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Fußball Deutschland-Niederlande in meinem Leben

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In meinem Beitrag zur WM in Süd-Afrika auf diesem Forum hatte ich es schon mehr oder weniger angekündigt: Wenn Deutschland gegen die Niederlande spielt, eröffne ich einen neuen Thread. Am 13 Juni ist es soweit und treffen wir aufeinander.
Obwohl meine Sympathien bei den Oranjes liegen, hat mir die deutsche Mannschaft auch immer sehr am Herzen gelegen. Namen wie Fritz Walter und Uwe Seeler sind mir geläufig und die Bücher und Zeitschriften, in denen ihre Heldentaten beschrieben wurden, buchstabierte ich wie jeder fußballbegeisterte deutsche Jugendliche der 50er und 60er Jahre.
Das erste Mal, dass ich ein Duell zwischen beiden Ländern bewusst mitbekam, muss am 21 Oktober 1959 gewesen sein, also in unserem Meisterjahr. Damals war ich gerade 8 Jahre geworden. Ich kann mich nur noch erinnern, dass ich in einem Friseurladen im Prüfling saß. Wie gewohnt bekam ich einen ‚Amerikaner’ verpasst, die Haare so kurz wie möglich. Meine Mutter hatte dem Friseurmeister wohl verklickert, dass ich ein Holländerbub sei. Im Radio lief die Radiosendung und bei jedem Tor, das für Deutschland fiel, wurde in meine Richtung eine Bemerkung gemacht. Am Ende stand es 7:0 für Deutschland. Wie ich den Statistiken entnehmen kann, waren da 3 Tore von Uwe Seeler dabei.
Von 1959 mache ich einen großen Sprung nach 1974. In der Zwischenzeit gab es zwar noch ein Freundschaftsspiel (23-3-1966 2:4 für Deutschland), sicherlich zur Vorbereitung auf die WM in England, aber daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Alle Begegnungen stehen hier.  

In 1974 habe ich während der Vorrunde zwei Spiele der Oranjes in Dortmund gesehen. Mit einem Studienkollegen aus Rotterdam zeltete ich auf einem Campingplatz in der Nähe von Dortmund. Gegen Schweden wurde es ein 0:0 und mit einem 4:2 gegen Bulgarien wurde der Gruppensieg sichergestellt. Ich erinnere mich auf der Rückfahrt an ein Gespräch mit einem Fahrgast auf einem Umsteigebahnhof im Ruhrgebiet. Deutschland hatte sich für die nächste Runde qualifiziert, aber die 1:0 Niederlage gegen die DDR durch das Tor von Sparwasser, lag gerade 1 oder 2 Tage zurück. Er war richtig deprimiert, gab den Deutschen kaum Chancen und sprach in den höchsten Tönen von den fußballerischen Qualitäten der Oranjes. Schon damals dachte ich: Das wird nicht immer so bleiben.
Vor einem Jahr bekam ich das Buch Wij waren de Besten (Wir waren die Besten) des Journalisten Auke Kok zum Geburtstag. Darin räumt er mit dem Mythos, dass die Niederländer unverdient das Endspiel verloren hätten, auf. Die Deutschen waren am 7 Juli 1974 auf jeden Fall ebenbürtig. Witzig ist, dass ich in meiner Firma hier in den Niederlanden eine deutsche Kollegin habe, die ausgerechnet an diesem Tag geboren wurde. Ausführlich beschreibt Kok, wie es zu diesem für die Niederländer fatalen Endergebnis kommen musste. Ein paar Ursachen:

