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Fans von Nationalmannschaften

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Mein Herz hängt ganz klar an unserer Eintracht und nur teilweise an der Nationalelf.
Freue mich natürlich riesig, wenn die Dätschen gewinnen, konnte aber in der Kneipe mir das Liedchen, Poldi f... den Schweini in den A... nicht verkneifen.  

Für mich ist die Nationalelf ein sehr amüsanter Zeitvertreib, nicht falsch verstehen, ich bin glücklich und froh, das wir eine doch so "gute" Nationalmannschaft haben, aber ich identifiziere mich deutlich mehr mit der Eintracht als mit der Nationalmannschaft. Andere sind da deutlich "nationalistischer" eingestellt, aber das muss jeder selber entscheiden.

Sonst kann ich dem Beitrag vom "Safti" nur zustimmen...
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AdlerAusBosnien schrieb:
Wie ich auf dieses Thema komme:
Ich habe mir (natürlich) die EM angeschaut und was mir als Eintracht Fan natürlich sofort aufgefallen ist, war die schlechte Stimmung in den Stadien. Die einzigen die man meiner Meinung nach deutlich hören konnte, waren seltsamerweise die Polen, Kroaten und ab und an die deutschen Fans (mit ihren zwei Gesängen *lol*). Aber warum ist das so?


Die Antwort im Falle der Kroaten und Polen ist relativ einfach: Seit dem Bürgerkrieg leben sehr viele Kroaten in Österreich, auch Polen gibt es angeblich sehr viele. Bei unseren Gruppenspielen waren angeblich jeweils doppelt so viele Polen oder Kroaten im Stadion als Deutsche.
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EvilRabbit schrieb:
AdlerAusBosnien schrieb:
Wie ich auf dieses Thema komme:
Ich habe mir (natürlich) die EM angeschaut und was mir als Eintracht Fan natürlich sofort aufgefallen ist, war die schlechte Stimmung in den Stadien. Die einzigen die man meiner Meinung nach deutlich hören konnte, waren seltsamerweise die Polen, Kroaten und ab und an die deutschen Fans (mit ihren zwei Gesängen *lol*). Aber warum ist das so?


Die Antwort im Falle der Kroaten und Polen ist relativ einfach: Seit dem Bürgerkrieg leben sehr viele Kroaten in Österreich, auch Polen gibt es angeblich sehr viele. Bei unseren Gruppenspielen waren angeblich jeweils doppelt so viele Polen oder Kroaten im Stadion als Deutsche.


Kann ich leider nicht zustimmen. Wenn Masse gleich Klasse wäre, hätten die Bayern wohl die besten Fans Deutschlands.    
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EvilRabbit schrieb:
AdlerAusBosnien schrieb:
Wie ich auf dieses Thema komme:
Ich habe mir (natürlich) die EM angeschaut und was mir als Eintracht Fan natürlich sofort aufgefallen ist, war die schlechte Stimmung in den Stadien. Die einzigen die man meiner Meinung nach deutlich hören konnte, waren seltsamerweise die Polen, Kroaten und ab und an die deutschen Fans (mit ihren zwei Gesängen *lol*). Aber warum ist das so?


Die Antwort im Falle der Kroaten und Polen ist relativ einfach: Seit dem Bürgerkrieg leben sehr viele Kroaten in Österreich, auch Polen gibt es angeblich sehr viele. Bei unseren Gruppenspielen waren angeblich jeweils doppelt so viele Polen oder Kroaten im Stadion als Deutsche.


Du hast das Thema bissel verfehlt,das Problem ist in Deutschland gibt es keinen Kult der Nationalmanschaft.
Warum das so ist,dazu rate ich dir im Thread wo es um Karneval geht,mal einen etwas seeeehhhhhhrrrr langen Post genau durchzulesen.
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meine Identifikation mit "unserer" (deutschen) Nationalmannschaft war am größten, als der Bundestrainer Helmut Schön hieß, in Wiesbaden wohnte, am liebsten ins Waldstadion kam (da musste er am Wochenende nicht so weit reisen!   ), um sich BuLi-Spiele anzusehen und dann Grabi und Holz nominierte.
Als sein Nachfolger Jupp Derwall den Ronny Borchers vor der EM 1980 ausbootete, hielt ich zu den jeweiligen Gegnern der deutschen Mannschaft..., die Identifikation war auf einen Schlag wie weggewischt!
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saftsack schrieb :
...
Demgemäß vielleicht erst einmal der Sprung zu dem, was mich an der Nationalmannschaft stört.
Da sind zunächst einmal ganz banal die Spieler. Diese Spieler, da gibt es kein Vertun, sind nicht unsere (wenn ich von "uns" rede, rede ich immer aus Eintracht-Sicht) Spieler.
Somit können schon einmal keine grundlegenden positiven Assoziationen mit den Spielern stattfinden, wie das z.B. der Fall wäre, wenn ein Spieler eben den Eintracht-Dress trägt und für unsere Farben einsteht.
Ganz im Gegenteil: Die DFB-Auswahl ist die Mannschaft, bei der die meisten Spieler des Kaders sogar für direkte Konkurrenten unserer Eintracht spielen. Und genauso wie wohl (dem Vernehmen im Forum nach) die meisten EM-Gucker in einem Korkmaz bereits "unseren Spieler" sahen, sehe ich eben auch in irgendwelchen Spielern von S06, Hannover96 oder dem VfB Stuttgart nach wie vor "gegnerische Spieler".
Sie sind eben keine von "uns" und haben von mir dementsprechend auch keinerlei Sympathie zu erwarten. Zumindest nicht über das Maß hinausgehend, was man manchen Profis vlt. auf Grund gewisser honoriger Verhaltensweisen durchaus hie und da zubilligt.
Aber auch zu diesem Punkt gilt zu sagen: Auch rein subjektiv betrachtet sind mir da zu viele Spieler im Kader, mit denen ich mich auch abseits des bereits genannten objektiven Bewertungskriteriums (Zugehörigkeit zu einem Konkurrenzverein) nicht gerade anfreunden kann...

Alleine aus diesem Gesichtspunkt heraus, ist die dt. Nationalmannschaft schon jene, die die geringsten Sympathien von allen Teilnehmern bei mir erwecken konnte.




