen verursachten Pflanzengerüchen. In der Nahdistanz kommt dann als genauer Wegweiser ein Sexuallockstoff der Weibchen hinzu.

Vier Jahre Leben im Boden
 
Roteichen mit Maikäferfraß Roteichen mit Maikäferfraß.

Nach der Begattung legen die Weibchen in mehreren Schüben ihre Eier ins lockere Erdreich ab. Dazu fliegen die Feldmaikäfer in offenes Gelände, während die Waldmaikäfer in der Nähe ihrer Fraßbäume verbleiben. Die als Engerlinge bekannten, bis fünf Zentimeter großen Maikäferlarven entwickeln sich – in unseren Breiten meist vier Jahre lang – vollständig im Boden und ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Im Herbst des letzten Jahres wandeln sich die Engerlinge in die fertigen Jungkäfer. Sie überwintern bis zu einen Meter tief im Erdreich und schlüpfen dann ungefähr Ende April. Der so genannte Reifefraß bis zum Absterben der Käfer nach erfolgreicher Fortpflanzung dauert ungefähr sechs Wochen. Feldmaikäfer gehen dabei gerne auch an Obstbäume, während Waldmaikäfer Eichen, Buchen und Hainbuchen bevorzugen.


 
Waldmaikäfer Maikäfer sind geduldige Tierchen und lassen sich gut beobachten.

Die meisten kahl gefressenen Bäume erholen sich wieder und bilden mit dem so genannten Johannistrieb im Juni noch einmal neue Blätter. Verheerend dagegen kann der Wurzelfraß der Engerlinge sein. Bereits ab zwei bis drei Engerlingen je Quadratmeter Waldboden sind Schäden an Jungbäumen zu befürchten. Probebohrungen in den Befallsgebieten um Mannheim ergaben regelmäßig mehr als 100 Engerlinge auf den Quadratmeter.

So stand denn in der Vergangenheit weniger die Faszination der gemütlichen Brummer im Vordergrund, als deren Bekämpfung. Die Methoden zeugten dabei oft von der Verzweiflung gegenüber dem Milliardenheer der Käfer. Im Jahr 1320 etwa befahl man den Maikäfern in Avignon per Gerichtsbeschluss, dass sie sich "binnen drei Tagen auf ein ihnen durch Tafeln bezeichnetes Feld zurückzuziehen hätten, woselbst Nahrung für sie vorhanden sei, und dass die Zuwiderhandelnden als vogelfrei behandelt und ausgerottet werden sollten. "

Mühsames Einsammeln
 
Waldmaikäfer Maikäfer sammeln ist einfach. Aber bei der Menge...

Zielgerichteter ging man in der Schweiz vor, wo der Kanton Uri um 1660 Käfervögte bestellte und Vorschriften zum Einsammeln der Tiere erließ. Überhaupt war das Einsammeln lange die einzige Bekämpfungsmethode. 1909 wurden allein im Kanton Zürich rund 350 Millionen Käfer abgeliefert und in Wien kam 1951 sogar eine Milliarde Tiere zusammen, aus denen die Städtische Tierkörperverwertungsanstalt tonnenweise eiweißhaltiges Maikäfermehl zur Verfütterung an Hühner und Schweine herstellte.

Nahrhafte Maikäfersuppe
Für die menschliche Ernährung wurden Maikäfer ebenfalls genutzt – nicht nur in Notzeiten. "Unsere Studenten essen die Maikäfer ganz roh, ganz wie sie sind und nicht wenige ohne den geringsten Nachteil, " wusste zum Beispiel die Fuldaer Zeitung 1925. "In vielen Konditoreien sind sie verzuckert zu haben, und man isst sie kandiert in Tafeln zum Nachtisch". Auch ein Rezept für Maikäfer-Bouillon ist überliefert: "Man nehme die Maikäfer, reiße ihnen Flügeldecken und Beine ab, röste ihren Körper in heißer Butter knusprig, koche sie dann mit Hühnerbrühe ab, tue etwas geschnittene Kalbsleber hinein und serviere das Ganze mit Schnittlauch und gerösteten Semmelschnitten."


 
Waldmaikäfer Die aktuellen Maikäfer-Zentren liegen bei Mannheim und Karlsruhe.

Den Eiweißreichtum der Maikäfer wissen auch Dachs und Wildschwein, viele Vögel und Fledermäuse zu schätzen. Doch zur Eindämpfung der aktuellen Massenverkommen können sie nur wenig beitragen. Rund fünf Milliarden Käfer sind im letzten Frühjahr in den Wäldern zwischen Darmstadt und Mannheim aus dem Boden gekrabbelt. "Das Schadensband ist viele Kilometer lang und mehr als einen Kilometer breit", so der Darmstädter Forstamtsleiter Arnulf Rosenstock.

Auch einige Kilometer rheinaufwärts im Hardtwald bei Karlsruhe sitzen die Engerlinge dicht an dicht im Boden. Hier wird für 2004 mit einem großen Flugjahr gerechnet. Chemische Maikäfer-Bekämpfungsmittel sind in Deutschland zur Zeit nicht zugelassen. Um die Früchte des gerade begonnenen naturnahen Waldumbaus fürchtend, beantragten die Forstbehörden eine Ausnahmegenehmigung für den Einsatz des Insektengifts "Perfekthion", das sonst gegen Milben und Blattläuse eingesetzt wird.

Hoffen auf Pilzkrankheit
Nun ist der Hardtwald ein so genanntes FFH-Gebiet, das unter EU-Naturschutz fällt. In solchen Gebieten sind Handlungen verboten, die den europaweit bedeutenden Arten schaden könnten. Im Hardtwald sind das unter anderem die Bechstein-Fledermaus, Rotmilan und Mittelspecht sowie Hirschkäfer und Großer Heldbock. Die vom NABU-Institut für Naturschutz und Landschaftspflege in Bühl im Landesauftrag erstellte Verträglichkeitsstudie konnte Gefahren für die geschützten Arten nicht ausschließen und so wurde der Gifteinsatz nicht genehmigt.

Auf hessischer Seite will man sich die bereits beschriebenen Sexuallockstoffe der Maikäferweibchen zunutze machen. Sie sollen die Männchen zu Fallen führen, die mit dem auch in der Natur vorkommenden, tödlichen Pilz Beauveria brongniartii geimpft sind. In der Schweiz und in Österreich hat man damit bei der Eindämmung des Feldmaikäfers bereits gute Erfahrungen gemacht. Im Wald ist der Pilz allerdings wesentlich schwieriger auszubringen und so ist die Sache noch im Versuchsstadium.

"Es bleibt uns zunächst nur, auf den natürlichen Zusammenbruch zu warten", so Harald Schwarz vom Forstamt Lampertheim. "Doch noch ist ein Ende der Massenvermehrung nicht in Sicht". Für alle Naturfreunde, die vielleicht noch nie einen Maikäfer "live" gesehen haben, besteht also gute Gelegenheit, das jetzt nachzuholen.


Lange sah es so aus, als sei der Maikäfer bei uns nahezu ausgerottet. Doch seit Mitte der achtziger Jahre vermehren sich die Krabbeltiere wieder, Feldmaikäfer vor allem am Kaiserstuhl, Waldmaikäfer in zwei getrennten Vorkommen am nördlichen Oberrhein vom Hardtwald bei Karlsruhe über Mannheim bis hoch nach Darmstadt.

Letztes Hauptflugjahr der Teilpopulation im südhessischen Ried war 2002. Da die unterirdisch lebenden Käferlarven, die so genannten Engerlinge, in der Regel vier Jahre zur Entwicklung brauchen, ist es nun wieder soweit: Ende April, Anfang Mai werden in den Wäldern zwischen Darmstadt und der hessisch-baden-württembergischen Landesgrenze bei Lampertheim auf rund 9000 Hektar Abermillionen fertiger Maikäfer aus dem Boden schlüpfen. Brummend fliegen sie zu den nächstgelegenen Bäumen, um sich an den frisch ausgetriebenen Blättern satt zu fressen und sich zu paaren. Nach der Paarung sterben die Maikäfer-Männchen ab, während die Weibchen noch einige Zeit weiterleben und schließlich je Tier bis zu 80 Eier ablegen und so den Maikäfer-Zyklus aufrecht erhalten.

Fazinierendes Naturschauspiel
 
Waldmaikäfer

Das Schwärmen der Maikäfer ist eines der faszinierendsten Schauspiele in der heimischen Natur. Die Freude daran vermögen die meisten Förster allerdings nicht zu teilen. Zwar erholen sich die Eichen und Buchen in der Regel vom Kahlfraß und treiben dann im Juni erneut aus. Ernsthafte Schäden können dagegen die Engerlinge verursachen, wenn sie vier Jahre lang an den Feinwurzeln der Bäume knabbern. Seit einigen Jahren werden daher im Labor und in kleinen Feldversuchen verschiedene Bekämpfungsmethoden erprobt – bisher ohne eindeutige Ergebnisse.

In Hessen soll nun erstmals auf rund 400 Hektar ein Großversuch starten, bei dem sowohl das Gift Neem-Azal wie auch ein parasitärer Pilz zum Einsatz kommen. Neem-Azal wird aus den Samen des aus Indien stammenden Neem- oder Niehm-Baumes gewonnen und ist ein Vielzweckgift mit dem Wirkstoff Azadirachtin, das auch im ökologischen Landbau zum Beispiel zur Kartoffelkäferbekämpfung zugelassen ist. Es wirkt also nicht maikäferspezifisch, sondern gegen praktisch alle Insekten, die es beim Fressen aufnehmen. Geplant ist in der ersten Maihälfte eine zweimalige Ausbringung einer wässrigen Giftlösung per Hubschrauber. Auf dem gleichen Weg sollen die Waldflächen mit Beauveria brongniartii geimpft werden, einem Bodenpilz, der fast ausschließlich Blatthornkäfer befällt, zu denen auch der Maikäfer gehört.

NABU lehnt Gifteinsatz ab
Die Vergiftungsaktion ist allerdings höchst umstritten. So hat der NABU Hessen grundsätzliche Bedenken. „Ökologisch betrachtet ist die Maikäferbekämpfung nicht notwendig. Die kleinen Krabbler sind hier heimisch, auf Dauer gesehen kommt der Wald mit ihnen zurecht“, erläutert Naturschutzreferent Mark Harthun. „Wir wissen heute, dass sich die Maikäferbestände in langen Rhythmen von 30 bis 45 Jahren entwickeln. Auf dem Höhepunkt der Vermehrung nehmen dann Krankheiten und Parasitenbefall überhand, so dass die Bestände von ganz alleine zusammenbrechen.“ Die Aktion könnte den Fraßdruck der Engerlinge auf die Baumwurzeln sogar verlängern, da sie der Bestandsentwicklung die Spitze nimmt und so den natürlichen Komplettzusammenbruch verhindert. „Das wirkt populationsökologisch wie ein erfrischender Aderlass. Die Forstbehörden müssten immer wieder neu Gift ausbringen.“


 
Waldmaikäfer

„Außerdem ist ein Wald ist kein Kartoffelacker“, so Harthun weiter, „sondern ein Lebensraum mit zahlreichen wild lebenden Tier- und Pflanzenarten.“ Ebenso wie der maikäferreiche Hardtwald bei Karlsruhe sind große Teile der südhessischen Wälder sogar als europaweit besonders wertvolle Lebensräume geschützt. Das gilt auch für den Lorscher Wald, in dem eine der beiden geplanten Bekämpfungsflächen liegt. Dank bedeutsamer Vorkommen von Mittel- und Grauspecht, Wendehals, Heidelerche, Ziegenmelker und Baumfalke ist der Lorscher Wald als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Wichtig für diese Arten ist der lückige Charakter des Waldes, der laut Pflegeplan „durch kräftige Durchhauungen und lokalen Kleineinschlag“ bewahrt werden soll. Das Absterben von Bäumen nach Maikäferfraß würde ebenfalls für Auflichtungen sorgen, unterstützt also die Lebensraumvielfalt und die Schutzbemühungen.

Reicht gedeckter Tisch für Fledermäuse
Nicht zuletzt sind die Riedforsten wichtiger Lebensraum und Jagdrevier gefährdeter Fledermausarten. Wie Ziegenmelker und Baumfalke nutzen Fledermäuse wie Großer und Kleiner Abendsegler, Großes Mausohr und Breitflügel-Fledermaus die Maikäfer als Kraftnahrung für sich und ihren Nachwuchs. Gute Maikäferjahre sind gute Fledermausjahre.


 
Waldmaikäfer rücklings

Rund 40 Maikäfer kann ein Mausohr pro Nacht verspeisen. Um geeignete Jagdreviere zu finden, legen die Insektenjäger aus ihren Quartieren im Odenwald kommend Entfernungen bis zu zwanzig Kilometern zurück. Kolonien der Breitflügel-Fledermäuse dagegen befinden sich direkt im Lorscher und benachbarten Bürstädter Wald. Die Abendsegler wiederum finden sich als Langstreckenzieher aus weiten Gebieten Mitteleuropas zu tausenden in den Maikäferwäldern ein. All diese Fledermäuse sind so genannte Zielarten der Europäischen Naturschutzrichtlinie FFH.