- Das Schwimmbadereignis, in der Presse erschienen Berichte, dass einige Spieler nachts mit unbekleideten Damen im Swimmingpool gesichtet waren. Das Hotel befand sich in der Nähe von Münster/Westf. Cruijff soll danach stundenlange Telefongespräche mit seiner Frau in Barcelona geführt haben. Damals gab es noch keine Handys. Im Hotel gab es eine Telefonkabine und jeder konnte sehen, dass unser Johan dort stand und damit auch für andere Hotelbewohner die Leitung blockierte. Diese Ehekrise belastete das Gemüt von Cruijff. Er war nicht ganz bei der Sache.
- Die deutschen Spieler waren während des ganzen Turnieres nicht sehr zufrieden mit ihren Aufenthaltsorten. Zum Endspiel nach München ging es endlich für einige Spieler (Beckenbauer, Maier, Breitner, Müller, ..) nach Hause. Das kam der Stimmung sehr zu gute. Beckenbauer lud alle zu einer Gartenparty ein. Sein Haus war nicht weit vom Übungsgelände entfernt.
- Der Trainer der Oranjes war Rinus Michels, er war gleichzeitig auch Trainer des FC Barcelona und reiste mindestens zweimal während des Turniers nach Barcelona ab, weil er sie im spanischen Pokalendspiel begleiten musste. Das kam der Disziplin im niederländischen Lager nicht zu gute.
- Zur Beobachtung von Gegnermannschaften gab es speziell einen Mann, der gute Arbeit leistete und dessen Berichte zu Erfolgen gegen Brasilien und Argentinien beitrugen. Ausgerechnet vor der wichtigen Begegnung mit Deutschland wurde dieser Mann weggeschickt. So erreichte Rinus Michel und die Spieler nicht die Nachricht über die Spielweise eines gewissen Bernd Hölzenbein. Den Spielzug während des Endspiels, als er in den niederländischen Strafraum vordrang und den Elfmeter, der zum Ausgleich führte, forcierte, hatte er auch schon bei anderen Spielen gezeigt.
- Niederländische Vereinsmannschaften hatten ihre Spiele gegen deutsche Klubs in den Jahren vorher erfolgreich abgeschlossen. Es war also eine gewisse Überheblichkeit dabei, weil man sich einbildete zu wissen, wie die Deutschen spielen würden.
- Die niederländische Elf reiste erst am Vortag von Münster nach München. Dadurch hatten sie wenig Anpassungszeit. Vom Ajax-Spieler Krol war bekannt, dass er die erste Nacht in einem neuen Hotel kaum ein Auge zudrücken konnte.

Das Endspiel habe ich in der Jugendherberge von Bordeaux gesehen. In einem großen Saal saß ich ganz vorne mit einigen Oranjehemden. Wir waren nach dem frühen 1:0 wohl sehr laut und unbändig gewesen. Die Stimmung im Saal richtete sich gegen uns und am Ende waren wir die Trauerklöße. Es waren ziemlich viele Männer aus ehemaligen französischen Kolonien in Afrika unter den Zuschauern und die hatten glaube ihre Probleme mit der Farbe Oranje, weil sie ja auch die Farbe der Apartheidsunterstützer, der Buren in Süd-Afrika war.

Die nächste wichtige Begegnung gab es am 16 Juni 1978 in Argentinien während der WM. Ich war damals in Südostasien und das Ergebnis der Begegnung (2:2) habe ich in einer Telefonzelle in Singapur erfahren. Ich habe das Spiel nicht gesehen. Das Endspiel gegen Argentinien habe ich mitten in der Nacht in einem Hotel in Malaysia gesehen.

Zwei Jahre später fand die EM in Italien statt. Beide Länder waren in derselben Gruppe. U.a. durch einen 3:2 Sieg am 14 Juni 1980 gegen die Niederlande wurde Deutschland Gruppensieger. Der Gruppensieg führte direkt zur Endspielteilnahme. Dort wurde Belgien mit 2:1 besiegt.

Hiermit schließe ich den älteren Teil der Geschichte ab. Viele, die diese Zeilen lesen, waren damals noch nicht geboren oder sehr jung. In meinem Schrank liegt noch immer ein orangenes T-Shirt aus 1974 und jedes Mal, wenn es wieder losgeht und die Niederlande ist dabei, ziehe ich es an. Zwar hat mein Bauchumfang im Laufe der Jahre zugenommen, aber es passt noch immer. Ehrlich gesagt war ich Ende der 70er Jahre der Meinung, dass Holland seine beste Zeit als Fußballgroßmacht hinter sich gehabt hätte. Diese Zeit würde nie wiederkommen. Ein kleines Land kann auf Dauer diese Stellung niemals halten. Das wir auch jetzt – mehr als 30 Jahre später – noch immer ganz weit oben auf der FIFA-Weltrangliste stehen würden, hätte ich damals nicht für möglich gehalten. Wir Niederländer leiden nicht so sehr unter der Stärke des deutschen Fußballs – die ist naturgegeben -, sondern eher unter der Schwäche unserer anderen Nachbarn – den Belgiern. Die waren auf Fußballgebiet früher unsere direkten Konkurrenten.