Das trifft es genau auf den Punkt! So empfinde ich es auch.

a.saftsack habe mir dein post ausgedruckt, denn besser kann man es gar nicht formulieren.


Desweiteren habe ich ein Problem damit, wenn Personen, die nichts mit Fußball am Hut haben und sich das ganze Jahr bzw. die Jahre zwischen EM / WM sich nicht für den Sport interessieren, auf einmal lautstark skandieren "Ich bin stolz ein Deutscher zu sein" - worauf eigentlich genau?
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team-adler schrieb:



Desweiteren habe ich ein Problem damit, wenn Personen, die nichts mit Fußball am Hut haben und sich das ganze Jahr bzw. die Jahre zwischen EM / WM sich nicht für den Sport interessieren, auf einmal lautstark skandieren "Ich bin stolz ein Deutscher zu sein" - worauf eigentlich genau?  


Goethe und Schiller, Bach und Beethoven...  
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Ich muss auch für mich sagen, dass ich diesen Kommerz um die Nationalmannschaft absolut nicht gut für den Sport finde. Ich fand es erschreckend, dass am Rossmarkt KEINE Vorberichte eingeblendet wurden, man beschränkte sich hier mit der Berichterstattung wirklich nur auf das Spiel!
Man bevorzugte hier lieber 3 Stunden Bilder von den so-toll feiernden "Fans" einzublenden.
Ich habe ebenfalls eine große Abneigung gegen diese Party-Event-Fans, die man alle 2 Jahre nur sieht (seit 2006 erst) und einen auf FAN machen.

Trotzdem identifiziere ich mich als Deutscher und stehe zu 100% hinter unserer Nationalmannschaft. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich in jungen Jahre vor dem Fernseher gesessen habe und mir Länderspiele wie Albanien/Bulgarien - Deutschland angeschaut habe. Genauso geprägt hat mich das EM Halbfinale 1996 gegen England bzw. das Ausscheiden gegen Bulgarien 1994.

Da ich früher jeden Tag auf dem Bolzplatz war wurde man damit auch ständig konfrontiert. Hinter dieser Mannschaft stand jeder von uns, egal ob er Dortmunder, Bayer oder wie ich, SGEler war. Hier waren wir uns einig, wir müssen zu unserer Nationalmannschaft stehen. Natürlich war man in diesen Jahren noch viel zu jung um über den Tellerand zu blicken und beschränkte sich wirklich nur auf das Sportliche.

Ich würde es auch viel besser finden, wenn Deutschland Fans hätte wie England die in Scharen zu den Turnieren bzw. Auswärtsspielen reisen, größtenteils auch ohne Karte, aber saftsack hat ja schon einige Gründe genannt warum dies nicht der Fall ist. Aber ich frage mich, wie schaffen dies die Engländer?! Größtenteils bestehen diejenigen die zu den Turnieren reisen aus echten Fans und nicht aus Party-Komikern wie bei uns.
Dies liegt aber auch an der geschichtlichen Entwicklung in England, die Engländer besitzen ein riesiges Nationalbewusstsein, was bei uns nur auf Abruf zum Vorschein kommt, ( EM/WM) wenn überhaupt. Ich denke dies ist vergleichbar mit den Holländern.

Ich denke die echten Fans trifft man sowieso nur noch bei Auswärtsspielen, und selbst da auch nur wenn es in unattraktive Länder geht.
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@ Herrn Saftsack:
Da ist das Sommerloch doch noch zu was gut. Da kommt man nämlich dazu, deinen Beitrag ganz zu lesen. Der ist grossartig, wahr und mit Sicherheit noch oft erinnerungswürdig. Ich verneige mich.

@ AdlerAusBosnien:
Mal mehr als interessierte Frage gemeint: Kann es nicht sein, dass speziell in Bosnien-Herzegowina ein wirklich natonalistischer Aspekt dafür verantwortlich ist, dass Nationalmannschaften des Landes so unterstützt werden - zumal die Vereinsmannschaften ja eher wenig Projektionsfläche bieten? Das wäre bei einem Land, das sich erst kürzlich infolge eines Krieges - (und keineswegs selbst initiiert, sondern mehr von aussen dazu gezwungen) - konstituiert hat, und zudem über keine einheitliche Identität verfügt, soweit auch durchaus nachvollziehbar. Wobei das "Engagement" meines Wissens nach deutlich über eine reine Identitätsstiftung hinausgeht (bzw. -ging?). Soweit ich weiss, haben Fussball- (Sport-?) -fans (???)  sowohl in Kroatien, Serbien, als auch in Bosnien von Beginn der Auseinandersetzungen an den Sport dazu benutzt, nationale Emotionen zu schüren und durchaus auch massgeblich zur Eskalation des Konfliktes/Krieges beigetragen. Meine bosnischen Freunde jedenfalls wollen seit dem Krieg mit den "Fan-Szenen" der heimatlichen Vereine eher nichts mehr zu tun haben.

Wenn das so ist - wenn ich mich irre, so korrigiere mich bitte - dann ist diese Form einer Unterstützung von Nationalteams das allerletzte, was ich mir für deutsche Auswahlmannschaften wünschen würde. Von solch nationalen Hitzköpfen laufen da ohnehin schon zuviele 'rum... Da ist mit die bunte Clowns- und Karnevalsposse der Eventagentur DFB sogar wesentlich lieber.
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diggär schrieb:

Und solange es diese FANS noch gibt hat der Kommerz noch nicht gewonnen.Erst wenn 51.500 Menschen mit Tröten Perücken und geschminkten Gesichtern im Waldstadion sitzenist der Fußball tot.


Grüße
diggär


"Caaaaaaiooooo! Caaaaaioooooo! Caaaaaaioooooo!"
"Balkontakt Rehmer: *pfeif*

Guten Morgen
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echt klasse Beitrag saftsack ich werd mir deinen Beitrag auch mal ausdrucken weil er sagt wirklich genau das was ich mir zu teilen während der EM auch klar gemacht habe.
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Kurze Gegenfrage:

Warum ist es für Teile der Ultraszene vorstellbar, genauso hinter der Nationalmannschaft zu stehen wie hinter dem Verein?

Du findest es geil, dass in eurer Mannschaft Duisburger, Bayern, Schalker, Wolfsburger zusammen spielen. Ich finde das abstoßend. Genauso, wie die Vorstellung, mit Duisburgern, Bayern, Schalkern, Wolfsburgern und noch ganz anderen gemeinsam in einem Block zu stehen. Mit diesen Menschen verbindet mich nichts.