Seltene Schmetterlinge in Gefahr?
„Der Landesbetrieb Hessen-Forst konnte bisher weder Verträglichkeitsprognosen noch ein Konzept für die zwingend nötigen Begleituntersuchungen zu Auswirkungen auf andere Organismen vorlegen. Das betrifft die Störungen durch den Hubschraubereinsatz unmittelbar über den Baumwipfeln, vor allem aber natürlich die direkten Giftwirkungen“, kritisiert Mark Harthun. Getötet werden könnten unter anderem die Raupen seltener Schmetterlingsarten, die zeitgleich mit den Maikäfern im Blattwerk fressen – etwa Spanische Flagge, Großer Schillerfalter und Nagelfleck sowie Blauer und Brauner Eichenzipfelfalter. Auch mögliche Wirkstoffanreicherungen bei Insektenfressern wie Vögeln und Fledermäusen müssten erforscht werden.


 
Waldmaikäferfraß

Der NABU appelliert an den hessischen Umweltminister Dietzel, statt Gifteinsatz auf Stärkung der Wald-Ökosysteme zu setzen. Die Auto- und Industrieabgase des Ballungsraums Rhein-Neckar haben den Riedforsten ebenso zugesetzt wie Trockenheit durch Grundwasserabsenkung infolge von übermäßiger Trinkwasserentnahme. Der NABU fordert daher unter anderem ein konsequentes Wassermanagement. Sollten die Forstbehörden wegen gravierender Schäden auf einer Maikäferbekämpfung bestehen, dürfen ausschließlich biologische Methoden wie der Beauveria-Pilz zur Anwendung kommen. „Gifteinsatz hat im Wald nichts zu suchen, egal ob das Gift aus Naturstoffen gewonnen wird oder synthetisch“, betont Mark Harthun. (elg)

...ein ganz natürlicher prozess,dem unsere wälder seit tausenden von jahren ausgesetzt sind...

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Da fällt mir nur das Lied:Mein Freund der Baum ist tot ein.
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Ich hätte auch noch eins:
Interpret: Steinwolke
Titel: Karl der Käfer wurde nicht gefragt, man hat ihn einfach fortgejagd...
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Viel schlimmer als die Maikäfer ist die Gefahr durch die Borkenkäfer, insbesonders der Buchdrucker richtet große Schöden an!
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Mit Sicherheit nur reinkopiert.


ib schrieb:
Das ist wenigstens mal ein gescheiter Beitrag.

KronbergerAdler schrieb:
Ein sonniger Maitag im Lorscher Wald, wenige Kilometer nördlich von Mannheim. Frisch leuchtet das Grün der Eichen. Es ist still und friedlich, nur ein ganz leises Rieseln ist zu hören. Was da rieselt, sind die kleinen Kotkügelchen abertausender Maikäfer. Dicht an dicht hängen die großen braunen Käfer in den Eichenästen, fressen vor sich hin und verdauen.

Ab und zu verliert einer der Käfer das Gleichgewicht oder ein Windhauch weht ihn vom Baum. Dann plumpst das Tier auf den Boden und landet meist auf dem Rücken. Hilflos zappeln die sechs Beinchen in der Luft und es dauert eine Weile, bis der Maikäfer sich gedreht hat. Ein paar Sekunden später beginnt der Käfer mit den Flügeln zu pumpen und erhebt sich schließlich schwerfällig in die Luft. Ein kurzes Stückchen nur fliegt er brummend, bis zum nächstgelegenen Ast, und sofort ist Weiterfressen angesagt.

Selbst DDT überlebt
An Massenvorkommen des Maikäfers kann sich vielerorts nur noch die heutige Großelterngeneration erinnern. Die meisten Menschen kennen ihn höchstens noch aus Wilhelms Buschs "Max und Moritz", als Sumsemann in "Peterchens Mondfahrt" oder in Schokoladenform. Vor allem mit DDT glaubte man den Käfern spätestens in den 50er Jahren den Garaus gemacht zu haben.


 
Waldmaikäfer rücklings Auf dem Rücken liegend, ist der Maikäfer weitgehend hilflos.

Feldmaikäfer wie am Kaiserstuhl oder in Thüringen auf den Fahnerschen Höhen, mal Waldmaikäfer wie in der Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt und vor allem in der Oberrheinebene. Alle 30 bis 45 Jahre, so weiß man inzwischen, kommt es zu solchen Massenvermehrungen.

Die Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer, so genannt nach der Gestalt der Fühler, deren letzte Glieder blattförmig verbreiterte Lamellen aufweisen. Mit den bis zu 50.000 Geruchssensoren auf den Fühlerlamellen spüren die Männchen die paarungsbereiten Weibchen auf. Wie Forscher der FU Berlin herausfanden, orientieren sich die Männchen beider Maikäferarten zunächst an den vom Blattfraß der Weibchen verursachten Pflanzengerüchen. In der Nahdistanz kommt dann als genauer Wegweiser ein Sexuallockstoff der Weibchen hinzu.

Vier Jahre Leben im Boden
 
Roteichen mit Maikäferfraß Roteichen mit Maikäferfraß.

Nach der Begattung legen die Weibchen in mehreren Schüben ihre Eier ins lockere Erdreich ab. Dazu fliegen die Feldmaikäfer in offenes Gelände, während die Waldmaikäfer in der Nähe ihrer Fraßbäume verbleiben. Die als Engerlinge bekannten, bis fünf Zentimeter großen Maikäferlarven entwickeln sich – in unseren Breiten meist vier Jahre lang – vollständig im Boden und ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Im Herbst des letzten Jahres wandeln sich die Engerlinge in die fertigen Jungkäfer. Sie überwintern bis zu einen Meter tief im Erdreich und schlüpfen dann ungefähr Ende April. Der so genannte Reifefraß bis zum Absterben der Käfer nach erfolgreicher Fortpflanzung dauert ungefähr sechs Wochen. Feldmaikäfer gehen dabei gerne auch an Obstbäume, während Waldmaikäfer Eichen, Buchen und Hainbuchen bevorzugen.


 
Waldmaikäfer Maikäfer sind geduldige Tierchen und lassen sich gut beobachten.

Die meisten kahl gefressenen Bäume erholen sich wieder und bilden mit dem so genannten Johannistrieb im Juni noch einmal neue Blätter. Verheerend dagegen kann der Wurzelfraß der Engerlinge sein. Bereits ab zwei bis drei Engerlingen je Quadratmeter Waldboden sind Schäden an Jungbäumen zu befürchten. Probebohrungen in den Befallsgebieten um Mannheim ergaben regelmäßig mehr als 100 Engerlinge auf den Quadratmeter.

So stand denn in der Vergangenheit weniger die Faszination der gemütlichen Brummer im Vordergrund, als deren Bekämpfung. Die Methoden zeugten dabei oft von der Verzweiflung gegenüber dem Milliardenheer der Käfer. Im Jahr 1320 etwa befahl man den Maikäfern in Avignon per Gerichtsbeschluss, dass sie sich "binnen drei Tagen auf ein ihnen durch Tafeln bezeichnetes Feld zurückzuziehen hätten, woselbst Nahrung für sie vorhanden sei, und dass die Zuwiderhandelnden als vogelfrei behandelt und ausgerottet werden sollten. "

Mühsames Einsammeln
 
Waldmaikäfer Maikäfer sammeln ist einfach. Aber bei der Menge...

Zielgerichteter ging man in der Schweiz vor, wo der Kanton Uri um 1660 Käfervögte bestellte und Vorschriften zum Einsammeln der Tiere erließ. Überhaupt war das Einsammeln lange die einzige Bekämpfungsmethode. 1909 wurden allein im Kanton Zürich rund 350 Millionen Käfer abgeliefert und in Wien kam 1951 sogar eine Milliarde Tiere zusammen, aus denen die Städtische Tierkörperverwertungsanstalt tonnenweise eiweißhaltiges Maikäfermehl zur Verfütterung an Hühner und Schweine herstellte.

Nahrhafte Maikäfersuppe
Für die menschliche Ernährung wurden Maikäfer ebenfalls genutzt – nicht nur in Notzeiten. "Unsere Studenten essen die Maikäfer ganz roh, ganz wie sie sind und nicht wenige ohne den geringsten Nachteil, " wusste zum Beispiel die Fuldaer Zeitung 1925. "In vielen Konditoreien sind sie verzuckert zu haben, und man isst sie kandiert in Tafeln zum Nachtisch". Auch ein Rezept für Maikäfer-Bouillon ist überliefert: "Man nehme die Maikäfer, reiße ihnen Flügeldecken und Beine ab, röste ihren Körper in heißer Butter knusprig, koche sie dann mit Hühnerbrühe ab, tue etwas geschnittene Kalbsleber hinein und serviere das Ganze mit Schnittlauch und gerösteten Semmelschnitten."


 
Waldmaikäfer Die aktuellen Maikäfer-Zentren liegen bei Mannheim und Karlsruhe.

Den Eiweißreichtum der Maikäfer wissen auch Dachs und Wildschwein, viele Vögel und Fledermäuse zu schätzen. Doch zur Eindämpfung der aktuellen Massenverkommen können sie nur wenig beitragen. Rund fünf Milliarden Käfer sind im letzten Frühjahr in den Wäldern zwischen Darmstadt und Mannheim aus dem Boden gekrabbelt. "Das Schadensband ist viele Kilometer lang und mehr als einen Kilometer breit", so der Darmstädter Forstamtsleiter Arnulf Rosenstock.

Auch einige Kilometer rheinaufwärts im Hardtwald bei Karlsruhe sitzen die Engerlinge dicht an dicht im Boden. Hier wird für 2004 mit einem großen Flugjahr gerechnet. Chemische Maikäfer-Bekämpfungsmittel sind in Deutschland zur Zeit nicht zugelassen. Um die Früchte des gerade begonnenen naturnahen Waldumbaus fürchtend, beantragten die Forstbehörden eine Ausnahmegenehmigung für den Einsatz des Insektengifts "Perfekthion", das sonst gegen Milben und Blattläuse eingesetzt wird.

Hoffen auf Pilzkrankheit
Nun ist der Hardtwald ein so genanntes FFH-Gebiet, das unter EU-Naturschutz fällt. In solchen Gebieten sind Handlungen verboten, die den europaweit bedeutenden Arten schaden könnten. Im Hardtwald sind das unter anderem die Bechstein-Fledermaus, Rotmilan und Mittelspecht sowie Hirschkäfer und Großer Heldbock. Die vom NABU-Institut für Naturschutz und Landschaftspflege in Bühl im Landesauftrag erstellte Verträglichkeitsstudie konnte Gefahren für die geschützten Arten nicht ausschließen und so wurde der Gifteinsatz nicht genehmigt.

Auf hessischer Seite will man sich die bereits beschriebenen Sexuallockstoffe der Maikäferweibchen zunutze machen. Sie sollen die Männchen zu Fallen führen, die mit dem auch in der Natur vorkommenden, tödlichen Pilz Beauveria brongniartii geimpft sind. In der Schweiz und in Österreich hat man damit bei der Eindämmung des Feldmaikäfers bereits gute Erfahrungen gemacht. Im Wald ist der Pilz allerdings wesentlich schwieriger auszubringen und so ist die Sache noch im Versuchsstadium.

"Es bleibt uns zunächst nur, auf den natürlichen Zusammenbruch zu warten", so Harald Schwarz vom Forstamt Lampertheim. "Doch noch ist ein Ende der Massenvermehrung nicht in Sicht". Für alle Naturfreunde, die vielleicht noch nie einen Maikäfer "live" gesehen haben, besteht also gute Gelegenheit, das jetzt nachzuholen.


Lange sah es so aus, als sei der Maikäfer bei uns nahezu ausgerottet. Doch seit Mitte der achtziger Jahre vermehren sich die Krabbeltiere wieder, Feldmaikäfer vor allem am Kaiserstuhl, Waldmaikäfer in zwei getrennten Vorkommen am nördlichen Oberrhein vom Hardtwald bei Karlsruhe über Mannheim bis hoch nach Darmstadt.

Letztes Hauptflugjahr der Teilpopulation im südhessischen Ried war 2002. Da die unterirdisch lebenden Käferlarven, die so genannten Engerlinge, in der Regel vier Jahre zur Entwicklung brauchen, ist es nun wieder soweit: Ende April, Anfang Mai werden in den Wäldern zwischen Darmstadt und der hessisch-baden-württembergischen Landesgrenze bei Lampertheim auf rund 9000 Hektar Abermillionen fertiger Maikäfer aus dem Boden schlüpfen. Brummend fliegen sie zu den nächstgelegenen Bäumen, um sich an den frisch ausgetriebenen Blättern satt zu fressen und sich zu paaren. Nach der Paarung sterben die Maikäfer-Männchen ab, während die Weibchen noch einige Zeit weiterleben und schließlich je Tier bis zu 80 Eier ablegen und so den Maikäfer-Zyklus aufrecht erhalten.