Anfang der 80er Jahre zog ich ins damalige West-Berlin. Dort befreundete ich mich mit meinem Fussballkumpel Jürgen. Wir können stundenlang über Fußball reden, obwohl wir nicht Fans der gleichen Mannschaften sind. Er ist für Deutschland und ich eben nicht, er ist für einen Traditionsverein, der gerade in die Niederungen der zweiten Liga hinab gesunken ist, aber – so nüchtern wie wir sind – meinten wir letztens zueinander: Vielleicht sieht es nächstes Jahr um diese Zeit herum wieder genau umgekehrt aus. Natürlich hoffe ich inbrünstig, dass das nicht der Fall wird sein und wir uns dann wieder ein Spiel der beiden Mannschaften in der ersten Liga anschauen können.
Mit ihm habe ich mir auch mehr als einmal wichtige Spiele zwischen unseren beiden Ländern angeschaut. Da ich selbst damals über keinen Fernseher verfügte und ‚Public Viewing‘ noch nicht echt Mode war, war das immer bei ihm auf dem heimischen Sofa in Berlin-Wedding.

1988:  Halbfinale der EM in Hamburg.
Was durch mich ging als van Basten kurz vor Schluss zum 2:1 traf? Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Für mich natürlich großer Jubel, gleichzeitig für Jürgen eine große Enttäuschung. Kein Endspiel im eigenen Land. Erst viel später habe ich erfahren, dass es nach dem Spiel unschöne Szenen gegeben hatte, bei denen niederländische Spieler sich unsportlich verhalten hatten. Am besten zeigt das ein Artikel des Torwarts Van Breukelen im letzten Spiegel auf.
Es ist schon komisch, dass in 1974 der Krieg bei der Begegnung beider Länder kaum eine Rolle gespielt hatte, während 14 Jahre später dieser Sieg auf einmal zu einer späten Genugtuung hoch stilisiert wurde. Der Dichter Jules Deelder schrieb folgende Zeilen

Oooooooo!
Hoe vergeefs
des doelmans hand

zich strekte
naar de bal
die één minuut

voor tijd
de Duitse doel-
lijn kruiste

Zij die vielen
rezen juichend
uit hun graf


Oooooooh!
Wie vergeblich
Des Torwarts Hand

Sich streckte
nach dem Ball
der eine Minute

vor Schluss
die deutsche Tor-
linie überquerte

Sie, die gefallen sind
erhoben sich jubelnd aus
Ihrem Grab.

Zum Glück haben die Zeiten sich geändert und kann man heutzutage beruhigt auch mit einem deutschen Fähnchen durch die Niederlande fahren. Und viele meiner Landsleute sind der Meinung, dass die Deutschen heutzutage den Fußball darbieten, den wir eigentlich spielen müssten.



Fußball Beilage zur EM 2012 der Zeitung ‚NRC-Handelsblad‘

Von den Deutschen genießen
Deutsche wurden gehasst. Arroganz, Schwalben und immer wieder gewinnen. Das Klischeebild entspricht nicht länger der Wirklichkeit. Die multikulturellen Deutschen spielen frivoler als jemals. Wer gönnt der Mannschaft jetzt nicht einen neuen Titel?

Das Endspiel gegen die Sowjetunion haben Jürgen und ich uns auch gemeinsam angeschaut bei einem Freund. Hinterher zog ich alleine mit meinem orangenen T-Shirt zum Ku-Damm. Ich stand und lief da ziemlich alleine rum. Ab und zu kam ein Auto mit einer niederländischen Fahne vorbei. Da war es 2006 oder 2008 schon ganz anders als ich türkische, russische und italienische Fans in Autokorsos nach Siegen ihrer jeweiligen Mannschaften sah, wobei mir klar ist, dass es aus den Ländern mehr Menschen in Berlin gibt.