Übrigens, das letzte Spiel, wo nur richtige Deutsche (mit nationaler Identifikation und allem, was du cool findest) am Start waren, und gleichzeitig keine Eventis, war Zabrze 1996:
http://www.tatort-stadion.de/bilder/14.jpg

Für dich ist deine Nationalmannschaft "gleichbedeutend" mit der Eintracht? - Schön, aber behaupte dann bitte nicht, du seiest einer von uns.
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karatekidd schrieb:
Genauso, wie die Vorstellung, mit Duisburgern, Bayern, Schalkern, Wolfsburgern und noch ganz anderen gemeinsam in einem Block zu stehen. Mit diesen Menschen verbindet mich nichts.

Ich habe bei Bekanntschaften, auf Reisen, in Zügen oder wo auch immer oft das Gefühl das mich mehr mit diesen Menschen verbindet als mit vielen anderen, unter anderen denen, die nur bei EM und WM "Fußball gucken".
Das sind Leute die mit Herz bei ihrem Verein sind, so wie viele von uns, nur der Verein unterscheidet sich halt.
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andihembes schrieb:
karatekidd schrieb:
Genauso, wie die Vorstellung, mit Duisburgern, Bayern, Schalkern, Wolfsburgern und noch ganz anderen gemeinsam in einem Block zu stehen. Mit diesen Menschen verbindet mich nichts.

Ich habe bei Bekanntschaften, auf Reisen, in Zügen oder wo auch immer oft das Gefühl das mich mehr mit diesen Menschen verbindet als mit vielen anderen, unter anderen denen, die nur bei EM und WM "Fußball gucken".
Das sind Leute die mit Herz bei ihrem Verein sind, so wie viele von uns, nur der Verein unterscheidet sich halt.


Eigentlich ist die Zeit ja schon gekommen, dass man sich genau mit diesen Fans zusammentun muß, um noch einige Freiheiten der Fans zu erhalten. Selbst die Ultras haben das erkannt. Daher ist das Treffen mit diesen Personen auf neutralem Boden der Nationalmannschaft unglaublich wichtig.  

DAs werden einige gestrige Verbohrte hier auch noch lernen.
Klar: "Alles außer Frankfurt ist Scheiße!" Aber nur solange es um en sportlichen Wettkamps geht.
Gerade bei so Themen wie Stadionverbot. Pro 15h30 etc. müssen wir Fans und Ultras aller Vereine zusammenstehen bzw. zusammen auftreten..  
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karatekidd schrieb:

Für dich ist deine Nationalmannschaft "gleichbedeutend" mit der Eintracht? - Schön, aber behaupte dann bitte nicht, du seiest einer von uns.


Das ist mit Abstand das lächerlichste was ich je gelesen habe. Sorry.

Falls du mit "uns" doch nur die Ultras meinst: Nö danke, hab auch nie behauptet einer von "euch" zu sein. Trotzdem bin ich bei jedem Spiel dabei und feuer die Eintracht lauter an als 95% der Leute in dieser Kurve.

Ahja, ich kenne fünf UF97 Mitglieder persönlich, und die singen nicht lauter und öfter als ich, dass schwör ich dir. Mir bedeutet die Eintracht alles und dafür muss ich kein Ultra sein - ob du willst oder nicht.
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willi neuberger schrieb:
@ AdlerAusBosnien:
Mal mehr als interessierte Frage gemeint: Kann es nicht sein, dass speziell in Bosnien-Herzegowina ein wirklich natonalistischer Aspekt dafür verantwortlich ist, dass Nationalmannschaften des Landes so unterstützt werden - zumal die Vereinsmannschaften ja eher wenig Projektionsfläche bieten? Das wäre bei einem Land, das sich erst kürzlich infolge eines Krieges - (und keineswegs selbst initiiert, sondern mehr von aussen dazu gezwungen) - konstituiert hat, und zudem über keine einheitliche Identität verfügt, soweit auch durchaus nachvollziehbar. Wobei das "Engagement" meines Wissens nach deutlich über eine reine Identitätsstiftung hinausgeht (bzw. -ging?). Soweit ich weiss, haben Fussball- (Sport-?) -fans (???)  sowohl in Kroatien, Serbien, als auch in Bosnien von Beginn der Auseinandersetzungen an den Sport dazu benutzt, nationale Emotionen zu schüren und durchaus auch massgeblich zur Eskalation des Konfliktes/Krieges beigetragen. Meine bosnischen Freunde jedenfalls wollen seit dem Krieg mit den "Fan-Szenen" der heimatlichen Vereine eher nichts mehr zu tun haben.

Wenn das so ist - wenn ich mich irre, so korrigiere mich bitte - dann ist diese Form einer Unterstützung von Nationalteams das allerletzte, was ich mir für deutsche Auswahlmannschaften wünschen würde. Von solch nationalen Hitzköpfen laufen da ohnehin schon zuviele 'rum... Da ist mit die bunte Clowns- und Karnevalsposse der Eventagentur DFB sogar wesentlich lieber.


Ich kann nur für meine Person sprechen, und für die bosnischen Fans die ich kenne:

Natürlich ist das Nationalbewusst sein auf Grund des Krieges bei uns ein ganz anderes als in Deutschland. Aber es ist auch ein ganz anderes als in zB. Kroatien oder Serbien. Man muss hier schon unterscheiden. Wie du schon selber sagst, war Bosnien das "Opfer" des Krieges ("und keineswegs selbst initiiert, sondern mehr von aussen dazu gezwungen"). Die Agressionen hatten ihren Ursprung gewiss nicht in Bosnien. Genauso unterscheidet sich auch die Denkweise vieler Menschen (obwohl es leider auch bei uns Nationalisten gibt - keine Frage).

Die Vereins-Fangruppen in Bosnien sind sehr nationalistisch, das stimmt leider. Da es bei uns "kroatische", "serbische" und "moslimische" Vereine gibt, ist da leider bei fast jedem Spiel die Hölle los. Die Fans der "katholischen" Vereine sehen sich als Kroaten und zeigen dass auch gerne, ebenso wie die "orthodoxen", die sich als Serben sehen. Die moslimischen Fans nehmen dass natürlich als Provokationen auf und kontern dementsprechend... aber der Vereinsfußball ist bei uns eh ein Thema für sich... schlimmer gehts in diesem Fall nicht mehr.