Fazinierendes Naturschauspiel
 
Waldmaikäfer

Das Schwärmen der Maikäfer ist eines der faszinierendsten Schauspiele in der heimischen Natur. Die Freude daran vermögen die meisten Förster allerdings nicht zu teilen. Zwar erholen sich die Eichen und Buchen in der Regel vom Kahlfraß und treiben dann im Juni erneut aus. Ernsthafte Schäden können dagegen die Engerlinge verursachen, wenn sie vier Jahre lang an den Feinwurzeln der Bäume knabbern. Seit einigen Jahren werden daher im Labor und in kleinen Feldversuchen verschiedene Bekämpfungsmethoden erprobt – bisher ohne eindeutige Ergebnisse.

In Hessen soll nun erstmals auf rund 400 Hektar ein Großversuch starten, bei dem sowohl das Gift Neem-Azal wie auch ein parasitärer Pilz zum Einsatz kommen. Neem-Azal wird aus den Samen des aus Indien stammenden Neem- oder Niehm-Baumes gewonnen und ist ein Vielzweckgift mit dem Wirkstoff Azadirachtin, das auch im ökologischen Landbau zum Beispiel zur Kartoffelkäferbekämpfung zugelassen ist. Es wirkt also nicht maikäferspezifisch, sondern gegen praktisch alle Insekten, die es beim Fressen aufnehmen. Geplant ist in der ersten Maihälfte eine zweimalige Ausbringung einer wässrigen Giftlösung per Hubschrauber. Auf dem gleichen Weg sollen die Waldflächen mit Beauveria brongniartii geimpft werden, einem Bodenpilz, der fast ausschließlich Blatthornkäfer befällt, zu denen auch der Maikäfer gehört.

NABU lehnt Gifteinsatz ab
Die Vergiftungsaktion ist allerdings höchst umstritten. So hat der NABU Hessen grundsätzliche Bedenken. „Ökologisch betrachtet ist die Maikäferbekämpfung nicht notwendig. Die kleinen Krabbler sind hier heimisch, auf Dauer gesehen kommt der Wald mit ihnen zurecht“, erläutert Naturschutzreferent Mark Harthun. „Wir wissen heute, dass sich die Maikäferbestände in langen Rhythmen von 30 bis 45 Jahren entwickeln. Auf dem Höhepunkt der Vermehrung nehmen dann Krankheiten und Parasitenbefall überhand, so dass die Bestände von ganz alleine zusammenbrechen.“ Die Aktion könnte den Fraßdruck der Engerlinge auf die Baumwurzeln sogar verlängern, da sie der Bestandsentwicklung die Spitze nimmt und so den natürlichen Komplettzusammenbruch verhindert. „Das wirkt populationsökologisch wie ein erfrischender Aderlass. Die Forstbehörden müssten immer wieder neu Gift ausbringen.“


 
Waldmaikäfer

„Außerdem ist ein Wald ist kein Kartoffelacker“, so Harthun weiter, „sondern ein Lebensraum mit zahlreichen wild lebenden Tier- und Pflanzenarten.“ Ebenso wie der maikäferreiche Hardtwald bei Karlsruhe sind große Teile der südhessischen Wälder sogar als europaweit besonders wertvolle Lebensräume geschützt. Das gilt auch für den Lorscher Wald, in dem eine der beiden geplanten Bekämpfungsflächen liegt. Dank bedeutsamer Vorkommen von Mittel- und Grauspecht, Wendehals, Heidelerche, Ziegenmelker und Baumfalke ist der Lorscher Wald als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Wichtig für diese Arten ist der lückige Charakter des Waldes, der laut Pflegeplan „durch kräftige Durchhauungen und lokalen Kleineinschlag“ bewahrt werden soll. Das Absterben von Bäumen nach Maikäferfraß würde ebenfalls für Auflichtungen sorgen, unterstützt also die Lebensraumvielfalt und die Schutzbemühungen.

Reicht gedeckter Tisch für Fledermäuse
Nicht zuletzt sind die Riedforsten wichtiger Lebensraum und Jagdrevier gefährdeter Fledermausarten. Wie Ziegenmelker und Baumfalke nutzen Fledermäuse wie Großer und Kleiner Abendsegler, Großes Mausohr und Breitflügel-Fledermaus die Maikäfer als Kraftnahrung für sich und ihren Nachwuchs. Gute Maikäferjahre sind gute Fledermausjahre.


 
Waldmaikäfer rücklings

Rund 40 Maikäfer kann ein Mausohr pro Nacht verspeisen. Um geeignete Jagdreviere zu finden, legen die Insektenjäger aus ihren Quartieren im Odenwald kommend Entfernungen bis zu zwanzig Kilometern zurück. Kolonien der Breitflügel-Fledermäuse dagegen befinden sich direkt im Lorscher und benachbarten Bürstädter Wald. Die Abendsegler wiederum finden sich als Langstreckenzieher aus weiten Gebieten Mitteleuropas zu tausenden in den Maikäferwäldern ein. All diese Fledermäuse sind so genannte Zielarten der Europäischen Naturschutzrichtlinie FFH.

Seltene Schmetterlinge in Gefahr?
„Der Landesbetrieb Hessen-Forst konnte bisher weder Verträglichkeitsprognosen noch ein Konzept für die zwingend nötigen Begleituntersuchungen zu Auswirkungen auf andere Organismen vorlegen. Das betrifft die Störungen durch den Hubschraubereinsatz unmittelbar über den Baumwipfeln, vor allem aber natürlich die direkten Giftwirkungen“, kritisiert Mark Harthun. Getötet werden könnten unter anderem die Raupen seltener Schmetterlingsarten, die zeitgleich mit den Maikäfern im Blattwerk fressen – etwa Spanische Flagge, Großer Schillerfalter und Nagelfleck sowie Blauer und Brauner Eichenzipfelfalter. Auch mögliche Wirkstoffanreicherungen bei Insektenfressern wie Vögeln und Fledermäusen müssten erforscht werden.


 
Waldmaikäferfraß

Der NABU appelliert an den hessischen Umweltminister Dietzel, statt Gifteinsatz auf Stärkung der Wald-Ökosysteme zu setzen. Die Auto- und Industrieabgase des Ballungsraums Rhein-Neckar haben den Riedforsten ebenso zugesetzt wie Trockenheit durch Grundwasserabsenkung infolge von übermäßiger Trinkwasserentnahme. Der NABU fordert daher unter anderem ein konsequentes Wassermanagement. Sollten die Forstbehörden wegen gravierender Schäden auf einer Maikäferbekämpfung bestehen, dürfen ausschließlich biologische Methoden wie der Beauveria-Pilz zur Anwendung kommen. „Gifteinsatz hat im Wald nichts zu suchen, egal ob das Gift aus Naturstoffen gewonnen wird oder synthetisch“, betont Mark Harthun. (elg)

...ein ganz natürlicher prozess,dem unsere wälder seit tausenden von jahren ausgesetzt sind...



#
Hallo Leute ich habe mir hier wirklich sehr viele Gedanken gemacht und halte es auch für ein sehr interesantes Thema, denn auch neben Fußball gibt es noch einige andere Sachen die sehr wichtig im Leben sind.

HelmutKohl schrieb:
Mit Sicherheit nur reinkopiert.


ib schrieb:
Das ist wenigstens mal ein gescheiter Beitrag.

KronbergerAdler schrieb:
Ein sonniger Maitag im Lorscher Wald, wenige Kilometer nördlich von Mannheim. Frisch leuchtet das Grün der Eichen. Es ist still und friedlich, nur ein ganz leises Rieseln ist zu hören. Was da rieselt, sind die kleinen Kotkügelchen abertausender Maikäfer. Dicht an dicht hängen die großen braunen Käfer in den Eichenästen, fressen vor sich hin und verdauen.

Ab und zu verliert einer der Käfer das Gleichgewicht oder ein Windhauch weht ihn vom Baum. Dann plumpst das Tier auf den Boden und landet meist auf dem Rücken. Hilflos zappeln die sechs Beinchen in der Luft und es dauert eine Weile, bis der Maikäfer sich gedreht hat. Ein paar Sekunden später beginnt der Käfer mit den Flügeln zu pumpen und erhebt sich schließlich schwerfällig in die Luft. Ein kurzes Stückchen nur fliegt er brummend, bis zum nächstgelegenen Ast, und sofort ist Weiterfressen angesagt.

Selbst DDT überlebt
An Massenvorkommen des Maikäfers kann sich vielerorts nur noch die heutige Großelterngeneration erinnern. Die meisten Menschen kennen ihn höchstens noch aus Wilhelms Buschs "Max und Moritz", als Sumsemann in "Peterchens Mondfahrt" oder in Schokoladenform. Vor allem mit DDT glaubte man den Käfern spätestens in den 50er Jahren den Garaus gemacht zu haben.


 
Waldmaikäfer rücklings Auf dem Rücken liegend, ist der Maikäfer weitgehend hilflos.

Feldmaikäfer wie am Kaiserstuhl oder in Thüringen auf den Fahnerschen Höhen, mal Waldmaikäfer wie in der Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt und vor allem in der Oberrheinebene. Alle 30 bis 45 Jahre, so weiß man inzwischen, kommt es zu solchen Massenvermehrungen.

Die Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer, so genannt nach der Gestalt der Fühler, deren letzte Glieder blattförmig verbreiterte Lamellen aufweisen. Mit den bis zu 50.000 Geruchssensoren auf den Fühlerlamellen spüren die Männchen die paarungsbereiten Weibchen auf. Wie Forscher der FU Berlin herausfanden, orientieren sich die Männchen beider Maikäferarten zunächst an den vom Blattfraß der Weibchen verursachten Pflanzengerüchen. In der Nahdistanz kommt dann als genauer Wegweiser ein Sexuallockstoff der Weibchen hinzu.

Vier Jahre Leben im Boden
 
Roteichen mit Maikäferfraß Roteichen mit Maikäferfraß.

Nach der Begattung legen die Weibchen in mehreren Schüben ihre Eier ins lockere Erdreich ab. Dazu fliegen die Feldmaikäfer in offenes Gelände, während die Waldmaikäfer in der Nähe ihrer Fraßbäume verbleiben. Die als Engerlinge bekannten, bis fünf Zentimeter großen Maikäferlarven entwickeln sich – in unseren Breiten meist vier Jahre lang – vollständig im Boden und ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Im Herbst des letzten Jahres wandeln sich die Engerlinge in die fertigen Jungkäfer. Sie überwintern bis zu einen Meter tief im Erdreich und schlüpfen dann ungefähr Ende April. Der so genannte Reifefraß bis zum Absterben der Käfer nach erfolgreicher Fortpflanzung dauert ungefähr sechs Wochen. Feldmaikäfer gehen dabei gerne auch an Obstbäume, während Waldmaikäfer Eichen, Buchen und Hainbuchen bevorzugen.


 
Waldmaikäfer Maikäfer sind geduldige Tierchen und lassen sich gut beobachten.

Die meisten kahl gefressenen Bäume erholen sich wieder und bilden mit dem so genannten Johannistrieb im Juni noch einmal neue Blätter. Verheerend dagegen kann der Wurzelfraß der Engerlinge sein. Bereits ab zwei bis drei Engerlingen je Quadratmeter Waldboden sind Schäden an Jungbäumen zu befürchten. Probebohrungen in den Befallsgebieten um Mannheim ergaben regelmäßig mehr als 100 Engerlinge auf den Quadratmeter.

So stand denn in der Vergangenheit weniger die Faszination der gemütlichen Brummer im Vordergrund, als deren Bekämpfung. Die Methoden zeugten dabei oft von der Verzweiflung gegenüber dem Milliardenheer der Käfer. Im Jahr 1320 etwa befahl man den Maikäfern in Avignon per Gerichtsbeschluss, dass sie sich "binnen drei Tagen auf ein ihnen durch Tafeln bezeichnetes Feld zurückzuziehen hätten, woselbst Nahrung für sie vorhanden sei, und dass die Zuwiderhandelnden als vogelfrei behandelt und ausgerottet werden sollten. "

Mühsames Einsammeln
 
Waldmaikäfer Maikäfer sammeln ist einfach. Aber bei der Menge...

Zielgerichteter ging man in der Schweiz vor, wo der Kanton Uri um 1660 Käfervögte bestellte und Vorschriften zum Einsammeln der Tiere erließ. Überhaupt war das Einsammeln lange die einzige Bekämpfungsmethode. 1909 wurden allein im Kanton Zürich rund 350 Millionen Käfer abgeliefert und in Wien kam 1951 sogar eine Milliarde Tiere zusammen, aus denen die Städtische Tierkörperverwertungsanstalt tonnenweise eiweißhaltiges Maikäfermehl zur Verfütterung an Hühner und Schweine herstellte.

Nahrhafte Maikäfersuppe
Für die menschliche Ernährung wurden Maikäfer ebenfalls genutzt – nicht nur in Notzeiten. "Unsere Studenten essen die Maikäfer ganz roh, ganz wie sie sind und nicht wenige ohne den geringsten Nachteil, " wusste zum Beispiel die Fuldaer Zeitung 1925. "In vielen Konditoreien sind sie verzuckert zu haben, und man isst sie kandiert in Tafeln zum Nachtisch". Auch ein Rezept für Maikäfer-Bouillon ist überliefert: "Man nehme die Maikäfer, reiße ihnen Flügeldecken und Beine ab, röste ihren Körper in heißer Butter knusprig, koche sie dann mit Hühnerbrühe ab, tue etwas geschnittene Kalbsleber hinein und serviere das Ganze mit Schnittlauch und gerösteten Semmelschnitten."