1990: Achtelfinale der WM in Mailand
Diesmal am 24 Juni 1990 hatte Jürgen seinen Jubeltag. Die Mannschaften hatten sich schon in der Qualifikation (Gruppe 4) gegenüber gestanden und sich zweimal unentschieden getrennt. Erst gab es ein 0:0 am 19 Oktober 1988 und danach ein 1:1 am 26 April 1989. Die Niederländer waren schwierig durch die Vorrunde gekommen. Sie hätten überhaupt nicht in dieser Phase des Turniers gegen Deutschland spielen müssen, wenn sie sich nicht gegen die Gegner England, Irland und Ägypten jeweils zu einem Unentschieden gequält hätten. Jetzt standen sie punkt- und torgleich mit den Iren und das Los entschied, dass die Niederländer Gruppendritter wurden. Sie litten deutlich unter der Favoritenbürde. Das Arroganzniveau der Niederländer ist niemals vorher und nachher so hoch gewesen wie damals. Sie meinten, dass die Mannschaft, die um das AC Mailand Trio van Basten-Gullit-Rijkaard geformt war, unschlagbar wäre. Beweis für diese Arroganz waren die Briefmarken, die schon hergestellt waren.
In 1974 hatte man es noch bei einem Aufdruck auf einer bestehenden Briefmarke[/url] belassen.



In 1990 wurde die Siegerbriefmarke bis ins Detail vorbereitet und zu einem kleinen Teil ausgeführt.



Genauso wie in 1974 konnte alles bis auf einen Block, der jetzt in irgendeinem Museum liegt, Richtung Shredder gehen. Diesen Fehler haben sie zum Glück vor zwei Jahren zur WM nicht wiederholt! Das Spiel ist durch die Spuckattacken von Frank Rijkaard gegen Rudi Völler in die Geschichte eingegangen. Deutschland ging verdient mit 2:1 als Sieger vom Platz, weil sie besser waren.

1990 war einfach das Jahr der Deutschen. Es konnte nichts schief gehen. Ich wohnte damals nicht weit entfernt von der Gedächtniskirche im Zentrum des westlichen Berlins und von Sieg zu Sieg der deutschen Mannschaft wurden die Hupkonzerte und Jubelstürme um meine Haus herum lauter und lauter. Am Abend des Halbfinales Deutschland gegen England brachte ich meinen englischen Freund Nicholas, der mit einer Polin verheiratet war, zum Nachtzug am Bahnhof Zoo. An einem Kiosk schauten wir uns die Partie an. Weil es Verlängerung gab, musste er irgendwann zum Zug und ich habe dann am selben Kiosk mit zig fiebernden deutschen Fans das Spiel bis zum Elfmeterkrimi zu Ende gesehen. England verschoss zweimal und Deutschland stand im Endspiel.
Das Endspiel sah ich mir wieder bei Jürgen an und nach Abschluss fuhren wir mit der U-Bahn ins Zentrum. Ich meinte, sie würde aus den Gleisen springen, weil die Fans vor Freude auf und nieder hüpften. In Erinnerung bleibt mir eine Leuchtrakete, die an der Leinwand in der Joachimstaler Strasse hängen blieb und sie teilweise zerstörte.

1992 war das Jahr von „Danish Dynamite“. Bei der EM in Schweden besiegten die Niederländer zwar die Deutschen am 18 Juni mit 3:1, aber wurden wenig später von den Dänen aus dem Turnier geworfen. Die Deutschen scheiterten im Endspiel, wobei Torwart Schmeichel eine überragende Rolle spielte.