Bei der Nationalmannschaft ist es aber was ganz anderes. Die Fangruppierung der Nationalelf hat mit den anderen Fangruppen im Land nichts gemeinsam. Die Gründer der "BHFanaticos" leben in Norwegen und Schweden. Es ist eine eigene Gruppe, die nur bei der Nationalelf zu sehen ist. Soweit ich dass weiß, sind die Mitglieder der "BHF" nicht Mitglieder der nationalen Fangruppen. Die meisten leben eben im Ausland (vor allem Deutschland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Niederlande, Schweiz und Österreich). Die Gruppe hat keine politische Richtung, sie ist nur für den Support zuständig.

Eins kann ich dir zu 100% versprechen: Die BHFanaticos haben mit radikaler Denkweise (als Gruppe) so ziehmlich nichts am Hut. Im Gegenteil: Auf Provokationen (Anspielungen auf das Srebrenica Massaker, Atentat in Tuzla, etc.) von serbischen Fans in der WM Quali gab es keinerlei Konter der bosnischen Fans. Das einzige war ein lautes "BOSNA! BOSNA!". Auch gibt es bei uns keine radikalen Fanbanner, wie es vor allem bei den serbischen Fans leider üblich ist.

Ich möchte hiermit nicht sagen, dass in Bosnien alle heilig sind, aber wenn man durch Sarajevo läuft, spürt man einfach dass die Leute gerne das alte Jugoslawien wieder hätten. Das ist in Kroatien und Serbien zum größten Teil anders.

Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr am Thema vorbei geschrieben. Denke aber nicht...
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AdlerAusBosnien schrieb:
Die moslimischen Fans nehmen dass natürlich als Provokationen auf und kontern dementsprechend...

Indem sie sich als Türken sehen?
Wollte eigentlich garnix dazu schreiben,aber du glorifizierst mir bisschen zu viel.

AdlerAusBosnien schrieb:

Ich möchte hiermit nicht sagen, dass in Bosnien alle heilig sind, aber wenn man durch Sarajevo läuft, spürt man einfach dass die Leute gerne das alte Jugoslawien wieder hätten. Das ist in Kroatien und Serbien zum größten Teil anders.

Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr am Thema vorbei geschrieben. Denke aber nicht...

Das es in Kroatien anders ist ist einfach zu erklären,der wirschaftliche Standard klettert einfach leichter,wenn man nicht zusätzlich noch andere Länder duchschleppt.
Sarajevo ist auch alles andere als multikulti,jede Medallie hat zwei Seiten,man muss sie nur sehen wollen.
Ps genug vom off-topic,eine Unterstützung der Nationalmannschaft ist wohl in Deutschland seitens der verschiedenen Ultrasgruppen nicht gewünscht,mir gehts am ***** vorbei,finde es nur schade wie die deutschen Fans sich zum Teil repräsentieren  
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touch7 schrieb:
AdlerAusBosnien schrieb:
Die moslimischen Fans nehmen dass natürlich als Provokationen auf und kontern dementsprechend...

Indem sie sich als Türken sehen?
Wollte eigentlich garnix dazu schreiben,aber du glorifizierst mir bisschen zu viel.

AdlerAusBosnien schrieb:

Ich möchte hiermit nicht sagen, dass in Bosnien alle heilig sind, aber wenn man durch Sarajevo läuft, spürt man einfach dass die Leute gerne das alte Jugoslawien wieder hätten. Das ist in Kroatien und Serbien zum größten Teil anders.

Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr am Thema vorbei geschrieben. Denke aber nicht...

Das es in Kroatien anders ist ist einfach zu erklären,der wirschaftliche Standard klettert einfach leichter,wenn man nicht zusätzlich noch andere Länder duchschleppt.
Sarajevo ist auch alles andere als multikulti,jede Medallie hat zwei Seiten,man muss sie nur sehen wollen.
Ps genug vom off-topic,eine Unterstützung der Nationalmannschaft ist wohl in Deutschland seitens der verschiedenen Ultrasgruppen nicht gewünscht,mir gehts am ***** vorbei,finde es nur schade wie die deutschen Fans sich zum Teil repräsentieren  


Tut mir Leid, aber ich finde eher, dass das was du schreibst völliger Mist ist. Ich denke nicht, dass du die bosnische Liga so gut verfolgst um das beurteilen zu können. Die Moslime sehen sich also als Türken? Wohl kaum freiwillig! Wenn du bei jedem Spiel "Ubi Ubi Ubi Turcina!" ("Töte, töte, töte den Türken") hörst, würdest du dich als Moslem auch provoziert fühlen... viele nehmen das halt auf und haben aus Trotz bei den folgenden Spielen Türkei Fahnen dabei, denn das war am Anfang nicht so! Das kannst du mir glauben, ich verfolge die bosnische Liga seit es sie gibt. Aber wie gesagt: Bosnischer Vereinsfußball = Eine Katastrophe!

Zum Thema ehemaliges Jugoslawien:
Die Kroaten wollen es wegen der Wirtschaft nicht mehr? hahaha. Ich kenne einige Kroaten die es schade finden, dass es das ehemahlige Jugoslawien nicht mehr gibt - weil es ein schönes Land war, mit mehreren Kulturen und Religionen. Denen ist die neue Wirtschaftswelle scheißegal, weil sie dass alte Land geliebt haben und ihnen Nationalismus ein Dorn im Auge ist. Viele behaupten eh, dass es gerade in Kroatien mehr Schatten des Aufschwungs gibt, als Licht. Schau dir mal die Kluft zwischen Arm und Reich bei euch an. Oder die Lebensmittelpreise. Erzähl mir nichts von geile Wirtschaft, allen gehts gut. Vielen ging es früher besser, was logisch ist, denn Krieg ist nie gut!

Sarajevo alles andere als Multikulti?
Frag mal meinen kroatischen Freund aus Rijeka, der mit mir da war. Der wird dich auslachen... Fahr erstmal ohne Vorurteile nach Sarajevo, und dann schreib nochmal was zur Stadt. Im Krieg wurde da nicht eine Kirche oder Synagoge zerstört (im Gegensatz zu so ziehmlich allen anderen Städten). Es leben immer noch sehr viele orthodoxe und katholische Menschen dort, unter anderem die beste Freundin meiner Mutter. Und die fühlen sich sauwohl, weil sie als "Sarajlije" behandelt werden und nicht als Ausländer!