 
Waldmaikäfer Die aktuellen Maikäfer-Zentren liegen bei Mannheim und Karlsruhe.

Den Eiweißreichtum der Maikäfer wissen auch Dachs und Wildschwein, viele Vögel und Fledermäuse zu schätzen. Doch zur Eindämpfung der aktuellen Massenverkommen können sie nur wenig beitragen. Rund fünf Milliarden Käfer sind im letzten Frühjahr in den Wäldern zwischen Darmstadt und Mannheim aus dem Boden gekrabbelt. "Das Schadensband ist viele Kilometer lang und mehr als einen Kilometer breit", so der Darmstädter Forstamtsleiter Arnulf Rosenstock.

Auch einige Kilometer rheinaufwärts im Hardtwald bei Karlsruhe sitzen die Engerlinge dicht an dicht im Boden. Hier wird für 2004 mit einem großen Flugjahr gerechnet. Chemische Maikäfer-Bekämpfungsmittel sind in Deutschland zur Zeit nicht zugelassen. Um die Früchte des gerade begonnenen naturnahen Waldumbaus fürchtend, beantragten die Forstbehörden eine Ausnahmegenehmigung für den Einsatz des Insektengifts "Perfekthion", das sonst gegen Milben und Blattläuse eingesetzt wird.

Hoffen auf Pilzkrankheit
Nun ist der Hardtwald ein so genanntes FFH-Gebiet, das unter EU-Naturschutz fällt. In solchen Gebieten sind Handlungen verboten, die den europaweit bedeutenden Arten schaden könnten. Im Hardtwald sind das unter anderem die Bechstein-Fledermaus, Rotmilan und Mittelspecht sowie Hirschkäfer und Großer Heldbock. Die vom NABU-Institut für Naturschutz und Landschaftspflege in Bühl im Landesauftrag erstellte Verträglichkeitsstudie konnte Gefahren für die geschützten Arten nicht ausschließen und so wurde der Gifteinsatz nicht genehmigt.

Auf hessischer Seite will man sich die bereits beschriebenen Sexuallockstoffe der Maikäferweibchen zunutze machen. Sie sollen die Männchen zu Fallen führen, die mit dem auch in der Natur vorkommenden, tödlichen Pilz Beauveria brongniartii geimpft sind. In der Schweiz und in Österreich hat man damit bei der Eindämmung des Feldmaikäfers bereits gute Erfahrungen gemacht. Im Wald ist der Pilz allerdings wesentlich schwieriger auszubringen und so ist die Sache noch im Versuchsstadium.

"Es bleibt uns zunächst nur, auf den natürlichen Zusammenbruch zu warten", so Harald Schwarz vom Forstamt Lampertheim. "Doch noch ist ein Ende der Massenvermehrung nicht in Sicht". Für alle Naturfreunde, die vielleicht noch nie einen Maikäfer "live" gesehen haben, besteht also gute Gelegenheit, das jetzt nachzuholen.


Lange sah es so aus, als sei der Maikäfer bei uns nahezu ausgerottet. Doch seit Mitte der achtziger Jahre vermehren sich die Krabbeltiere wieder, Feldmaikäfer vor allem am Kaiserstuhl, Waldmaikäfer in zwei getrennten Vorkommen am nördlichen Oberrhein vom Hardtwald bei Karlsruhe über Mannheim bis hoch nach Darmstadt.

Letztes Hauptflugjahr der Teilpopulation im südhessischen Ried war 2002. Da die unterirdisch lebenden Käferlarven, die so genannten Engerlinge, in der Regel vier Jahre zur Entwicklung brauchen, ist es nun wieder soweit: Ende April, Anfang Mai werden in den Wäldern zwischen Darmstadt und der hessisch-baden-württembergischen Landesgrenze bei Lampertheim auf rund 9000 Hektar Abermillionen fertiger Maikäfer aus dem Boden schlüpfen. Brummend fliegen sie zu den nächstgelegenen Bäumen, um sich an den frisch ausgetriebenen Blättern satt zu fressen und sich zu paaren. Nach der Paarung sterben die Maikäfer-Männchen ab, während die Weibchen noch einige Zeit weiterleben und schließlich je Tier bis zu 80 Eier ablegen und so den Maikäfer-Zyklus aufrecht erhalten.

Fazinierendes Naturschauspiel
 
Waldmaikäfer

Das Schwärmen der Maikäfer ist eines der faszinierendsten Schauspiele in der heimischen Natur. Die Freude daran vermögen die meisten Förster allerdings nicht zu teilen. Zwar erholen sich die Eichen und Buchen in der Regel vom Kahlfraß und treiben dann im Juni erneut aus. Ernsthafte Schäden können dagegen die Engerlinge verursachen, wenn sie vier Jahre lang an den Feinwurzeln der Bäume knabbern. Seit einigen Jahren werden daher im Labor und in kleinen Feldversuchen verschiedene Bekämpfungsmethoden erprobt – bisher ohne eindeutige Ergebnisse.

In Hessen soll nun erstmals auf rund 400 Hektar ein Großversuch starten, bei dem sowohl das Gift Neem-Azal wie auch ein parasitärer Pilz zum Einsatz kommen. Neem-Azal wird aus den Samen des aus Indien stammenden Neem- oder Niehm-Baumes gewonnen und ist ein Vielzweckgift mit dem Wirkstoff Azadirachtin, das auch im ökologischen Landbau zum Beispiel zur Kartoffelkäferbekämpfung zugelassen ist. Es wirkt also nicht maikäferspezifisch, sondern gegen praktisch alle Insekten, die es beim Fressen aufnehmen. Geplant ist in der ersten Maihälfte eine zweimalige Ausbringung einer wässrigen Giftlösung per Hubschrauber. Auf dem gleichen Weg sollen die Waldflächen mit Beauveria brongniartii geimpft werden, einem Bodenpilz, der fast ausschließlich Blatthornkäfer befällt, zu denen auch der Maikäfer gehört.

NABU lehnt Gifteinsatz ab
Die Vergiftungsaktion ist allerdings höchst umstritten. So hat der NABU Hessen grundsätzliche Bedenken. „Ökologisch betrachtet ist die Maikäferbekämpfung nicht notwendig. Die kleinen Krabbler sind hier heimisch, auf Dauer gesehen kommt der Wald mit ihnen zurecht“, erläutert Naturschutzreferent Mark Harthun. „Wir wissen heute, dass sich die Maikäferbestände in langen Rhythmen von 30 bis 45 Jahren entwickeln. Auf dem Höhepunkt der Vermehrung nehmen dann Krankheiten und Parasitenbefall überhand, so dass die Bestände von ganz alleine zusammenbrechen.“ Die Aktion könnte den Fraßdruck der Engerlinge auf die Baumwurzeln sogar verlängern, da sie der Bestandsentwicklung die Spitze nimmt und so den natürlichen Komplettzusammenbruch verhindert. „Das wirkt populationsökologisch wie ein erfrischender Aderlass. Die Forstbehörden müssten immer wieder neu Gift ausbringen.“


 
Waldmaikäfer

„Außerdem ist ein Wald ist kein Kartoffelacker“, so Harthun weiter, „sondern ein Lebensraum mit zahlreichen wild lebenden Tier- und Pflanzenarten.“ Ebenso wie der maikäferreiche Hardtwald bei Karlsruhe sind große Teile der südhessischen Wälder sogar als europaweit besonders wertvolle Lebensräume geschützt. Das gilt auch für den Lorscher Wald, in dem eine der beiden geplanten Bekämpfungsflächen liegt. Dank bedeutsamer Vorkommen von Mittel- und Grauspecht, Wendehals, Heidelerche, Ziegenmelker und Baumfalke ist der Lorscher Wald als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Wichtig für diese Arten ist der lückige Charakter des Waldes, der laut Pflegeplan „durch kräftige Durchhauungen und lokalen Kleineinschlag“ bewahrt werden soll. Das Absterben von Bäumen nach Maikäferfraß würde ebenfalls für Auflichtungen sorgen, unterstützt also die Lebensraumvielfalt und die Schutzbemühungen.

Reicht gedeckter Tisch für Fledermäuse
Nicht zuletzt sind die Riedforsten wichtiger Lebensraum und Jagdrevier gefährdeter Fledermausarten. Wie Ziegenmelker und Baumfalke nutzen Fledermäuse wie Großer und Kleiner Abendsegler, Großes Mausohr und Breitflügel-Fledermaus die Maikäfer als Kraftnahrung für sich und ihren Nachwuchs. Gute Maikäferjahre sind gute Fledermausjahre.


 
Waldmaikäfer rücklings

Rund 40 Maikäfer kann ein Mausohr pro Nacht verspeisen. Um geeignete Jagdreviere zu finden, legen die Insektenjäger aus ihren Quartieren im Odenwald kommend Entfernungen bis zu zwanzig Kilometern zurück. Kolonien der Breitflügel-Fledermäuse dagegen befinden sich direkt im Lorscher und benachbarten Bürstädter Wald. Die Abendsegler wiederum finden sich als Langstreckenzieher aus weiten Gebieten Mitteleuropas zu tausenden in den Maikäferwäldern ein. All diese Fledermäuse sind so genannte Zielarten der Europäischen Naturschutzrichtlinie FFH.

Seltene Schmetterlinge in Gefahr?
„Der Landesbetrieb Hessen-Forst konnte bisher weder Verträglichkeitsprognosen noch ein Konzept für die zwingend nötigen Begleituntersuchungen zu Auswirkungen auf andere Organismen vorlegen. Das betrifft die Störungen durch den Hubschraubereinsatz unmittelbar über den Baumwipfeln, vor allem aber natürlich die direkten Giftwirkungen“, kritisiert Mark Harthun. Getötet werden könnten unter anderem die Raupen seltener Schmetterlingsarten, die zeitgleich mit den Maikäfern im Blattwerk fressen – etwa Spanische Flagge, Großer Schillerfalter und Nagelfleck sowie Blauer und Brauner Eichenzipfelfalter. Auch mögliche Wirkstoffanreicherungen bei Insektenfressern wie Vögeln und Fledermäusen müssten erforscht werden.


 
Waldmaikäferfraß

Der NABU appelliert an den hessischen Umweltminister Dietzel, statt Gifteinsatz auf Stärkung der Wald-Ökosysteme zu setzen. Die Auto- und Industrieabgase des Ballungsraums Rhein-Neckar haben den Riedforsten ebenso zugesetzt wie Trockenheit durch Grundwasserabsenkung infolge von übermäßiger Trinkwasserentnahme. Der NABU fordert daher unter anderem ein konsequentes Wassermanagement. Sollten die Forstbehörden wegen gravierender Schäden auf einer Maikäferbekämpfung bestehen, dürfen ausschließlich biologische Methoden wie der Beauveria-Pilz zur Anwendung kommen. „Gifteinsatz hat im Wald nichts zu suchen, egal ob das Gift aus Naturstoffen gewonnen wird oder synthetisch“, betont Mark Harthun. (elg)

...ein ganz natürlicher prozess,dem unsere wälder seit tausenden von jahren ausgesetzt sind...




#
Auf so ein Thema sollte mal schon einmal näher eingehen, habe in der Zeit einen Artikel über das Problem gelesen, scheint schon wirklich was daran zu sein, nicht auf die leicht Schulter nehmen, die Natur schlägt zurück.

ib schrieb:
Hallo Leute ich habe mir hier wirklich sehr viele Gedanken gemacht und halte es auch für ein sehr interesantes Thema, denn auch neben Fußball gibt es noch einige andere Sachen die sehr wichtig im Leben sind.

HelmutKohl schrieb:
Mit Sicherheit nur reinkopiert.


ib schrieb:
Das ist wenigstens mal ein gescheiter Beitrag.

KronbergerAdler schrieb:
Ein sonniger Maitag im Lorscher Wald, wenige Kilometer nördlich von Mannheim. Frisch leuchtet das Grün der Eichen. Es ist still und friedlich, nur ein ganz leises Rieseln ist zu hören. Was da rieselt, sind die kleinen Kotkügelchen abertausender Maikäfer. Dicht an dicht hängen die großen braunen Käfer in den Eichenästen, fressen vor sich hin und verdauen.

Ab und zu verliert einer der Käfer das Gleichgewicht oder ein Windhauch weht ihn vom Baum. Dann plumpst das Tier auf den Boden und landet meist auf dem Rücken. Hilflos zappeln die sechs Beinchen in der Luft und es dauert eine Weile, bis der Maikäfer sich gedreht hat. Ein paar Sekunden später beginnt der Käfer mit den Flügeln zu pumpen und erhebt sich schließlich schwerfällig in die Luft. Ein kurzes Stückchen nur fliegt er brummend, bis zum nächstgelegenen Ast, und sofort ist Weiterfressen angesagt.

Selbst DDT überlebt
An Massenvorkommen des Maikäfers kann sich vielerorts nur noch die heutige Großelterngeneration erinnern. Die meisten Menschen kennen ihn höchstens noch aus Wilhelms Buschs "Max und Moritz", als Sumsemann in "Peterchens Mondfahrt" oder in Schokoladenform. Vor allem mit DDT glaubte man den Käfern spätestens in den 50er Jahren den Garaus gemacht zu haben.