In 1994 zur WM in den USA gab es auf Fußball gebiet noch immer Spannungen zwischen beiden Ländern. Ich wollte damals mit meiner Familie mit einem Auto mit Berliner Kennzeichen in den Urlaub nach Hause fahren und hatte richtig Bammel vor einer Begegnung Deutschland- Niederlande. Ich hatte irgendwo in er Zeitung gelesen, das besoffene niederländische Fans ein deutsches Auto hin- und hergeschaukelt hätten. Zum Glück kam es zu keiner Begegnung. Auch nicht in 1998. Da wohnte ich schon wieder in den Niederlanden und in 2002 waren die Niederlande sowieso nicht dabei. In meiner Eintracht-Bio erzählte ich schon davon wie Eintracht Fans in Bochum wegen meines Autos mit NL-Kennzeichen riefen: Ohne Holland fahren wir zur WM!.
Die erste Begegnung auf einem größeren Turnier gab es danach erst zur EM 2004 in Portugal.  Das Spiel ging 1:1 aus. Für beide Länder war diese EM nicht so erfolgreich. Für die Niederländer lag das an einem historischen Wechsel, den Dick Advocaat im Spiel gegen die CSSR vornahm. Er nahm den jungen Arjen Robben, der das Spiel seines Lebens machte, vom Platz. Niemand hat jemals diesen Wechsel verstanden. Trotz seiner internationalen Erfolge ist man deswegen in den Niederlanden noch immer skeptisch gegenüber den Trainerqualitäten des kleinen Generals. (Der große General war Rinus Michels).

Dreh- und Angelpunkt der Sicht von Niederländern auf deutschen Fußball ist die WM 2006. Die Niederländer waren von der deutschen Leichtigkeit erstaunt. Was war denn aus diesen bierernsten Deutschen geworden? Das niederländische Fernsehen berichtete jeden Tag live aus einem Hotel im Schwarzwald. Unter dem Publikum auch viele deutsche Zuschauer, die sich nahtlos unter die niederländischen Feriengäste mischten. Ein bekannter Journalist meinte irgendwann scherzend, er hätte sich dabei ertappt, dass er bei einer Begegnung den Deutschen heimlich die Daumen gedrückt hätte. Sie hätten einfach so gut gespielt, dass sie den Sieg verdient hätten. Viele hofften, dass die Deutschen auch das Endspiel erreichen würden und die Sympathiewerte stiegen weiter, als bekannt wurde wie souverän Deutschland mit der Niederlage gegen die Italiener im Halbfinale umging. Keine Verbissenheit. Prozesse von Ab- und Zuneigung verlaufen nun mal so, dass, wenn sich eine Seite nach langer Zeit endlich für Zuneigung entschieden hat, dies nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen muss. Der Abgelehnte braucht auch seine Zeit um sich an die neue Zuneigung zu gewöhnen. Zu Recht, wie soll man denn sonst ein neues Selbstbewusstsein aufbauen. Immer der Verschmähte zu sein, das lässt keinen Menschen und auch kein Volk unberührt. Ein Zeichen für das erstarkte Selbstbewusstsein ist zum Beispiel dieses Liedchen, das in jeder Fußball Diskussion über D-NL irgendwann auftaucht.

Bei der WM 2010 in Südafrika verpassten wir uns und kamen so auf den zweiten und dritten Platz. Die Spielweise der deutschen Mannschaft gefiel vielen Niederländern. Vor allen denen, die vom Fußball eine Ahnung haben; im Gegensatz zu der meist effizienten, aber auch manchmal sehr harten Gangart der Elftal.

Am Mittwoch ist es also so weit. Die ‚Oranjegekte‘ (Oranjeverrückheit) wächst in meiner direkten Umgebung von Tag zu Tag. Ganze Straßenzüge sind mit orangenen Wimpeln geschmückt. Die Supermärkte haben lauter orangene Artikel im Angebot, zum Essen und Trinken, zum Aufhängen, zum Reinblasen, zum – ich weiß nicht wofür noch. Fürs Auto habe ich einen kleinen orangen Löwen mir angeschafft. Eigentlich muss der auf der Kühlerhaube kleben, aber meine Partnerin ist für Deutschland. Das kann ich ihr nicht antun. Jetzt fährt er eben nur im Innenraum mit. Vielleicht ist es am nächsten Sonntag vorbei und verschwindet die Farbe Orange wieder aus dem Straßenbild, aber in zwei oder vier Jahren geht alles wieder von vorne los. Wenigstens wenn Holland sich wieder qualifiziert. Wer einen Eindruck von der Oranjegekte kriegen will, sollte sich dieses Filmchen anschauen. Es geht um eine Straße gleich bei mir um die Ecke. Die Untertitel kann ich euch leider nicht liefern.