So, dass Thema sollte jetzt aber echt vom Tisch sein. Wenn nicht, meld dich per PN.

@topic - Finds einfach schade, dass die deutsche Nationalelf, die absolut zu den Besten dieser Welt gehört, so schlechte "Fans" in den Kurven stehen hat. Wenn die Ultras nicht hinwollen, kann ich das nachvollziehen, aber es sind ja nicht alle Ultra, oder?! Finds irgendwie traurig, hätten besseres verdient die Jungs, auch wenn ich selber nicht alle leiden kann (Kuranyi!!!! )
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a.saftsack schrieb:
Um deine Frage mal für mich persönlich zu beantworten, einige Ausführungen dazu meinerseits.

Zumindest für meine Person gilt, dass eine gleichartige Unterstützung der Nationalmannschaft tatsächlich unvorstellbar ist. Im Gegenteil ist es mithin sogar so, dass man dieser Mannschaft (die ganz gewiss nicht "meine" Mannschaft ist) auf Grund gewisser größerer Entwicklungen im Fußball sogar regelrecht ein möglichst frühes Scheitern wünscht.

Was bietet mir die Eintracht, was mir die Nationalelf nicht bieten kann?
Heimat. Freundschaft. Ideale. Ein Platz zur freien Entfaltung, eine Möglichkeit wirklich aktiv an dem was "Eintracht Frankfurt" ist, mitzuwirken und mitzugestalten.
Eine Sache, die man in Folge sicherlich noch ein wenig mehr aufschlüsseln müsste, um die ganze Sache wirklich annäherungsweise auch eher Außenstehenden begreiflich zu machen. Aber ich glaube, der Beitrag wird auch so lange genug werden...

Demgemäß vielleicht erst einmal der Sprung zu dem, was mich an der Nationalmannschaft stört.
Da sind zunächst einmal ganz banal die Spieler. Diese Spieler, da gibt es kein Vertun, sind nicht unsere (wenn ich von "uns" rede, rede ich immer aus Eintracht-Sicht) Spieler.
Somit können schon einmal keine grundlegenden positiven Assoziationen mit den Spielern stattfinden, wie das z.B. der Fall wäre, wenn ein Spieler eben den Eintracht-Dress trägt und für unsere Farben einsteht.
Ganz im Gegenteil: Die DFB-Auswahl ist die Mannschaft, bei der die meisten Spieler des Kaders sogar für direkte Konkurrenten unserer Eintracht spielen. Und genauso wie wohl (dem Vernehmen im Forum nach) die meisten EM-Gucker in einem Korkmaz bereits "unseren Spieler" sahen, sehe ich eben auch in irgendwelchen Spielern von S06, Hannover96 oder dem VfB Stuttgart nach wie vor "gegnerische Spieler".
Sie sind eben keine von "uns" und haben von mir dementsprechend auch keinerlei Sympathie zu erwarten. Zumindest nicht über das Maß hinausgehend, was man manchen Profis vlt. auf Grund gewisser honoriger Verhaltensweisen durchaus hie und da zubilligt.
Aber auch zu diesem Punkt gilt zu sagen: Auch rein subjektiv betrachtet sind mir da zu viele Spieler im Kader, mit denen ich mich auch abseits des bereits genannten objektiven Bewertungskriteriums (Zugehörigkeit zu einem Konkurrenzverein) nicht gerade anfreunden kann...

Alleine aus diesem Gesichtspunkt heraus, ist die dt. Nationalmannschaft schon jene, die die geringsten Sympathien von allen Teilnehmern bei mir erwecken konnte.

Nun befinden wir uns bekanntermaßen in der "Nach-Bosman-Ära", in einer Zeit also, in der die Behauptung, dass ein Spieler wirklich noch ein Teil von Verein XY sei, in den allermeisten Fällen doch eine reichlich naive Annahme ist.
Im Grunde genommen ist heutzutage fast jeder Spieler austauschbar, ein Trend, der natürlich auch an unserer Eintracht nicht vorrübergegangen ist, da muss man sich gar nichts vormachen.
Jene Spieler, die den Verein wirklich (zumindest in Teilen) ins Herz geschlossen haben (und erst somit Teil des Vereins geworden sind! Eine Unterschrift unter einem Angestelltenvertrag bei der EFAG genügt dafür nicht...) und auch nach einem möglichen Wechsel/Karriereende immer mal wieder positiv an ihre Zeit in Frankfurt zurückdenken, die sie ggf. mehr oder ninder mitgeprägt haben, dürfte sich, so ernüchternd das mitunter sein mag, doch sehr in Grenzen halten.

Daraus zu schließen bleibt zwar, dass das Kriterium "Vereinsangehörigkeit" keineswegs die überragende Bedeutung in dieser ganzen Story annimmt - und dennoch ist und bleibt es so: Die Enkes, Rolfes' und Kuranyis dieser Welt tragen die Farben eines gegnerischen Vereins (ob sie dabei temporär das weiße DFB-Dress überstreifen ist in dieser Betrachtung für mich persönlich von keinerlei Belang - s. das o.a. Korkmaz-Beispiel). Sie sind und bleiben Vertreter eines Konkurrenzvereines meiner Eintracht.

Der m.E. wichtigste Begriff wenn es ums Fandasein geht ist: "Identität". Diese können einem diese Spieler ganz gewiss nicht vermitteln.
Aber zugegeben: Wären es nur die Spieler, die für diesen Faktor zuständig wären (ohne unseren Jungs auf dem Platz etwas Schlechte nachsagen zu wollen) - ich glaube nicht, dass der Spielerkader (s. auch das schon angesprochene Thema "Spieler kommen, Spieler gehen - der Verein bleibt!") ansatzweise genügen würde, um das hohe Maß an Identifikation zu erklären, welches einen nun einmal förmlich an diesen Verein "Eintracht Frankfurt" festkettet.

Hätten wir also den Unterpunkt "Spieler", also jener Akteure, die für das eigentliche Spiel zuständig sind, abgehakt. Aber dies ist noch lange nicht der einzige Grund, warum ich mit dieser Nationalelf weniger als nichts anzufangen weiß.