 
Waldmaikäfer rücklings Auf dem Rücken liegend, ist der Maikäfer weitgehend hilflos.

Feldmaikäfer wie am Kaiserstuhl oder in Thüringen auf den Fahnerschen Höhen, mal Waldmaikäfer wie in der Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt und vor allem in der Oberrheinebene. Alle 30 bis 45 Jahre, so weiß man inzwischen, kommt es zu solchen Massenvermehrungen.

Die Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer, so genannt nach der Gestalt der Fühler, deren letzte Glieder blattförmig verbreiterte Lamellen aufweisen. Mit den bis zu 50.000 Geruchssensoren auf den Fühlerlamellen spüren die Männchen die paarungsbereiten Weibchen auf. Wie Forscher der FU Berlin herausfanden, orientieren sich die Männchen beider Maikäferarten zunächst an den vom Blattfraß der Weibchen verursachten Pflanzengerüchen. In der Nahdistanz kommt dann als genauer Wegweiser ein Sexuallockstoff der Weibchen hinzu.

Vier Jahre Leben im Boden
 
Roteichen mit Maikäferfraß Roteichen mit Maikäferfraß.

Nach der Begattung legen die Weibchen in mehreren Schüben ihre Eier ins lockere Erdreich ab. Dazu fliegen die Feldmaikäfer in offenes Gelände, während die Waldmaikäfer in der Nähe ihrer Fraßbäume verbleiben. Die als Engerlinge bekannten, bis fünf Zentimeter großen Maikäferlarven entwickeln sich – in unseren Breiten meist vier Jahre lang – vollständig im Boden und ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Im Herbst des letzten Jahres wandeln sich die Engerlinge in die fertigen Jungkäfer. Sie überwintern bis zu einen Meter tief im Erdreich und schlüpfen dann ungefähr Ende April. Der so genannte Reifefraß bis zum Absterben der Käfer nach erfolgreicher Fortpflanzung dauert ungefähr sechs Wochen. Feldmaikäfer gehen dabei gerne auch an Obstbäume, während Waldmaikäfer Eichen, Buchen und Hainbuchen bevorzugen.


 
Waldmaikäfer Maikäfer sind geduldige Tierchen und lassen sich gut beobachten.

Die meisten kahl gefressenen Bäume erholen sich wieder und bilden mit dem so genannten Johannistrieb im Juni noch einmal neue Blätter. Verheerend dagegen kann der Wurzelfraß der Engerlinge sein. Bereits ab zwei bis drei Engerlingen je Quadratmeter Waldboden sind Schäden an Jungbäumen zu befürchten. Probebohrungen in den Befallsgebieten um Mannheim ergaben regelmäßig mehr als 100 Engerlinge auf den Quadratmeter.

So stand denn in der Vergangenheit weniger die Faszination der gemütlichen Brummer im Vordergrund, als deren Bekämpfung. Die Methoden zeugten dabei oft von der Verzweiflung gegenüber dem Milliardenheer der Käfer. Im Jahr 1320 etwa befahl man den Maikäfern in Avignon per Gerichtsbeschluss, dass sie sich "binnen drei Tagen auf ein ihnen durch Tafeln bezeichnetes Feld zurückzuziehen hätten, woselbst Nahrung für sie vorhanden sei, und dass die Zuwiderhandelnden als vogelfrei behandelt und ausgerottet werden sollten. "

Mühsames Einsammeln
 
Waldmaikäfer Maikäfer sammeln ist einfach. Aber bei der Menge...

Zielgerichteter ging man in der Schweiz vor, wo der Kanton Uri um 1660 Käfervögte bestellte und Vorschriften zum Einsammeln der Tiere erließ. Überhaupt war das Einsammeln lange die einzige Bekämpfungsmethode. 1909 wurden allein im Kanton Zürich rund 350 Millionen Käfer abgeliefert und in Wien kam 1951 sogar eine Milliarde Tiere zusammen, aus denen die Städtische Tierkörperverwertungsanstalt tonnenweise eiweißhaltiges Maikäfermehl zur Verfütterung an Hühner und Schweine herstellte.

Nahrhafte Maikäfersuppe
Für die menschliche Ernährung wurden Maikäfer ebenfalls genutzt – nicht nur in Notzeiten. "Unsere Studenten essen die Maikäfer ganz roh, ganz wie sie sind und nicht wenige ohne den geringsten Nachteil, " wusste zum Beispiel die Fuldaer Zeitung 1925. "In vielen Konditoreien sind sie verzuckert zu haben, und man isst sie kandiert in Tafeln zum Nachtisch". Auch ein Rezept für Maikäfer-Bouillon ist überliefert: "Man nehme die Maikäfer, reiße ihnen Flügeldecken und Beine ab, röste ihren Körper in heißer Butter knusprig, koche sie dann mit Hühnerbrühe ab, tue etwas geschnittene Kalbsleber hinein und serviere das Ganze mit Schnittlauch und gerösteten Semmelschnitten."


 
Waldmaikäfer Die aktuellen Maikäfer-Zentren liegen bei Mannheim und Karlsruhe.

Den Eiweißreichtum der Maikäfer wissen auch Dachs und Wildschwein, viele Vögel und Fledermäuse zu schätzen. Doch zur Eindämpfung der aktuellen Massenverkommen können sie nur wenig beitragen. Rund fünf Milliarden Käfer sind im letzten Frühjahr in den Wäldern zwischen Darmstadt und Mannheim aus dem Boden gekrabbelt. "Das Schadensband ist viele Kilometer lang und mehr als einen Kilometer breit", so der Darmstädter Forstamtsleiter Arnulf Rosenstock.

Auch einige Kilometer rheinaufwärts im Hardtwald bei Karlsruhe sitzen die Engerlinge dicht an dicht im Boden. Hier wird für 2004 mit einem großen Flugjahr gerechnet. Chemische Maikäfer-Bekämpfungsmittel sind in Deutschland zur Zeit nicht zugelassen. Um die Früchte des gerade begonnenen naturnahen Waldumbaus fürchtend, beantragten die Forstbehörden eine Ausnahmegenehmigung für den Einsatz des Insektengifts "Perfekthion", das sonst gegen Milben und Blattläuse eingesetzt wird.

Hoffen auf Pilzkrankheit
Nun ist der Hardtwald ein so genanntes FFH-Gebiet, das unter EU-Naturschutz fällt. In solchen Gebieten sind Handlungen verboten, die den europaweit bedeutenden Arten schaden könnten. Im Hardtwald sind das unter anderem die Bechstein-Fledermaus, Rotmilan und Mittelspecht sowie Hirschkäfer und Großer Heldbock. Die vom NABU-Institut für Naturschutz und Landschaftspflege in Bühl im Landesauftrag erstellte Verträglichkeitsstudie konnte Gefahren für die geschützten Arten nicht ausschließen und so wurde der Gifteinsatz nicht genehmigt.

Auf hessischer Seite will man sich die bereits beschriebenen Sexuallockstoffe der Maikäferweibchen zunutze machen. Sie sollen die Männchen zu Fallen führen, die mit dem auch in der Natur vorkommenden, tödlichen Pilz Beauveria brongniartii geimpft sind. In der Schweiz und in Österreich hat man damit bei der Eindämmung des Feldmaikäfers bereits gute Erfahrungen gemacht. Im Wald ist der Pilz allerdings wesentlich schwieriger auszubringen und so ist die Sache noch im Versuchsstadium.

"Es bleibt uns zunächst nur, auf den natürlichen Zusammenbruch zu warten", so Harald Schwarz vom Forstamt Lampertheim. "Doch noch ist ein Ende der Massenvermehrung nicht in Sicht". Für alle Naturfreunde, die vielleicht noch nie einen Maikäfer "live" gesehen haben, besteht also gute Gelegenheit, das jetzt nachzuholen.


Lange sah es so aus, als sei der Maikäfer bei uns nahezu ausgerottet. Doch seit Mitte der achtziger Jahre vermehren sich die Krabbeltiere wieder, Feldmaikäfer vor allem am Kaiserstuhl, Waldmaikäfer in zwei getrennten Vorkommen am nördlichen Oberrhein vom Hardtwald bei Karlsruhe über Mannheim bis hoch nach Darmstadt.


Letztes Hauptflugjahr der Teilpopulation im südhessischen Ried war 2002. Da die unterirdisch lebenden Käferlarven, die so genannten Engerlinge, in der Regel vier Jahre zur Entwicklung brauchen, ist es nun wieder soweit: Ende April, Anfang Mai werden in den Wäldern zwischen Darmstadt und der hessisch-baden-württembergischen Landesgrenze bei Lampertheim auf rund 9000 Hektar Abermillionen fertiger Maikäfer aus dem Boden schlüpfen. Brummend fliegen sie zu den nächstgelegenen Bäumen, um sich an den frisch ausgetriebenen Blättern satt zu fressen und sich zu paaren. Nach der Paarung sterben die Maikäfer-Männchen ab, während die Weibchen noch einige Zeit weiterleben und schließlich je Tier bis zu 80 Eier ablegen und so den Maikäfer-Zyklus aufrecht erhalten.

Fazinierendes Naturschauspiel
 
Waldmaikäfer

Das Schwärmen der Maikäfer ist eines der faszinierendsten Schauspiele in der heimischen Natur. Die Freude daran vermögen die meisten Förster allerdings nicht zu teilen. Zwar erholen sich die Eichen und Buchen in der Regel vom Kahlfraß und treiben dann im Juni erneut aus. Ernsthafte Schäden können dagegen die Engerlinge verursachen, wenn sie vier Jahre lang an den Feinwurzeln der Bäume knabbern. Seit einigen Jahren werden daher im Labor und in kleinen Feldversuchen verschiedene Bekämpfungsmethoden erprobt – bisher ohne eindeutige Ergebnisse.

In Hessen soll nun erstmals auf rund 400 Hektar ein Großversuch starten, bei dem sowohl das Gift Neem-Azal wie auch ein parasitärer Pilz zum Einsatz kommen. Neem-Azal wird aus den Samen des aus Indien stammenden Neem- oder Niehm-Baumes gewonnen und ist ein Vielzweckgift mit dem Wirkstoff Azadirachtin, das auch im ökologischen Landbau zum Beispiel zur Kartoffelkäferbekämpfung zugelassen ist. Es wirkt also nicht maikäferspezifisch, sondern gegen praktisch alle Insekten, die es beim Fressen aufnehmen. Geplant ist in der ersten Maihälfte eine zweimalige Ausbringung einer wässrigen Giftlösung per Hubschrauber. Auf dem gleichen Weg sollen die Waldflächen mit Beauveria brongniartii geimpft werden, einem Bodenpilz, der fast ausschließlich Blatthornkäfer befällt, zu denen auch der Maikäfer gehört.

NABU lehnt Gifteinsatz ab
Die Vergiftungsaktion ist allerdings höchst umstritten. So hat der NABU Hessen grundsätzliche Bedenken. „Ökologisch betrachtet ist die Maikäferbekämpfung nicht notwendig. Die kleinen Krabbler sind hier heimisch, auf Dauer gesehen kommt der Wald mit ihnen zurecht“, erläutert Naturschutzreferent Mark Harthun. „Wir wissen heute, dass sich die Maikäferbestände in langen Rhythmen von 30 bis 45 Jahren entwickeln. Auf dem Höhepunkt der Vermehrung nehmen dann Krankheiten und Parasitenbefall überhand, so dass die Bestände von ganz alleine zusammenbrechen.“ Die Aktion könnte den Fraßdruck der Engerlinge auf die Baumwurzeln sogar verlängern, da sie der Bestandsentwicklung die Spitze nimmt und so den natürlichen Komplettzusammenbruch verhindert. „Das wirkt populationsökologisch wie ein erfrischender Aderlass. Die Forstbehörden müssten immer wieder neu Gift ausbringen.“


 
Waldmaikäfer

„Außerdem ist ein Wald ist kein Kartoffelacker“, so Harthun weiter, „sondern ein Lebensraum mit zahlreichen wild lebenden Tier- und Pflanzenarten.“ Ebenso wie der maikäferreiche Hardtwald bei Karlsruhe sind große Teile der südhessischen Wälder sogar als europaweit besonders wertvolle Lebensräume geschützt. Das gilt auch für den Lorscher Wald, in dem eine der beiden geplanten Bekämpfungsflächen liegt. Dank bedeutsamer Vorkommen von Mittel- und Grauspecht, Wendehals, Heidelerche, Ziegenmelker und Baumfalke ist der Lorscher Wald als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Wichtig für diese Arten ist der lückige Charakter des Waldes, der laut Pflegeplan „durch kräftige Durchhauungen und lokalen Kleineinschlag“ bewahrt werden soll. Das Absterben von Bäumen nach Maikäferfraß würde ebenfalls für Auflichtungen sorgen, unterstützt also die Lebensraumvielfalt und die Schutzbemühungen.