Gestern war ich übrigens in Berlin. Da schaute ich mir erst bei Jürgen daheim Niederlande-Dänemark an. Auweia. Danach wollten wir zu einem ‚Public Viewing‘ Platz gehen. Dort war es aber leider zu voll. So haben wir uns wieder bei ihm das Spiel in aller Ruhe reingezogen. Beim Tor von Gomez gingen einige Raketen bei den Nachbarn hoch. Leider kann ich wegen meiner Arbeit nicht am 13. In Berlin sein. Ich fahre nach Den Haag und schaue mir das Spiel auf Einladung der Deutsch-Niederländischen Handelskammer in der deutschen Botschaft an. Die haben Interessenten eine Einladung geschickt und genauso wie der Fußball muss auch der Euro zwischen Deutschland und Holland rollen. Wie ich hoffe, dass das Spiel ausgeht? Natürlich sollen unsere gewinnen. Mit einem Unentschieden in der Vorrunde wäre ich normalerweise zufrieden. Damit werden die Chancen erhöht, dass wir uns wieder im Endspiel treffen. Aber es geht für die Niederlande jetzt schon um Alles oder Nichts.

Orange ist gewiss keine Eintracht-Farbe. Da wäre sogar eher an Rosa zu denken.  
Ich hoffe, dass mein Beitrag zur EM2012 trotzdem bei euch Gefallen findet.
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Vielen, vielen Dank für den schönen Rueck- und Ausblick.

Ich tippe mal auf ein 1:1 - weis allerdings nicht, ob es für Oranie reicht.

Gruss Afrigaaner
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Großes Kino- vielen Dank für diese Forumsperle.
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Wow! Danke Johan und schoenen Gruss aus Amsterdam!  
Obwohl ich seit 12 Jahren in den Niederlanden lebe, schlaegt mein Fussballherz deutsch. Was mich aber nicht davon abgehalten hat, eine tiefe Bewunderung fuer die hollaendische Fussballmentalitaet zu entwickeln. Dennoch muss Deutschland am Ende gewinnen!
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Vielen Dank. Als Halb-Holländer bin ich zwar immer für Deutschland wenn es gegen Oranje geht. Morgen muss ich gestehen, könnte ich auch mit einer Niederlage und einem evtl. "Endspiel" gegen Dänemark leben  

Allein für die Überheblichkeit, die hier wieder in Richtung NL abgeht.

Wie du so schön geschrieben hast, was Holland als kleines Land über all die Jahre aus ihren Kapazitäten macht, muss man einfach Respekt zollen.
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bernie schrieb:
Großes Kino- vielen Dank für diese Forumsperle.


+1

Tolle Erinnerungen, schön zu lesen  
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15. Juni 2004

21 Uhr

Mein Telefon klingelt, ich geh dran: "Ich weiß zwar nicht, wer da ist, aber es ist eine Frau"

Am anderen Ende eine Freundin, Silvia: "Stimmt, woher weißt du das?"

Ich: "Kein Mann ruft an, wenn Deutschland bei einer EM gegen Holland spielt"

21.10 Uhr

Mein Telefon klingelt, ich geh dran: "Ich weiß zwar nicht, wer da ist, aber es ist eine Frau"

"Hallo, hier ist Michael" (Michael = Kumpel, stockschwul,  null Interesse an Fußball)
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adlerDA schrieb:
Morgen muss ich gestehen, könnte ich auch mit einer Niederlage und einem evtl. "Endspiel" gegen Dänemark leben  



Solange Du übermorgen nicht damit leben kannst, ist ja alles OK.  ,-)
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Exil-Adler-NRW schrieb:
adlerDA schrieb:
Morgen muss ich gestehen, könnte ich auch mit einer Niederlage und einem evtl. "Endspiel" gegen Dänemark leben  



Solange Du übermorgen nicht damit leben kannst, ist ja alles OK.  ,-)  



pro edit-funktion  
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Grabi65 schrieb:
15. Juni 2004

21 Uhr

Mein Telefon klingelt, ich geh dran: "Ich weiß zwar nicht, wer da ist, aber es ist eine Frau"

Am anderen Ende eine Freundin, Silvia: "Stimmt, woher weißt du das?"

