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Wird die Eintracht mit den Waldstadion-Einnahmen übervorteilt?

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Grundlage ist der Artikel hier:

http://www.faz.net/s/Rub6CA0075ACD054684B48CD743621C3DEB/Doc~E5204CB2407F74B9887BE7DB9E6927463~ATpl~Ecommon~SContent.html

Die Waldstadion-Gesellschaft macht auch nur ihren Job, aber es sieht für mich auf den ersten Blick so aus, als ob die Eintracht von den Zuschauereinnahmen so einiges abgeben muß.

Jetzt gibt's Ärger um vergleichsweise "nur" 300 Ehrenkarten, die eigentlich jeder Fußballverein für Ex-Spieler, Spielerfrauen, Funktionäre und so weiter bereit hält.
Was mich aber am meisten irritiert, ist die Tatsache, daß die Eintracht gleich 30 Prozent der Einnahmen aus den ganzen Business-Seats an die Betreibergesellschaft abführen muß, die in städtischem Besitz ist?!  

Zwischen dem Geschäftsführer der Waldstadion-Gesellschaft, Klaus Kröll, und dem Vorstand der Eintracht Frankfurt Fußball AG, namentlich dem Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen und Finanzvorstand Thomas Pröckl, soll es nach Informationen aus dem Aufsichtsrat zu scharfen Auseinandersetzungen in der Sache gekommen sein. Die Eintracht beruft sich auf eine Art Gewohnheitsrecht, demzufolge ihr die Ehrenkarten zustünden.

Tja, Bruchhagen und Pröckl wissen, daß die Karten bei Entzug dann eingekauft werden müssen.

Wie zu hören ist, wird die Haltung der Eintracht im Aufsichtsrat, der kurz vor Weihnachten tagte, mehrheitlich nicht geteilt. Dort herrscht die Meinung vor, dass der Fußballverein mit dem Neubau des Stadions und der Erfüllung zahlreicher Sonderwünsche etwa beim Ausbau der Geschäftsstelle schon ausreichend subventioniert worden sei.

Ich nehme an, hier ist der Aufsichtsrat der Waldstadion-Gesellschaft gemeint? Sonst sähe das fast so aus, als fiele der Aufsichtsrat der Eintracht dem Vorstand in den Rücken? Was heißt hier ausreichend subventioniert? Ohne die Eintracht bräuchte man den Bau doch gar nicht, so sieht die Sache aus!

Wie weiter zu hören ist, wurde der Aufsichtsrat auch darüber informiert, dass die Einnahmen aus dem Betreibervertrag bisher hinter den Erwartungen zurückbleiben. Für das erste Geschäftsjahr vom 1. Juli 2005 bis zum 30. Juni 2006 zahlte die Betreibergesellschaft eine Pacht in Höhe von fünf Millionen Euro. Beim Abschluss des Betreibervertrags war den Stadtverordneten mitgeteilt worden, dass mit einer Zahlung in Höhe von rund sieben Millionen Euro zu rechnen sei, wenn die Eintracht in der Ersten Bundesliga spiele. Als Grundlage war eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 35.000 angesetzt worden, die tatsächlich sogar deutlich übertroffen wurde. Das Geld wird von der Waldstadion-Gesellschaft verwendet, um Zinsen und Tilgung der für den Stadionbau aufgenommenen Kredite in Höhe von rund 95 Millionen Euro zu zahlen.

Ich blick da net ganz durch.  :neutral-face  
Das Stadion wurde ja seinerzeit mit öffentlichen Mitteln gebaut. Die Stadt gründete dann die Waldstadion Frankfurt Gesellschaft für Projektentwicklung (WFGP), die für das erste Geschäftsjahr vom 1. Juli 2005 bis zum 30. Juni 2006 eine Pacht in Höhe von fünf Millionen Euro zahlt.
Die Stadt holt die Kosten über die Betreibergesellschaft rein und die nimmt als Kalkulationsbasis nur die Zuschauerzahl der Eintracht??? Was ist denn mit den Einnahmen aus Verpachtung an die Galaxy und Konzerte?

Nochmal hierzu:
Beim Abschluss des Betreibervertrags war den Stadtverordneten mitgeteilt worden, dass mit einer Zahlung in Höhe von rund sieben Millionen Euro zu rechnen sei, wenn die Eintracht in der Ersten Bundesliga spiele.

Eine erfolgsabhängige Komponente? Mit anderen Worten wir erspielen bei höherem sportlichen Erfolg der Betreibergesellschaft bzw. der Stadt noch schneller Zins und Tilgung für das Stadion?

Eine Rolle spielte aber dem Vernehmen nach auch Missmanagement in der Betreibergesellschaft, an der die Hamburger Sportrechte-Agentur Sportfive und das Neu-Isenburger Gebäudemanagement-Unternehmen HSG beteiligt sind. So soll noch im Frühjahr 2006 eine Zahlung von deutlich weniger als einer Million Euro im Raum gestanden haben. Die Stadt soll sogar eine Kündigung erwogen haben, auf die jedoch mit Blick auf die bevorstehende Weltmeisterschaft verzichtet wurde.

Warum gründet die Eintracht nicht eine Betreibergesellschaft, zahlt der Stadt die kalkulierte Pacht und verwendet die Mehreinnahmen nicht selbst für Zins und Tilgung des Stadions mit der Konsequenz, daß nach Abzahlung das Stadion uns auf Dauer selbst gehört und irgendwann dann zur richtigen Einnahmequelle wird? Wie gut ein eigenes Stadion für die Einnahmesituation ist, hat selbst Borussia Dortmund erkannt. Selbst als sie noch über 95 Mio. EUR Belastung hatten, kauften sie das Ding zurück. Das war denen ein besonders hohes Anliegen.

Mit der Eintracht steht und fällt die Finanzierung des Stadions und die Stadt vergoldet das Investment, indem sie der Eintracht dann mal in besseren Zeiten das Ding für 125 Mio. EUR verkauft, oder wie?

Die einzige Hürde, die ich bei der Gründung einer Betreibergesellschaft sehe, ist die Tatsache, daß die Eintracht ein im Vergleich zu Borussia Dortmund relativ hohes Risiko eingeht, bei sportlichem Mißerfolg nicht die erforderliche Pacht aufbringen zu können, wenn die Zuschauer ausbleiben.

Aber die Betreibergesellschaft der Stadt hat ja auch mit geringeren Zuschauereinnahmen kalkuliert. Die Kurve führt klar nach oben und das spielt den Betreibern natürlich voll zu.

Mal ganz davon abgesehen, korrigiert mich, wenn ich mich irre: Von den Einnahmen, die für die Umbenennung in "Commerzbank-Arena" flossen, ist doch das meiste auch an die Stadt geflossen (O-Ton Vandreike dazu: „Jetzt wird die Vermarktung des neuen Stadions ein ganzes Stück leichter und damit auch die Refinanzierung des städtischen Anteils an den Baukosten.“)

Wie seht ihr die derzeitige Situation?


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