Reicht gedeckter Tisch für Fledermäuse
Nicht zuletzt sind die Riedforsten wichtiger Lebensraum und Jagdrevier gefährdeter Fledermausarten. Wie Ziegenmelker und Baumfalke nutzen Fledermäuse wie Großer und Kleiner Abendsegler, Großes Mausohr und Breitflügel-Fledermaus die Maikäfer als Kraftnahrung für sich und ihren Nachwuchs. Gute Maikäferjahre sind gute Fledermausjahre.


 
Waldmaikäfer rücklings

Rund 40 Maikäfer kann ein Mausohr pro Nacht verspeisen. Um geeignete Jagdreviere zu finden, legen die Insektenjäger aus ihren Quartieren im Odenwald kommend Entfernungen bis zu zwanzig Kilometern zurück. Kolonien der Breitflügel-Fledermäuse dagegen befinden sich direkt im Lorscher und benachbarten Bürstädter Wald. Die Abendsegler wiederum finden sich als Langstreckenzieher aus weiten Gebieten Mitteleuropas zu tausenden in den Maikäferwäldern ein. All diese Fledermäuse sind so genannte Zielarten der Europäischen Naturschutzrichtlinie FFH.

Seltene Schmetterlinge in Gefahr?
„Der Landesbetrieb Hessen-Forst konnte bisher weder Verträglichkeitsprognosen noch ein Konzept für die zwingend nötigen Begleituntersuchungen zu Auswirkungen auf andere Organismen vorlegen. Das betrifft die Störungen durch den Hubschraubereinsatz unmittelbar über den Baumwipfeln, vor allem aber natürlich die direkten Giftwirkungen“, kritisiert Mark Harthun. Getötet werden könnten unter anderem die Raupen seltener Schmetterlingsarten, die zeitgleich mit den Maikäfern im Blattwerk fressen – etwa Spanische Flagge, Großer Schillerfalter und Nagelfleck sowie Blauer und Brauner Eichenzipfelfalter. Auch mögliche Wirkstoffanreicherungen bei Insektenfressern wie Vögeln und Fledermäusen müssten erforscht werden.


 
Waldmaikäferfraß

Der NABU appelliert an den hessischen Umweltminister Dietzel, statt Gifteinsatz auf Stärkung der Wald-Ökosysteme zu setzen. Die Auto- und Industrieabgase des Ballungsraums Rhein-Neckar haben den Riedforsten ebenso zugesetzt wie Trockenheit durch Grundwasserabsenkung infolge von übermäßiger Trinkwasserentnahme. Der NABU fordert daher unter anderem ein konsequentes Wassermanagement. Sollten die Forstbehörden wegen gravierender Schäden auf einer Maikäferbekämpfung bestehen, dürfen ausschließlich biologische Methoden wie der Beauveria-Pilz zur Anwendung kommen. „Gifteinsatz hat im Wald nichts zu suchen, egal ob das Gift aus Naturstoffen gewonnen wird oder synthetisch“, betont Mark Harthun. (elg)

...ein ganz natürlicher prozess,dem unsere wälder seit tausenden von jahren ausgesetzt sind...





#
attila geht einfach vor dem spiel auf die jagd, dann sind die maikäfer ganz schnell wieder weg

ecketor schrieb:
Auf so ein Thema sollte mal schon einmal näher eingehen, habe in der Zeit einen Artikel über das Problem gelesen, scheint schon wirklich was daran zu sein, nicht auf die leicht Schulter nehmen, die Natur schlägt zurück.

ib schrieb:
Hallo Leute ich habe mir hier wirklich sehr viele Gedanken gemacht und halte es auch für ein sehr interesantes Thema, denn auch neben Fußball gibt es noch einige andere Sachen die sehr wichtig im Leben sind.

HelmutKohl schrieb:
Mit Sicherheit nur reinkopiert.


ib schrieb:
Das ist wenigstens mal ein gescheiter Beitrag.

KronbergerAdler schrieb:
Ein sonniger Maitag im Lorscher Wald, wenige Kilometer nördlich von Mannheim. Frisch leuchtet das Grün der Eichen. Es ist still und friedlich, nur ein ganz leises Rieseln ist zu hören. Was da rieselt, sind die kleinen Kotkügelchen abertausender Maikäfer. Dicht an dicht hängen die großen braunen Käfer in den Eichenästen, fressen vor sich hin und verdauen.

Ab und zu verliert einer der Käfer das Gleichgewicht oder ein Windhauch weht ihn vom Baum. Dann plumpst das Tier auf den Boden und landet meist auf dem Rücken. Hilflos zappeln die sechs Beinchen in der Luft und es dauert eine Weile, bis der Maikäfer sich gedreht hat. Ein paar Sekunden später beginnt der Käfer mit den Flügeln zu pumpen und erhebt sich schließlich schwerfällig in die Luft. Ein kurzes Stückchen nur fliegt er brummend, bis zum nächstgelegenen Ast, und sofort ist Weiterfressen angesagt.

Selbst DDT überlebt
An Massenvorkommen des Maikäfers kann sich vielerorts nur noch die heutige Großelterngeneration erinnern. Die meisten Menschen kennen ihn höchstens noch aus Wilhelms Buschs "Max und Moritz", als Sumsemann in "Peterchens Mondfahrt" oder in Schokoladenform. Vor allem mit DDT glaubte man den Käfern spätestens in den 50er Jahren den Garaus gemacht zu haben.


 
Waldmaikäfer rücklings Auf dem Rücken liegend, ist der Maikäfer weitgehend hilflos.

Feldmaikäfer wie am Kaiserstuhl oder in Thüringen auf den Fahnerschen Höhen, mal Waldmaikäfer wie in der Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt und vor allem in der Oberrheinebene. Alle 30 bis 45 Jahre, so weiß man inzwischen, kommt es zu solchen Massenvermehrungen.

Die Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer, so genannt nach der Gestalt der Fühler, deren letzte Glieder blattförmig verbreiterte Lamellen aufweisen. Mit den bis zu 50.000 Geruchssensoren auf den Fühlerlamellen spüren die Männchen die paarungsbereiten Weibchen auf. Wie Forscher der FU Berlin herausfanden, orientieren sich die Männchen beider Maikäferarten zunächst an den vom Blattfraß der Weibchen verursachten Pflanzengerüchen. In der Nahdistanz kommt dann als genauer Wegweiser ein Sexuallockstoff der Weibchen hinzu.

Vier Jahre Leben im Boden
 
Roteichen mit Maikäferfraß Roteichen mit Maikäferfraß.

Nach der Begattung legen die Weibchen in mehreren Schüben ihre Eier ins lockere Erdreich ab. Dazu fliegen die Feldmaikäfer in offenes Gelände, während die Waldmaikäfer in der Nähe ihrer Fraßbäume verbleiben. Die als Engerlinge bekannten, bis fünf Zentimeter großen Maikäferlarven entwickeln sich – in unseren Breiten meist vier Jahre lang – vollständig im Boden und ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Im Herbst des letzten Jahres wandeln sich die Engerlinge in die fertigen Jungkäfer. Sie überwintern bis zu einen Meter tief im Erdreich und schlüpfen dann ungefähr Ende April. Der so genannte Reifefraß bis zum Absterben der Käfer nach erfolgreicher Fortpflanzung dauert ungefähr sechs Wochen. Feldmaikäfer gehen dabei gerne auch an Obstbäume, während Waldmaikäfer Eichen, Buchen und Hainbuchen bevorzugen.


 
Waldmaikäfer Maikäfer sind geduldige Tierchen und lassen sich gut beobachten.

Die meisten kahl gefressenen Bäume erholen sich wieder und bilden mit dem so genannten Johannistrieb im Juni noch einmal neue Blätter. Verheerend dagegen kann der Wurzelfraß der Engerlinge sein. Bereits ab zwei bis drei Engerlingen je Quadratmeter Waldboden sind Schäden an Jungbäumen zu befürchten. Probebohrungen in den Befallsgebieten um Mannheim ergaben regelmäßig mehr als 100 Engerlinge auf den Quadratmeter.

So stand denn in der Vergangenheit weniger die Faszination der gemütlichen Brummer im Vordergrund, als deren Bekämpfung. Die Methoden zeugten dabei oft von der Verzweiflung gegenüber dem Milliardenheer der Käfer. Im Jahr 1320 etwa befahl man den Maikäfern in Avignon per Gerichtsbeschluss, dass sie sich "binnen drei Tagen auf ein ihnen durch Tafeln bezeichnetes Feld zurückzuziehen hätten, woselbst Nahrung für sie vorhanden sei, und dass die Zuwiderhandelnden als vogelfrei behandelt und ausgerottet werden sollten. "

Mühsames Einsammeln
 
Waldmaikäfer Maikäfer sammeln ist einfach. Aber bei der Menge...

Zielgerichteter ging man in der Schweiz vor, wo der Kanton Uri um 1660 Käfervögte bestellte und Vorschriften zum Einsammeln der Tiere erließ. Überhaupt war das Einsammeln lange die einzige Bekämpfungsmethode. 1909 wurden allein im Kanton Zürich rund 350 Millionen Käfer abgeliefert und in Wien kam 1951 sogar eine Milliarde Tiere zusammen, aus denen die Städtische Tierkörperverwertungsanstalt tonnenweise eiweißhaltiges Maikäfermehl zur Verfütterung an Hühner und Schweine herstellte.

Nahrhafte Maikäfersuppe
Für die menschliche Ernährung wurden Maikäfer ebenfalls genutzt – nicht nur in Notzeiten. "Unsere Studenten essen die Maikäfer ganz roh, ganz wie sie sind und nicht wenige ohne den geringsten Nachteil, " wusste zum Beispiel die Fuldaer Zeitung 1925. "In vielen Konditoreien sind sie verzuckert zu haben, und man isst sie kandiert in Tafeln zum Nachtisch". Auch ein Rezept für Maikäfer-Bouillon ist überliefert: "Man nehme die Maikäfer, reiße ihnen Flügeldecken und Beine ab, röste ihren Körper in heißer Butter knusprig, koche sie dann mit Hühnerbrühe ab, tue etwas geschnittene Kalbsleber hinein und serviere das Ganze mit Schnittlauch und gerösteten Semmelschnitten."


 
Waldmaikäfer Die aktuellen Maikäfer-Zentren liegen bei Mannheim und Karlsruhe.

Den Eiweißreichtum der Maikäfer wissen auch Dachs und Wildschwein, viele Vögel und Fledermäuse zu schätzen. Doch zur Eindämpfung der aktuellen Massenverkommen können sie nur wenig beitragen. Rund fünf Milliarden Käfer sind im letzten Frühjahr in den Wäldern zwischen Darmstadt und Mannheim aus dem Boden gekrabbelt. "Das Schadensband ist viele Kilometer lang und mehr als einen Kilometer breit", so der Darmstädter Forstamtsleiter Arnulf Rosenstock.

Auch einige Kilometer rheinaufwärts im Hardtwald bei Karlsruhe sitzen die Engerlinge dicht an dicht im Boden. Hier wird für 2004 mit einem großen Flugjahr gerechnet. Chemische Maikäfer-Bekämpfungsmittel sind in Deutschland zur Zeit nicht zugelassen. Um die Früchte des gerade begonnenen naturnahen Waldumbaus fürchtend, beantragten die Forstbehörden eine Ausnahmegenehmigung für den Einsatz des Insektengifts "Perfekthion", das sonst gegen Milben und Blattläuse eingesetzt wird.

Hoffen auf Pilzkrankheit
Nun ist der Hardtwald ein so genanntes FFH-Gebiet, das unter EU-Naturschutz fällt. In solchen Gebieten sind Handlungen verboten, die den europaweit bedeutenden Arten schaden könnten. Im Hardtwald sind das unter anderem die Bechstein-Fledermaus, Rotmilan und Mittelspecht sowie Hirschkäfer und Großer Heldbock. Die vom NABU-Institut für Naturschutz und Landschaftspflege in Bühl im Landesauftrag erstellte Verträglichkeitsstudie konnte Gefahren für die geschützten Arten nicht ausschließen und so wurde der Gifteinsatz nicht genehmigt.

Auf hessischer Seite will man sich die bereits beschriebenen Sexuallockstoffe der Maikäferweibchen zunutze machen. Sie sollen die Männchen zu Fallen führen, die mit dem auch in der Natur vorkommenden, tödlichen Pilz Beauveria brongniartii geimpft sind. In der Schweiz und in Österreich hat man damit bei der Eindämmung des Feldmaikäfers bereits gute Erfahrungen gemacht. Im Wald ist der Pilz allerdings wesentlich schwieriger auszubringen und so ist die Sache noch im Versuchsstadium.

"Es bleibt uns zunächst nur, auf den natürlichen Zusammenbruch zu warten", so Harald Schwarz vom Forstamt Lampertheim. "Doch noch ist ein Ende der Massenvermehrung nicht in Sicht". Für alle Naturfreunde, die vielleicht noch nie einen Maikäfer "live" gesehen haben, besteht also gute Gelegenheit, das jetzt nachzuholen.


Lange sah es so aus, als sei der Maikäfer bei uns nahezu ausgerottet. Doch seit Mitte der achtziger Jahre vermehren sich die Krabbeltiere wieder, Feldmaikäfer vor allem am Kaiserstuhl, Waldmaikäfer in zwei getrennten Vorkommen am nördlichen Oberrhein vom Hardtwald bei Karlsruhe über Mannheim bis hoch nach Darmstadt.