Ich: "Kein Mann ruft an, wenn Deutschland bei einer EM gegen Holland spielt"

21.10 Uhr

Mein Telefon klingelt, ich geh dran: "Ich weiß zwar nicht, wer da ist, aber es ist eine Frau"

"Hallo, hier ist Michael" (Michael = Kumpel, stockschwul,  null Interesse an Fußball)
 


es spricht jetzt aber nicht für dich, dass du rangegangen bist

Schöne Geschichten, Dank an den Verfasser.
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Großartig! Danke!
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Toller Beitrag, dass Fussballspiel gerade gibt ja nicht viel her, so finde ich jetzt Zeit. Ich bin ja nun auch schön ein etwas älteres Baujahr, für mich hab ich aber nie ein negatives Verhältnis zu den Niederländern gehabt, eher gar keines - wenig Berührungspunkte halt. Geändert hat sich das in meiner Bundeswehrzeit - war ab 96 im 1. Deutsch Niederländischem Korps und wir waren auf einer grossen Übung - genau zur Tunierzeit - das waren einfach nur tolle Fussballpartys von Holländern und Deutschen gemeinsam...nichts aggressives oder gar bösartiges...das gegenseitige aufziehen gehört ja dazu    Auch wenn es zu der Zeit nur Soldaten waren, ich glaub das gegenseitige Bild ist voneinander gar nicht mehr so getrübt.
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Der Sieg 1974 war letztendlich auf jeden Fall verdient,auch wenn wir in der 2 HZ schwer kämpfen mussten um diesen über die Runden zu bringen.
Holland war einfach im Vorfeld zu siegessicher gewesen.

Ausserdem wurde uns noch ein klarer Elfmeter an Hölzenbein verweigert,als dieser in HZ 2 von links in den Strafraum eindrang u.regelwidrig gelegt wurde. Dieser Elfmeter war eindeutig,im Gegensatz zum ersten,der heftig diskutiert wurde.
Hier hat sich aber der SR offensichtlicht nicht getraut,für den selben Spieler 2mal Elfmeter zu pfeifen!
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...und wieder eine Forumsperle mehr !!!

Sehr lesenswert, vielen Dank !

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MarthasMadman schrieb:
...und wieder eine Forumsperle mehr !!!

Sehr lesenswert, vielen Dank !

 

absolut..
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eigentlich habe ich echt meine probleme längere forumsbeiträge wie diesen zu lesen.

aaaaber, es hat sich wirklich gelohnt. vielen dank für die zeilen.

auf ein gutes spiel heute abend.
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Toller Beitrag.
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Hallo ATTILA_NL,

sehr sehr schöner Beitrag. Hat höllisch Spass gemacht zu lesen.
Bin selber noch 58 und habe wie du fast alle Spiele D gegen NL verfolgt. Es war immer richtig was los bei diesen Derbys.
Mein Tip war, vor 2 Wochen, ein 1:1. Ich hoffe aber    auf ein spannendes Spiel und einen Sieg gegen die NL.

Gruß Volker
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Ein Freund schrieb mir gerade:
sterkte vanavond met het probleem van de dubbele loyaliteit. Je zult ook gemerkt hebben dat Nederland dit keer voor Duitsland is. Dit maakt het natuurlijk nog ingewikkelder!
Viel Kraft heuteabend mit dem Problem der doppelten Loyalität. Du wirst auch gemerkt haben, dass die Niederlande diesmal für Deutschland sind. Das macht es natürlich nur noch komplizierter!

Ergebnis einer Umfrage in der Tageszeitung ‘Telegraaf’.
42% gehen von einer Niederlage, 42% einem Sieg und 16% einem Unentschieden aus.
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Attila_NL schrieb:

Orange ist gewiss keine Eintracht-Farbe. Da wäre sogar eher an Rosa zu denken.    


oha:

http://eintracht-archiv.de/1981/pezzeyk.jpg



großartig, danke.


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