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Ümit Korkmaz über den Weg zurück..

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12.09.2008, 08:32 Uhr

Seit Montag ist Ü-Ü-Ü-Ü-Ümit zumindest wieder laufend unterwegs, und schmerzfrei.

Im LAOLA1-Interview spricht Korkmaz über den Weg zurück, sein Leiden auf der Tribüne, den Turbo von Usain Bolt und die Stolpersteine für Migrantenkinder vom Käfig in die Bundesliga.


LAOLA1: Seit Montag bist du wieder im Training, wenn auch noch ohne Ball. Wie geht es dir im Moment?

Ümit Korkmaz: Bislang läuft es gut, ich bin schmerzfrei und voll im Plan. Jetzt wird langsam die Intensität gesteigert, dann kommt auch Koordination dazu. Zuletzt war ich nur in Behandlung und im Therapiezentrum, umso schöner ist es, jetzt wieder bei der Mannschaft zu sein.

LAOLA1: Wie groß ist die Gefahr, den übernächsten Schritt vor dem nächsten zu machen?

Korkmaz: Natürlich würde ich lieber spielen, von mir aus gleich sofort. Aber das geht leider nicht, und ich will auch nichts überstürzen. Denn ich weiß, dass ich noch ein bisschen Zeit brauche.


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Sebastian Prödl ist in diesem Sommer von Sturm Graz zu Werder Bremen gewechselt und trifft dort auf seinen Kollegen Martin Harnik.


LAOLA1: Du hast dich auch von einem Energetiker behandeln lassen?


Korkmaz: Ja, ich habe das einfach ausprobiert. Es ist eine ähnliche Behandlung wie Osteopathie, mit dem Unterschied, dass die Knoten, die den Energiefluss stoppen, gelöst werden. Ich habe es probiert, verlieren kann ich nichts. Schlecht hat es mir nicht getan.


LAOLA1: Wie schlecht geht es dir, wenn du die Frankfurt-Spiele von der Tribüne aus verfolgen musst?


Korkmaz: Das ist schlimm, kein schönes Gefühl. Da geht es nicht nur mir so. Als Fußballer willst du spielen, immer. Aber du brauchst die Geduld wenn du verletzt bist, sonst wird das nichts.


LAOLA1: Die Eintracht ist mit zwei Unentschieden und einer Niederlage gestartet. Wohin geht der Weg in dieser Saison?


Korkmaz: Sicher, wir haben noch keinen Sieg geholt. Auf der anderen Seite haben wir auswärts zwei Mal gepunktet, das war wichtig. Unser Ziel ist ein Platz im Mittelfeld, wir wollen die 46 Punkte der letzten Saison übertreffen.


LAOLA1: Schaut man in die Internetforen der Eintracht, können die Fans deinen ersten Einsatz kaum noch erwarten. Wie wird man Publikumsliebling?


Korkmaz: Ich glaube, es liegt an meiner Spielweise, vielleicht auch an meiner Vergangenheit. Die Fans wissen, dass ich von Slovan aus der Oberliga zu Rapid gekommen bin. Und vielleicht merken sie auch, wie ich zum Fußball stehe, wie viel mir der Sport bedeutet.


LAOLA1: Markus Weissenberger hat gemeint, dass du auch menschlich gut zur Eintracht passt. Passt das schon?


Korkmaz: Wir sind eine junge Mannschaft, ich fühle mich sehr wohl. Mein Verhältnis mit den Kollegen ist gut. Und auch der Trainer fragt immer, wie es den verletzten Spielern geht, sagt uns, dass wir nichts überstürzen sollen. Aber natürlich will ich mich schon bald auch fußballerisch beweisen!


LAOLA1: Die „Bild“-Zeitung schreibt von dir nur noch als „Turbo-Korki“. Bist du der schnellste Spieler in Deutschland?


Korkmaz: Keine Ahnung. Es gibt sicher ein paar schnelle Spieler, vielleicht bin ich nicht auf Platz eins. Aber ich weiß natürlich, dass die Schnelligkeit, mein Antritt, eine große Stärke von mir ist.


LAOLA1: Kannst du dir von einer Sprintrakete wie Usain Bolt etwas abschauen?


Korkmaz: Nicht wirklich. Man muss nicht nur schnell laufen, sondern auch mit dem Ball umgehen können. Wenn er Fußball spielen könnte, wäre er wahrscheinlich der Beste. Aber es ist eine ganz andere Bewegung, wenn du Bolt einen Ball vor die Füße wirfst, geht nicht viel.


LAOLA1: Wenn bei dir als Fußballer nicht viel gegangen wäre, wärst du Friseur geworden.


Korkmaz: Ich habe das vor vier oder fünf Jahren entdeckt, schneide mir meine Haare seither selbst. Da hätte ich mir durchaus vorstellen können, das nötige Talent zu haben, um Friseur zu werden. In Deutschland habe ich mir die Haare noch nicht selber geschnitten, weil mir noch der passende Spiegel fehlt.


LAOLA1: Gibt es einen Spieler, den du gerne einmal vor Schere oder Rasierer hättest?


Korkmaz: Am liebsten schneide ich Jürgen Patocka die Haare, Veli Kavlak hat sich auch schon die eine oder andere Frisur von mir machen lassen. Vielleicht schaue ich bei der nächsten Meisterfeier von Rapid wieder vorbei.


LAOLA1: Themenwechsel. Du hast türkische Wurzeln, hast es aus der Oberliga in die Deutsche Bundesliga geschafft. Inwieweit bist du Vorbild für Migranten der 2. und 3. Generation?


Korkmaz: Ich habe sicher einen guten Eindruck hinterlassen. Immer mehr Jugendliche mit türkischem Background wollen Fußball spielen, sagen, dass sie so werden wollen wie ich. Das macht mich schon stolz. Mein alter Jugendleiter von Slovan hat zu mir gesagt: Hey Ümit, wie viele Cousins hast du noch?


LAOLA1: Woran liegt es aber, dass Kinder von Migranten im heimischen Profifußball unterrepräsentiert sind?


Korkmaz: Sie spielen bis 15 oder 16, bringen es aber nicht zu Ende. Irgendwann fangen sie mit dem Rauchen an, gehen fort, dann klappt das nicht mehr. Dabei wären in den Käfigen gute Spieler, die es auch bei Vereinen schaffen könnten.


LAOLA1: Noch einmal nachgefragt. Woran liegt es?


Korkmaz: Ohne Disziplin geht es nicht. Die musst du mitbringen, über Jahre. Auch wenn du mit 16 oder 17 oder 18 Jahren noch kein Profi bist, musst du dein Programm weiter durchziehen. Mit 26 Jahren in den Spiegel schauen und sagen, hätte ich nur dieses oder jenes gemacht. Dann ist es zu spät.

LAOLA1: Wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Stephan Schwabl

Quelle: LAOLA1.at
http://www.laola1.at/911+M54587f9757e.html
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steht schon im "saw", und fuer ein gespraech darueber bietet sich das "saw-gebabbel"an.
nix fuer ungut
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Zum SAW-Gebabbel hier entlang.


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