Letztes Hauptflugjahr der Teilpopulation im südhessischen Ried war 2002. Da die unterirdisch lebenden Käferlarven, die so genannten Engerlinge, in der Regel vier Jahre zur Entwicklung brauchen, ist es nun wieder soweit: Ende April, Anfang Mai werden in den Wäldern zwischen Darmstadt und der hessisch-baden-württembergischen Landesgrenze bei Lampertheim auf rund 9000 Hektar Abermillionen fertiger Maikäfer aus dem Boden schlüpfen. Brummend fliegen sie zu den nächstgelegenen Bäumen, um sich an den frisch ausgetriebenen Blättern satt zu fressen und sich zu paaren. Nach der Paarung sterben die Maikäfer-Männchen ab, während die Weibchen noch einige Zeit weiterleben und schließlich je Tier bis zu 80 Eier ablegen und so den Maikäfer-Zyklus aufrecht erhalten.

Fazinierendes Naturschauspiel
 
Waldmaikäfer

Das Schwärmen der Maikäfer ist eines der faszinierendsten Schauspiele in der heimischen Natur. Die Freude daran vermögen die meisten Förster allerdings nicht zu teilen. Zwar erholen sich die Eichen und Buchen in der Regel vom Kahlfraß und treiben dann im Juni erneut aus. Ernsthafte Schäden können dagegen die Engerlinge verursachen, wenn sie vier Jahre lang an den Feinwurzeln der Bäume knabbern. Seit einigen Jahren werden daher im Labor und in kleinen Feldversuchen verschiedene Bekämpfungsmethoden erprobt – bisher ohne eindeutige Ergebnisse.

In Hessen soll nun erstmals auf rund 400 Hektar ein Großversuch starten, bei dem sowohl das Gift Neem-Azal wie auch ein parasitärer Pilz zum Einsatz kommen. Neem-Azal wird aus den Samen des aus Indien stammenden Neem- oder Niehm-Baumes gewonnen und ist ein Vielzweckgift mit dem Wirkstoff Azadirachtin, das auch im ökologischen Landbau zum Beispiel zur Kartoffelkäferbekämpfung zugelassen ist. Es wirkt also nicht maikäferspezifisch, sondern gegen praktisch alle Insekten, die es beim Fressen aufnehmen. Geplant ist in der ersten Maihälfte eine zweimalige Ausbringung einer wässrigen Giftlösung per Hubschrauber. Auf dem gleichen Weg sollen die Waldflächen mit Beauveria brongniartii geimpft werden, einem Bodenpilz, der fast ausschließlich Blatthornkäfer befällt, zu denen auch der Maikäfer gehört.

NABU lehnt Gifteinsatz ab
Die Vergiftungsaktion ist allerdings höchst umstritten. So hat der NABU Hessen grundsätzliche Bedenken. „Ökologisch betrachtet ist die Maikäferbekämpfung nicht notwendig. Die kleinen Krabbler sind hier heimisch, auf Dauer gesehen kommt der Wald mit ihnen zurecht“, erläutert Naturschutzreferent Mark Harthun. „Wir wissen heute, dass sich die Maikäferbestände in langen Rhythmen von 30 bis 45 Jahren entwickeln. Auf dem Höhepunkt der Vermehrung nehmen dann Krankheiten und Parasitenbefall überhand, so dass die Bestände von ganz alleine zusammenbrechen.“ Die Aktion könnte den Fraßdruck der Engerlinge auf die Baumwurzeln sogar verlängern, da sie der Bestandsentwicklung die Spitze nimmt und so den natürlichen Komplettzusammenbruch verhindert. „Das wirkt populationsökologisch wie ein erfrischender Aderlass. Die Forstbehörden müssten immer wieder neu Gift ausbringen.“


 
Waldmaikäfer

„Außerdem ist ein Wald ist kein Kartoffelacker“, so Harthun weiter, „sondern ein Lebensraum mit zahlreichen wild lebenden Tier- und Pflanzenarten.“ Ebenso wie der maikäferreiche Hardtwald bei Karlsruhe sind große Teile der südhessischen Wälder sogar als europaweit besonders wertvolle Lebensräume geschützt. Das gilt auch für den Lorscher Wald, in dem eine der beiden geplanten Bekämpfungsflächen liegt. Dank bedeutsamer Vorkommen von Mittel- und Grauspecht, Wendehals, Heidelerche, Ziegenmelker und Baumfalke ist der Lorscher Wald als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Wichtig für diese Arten ist der lückige Charakter des Waldes, der laut Pflegeplan „durch kräftige Durchhauungen und lokalen Kleineinschlag“ bewahrt werden soll. Das Absterben von Bäumen nach Maikäferfraß würde ebenfalls für Auflichtungen sorgen, unterstützt also die Lebensraumvielfalt und die Schutzbemühungen.

Reicht gedeckter Tisch für Fledermäuse
Nicht zuletzt sind die Riedforsten wichtiger Lebensraum und Jagdrevier gefährdeter Fledermausarten. Wie Ziegenmelker und Baumfalke nutzen Fledermäuse wie Großer und Kleiner Abendsegler, Großes Mausohr und Breitflügel-Fledermaus die Maikäfer als Kraftnahrung für sich und ihren Nachwuchs. Gute Maikäferjahre sind gute Fledermausjahre.


 
Waldmaikäfer rücklings

Rund 40 Maikäfer kann ein Mausohr pro Nacht verspeisen. Um geeignete Jagdreviere zu finden, legen die Insektenjäger aus ihren Quartieren im Odenwald kommend Entfernungen bis zu zwanzig Kilometern zurück. Kolonien der Breitflügel-Fledermäuse dagegen befinden sich direkt im Lorscher und benachbarten Bürstädter Wald. Die Abendsegler wiederum finden sich als Langstreckenzieher aus weiten Gebieten Mitteleuropas zu tausenden in den Maikäferwäldern ein. All diese Fledermäuse sind so genannte Zielarten der Europäischen Naturschutzrichtlinie FFH.

Seltene Schmetterlinge in Gefahr?
„Der Landesbetrieb Hessen-Forst konnte bisher weder Verträglichkeitsprognosen noch ein Konzept für die zwingend nötigen Begleituntersuchungen zu Auswirkungen auf andere Organismen vorlegen. Das betrifft die Störungen durch den Hubschraubereinsatz unmittelbar über den Baumwipfeln, vor allem aber natürlich die direkten Giftwirkungen“, kritisiert Mark Harthun. Getötet werden könnten unter anderem die Raupen seltener Schmetterlingsarten, die zeitgleich mit den Maikäfern im Blattwerk fressen – etwa Spanische Flagge, Großer Schillerfalter und Nagelfleck sowie Blauer und Brauner Eichenzipfelfalter. Auch mögliche Wirkstoffanreicherungen bei Insektenfressern wie Vögeln und Fledermäusen müssten erforscht werden.


 
Waldmaikäferfraß

Der NABU appelliert an den hessischen Umweltminister Dietzel, statt Gifteinsatz auf Stärkung der Wald-Ökosysteme zu setzen. Die Auto- und Industrieabgase des Ballungsraums Rhein-Neckar haben den Riedforsten ebenso zugesetzt wie Trockenheit durch Grundwasserabsenkung infolge von übermäßiger Trinkwasserentnahme. Der NABU fordert daher unter anderem ein konsequentes Wassermanagement. Sollten die Forstbehörden wegen gravierender Schäden auf einer Maikäferbekämpfung bestehen, dürfen ausschließlich biologische Methoden wie der Beauveria-Pilz zur Anwendung kommen. „Gifteinsatz hat im Wald nichts zu suchen, egal ob das Gift aus Naturstoffen gewonnen wird oder synthetisch“, betont Mark Harthun. (elg)

...ein ganz natürlicher prozess,dem unsere wälder seit tausenden von jahren ausgesetzt sind...






#
Das mit Atilla finde ich originell.

cobi schrieb:
attila geht einfach vor dem spiel auf die jagd, dann sind die maikäfer ganz schnell wieder weg

ecketor schrieb:
Auf so ein Thema sollte mal schon einmal näher eingehen, habe in der Zeit einen Artikel über das Problem gelesen, scheint schon wirklich was daran zu sein, nicht auf die leicht Schulter nehmen, die Natur schlägt zurück.

ib schrieb:
Hallo Leute ich habe mir hier wirklich sehr viele Gedanken gemacht und halte es auch für ein sehr interesantes Thema, denn auch neben Fußball gibt es noch einige andere Sachen die sehr wichtig im Leben sind.

HelmutKohl schrieb:
Mit Sicherheit nur reinkopiert.


ib schrieb:
Das ist wenigstens mal ein gescheiter Beitrag.

KronbergerAdler schrieb:
Ein sonniger Maitag im Lorscher Wald, wenige Kilometer nördlich von Mannheim. Frisch leuchtet das Grün der Eichen. Es ist still und friedlich, nur ein ganz leises Rieseln ist zu hören. Was da rieselt, sind die kleinen Kotkügelchen abertausender Maikäfer. Dicht an dicht hängen die großen braunen Käfer in den Eichenästen, fressen vor sich hin und verdauen.

Ab und zu verliert einer der Käfer das Gleichgewicht oder ein Windhauch weht ihn vom Baum. Dann plumpst das Tier auf den Boden und landet meist auf dem Rücken. Hilflos zappeln die sechs Beinchen in der Luft und es dauert eine Weile, bis der Maikäfer sich gedreht hat. Ein paar Sekunden später beginnt der Käfer mit den Flügeln zu pumpen und erhebt sich schließlich schwerfällig in die Luft. Ein kurzes Stückchen nur fliegt er brummend, bis zum nächstgelegenen Ast, und sofort ist Weiterfressen angesagt.

Selbst DDT überlebt
An Massenvorkommen des Maikäfers kann sich vielerorts nur noch die heutige Großelterngeneration erinnern. Die meisten Menschen kennen ihn höchstens noch aus Wilhelms Buschs "Max und Moritz", als Sumsemann in "Peterchens Mondfahrt" oder in Schokoladenform. Vor allem mit DDT glaubte man den Käfern spätestens in den 50er Jahren den Garaus gemacht zu haben.


 
Waldmaikäfer rücklings Auf dem Rücken liegend, ist der Maikäfer weitgehend hilflos.

Feldmaikäfer wie am Kaiserstuhl oder in Thüringen auf den Fahnerschen Höhen, mal Waldmaikäfer wie in der Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt und vor allem in der Oberrheinebene. Alle 30 bis 45 Jahre, so weiß man inzwischen, kommt es zu solchen Massenvermehrungen.

Die Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer, so genannt nach der Gestalt der Fühler, deren letzte Glieder blattförmig verbreiterte Lamellen aufweisen. Mit den bis zu 50.000 Geruchssensoren auf den Fühlerlamellen spüren die Männchen die paarungsbereiten Weibchen auf. Wie Forscher der FU Berlin herausfanden, orientieren sich die Männchen beider Maikäferarten zunächst an den vom Blattfraß der Weibchen verursachten Pflanzengerüchen. In der Nahdistanz kommt dann als genauer Wegweiser ein Sexuallockstoff der Weibchen hinzu.

Vier Jahre Leben im Boden
 
Roteichen mit Maikäferfraß Roteichen mit Maikäferfraß.

Nach der Begattung legen die Weibchen in mehreren Schüben ihre Eier ins lockere Erdreich ab. Dazu fliegen die Feldmaikäfer in offenes Gelände, während die Waldmaikäfer in der Nähe ihrer Fraßbäume verbleiben. Die als Engerlinge bekannten, bis fünf Zentimeter großen Maikäferlarven entwickeln sich – in unseren Breiten meist vier Jahre lang – vollständig im Boden und ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Im Herbst des letzten Jahres wandeln sich die Engerlinge in die fertigen Jungkäfer. Sie überwintern bis zu einen Meter tief im Erdreich und schlüpfen dann ungefähr Ende April. Der so genannte Reifefraß bis zum Absterben der Käfer nach erfolgreicher Fortpflanzung dauert ungefähr sechs Wochen. Feldmaikäfer gehen dabei gerne auch an Obstbäume, während Waldmaikäfer Eichen, Buchen und Hainbuchen bevorzugen.


 
Waldmaikäfer Maikäfer sind geduldige Tierchen und lassen sich gut beobachten.

Die meisten kahl gefressenen Bäume erholen sich wieder und bilden mit dem so genannten Johannistrieb im Juni noch einmal neue Blätter. Verheerend dagegen kann der Wurzelfraß der Engerlinge sein. Bereits ab zwei bis drei Engerlingen je Quadratmeter Waldboden sind Schäden an Jungbäumen zu befürchten. Probebohrungen in den Befallsgebieten um Mannheim ergaben regelmäßig mehr als 100 Engerlinge auf den Quadratmeter.

So stand denn in der Vergangenheit weniger die Faszination der gemütlichen Brummer im Vordergrund, als deren Bekämpfung. Die Methoden zeugten dabei oft von der Verzweiflung gegenüber dem Milliardenheer der Käfer. Im Jahr 1320 etwa befahl man den Maikäfern in Avignon per Gerichtsbeschluss, dass sie sich "binnen drei Tagen auf ein ihnen durch Tafeln bezeichnetes Feld zurückzuziehen hätten, woselbst Nahrung für sie vorhanden sei, und dass die Zuwiderhandelnden als vogelfrei behandelt und ausgerottet werden sollten. "

Mühsames Einsammeln
 
Waldmaikäfer Maikäfer sammeln ist einfach. Aber bei der Menge...