Grund Nr.2: Es ist und bleibt die Mannschaft des DFB. Deren vielbesagtes "Aushängeschild".
Und auch hier will es mir als Eintracht-Frankfurt-Vollblutfan nicht gelingen, von heute auf morgen einfach den Schalter von "Liga-" auf "EM/WM-Betrieb" umzuschalten.
Dass der DFB allgemein und generell kein sonderlich gutes Image in den Kurven dieses Landes genießt, dafür sind die regelmäßigen "Fußballmafia DFB!"-Rufe noch das geringste Indiz (diese erfolgen schließlich gerne gerade dann, wenn man mal wieder mit der Schiedsrichterleistung nicht einverstanden ist - und das ist als Eintracht-Fan eigentlich recht häufig der Fall... - denn aus dem Auge des Fans hat es ja dann doch eher so auszusehen: Der Schiri pfeift gegen uns nur das, was er muss - und für uns all das, was er kann... - erst dann ist Fan mit der Schirileistung annähernd zufrieden...  ).

Auch wenn sich beim DFB in den letzten Jahren so manches gebessert haben mag (denn mittlerweile scheint man auch dort hie und da langsam zu realisieren, dass der allgewaltige Fußballkommerz mehr und mehr außer Kontrolle gerät und einen der einstmals mächtigsten nationalen Sportverbände der Erde zusehends zur Ohnmacht verbannt... - die Geister die man rief... - auch die Lockerung der SV-Richtlinien und allgemein die zuvor vollkommen unübliche Bereitschaft zu einem ernsthaften Dialog mit Fanvertretern passen in das Bild einer gewissen positiven Entwicklung des DFB), so ist es doch grundsätzlich diese Institution, die innerhalb der letzten 20,25 Jahre für so viele Negativentwicklungen (gerade was Repression und Kommerzialisierung betrifft) innerhalb unseres Fußballkosmos grundlegend verantwortlich zu machen ist, dass da für mich persönlich keinerlei Möglichkeit besteht, diese Sache einfach auszublenden, wenn die deutsche Auswahl wieder einmal über die Bildschirme dieser Nation flimmert.

Der DFB ist mir nach wie vor in nicht wenigen Belangen unsympathisch und suspekt - auch hier besteht demnach nicht der geringste Anlass, etwaige "positive Empfindungen" für dessen Mannschaft aufzubringen.

Dass die Miss- und Vetternwirtschaft, Korruption und Ausbeutung, der hemmungs- und schrankenlose Verkauf unseres Sportes bei anderen nationalen Fußballverbänden noch in weitaus höherem Maße gegeben ist, weiß man nicht zuletzt u.a. auf Grund deiner Berichterstattung zu den skandalösen Zuständen im bosnischen Fußball in ebendiesem Forum hier.
Aber auch hier gilt es eine Besonderheit zu beachten: Der DFB ist der Verband, mit dem man sich als Fan hierzulande am meisten herumzuplagen hat. Die Abneigung gegen diesen Verband ist von daher in gewisser Weise naturgegebenermaßen einfach größer, als z.B. jene gegenüber dem bosnischen Verband (wenn man nicht gerade wie deinereiner einen wirklich direkten Bezug zu der ganzen Sache dort hat).

Ein weiterer Punkt, den man ansprechen müsste, wäre der unerträgliche hohe Grad der Durchkommerzialisierung der ganzen DFB-Nationalteam-Events. Es wirkt einfach nur hohl, sinnentleert - eine bunte, farbenfrohe Hülle ohne jeglichen Inhalt. Aufgesetzt, oberflächlich - eine Entertainmentveranstaltung für die breite Masse der Bevölkerung, weitestgehend befreit von Ansätzen originärer Fankultur.
"Der Sport ist abgemeldet, es zählt nur noch das Geld", wie man es in einem hier nicht ganz unbekannten Liedchen hören kann - und zwar als (vorläufige...) Endstufe einer Entwicklung, die den Fußball letztlich einfach zerstört, kaputt macht. Zu einer absolut beliebigen Veranstaltung ohne jeglichen Bedeutungsgehalt degenerieren lässt.
Warum waren denn die Eierwerfer der mittlerweile glücklicherweise eingegangenen "Frankfurt Galaxy" nicht wenigen Fans ein ziemlicher Dorn im Auge? Doch nicht, weil man die Sportart an sich so verachtete und auch nicht in erster Linie deshalb, weil die lila lackierte Wildschweinbande regelmäßig den Hauptplatz im Waldstadion in den Zustand eines Truppenübungsplatzes versetzte.
Es war diese offenkundig vom eigentlichen Ereignis, der dort unten aufgeführten Sportart, vollkommen enthobene Event- und Partykultur. Der überwiegende Teil der Besucher dort hatte keinen wirklichen Schimmer, von der Kultur, Tradition oder zumindest der Regeln des dort unten aufgeführten "Sport"ereignisses (oder sollte man ehrlicherweise doch gleich "Showereignis" bzgl. dieser Veranstaltungen sagen?).
Das war kein Sport mehr, das war ein reines Entertainmentprodukt.
Und ein am Horizont hereindräuendes apokalyptisches Bild, wie in wenigen Jahren auch unsere Sportart aussehen könnnte...?
Man wollte es damals nicht wahrhaben und will es auch heute nicht wahrhaben - und dennoch führt die Entwicklung in den oberen Profiligen geradewegs auf derartige Zustände hin...

Noch haben die meisten Kurven dieses Landes einen recht großen Kern an Herzblutanhängern, für die ihr Verein wirklich noch eine der absoluten Konstanten in ihrem Leben darstellt und für den sie im Falle eines Falles auch durchgängig bereit wären, eine bedeutende Menge persönlicher Opfer zu bringen.
Jene Menschen, die ihren Verein noch als "soziale Wertegemeinschaft von Sport-/Fußballliebhabern" betrachten.
Diese Fans lieben ihren Sport, lieben ihren Verein, lieben die Menschen, die für sie diesen Verein verkörpern - weil der Verein nur durch jene Menschen lebt und ebenjenes mitunter absolut faszinierende, tiefgreifende und identifikationsschaffende Gepräge erhält, welches diesen Verein zum "one and only" macht.
Dieser Verein ist nicht ersetzbar, dieser Verein ist nicht austauchbar - es ist die Sportgemeinde Eintracht aus Frankfurt.

