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Die Olympiaeiche

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Ich möchte einmal für einen kurzen Moment die „Olympia-Eiche“ im Bereich des Haupteingangs in das Blickfeld rücken. Sie steht ein wenig unscheinbar und wohl auch unbeachtet an der linken Seite des Weges und es ist inzwischen auch gar nicht mehr die Ursprungseiche, da diese in den neunziger Jahren vom Forstamt aus Sicherheitsgründen gefällt werden musste.
Nachdem die frühere Eiche immerhin etwas über 50 Jahre dort stand, hat die große Frankfurter Sportlerin „Tilly“ Fleischer die jetzige Nachfolgereiche im November 1998 noch selbst gepflanzt – wie auch bereits die Vorgängerin.
Die Eiche sieht mir, - ohne das ich hier aber Fachkenntnisse einbringen kann – leider nicht recht gesund aus und das Hinweisschild ( Olympia-Eiche ) zu ihren Füßen hat auch schon einmal bessere Tage gesehen; möglicherweise können sich Interessierte kein Bild davon machen, worum es hier geht.
Heute vor 98 Jahren - das ist mein eigentlicher Anlass für den Text -  wurde Ottilie "Tilly" Fleischer am 02.Oktober 1911 in Frankfurt geboren.
"Tilly" Fleischer ist die wohl erfolgreichste Sportlerin der Vergangenheit in der langen Geschichte der Eintracht-Leichtathletikabteilung.
Die klassische Allrounderin aus der Schäfergasse begann als 10-jähriges Mädchen mit dem Vereinssport. Bei der Stadioneinweihung 1925 soll sie schon einen glanzvollen Auftritt gehabt haben, als sie den Schlagball über eine Distanz warf, die die Leistungsfähigkeit ihrer Mitbewerberinnen weit übertraf.
Bereits als 16-jährige stand „Tilly“ Fleischer dann schon im Starterfeld der Erwachsenen bei Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in ihrem Eintrachttrikot auf dem Siegertreppchen; in den Jahren von 1928 bis 1934 gelangen ihr dabei solche Erfolge jedes Jahr sogar gleich mehrfach: als Speer- und Diskuswerferin, Kugelstoßerin, Mehrkämpferin und als Mitglied der 4 x 100 Meter Sprintstaffel der Eintracht.
Neben der vielfachen Teilnahme an Länderkämpfen vertrat sie Deutschland international bei den Frauen-Weltspielen 1930 und 1934 und der "Olympiad of Grace" (Vorgängerin der Europameisterschaften) 1931, bei denen sie Gold- und Silbermedaillen errang.
Zweimal wurde die Eintrachtsportlerin zur Teilnahme bei Olympischen Sommerspielen ausgewählt; zunächst 1932 in Los Angeles, wo für Frauen lediglich sechs Leichtathletikwettkämpfe ausgeschrieben waren.
„Tilly“ Fleischer startete gleich in drei Disziplinen: Speerwerfen ( Bronzemedaille ), Diskuswerfen ( 4.Platz ) und 4 x 100 Meter ( 6.Platz ).
1936 nahm sie als amtierende Deutsche Meisterin im Speerwerfen an mehreren
Olympia-Vorbereitungslehrgängen teil; sie wurde hier unter anderem von dem Olympiatrainer Georg Brechenmacher, dem früheren Eintrachtler und Werferspezialisten, betreut.
Am 02.August 1936 trug sie sich dann im Berliner Olympiastadion am ersten Wettkampftag der Sommerspiele endgültig in die Sportgeschichtsbücher ein:
Bei ihrem Wurf im 5.Versuch erzielte sie mit 45,18 Metern einen neuen olympischen Rekord und gewann die erste Goldmedaille für die deutsche Mannschaft.
Die bewegenden Momente vor rund 100.000 Zuschauern schilderte sie später selbst:
„ Die Leute haben derart getobt, dass die nächsten Wettkämpfe verschoben werden mussten.“Tilly, Tilly", hat das ganze Stadion geschrien. Dann kam die Siegerehrung. Ich bekam die Goldmedaille, einen Lorbeerkranz und ein Eichenbäumchen, dass ich später im Frankfurter Waldstadion gepflanzt habe" (die Goldmedaille kann jetzt übrigens im Eintrachtmuseum bewundert werden).
„Tilly “ Fleischer beendete auf diesem Höhepunkt ihre internationale Leichtathletikkarriere - was aber nicht mit ihrem Abschied vom Sport gleichzusetzen war.
Sie blieb aktive Tennisspielerin und rundete 1942/43 ihre überaus erfolgreiche Sportlerlaufbahn in einer weiteren Eintracht-Abteilung ab, in der sie seit 1928 aktiv war:
die wurfstarke Athletin gewann als Mitglied der Handballerinnen die Deutsche Meisterschaft.
Am 14.Juli 2005 ist Ottilie „Tilly“ Fleischer in ihrem Wohnort im Schwarzwald gestorben.
Passt mir bitte auf das Bäumchen auf.
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jedes Heimspiel gieß ich sie
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ein wertvoller Beitrag!

danke dafür...
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Danke!
Habe mich grad erst am Sonntag gewundert dass eine über 70 Jahre alte Eiche so ein dürres Bäumchen ist.

DA
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Ein wirklich interessanter schöner Bericht,

Danke dafür.


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