Zielgerichteter ging man in der Schweiz vor, wo der Kanton Uri um 1660 Käfervögte bestellte und Vorschriften zum Einsammeln der Tiere erließ. Überhaupt war das Einsammeln lange die einzige Bekämpfungsmethode. 1909 wurden allein im Kanton Zürich rund 350 Millionen Käfer abgeliefert und in Wien kam 1951 sogar eine Milliarde Tiere zusammen, aus denen die Städtische Tierkörperverwertungsanstalt tonnenweise eiweißhaltiges Maikäfermehl zur Verfütterung an Hühner und Schweine herstellte.

Nahrhafte Maikäfersuppe
Für die menschliche Ernährung wurden Maikäfer ebenfalls genutzt – nicht nur in Notzeiten. "Unsere Studenten essen die Maikäfer ganz roh, ganz wie sie sind und nicht wenige ohne den geringsten Nachteil, " wusste zum Beispiel die Fuldaer Zeitung 1925. "In vielen Konditoreien sind sie verzuckert zu haben, und man isst sie kandiert in Tafeln zum Nachtisch". Auch ein Rezept für Maikäfer-Bouillon ist überliefert: "Man nehme die Maikäfer, reiße ihnen Flügeldecken und Beine ab, röste ihren Körper in heißer Butter knusprig, koche sie dann mit Hühnerbrühe ab, tue etwas geschnittene Kalbsleber hinein und serviere das Ganze mit Schnittlauch und gerösteten Semmelschnitten."


 
Waldmaikäfer Die aktuellen Maikäfer-Zentren liegen bei Mannheim und Karlsruhe.

Den Eiweißreichtum der Maikäfer wissen auch Dachs und Wildschwein, viele Vögel und Fledermäuse zu schätzen. Doch zur Eindämpfung der aktuellen Massenverkommen können sie nur wenig beitragen. Rund fünf Milliarden Käfer sind im letzten Frühjahr in den Wäldern zwischen Darmstadt und Mannheim aus dem Boden gekrabbelt. "Das Schadensband ist viele Kilometer lang und mehr als einen Kilometer breit", so der Darmstädter Forstamtsleiter Arnulf Rosenstock.

Auch einige Kilometer rheinaufwärts im Hardtwald bei Karlsruhe sitzen die Engerlinge dicht an dicht im Boden. Hier wird für 2004 mit einem großen Flugjahr gerechnet. Chemische Maikäfer-Bekämpfungsmittel sind in Deutschland zur Zeit nicht zugelassen. Um die Früchte des gerade begonnenen naturnahen Waldumbaus fürchtend, beantragten die Forstbehörden eine Ausnahmegenehmigung für den Einsatz des Insektengifts "Perfekthion", das sonst gegen Milben und Blattläuse eingesetzt wird.

Hoffen auf Pilzkrankheit
Nun ist der Hardtwald ein so genanntes FFH-Gebiet, das unter EU-Naturschutz fällt. In solchen Gebieten sind Handlungen verboten, die den europaweit bedeutenden Arten schaden könnten. Im Hardtwald sind das unter anderem die Bechstein-Fledermaus, Rotmilan und Mittelspecht sowie Hirschkäfer und Großer Heldbock. Die vom NABU-Institut für Naturschutz und Landschaftspflege in Bühl im Landesauftrag erstellte Verträglichkeitsstudie konnte Gefahren für die geschützten Arten nicht ausschließen und so wurde der Gifteinsatz nicht genehmigt.

Auf hessischer Seite will man sich die bereits beschriebenen Sexuallockstoffe der Maikäferweibchen zunutze machen. Sie sollen die Männchen zu Fallen führen, die mit dem auch in der Natur vorkommenden, tödlichen Pilz Beauveria brongniartii geimpft sind. In der Schweiz und in Österreich hat man damit bei der Eindämmung des Feldmaikäfers bereits gute Erfahrungen gemacht. Im Wald ist der Pilz allerdings wesentlich schwieriger auszubringen und so ist die Sache noch im Versuchsstadium.

"Es bleibt uns zunächst nur, auf den natürlichen Zusammenbruch zu warten", so Harald Schwarz vom Forstamt Lampertheim. "Doch noch ist ein Ende der Massenvermehrung nicht in Sicht". Für alle Naturfreunde, die vielleicht noch nie einen Maikäfer "live" gesehen haben, besteht also gute Gelegenheit, das jetzt nachzuholen.


Lange sah es so aus, als sei der Maikäfer bei uns nahezu ausgerottet. Doch seit Mitte der achtziger Jahre vermehren sich die Krabbeltiere wieder, Feldmaikäfer vor allem am Kaiserstuhl, Waldmaikäfer in zwei getrennten Vorkommen am nördlichen Oberrhein vom Hardtwald bei Karlsruhe über Mannheim bis hoch nach Darmstadt.


Letztes Hauptflugjahr der Teilpopulation im südhessischen Ried war 2002. Da die unterirdisch lebenden Käferlarven, die so genannten Engerlinge, in der Regel vier Jahre zur Entwicklung brauchen, ist es nun wieder soweit: Ende April, Anfang Mai werden in den Wäldern zwischen Darmstadt und der hessisch-baden-württembergischen Landesgrenze bei Lampertheim auf rund 9000 Hektar Abermillionen fertiger Maikäfer aus dem Boden schlüpfen. Brummend fliegen sie zu den nächstgelegenen Bäumen, um sich an den frisch ausgetriebenen Blättern satt zu fressen und sich zu paaren. Nach der Paarung sterben die Maikäfer-Männchen ab, während die Weibchen noch einige Zeit weiterleben und schließlich je Tier bis zu 80 Eier ablegen und so den Maikäfer-Zyklus aufrecht erhalten.

Fazinierendes Naturschauspiel
 
Waldmaikäfer

Das Schwärmen der Maikäfer ist eines der faszinierendsten Schauspiele in der heimischen Natur. Die Freude daran vermögen die meisten Förster allerdings nicht zu teilen. Zwar erholen sich die Eichen und Buchen in der Regel vom Kahlfraß und treiben dann im Juni erneut aus. Ernsthafte Schäden können dagegen die Engerlinge verursachen, wenn sie vier Jahre lang an den Feinwurzeln der Bäume knabbern. Seit einigen Jahren werden daher im Labor und in kleinen Feldversuchen verschiedene Bekämpfungsmethoden erprobt – bisher ohne eindeutige Ergebnisse.

In Hessen soll nun erstmals auf rund 400 Hektar ein Großversuch starten, bei dem sowohl das Gift Neem-Azal wie auch ein parasitärer Pilz zum Einsatz kommen. Neem-Azal wird aus den Samen des aus Indien stammenden Neem- oder Niehm-Baumes gewonnen und ist ein Vielzweckgift mit dem Wirkstoff Azadirachtin, das auch im ökologischen Landbau zum Beispiel zur Kartoffelkäferbekämpfung zugelassen ist. Es wirkt also nicht maikäferspezifisch, sondern gegen praktisch alle Insekten, die es beim Fressen aufnehmen. Geplant ist in der ersten Maihälfte eine zweimalige Ausbringung einer wässrigen Giftlösung per Hubschrauber. Auf dem gleichen Weg sollen die Waldflächen mit Beauveria brongniartii geimpft werden, einem Bodenpilz, der fast ausschließlich Blatthornkäfer befällt, zu denen auch der Maikäfer gehört.

NABU lehnt Gifteinsatz ab
Die Vergiftungsaktion ist allerdings höchst umstritten. So hat der NABU Hessen grundsätzliche Bedenken. „Ökologisch betrachtet ist die Maikäferbekämpfung nicht notwendig. Die kleinen Krabbler sind hier heimisch, auf Dauer gesehen kommt der Wald mit ihnen zurecht“, erläutert Naturschutzreferent Mark Harthun. „Wir wissen heute, dass sich die Maikäferbestände in langen Rhythmen von 30 bis 45 Jahren entwickeln. Auf dem Höhepunkt der Vermehrung nehmen dann Krankheiten und Parasitenbefall überhand, so dass die Bestände von ganz alleine zusammenbrechen.“ Die Aktion könnte den Fraßdruck der Engerlinge auf die Baumwurzeln sogar verlängern, da sie der Bestandsentwicklung die Spitze nimmt und so den natürlichen Komplettzusammenbruch verhindert. „Das wirkt populationsökologisch wie ein erfrischender Aderlass. Die Forstbehörden müssten immer wieder neu Gift ausbringen.“


 
Waldmaikäfer

„Außerdem ist ein Wald ist kein Kartoffelacker“, so Harthun weiter, „sondern ein Lebensraum mit zahlreichen wild lebenden Tier- und Pflanzenarten.“ Ebenso wie der maikäferreiche Hardtwald bei Karlsruhe sind große Teile der südhessischen Wälder sogar als europaweit besonders wertvolle Lebensräume geschützt. Das gilt auch für den Lorscher Wald, in dem eine der beiden geplanten Bekämpfungsflächen liegt. Dank bedeutsamer Vorkommen von Mittel- und Grauspecht, Wendehals, Heidelerche, Ziegenmelker und Baumfalke ist der Lorscher Wald als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Wichtig für diese Arten ist der lückige Charakter des Waldes, der laut Pflegeplan „durch kräftige Durchhauungen und lokalen Kleineinschlag“ bewahrt werden soll. Das Absterben von Bäumen nach Maikäferfraß würde ebenfalls für Auflichtungen sorgen, unterstützt also die Lebensraumvielfalt und die Schutzbemühungen.

Reicht gedeckter Tisch für Fledermäuse
Nicht zuletzt sind die Riedforsten wichtiger Lebensraum und Jagdrevier gefährdeter Fledermausarten. Wie Ziegenmelker und Baumfalke nutzen Fledermäuse wie Großer und Kleiner Abendsegler, Großes Mausohr und Breitflügel-Fledermaus die Maikäfer als Kraftnahrung für sich und ihren Nachwuchs. Gute Maikäferjahre sind gute Fledermausjahre.


 
Waldmaikäfer rücklings

Rund 40 Maikäfer kann ein Mausohr pro Nacht verspeisen. Um geeignete Jagdreviere zu finden, legen die Insektenjäger aus ihren Quartieren im Odenwald kommend Entfernungen bis zu zwanzig Kilometern zurück. Kolonien der Breitflügel-Fledermäuse dagegen befinden sich direkt im Lorscher und benachbarten Bürstädter Wald. Die Abendsegler wiederum finden sich als Langstreckenzieher aus weiten Gebieten Mitteleuropas zu tausenden in den Maikäferwäldern ein. All diese Fledermäuse sind so genannte Zielarten der Europäischen Naturschutzrichtlinie FFH.

Seltene Schmetterlinge in Gefahr?
„Der Landesbetrieb Hessen-Forst konnte bisher weder Verträglichkeitsprognosen noch ein Konzept für die zwingend nötigen Begleituntersuchungen zu Auswirkungen auf andere Organismen vorlegen. Das betrifft die Störungen durch den Hubschraubereinsatz unmittelbar über den Baumwipfeln, vor allem aber natürlich die direkten Giftwirkungen“, kritisiert Mark Harthun. Getötet werden könnten unter anderem die Raupen seltener Schmetterlingsarten, die zeitgleich mit den Maikäfern im Blattwerk fressen – etwa Spanische Flagge, Großer Schillerfalter und Nagelfleck sowie Blauer und Brauner Eichenzipfelfalter. Auch mögliche Wirkstoffanreicherungen bei Insektenfressern wie Vögeln und Fledermäusen müssten erforscht werden.


 
Waldmaikäferfraß

Der NABU appelliert an den hessischen Umweltminister Dietzel, statt Gifteinsatz auf Stärkung der Wald-Ökosysteme zu setzen. Die Auto- und Industrieabgase des Ballungsraums Rhein-Neckar haben den Riedforsten ebenso zugesetzt wie Trockenheit durch Grundwasserabsenkung infolge von übermäßiger Trinkwasserentnahme. Der NABU fordert daher unter anderem ein konsequentes Wassermanagement. Sollten die Forstbehörden wegen gravierender Schäden auf einer Maikäferbekämpfung bestehen, dürfen ausschließlich biologische Methoden wie der Beauveria-Pilz zur Anwendung kommen. „Gifteinsatz hat im Wald nichts zu suchen, egal ob das Gift aus Naturstoffen gewonnen wird oder synthetisch“, betont Mark Harthun. (elg)

...ein ganz natürlicher prozess,dem unsere wälder seit tausenden von jahren ausgesetzt sind...







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Jeder der den Film "Die Mumie gesehen hat, weiß, daß Käfer ins Hosenbein grabbeln können, und einen Menschen von Innen auffressen, ja bis zum Gehirn wandern. Ich würde die Bedrohung also nicht auf die leichte Schulter nehmen.

P.S. Ich zitiere jetzt nicht alle Beiträge vor mir


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