"Eintracht Frankfurt" ist eben kein beliebig austauschbarer Entertainmentanbieter eines zur reinen Nebensache verkommenden sportlichen Events - es ist die pure Liebe. Und Liebe mag alles mögliche sein - aber gewiss nicht beliebig.

Im Zuge des Punktes "Kommerzialisierung" muss folgegemäß auch der Punkt der Zuschauer/Sympathisanten angesprochen werden.
Wenn ich davon schrieb, dass der Verein in erster Linie durch die Menschen verkörpert wird, die diesen Verein leben und lieben - diese in meinen Augen dementsprechend DAS identifikationsstiftende Merkmal überhaupt darstellen - dann ist die Frage: Wo und wer sind die Menschen, die dies analog dazu bei der DFB-Auswahl tun?
Ich möchte hier keineswegs pauschal urteilen (sprich: Es sollte sich nicht jeder Anhänger der DFB-Auswahl hier gleich unbeabsichtigt angesprochen fühlen) - aber dennoch hat der durchschnittliche Nationalmannschafts"mob" mir einen zu strengen Beigeschmack von "Nazis & Neckermänner" (und da darauf sehr sensibel reagiert wird noch einmal: Es ist nicht ansatzweise beabsichtigt, den Otto-Normal-DFB-Fan in die rechte Ecke zu stellen - diese Annahme wäre sicherlich reichlich verfehlt. Was ich damit eigentlich sagen will: Die Beimischung von Personen dieser politischen Richtung ist, wenn auch allgemein in der Kurve immer noch eine (mitunter deutliche - je nach Spielort) Minderheit darstellend - mir für meinen Geschmack schon deutlich zu hoch) - von dem sich bei Heimspielen dazugesellenden Eventpublikum mal ganz zu schweigen...

Ergo: Auch diese Menschen bieten mir keinerlei Identifikationsbasis.
Nun könnte man das ja alles ganz locker nehmen und sich sagen "Ach, lass den Leuten doch ihren Spaß..." - könnte man, wenn nicht:
a) Diese oberflächlich-passive nach Unterhaltung lechzende Konsumentenhaltung nicht allgemein zu einer m.E. negativen gesellschaftlichen Entwicklung beiträgt
b) Diese ganzen Vorgänge vor allem nicht in unserem Sport ablaufen würden! In einem anderen Thread war dieser Tage in einem sehr guten Beitrag von der "Enteignung der Fans" die Rede - und genau das trifft es!

Durch die vereinheitlichte und linientreue Medienpropaganda (Journalismus kann man das beim besten Willen nicht mehr nennen, was da in der (TV-)"Sport"berichterstattung mittlerweile so abgeht...) im Dienste der Sponsoren, Verbände und Vereine wird massenmedial zielstrebig das Ziel verfolgt, die vergleichsweise kleine, aber umso hartnäckigere, unbequemere weil kritische Fanszene durch den unkritischen, naiven, oberflächlichen und konsumfreudigen "Partyfan Modell 'Sommermärchen 2006'" zu ersetzen.

Das mag sich jetzt sehr nach "Schwarz/Weiß"-Malerei anhören - und das, wo ich doch sonst nicht selten auf eine differenzierte Betrachtungsweise der Dinge aus bin.
Um das Bild ein wenig realistischer zu gestalten: Natürlich sind diese "Herzblutfans" nicht alles Engel; gewisse Überschreitungen von gesetzlich oder gesellschaftlich vorgegebenen Regeln sind durchaus hie und da zu verzeichnen.
Aber auch wenn diese Aktionen im Einzelfall für die Personen selbst und die Fanszene im Allgemeinen eine negative Rückwirkung haben sollten: Eine gewisse Unangepasstheit und Missachtung der Obrigkeiten besitzt bei näherer Betrachtung durchaus einen gewissen Charme; jenen Charme, der widerum auch eine Art besonderer Qualität darstellt.
Eine stromlinienförmige Fanszene, die das eigenständige Denken und Handeln zugunsten der totalen Kontrolle durch Obrigkeiten à la Verband/Verein aufgeben würde, verlöre m.E. zu großen Teilen ihre Daseinsberechtigung. Wenn diese zur reinen Marionette der angesprochenen "Herren über das Spiel" ohne eigene Einflussnahme und Meinung wird, kann sie notwendigerweise die wesentlichen Aufgaben (Traditionspflege, Wertevermittlung, "Kontrollorgan" zum Wohle der langfristigen Entwicklung des Vereins) nicht mehr in dem Maße wahrnehmen, wie es erforderlich wäre.
Eine mündige Fanszene muss das Selbstverständnis besitzen, dass man selbsttätig in der Lage ist zu entscheiden was gut und richtig ist.
Schließlich: Noch immer besitzen Fankurven jenen Hauch von basisdemokratischen Idealen, welche bei solch großen, unüberschaubaren und undurchsichtigen Gebilden wie dem Staat mittlerweile längst zur wirklichkeitsfremden Utopie zu verkommen scheinen; ist in dem doch vergleichsweise sehr begrenzten und übersichtlichen Rahmen einer Fankurve noch möglich, was in größeren Zusammenhängen auf Sicht unerreichbar scheint. Die Organisation, Formulierung und Verlautbarung von ureigenen (Fan-)Interessen, die den Plänen der Vereinsführung/Sponsoren zuwiderlaufen ist in vielen Fällen konkret möglich und man besitzt, den entsprechenden Einsatzwillen und Idealismus vorrausgesetzt, durchaus die Möglichkeit, Dinge in die "richtige Richtung" (im Sinne der angesprochenen Faninteressen) zu verändern.
Und schließlich und letztendlich: Unbequem, unangepasst und quertreibend zu sein, ist in meinen Augen eine unabdingbare notwendige Eigenschaft solch basisnaher Bewegungen. Wenn man gesellschaftlich etwas bewegen möchte, MUSS man sich zwangsläufig möglichen einfacher gangbaren Alternativen verschließen; gegen den Strom schwimmen und bislang gültige und un- oder nicht ausreichend hinterfragte (gesellschaftliche) Regeln, Normen und Konventionen in gewissen Maßen missachten.
Denn: Es kommt nicht darauf an, welcher Weg einfacher, widerstandsfreier, unbeschadeter zu überstehen ist - sondern darauf, welchen Weg man als den richtigen erkennt, um seinen Zielen und Idealvorstellungen auf Sicht einen Schritt näher zu kommen.
Diese Haltung ist naturgegebenermaßen nicht leicht und erfordert einiges an Widerstandskraft und Beständigkeit; an persönlichem Verzicht und prinzipientreuer Lebensweise. Und dennoch: Für einen aufgeklärten und von Idealen beseelten Fan ein alternativloser Weg, möchte er am Folgetag noch guten Gewissens in den Spiegel schauen können.

...aber ich schweife ab. Und dennoch: Fußball ist nicht nur einfach Fußball - das was dort geschieht ist nach wie vor in gewisser Weise auch ein Spiegelbild gesellschaftlicher Verhältnisse und Entwicklungen.
Und jener perfide Kreuzzug (bitte als reine Metapher ohne religiösen Bezug verstehen    ) der Allianz aus Medien, Wirtschaft und (in diesem speziellen Falle überwiegend Verbands-/Vereins-) Politik gegenüber der kritischen Fanschar im Zusammenhang mit dem ins Absurde und Groteske übersteigerten "Fantum" was dort massenmedial dem dt. Verbraucher als vorbildlich und beispielhaft eingehämmert wird, geht tendenziell in seinen grundlegenden Wirkungsweisen und beabsichtigen Folgewirkungen weit über den Fußball hinaus.
Die Fans haben glücklich und in Partylaune zu sein; ungehemmter Konsum ohne Sinn und Verstand vorzuherrschen; der eigene Verstand abgeschaltet  und abgeschafft zu sein.
Wer sich dem Party-Wahn nicht beugt, wird, wenn schon nicht als Verräter an der selig-teutschen Partygemeinschaft, so doch zumindest als humorlose Spaßbremse und spießiger "Anti-Deutscher" abgetan... - der gesellschaftliche Druck auf "Abweichler" ist dementsprechend nicht zu unterschätzen und in Teilen sicherlich durchaus so gewollt.
Die allseits bekannten "gruppendynamischen" Prozesse beginnen zu greifen, nicht wenige dem EM-/WM-Wahn gegenüber zunächst skeptische Menschen werden einfach mitgezogen; wollen sich nicht aus ihrem gewohnten Umfeld "unangenehm auffallend" abheben.
Wenn von 5 Leuten 4 auf dem Schland-Party-Wahn-Trip sind, ist es für die fünfte Person wesentlich leichter, sich dem ganzen einfach anzuschließen, als weiterhin in seiner Ablehnung zu verharren.
Jene, die es sich nicht leicht machen, ihrem möglicherweise vom Schland-Virus infizierten Umfeld trotzen und weiterhin auf ihrer diffus gefühlten Skepsis oder auch wohl begründbaren ablehnenden Meinung beharren, verdienen in diesem Zusammenhang meine höchste Anerkennung.

Und zusammenfassend noch einmal: Die Nationalmannschaft im Allgemeinen und EM/WM im Besonderen sind für mich in gewisser Weise ein "rotes Tuch".
Nicht etwa  "antideutschen Ressentiments" oder dem massenhaften Auftreten irgendwelcher als Fußballfans verkleideten Party-Volltrottel geschuldet - sondern einfach, weil diese Ereignisse die Speerspitze dessen darstellen, was eines Tages unserem Fußball das letzte bisschen Seele aus dem Leib reißen wird.
Oder kurz und prägnant:




Noch mal kurz dazu:
"dass grad so ein kleines Land wie Bosnien solche Fans hat, und große Länder in diesem Punkt nichts zustande bringen"

Das könnte zum Teil schon der Schlüssel des Rätsels sein. Natürlich spielen da noch viele andere Dinge mit rein wie die Geschichte und Traditionen eines Landes; die allgemeine Art und Weise, wie in gewissen Regionen Fußballkultur gelebt wird usw. usf. - aber dennoch denke ich, dass eine geringe Größe eines Landes da auch durchaus einen "Wettbewerbsvorteil" in Sachen "geeinter Unterstützung des Nationalteams" darstellen kann.

Ich verbinde z.B. mit Deutschland als Nation nicht übermäßig viele Gefühle. Bin deutscher Staatsbürger, wohne in diesem Land... - aber das sind alles mehr so bürokratische Dinge, da ist bei mir nicht wirklich Gefühl dahinter.
Ebendiese gefühlte Identität bezieht sich ganz stark auf die eigene Heimatregion, in dem Falle das Rhein-Main-Gebiet (mit besonderer Gewichtung auf das Herz des RMG; unser schönes Frankfurt am Main) - dies ist für mich "Heimat"; hier wohne und lebe ich. Mit z.B. Hamburg, Freiburg, Eisenhüttenstadt verbindet mich dann doch vergleichsweise wenig... - zu wenig, um mich damit wirklich identifizieren zu können.
Finde dies auch nicht so ungewöhnlich, schließlich reist man ja jedes zweite WE im Zeichen des Adlers in eine fremde Stadt um dort die Stadien der Republik zu rocken... - und da das "Fan-Dasein" für mich keine "Teilzeitaufgabe" ist, sondern einen mittlerweile doch durchgängig beschäftigt, ist es m.E. auch nicht weiter ungewöhnlich, dass die Selbstwahrnehmung dementsprechend dahin geht, dass man sich in erster, zweiter und dritter Linie als "Frankfurter" betrachtet. So isses halt.  ,-)

Kann zwar sein, dass ich ein wenig an deiner Frage vorbeigeschrieben habe, warum es keine "ultraorientierten Gruppen" bei der DFB-Elf gibt - aber ich hoffe wenigstens ansatzweise eine verständliche Erklärung dafür abgegeben zu haben, warum für mich als Eintracht-Fan eine Unterstützung der Nationalelf keinesfalls in Frage kommt...



warum schreibs du so viel das liest sich doch eh keiner durch
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@sge93

Es gibt im Forum auch andere Posts als die stupiden "Funkel Raus" Postings, welche noch nicht mal Satzzeichen haben. Es gibt halt Posts, die sehr ausführlich sind. Wenn Du etwas älter bist, wirst du lange Beiträge, welche fundiert und realistisch geschrieben sind, lieben.


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